SPECIAL: Decoder für Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D sowie die HDMI-Anschlusssektion - was ist wichtig beim AV-Verstärker oder AV-Receiver?
Gerade aktuell mag es wie Hohn in den Ohren vieler Leser klingen, wenn wir über Ausstattungsmerkmale von AV-Receivern und AV-Verstärkern schreiben: Sehr viele AV-Receiver und AV-Verstärker sind nicht kurzfristig lieferbar, manche sogar auf mehrere Monate nicht. Hinzu kommt noch, dass die Preisstruktur nicht mehr dieselbe ist. War es früher noch möglich, Schnäppchen zu schlagen und selbst aktuelle Modelle merklich unter der unverbindlichen Preisempfehlung zu ergattern, so muss man sich jetzt nicht nur damit auseinander setzen, dass man den Listenpreis zahlen und froh sein muss, überhaupt ein Gerät zu bekommen: Nein, auch Preiserhöhnungen bestimmen den Markt. Gerade aber, wenn man so lange auf einen AV-Verstärker oder -Receiver wartet, sollte es dann auch das richtige Gerät sein. Oder lohnt es sich, z.B. auf ebay, auf ein gebrauchtes Device zu setzen? Hier gilt generell: Nur ein AV-Verstärker/-Receiver mit Rechnung, die belegt, dass das Gerät aus einwandfreier Quelle stammt und auch ein für Deutschland bestimmtes Modell ist. Denn dann hat man bei etwaigen Problemen, die später auftreten könnten, bessere Chancen, dass man entsprechende Hilfe oder Kulanz bekommt. Der oben im Bild gezeigte Denon AVR-X4700H ist nur schwer zu bekommen, der sündhaft teure, aber auch extrem gute Denon AVC-X8500HA ist aber sogar (in Prermium-Silber, ab Februar auch in Schwarz) zu haben. Preis: 4.299 EUR.
Trotzdem wollen wir auch in diesen Zeiten auf zwei elementar wichtige Ausstattungsmerkmale bei AV-Receiver-/Verstärkern eingehen: 3D Audio-Decoder und die HDMI-Sektion.
3D Audio-Decoder und 3D Audio-Aufpolierer
Dolby Atmos ist das wichtigste 3D Audioformat
Elementar wichtig und für den echten Mehrkanal-Fan unverzichtbar ist ein Decoder für Dolby Atmos. Dolby Atmos ist das mit Abstand gebräuchlichste 3D Audio-Format. Auch viele Streaming-Anbieter nutzen es. Daher sollte im Sinne eines mitreißenden 3D-Audio-Erlebnisses ein Decoder für das objektbasierte Audioformat Dolby Atmos definitiv dabei sein.
DTS:X ist für Heimkino- und Ultra HD-BD-Fans durchaus wichtig
IMAX Enhanced basiert auf DTS:X
Auro-3D ist das dritte objektbasierte Audioformat
Mit "objektbasiert" ist gemeint, dass bei Dolby Atmos (und auch bei den anderen 3D-Formaten DTS:X und Auro-3D) kein komplett kanalbasiertes Layout mehr vorliegt. Grundsätzlich gibt es schon noch ein sogenanntes Kanalbett, dieses wird aber um einzelne Audio-Objekte ergänzt, die in Echtzeit auf das vorhandene Lautsprecher-Layout appliziert werden. Wer übrigens konventionelles Material auf 3D Audio mit Aktivität der Height-Lautsprecher aufpolieren möchte, kann das mittels Dolby Surround tun. Ist Dolby Atmos vorhanden, ist auch Dolby Surround mit dabei.
Nur sehr wenige Ultra HD-BDs sind IMAX Enhanced-codiert, auch bei Steaming-Inhalten sieht es nicht viel besser aus
Mit Decodern für Auro-3D, DTS:X, IMAX Enhanced und natürlich Dolby Atmos: Arcam AVR30
Was ist mit DTS:X, DTS:X Pro, IMAX Enhanced und Auro-3D?
- Bis auf wenige IMAX Enhanced-Titel auf Rakuten TV ist DTS:X im Streaming-Bereich nicht vertreten, auf Blu-rays und Ultra HD Blu-rays ist DTS:X aber schon häufig im Einsatz. Für die Verwendung von IMAX Enhanced - zwingende Voraussetzung ist IMAX Enhanced Software - setzt bestimmte Maßnahmen bei Bild- und Tonqualität um, so z.B. akustisch ein spezielles Bassmanagement. Technisch basiert die akustische Komponente von IMAX Enhanced auf DTS:X. Auf dem deutschen Markt hat IMAX Enhanced nahezu keine Relevanz. DTS:X Pro, z.B. in einigen Denon AV-Verstärkermodellen der Oberklasse vertreten, lässt auch erweiterte, das heißt große Lautsprecher-Setups bis zu 13.2 (im Falle Denon) zu, zuvor war 7.2.4 das Größtmögliche. Für die Praxis kaum relevant, selbst anspruchsvolle Mehrkanal-Liebhaber kommen mehrheitlich mit 7.2.4 als maximaler Setup-Konfiguration klar.
Sogar PMC-Signale bereitet Auro-Matic exzellent auf
- Auro-3D: Dass es ausufernde Mengen an Software gibt, das ist bei Auro-3D defintiv nicht der Fall. Wenn, dann nur BDs und Ultra HD-BDs, auf dem Streaming-Sektor spielt Auro keine Rolle. Zudem ist grundsätzlich das Setup etwas anders aufgebaut als bei DTS:X und Dolby Atmos. Aufsatzmodule sind nicht vorgesehen, vielmehr montiert man Regallautsprecher in einem klar definierten Abstand oberhalb der normalen Front- und Rearlautsprecher. Zudem kann man an der Mitte der Decke oberhalb der Zuhörer einen Deckenlautsprecher als "Voice Of God" anbringen. Auro-3D ermöglicht z.B. bei Denon/Marantz Konfigurationen von bis zu 13.1 und wurde 2018 nochmals überarbeitet. Großer Pluspunkt bei Auro-3D ist nicht der Decoder an sich, hier fehlt es an Software, wie schon erwähnt. Nein, der geniale Audio-Upcaler Auro-Matic ist der nicht zu unterschätzende Vorteil. Unserer Meinung nach klar der beste, da es einen realistischen, exakt dosierten 3D Audio-Effekt gibt, auch wenn man z.B. klassische Dolby Digital- oder DTS-Inhalte hochskaliert. Dass es auch bei Material geht, das in Dolby Digital oder DTS vorliegt, liegt am sogenannten Cross-Upmixing. Denon- und Marantz-AVVs und AVRs haben dieses Feature integriert.
Natürlich Dolby Atmos und DTS:X, mittlerweile auch Auro-3D: Der Yamaha RX-A6A
Fazit: Meist bekommt man Dolby Atmos- und DTS:X-Decoder, aber auch vermehrt Auro-3D. DTS:X Pro und IMAX Enhanced werden zwar angeboten, aber in den meisten Fällen nicht ernsthaft benötigt. Wirklich wichtig ist eigentlich nur Dolby Atmos, gerade auch wegen dem großen Streaming-Angebot. Wichtig: Wer auf einen hochwertigen AV-Verstärker oder AV-Receiver setzt, sollte auch ein richtiges 3D Audio-Lautsprechersetup aufstellen.
So viele Lautsprecher wie im Kino müssen es bei Dolby Atmos für zuhause nicht sein, ein echtes 3D Audio-Setup anstatt virtueller Aufpolierung ist aber schon gut
Der Denon AVC-X1700H hat sieben Endstufen und ist preislich bodenständig
Auch der teurere Yamaha RX-A2A hat sieben Endstufen und zusätzlich einen recht auwändigen Aufbau sowie sehr gute DSP-Modi
Das kleinste vollwertige Setup benötigt sieben Endstufen und liegt in 5.1.2 Konfiguration vor. Bass-Freude können noch einen zweiten aktiven Subwoofer verwenden, dann ist es ein 5.2.2-Setup. Nahezu jeder gebräuchliche AVR oder AVV hat zwei Subwoofer-Pre-Outs. Auch, wenn ebenfalls praktisch alle aktuellen Modelle über virtuelle 3D Audio-Modi verfügen, bei denen 3D Audio nur simuliert wird und es keine echten Height-Lautsprecher gibt: Wir würden immer ein "echtes", physisch vorhandenes Setup deutlich bevorzugen. Zwei Fronts, ein Center, zwei Rears, sowie zwei Deckenlautsprecher oder Top Firing-Module plus aktiver Subwoofer stellen die Basis dar, mit der es sich schon gut leben lässt.
Elf Endstufen besitzt der Yamaha RX-A8A
AVVs und AVRs mit neun Endstufen ermöglichen dann auch ein 5.1.4 Setup mit vier Deckenlautsprechern oder vier Top Firing-Modulen. Alternativ geht auch 7.1.2 mit Extended Surround-LS, wir persönlich würden 5.1.4 bevorzugen, was aber natürlich letzten Endes Geschmackssache ist. Unserer Meinung nach sind vier Top Firing- oder Deckenlautsprecher optimal für einen echten, gleichbleibenden 3D Audio-Effekt, gerade im etwas größeren Hörraum. Wer ein Modell mit elf Endstufen kauft, muss sich nicht mehr entscheiden, man greift dann zu einem 7.1.4 Setup. Noch etwas - manch ein Heimkino-Fan wird uns nun misstrauisch beäugen: Ja, den Nutzen von Auro-3D spürt man auch bei einem Setup mit Top-Firing-Modulen und nicht nur dann, wenn man eine zusätzliche, weitere spezielle LS-Konfiguration für Auro-3D/Auro-Matic verwendet. Asche über unser Haupt.
AV-Receiver und AV-Verstärker: HDMI-Terminals
Hochmoderne HDMI-Sektion beim Denon AVC-X4700H
Kommen wir jetzt zu einem zentralen Punkt: Den vielen HDMI-Anschlüssen, die viele AV-Receiver und AV-Verstärker mitbringen. Braucht man das überhaupt? Wir urteilen mal ganz hart: Wenn der AV-Receiver oder -Verstärker einen HDMI 2.1-Anschluss mit eARC und zudem einen TV mit HDMI 2.1 Buchse mit ARC besitzt, braucht man, verfügt man über einen normalen und nicht extensiven Zuspieler-Park mit HDMI-Anschluss, keine weiteren Slots. Warum nicht? Es wird eine Verbindung mittels eines HDMI-Kabels vom HDMI-Slot mit eARC des TVs zum HDMI-Slot mit eARC des AV-Verstärkers-/Receivers hergestellt. Dann erkennt der Fernseher den AV-Receiver oder -Verstärker als externes Soundsystem, und die Klangausgabe erfolgt über den AV-Verstärker-/Receiver mit angeschlossenem Lautsprecher-Setup.
Auch der TV (hier die Slim One Connect Box des Samsung QN800A) muss HDMI eARC unterstützen
Dank des "enhanced Audio Return Channel", daher "eARC", werden auch Dolby Atmos-Signale (DTS:X funktioniert auch) von zahlreichen Streaming-Diensten wie Apple TV oder Netflix, an den AV-Receiver oder AV-Verstärker weiter geleitet. Quellgeräte wie moderne Spielekonsolen können dann direkt an den TV angeschlossen werden, auch der Ultra HD Blu-ray-Player. Denn: HDMI eARC ist in der Lage, bis zu 32 Audiokanäle zu übermitteln, sogar unkomprimierte 24-Bit/192kHz-Datenströme mit bis zu 38 Mbps. Wichtig, nochmal wiederholt: TV-Gerät und der AV-Receiver/Verstärker brauchen zwingend eine HDMI-Buchse, die eARC unterstützt. Der klassische Audio Return Channel (ARC) reicht nicht aus. Hier müssen z.B. Dolby Atmos und DTS:X "draußen bleiben". Natürlich möchten wir der Vollständigkeit halber noch ergänzen, dass moderne HDMI 2.1 Terminals stets mit eARC ausgestattet sind.
Wer also braucht noch viele HDMI-Slots am AV-Receiver? Wir versuchen, Fälle zu konstruieren.
- Man könnte annehmen: Ist der TV älter, ist der Anwender durch einen modernen AVV oder AVR in der Lage, moderne HDMI-Ausstattungsmerkmale zu erhalten, ohne den Fernseher upgraden zu müssen. Diese Annahme ist aber leider falsch. Beispiel: Moderne Spielekonsole wie PS5 oder Xbox Series S/X oder ein moderner Gaming-PC. HDMI 2.1 Features wie VRR (Variable Refresh Rate), ALLM (Auto Low Latency Mode), QMS (Quick Media Switching) oder QFT (Quick Frame Transport) sowie HDMI mit 4K/120 Hz (HFR, High Frame Rate) müssen ALLE Devices der Kette unterstützen. Im Klartext heißt das: Ein TV mit HDMI 2.0 Slots ohne diese Merkmale nutzt rein gar nichts.
- Man könnte annehmen: Der TV hat lediglich drei HDMI-Slots, einer wird für eARC verwendet, und nur zwei weitere stehen für Quellen bereit. Klingt einerseits nach nicht viel, aber auf der anderen Seite: Oft reicht es trotzdem. Wenn man z.B. eine aktuelle Hightech-Spielekonsole und eine Settop-Box (z.B.- Telekom MagentaTV Box) anschließt, genügt das Anschlussangebot des TVs. Als einzige Quelle mehr würde noch ein Ultra HD BD-Player potentiell das Sortiment der Quellen ergänzen - wie oft kommt dieser Fall in der Praxis vor? Oder derjeinige, der Xbox S/X Series und noch eine PS5 verwendet, und eine Settop-Box und einen UltraHD BD-Player. Dieser Anwender bräuchte dann insgesamt vier für diese Quellen reservierte HDMI-Anschlüsse. Alles recht konstruiert und nicht unbedingt realistisch. Zum einen haben viele Fernseher vier HDMI-Terminals, zum anderen haben nicht so viele Leute zig HDMI-basierte Zuspieler.
Wer sich einen hochwertigen Beamer wie den JCV DLA-NP5 unter die Decke hängt, wird sich freuen, wenn er die Zuspieler am AVR anschließen kann
In der Praxis sind zahlreiche HDMI-Slots am AV-Receiver/Verstärker eine nette Dreingabe, die aber für heutige, moderne Anwendungen in der Praxis nicht unbedingt von Nutzen ist - stimmt das denn jetzt? Nicht ganz. Denn wer z.B. ein dediziertes Heimkino besitzt und alle Geräte in einem Rack oder einem separaten Raum gruppiert hat, während der Beamer mit einem extrem langen HDMI-Kabel am AV-Receiver-/Verstärker angeschlossen ist, freut sich über zahlreiche HDMI-Slots am AVR oder AVV. Gut, ob es unbedingt sieben oder acht sein müssen, sei dahingestellt, aber auf jeden Fall ist ein AV-Receiver-/Verstärker mit HDMI-Eingängen hier die beste Lösung.
Hängt der TV an der Wand, kann es auch vorteilhaft sein, wenn der AVV oder AVR zahlreiche HDMI-Eingänge hat
Das ist auch dann der Fall, wenn der TV an der Wand befestigt ist und man ungern zig HDMI-Leitungen für alle Zuleger in einem Kabelkanal verstauen möchte. Besser ein schön flacher Kabelkanal - und die Quellen an den AV-Receiver/-Verstärker. Denkt man nach, kommt eben doch noch ein guter Grund, warum auch AVVs oder AVRs noch eine HDMI-Sektion mitbringen sollten.
Special: Carsten Rampacher
Datum: 08. Februar 2022
Tags: AV-Receiver • AV-Verstärker • HDMI