XXL-TEST: 7.2-Kanal-AV-Receiver Denon AVR-X1700H - Multitalent mit Heos-Modul?

Der brandneue Denon AVC-X1700H kommt auf eine unverbindliche Preisempfehlung von 659 EUR - das ansonsten identische Modell mit DAB/DAB+ Tuner liegt bei 679 EUR, das sind moderate 20 EUR mehr. Insgesamt merkt man am Kaufpreis die derzeit schwierige Lage auf dem Chip- und Halbleiter-Markt. Normalerweise gehörte diese Preiskategorie zum AVR-X2700H - dieser liegt inzwischen aber bei mindestens 749 EUR (Marktpreis) - vorausgesetzt, man bekommt überhaupt einen. Ideal sind die Voraussetzungen für den AVC-X1700H trotzdem nicht, denn im Vergleich zum AVR-X2700H hat er beispielsweise eine schlichtere Grafik beim OSD und nur einen HDMI-Ausgang. Ist der kleine Mehrkanal-AV-Receiver mit Heos-Modul trotzdem eine gute Wahl? Wir haben es überprüft.

Beginnen wir mit einigen essentiellen Features des ausschließlich in schwarzer Version lieferbaren AV-Receivers. Wie schon beim Vorgänger AVR-X1600H gibt es reichlich Leistung: 7 x 145 Watt. Natürlich fehlen Decoder für Dolby Atmos und DTS:X nicht, inklusive der Surround-Aufpolierer DTS Neural:X und Dolby Surround. Mit den eingebauten sieben Endstufen sind maximal 5.1.2 oder klassische 7.1 Konfigurationen möglich.

HDMI-Sektion, kompatibel zu HDR10+, Dynamic HDR, Dolby Vision, HLG, ALLM, VRR, QMS, OFT und eARC

Weitere Anschlüsse: Phonoeingang, 2 x Audio-Cinch-In, 2 x Sub-Pre-Out, 2 x FBAS-In, 1 x FBAS-Out, 2 x digital-optisch (In), Ethernet

Von den sechs HDMI-Eingängen unterstützen drei Stück 8K/60 Hz und 4K/120 Hz. Der eine HDMI-Ausgang ist kompatibel zu 4K/120 Hz und zu 8K/60Hz. Natürlich befindet sich HDCP 2.3 an Bord. Neu an Bord ist der Dialog Enhancer, der bislang ausschließlich deutlich größeren Denon AV-Verstärkern vorbehalten war. Dieser sorgt dafür, dass der Frequenzbereich der menschlichen Sprache auch dann geregelt werden kann, wenn man keinen Centerlautsprecher verwendet. Neu ist auch das Dual Speaker Preset Memory für 2 unterschiedliche Lautsprecher-Konfigurationen (und Audyssey-Settings) und das Overlay-GUI, das aber grafisch weniger aufwändiger ausfällt im Vergleich zu den größeren Modellen. Als Einmesssystem greift Denon beim AVR-X1700H auf Audyssey MultEQ XT zurück. 

Verarbeitung

Griffgünstiger Lautstärkedrehregler

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Solider Standfuß

Seitliche Ansicht

Elegante, nicht zu hohe Erscheinung

Der AVR-X1700H ist für seine Preisklasse hervorragend verarbeitet. Gut, die Frontblende ist aus Kunststoff, dieser wirkt aber hochwertig. Unterm Gerät finden sich solide, große, schwarze Standfüße. Beide Regler, der kleinere für die Eingangswahl und der größere für die Lautstärkeregelung, sind sauber verarbeitet und liegen tadellos in der Hand. Sie eiern leicht, aber nicht zu stark. Sehr gut gefällt uns die Rasterung. Das Display ist altbekannt und mittlerweile auch etwas altbacken, es lässt sich aber auch aus der Distanz gut ablesen und ist dimmbar. Die Passungen sind sauber, das sieht man gut aus seitlicher Perspektive, hier ist die Frontblende tadellos eingepasst. Der Gehäusedeckel besteht aus Metall, das muss man heute erwähnen - früher war sowas selbstverständlich.

Rückseite

Sehr gut gefällt uns, dass auch auf der Rückseite jeder Anschluss fest sitzt und gerade eingepasst ist. Der Blick ins Geräteinnere verspricht Überraschungen: Für ein Gerät dieser Preisklasse ist der Aufbau absolut sauber.

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Innenleben komplett

Transformator

Gut versteckt: Die Elkos

Kühlkörper, sieben Endstufen mit identischen Arbeitsbedingungen

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Endstufen im Detail

Sehr durchdachtes, sauberes Layout

Heos-Modul

HDMI-Anschlüsse von innen aus gesehen

Ordentliche Verkablung, akkurates Platinenlayout, die Endstufen arbeiten alle sieben unter identischen Bedingungen und sind selbstverständlich diskret aufgebaut. Etwas suchen mussten wir nach den Elektrolyt-Kondensatoren (Elkos), schließlich entdeckten wir sie, gut "abgeschirmt" durch Platinen. Daher auch das etwas dunkle Foto, wir mussten erst einmal überhaupt ein Device mit Kamera finden, das  uns aufgrund der stark eingeengten Bedingungen überhaupt ein Bild liefern konnte. Das Heos-Modus mit eigenen Kühlrippen ist gut erkennbar und solide gesockelt. Der Trafo ist preisklassengemäß, enorme Hochwertigkeit kann man hier natürlich nicht erwarten.

Übersichtliche Fernbedienung

Im Detail

Selbstleuchtende Tasten

Voll punkten kann die gut in der Hand liegende, übersichtliche Fernbedienung mit phosporeszierenden Tasten, die in einem attraktiven Blau leuchten. Die Tasten sind angenehm gummiert und weisen einen etwas weichen, summa summarum aber guten Druckpunkt auf. 

Heos-App

Neu gestaltete Heos-App

Zugriff auf viele relevante Online-Streamingdienste, auf NAS-Systeme, Home Server, Notebooks, PCs, und auf Musik von USB-Medien

Ganz unten: Eingangswahl und Favoriten

App-Erscheinungsbild

Eingangswahl

Die neu gestaltete Heos-App gefällt uns sehr gut, wir testen sie in Verbindung mit dem AVR-X1700H das erste Mal. Die Optik kann wahlweise in hellen oder dunklen Tönen gehalten werden, möglich ist auch eine Anpassung an den Tag- und Nachtmodus beim (im unseren Falle) iPhone. Die Bedienbarkeit ist nach wie vor vorbildlich einfach, nach wie vor kann man auf alle relevanten Online-Streamingdienste wie Tidall, Amazon Music, Spotify oder Deezer einfach und schnell zugreifen. Ebenso unproblematisch ist der Zugriff auf Home Server, NAS-Systeme, PCs oder Notebooks, die sich im identischen Netzwerk wie der 1700H befinden. Auch die Musik vom Smartphone oder vom Tablet, auf dem die App installiert ist, kann wiedergegeben werden.

Spotify-Wiedergabe auf dem AVR-X1700H

Wiedergabe eines Titels

Der Zugriff auf Spotify Connect gelingt wie immer problemlos, schnell startet die Wiedergabe des ausgesuchten Titels. Wer möchte, kann den AVR-X1700H natürlich auch in ein AirPlay 2-Netzwerk einbinden. Kompatibel zu Amazon Alexa, Google Assistant und Apple Siri ist er auch. 

Decoder

Neben den bereits erwähnten Decodern für Dolby Atmos und DTS:X sowie den Aufpolierern Dolby Surround und DTS Neural:X befinden sich weitere Decoder/Aufpolierer an Bord:

  • DTS HD Master Audio
  • Dolby True HD
  • DTS Virtual X
  • Dolby Height Virtualization
  • Mehrkanal-Stereo-Betriebsart
  • DSP-Modi Video Game, Rock Arena, Jazz Club, Matrix, Virtual, Mono Movie
High Resolution Audio-Wiedergabe

Hier nimmt der AVR-X1700 DSD bis 5,6 MHz entgegen (kein 11,2 MHz) und FLAC, ALAC sowie WAV, alle drei hochauflösend bis zu 192 kHz/24-Bit. 

Setup-Assistent, Lautsprecher-Konfiguration, Teil 1: Vorbereitungen

Ab Werk ist das Menü in englischer Sprache. Wir führen nun die Erstinstallation durch und wechseln zum Setup-Assistenten.

Wir stellen die Sprache auf "Deutsch" ein

Wir starten mit der Installation des Lautsprecher-Setups

Jeder Lautsprecher wird an die korrekte Position manövriert

Genaue Erklärung, wie die Lautsprecherkabel angeschlossen werden

Sogar das Abisolieren des Kabels wird beschrieben

Hier wird erklärt, wie das abisolierte Kabel in den Schraubverschlüssen zu befestigen ist. Unser Rat: Bananenstecker machen es viel einfacher

Die Anleitung startet mit der Verbindung des vorderen rechten Lautsprechers

Weiter geht es mit dem linken Front-LS. Damit steht das Basis-Setup

Da es durchaus sein kann, gerade zu Beginn des Hobbys "Heimkino", dass es nur 2 Front-LS gibt, wird nun vor jedem weiteren LS gefragt, ob dieser vorhanden ist

Verbindung des Centerlautsprechers

Ja, wir haben auch Surroundlautsprecher

Verbindung des rechten Surroundlautsprechers

Verbindung des linken Surroundlautsprechers

Da wir ein 5.1.2 Setup einsetzen, verwenden wir keine Back Surround Lautsprecher, weil sonst die 7 Endstufen nicht reichen würden

Wir nutzen Front Height Lautsprecher

Verbindung des rechten Front Height Lautsprechers

Verbindung des linken Front Height Lautsprechers

Einen Subwoofer verwenden wir ebenfalls

Anschluss des aktiven Subwoofers

Unser 5.1.2 Setup

Überprüfung per Testsignal, ob die Lautsprecher korrekt angeschlossen sind

Hinweis für den aktiven Subwoofer

Nun wird nacheinander ein Testsignal zu allen Lautsprechern gesendet - wir hören auf jedem Kanal etwas, also kann es weiter gehen

Der erste Teil des Einrichtungsassistenten bezüglich der Lautsprechereinstellungen ist abgeschlossen. Nun folgt die Einmessung mittels Audyssey. 

Setup-Assistent, Lautsprecher-Konfiguration, Teil 2: Audyssey-Einmessung

Einmess-Mikrofon

Mikrofon /verpackt und Stativ (Bausatz)

Keine perfekten Zensuren können wir für die Audyssey-Einmessung vergeben, die nacheinander an bis zu 8 Hörpositionen durchgeführt wird. Denon liefert zudem ein Stativ aus Pappe mit, auf dem das Mikrofon aufgestellt wird, um präzise Messergebnisse zu erhalten. Zunächst werden fälschlicherweise Phasenfehler bei der Überprüfung der Boxen vor dem eigentlichen Einmessvorgang gemeldet. Wir haben nichts verändert, und beim ersten Durchlauf war angeblich der rechte Frontlautsprecher und das rechte Top Firing-Modul falsch von der Phase her, danach dieselbe Kombination, nur links. Am besten vorsichtshalber checken, ob man nichts falsch angeschlossen hat, und anschließend die Meldung ignorieren. Besser wird es danach leider auch nicht. Bezüglich des Pegels werden gerade die Fronts, der Center und der aktive Subwoofer viel zu niedrig eingepegelt. Bei den Rears und den Top Firing-Modulen passten die Pegel besser. Die Abstände vom Hörplatz wurden exakt bestimmt. Auf jeden Fall sollte man aber nach der Einmessung manuell nachkorrigieren, ansonsten ist die Hörlautstärke viel zu leise. Wir kennen diese Problematik von beinahe jedem Einmesssystem, ärgerlich, da diese Systeme eigentlich Probleme lösen und keine neuen aufwerfen sollten. Ganz gleich, ob Audyssey MultEQ XT, Yamaha YPAO oder Dirac Live - von vorbildlicher Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit sind diese Systeme nach wie vor ein gutes Stück entfernt. Hier unsere Screenshots zur Einmessung, die in den Setup-Assistenten eingebunden sind:

Die Vorzüge der Audyssey-Einmessung werden erörtert

Die Lautsprecher-Konfiguration ist korrekt

Entweder ein Foto-Stativ oder das mitgelieferte Papp-Stativ

Das Mikrofon wird angeschlossen

"An mindestens 8 Positionen" - falsch. An bis zu acht Positionen wird eingemessen

Anweisungen, wie das Mikrofon aufgestellt werden soll

Im Raum muss es leise während der Messungen sein

Nun kann es losgehen

Messung an der Haupt-Hörposition

Alle Lautsprecher erkannt. Nun wird an den Positionen 2 bis 8 weiter eingemessen

Vor jeder Einmessung gibt es diese Erläuterung

Test 4 von 8

Einmessung der letzten Position

Gleich ist die Einmessung beendet

Messungen abgeschlossen, nun werden die Daten analysiert 

Audyssey Dynamic EQ - ja oder nein? Parallel werden die Korrekturen, die zuvor ermittelt wurden, angewendet

Das Messmikrofon wird getrennt

Übersicht

Details Lautsprecher-Größen: Center "Groß" ändern wir nachher manuell auf "klein" ab

Entfernungen

Das eigentliche Einmessungen funktioniert dank der Anweisungen gut, schade, dass es im Detail, siehe oben, Kritik gibt. 

Setup-Assistent, Netzwerk-Einbindung

Nachdem die Audyssey-Einmessung erledigt ist, steht als nächstes die Netzwerkeinbindung an, die wir kabelbasiert über die Ethernet-Buchse vorgenommen haben. 

Nun startet die Einbindung ins Netzwerk

Wenn alles korrekt ist, hört man einen Ton

Festlegen des Gerätenamens

Aktivierung der Netzwerksteuerung

Automatische Update-Funktion

Wahl der Zeitzone

Setup-Assistent: Verbindung zum TV und Eingangs-Konfiguration

Verbindung AVR-TV - am besten mittels HDMI-eARC

Einrichtung eines Eingangs

Wahl des gewünschten Eingangs

HDMI-Eingang

HDMI-Kabel zwischen AVR und BD-Player

Verbindungstest

Alles ist korrekt verbunden

Nun ist hinsichtlich der ersten Einrichtung alles erledigt, und wir können schon bald mit den Klang-Testreihen starten. 

Videofunktionen

Bevor es ans "Eingemachte", sprich die Klanggüte, geht, haben wir noch einige interessante Screenshots der Video-Funktionen erstellt. 

Video-Menü

HDMI-Konfiguration

Upscaling auf bis zu 8K

4K/8K Signalformat 

Wie wir weiter oben bereits erwähnt haben, bietet der AVR-X1700H sechs HDMI-Eingänge, von denen drei zu 8K/60 Hz und zu 4K/120 Hz kompatibel sind. Der HDMI-Ausgang ist ebenfalls kompatibel zu 8K/60 und 4K/120. Die HDMI-Slots unterstützen HDR10+, Dynamic HDR, Dolby Vision und HLG, somit alle relevanten HDR-Normen. An HDMI 2.1- und Gaming-Features ist ebenfalls alles Relevante vorhanden: Automatic Low Latency Mode (ALLM), Variable Refresh Rate (VRR), Quick Media Switch (QMS), Quick Frame Transport (QFT). Zudem ist HDMI mit eARC an Bord. Ebenso wie der teurere AVR-X2700H führt der AVR-X1700H ein Upscaling bis auf 8K, durch. Erstaunlich ist generell, dass Denon in dieser gehobenen Einstiegsklasse überhaupt noch eine Upscaling-Funktion anbietet. 

Klang

Unser Test-Set

Elac TS-3030

Als Lautsprecher-Ensemble verwenden wir unser hochwertiges Canton Vento 5.1 Ensemble - hier muss sich der AVR-X1700H am Limit beweisen. Hinzu kommen zwei Elac TS-3030 Dolby Atmos-Module als Ersatz für die AR-800 von Canton, die wir im damaligen Test verwendeten. 

Blu-ray Mission Impossible, Rogue Nation, Dolby Atmos

Wir starten direkt mit der Blu-ray "Mission Impossible - Rogue Nation", englische Dolby Atmos-Tonspur. Wir hören das erste Kapitel und die Wien-Sequenz, beides immer wieder gern genommen und bestens bekannt. Wie schlägt sich hier der AVR-X1700H? Wir sind gespannt, ob die Leistungsreserven ausreichen. Schon schnell stellen wir fest: Sämtliche Sorgen sind unbegründet. Der 1700H packt sehr kräftig zu und liefert eine grandiose Pegelfestigkeit. Erst bei rund 80 Prozent des maximal möglichen Pegels, das ist schon einiges, wird die Akustik spitzer und die Ausgewogenheit leidet.

Als zu Beginn Benjamin Dunn aus seiner Tarnung in Minsk auftaucht und sich mit William Brandt in der Zentrale unterhält, punktet der Denon mit einer natürlichen und detailreichen Akustik. Das ist ganz klar Level der 900 bis 1.000 EUR AVR-Liga, nichts daran erinnert an die gehobene Einsteigerklasse. Auch, als es turbulenter wird und Luther sich zuschaltet, behält der AVR den akustischen Überblick. Er schiebt mächtig an, als beim Airbus A400 die Turboprop-Triebwerke anlaufen - selbst ohne aktiven Subwoofer, potente Standlautsprecher vorausgesetzt, hat der Bassbereich Zunder.

Erst recht natürlich, wenn sich ein angeschlossener aktiver Basslautsprecher ins klangliche Geschehen einschaltet. Dank der exakten Ansteuerung des aktiven Subwoofers werden auch die Wünsche durchaus anspruchsvoller Bassliebhaber erfüllt. Der AVR-X1700H brilliert zudem mit einer räumlich dichten Wiedergabe, die gleichzeitig eine präzise Ortung einzelner Effekte zulässt, z.B. in dem Moment, als Ethan Hunt auf das Transportflugzeug zustürmt und sich in letztem Moment festhalten kann. Der Denon fängt die gesamte Dynamik gut ein, und ist in der Lage, parallel stattfindende Effekte selbst bei hohem Grundpegel noch auseinander zu differenzieren. Seine analogen Endstufen heizen sich zudem nicht zu stark auf, die Erwärmung bleibt absolut moderat - vorausgesetzt, der AV-Receiver ist nicht im Rack "eingepfercht" und hat auch etwas "Luft zum Atmen".

Als Ethan im Inneren des Flugzeugs landet und im Cockpit eine optische und eine akustische Warnung wegen der entsicherten Tür eingehen, holt der 1700H erneut eine Menge aus der Tonspur, die Auflösung ist über den gesamten Frequenzbereich ausgezeichnet, deutlich mehr, als man noch vor zwei Jahren in dieser Klasse erwarten durfte. Immer erfreut das solide, aber allzeit präzise in die Gesamtakustik eingepasste Bassfundament. 

Sehr gut agiert der 1700H auch in der Wien-Sequenz. Hier bildet er direkt zu Beginn das rege Treiben in der belebten U-Bahn-Station unweit der legendären Wiener Oper mit überraschender Genauigkeit ab. Das Murmeln der Menschenmenge, das Geräusch des aus der Station fahrenden Zuges, das Scan-Geräusch, als Benji die spezielle Brille aufsetzt - alles richtig gut. Dann, als der österreichische Bundeskanzer vor der Oper mit dem Dienst-Maybach nebst Ehefrau ankommt, arbeitet der AV-Receiver sowohl den per Music Score gesteigerten Spannungsbogen als auch das Blitzlicht-Gewitter der zahlreichen Pressefotografen klar und deutlich heraus.

Die Vorbereitungen vor dem Beginn von Puccinis "Turandot" - die kurzen Dialoge im Technikraum, die Kontrolle des Gepäcks, die Gespräche im Hintergrund - stellt der 1700H mit allzeit klarer Kontur dar. Als dann die berühmte Oper beginnt, sind wir erstaunt, wie akkurat der kleine AV-Receiver die Stimmen der Opernsängerinnen und Opernsänger abbildet. Die Trennung zu den Instrumenten ist immer tadellos, ohne dass die Präsentation eines harmonischen Ganzen darunter leiden würde. 

Ethan Hunt setzt sich hoch oben oberhalb der Bühne mit einem im wahrsten Wortsinne schlagfertigen Widersacher auseinander - die kräftige Keilerei entgeht dem AVR-X1700H nicht, er bringt sie sauber zum Ausdruck, ohne dabei die Ereignisse auf der Opernbühne zu vernachlässigen. Später, beim Attentat auf den Bundeskanzler, haben die Geschosse die nötige Aggressivität, der kleine Denon kann äußerst entschlossen udn dynamisch auftreten. Auch schnell wechselnde dynamische Szenarien lassen den kleinen Receiver kalt. Er bietet auch bei hohe m Grundpegel noch Reserven, um große und größere Effekte tadellos mit einzubinden. 

Lichtmond, "The Journey", Part 1 und 2, Dolby Atmos

Beim Lichtmond-Spektakel spielt der 1700H erneut groß auf. Klare Konturen, eine hohe Dynamik und räumliche Geschlossenheit sowie ein souveräner Auftritt auch bei enormer Lautstärke sind hier die Eckpunkte, die wir lobend erwähnen. Erst ab circa 80 Prozent des maximal möglichen Pegels wird der Klang etwas zu metallisch, dann hat man schon etwas Sorge um die edlen Keramik-Hochtöner unseres Canton Vento-Sets.

Was uns am meisten am kleinen Denon beeindruckt: Wie schnell, wie lebendig er die gesamte Klangkulisse zusammenfügt. Ansatzlos treten die sieben analogen Endstufen an, und die generierte Überkopf-Ebene punktet mit authentischer Geschlossenheit. Man vermisst nichts, wer den 1700H hört, wird nicht umgehend Lust auf einen noch besseren AVR bekommen, wie es früher in den eher bürgerlichen Preisklassen eigentlich immer der Fall war.

Gerade bei den Lichtmonds-Tracks fällt auch akustisch auf, dass ein AV-Receiver mit einem soliden Mehrkanal-Lautsprecher-Ensemble zusammen jedes, wir betonen jedes, Soundbar-System mit einer Klarheit in den Schatten stellt, die erschreckend ist. Feierten wir vor kurzem noch unsere absolute Soundbar-Referenz, die LG DSP11RA, als die erste Soundbar, die manchem kleinen AVR plus einem Mehrkanal-LS-Set Konkurrenz machen kann, so verschiebt der kraftvoll-präzise AVR-X1700H die Maßstäbe wieder sehr deutlich zu seinen Gunsten.

Die für ein Soundbar-System grandiosen Leistungen der LG-Lösung in allen Ehren - aber der 1700H zieht uneinholbar davon, und um das zu genießen, reicht auch ein 2.200 EUR Mission LX-System locker aus. Klar, es kostet immer noch mehr,  und der Installationsaufwand ist trotz Assistenten für die Ersteinrichtung größer. Aber die Akustik begeistert schlichtweg. 

Stereo-To-Surround-Aufpolierer, Musik im Stereo (Direct) Modus

Unsere Musikstücke:

  • Stockholm Noir, Dancing with my Demons, Spotify, Dolby Surround: Enorme Basskraft - der Denon tritt exakt und wuchtig an, als urplötzlich der Bass voll ablegt. Tadellose Räumlichkeit, sehr gelungene Effektverteilung durch Dolby Surround. 
  • Russenmafia, Pull (Solid Sleep Remix), Spotify, Dolby Surround: Wieder greift der Dolby Upmixer sehr gekonnt ein und garantiert eine glaubhafte, lebhafte Effektverteilung. Der Bass ist straff und hat eine enorme Durchschlagskraft. 
  • Darius & Finlay versus Tom Borijn, San Francisco, Dolby Surround und Stereo (Direct): Mit den dynamischen Wechseln kommt der 1700H ausgezeichnet zurecht. Im Stereo-Betrieb mehr Ortungsschärfe. Bei Dolby Surround erwartungsgemäß mehr Spektakel, der Bass ist minimal unpräziser.
  • Blue Lagoon, Break My Stride, Stereo, plus Vergleich Dolby Surround versus DTS Neural:X: DTS Neural:X geht hier im wahrsten Wortsinn baden gegenüber dem Dolby Upmixer: Der Bass trifft den Punkt nicht, wirkt zu hohl, die Effektverteilung ist unharmonisch. "Alles Paletti" wieder bei Dolby Surround, sehr lebhaft, sehr kräftig, gute Präzision. Am besten gefällt uns dieser Track in Stereo: Klar, sauber definiert und mit einer glaubwürdigen Räumlichkeit. 
  • Diana Krall, Desperado, Flac 48 kHz/24 Bit, vom Server, Stereo (Direct): Charismatisch arbeitet der kleine Denon Dianas Stimme heraus. Auch beim Klavier scheitert er nicht: Dieses hat die passende Temperatur, und in Ansätzen hören wir sogar die Anschagdynamik der Tasten heraus. 
  • Wolfgang Amadeus Mozart, Violinenkonzert in A-Dur, KV 219, erstes Allegro, Stereo (Direct), in 96 kHz/24-Bit vom Server (Flac-Datei): Sehr homogene Wiedergabe der orchestralen Parts, mit einer überraschend guten Trennung der einzelnen Instrumenten-Gruppen. Die Violine kommt sauber und transparent, ohne störende Aggressivität zum Ausdruck.
  • Mark Knopfler, Basil, in Flac 192 kHz/24-Bit vom Server, Stereo (Direct): Die akustische Gitarre präsentiert der 1700H erstaunlich komplett. Tonal frisch, nie aufdringlich, aber mit guter Detaillierung, gibt es keinen Grund zur Kritik. Marks Stimme hat das passende Volumen, für die Preisklasse arbeitet der Receiver kleine vokale Details ordentlich heraus. 
Fazit

Der Denon AVR-X1700H bietet eine akustische Qualität, die vor einigen Jahren noch einem 1.000 EUR kostenden AV-Receiver locker zur Ehre gereicht hätte. Er ist außerordentlich pegelfest und kann auch an einem Lautsprecher-Set der oberen Mittelklasse oder sogar Oberklasse betrieben werden.

Seine analogen Endstufen agieren impulstreu und dynamisch. Zudem verblüfft die hervorragende Räumlichkeit. Für den 1700H spricht auch, wie lebendig Effekte in Dolby Atmos in der Überkopf-Ebene dargestellt werden. Die Implementierung von Dolby Surround ist mt die beste, die wir bislang gehört haben: So kann man klassische Tonspuren in 5.1 und sogar Stereo-Signale richtig gut "fit" machen für den kompletten 5.1.2 Einsatz. Wie üblich, kann DTS Neural:X nicht mit Dolby Surround mithalten.

Der Denon lässt sich mittels eines in mehrere Kapitel gegliederten Einrichtungsassistenten betriebsfertig machen. Dank der kleinen einzelnen Schritte ist dieser Assistent auch Anfängern eine echte Hilfe. Im Vergleich zu den größeren Modellen (ab AVR-X2700H) sind Grafiken und die Schriftart allerdings einfacher gehalten. Nicht restlos überzeugen kann Audyssey MultEQ XT. Falsche Größenbestimmung des Centers, viel zu geringe Pegel, zudem tauchen sporadisch angebliche Phasenfehler auf - da ist noch Luft nach oben.

Hervorragend und sehr komfortabel funktioniert das Heos-Modul, hier kommen auch Einsteiger sofort zurecht. Die hochwertige Verarbeitung außen wird noch getoppt durch ein richtig gut aufgebautes Innenleben, atypisch für diese Preisklasse. Der 1700H hat eine moderne Anschlusssektion, die allerdings weniger umfangreich ausfällt als beim nächstgrößeren AVR-X2700H. Insgesamt ein klanglich ausgewogen und sauber abgestimmter kleiner AV-Receiver mit sehr sorgfältigem Aufbau und reichhaltiger Ausstattung.

Klanglich ist der AVR-X1700H seiner Preisklasse deutlich entwachsen, hinzu kommt ein üppiges Ausstattungspaket

AV-Receiver bis 800 EUR
Test 19. Oktober 2021

 

Test: Vincent Rampacher, Carsten Rampacher
Fotos: Vincent Rampacher, Carsten Rampacher
Datum: 19. Oktober 2021

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