TEST: Yamaha RX-A6A - Neun Endstufen und eine komplett neue Signalverarbeitung im aufwändig konstruierten Chassis

"Zu teuer!", "Gewöhnungsbedürftiges Design", "Was nun, 11 oder 13 Kanäle?" - Als kontrovers könnte man die einzelnen Schritte, die Yamaha mit der Ankündigung und Vorstellung der neuen AV-Receiver durchlief, bezeichnen. Inzwischen hat sich mancher mit dem neuen Look angefreundet, andere wiederum nicht. Die Sache bezüglich der Endstufenkanäle und Signalverarbeitung war schnell geklärt und auch das ursprüngliche Erstaunen über die scheinbar gesalzenen Preise konnte sich setzen. Sicher erscheinen die neuen AVENTAGE AV-Receiver immer noch nicht als günstigste Option, aber Yamaha hat bei genauem Hinsehen einige stichhaltige Argumente für ihre Preispolitik. Das betrifft neben dem neuen, aufwändigeren Aufbau inklusive neuer Signalverarbeitung auch andere, technologische Vorteile, die keine akustischen Auswirkungen haben. Darunter z.B. die vollwertige HDMI 2.1-Bestückung mit beim RX-A6A sieben HDMI-Eingängen. Wenngleich wir hier direkt wieder einhaken müssen, denn noch sind die HDMI 2.1-Features noch gar nicht verfügbar - das Update soll aber nun zeitnah erscheinen. Gleiches gilt für Auro-3D, auch hier warten wir gespannt auf die neue Firmware. Wäre es möglich, dass man mit den neuen Yamaha AV-Receivern die Auro-Matic auf native Dolby Atmos-Tonspuren aufsetzen kann, ohne dabei die Höheninformationen zu verlieren? So ist es ja auch z.B. bei Surround:AI der Fall, die Konkurrenz kann zwar ebenfalls Cross-Upmixing bei nativen 3D-Tonformaten, dann aber nur unter Verlust der zusätzlichen Atmos-Metadaten. Das wäre also ein klares Alleinstellungsmerkmal.

Der RX-A6A ist bei uns eingetroffen und trotz aktuell noch fehlender Features hat uns die Neugier übermannt. Was bietet der neue AVENTAGE AV-Receiver Yamaha RX-A6A zum Preis von 2.599 Euro?

9 Endstufen, 11.2-Signalverarbeitung

Neun Endstufen (150 W pro Kanal) bringt der Yamaha RX-A6A mit und setzt bei der Verstärkung einen High Slew-Rate Amplifier für hohe Präzision und Detailreichtum. High Slew-Rate Amps gibt es bereits seit längerem, allerdings mit dem Nachteil von unzureichender Stabilität. Das ist in den neuen Yamaha AVRs kein Thema mehr. 

Keine Zweifel mehr bestehen auch bei der Signalverarbeitung des RX-A6A: 11.2 Kanäle können verarbeitet/angesteuert werden - und da ist auch erstmal Schluss, auch der RX-A8A wird "nur" 11.2-Kanal-Signalverarbeitung haben. Das ist natürlich für viele Anwender nicht relevant, bei großen Lautsprecher-Setups aber durchaus und vielleicht insbesondere für diejenigen, die auch auf die Auro-3D Integration warten. Zwar kann man mit dem RX-A6A ein beachtliches Setup realisieren, ein Auro-Setup mit Voice of God fällt allerdings ebenso weg wie Dolby Atmos mit 7.x.6. Ein möglicher Grund könnten die DSPs und Surround:AI von Yamaha sein. Diese basieren allesamt auf einem 7.2.4-Aufbau und könnten somit bei größeren Konfigurationen nicht mehr verwendet werden.

Qualcomm QCS407 und ESS Sabre DACs

Yamaha setzt auf den neuen Quadcore-Prozessor von Qualcomm

Yamaha verbaut im RX-A6A sowie in den anderen neuen AVENTAGE AV-Receivern einen neuen, dem bisherigen von Texas Instruments stammenden überlegenen, Chip. Der 64-Bit Quadcore-Prozessor QCS407 übernimmt das Decoding, aber auch sämtliche DSP-Aufgaben inklusive Surround:AI. Die höhere Rechenpower ist notwendig, u.a. auch für die zusätzliche Integration von Auro-3D. Die D/A-Wandlung übernehmen im  Yamaha zwei ESS Sabre DACs. Für die "untere" Ebene ist der große ES9026PRO verantwortlich, für die Presence- bzw. Height-Kanäle steht der ebenfalls hochwertige ES9007s in der Verantwortung.

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YPAO und feiner justierbares Equalizing

YPAO Stativ und Messmikrofon

Mit der neuen Signalverarbeitungsplattform, basierend auf dem QCS407, ist auch eine noch feinere Abstimmung der Equalizer möglich. Yamaha bot bisher bereits effektive, teilparametrische Filter. Diese sind jetzt noch feiner einstellbar, zudem erhöhen sich auch die justierbaren Schritte, z.B. können im Tieftonbereich nicht mehr nur 13 Frequenzen, sondern 49 präzise eingestellt werden.

YPAO profitiert davon ebenfalls und wurde überarbeitet. Hier werden nun Raummoden im Bassbereich bis 200 Hz separat und genauer erfasst, um untenrum noch mehr Präzision und Punch zu ermöglichen. Auch die Cinema DSP-Parameter werden auf den eingemessenen Raum optimiert. Bei uns gab es noch ein paar kleine Stolpersteine während der Einmessung, so wurde z.B. die Größe der Rears nicht korrekt erkannt und auch der Abstand der Lautsprecher war nicht 100% genau. Bei unserem Gerät handelt es sich aber um einen Prototypen und wir gehen davon aus, dass Yamaha diese kleinen Problemchen bereits im Visier hat.

Verarbeitung und Design

Yamaha RX-A6A

Im Zentrum: der große Lautstärke-Drehregler

Saubere Übergänge und gute Passungen

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Gut dimensionierte Standfüße

Inzwischen wurden Design und Optik der neuen Yamaha AV-Receiver ausufernd besprochen. Schönheit liegt nun mal im Auge de Betrachters und daher wollen wir uns hier kein Urteil anmaßen und die Diskussion ein erneutes Mal anstoßen. Fakt ist aber, dass Yamaha der typischen und über Jahre hinweg raffinierten Formensprache anderer großer Hersteller von AV-Receivern einen progressiven, neuen Look entgegensetzt. Mittig der große Lautstärke-Drehregler, ganz rechts der deutlich kleinere Regler für die Quellenwahl und mittig dazwischen ein kleines, aber feines Display. Der Quellenwahlregler ist gerastert, der große Pegelsteller nicht, dafür verfügt er über einen angenehmen Lauf und ist sehr sauber geführt.

Display und Touch-Bedienelemente rechts

Power-Button und frontale Anschlüsse

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Unterhalb im rechten Bereich befinden sich außerdem zuverlässig reagierende Touch-Bedienelemente inklusive der Anwahlmöglichkeit der vier praktischen Szenen. Der Power-Button hingegen bleibt ein Druckknopf, daneben befinden sich USB-Slot, der Klinkenanschluss für das Setup-Mic und ein 6,35 mm Kopfhöreranschluss. Hier zeigt man sich eher zurückhaltend und bietet nicht zahlreiche Bedien- und Direktauswahltasten auf der Geräte-Front an, auch einen (quasi nicht mehr relevanten) Front HDMI-Slot gibt es nicht. Stattdessen ziert eine fest montierte, hochglanzschwarze Kunststoffabdeckung den Großteil der Vorderseite, nur der untere Bereich besteht aus gebürstetem Aluminium. Metall findet sich außerdem noch an den Seitenwänden, der Gehäusedeckel ist ebenfalls aus Kunststoff.

Seitenansicht

Ansicht von oben

Rückseite

Der RX-A6A kommt auf stattliche 21,4 kg, alleine 6,7 kg verbucht der verbaute Trafo im neuen AVENTAGE Receiver für sich. Großzügig dimensioniert wirken die Standfüße des Gerätes, natürlich verzichtet der RX-A6A als AVENTAGE AV-Receiver nicht auf den fünften A.R.T-Wedge Standfuß. Dieser ist nun im vorderen Bereich platziert und etwas auffälliger als bei früheren Modellen. Vorteil soll eine effektivere Minimierung von Vibrationen sein. Das ergibt in dem Zusammenhang Sinn, dass innen im vorderen Bereich große Teile der Stromversorgung inklusive dem großen Trafo beherbergt sind.

Zusätzlich soll das H-förmige Chassis mit doppeltem Boden Vibrationen schon im Ansatz ersticken. Im Inneren ist der RX-A6A symmetrisch aufgebaut. Für die Signalverarbeitung kommen verschiedene, für den Einsatz im Audio-Bereich optimierte Chips zum Einsatz. Darunter ein neuer Qualcomm QCS407 Audio SOC, der in Kombination mit einem DA81Y von Texas Instruments die DSP-Operationen übernimmt sowie ESS Sabre D/A-Wandler (ES9026PRO & ES9007). Yamaha orientiert sich beim Aufbau an hochwertigen Stereo-Komponenten aus eigenem Hause und betont den hohen technischen Aufwand, der bei der Entwicklung betrieben wurde. Durchaus wird damit in der Kommunikation des Herstellers in Teilen auch der nicht allzu günstig erscheinende Preis der neuen AVENTAGE-Komponenten erklärt.

Anschlüsse

Digitale/analoge Schnittstellen, Pre-Out, HDMI Out, XLR

Lautsprecher-Terminals

Umfangreich ist die Anschlussbestückung des Yamaha RX-A6A. Zahlreiche analoge Stereo Cinch-Eingänge sind vorhanden, dazu natürlich auch konventionelle Digitaleingänge, sowohl optisch als auch koaxial. Der RX-A6A verarbeitet maximal 11.2 Kanäle und ist mit einem entsprechenden Pre-Out ausgestattet. Keinesfalls Standard bei AV-Receivern ist die Möglichkeit, die Signale der beiden Frontkanäle über XLR auszugeben. Auch einen XLR-Eingang findet man sonst selten und Yamaha bietet sogar noch Eingänge für FBAS-Signale und Komponentenvideo an. Sämtliche Anschlüsse sitzen passgenau im Gehäuse und wirken robust, aber nicht vergoldet. Die Lautsprecher-Terminals wirken ebenfalls hochwertig, hier setzt man auf eine Vergoldung und Acryl-Kapselung.

HDMI 2.1 (?)

Bereich rechts

Sieben HDMI-Eingänge sind an Bord und, im Gegensatz zum einen Ausgang am RX-A2A, gleich drei HDMI-Ausgänge (1x reserviert für Zone). Aktuell muss man noch etwas Zurückhaltung bzgl. der Euphorie üben, da erst per Firmware-Update zahlreiche HDMI 2.1-Features kommen werden. Ist das dann der Fall, soll es laut Yamaha aber Support für 4K/120 Hz, 8K/60Hz und HDR10+ geben - HDR10, HLG und Dolby Vision werden bereits jetzt unterstützt. Außerdem insbesondere Gaming-relevante Features wie ALLM, VRR und QFT sowie QMS. Außerdem sollen RX-A4A, RX-A6A und RX-A8A ein 8K-Upscaling bieten, wie es z.B. auch bei Denon und Marantz möglich ist. Nach dem Update sollen alle Ein- und Ausgänge des AV-Receivers als vollwertiger HDMI 2.1-Port fungieren können. Ethernet, Dualband-WiFi und bidirektionales Bluetooth sind ebenfalls an Bord.

Setup und Bedienung

Beiliegende, hochwertige Fernbedienung

Tasten "mit Profil"

Einen Einrichtungsassistent wird derjenige vermissen, der von einem anderen AV-Receiver-Hersteller umsteigt und es gewohnt ist, dass bei der Initialzündung des Gerätes zunächst die Schritt-für-Schritt-Installation erfolgt. Der RX-A6A empfängt den Anwender hingegen direkt mit Betriebsbereitschaft, wenngleich hier auch einige Schritte zum fertig vorbereiteten Gerät getan werden müssen. Fehlen tut ein Einrichtungsassistent so gesehen beim RX-A6A auch nicht, er steht nur nicht über das OSD zur Verfügung, sondern als App. Mit der AV Setup Guide App wird man über Smartphone oder Tablet durch die Einrichtung geführt und kommt damit ähnlich schnell zum Ziel wie mit anderen bekannten Helferlein. Der RX-A6A unterstützt natürlich auch das praktische neue Web-Interface, alle Infos dazu gibt es hier!

Setup

Lautsprecher-Konfiguration mit sämtlichen manuellen Einstellungsmöglichkeiten

Abstand in 5cm-Schritten

Pegel in 0,5 dB-Schritten

EQ

Toneinstellungen

Szene-Einstellungen (8 Szenen möglich)

HDMI

Bluetooth

Multi-Zone

Allgemeine System-Einstellungen

Direktzugriff auf einige Optionen

Das OSD löst höher auf als die integrierte Anzeige in kleineren Geräte-Serien von Yamaha. Zu jedem Menüpunkt gibt es zudem teils ausführliche Erklärungstexte. Der RX-A6A reagierte während des Testbetriebes stets flink auf Eingabebefehle. Die Fernbedienung ist ausladend groß, dadurch sehr übersichtlich. Auch setzt sie auf ein schmeichelndes, gummiertes Finish mit profilierten Tasten, die alle elegant in Weiß beleuchtet sind.

MusicCast

Zusätzlich zu Streaming- und Multiroom-Optionen verwendet man die MusicCast App inzwischen auch zur Steuerung des Yamaha AV-Receivers. Die frühere AV Controller App wird nicht mehr unterstützt. Relevante Musikstreaming-Dienste (Spotify, TIDAL, qobuz, Amazon Music, etc.) werden ebenso unterstützt die die Wiedergabe der eigenen Musikbibliothek über das Netzwerk. Hier präsentiert sich der RX-A6A flexibel und kommt zurecht mit: DSD bis zu 11,2 MHz oder WAV/AIFF bis zu 384 kHz/32-Bit und FLAC  bis zu 384 kHz/24-Bit. Auch AirPlay 2 und Bluetooth sind an Bord. Wer möchte, kann mit dem Yamaha RX-A6A auch die Tabletop-Lautsprecher MusicCast 20 und MusicCast 50 drahtlos verbinden und als Wireless Surround-Lautsprecher einsetzen.

Klang

Den Start legt Tom Cruise im fünften Teil "Rogue Nation" seines Abenteuers als IMF-Agent Ethan Hunt hin. Die englische Dolby Atmos-Tonspur lassen wir für unser erstes Klangbeispiel unangetastet, der RX-A6A dekodiert das objektbasierte Tonformat lediglich nativ, DSP-Schaltungen oder Surround:AI bleibt deaktiviert. Der Yamaha AV-Receiver präsentiert direkt eine eindrucksvolle, dichte Kulisse. Die satten Bass-Schläge kommen direkt und auf den Punkt, die Blechbläser sind ebenso klar und prägnant, wirken aber auch bei sehr hohem Pegel nicht unangenehm scharf. Bereits nach wenigen Sekunden befinden wir uns im Filmgeschehen und auch nach dem Wegfall des martialischen Mission Impossible Haupt-Themas schafft es der RX-A6A eine umhüllende Kulisse zu realisieren. Wir sitzen zusammen mit Benji im Ghillie-Suit im hohen Gras in Weißrussland und nehmen das große Militär-Transportflugzeug ins Visier. Die bekannten Stimmen von Simon Pegg und Jeremy Renner gelingen sehr authentisch und sind klar verständlich, der Einfluss der Funkübertragung kommt ebenfalls heraus und das schnelle Umschalten beim Szenenwechsel bereitet dem Yamaha AVR keine Probleme. Klickgeräusche wirken recht prägnant bei sehr hohem Pegel, sind aber noch davon entfernt, auf Dauer anstrengend werden zu können. Stets versteht es die Komponente den Zuhörer ins Geschehen einzubinden, da die Kulisse atmosphärisch sehr dicht und immersiv erscheint. Einzelne Effekte werden dabei präzise und nachvollziehbar einbezogen und erhöhen zusätzlich die Glaubwürdigkeit des gesamten Geschehens. Die Stimmen bleiben auch bei höherer Komplexität verständlich. Insgesamt löst sich das Geschehen sehr gut von den einzelnen Schallwandlern und es entsteht ein weitläufiges, sehr räumliches akustisches Bild. Satt und sauber steuert der Yamaha AV-Receiver den Subwoofer an, der das Abheben des schweren Flugzeugs auch in der Magengrube des Zuhörers spürbar macht. Souverän und standhaft bleibt der Amp bei sehr hohem Pegel, dabei auch erstaunlich angenehm. Die grundsätzlich dynamische, direkte Auslegung behält er bei, wird aber zu keinem Zeitpunkt unangenehm. Auch die Höheninformationen kommen gut heraus. Zwar sind hier keine zahlreichen direktionalen Effekten während des ersten Kapitels auf der Spur, wenngleich man z.B. das Alarmsignal sehr gut von oben orten kann, insgesamt kann aber die Klangsphäre klar nachvollzogen werden und erhöht zusätzlich die Immersion.

Im zweiten Beispiel darf sich der Yamaha RX-A6A mit der DTS-HD MA-Tonspur von The Avengers auseinandersetzen, ebenfalls zunächst nativ. Geschlossen und den Hörer umschließend gelingt auch die traditionelle Surround-Kulisse. Der Hubschrauber ganz am Anfang fliegt hör- und spürbar von rechts hinten nach mittig-links vorne und der RX-A6A zeigt den Effekt so präsent, dass man sich beinahe ducken möchte. Der kurze, aber nachdrückliche Impuls des Lastenaufzugs wird blitzschnell und massiv umgesetzt. Auch als das Spektakel des Tesseracts beginnt, an dessen Ende Loki unseren Planeten betritt, liefert der Yamaha AV-Receivers eine sehr dynamische und kraftvolle Präsentation ab, ohne dabei sehr bemüht zu wirken. Auch als es ruhiger wird schafft er eine glaubwürdige und dichte Surround-Kulisse, die die inhaltliche Spannung exzellent vermittelt. Die Geschosse aus Lokis Szepter werden ebenfalls mit sattem Nachdruck versehen und sind im Raum problemlos verfolgbar.

Display RX-A6A - Surround:AI läuft mit

Wir aktivieren Surround:AI und starten nochmals vom Beginn des ersten Kapitels. In den ersten Sekunden ist kein eklatanter Unterschied feststellbar. Die Sprachwiedergabe des Intros bzgl. des Tesseracts erscheint identisch mit leichtem Nachhall. Auf den fliegenden Helikopter aber haben wir gewartet und werden nicht enttäuscht. Zwar profitiert man natürlich von der grundsätzlich ausgezeichneten Darstellung bei nativer Dekodierung, dennoch ist hier ein Zugewinn erkennbar, was die Direktionalität des Effektes angeht und es lässt sich sogar eine leichte Verschiebung in die Höhe erkennen. In den folgenden, ruhigeren Minuten hält sich der Eingriff von Surround:AI in das Klangerlebnis sehr in Grenzen. Dies sehen wir keinesfalls als Nachteil. Der Algorithmus erkennt, dass für die authentische Abbildung der Stimmung keine zusätzlichen Maßnahmen notwendig sind und verhält sich originalgetreu. Etwas mehr zu tun erhält er dann wieder im Kampfgeschehen und versucht den Zuhörer noch etwas sphärischer einzubinden. Die Direktionalität wird noch etwas nachgeschärft, an Präzision verliert man hier bei diesem Beispiel subjektiv nichts. Grundsätzlich sind wir Freunde nativer Verarbeitung sämtlicher Tonspuren. Wer allerdings gerne sein gesamtes Lautsprecher-Setup nutzen und dem grundsätzlich actiongeladenen Geschehen noch etwas mehr Spektakel entlocken möchte, der kann zumindest anhand dieses Beispiels bedenkenlos auf Yamahas Surround:AI setzen.

Als drittes Beispiel nehmen wir uns wieder eine objektbasierte Tonspur her. Jurassic Park mit DTS:X darf der Yamaha AV-Receiver nativ präsentieren und wird dafür mit unserem 5.1.2-Setup kombiniert. Wir entscheiden uns für die typische 9. Szene, die zunächst ruhig beginnt. Schon jetzt vermag es der Yamaha RX-A6A aber, eine sehr dichte und räumliche Atmosphäre zu realisieren. Die Regentropfen kommen erkennbar von oben und versetzen uns in einen der Ford Explorer, in dem sich auch die Protagonisten befinden. Impulstreu steuert der RX-A6A den kraftvollen Canton 1500R Subwoofer an und entlockt diesem sein volles Potential. Behäbigkeit gibt es nicht, hier wird flink und präzise zugepackt. Die Intensität wirkt wohldosiert, zunächst erscheinen die Fusstritte des tonnenschweren Dinosauriers weit entfernt. Dann blitzschnell und brachial in der Szene, in der die Ziege auf dem Dach des PKWs aufschlägt. Auch das Gebrüll der Riesenechse dringt durch Mark und Bein und lässt Gänsehaut-Feeling beim Zuschauer aufkommen. Insgesamt fällt auch eine Direktheit auf. Nicht scharf oder unangenehm, aber auch nicht gutmütig und zurückhaltend wirken Spitzlaute in Effekten und Dialogen. Beeindruckend ist die hohe Dichte der Klangsphäre und die insgesamt sehr ausgeprägte Räumlichkeit. Die Platzierung der Effekte und die nachvollziehbare Zuordnung im Raum ist ebenfalls ein bemerkenswerter Faktor. Sehr genau visualisiert der Yamaha RX-A6A Objekte, aber auch Stimmen und Schreie, in der Surround-Kulisse. Als der T-Rex das Auto der Kinder umkreist, kann man sich richtig in die Situation und den Ernst der Lage hineinversetzen und fiebert mit, so authentisch und gleichzeitig mitreißend wird die Szene abgebildet. Im weiteren Verlauf, z.B. als der Dino das Glasdach des Autos durchschlägt, wird es kurzzeitig im komplexen Geschehen etwas diffuser, schnell aber findet der AV-Receiver zurück und bildet eine strukturierte, klar gegliederte Surround-Atmosphäre. Stets geschlossen ist diese sowohl im Front- als auch Rear-Bereich und auch die Effekte von oben wirken nicht als externes Element, sondern als Teil des Ganzen. Die Dialogverständlichkeit ist zu jedem Zeitpunkt gegeben, stets klar und direkt wirkt die Wiedergabe von Stimmen, die auch bzgl. der Charakteristika des jeweiligen Schauspielers keine Kritik erfordern.

Schließlich wollen wir auch die Stereo-Performance des Yamaha RX-A6A ergründen und spielen ihm daher einige audiophile Aufnahmen aus dem Bereich Jazz, Klassik und dem elektronischen Genre zu. Eva Cassidys "Ain't no Sunshine" erklingt in Kombination mit den ausgezeichneten Canton Vento 886.2 DC Standlautsprechern hervorragend. Die Direktheit, die klare und präzise Berücksichtigung sämtlicher Einzelheiten und Details vollzieht sich auch hier. Sehr gut wirkt so die Stimme der Jazz-Solistin, die von ebenfalls eindeutig erfassten Stahlsaiten einer Gitarre begleitet wird. Das Piano gelingt keinen Deut schlechter, nicht ganz so gefühlvoll wie man das Timbre mit hochwertigen Stereo-Komponenten kennt, dafür aber mit sehr guter Anschlagdynamik und exakten Bühnenposition. Den klassischen Part übernimmt die Film-Musik aus "Fluch der Karibik" mit Wheel of Fortune, komponiert von Hans Zimmer. Dass der RX-A6A mit der nativen Mehrkanal-Tonspur vermutlich noch besser hantieren könnte, lässt er sich nicht anmerken: schwungvoll, dynamisch und mitreißend liefert er ab und bringt auch im Bassbereich ausreichend Punch und Nachdruck mit. Voluminös erklingt das komplexe Gesamtgeschehen, die einzelnen Instrumente bleiben dennoch gut differenziert. Dynamische Sprünge, von Crescendo zu Stille und zurück, bereiten ebenfalls keine Probleme. Die ausgezeichnete Impulstreue kann er also auch hier ausspielen. Auch räumlich spielt er auf und bildet eine authentische, recht weitläufige Stereo-Bühne ab. Zuletzt gibt es melodiöse Synthi-Klänge mit verzerrter Stimmwiedergabe bei Infected Mushrooms Deeply Disturbed. Hier zeichnet der RX-A6A eine noch breitere Bühne mit zahlreichen Effekten, die sich über den gesamten Frontbereich erstrecken und präzise im Raum erfasst werden können. Die knochentrockenen Kickbässe liefert er in nahezu perfekter Manier ab und lässt sich den hohen Kraftaufwand nicht anmerken. Die Performance bleibt auch auf identisch hohem Niveau, als das Geschehen immer komplexer und mit weiteren Effekten versehen wird. Die grundsätzlich schwer verständliche Stimme wird zentral in die Kulisse eingebunden, auch die mit einem tiefen Fundament versehenen Sirenen-artigen Laute integriert der Yamaha AV-Receiver kompromisslos in die von hoher Geschwindigkeit geprägte Soundkulisse. Gegen Ende nehmen die Bässe an Nachdrücklichkeit und Punch etwas zu, was auch der RX-A6A entsprechend umsetzt.

Video-Sektion

Wie bereits häufiger erwähnt, muss man sich für die neuen HDMI 2.1-Features noch gedulden und wir könnten nur wieder erneut aufzählen, was der Yamaha AV-Receiver denn nach der Veröffentlichung und Durchführung des Software-Updates alles können soll. Es handelt sich schlicht um das typische Arsenal inklusive Support für 4K/120 Hz, 8K/60Hz sowie ALLM, VRR, QFT und QMS. Außerdem soll der RX-A6A dann auch mit HDR10+ Signalen umgehen können.

Die technische Dokumentation gibt außerdem den Hinweis auf ein kommendes 8K-Upscaling. Noch muss man sich mit der Skalierung von niedriger auflösenden Inhalten auf 4K Ultra HD zufrieden geben. Damit der Yamaha AVR diese Skalierung auch vornimmt, müssen wir in den Einstellungen im Punkt Video/HDMI und dem Unterpunkt Videomodus den Parameter von "Direkt" auf "Verarbeitung" stellen und können dann die gewünschte Auflösung festlegen. Außerdem gibt es einen Video-EQ mit den Einstellungsmöglichkeiten "Detailanreicherung", "Randschärfe", "Helligkeit", "Kontrast" und "Sättigung". Diese lassen wir unangetastet, der RX-A6A muss sich nur im die Hochskalierung von 1080p-Material auf UltraHD kümmern. Der AV-Receiver gibt sich dabei keine Blöße und liefert ein detailreiches, scharfes, artefaktefreies und stabiles Bild mit authentischer Farbtemperatur wieder. Auch was den Kontrast anbelangt, wird in oberen sowie niedrigen Helligkeitsbereichen das volle Potential des angeschlossenen Displays ausgereizt. Wir sehen zwar keinen Vorteil der Yamaha-Signalverarbeitung im Vergleich mit einem hochwertigen TV-Gerät aus dem Premium-Segment, spürbar schlechter schlägt er sich aber ebenfalls nicht.

Konkurrenzvergleich

Denon AVC-X6700H

Zwangsläufig muss sich der Yamaha RX-A6A mit der Konkurrenz aus dem Hause Denon messen und trifft dabei auf harte Mitbewerber. Der Denon ist praktisch zu identischen Preisen zu haben wie das neue AVENTAGE Vize-Topmodell und muss sich im vom Yamaha seit Jahren dominierten Bereich der DSPs geschlagen geben. Mit Surround:AI hat man natürlich ein besonderes Ass im Ärmel, was die Signalverarbeitung, auch von nativen 3D Audio-Tonspuren, betrifft. Akustisch sind beide bärenstark. Der Yamaha agiert etwas feiner und löst auch bei komplexem Klanggeschehen sensationell auf. Der Denon AV-Verstärker ist gutmütiger und wirkt etwas runder, musikalischer, klingt aber nicht wirklich schlechter. Bei der sonstigen Ausstattung wird es, Stand jetzt, ein wenig dünn für den RX-A6A. Der Denon ist ab Werk Auro 3D-fähig, mit einer 8K HDMI-Schnittstelle ausgestattet, die bereits jetzt relevante Features inklusive 4K/120Hz, VRR, ALLM, QFT, HDR10+, QMS, etc. unterstützt und skaliert auch auf die 8K-Auflösung hoch. Der Yamaha soll zwar später 8K und HDMI 2.1-Features an allen Schnittstellen bieten, bislang können wir das allerdings nicht in die Bewertung mit einbeziehen. Sehr wichtig für ambitionierte Heimkino-Enthusiasten wird auch die Tatsache sein, dass der Denon mit 11 Endstufen und einer sehr flexiblen 13.2-Signalverarbeitung daherkommt. Auch IMAX Enhanced ist an Bord. Für den RX-A6A hingegen spricht das verfeinerte YPAO Einmesssystem. Optisch setzt Denon auf Bewährtes, das frische Design des Yamahas kann gefallen oder auch nicht. Im Multimedia-Bereich bieten beide eine sehr ähnliche Feature-Vielfalt. MusicCast ermöglicht eine praktische Integration von drahtlosen Lautsprechern (MusicCast 20/50), die als Rear-Lautsprecher verwendet werden können. Die Fernbedienung des Yamaha RX-A6A gefällt uns, auch wegen der schicken und vorteilhaften Tastenbeleuchtung, bedeutend besser.

NAD T 778

NAD schickt mit dem T 778 einen etwas teureren Mehrkanal-Receiver ins Rennen, der mit der NAD-eigenen HybridDigital-Technologie enorm potente Endstufen im Gepäck hat und auch sonst mit attraktiven Features aufwarten kann. Ebenso wie der Yamaha befeuert auch der NAD T 778 im Übrigen 9 Kanäle und kann die Signalverarbeitung für 11.2 Kanäle übernehmen. Auch optisch verlässt man sich bei NAD nicht auf den klassischen Look, sondern integriert ein sehr schickes, groß dimensioniertes Display und setzt auf einen insgesamt fortschrittlichen Look, der die öffentliche Meinung nicht ganz so sehr zu spalten scheint. Beim Einmesssystem setzt man auf Dirac Live. Dieses kann exzellente Ergebnisse erzielen, birgt aber auch ein Restpotential an Frustration. Der NAD Receiver spielt sehr dynamisch auf, ist extrem pegelfest und steht dem RX-A6A in puncto Auflösung nicht nach, der Yamaha zieht den Zuschauer mit seiner enormen atmosphärischen Dichte noch etwas tiefer ins Geschehen. Dolby Atmos und DTS:X werden dekodiert, Auro-3D fällt aus - noch gilt das allerdings auch für den AVENTAGE-Neuzugang. Multimedial exzellent ist man bei NAD dank BluOS aufgestellt. Alle relevanten Streamingdienste sind integriert, hinzu kommt MQA-Support und das via Firmware-Update realisierte "Roon Ready"-Zertifikat.

Fazit

Yamaha AVENTAGE AV-Receiver RX-A6A

Der Yamaha RX-A6A bietet mächtiges Potential, das er leider noch nicht vollständig entfalten kann. Akustisch ist er zweifellos eine Bank und überzeugt mit einem sehr immersiven Höreindruck, der von sensationeller Auflösung und Präzision geprägt ist. Die YPAO-Einmessung liefert in unserer akustisch nicht optimierten Wohnzimmerumgebung klare Vorteile in der Praxis und gewinnt in den tiefsten Regionen am deutlichsten von der neuen Überarbeitung. Im Inneren rechtfertigt er den aufgerufenen Preis sowohl mit leistungsstarken Bauteilen als auch mit einem sehr aufwändigen Aufbau. Der Transfer von den HiFi-Komponenten und auch dem exklusiven MX-A5200 werden deutlich. Auch äußerlich haben wir bezüglich der Verarbeitungsqualität nicht viel zu meckern, auch wenn wir dem RX-A6A zu diesem Preis einen Gehäusedeckel aus Metall spendiert hätten. Schon jetzt ist der Yamaha AVR eine Alternative zu den bisherigen Platzhirschen, muss allerdings in einigen Positionen noch klar zurückstecken. Kommen die Firmware-Updates mit Auro-3D und HDMI 2.1 termingerecht, gewinnt der AV-Receiver-Markt im oberen Preisbereich nochmals deutlich an Spannung. Sämtliche Voraussetzungen dafür, u.a. eine exzellente Signalverarbeitung, sind beim RX-A6A gegeben. Dann werden wir wohl auch nicht darum herum kommen, diesen Test nochmal hervorzuholen, um eine Neubewertung vorzunehmen.

Optisch extravaganter 9-Kanal-AV-Receiver mit exzellenter Signalverarbeitung, tadelloser Auflösung und noch ungenutztem Restpotential

AV-Receiver Oberklasse
Datum: 02.08.2021

 

Test: Carsten Rampacher, Philipp Kind
Fotos: Philipp Kind
Datum: 02.08.2021


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