XXL-SPECIAL: Arcam of Cambridge - britische HiFi- und Mehrkanal-Schmiede mit großer Tradition und erstklassigen technischen Lösungen

Es gibt zahlreiche britische HiFi-Brands mit großer Tradition. Unter Kennern der Szene besonders bekannt ist zweifelsohne Arcam aus Cambridge. Im Jahre 1976 wurde die Firma von John Dawson gegründet, und der Founder war, wie es sich gehört, auch auf einem der berühmten Cambridge-Colleges, und zwar auf dem Trinity College. Zu der Zeit, als Arcam gegründet wurde, war HiFi generell sehr wichtig. Die HiFi-Anlage war einer der Lebensträume, ebenso wie Haus, Auto und TV. Cambridge und Umgebung waren zur damaligen Zeit das „Silicon Valley des HiFi“, und auch heute noch tummeln sich mehrere sehr bekannte Hersteller in der Umgebung.

Arcam A60

Innenleben mit Ringkern-Transformator

Kehren wir zurück zu Arcam. Das erste Produkt der HiFi-Experten von der Insel war der Vollverstärker A60. Er wurde von Hand zusammengebaut und bot mit 40 Watt pro Kanal aus heutiger Sicht überschaubare Leistungsreserven. Der strikt auf den kürzesten Signalweg optimierte, saubere Innenaufbau und der große Ringkerntrafo kennzeichnen den A60 noch allerdings nach wie vor. Nach 2 Jahren brachte Arcam einen passenden Tuner dazu auf den Markt. Besonderes Kennzeichen des Tuners waren die 5 Presets.

Doch Arcam war und ist nicht nur für Verstärker und Tuner, sondern auch für weitere Hightech-Quellgeräte berühmt. Meilensteine von Arcam waren der erste D/A-Konverter für Consumer (1989, für 650 Dollar, Black Box 1) mit 16-Bit Genauigkeit. Die Black Box 1 bekam auch Nachfolger, wie z.B. die Black Box 3 oder die Black Box 5. Auch das weltweit erste Kassettendeck mit Dolby S (Delta 100) stammt von Arcam. Der Name „Arcam“ steht daher auch für „Amplification & Recording“ und das „Cam“ für die Heimat Cambridge. Seit einigen Jahren gehört Arcam übrigens zur Harman Luxury Group, in Deutschland wird die Brand aus Cambridge aber wie bereits vor der Übernahme von GP Acoustics vertrieben. 

HDA-ST60

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Wenden wir uns wieder dem Portfolio zu. Auch in heutigen Zeiten führt Arcam High-Tech-Zuspieler wie den talentierten, flexiblen Streamer HDA-ST60 im Programm. 1.399 EUR werden für den Streamer fällig, dafür gibt es Google Chromecast, Apple AirPlay 2 und das Roon ready-Zertifikat. Sogar MQA-Dateien werden wiedergegeben.

HDA-SA20 - auch schon mit Class G-Endstufen

Arcam ist natürlich nach wie vor Legende, was Stereo-Vollverstärker und Endstufen angeht. Seit einigen Jahren haben die Briten einen neuen Design-Weg gefunden, die aktuellen Stereo-Vollverstärker HDA-SA10, HDA-SA20 und HDA-SA30 sind äußerst flach und wirken zeitlos sowie edel. Zur High End 2018 wurde dann die jetzt noch aktuelle Produktlinie aus der Taufe gehoben.

Arcam A 19

Arcam A 49

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Die Vorgänger-Serie bestand aus den Modellen A 19, A 29, A 39 und A 49.  Gerade die größeren Modelle, wie das Top-Gerät A 49, waren deutlich ausladender als die jetzigen Stereo-Vollverstärker und traten eher wie Zweikanal-Boliden auf.

Arcam SR 250 für 3.300 EUR (2015)

Aber auch Exotisches fand seinen Weg in die Arcam-Produktpalette, so der Arcam SR250 von 2015, ein Zweikanal-Stereoreceiver mit Class G-Verstärkung, Dirac-Einmessung und kompletter HDMI-Beschaltung, quasi ein 2-kanaliger Heimkino-AV-Receiver.

HDA-SA30

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Dieses Konzept wurde auch vom Nachfolger HDA-SA30 übernommen. Das aktuelle Modell kommt mit extrem kraftvollen Class G-Endstufen (2 x 220 Watt an 4 Ohm) und mit Dirac Einmesssystem sowie HDMI-Terminals. Des Weiteren finden sich umfangreiche multimediale Ausstattungsmerkmale wie Apple AirPlay 2 oder Google Chromecast. 

Mehrkanalig können die Briten seit Mitte der 90er Jahre natürlich auch, und in den 2000ern wurden die Aktivitäten weiter verstärkt. So durch den AVR 600, den wir 2010 im Test hatten, für damals 4.500 EUR. Stets zeichneten sich Arcams AV-Receiver nicht nur durch fesselnden Mehrkanal-Sound, sondern auch durch einen exzellenten Klang im Stereobetrieb aus. Dort, wo sehr viele, auch teure, AV-Verstärker und AV-Receiver schwächelten, holten die Briten zum großen Schlag aus. 

AVR 600 (2010)

Da machte der Siebenkanal-AV-Receiver keine Ausnahme, seine Leistungswerte überzeugten aber nicht nur im Stereo- sondern auch im Surroundeinsatz. Er brachte es mit seinen Class G-Endstufen auf 7 x 120 Watt Dauerleistung bei gleichzeitiger Aussteuerung aller Kanäle - diese Ehrlichkeit bei den Leistungsangaben zeichnet Arcam bis heute aus. Die nichtssagenden Theorie-Werte vieler Konkurrenten, die die maximale Endstufenleistung pro Kanal bei der Aussteuerung lediglich eines Kanals bei 1 kHz beziffern, hält man bei Arcam nichts von solchen Phantasien, sondern gibt immer praxisbezogene Werte an, indem alle Endstufen simultan laufen und dann glaubwürdige Leistungsdaten ermittelt werden. 

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AVR 550

Auch die nächsten Generationen boten Vielversprechendes, so 2015 der AVR 550, der damals mit Dolby Atmos und später zusätzlich mit DTS:X ausgestattet war. Der Preis, wie beim SR250, betrug im Dezember 2015 3.300 EUR. 

AVR10

AVR30 (seit 2019)

Heute sind mit den Modellen AVR10, AVR20 und AVR30 (alle Modelle mit 7 Endstufen, 2.499 EUR, 3.599 EUR, 5.699 EUR) drei hochklassige AV-Receiver mit Decoding für Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D im Portfolio, die im Stereobetrieb und im Mehrkanal-Einsatz akustisch restlos überzeugen. Ergänzt wird das Sortiment durch die AV-Vorstufe AV40 (3.999 EUR). 

Was hat sich bei Arcam in den letzten Jahren sonst getan?

Arcam Solo Bar und Solo Sub

Auch ein Ausflug ins Marktsegment der Soundbars wurde unternommen, mit der Arcam Solo Bar im Paket mit dem Arcam Solo Sub. 2015 kostet diese Kombination mit HDMI-Beschaltung und Decodern für DTS-HD und Dolby TrueHD 1.500 EUR.

Zudem wurden auch Blu-ray/DVD/SACD-Receiver offeriert, so der Solo Movie 2.1 von 2016, der beachtliche 2 x 125 Watt an 4 Ohm mobilisieren konnte und für  2.249 EUR angeboten wurde.

Der neue Weg

Inzwischen konzentriert man sich in Cambridge wieder auf die Kernkompetenzen - und bietet typischen Arcam Of Cambridge Sound auch im Miniaturformat an.

Das Ergebnis der Mission "Voller Sound aus kleinem Gehäuse" ist der edle, ultrakompakte Streaming-Stereoverstärker Arcam Solo Uno. Er kommt auf faire 699 EUR und ist mit 2 x 50 Watt (an 4 Ohm) Class D-Endstufen ausgestattet. Auch Google Chromecast, Apple AirPlay 2 und das Roon ready-Zertifikat fehlen nicht. 

Gehen wir auf Punkte ein, die wichtig für Arcam sind. 

Eine hochwertige Stromversorgung mittels Ringkern-Transformator: Das ist ein gewichtiger Teil der Arcam-Philosophie

Das „A&R“ könnte allerdings auch für„Authentic & Realistic Sound“ stehen – dem Kennzeichen von Arcam. Bei Arcam sieht man eine hochwertige Stromversorgung als den Anfang von gutem Klang. Aber auch die optimalen Arbeitsbedingungen für den D/A-Konverter halten die Briten für elementar. Es kommt natürlich auf den DAC selbst, aber auch um die Umgebung rund um den DAC an. Dass die verwendeten DACs gerade in den Oberklasse-Modellen von Arcam stets von absoluten Premium-Herstellern stammen, hat Tradition und ist selbstverständlich, ebenso das Schaffen einer idealen Arbeitsumgebung. Im aktuellen SA30 arbeitet z.B. der ESS Sabre D/A-Wandler vom Typ ESS9038KM. Und auch die drei AV-Receiver AVR10, AVR20 und AVR30 sowie die Vorstufe AV40 sind mit ESS-DACs ausstaffiert. 

Wichtig bei Arcam ist mittlerweile auch das Thema Multimedia:

Arcam MusicLife App

Google Chromecast

  • Mit Google Chromecast
  • Mit Apple AirPlay 2
  • Mit Roon ready
  • Eigene MusicLife-App

Das sind einige Ausstattungsmerkmale, die in zahlreichen Geräten von Arcam verbaut sind. 

Im Folgenden stellen wir nun Arcams Class G-Verstärkung vor und klären auf, was es mit der Dirac Live-Implementierung in zahlreichen Arcam Modellen auf sich hat. Besonders für die Mehrkanal-AV-Receiver und -Vorstufen ist dieses Feature wichtig. 

Arcams Core Technology: Die Class G-Verstärkung

Kernstück besonders hochwertiger Arcam AV-Receiver, Stereo-Vollverstärker und Endstufen ist die Class G-Verstärkung. Hier die Aufzählung der aktuellen Modelle, die über die innovative Technologie verfügen:

  • Arcam HDA-SA20 (Stereo-Vollverstärker für 1.199 EUR)
  • Arcam HDA-SA30 (Streaming-Stereo-Vollverstärker für 2.399 EUR)
  • Arcam AVR30 (Mehrkanal-Verstärker mit sieben Endstufen und 9.1.6 Decoding für 5.699 EUR)
  • Arcam PA240 (Stereo-Endverstärker für 2.199 EUR)
  • Arcam PA720 (Siebenkanal-Endverstärker für 2.799 EUR )

SA20 von innen

SA30 von innen

AVR30 von innen

Wie funktioniert die Class G-Technik? Ebenso wie ein Hybridauto implementiert Class G verschiedene Arten der Stromversorgung. Normalerweise gibt es bei Verstärkern lediglich eine Art der Stromversorgung. In der Praxis arbeitet die Class G Technik folgendermaßen: Wenn ein dynamisches Signal empfangen wird, das über die Kapazität der ersten Stromversorgung hinausgeht, greift die zweite Stromversorgung ein, was zur Folge hat, dass genau die Menge an Strom zur Verfügung steht, die benötigt wird, um das aktuell anliegende Signal optimal wiederzugeben. Die zweite Stromversorgung greift nur dann ein, wenn sie wirklich benötigt wird. Das Um- bzw. Zuschalten bei den Stromversorgungen erfolgt blitzschnell und unmerklich. Die erste Stromversorgung ist so ausgelegt, dass die Class G-Endstufe im puren, klanglich reinen Class A-Betrieb gefahren werden kann. Die zweite Stromversorgung wird nur verwendet, wenn der Leistungsbedarf merklich wächst Dadurch wird auch keine dauerhafte Verlustwärme erzeugt, denn die zweite Stromversorgung läuft nur, wenn es notwendig ist.

Arcam implementiert Dirac Live - hier erläutert am Beispiel des AVR30

Wir zeigen anhand von Screenshots, was Dirac Live zu leisten imstande ist. 

Dirac Live Download

Installation

Der AVR30 wird automatisch erkannt

Dirac Live ist vielleicht nicht das intuitivste System zur akustischen Optimierung des AV-Receivers im Hinblick auf die räumlichen Gegebenheiten, dafür aber ein besonders flexibles und leistungsstarkes. Um auch weniger erfahrene Anwender an die zahlreichen Möglichkeiten von Dirac Live heranzuführen, gibt es inzwischen eine App für mobile Komponenten. Im Google Play Store und Apple App Store kann "Dirac Live" kostenlos heruntergeladen werden. Beim Öffnen der App kann man sich direkt mit dem eigenen Dirac-Account einloggen, alternativ kann man aber auch einfach ohne eigenen Account loslegen, wenn man "Continue with an anonymous session" auswählt. Dennoch müssen wir diesen kleinen Exkurs hier beenden, denn natürlich kann Dirac Live auch weiterhin ganz klassisch per Software am PC/Notebook verwendet werden, was im Fall des Arcam AVR30 auch zwingend erforderlich ist.

Mikrofon

Der AVR30 bringt ein hochwertiges USB-Mikrofon mit, dass direkt mit dem PC/Mac verbunden werden muss. Wir verwenden die Dirac Live-Software für Mac und installieren diese zunächst von https://live.dirac.com/download/.

Entsprechendes Mikrofon auswählen und - wichtig! - "Calibration File" laden

Der Download ist mit knapp 160 MB überschaubar und auch die Installation gelingt problemlos. Es werden etwa 340 MB Speicherplatz auf der Festplatte belegt. Beim Öffnen der Software auf unserem MacBook wird der Arcam AVR30 umgehend erkannt. Voraussetzung ist natürlich, dass sich beide Geräte im gleichen Netzwerk befinden. Zu diesem Zeitpunkt sollte man auch das beim Arcam mitgelieferte Setup-Mikrofon mit dem Computer verbinden, da sonst die Software das im MacBook integrierte Mikro als Mess-Element verwenden möchte, was nicht zielführend ist. Nachdem wir das "Calibration Mic" ausgewählt haben, führt uns die Software durch die weiteren Schritte. Zuvor muss man aber auf jeden Fall das "Calibratrion File" für das verwendete Mikrofon des AVR30 laden. Mit einem Klick auf "No Microphone Calibration" und "Load from File" kann man die gewünschte Datei auswählen. Diese muss auf der Arcam-Webseite des AVR30 AV-Receivers unter Downloads heruntergeladen werden. Man sieht also, etwas Geduld und etwas Wissen sind schon von Vorteil. 

Übrigens, auch englische Grundkenntnisse sollte man mitbringen. Dirac Live ist aktuell in Englisch, Japanisch, Mandarin und Schwedisch verfügbar, nicht in deutscher Sprache.

Lautstärke justieren

Alle Lautsprecher sollten einen nahezu identischen Pegel aufweisen

Wie sehen die zukünfigen Hörgewohnheiten aus?

Einzelsitzplatz, sehr präzise

Großzügiger Sweet Spot, ideal wenn häufig mit mehreren Personen gehört wird

Im ersten Schritt der Einmessung wird der Lautstärke-Pegel justiert, jetzt sollte man das Mikrofon schon am späteren Hörplatz positionieren. Hier achtet man vorwiegend darauf, dass die Testtöne weder zu laut noch zu leise wiedergegeben werden und dass das Mikrofon die Töne korrekt erfasst. Auch sollte die Lautstärke von allen Lautsprechern am Hörplatz, zumindest in etwa, gleich sein. Wer jetzt übrigens in der Software nicht alle oder sogar mehr Lautsprecher als im eigenen Setup vorhanden sind, sieht, darf sich nicht wundern. Denn, und hier unterscheidet sich das System von den vollautomatischen Einmesssystemen (z.B. Audyssey MultEQ XT32,), hier muss man selbst aktiv werden. Im Lautsprecher-Menü des Arcam AVR30 legt man manuell fest, welche Lautsprecher vorhanden sind und welcher Größe sie entsprechen, erst dann kann eine sinnvolle Messung mit Dirac Live erfolgen. Wer übrigens zwischendurch im Menü des Arcam AV-Receivers etwas einstellen möchte, hat Pech gehabt. Zuerst muss Dirac am PC geschlossen werden, dann gibt der AVR das Menü wieder frei.

Im nächsten Schritt "Select Arrangement" legt man fest, wie das System agieren soll. Es ist zum einen mit "Tightly focused Imaging" möglich, eine sehr präzise Klangpassung vorzunehmen, die auf einen einzelnen Hörplatz ausgerichtet ist. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man beim Klanggenuss von dieser Position kaum abweicht, selbst eine andere Position bzw. Neigung des Kopfes wird hier nicht empfohlen. "Focused Imaging" ist zwar immer noch recht fokussiert auf einen Hörplatz, allerdings nicht so stark, als dass eine leicht abweichende Position bereits eklatanten Einfluss auf die akustische Darbietung hätte. Diese Auswahl wird, gerade für Erstanwender, vom Programm selbst favorisiert. "Wide Imaging" beschreibt Hörgewohnheiten, bei der die Klangeinmessung darauf ausgelegt ist, dass auch mehrere Personen in guter Qualität hören können. Der Sweet Spot ist hier etwas flexibler und kann sich auch auf ein breites Sofa, auf dem mehrere Portionen Platz finden, "konzentrieren". Es werden, je nach gewünschter Vorgehensweise, 9, 13 oder 17 Messungen durchgeführt.

Die eigentliche Messung

Dabei kann es schon mal zu einer Fehlermeldung kommen - Troubleshooting sollte man einkalkulieren

Die Messung läuft automatisch ab, es werden Testtöne wiedergegeben

Nach und nach werden die einzelnen Messpositionen durchgegangen

Ein Ergebnis in einem akustisch nicht optimierten Wohnzimmer

Einzelne Lautsprecher können angezeigt werden, hier vorne links

Nun folgen die eigentlichen Messungen. Grundsätzlich ist es möglich, sich hier, sofern vorhanden, an seinen bisherigen Erfahrungen mit automatischen Einmesssystemen zu orientieren. Das Mikrofon sollte auf einem Stativ befestigt sein und während der Messung nicht bewegt werden, auch die Umgebungsgeräusche sollten auf einem niedrigen Level gehalten werden. Dirac Live empfiehlt einen Abstand von 40 bis 60 cm zwischen den einzelnen Messpositionen, die für ein optimales Ergebnis alle erfasst werden sollten. Mit einem Klick auf die Grafik, veranschaulicht durch eine auf einem Sofa sitzende Person, kann man den gewünschten Messpunkt auswählen. Zuerst sollte man die "Main Position", also die Hauptposition messen. Wer bis zu diesem Punkt alles befolgt hat, dürfte ohne Fehlermeldungen durchgekommen sein. Mit dem Hinweis "low-signal-to-noise level" haben einige Anwender zu kämpfen. Auch wir, als wir das Calibration File des Mikrofons einmal nicht geladen hatten. Andere Fehlerquellen könnten hier fehlende Zugriffsrechte, z.B. bei Mac, sein. In den Systemeinstellungen muss Dirac Live der Zugriff auf das Mikrofon erlaubt sein. Verlief die erste Messung der Hauptposition erfolgreich, können nun alle weiteren Messungen vorgenommen werden.

Ermittelte EQ-Kurve, hier kann man auch manuell eingreifen

Sobald ausreichend Information über die akustischen Charakteristika des Hörraumes vorliegen, kann man an die Filtereinstellungen gehen. Es müssen dazu nicht zwingend alle Messpunkte durchlaufen werden. Dirac gibt aber an, dass je mehr Informationen vorliegen, desto besser verständlicherweise das Resultat  wird. Zunächst wird von Dirac Live ein EQ-Filter errechnet und appliziert, der ein möglichst ausgewogenes Klangbild im Hörraum realisieren soll. Wer sich also auf die automatische Korrektur des Einmess- und Room-EQ-Systems verlassen möchte, so wie man es im Großen und Ganzen von den anderen, automatischen Einmesssystemen am Markt gewohnt ist, der exportiert nun die errechnete Kurve und erhält den von Dirac automatisch optimierten Sound des Arcam AVR30.

Wer jedoch tiefer einsteigen möchte und die akustische Kulisse nach eigenem Gusto bestimmen und das absolute Maximum an Potential ausschöpfen will, kann dies durch manuellen Eingriff in die ermittelten Filterkurven tun. Die Lautsprecher werden anhand der typischen Konfiguration vorgruppiert, ganz grundsätzlich kann man sich hier aber austoben und Gruppen selbst festlegen sowie Lautsprecher bestimmten Gruppen hinzufügen oder diese entfernen. Identische Lautsprecher (z.B. die Front- und Rear-Lautsprecher im Heimkino) sollten ähnlich justiert werden, um die gewünschte EQ-Kurve optimal zu realisieren, und bieten sich daher besonders für eine Gruppierung an. Um die gewünschte EQ-Kurze zu erreichen, greift man an bestimmten Kontrollpunkten in der Kurve ein, um Frequenzbereiche gezielt anzuheben oder abzusenken. Die "Curtains", also die vertikalen Linien links und rechts beschreiben den Frequenzbereich, in dem Dirac agiert.

Export der Kurve

Der AVR30 ermöglicht das Abspeichern von drei unterschiedlichen EQ-Kurven

Als praktisch erweist sich die Tatsache, dass man die EQ-Kurve jederzeit exportierten und ausprobieren kann. Wer lieber Grafiken anstelle der eigenen Erfahrung vertraut, kann natürlich zusätzlich mit Programmen wie REW eine Messung ohne Dirac EQ und eine mit aktivem EQ durchführen und die ermittelten Kurven vergleichen.

Der AVR30 ermöglicht im Übrigen das Abspeichern von insgesamt drei EQ-Kurven, die dann mit der Audio-Taste abgerufen und auch bei bestimmten Eingängen bzw. Quellen verwendet werden können. Versierte Anwender wird es vielleicht auch interessieren, dass es für Dirac und den AVR30 ein kostenpflichtiges Update gibt, um mehrere Subwoofer justieren zu können. Grundsätzlich erlaubt die Einmessung mit Dirac ein exaktes Eingreifen in den Frequenzverlauf und schon die automatisch ermittelte EQ-Kurve bietet, insbesondere bei einem problematischen Raum, den wir hier auch als Beispiel herangezogen haben, einen eindeutigen und in der Praxis erkennbaren Benefit. Allerdings muss man auch erwähnen, dass es sich um einen langwierigeren und aufwändigeren Prozess handelt, als bei einem vollautomatischen Einmesssystem, und dieser auch anfälliger gegenüber dem Auftauchen von Fehlermeldungen ist. Wer davor nicht zurückschreckt, findet mit Dirac Live ein enorm leistungsfähiges Werkzeug zur akustischen Optimierung, das auch ohne manuellen Eingriff seitens des Anwenders eine exzellente Anpassung an die räumlichen Gegebenheiten ermöglicht.

Fazit

Arcam führt auch 2021 die große Tradition leistungsfähiger Vollverstärker, Endstufen und Zuspieler fort. Auf dem Gebiet hochwertiger Mehrkanal-Receiver und AV-Prozessoren ist man ebenfalls mit wachsendem Erfolg aktiv. Dank hauseigener Technologien und der enormen multimedialen Flexibilität erobert Arcam neue Käufergruppen und lässt das Interesse an der Brand weiter steigen. Eine enorme akustische Leistungsfähigkeit, selektierte, hochwertige Baugruppen und ein Design mit erstklassigem Wiedererkennungswert zeichnen die Devices aus Cambridge ebenfalls aus. 

Special: Carsten Rampacher
Fotos: AREA DVD
Datum: 15. September 2021

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