XXL-TEST: Arcam SA30 - Stereo-Streaming-Vollverstärker der Oberklasse

Der Arcam SA30 Stereo-Streaming-Vollverstärker kommt auf 2.399 EUR. Dafür trumpft das Gerät mit einer Class G-Endstufemit bis zu 2 x 220 Watt an 4 Ohm (120 Watt an 8 Ohm) auf. Speziell auf die Bedürfnisse von Vinyl-Platten-Fans ist der aufwändig aufgebaute Phono-Vorverstärker gedacht. Er ist für MM- und MC-Systeme geeignet. Zahlreiche digitale und analoge Eingänge sind ebenfalls vorhanden. Für die D/A-Wandlung setzen die Briten auf extrem präzise ESS Sabre D/A-Wandler vom Typ ESS9038K2M. Für die Anpassung an die akustischen Verhältnisse im Hörraum ist Dirac Live, steuerbar per App und inklusive Messmikrofon, an Bord. Multimedia ist beim SA30 ein großes Thema, so gibt es Chromecast built-in, Apple AirPlay 2, die Bedienung vieler Streaming-Funktionen mit der Arcam MusicLive-App und das Zertifikat als Roon-Endpunkt. 

Arcam Class G-Endstufentechnik

Class G-Endstufen

Typisches Merkmal der Top-Modelle aus der britischen Schmiede sind die Class G Endstufen. Diese Technologie kombiniert in sich unterschiedliche Arten der Stromversorgung, un die Faktoren maximale Leistung und höchste Klangreinheit optimal miteinander zu kombinieren. Class G greift auf zwei Stromversorgungen zurück, die erste für reinen Class A-Betrieb, die zweite für Class AB-Betrieb. Liegt ein dynamisches Signal an, das über die Kapazität der ersten Stromversorgung hinausgeht, greift die zweite Stromversorgung ein, was zur Folge hat, dass immer schnell exakt die Menge an Strom zur Verfügung steht, die benötigt wird, um das jeweilige Signal in bestmöglicher Qualität zu präsentieren. Das Um- bzw. Zuschalten bei den Stromversorgungen erfolgt nahtlos, der Anwender merkt rein gar nichts. Dadurch, dass die zweite Stromversorgung nur dann verwendet wird, wenn sie tatsächlich benötigt wird, kommt es überdies nicht zu dauerhafter Verlustwärme, was eine thermische Optimierung des gesamten Verstärkerbetriebs als Folge hat. 

Verarbeitung

Fürs Geld eher schlichte Materialqualität z.B. beim Lautstärke-Drehregler

Sehr gute Passungen, einfache Verschraubung und einfache Standfüße

Keine wahre Pracht: Die Bedienelemente sind zwar exakt eingepasst, das Geräusch beim Drücken passt aber nicht zu einem so teuren Device

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Für 2.399 EUR Kaufpreis hätten wir hinsichtlich der Verarbeitung mehr erwartet. Die Bedienleiste direkt am Gerät, mittels der man z.B. die Quelle wechseln oder den Verstärker auf Mute schalten kann, wirkt wenig edel. Gerad,e wenn man die Knöpfe betätigt, stellt sich nicht das satte, solide Gefühl ein, das wir eigentlich erwarten würden, ein. Der Lautstärke-Drehregler eiert und bietet kein überzeugendes haptisches Gefühl. Die relativ flache Bauweise ist Geschmackssache, aus objektiver Sicht kann man nichts dageben sagen. Wohl aber gegen die arg einfachen Gerätestandfüße, die ebenfalls nicht so recht zum üblichen Niveau der Preisklasse passen.

Seitliche Ansicht

Ansicht von oben 

Ausgezeichnete Detailverarbeitung

Produktbezeichnung

Display

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Das zweizeilige Punktmatrix-Display geht in Ordnung, ruft aber auch keine Begeisterungsstürme hervor.  Vergleichen wir z.B. mit einem Marantz PM7000N, der mit 1.199 EUR praktisch nur die Hälfte kostet, würden wir vom Finish des Arcam deutlich mehr erwarten, so tritt der preiswerte Marantz edler auf - ebenso wie der mit Streaming-Modul rund 1.400 EUR kostende NAD C368. Die Sonne geht eher auf, wenn man den SA30 öffnet. Ein großer Ringkern-Transformator, ein sorgfältiges Layout - hier sieht man, in welche Belange die zum Harman-Konzern gehörenden Briten offensichtlich investiert haben.

Anschlüsse

Rückseite komplett

RJ45 Ethernetbuchse, alternativ WLAN, USB-A-Anschluss, RS232-Schnittstelle. Erhöht die Flexibilität: HDMI-Slot mit eARC (wenngleich ARC genügt hätte)

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Sehr gut: Dedizierte Anschlüsse für Phono MM und Phono MC. 2 optische, 2 koaxiale Digitaleingänge. Zudem Cinch für CD, PVR, STB plus 2-Kanal Pre-Out

Hochwertige Lautsprecherkabel-Anschlüsse mit Acryl-Ummantelung, vergoldete Cinch-Buchsen

Die Anschlussbestückung ist umfangreich, sogar HDMI und Phono MM sowie Phono MC als separate Eingänge sind vorhanden. Natürlich gibt es eine Ethernet-Buchse und ein WiFi-Modul. Nur Bluetooth als drahtlose Signalübertragung und XLR fehlen. 

Dirac

Dirac-Messmikrofon mit Kabel

Im Detail ohne Kabel

Dirac Live 3 erkennt den Arcam SA30

Der Arcam SA30 bringt Kompatibilität zu Dirac mit und ist mit einem entsprechenden USB-Mikrofon ausgestattet. Grundsätzlich geht man hier zunächst identisch zu anderen automatischen Einmesssystemen vor und platziert das Setup-Mikrofon auf Ohrhöhe an der späteren Sitzposition. Nun aber schließt man das Mikrofon nicht an den Verstärker selbst, sondern an einen PC bzw. Mac an und öffnet darauf die Dirac Live-Software, die man sich unter live.dirac.com kostenlos herunterladen kann. Befinden sich beide Geräte im gleichen Netzwerk, wird der Arcam SA30 beim Start der Dirac 3-Software angezeigt und kann ausgewählt werden. Die Software ist aktuell leider nicht in deutscher Sprache verfügbar.

Das angeschlossene USB-Mikrofon für die Messung wählen

Pegelabgleich der beiden Lautsprecher

Nun wählt man auch das angeschlossene Mikrofon aus. Unser MacBook zeigt hier auch das interne Mikrofon an, dass für die Einmessung völlig ungeeignet ist. Bevor man loslegen kann, muss man nun noch die Kalibrierungsdatei des angeschlossenen USB-Mikrofons laden. Mit einem Klick auf "No microphone calibration" kann man "Load from file" auswählen und dann entsprechend auf die Datei zugreifen. Die Kalibrierungsdaten sind auf der Arcam-Webseite des SA30 unter Downloads unter "Dirac Mic Calibration & Target Files" erhältlich.

Hört man viel alleine oder häufiger zu zweit oder gar mit noch mehr Personen?

Zahlreiche Messpositionen - Dirac empfiehlt einen Abstand von 40 bis 60 cm zwischen den Messpunkten

Im nächsten Schritt führt man eine Lautstärkeangleichung der beiden angeschlossenen Lautsprecher vor, damit die Pegel möglichst identisch sind. Danach legt man noch den gewünschten Bereich, in dem später gehört wird (entweder sehr begrenzter Sweet Spot für maximale Präzision oder breitere Bereiche für mehr Sitzpositionen), fest und Dirac beginnt mit den entsprechenden Messungen. Es kann an zahlreichen Positionen eingemessen werden, man muss aber auch nicht alle Messpositionen durchgehen. Dirac empfiehlt jedoch für hohe Präzision so viele Positionen wie möglich zu berücksichtigen. Dirac ermittelt dann aus den Daten einen EQ-Filter, der für ein ausgewogenes und harmonisches Klangbild im Raum sorgen soll. Wer möchte und über das entsprechende Know-How vefügt, kann in die Kurve auch manuell eingreifen und nachjustieren.

Wer sich nochmal genauer über die Verwendung von Dirac informieren möchte, kann dies in unserem Testbericht zum Arcam AVR30 tun. Hier haben wir eine komplette Einmessung eines Mehrkanal-Systems, zusammen mit Dirac Live, Schritt für Schritt beschrieben. Identisch zum AVR30 bringt im Übrigen auch der Stereo-Verstärker SA30 die Möglichkeit mit, insgesamt drei EQ-Kurven abzuspeichern und diesen bestimmten Eingängen zuzuweisen.

Bedienung

Zu lange braucht es, bis der SA30 betriebsbereit ist. Rund 30 bis 45 Sekunden wird benötigt. Die bestens bekannte, beleuchtete Arcam Fernbedienung überzeugt gänzlich, wie auch in den vorherigen Tests, und wirkt zudem hochwertig. Direkt am Gerät kann man den SA30 auch bedienen, die Streaming-Funktionen sind per App steuerbar - und zwar entweder mittels der Arcam MusicLive App oder aber über Google Chromecast. Da die Oberfläche der Chromecast App bestens bekannt sind, haben wir uns entschieden, diesmal Screenshots der Arcam-eigenen App zu erstellen.

Apple AirPlay 2

Dritter Weg, den SA30 multimedial einzubinden, ist Apple AirPlay 2 - auch dieses Feature gehört mit dazu. All dies lässt sich einfach handhaben, sodass Streaming mit dem SA30 auch für weniger erfahrene Anwender kein Hexenwerk ist.

Hier nun die Screenshots der Arcam MusicLive App: 

Arcam MusicLive-App in Apples Store

Start der App

Hier kann man eine Quelle aussuchen, wie NAS-Systeme, Notebooks, PCs oder auch Musikstreaming-Services

Audioausgabe

Auswahl der onlinebasierten Quellen

Internet Radio ist ebenfalls integriert

Populäre Internet Radio-Stationen

Stationen mit Streams in hoher Qualität

Podcasts

Populäre Podcasts

Login direkt in der App, hier bei Tidal

Künstlerübersicht auf unserem NAS-System

DLNA-Wiedergabeoptionen

Einstellungen in der Übersicht

Hier die Einstellungen in "Dark Theme"

Die App ist nur in englischer Sprache verfügbar, wer der englischen Sprache einigermaßen mächtig ist, wird mit dem Handling aber keine Probleme haben.

Klang

Los geht es mit Spotify und Tidal über AirPlay 2. Der Arcam legt beim "Party Rock Anthem" von LMFAO voll ab und begeistert mit straffem Bass, enormer Stabilität bei hohen Pegeln und einer sauberen Trennung von Stimmen und Instrumenten. Gönnt man dem SA30 etwas Freiheit über dem Gehäuse, wird er nicht einmal überdurchschnittlich heiß, er bleibt lauwarm. Wir bleiben bei eher nachdrücklicher Musik und schieben "Zombie Nation" von Claudinho Brasil & Red Sun nach. Der harte Kickbass liegt dem SA30 - hier "tobt" er sich richtig aus und ballert die immense Kraft seiner Class G-Endstufen auf eine sympathisch-direkte Weise heraus. Die zahlreichen dynamischen Wechsel werden mit herausragender Impulstreue dargestellt, die elektronischen Akustik-Effekte platziert der Arcam auf einer breiten akustischen Bühne, die zugleich allzeit präzise definiert ist. 

Nun erfolgt ein kompletter Wechsel des Musikstils. Die Cover-Version des Eagles-Klassikers "Desperado" von Diana Krall steht nun im Fokus. Die charakteristische Stimme Dianas positioniert der SA30 exakt im Hörraum, das Rauchige, Melancholische wird plastisch herausgearbeitet. Das Piano weist eine präzise Darstellung auf, nur bei sehr hohem Pegel nimmt die Detaillierung in den hinteren akustischen Ebenen etwas ab. Bei "Time To say Goodbye" von Andrea Bocelli und Sarah Brightman legt sich der Brite einmal mehr "ins Zeug" und verschafft den Stimmen von Andrea und Sarah eine intensive Präsenz, der aber jedes Übertriebene abgeht. Das solide, standhafte Fundament im tieffrequenten Bereich ist ebenso beschaffen: Immer zu merken, aber nie störend, sondern ausschließlich positiv. Der leicht warme, kultivierte, aber nie zu schwamminge Klang ist Arcam-Tugend, hier macht dem Traditionshersteller so schnell keiner etwas vor 

Da der Arcam SA30 auch einen HDMI-Anschluss hat, haben wir natürlich auch überprüft, wie er sich bei der Wiedergabe zahlreicher Blu-rays schlägt. Wir hören direkt ab Filmbeginn in den 007-Movie "Ein Quantum Trost" und sind sofort begeistert: Der SA30 (wichtig: Die Tonsingnalausgabe an Blu-ray-Player oder TV muss auf PCM gestellt sein, Bitstream verarbeitet der Arcam nicht) versetzt uns mitten ins turbulente Geschehen. Schon, als der bedrohlich klingende Music Score ansetzt, baut der SA30 ein üppiges, zugleich aber authentisches Fundament auf. Der plötzliche Dynamiksprung, als wir uns dann inmitten der Verfolgungsjagd rund um den Gardasee befinden, gelingt dem britischen Vollverstärker ausgezeichnet. Die Class G Endstufen schicken reichlich Leistung zu unseren Dali Opticon 8 MK2, die impulstreu umgesetzt wird. Wenn man es mit dem Pegel übertreibt, reagiert der SA30 rigide und aktiviert sofort die Schutzschaltung. Dageben haben wir aber gar nichts einzuwenden_ Besser so, als dass bleibende Schäden am SA30 und/oder an den Boxen entstehen. Der abrupte Eingriff erfolgt zudem bei Pegeln, die schon mit dem Wort "brachial" zu umschreiben sind. Praktisch kein Anwender wird beim täglichen Gebrauch des starken Briten in diese Bereiche vordringen. Das Hochdrehen des Motors bei Bonds Aston Martin DBS ertönt realistisch und dynamisch, die zahlreichen Auto-Unfälle, die eine enorme akustische Wucht entfalten, kommen hervorragend zum Ausdruck. Wichtig ist, dass man dem SA30 entsprechend potente, im Bassbereich ausgezeichnete Standlautsprecher zur Seite stellt, die die Reserven der Class G Endstufen auch umsetzen können. Die massiven Salven aus den Automatikwaffen von Bonds Verfolgern haben eine exzellente Durchschlagskraft, gepaart mit untadeliger Präzision. Diese nimmt auch bei sehr hohem Pegel nicht ab. Der Arcam differenziert die Klanganteile sauber auseinander - das heißt, Stimmen sind immer gut verständlich, der Music Score ist klangstark eingebunden - zugleich aber schafft er zu jedem Zeitpunkt ein homogenes Ganzes. Das Finale der Eröffnungssequenz findet im Steinbruch statt - mit gewagten Fahrmanövern und haarsträubenden Crashs. Der Arcam SA30 behält immer die akustische Übersicht und bietet eine über nahezu jeden Zweifel erhabene dynamische Präsentation. 

Nun geht es mit der Pure Audio-Blu-ray "Mensch" von Herbert Grönemeyer weiter. Wir wählen als Wiedergabe-Material den Titelsong. Der Blu-ray-Player muss auf die Ausgabe von PCM-Signalen geschaltet werden, die Umwandlung von 2.0 DTS-HD MA auf PCM erfolgt im Player. Der SA30 bietet uns hier eine eindrucksvolle Demonstration seines Könnens, indem er klar, lebendig, aber immer zugleich kultiviert und ausgewogen agiert. Die Stimme Herberts wirkt nie aufgesetzt, nie zu weit im Vordergrund, aber auch nie zu stark von der instrumentalen Darbietung verdrängt. Hier wird eine sehr saubere Balance geboten, die zudem in eine intensive Räumlichkeit eingebettet ist. Der trockene, kraftvolle Bass bereitet dem SA30 keine Schwierigkeiten, impulstreu setzt er die Signale um. Nachschwingen oder störendes Wabern bei der Wiedergabe tieffrequenter Signale sind dem Arcam fremd. Und auch unseren Dali Opticon 8 MK2, die sich sehr gut als Partner eignen und im Bassbereich genau die Reserven haben, die die Leistungsfähigkeit der Arcam-Endstufen zur Geltung bringen. 

Weiter geht es mit "The Journey Part 1 + 2" von Lichtmond. Ein echte Herausforderung für einen Zweikanal-Verstärker, denn die effektgeladenen elektronischen Sound-Gebilde sind ideal für große Mehrkanal-Setups wie 9.2.4 oder ähnliches. Es gibt zwar eine 2.0 Tonspur, die aber wohl eher Alibi-Charakter hat. Dachten wir zumindest. Denn der SA30 beweist, was auch eine reine 2-Kanal-Wiedergabe für großen Spaß machen kann: Wieder ist es diese Mischung aus Impulstreue, Kontrolle und der exzellenten Differenzierung räumlicher Ebenen, die dem SA30 viele Punkte einbringt. Viel Fundament ist im Bassbereich vorhanden, man sollte aber nicht denken, dass hier eine gewaltige, alles überdeckende Kraft am Werk ist. Nein, der Arcam arbeitet wohldosiert, sodass Vehemenz und Volumen allzeit spürbar sind, aber ohne dass die gesamte restliche Akustik in Mitleidenschaft gezogen wird. Mit feiner Ausbreitung auch kleiner Nuancen erweist sich die Arbeit des SA30 ein weiteres Mal als überdurchschnittlich sorgfältig. 

Nun werden wir der Frage nachgehen, wie sich der SA30 "klassischen Aufgaben" stellt. Die Pure Audio Blu-ray "2L-The Nordic Sound" soll hier Antworten bereithalten. Wir hören von Wolfgang Amadeus Mozart das erste Allegro aus dem Violinkonzert Nr 4. Köchelverzeichnis 218. Und wir haben schon Wetten entgegen genommen, dass dieses Allegro "Arcam-Style" pur ist. Wie homogen und zugleich differenziert der SA30 ans Werk geht, ist auch für erfahrene Klassik-Hörer eine positive Überraschung. Wie frisch, zugleich aber harmonisch, die Streicher präsentiert werden, ist ein echter Genuss. Marianne Thorsens Violinen-Soloeinlagen manifestieren den erstklassigen Gesamteindruck, den wir vom kraftvollen Arcam haben: denn er kann auch ganz anders als wuchtig und massiv, sondern auch filigran, feingliedrig und sensibel. Die Übergänge und dynamischen Unterschiede arbeitet der SA30 untadelig präzise heraus. 

Konkurrenzvergleich

Marantz PM7000N: Was hat der PM7000N hier verloren, kostet er doch 1.199 EUR und somit nur die Hälfte vom Arcam SA30? Nun, eine ganze Menge, wie wir finden, denn geht es um den maximalen Gegenwert fürs investierte Geld, steht der Marantz ganz oben. Er wirkt optisch hochwertiger als der SA30, und selbst, was den Aufbau innen angeht, brilliert der Japaner ohbe Abstriche. Der PM7000N hat keinen HDMI-Slot, ist aber mit einem Heos Streaming-Modul ausgestattet, Apple AirPlay 2 und die Kompatibilität zu zahlreichen Sprachassistenten fehlen auch nicht. Akustisch spielt sich der Marantz klar aus seiner Preisklasse heraus und konkurriert locker mit deutlich teureren Konkurrenten. Klar - die Class G Endstufen des SA30 haben noch mehr Kraft, treten noch geschmeidiger und mit noch höherer räumlicher Dichte an - aber wer ein Optimum für den Kaufpreis sucht, wird beim PM7000N landen. Fans des absolut kontrollierten, kultivierten Briten-Sounds greifen hingegen zum SA30.

Arcam SA20: Der wohl größte "Feind" des SA30 kommt aus eigenem Haus. Mit 1.199 EUR ist der ebenfalls mit (wenn auch schwächeren) Class G-Endstufen ausgerüstete SA20 für preis-/leistungsbewusste Anwender die bessere Wahl. Was Optik und Verarbeitung, bis hin zu Details wie dem zweizeiligen Punktmatrix-Display angeht, sind beide Modelle identisch. Hier bietet der SA30 keinen Mehrwert. Gut, dem SA20 fehlt gänzlich eine Netzwerk-/Streaming-Sektion, aber einen guten Streamer kann man locker für 300 bis 400 EUR kaufen. Akustisch bietet der SA20 praktisch die gleiche Auslegung: Homogen, rund, stimmig, zugleich detailreich und mit solider Dynamik versehen. Die Mehrleistung seiner Endstufen spielt der SA30 erst in Hörräumen über 25 Quadratmeter und bei enormer Lautstärke wirklich aus. Wer allerdings der Meinung ist, auf jeden Fall einen HDMI-Slot zu benötigen, muss den SA30 nehmen, denn dieses Feature fehlt beim SA20. 

NAD M10: Im Lieferumfang des überragend verarbeiteten NAD M10 ist nicht einmal eine Fernbedienung enthalten - Purismus in Reinform, die Bedienung erfolgt über App. Dank des BluOS Streaming-Moduls, bei diesem NAD-Device direkt integriert, stehen äußerst flexible Streaming-Optionen bereit - auch, was die Auswahl der Formate angeht, die wiedergegeben werden können. Im Gegensatz zu vielen Kontrahanten ist auch die Präsentation von MQA-Files möglich. Das auch im SA30 verwendete Dirac-Einmesssystem kennzeichnet den M10 ebenfalls. Das große Touch-Display des M10 wirkt edel, modern und lässt sich einfach handhaben. Akustisch erweist sich der M10 als souverän, kraftvoll und dynamisch. Die aufwändigen HybridDigital-Endstufen stehen den Class G-Einheiten in nichts nach. Der NAD M10 ist allerdings teuer: 2.999 EUR werden aufgerufen. Das ist der Verstärker schon Wert, der weitere Aufpreis zum SA30 ist aber trotz besserer Verarbeitung happig. 

Yamaha A-S2200: Der A-S2200 für 2.999 EUR kostet exakt gleich viel wie der zuvor abgehandelte NAD M10. Was die Noblesse und die Hochwertigkeit  bei Technik und Verarbeitung angeht, zieht der A-S2200 beide Modelle der Konkurrenz locker über den Tisch. Alles wirkt wie für die Ewigkeit gemacht, dazu passt der gekonnt inszinierte Retro-Schick. Der A-S2200 klingt gigantisch - feinsinnig, angenehm, echt. Für Anwender, die eine flexible Schaltzentrale suchen, ist er aber kaum geeignet. Denn beim A-S2200 treibt Yamaha das Konzept eines klassischen, rein analogen Verstärker auf die Spitze. Für Vinylfans oder Eigner von CD/SACD-Playern mit bombastischen D/A-Wandlern ist der edle Japaner aber eine sehr gute Wahl.

Fazit

Der Arcam SA30 überzeugt mit üppiger Ausstattung und enormer Leistung der geschmeidigen, impulstreuen Class G-Endstufen. Mit seiner tonal äußerst gelungenen Auslegung eignet er sich für jedes Quellmaterial, ganz gleich, ob es sich um Musik oder um Filmton handelt. Die Streaming-Funktionen sind üppig: Apple AirPlay 2, Google Chromecast oder aber die Verwendung der Arcam-eigenen MusicLive App sind möglich. Das Handling im Streaming-/Netzwerk-Betrieb ist problemlos und einfach. Wer den SA30 präzise auf seinen Hörraum abstimmen möchte, findet mit Dirac Live für Stereo auch gleich ein App-basiertes System. Für den Briten spricht auch die umfangreiche Anschlussbestückung inklusive HDMI. Ausstattung und Klang sind also top, Kritik gibt es für Verarbeitung und Materialqualität in Relation zur Preisklasse. Das Finish des SA30 unterscheidet sich trotz des stolzen Kaufpreises von annähernd 2.400 EUR nicht von den günstigeren Modellen SA10 (um 800 EUR) und SA20 (1.199 EUR) - wer sehr deutlich mehr Geld ausgibt, erwartet auch ein sofort erkennbares Plus an Qualität. Ein kleines Touchscreen-Farbdisplay, eine Frontblende aus dickem Aluminium, ein aus dem Vollen gefräster Lautstärke-Drehregler - all das wären Maßnahmen, denen sich die Briten leider verschlossen haben. 

Klangstarker Stereo-Vollverstärker mit umfangreicher Ausstattung

Stereo-Vollverstärker Oberklasse
Test 03. März 2021

 

Test: Carsten Rampacher
Redaktion und Fotos: Philipp Kind
Datum: 03. März 2021


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