XXL-TEST: Pioneer 11.2-Kanal-Netzwerk-Receiver SC-LX901 - Meister der Dynamik und der Pegelfestigkeit
Onkyo hat im Test schon vorgelegt: Der TX-NR3100 11.2-Kanal-Netzwerk-Receiver konnte praktisch restlos begeistern. Natürlich lässt es sich auch Pioneer nicht nehmen, einen entsprechenden Mehrkanal-Receiver mit elf Endstufen, wahlweise in silberner oder schwarzer Ausführung, im Programm zu führen: Der SC-LX901 kommt, wie auch das Pendant von Onkyo, auf 2.999 EUR und bewegt sich damit schon im Luxus-Segment. Um diesen Kaufpreis zu rechtfertigen, muss der SC-LX901 natürlich auch entsprechende Eigenschaften bieten können - und typisch für Pioneer definiert sich der Anspruch zum Beispiel durch die enorme Leistungsfähigkeit der Endstufen. Der flexible Mehrkanal-Receiver ist mit "Direct Energy HD" Class D-Digitalverstärkereinheit und satten 850 Watt Simultan-Gesamtleistung (8 Ohm, 1 kHz, 1,0 Prozent Klirrfaktor) ausgestattet.
Lautstärkedrehregler
Drehregler für die Quellwahl
Display, gut ablesbar
Die aufgeräumte Front wird dominiert von zwei gut in der Hand liegenden Drehreglern für Eingangswahl und Lautstärke. Stolz verkündet ein entsprechender Aufdruck auf der rechten Seite unterhalb des Lautstärkedrehreglers, dass auch der SC-LX901 der Pioneer-Tradition der Spitzenmodelle folgend von den Londoner Air Studios klanglich feingetunt und zur "Monitor-Referenz" aufgerüstet wurde. Daher schreibt Pioneer zum SC-LX901 auf der Website: "Die Klang- und Ausstattungsreferenz - in den Air Studios und in Ihrem Wohnzimmer".
Sehr gutes Finish auch im Detail
Bedienelemente und Anschlüsse unter der Frontklappe
Hohe Ziele, die also gesteckt werden - und was die Verarbeitung des Hauptgerätes angeht, wird der mit dem automatischen Lautsprechereinmess- und Room EQ-System MCACC Pro ausgestattete Pioneer dem Anspruch definitiv gerecht. Die weiteren Bedienelemente sind unter einer Klappe verstaut, die leider nicht komplett aus Metall ist. Unter dem SC-LX901 sorgen solide Gerätestandfüße für guten Halt und für Vibrationsarmut. Natürlich fehlen WLAN und Bluetooth nicht, das bezeugen die hinten angebrachten Antennen, zwei an der Zahl.
Rückseite komplett mit Antennen
HDMI-Sektion mit sieben HDMI-Eingängen (5 davon mit HDCP 2.2) und zwei HDMI-Ausgängen. Die D&M Konkurrenz liefert drei Ausgänge bei den Top-Modellen
Antenne im Detail. Auf diesem Bild gut zu sehen: Die hochwertigen Kupferschrauben, die überall beim SC-LX901 zum Einsatz kommen
Pre-Out für Zone 2/3. Dazu kommen YUV-Video-Ein- und Ausgänge, zuweisbare Cinch-Audio-Eingänge, sowie Trigger-Ausgänge
Cinch-Audio- und Videosektion in der Übersicht. Zwei koaxiale und drei optische Digitaleingänge sowie eine komplette Pre-Out-Sektion fehlen auch nicht
Hochwertige Lautsprecherkabel-Schraubanschlüsse
Auch die Rückseite des SC-LX901 ist sauber verarbeitet. Auffällig sind die überall verwendeten, sehr hochwertigen Kupferschrauben.. Auch die Schraubanschlüsse fürs Lautsprecherkabel, selbstverständlich Bananenstecker-geeignet, und die vergoldeten Cinch-Terminals passen ins Bild. Es finden sich sieben HDMI-Terminals hinten, von denen fünf mit HDCP 2.2 ausgestattet sind. Die Buchsen sind gut eingepasst. Der SC-LX901 offeriert zwei HDMI-Ausgänge, aber nicht drei, wie sie verschiedene D&M-Topmodelle mitbringen.
Wie sieht das Innenleben des SC-LX901 aus? Öffnen wir den Hochleistungs-Mehrkanal-Receiver, so fällt unser Blick auf die speziellen Verstrebungen für mehr Stabilität im Chassis. Das ist ein typisches Pioneer-Merkmal, das wir bereits aus der Vergangenheit kennen. Die Verkabelung ist noch als übersichtlich zu bezeichnen. Das Platinenlayout im hinteren Teil des Gehäuses ist mehrstöckig ausgeführt.
Innenleben gesamt
Elkos
Transformator
Platinenlayout
Insgesamt präsentiert sich der SC-LX901 innen sauber aufgebaut und bietet wenig Spielraum für Kritik. Wenden wir uns den Audiomerkmalen des SC-LX901 zu. Hier die Übersicht:
- 11 Kanäle
- Class D (Direct Energy HD) Endstufen
- 850 W Mehrkanal Simultan-Ausgangsleistung (an 8 Ohm, 1 kHz, THD 1.0 %)
- 200 W/Kanal (6 Ohm, 1 kHz, 1ch Driven IEC)
- "Advanced Direct" Construction
- Rigid Trans-Stabilizer
- Anti-Standing Wave Insulator
- AIR Studios Sound Tuning
- Reflex Optimizer für perfekte Einbindung der Top Firing-Module
- Dolby Atmos®/Dolby Surround, DTS:X / DTS Neural:X
- Dolby® TrueHD/Dolby Digital Plus
- DTS-HD Master Audio/DTS-HD High Resolution Audio/DTS96/24/DTS-ES/DTS-HD Express
- DSD Direct Playback via Netzwerk/USB (11.2, 5.6, 2.8 MHz/2ch)
- DSD Disc (SACD) Playback über HDMI (2.8 MHz/5.1ch, 2ch)
- Digital Core Engine mit Cirrus Logic (Quad Core CPU)
- ESS SABRE32 Ultra DAC (ES9016S) - besonders hochwertige 384 kHz/32-Bit DACs
- HDMI Audio Return Channel (ARC)
MCACC Pro Auto Room Tuning mit: Full Band Phase Control, Precision Distance, Subwoofer EQ (4 Band) - Advanced Sound Retriever (Zweikanal) zum Aufpolieren von komprimierten Musik-Dateiformaten
- "Advanced Surround" Betriebsarten: Classical, Unplugged, Entertainment Show, Drama, Advanced Game, Action, Rock/Pop, Sports, Extended Stereo, Extended Mono, Front Stage Surround, Auto Surround
- AM/FM Tuner 40 Presets - konventioneller analoger Radiotuner, DAB/DAB+ wäre bei einem solchen Top-Modell wünschenswert
Was kann man zur Videoausstattung sagen? Die Video-Processing-Funktionen beschränken sich auf das mögliche Upscaling von 1.080p auf 4K. Niedriger auflösende Quellen können nicht hochskaliert werden. Hier die Übersicht:
- Ultra HD Pass-through mit HDCP 2.2 (5 Terminals von insgesamt acht, mit 4K/60p/4:4:4/24-Bit, 4K/24p/4:4:4/36-bit, 4K/60p/4:2:0/36-Bit)
- HDR und BT.2020 Unterstützung
- Ultra HD Upscaling (von 1080p auf 4K)
- 3D Ready
Deep Colour (36-bit), “x.v.Colour”
Kommen wir nun zu den Netzwerk-Eigenschaften. Der SC-LX901 ist für Fire Connect gerüstet, den Multiroom Audio-Standard, den Pioneer und Onkyo verwenden. Zudem ist natürlich umfangreicher Hi-Res-Audio-Support garantiert. Überdies verfügt der SC-LX901 über Apple AirPlay und über Chromecast. Spotify, Tidal und Deezer sind als Music-Streaming-Services integriert. Hier die Übersicht der Netzwerk-Merkmale:
- FireConnect™ für Multiroom-Audio
- Chromecast und Apple AirPlay
- Spotify®, Tidal, and Deezer Music Streaming Services
- Internet Radio (TuneIn)
- Built-in Wi-Fi® (Dual Band 5 GHz/2.4 GHz)
- Bluetooth®-Modul (Version: 4.1, Profile: A2DP/AVRCP, Codec: SBC/AAC)
- Hi-Res Audio File Playback über USB/Netzwerk: bis zu 192 kHz/24-bit ALAC, AIFF, FLAC, WAV, 11.2/5.6/2.8 MHz DSD Playback, Dolby® TrueHD Playback (nur USB)
Fernbedienung
Wahlweise kann man den SC-LX901 mittels der im Lieferumfang enthaltenen Fernbedienung oder über die iControl AV-App steuern. Die kleine, recht billig wirkende Fernbedienung ist einem Topmodell wie dem SC-LX901 nicht würdig, lässt sich aber immerhin sehr einfach handhaben. Wer die Fernbedienung verwendet, kommuniziert über das OSD mit dem SC-LX901. Pioneer hat, ebenso wie Onkyo, einen Assistenten an Bord, der bei der ersten Einrichtung des SC-LX901 behilflich ist. Wir haben einige Screenshots zum Einrichtungsassistenten gemacht:
Sprachwahl
Erste Schritte zur Inbetriebnahme
Vollautomatische MCACC-Einmessung komplett in die Ersteinrichtung integriert
Wahl der Lautsprecher-Konfiguration
"Dolby Enabled Speaker"
Tipps zur Aufstellung des Mikrofons
Lautsprechererkennung korrekt
Wichtig bei jeder Einmessung: Absolute Ruhe im Hörraum
Abstände
Anschluss der Zuspieler
Herstellen einer Netzwerkverbindung
Per Kabel oder drahtlos
Zum Einmesssystem MCACC haben wir einige weitere Screenshots gemacht:
MCACC Pro-Verwaltung
Erkennung stehender Wellen
Gruppenlaufzeiten
Insgesamt bietet MCACC Unmengen an Justagemöglichkeiten, die aber nur derjenige einsetzen sollte der sich mit raumakustischen Einflüssen auskennt. Sechs Speicherplätze für individuelle Justagen bietet der SC-LX901, somit kann man sich zum Beispiel für Musik und Filmton unterschiedliche MCACC-Settings anfertigen. Wir haben den SC-LX901 vollautomatisch mit MCACC eingemessen und waren mit den akustischen Ergebnissen sehr zufrieden. Eine stimmige Front-Surround-Balance, ein klarer sowie detailreicher Hochtonbereich, zugleich aber ein ausgewogener Gesamt-Klang sind die Vorzüge in der Praxis.
Das Menü während des Betriebs des SC-LX901 haben wir im Folgenden fotografiert:
Basismenü
Grundeinstellungen
Ein-/Ausgangszuordnung
Lautsprecher-Menü
Diverses
Firmware-Update
Zahlreiche moderne Multimedia-Features
Zugriff auf Devices im Heimnetzwerk
HiRes-Wiedergabe in 48 kHz/24-Bit Stereo
Der Pioneer SC-LX901 ist üppig ausgestattet und hinterlässt einen überaus hochwertigen Eindruck. Multimedial ist er voll auf der Höhe der Zeit. Nicht passend ist die billige mitgelieferte Fernbedienung.
Klang Hi-Res-Audio Stereo
Bei Diana Kralls Version von "Don't Dream, It's Over" (Album Wallflower, 48 kHz/24-Bit) lernen wir ganz neue Züge am SC-LX901 kennen. Er kann laut, explosiv und wild - aber er kann auch sensibel und filigran. Sehr schön werden die Streicher eingearbeitet, und Dianas Stimme hat eine räumlich dichte Ausstrahlung. Sie löst sich ausgezeichnet von den Lautsprechern, alles wirkt außergewöhnlich koordiniert und souverän. Lebendig, frisch, aber mit einem hervorragenden emotionalen Tiefgang versehen - der SC-LX901 gefällt auch durch exzellente Feindynamik.
"Nessun Dorma" aus Puccinis "Turandot", gesungen von Startenor Jonas Kaufmann (Flac, 96 kHz/24-Bit) erfreut uns mit enormer vokaler Präsenz, die Stimme arbeitet der SC-LX901 in nahezu allen Konturen heraus und trennt sie sauber von den Instrumenten. Kann man von einem 3.000 EUR Mehrkanal-Receiver erwarten? Absolut. Aber so intensiv, so räumlich umfassend, wie sich der SC-LX901 ans Werk macht, schießt er schon über das Übliche deutlich hinaus. So klar, so fein nivelliert - auch der Klassik-Liebhaber wird sich mit Pioneers Top-Mehrkanal-Receiver einen großen Gefallen tun. Die sehr überzeugende Herausarbeitung auch kleiner Zwischentöne beweist uns, dass der große Pioneer kaum auf dem falschen Fuß zu erwischen ist. Die Instrumente haben Strahlkraft, und sind hervorragend auseinander differenziert - was sich auch in einer lobenswerten räumlichen Tiefe akustisch bemerkbar macht.
"Basil" aus dem "Tracker" Album von Mark Knopfler liegt uns in Flac 192 kHz/24-Bit vor. Sehr gekonnt präsentiert der SC-LX901 die akustische Gitarre und vor allem Marks Stimme. Filigran werden die instrumentalen Strukturen präsentiert, die charakteristische Stimme Marks erfüllt den Raum und beeindruckt durch die erstklassige Balance. Der gesamte Aufbau des Songs gelingt allzeit nachvollziehbar und berücksichtigt auch kleine dynamische Differenzen. Der straffe, sehr kraftvolle, aber nie überzogene Bass glänzt durch Präzision und Struktur. Der SC-LX901 beweist sich ein weiteres Mal als echter Hi-Res-Audio-Könner, der auch für stundenlange Hörsessions ein äußerst angenehmer Partner ist, der auch bei deutlich gehobenem Pegel immer noch homogen aufspielt und so für bleibendes Hörvergnügen sorgt.
Klang dts:X, Independence Day, Ultra HD Blu-ray, ab Filmbeginn
Nun kann der SC-LX901 gleich die Muskeln spielen lassen. Es kracht gewaltig gleich zu Beginn, und der Pioneer braucht keine Unterstützung eines aktiven Subwoofers, er hat mehr als genug Kraft, um auch große Standboxen anzutreiben. Ist aber ein hervorragender aktiver Subwoofer wie in unserem Nubert nuLine-Ensemble enthalten, dann ist die Bassgewalt, als das Raumschiff der Aliens den Mond passiert, kaum noch zu übertreffen. beeindruckend, wie klar trotz des unglaublichen Schalldrucks die Struktur noch ist.
Dann folgt eine leisere Sequenz im S.E.T.I Kontrollzentrum. Musik aus dem Radio läuft, das Piepsen verschiedener Geräte, die anzeigen, gerade das Raumschiff aufgespürt haben, ist zu hören. Dann folgt das Geräusch des georteten Flugobjekts. Telefonate, Stimmen, der Music Score - ein subtiler Spannungsbogen wird gekonnt aufgebaut. Der SC-LX901 arbeitet alle Arten akustischer Dynamik gelassen und präzise heraus, als gäbe es nichts einfacheres.
Nun, im vierten Kapitel, wird es wieder basskräftig. Der Satellit wird gleich an der Außenhaut des Raumschiffs zerschellen, im tieffrequenten Bereich gibt sich der SC-LX901, typisch Pioneer, keine Blöße. Kompletter dynamischer Wechsel, bei Sonnenschein spielt David mit seinem Dad Schach. Etwas Musik und die Geräusche des Parks im Hintergrund, das Gespräch zwischen Vater und Sohn: Auch in solchen ruhigeren Sequenzen weiß der SC-LX901 zu überzeugen. Immer entfaltet er über das gesamte Test-Setup in der Konfiguration 5.1.4 eine dichte Atmosphäre. Er bindet die Top Firing-Module sehr gut ein und generiert eine dichte, klare Über-Kopf-Klangebene. Leider konnten wir den SC-LX901 für dieses Preview nur manuell einmessen, da kein Mikrofon beilag (ACHTUNG: Nur bei unserem Testgerät lag kein Mikrofon bei, selbstverständlich liefert Pioneer das Seriengerät mit Einmessmikrofon!). Dieses wird aber umgehend von Pioneer nachgeliefert, so dass wir, wie gewohnt, im finalen Test dann auch über MCACC Pro einiges schreiben können.
Kurze Zeit darauf öffnet sich das Alien-Mutterschiff, und viele, immer noch sehr große, weitere Raumschiffe lösen und verteilen sich. Nur eine kurze, aber sehr laute, dynamische, kraftvolle Sequenz - die wieder, wie auch vorhin, abgelöst wird von Dialogszenen. Der SC-LX901 gibt sich wahrhaftig viel Mühe, Stimmen glaubwürdig einzuarbeiten, und er schafft auch hier eine äußerst dichte Gesamtatmosphäre. Immer schafft es der Pioneer, den Zuhörer an die Ereignisse auf der Leinwand zu fesseln, so auch im kurzen Part in der irakischen Wüste, als eines der Raumschiffe langsam auftaucht, und in der Szene mit dem U-Boot wenige Sekunden später. Der SC-LX901 schafft eine Aura dieser Filmtonspur, die man ohne Übertreibung als gewaltig bezeichnen kann. Er jongliert wie ein Künstler mit allen Bestandteilen der Tonspur, ganz gleich, ob Dialoge, kraftvoll-räumliche Basseffekte oder aber Umgebungsgeräusche. Dies lässt das Auditorium tief eintauchen ins akustische Geschehen.
Klang Blu-ray Dolby Atmos, Mission Impossible, "Rogue Nation", 4. Kapitel, Wien
Der Pioneer SC-LX901 kann auch beim noch aktuellsten Mission Impossible-Film Punkte sammeln. Mit enormer Dynamik wird die klassische Musik gleich zu Beginn des Kapitels wiedergegeben, als eine kurze Kamerafahrt über Wien bei Nacht stattfindet. Die Ereignisse unten in der U-Bahnstation, als Benjamin Dunn nahe dem Opernhaus eintrifft, gibt der SC-LX901 detailreich sowie natürlich wieder: Der wieder aus der Station herausfahrende Zug oder der Scan der Spezialbrille für Benji arbeitet der Elfkanal-Receiver tadellos heraus. Als dann das Opernhaus auf dem Bildschirm erscheint und sich der Spannungsbogen musikalisch entlädt, bemerken wir ein weiteres Mal, wie ungemein dynamisch der SC-LX901 unterwegs ist. Als kurze Zeit darauf die Oper "Turandot" von Giacomo Puccini beginnt, präsentiert sich der SC-LX901 in Höchstform. Der enorme Dynamimumfang von Puccinis weltberühmten Werk ist dem äußerst kraftvollen Mehrkanal-Receiver wie "auf den Leib geschnitten". Er modelliert impulstreu die verschiedenen Ebenen heraus und verleiht der Stimme des Sängers in der Eröffnungssequenz viel authentische Präsenz. Einige Minuten später, als Ethan Hunt sich mit seinem Widersacher oberhalb der Bühne prügelt, stellt der Pioneer sowohl die heftigen Faustschläge als einen Handlungsstrang als auch die musikalischen Ereignisse auf der Bühne als anderen Handlungsstrang gelungen dar. Immer verdeutlicht der SC-LX901 die Vorzüge von Dolby Atmos überzeugend: Es herrschen Dynamik und Leben in der Überkopf-Ebene, so dass sich der Zuhörer komplett und ganzheitlich mit ins Geschehen integriert fühlt.
Klang Blu-ray Dolby Atmos, Metallica - Through The Never 3D
Nun hören wir Musik in Dolby Atmos: Metallica - Through The Never 3D. Und wir starten mit dem ersten, sehr heftigen Song "Ecstasy Of Gold". Allerdings folgt zuerst ein beeindruckendes Intro, das der Pioneer über alle Kanäle sehr nachdrücklich wiedergibt. Dann aber geht es "zur Sache". Metallica - das ist pures Gold für Pioneers Kraft-Maschinen. Da macht auch der SC-LX901 keine Ausnahme. So gut haben wir den Track noch nie gehört. Unfassbar, wie nachdrücklich die Gitarrenriffs durch den Raum fetzen, wie gut der SC-LX901 die aggressive Stimme einarbeitet. Normalerweise ist es schwer, bei der auch relativ vehement abgemischten Blu-ray mächtig aufzudrehen. Selbst sehr gute Mehrkanal-Receiver streichen dann die Segel, kommen mit der Differenzierung der akustischen Anteile nicht mehr hinterher. Ganz anders der SC-LX901 - er schiebt an, mit einem unglaublichen Nachdruck, differenziert das gesamte akustische Geschehen aber nach wie vor überragend auseinander.
Klang Blu-ray dts-HD Master Audio, aufpoliert mittels dts Neural:X auf 5.1.4, Tiesto "Elements Of Life - Copenhagen"
Meistert höchste Anforderungen gelassen: Das Nubert nuLine 5.1.4-Set
Bei "Back In Your Head" auf der 2. Blu-ray liefert der SC-LX901 einen Beweis dafür, warum die großen Pioneer Mehrkanal-Receiver gerade für Freunde einer besonders mitreißenden Wiedergabe besonders gut geeignet sind. Ganz gleich, welcher Pegel auch anliegt, der SC-LX901 geht ihn einfach mit. Unerbittlich. Souverän. Mit hartem Kickbass, der genau den richtigen Punkt trifft. Auf den Support eines aktiven Subwoofers ist Pioneers "Pegel-Profi" nicht angewiesen, aber natürlich tut ein leistungsstarker Bassist dem gesamten Klangbild gerade bei zahlreichen tieffrequenten Effekten schon gut. Allerdings, wenn er zu orten und nicht korrekt eingepegelt ist, kann sich ein aktiver Subwoofer auch als fundamentaler Nachteil entpuppen. Wir haben unser Nubert nuLine-Set in 5.1.4 und in 5.0.4-Konfiguration laufen lassen, und der SC-LX901 kam mit jeder Variante sehr gut zurecht. Die Ansteuerung des aktiven Subwoofers erfolgt linear und präzise. Der Pioneer ist minimal aggressiver, fordernder abgestimmt als der Onkyo TX-NR3100. Bei "He's A Pirate", ebenfalls auf der zweiten Blu-ray des Tiesto Live-Sets enthalten, liefert der SC-LX901 nochmals einen Kompetenzbeweis ab. Er schafft es auch, die zahlreichen vorhandenen Strukturen bei sehr großer Lautstärke noch sauber voneinander zu trennen. Äußerst gelungen ist die Integration von dts Neural:X. Die dritte akustische Ebene über den Köpfen der Zuhörer ist nahtlos eingearbeitet und steigert die Gesamt-Räumlichkeit hörbar. Allerdings wirkt das Gebotene keinesfalls "künstlich" so wie bei früheren Aufpolierern wie Dolby Pro Logic IIz oder Audyssey DSX. Alles erscheint wie aus einem Guss, kein störender Hall, der Bass ist nach wie vor satt und trocken.
Klang Blu-ray Dolby True HD, aufpoliert auf 5.1.4 mittels Dolby Surround. Blu-ray Celine Dion, "A New Day"
Von der Celine Dion-Blu-ray "A New Day" hören wir ihre Adaption von "The Power Of Love" in Dolby True HD und nutzen Dolby Surround für die Wiedergabe über unser 5.14-Lautsprecher-Setup. Wie auch dts Neural:X präsentiert sich auch Dolby Surround als sehr gut geeignet, um eine glaubwürdige, räumlich überzeugende Überkopf-Ebene bereit zu stellen. Man hat natürlich beim SC-LX901 die Möglichkeit, Dolby Surround auch für dts-Tonspuren und dts Neural:X auch für Dolby-basierte Tonspuren zu verwenden. Welcher der Aufpolierer der Bessere ist, lässt sich bei Mehrkanal-Material nicht global sagen. Vielmehr hängt es vom Quellmaterial ab, was jeweils besser klingt. Bei "The Power Of Love" sehen wir z.B. Dolby Surround mit noch etwas mehr Homogenität bei den Übergängen in die dritte Hör-Ebene, die Überkopf-Ebene, vorn. Beim zweiten von uns gehörten Song "It's All Coming Back To Me Now" führt uns der SC-LX901 vor, dass er auch mit sensiblem Material kultiviert umgehen kann. Das Klavier arbeitet er authentisch heraus, und Celines Stimme löst er ausgezeichnet von den Lautsprechern. Die Räumlichkeit beeindruckt, alle Klang-Ebenen werden zum einen akkurat differenziert, aber zum anderen zu einem homogenen Gesamt-Klangbild vereint.
Videosektion, Upscaling von 1.080p auf 2.160, Blu-ray "Mission Impossible Rogue Nation", Kapitel 4, Wien
Was der SC-LX901 bezüglich der Güte seines Upscalings von Full-HD auf 4K leistet, kann man nur mit lobenden Worten umschreiben. Gleich zu Beginn des Kapitels, als Wien in der Nacht zu sehen ist, überzeugt uns, wie ruckelfrei der Pioneer die kurze Kamerafahrt wiedergibt. Anschließend, als Benjamin Dunn an der U-Bahnstation direkt gegenüber vom Opernhaus aus der U-Bahn steigt und einen speziellen Umschlag noch in der Bahnstation zugesteckt bekommt, beweist der Pioneer auch seine Klasse. Der Boden in der U-Bahnstation, die Wände, die vorbeihastenden Menschen, oder auch Benjis Spezialbrille: Alle Einzelheiten stellt der SC-LX901 scharf und klar dar. Scalingrauschen findet beinahe nicht statt, und auch die Rolltreppe aus der Vogelperspektive überzeugt: Kein Flimmern, keine Bild-Unruhe. Der Bildstand ist stets stabil, auch, als die imposante Fassade des Opernhauses formatfüllend erscheint. Als der österreichische Bundeskanzler mit seiner Ehefrau in seinem Dienst-Maybach vorfährt, gibt der SC-LX901 auch das Staatswappen auf der Tür der Luxuslimousine makellos wieder. Das Treppenhaus der berühmten Staatsoper arbeitet der Mehrkanal-Receiver ebenfalls in nahezu allen Einzelheiten heraus. Der enorme Detailkontrast in der Dunkelheit überzeugt, auch feine Muster und Strukturen kommen gut heraus, so z.B. während der Schlägerei zwischen Ethan und dem Killer hoch oben über der Bühne.
Konkurrenzvergleich
Der Pioneer SC-LX901 trifft auf harte Konkurrenz aus eigenem Hause. Der Onkyo TX-NR3100 hat rekordverdächtig gut in unserem Test abgeschnitten. Wie schlägt sich der SC-LX901 im Vergleich? Der Pioneer legt, wie wir es gewohnt sind, bei der Grob-Dynamik noch eine kleine "Schippe" drauf. Dafür bleibt der TX-NR3100 der "Meister der Homogenität und Detailtreue". Er agiert noch eine Idee runder, verbindlicher - auch wenn sich der SC-LX901 hier nichts mehr vorwerfen lässt. Er ist keinesfalls nur ein extrem pegelfester "Kraftmeier", sondern kann auch differenzierte, sensible Inhalte hervorragend wiedergeben. Der Onkyo, dessen Optik sofort verdeutlicht, es mit einem Mehrkanal-Boliden zu tun zu haben, ist einfach so gut gelungen, dass auch der SC-LX901 nicht an seinem Thron rütteln kann. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass gerade für Liebhaber von Actionfilmen oder Heavy Metal-Konzerten der SC-LX901 die erste Wahl sein dürfte. Wie brutal die digitalen Endstufen zupacken, erstaunt immer wieder. Ansonsten gleichen sich die Mehrkanal-Receiver in vielen Punkten. Die Videosektion verfügt nur über ein Upscaling von 1.080p auf 2.160p, das war es. Die On Screen Menüs sehen ebenfalls recht ähnlich aus. Der Onkyo wird allerdings mit einer deutlich hochwertigeren Fernbedienung ausgeliefert, während der IR-Controller des SC-LX901 wenig Begeisterung weckt. Dafür schlägt der Pioneer mit seinen sehr umfangreichen MCACC-Einstellmöglichkeiten zurück, das AccuEQ-Einmessystem des TX-NR3100 kann hier nicht mithalten.
Wer höchsten Wert auf Stereo-Performance und Musikalität legt, dafür aber auf etwas Ausstattung und auf 11 Endstufen verzichten kann, findet im Arcam AVR550 mit enorm leistungsfähiger Siebenkanal-Endstufe den passenden Partner. Mit enorm solidem inneren Aufbau und aufwändiger Endstufentechnik setzt sich der AVR550 ebenso gut in Szene wie mit dem Dirac-Einmesssystem. Dieses funktioniert zwar nur in Verbindung mit einem PC, bietet für den versierten Anwender aber tolle Möglichkeiten. Die Videosektion des Arcam ist deutlich besser als bei früheren Modellreihen, hier kann man nur wenig beanstanden. Sehr gut gefällt uns die beleuchtete und ausgezeichnet in der Hand liegende Fernbedienung im typischen Arcam-Layout.
Der Denon AVR-X6300H mit eingebautem HEOS-Modul ist für eine unverbindliche Preisempfehlung von 2.499 EUR (Marktpreis günstiger) für denjenigen Anwender eine exzellente Wahl, der elf eingebaute Endstufen zu einem besonders attraktiven Kaufpreis sucht. Im Gegensatz zu Pioneer und Onkyo verbaut Denon im 6300H noch analoge Endstufen, die sich bei Belastung naturgemäß deutlicher erwärmen als die digitalen Endstufen beim TX-NR3100 und beim SC-LX901. Der Denon kann mit dem nach wie vor besten Einrichtungsassistenten und mit einer vollwertigen Videosektion begeistern. Auch ein Video-EQ ist dabei, und bei den ab Werk mitgelieferten Bildprogrammen finden sich sogar zwei ISF-Modi. Die Optik des 6300H ist, wie man es ovn Denon gewohnt ist, konservativ, zurückhaltend, aber im Detail edel. Der innere Aufbau zeigt, dass die Kühlkörper noch etwas größer hätten ausfallen können. Akustisch spielt der AVR-X6300H räumlich intensiv auf und eignet sich sehr gut für Mehrkanal-Musik und Mehrkanal-Filmmaterial. Auch beim Stereo-Einsatz kann man sehr zufrieden sein. Bei sehr hohem Pegel wirkt der 6300H nicht so gelassen wie SC-LX901 und TX-NR3100, dafür sind die Boliden von Pioneer und Onkyo aber auch merklich teurer.
Fazit
Pioneer wird seinem Ruf gerecht und präsentiert mit dem SC-LX901 einen 11.2-Kanal-Mehrkanal-Receiver, der mit enormer Pegelfestigkeit und extremer Grobdynamik Maßstäbe setzt. Er ist allerdings zugleich deutlich verbindlicher ausgelegt als ältere Pioneer-Topmodelle. Bei den Baugruppen setzt Pioneer auf beste Qualität, wie hochpräzise DACs des Premiumherstellers ESS oder die Direct Energy HD-Endstufen beweisen. Der SC-LX901 ist tadellos aufgebaut und üppig mit Anschlüssen bestückt. Nur Anwender, die große Installation betreiben, werden einen dritten HDMI-Ausgang vermissen. Insgesamt stellt der SC-LX901 für versierte, auf Pegelfestigkeit und maximale Dynamik fokussierte Mehrkanal-Liebhaber eine erstklassige Wahl dar. Dank der üppigen Nachbearbeitungsmöglichkeiten und der zahlreichen Speicherplätze, die MCACC bietet, kommt auch der raumakustisch sehr erfahrene Anwender voll auf seine Kosten.
Edel auftretender Meister der Grobdynamik und Pegelfestigkeit, dessen üppige Ausstattung ebenfalls Begeisterung weckt

Mehrkanal-Receiver Luxusklasse
Test 10. Mai 2017
Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 10. Mai 2017
Tags: AV-Receiver • AVR • Mehrkanal-Receiver • Pioneer