XXL-TEST: Buchardt Audio A700 - vollaktiver Standlautsprecher mit Funk-Signalübertragung und 600 Watt Leistung

Bereits die vollaktiven Buchardt Audio A500, die wir inklusive dem Stereo-Hub im großen Praxistest hatten, erwiesen sich als Volltreffer. Nun hat der Hersteller aus Dänemark nachgelegt und offeriert die A700, einen sehr edel und schlank, nicht zu hoch und klobig daherkommenden Standlautsprecher. Optisch sieht man dem Schallwandler sofort seine Familienzuhörigkeit an. Zusammen mit dem Hub kommen zwei Buchardt Audio A700 auf 6.250 EUR, wählt man entweder weiß oder schwarz seidenmatt. 200 EUR kostet das derzeit (Stand 10. März 2021) nicht verfügbare Walnuss-Furnier.

Pro Box stehen 600 Watt bereit

Das vollaktive System wartet gleichzeitig mit hoher Leistungsfähigkeit und Flexibilität auf: Satte 600 Watt stehen via insgesamt vier Endstufen zur Verfügung, ein enorm rechenstarker DSP ist an Bord und der Lautsprecher ist voll WiSa-kompatibel - einer drahtlosen Signalübertragung in hoher Qualität steht in Kombination mit einem entsprechenden Quellgerät also nichts im Wege.

Die Endstufen wurden speziell für den Einsatz in den A700 entwickelt. Dadurch, dass alle Komponenten innerhalb einer komplett aktiven Box perfekt aufeinander abgestimmt sind, kann man Leistungspotential der Verstärker gegenüber passiven Lautsprecherkonzepten komplett abrufen - auch dank extrem präziser DSP-Kontrolle. Dass ein aktives Konzept zahlreiche Abstimmungsvorteile hat, beruht weiterhin auf der Tatsache, dass keine Leistungsverluste in der Frequenzweiche auftreten, wie es bei passiven Lautsprechern der Fall ist. Auch harmoniert die Zusammenarbeit mit dem jeweiligen angeschlossenen Verstärker nie zu annähernd 100 Prozent. 

Treiber hinten

Treiber vorn

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Nun weisen wir auf eine konstruktive Besonderheit hin: es befinden sich zwei Tieftöner im Gehäuse, beide wurden rückseitig platziert und es ergibt sich durch die Kombination der beiden Treiber eine große Membranfläche für de verzerrungsfreie Basswiedergabe mit überragendem Tiefgang. Weiterhin verspricht Buchardt Audio eine individuelle Anpassung auf die vorne befindlichen Tiefmitteltöner anhand eines hochentwickelten Algorithmus. So kann die Abstrahlcharakteristik des ganzen Lautsprechers gesteuert werden, im Sinne einer optimalen akustischen Homogenität.

Insgesamt sieht die Treiberbestückung wie folgt aus: Ein 19 mm Hochtöner mit Waveguide, einen 150 mm Mitteltöner, zwei Tieftöner (die im Vergleich zu den hinteren Tieftönern bis in die unteren Mitten spielen) und zwei dedizierte 150 mm Tieftöner. Alle Chassis sind aktiv, damit sind auch die hinteren nicht als Passiv-Membran ausgeführt. Damit ist die A700 eine 3,5 Wege-Konstruktion. Die vier Endstufen bringen jeweils eine Ausgangsleistung von 150 Watt mit. Eine Endstufe versorgt den Hochtöner, eine weitere den Mitteltöner, eine die Tiefmitteltöner vorn und eine die Tieftöner auf der Rückseite. 

Oben sitzt der Hochtöner

Hier im Detail

Es geht weiter mit Buchardt-Spezialitäten. Denn mittels Waveguide-Design wird die Richtwirkung des Hochtöners perfekt auf das Abstrahlverhalten der anderen Treiber angepasst. Dieses Design wurde mittels 2700 Messungen für jedes Chassis (5400 Messpunkte pro Lautsprecher) verfeinert und optimiert.

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Nehmen wir Elektronik und klassische Lautsprechertechnik, beides Bestandteile dieses vollaktiven Konzepts, zusammen, so kann man sagen, dass Buchardt Audio sozusagen die gesamte Wiedergabekette kontrollieren und dem Käufer daher garantieren kann, exakt das zu hören, was im Labor entwickelt und konstruiert wurde. Ein variabler Faktor bleibt selbstverständlich der Raum, in dem die Lautsprecher aufgestellt sind. Für eine authentische Reproduktion des Audiosignals kann daher eine Raumeinmessung mit dem Buchardt Einmesssystem durchgeführt werden. Dieses Einmesssystem haben wir schon im Test der A500 vorgestellt und nennen im weiteren Verlauf dieses Textes auch noch einmal wichtige Eigenschaften.

Weitere elementare Bestandteile des neuen Lautsprecherkonzeptes ein Quad Core DSP Chip plus ein Dual DAC Chip System. Zwei DAC-Chipsätze auf Texas Instrumets-Basis (CS4398-Chipsatz) wurden hier verwendet, um die einzelnen Endstufen exakt ansteuern zu können. Ein eigenes, geregeltes Netzteil nimmt sich um die Stromversorgung der Wandler an und vermindert die Beeinflussung anderer Bereiche des Verstärkers.

Durch den komplett digitalen Signalweg ist es möglich, das Signal absolut bitgenau zu transportieren. Die drahtlose Signalübertragung erfolgt nach dem offenen WiSa-Standard und ist mit bis zu 96 kHz/24-Bit möglich. Auch eine sehr geringe Latenz und geringste Synchronisationsfehler werden laut Hersteller sichergestellt. Ein Merkmal von WiSa ist auch die empfängerseitige Steuerung der Datenübertragung. Die A700 überprüfen den Datenstrom auf Korrektheit und, wird ein Fehler erkannt, fordern die erneute Sendung der Daten vom Quellgerät an. Das Digitalsignal geht dann direkt in den Quad Core DSP der Buchardt Audio-Lautsprecher und wird für jedes einzelne Chassis verarbeitet, was es unerlässlich macht, einen besonders performanten DSP-Prozessor einzusetzen. 

Der angesprochene Quad Core DSP in den A700 ist kein Frequenzweiche-Ersatz - bzw. nicht nur. Weiter oben genannt haben wir die 2700 Messpunkte pro Chassis, der Eingriff des DSPs wurde hier bei jedem einzelnen Punkt analysiert, notwendige und nicht notwendige Korrekturren lassen sich so genau ausmachen und der Eingriff der Signalverarbeitung ist dementsprechend exakt zu steuern. Während das System in der Lage ist, Resonanzen zu eliminieren, die an allen Messpunkten in identischer Form auftreten, können Beugungen, die nur an bestimmten Messpunkten auftreten, durch andere Methoden kompensiert werden.

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Buchardt Audio nennt ferner das Phänomen "Gehörrichtige Basswiedergabe" - was dahinter steckt, erläutern wir ebenfalls kurz. Mittels der kompletten Kontrolle über die Wiedergabekette von der Verstärkereinheit bis zu den Chassis ist man in der Lage, die Lautstärke an den Ohren der Hörer mit hoher Genauigkeit vorauszusagen. Der hinlänglich bekannte Effekt, dass das persönliche Empfinden der Tieftonwiedergabe eines Lautsprechers klar pegelabhängig ist, lässt sich dadurch beeinflussen. Daher stellen die A700 auch bei niedrigen Lautstärken einen präzisen, kräftigen Bass dar - sozusagen eine "Hightech-Loudness" für die Basswiedergabe. 

Aufgrund der dauerhaften Überwachung des DSPs kann man die einzelnen Chassis so steuern, dass der Lautsprecher mit der vorhandenen Leistung und Membranauslenkung den maximal möglichen Tiefgang erzielen kann, ohne zu verzerren. Die Signalverarbeitung wird demnach dynamisch angepasst, sodass kein Chassis in einen besorgniserregenden Bereich vordringt. Dies bringt zudem eine Leistungssteigerung in der Praxis mit sich, da man gegenüber konventionellen Passivkomponenten durch die Bank am Limit arbeiten kann. Je nach Signal werden bei herkömmlichen Lautsprechern die Chassis nicht komplett ausgelastet oder aber überlastet, was zu Verzerrungen ebenso wie zu schweren Materialschäden führen kann. 

Verarbeitung

saubere Kantenverarbeitung, magnetisch haftendes Schutzgitter, einzeln für jedes Chassis

Sauberes Finish auch unten am Sockel

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Bauhaus-Optik, zeitlos und schick

Insgesamt wirkt die Verarbeitung rundherum sehr solide. Die bei unserem Testkandidaten weiß seidenmatte Lackierung präsentiert sich als überall sauber aufgetragen. Das gilt auch für die Ecken und Kanten. Leise Kritik wird aber auch laut, denn für 6.000 Euro könnte die Lackierung noch etwas tiefer sitzen.

Die seitliche Ansicht zeigt die nach hinten geneigte Gehäuseform

Komplettansicht von hinten

Schick ist das nach hinten geneigte Gehäuse, das laut Hersteller auch akustische Vorteile bringen soll. Dieses Design-Muster ist identisch zur kleineren A500. Die einzelnen Chassis sind exakt eingepasst, etwas Kritik gibt es für die sichtbare Verschraubung. Gerade bei einem eher designorientierten Lautsprecher stören die Schrauben die optische Harmonie. Als in der Praxis eher unpraktisch empfinden wir die Abdeckgitter für jeden Treiber einzeln, die immerhin magnetisch haften. 

Ausgebauter Hochtöner

Magnet des Hochtöners im Detail

Großer Magnet beim Tiefmitteltöner

Baut man die Chassis aus, so fällt auf, dass diese hochwertig verarbeitet sind, zudem sind die Kammern sorgfältig mit Dämmwolle ausgekleidet.

Anschlüsse A700

Anschlusspanel in der Übersicht

Am gut eingepassten Anschlusspanel der A700 finden sich die folgenden Terminals und Funktionselemente:

  • XLR-Eingang analog
  • USB-Slot für Preset-Wechsel, herunterladbar auf hifipilot.de
  • Power-Button
  • Per Knopf wird die korrekte Position des A700 Lautsprechers im Setup zugewiesen, bei Stereo natürlich nur links oder rechts
  • Wechselschalter für Empfindlichkeit -6 / 0 / +6 dB
Exkurs: Der Hub

Stereo-Hub, optisch gefällig mit gerundeten Ecken

Eher einfache Materialqualität

In aller Ausführlichkeit haben wir den Hub bereits beim XXL-Test der Buchardt Audio A500 beschrieben. Natürlich wollen wir ihn aber auch in diesem Bericht nochmals vorstellen. Der Hub ist sehr einfach verarbeitet, sodass einem nichts anderes übrig bleibt, auf erstklassige Technik im Inneren zu hoffen und sich an der Fernbedienung (funkbasiert) zu erfreuen, die qualitativ exzellent ist und aus Metall besteht.

Erstklassig verarbeitere Fernbedienung

Der Hub ist sehr einfach verarbeitet, der Kunststoff, aus dem das Gehäuse besteht, ähnelt leider dem von preiswerten Satellitenreceivern aus dem Baumarkt. Aber immerhin sind die Anschlüsse prima eingepasst, und was die Anschlussvielfalt angeht, zeigt sich der Hub in Bestform.

Tolle Anschlussauswahl am Hub,nur eine Ethernet-Buchse für die kabelbasierte Einbindung wird vermisst

Was tut sich genau auf der Rückseite des Hubs? Neben WiFi und Bluetooth (mit aptX) finden sich gleich drei digital-optische Eingänge, ein 3,5 mm Aux-Eingang, ein Cinch-Stereo-Eingang, ein HDMI-Slot für die einfache Verbindung zum TV, ein koaxialer Digitaleingang, ein USB-B-Terminal (hier kann man PC/Notebook direkt verbinden), eine USB Service-Buchse, eine WiSa-Diode und ein Pairing-Button. 

Einfache Integration ins Heimnetzwerk und in ein Google Home-basiertes Mehrraum-Setup

Integriert ist Google Chromecast. Der Hub kann per Google Home App ins Drahtlos-Netzwerk eingebunden werden, LAN-Integration per Kabel ist nicht möglich, da es auch keine RJ45 Ethernet-Buchse gibt.

Weiterhin ist der Hub kompatibel zu vielen relevanten Musik-Streamingdiensten wie TIDAL, qobuz, Spotify, Apple Music, YouTube Music, Amazon Music und Deezer. Für einen komfortablen Zugriff auf tausende von Radiostationen aus dem Internet sorgt die Plattform vTuner Internetradio. Wermutstropfen: Aktuell an Bord ist nur Apple AirPlay, Apple AirPlay 2 soll angeblich per Firmware-Update kommen, doch das wird von Anfang an versprochen und wurde bis heute nicht Wirklichkeit.

 

Nur in englischer Sprache: Genaue Anweisungen vor der Einmessung

EQ-Kurven vor und nach der Einmessung

Als richtig gutes Feature des Hubs empfinden wir die Einmessung. In Kombination mit dem Buchardt Audio Stereo Hub können die A700 automatisch an den eigenen Hörraum angepasst werden. Voraussetzung hierzu ist ein iPhone, da die Qualitätsstreuung der integrierten Mikrofone in Android-Smartphones zu groß ist. Nach dem Herunterladen der "Buchardt Audio App" taucht der Stereo Hub, sofern man ihn mittels Google Home App ins WLAN-Netzwerk integriert hat, als Gerät auf und man kann per "Room Calibrate" die Einmessung starten. Nach den "Instructions", also der Anweisung, wie man bei der Messung vorzugehen hat und nachdem man der App erlaubt hat, das Mikrofon zu benutzen, kann die Messung starten. Während der 1-minütigen Messphase wird das Smartphone durch den Raum getragen. Hier unterscheidet sich das System von der üblichen Variante, bei der das Mikrofon fest auf einem Stativ am Hörplatz platziert ist. Die Messung kann, bei kleineren Räumen, auch schon vorzeitig abgebrochen werden.

Im Anschluss an die Messung wird die ermittelte Kurve angezeigt sowie die EQ-Kurve berechnet. Mit einem Klick auf "Transfer" werden die EQ-Parameter an die Komponenten übertragen und Raummoden so gezielt entgegengewirkt. Unser problematischer Raum wurde sauber erfasst und das System arbeitet, wie auch schon bei unserem Test der A500 festgestellt, sehr gut. Auch die Vergleichsmöglichkeit ist dank dem Button "Enable/Disable" gegeben. Ist die Messung abgeschlossen, kann man die Buchardt Audio App links liegen lassen und den Stereo Hub per Google Home oder z.B. Spotify Connect steuern.

Klang

Da wir die A700 in unserer akustisch nicht optimierten Wohnzimmerumgebung Probe hören, aktivieren wir den ermittelten EQ schon bei Beginn unserer Klangtestreihen. Das System arbeitet wirklich ausgezeichnet und liefert selbst in dieser eher hellhörigen Umgebung mit geringer Dämpfung eine tolle Gesamtperformance. Wer nicht gerade über einen nahezu perfekten Raum verfügt, sollte über den Einsatz des automatischen EQs definitiv nachdenken. Spielen kann man ja, dank herunterladbarer EQ-Presets, mit den Buchardt Audio A700 immer noch. Die "Standard"-Abstimmung der A700 gefällt uns aber hervorragend. Insgesamt lässt sich der familiäre Klang und damit die Ähnlichkeit zu den uns bereits bekannten A500 natürlich erkennen, die A700 spielen aber nochmal deutlich kraftvoller und massiver auf, als es die kleinen Regallautsprecher könnten. Die Bühne wirkt daher sehr dicht, bleibt aber zu jedem Zeitpunkt durchhörbar. Mittels freier Aufstellung im Raum und der sehr guten Bassoptimierung des Buchardt Audio Einmess-Systems ist das Ergebnis in konventionellen Wohnzimmern auch nicht zu diffus, sondern präzise und sauber. Einzelne Instrumente können klar zugeordnet und differenziert werden. Auch wenn sich Effekte durch den Raum bewegen, kann man dies sehr genau direktional nachvollziehen.

"Unshaken" von D'Angelo haben wir uns mit den A700 als erstes angehört und sofort spielen die A700 ihr Potential voll aus. Sensationell, welches Leistungsvermögen die Buchardt Audio Standlautsprecher mit vier integrierten Verstärkern entfalten. Mächtig und erstaunlich tief wird das Fundament präsentiert, fein aufgelöst und detailreich die darüber liegenden Percussion-Instrumente und natürlich die charakteristische Stimme. Sauber löst sich das Geschehen von den Standlautsprechern, eingebettet in den dichten, atmosphärischen Klangteppich zeigen sich sowohl die Stimme von D'Angelo als auch der Backing Chor mit hoher Detaillierung und Präzision. Schnell und impulstreu zeigt sich der klar strukturierte Tieftonbereich, der extrem kraftvoll und nachdrücklich erscheint. Das komplexe Geschehen bereitet den A700 keine Probleme, sämtliche Details werden erfasst und in die weitläufige, dichte Kulisse integriert.

Da wechseln wir direkt auf "Fallen Leaves" von Billy Talent, denn auf Komplexität und hohe Geschwindigkeit verstehen sich die US-Amerikaner hervorragend. Zunächst jedoch empfängt uns die natürlich wirkende und authentische Stimmwiedergabe des Frontmannes. Leicht rau und kratzig versehen die A700 die Vocals mit stimmigen Details, das mitreißende flinke Geschehen gelingt mit mitreißendem Schwung und einer tadellosen Dynamik. Sehr beeindruckt sind wir wieder von den tiefen Frequenzen, die nicht nur blitzschnell, sondern auch satt und enorm tief daherkommen. Der dB-Verlust in den untersten Regionen erscheint tatsächlich sehr gering auszufallen, die angegebenen 17 Hz untere Grenzfrequenz sind also zumindest nicht völlig überzogen. Brutale Kickbässe gibt es auch bei "Red Flag" zu hören. Trotz der Tatsache, dass hier in Sachen Speed noch eine Schippe aufgelegt wird, zeigen sich die A700 völlig apathisch und spielen das volle Potential des eigenen Repertoires anstandslos aus. Achja, die Buchardt Audio A700 Standlautsprecher können auch laut - sehr laut! Unser großer Hörraum mit rund 35 qm ist für die Komponenten kein Problem. Souverän bleiben sie obendrein, lediglich im Maximalbereich wird es dann ein wenig schärfer, wenngleich nicht unangenehm. Untenrum hingegen scheint die hohe Lautstärke quasi keine Auswirkungen zu haben, trotz der schnellen, harten und tiefen Bässe bleiben die A700 zu jedem Zeitpunkt sauber und agieren nachdrücklich.

Das beweisen sie auch im elektronischen Genre mit "Flare" von Einmusik. Der Kickbass ab Minute 3 kommt mit monströsem Punch und gelingt auch bei hohem Pegel ohne Kompromisse. Kickbässe und Präzision sind zweifellos die große Stärke der Standlautsprecher. Die Massivität und die Volumina der tiefen Töne ist ebenfalls kaum zu beanstanden, hier finden sich aber definitiv Gegner der A700. Man darf nicht vergessen, dass durch den schlanken Auftritt der Buchardt Audio-Komponenten das Gehäusevolumen gar nicht mal so extrem ausfällt. Sämtliche Effekte sind frei im Raum platziert und das gesamte Geschehen wirkt sehr räumlich. Ganz zimperlich darf man nicht sein, wenn man mit den A700 laut hören möchte. Keinesfalls sind sie uns je unangenehm erschienen, doch der Tweeter spielt durchaus direkt und brillant auf. Von samtig-weichem Hochton kann man also nicht sprechen, dafür von hoher Detaillierung, Transparenz und hoher Präzision. Bei "Limba" knallt es nochmal richtig. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Kombination aus Kick- und Tiefbass lässt nicht nur die Assoziation eines Hammerschlages zu, sondern auch der eines heftigen Trittes in die Magengrube. Wir sind uns nicht sicher, ob die A700 der richtige Partner sind, wenn man gerne den Sound "nebenher plätschern" lassen will. Sie sind aber definitiv der richtige Kumpane, wenn man feinste Details gepaart mit brachialer Tiefton-Power und hoher Präzision in direktester Manier serviert haben möchte.

Kein Wunder, dass das Electro-Genre so viel Spaß bereitet. Präzise Synthi-Effekte mit maximaler Räumlichkeit, weitläufige, atmosphärische Mitten und nicht nur Kraft, sondern auch enormer Tiefgang in den unteren Regionen, hier die ideale Kombination.

Aber auch andere Musikstile und Richtungen profitieren von den positiven Eigenschaften eklatant. So z.B. der Country-Folk-Indie-Sound der "The Handsome Family" bei Far from Any Road. Sehr klare Percussion-Akzente werden hier an präziser Stelle im Raum platziert. Gleichzeitig füllen die massiven Tiefen die Kulisse und hüllen den Zuhörer in Kombination mit der breiten und weiten Bühne komplett ein. Die männliche und weibliche Stimme gelingt ausgezeichnet. Hier müssen wir auch nochmal unseren vorherigen Kommentar bzgl. "nebenher plätschern" ansprechen. Denn die A700 sind, selbst bei sehr hoher Lautstärke, zu keinem Zeitpunkt unangenehm oder spitz. Ja, sie spielen direkt und ungeschönt, dennoch bleibt alles harmonisch und stimmig, niemals anstrengend. 

Richtig gut agieren die A700 auch bei massiven Klängen der Truckfighters, hier aus ihrem Album "Gravity X". Nicht nur Electro-Fans kommen also auf ihre Kosten, auch hartgesottene Rockfreunde gewinnen durch die hohe Leistungsfähigkeit der Buchardt Audio Standlautsprecher. Trotz des ausgeprägten Volumens geraten die einzelnen Instrumente sowie die, hier nicht im Fokus stehenden Vocals, nicht in den Hintergrund. Hart und präzise werden die Kickbässe zum Hörplatz getragen und setzen sich ausgezeichnet vom tiefer liegenden Fundamentteppich ab. Die unterschiedlich verzerrten Gitarrenklänge kommen klar heraus und die gesamte authentische Klangkulisse bleibt im hohen Pegelbereich ausgewogen und natürlich.

Konkurrenzvergleich

Quadral Aurum Gamma Aktiv: Es geht auch annähernd doppelt so teuer. 12.000 EUR kostet ein Paar der hervorragend verarbeiteten Quadral Aktivbox. Die relativ schlank wirkenden Boxen bringen weniger Leistung als die Buchardt Audio A700 mit: 350 Watt pro Box. Aber der Wirkungsgrad scheint recht hoch zu sein, denn die Aurum Gamma packt auch im großen Hörraum über 30 Quadratmeter hohe Pegel. Was die Einmessung angeht: Quadral Aurum setzt hier auf Dirac (funktioniert nur mit PC/Notebook), während Buchardt Audio das per iPhone/iOS steuerbare eigene Einmesssystem einsetzt. Uns gefällt die deutlich komfortablere Buchardt Audio-Lösung besser. Dafür liefert Quadral ein erstklassiges Mikrofon gleich mit. Aufgrund der doch größeren Abmessungen schafft die Gamma etwas mehr Tiefgang. Zudem begeistert der quSENSE Bändchenhochtöner mit seiner Extraportion Auflösungsvermögen und Impulstreue. Muss man das haben? Die Aurum Gamma macht extraviel Laune, ohne Frage, aber der Preis ist schon heftig, zumal der Buchardt Audio Hub viel flexibler ist als das Streaming-Modul aus der Gamma und auch mehr Anschlüsse bietet. 

Elac Navis ARF-51 plus Discovery Connect für 4.450 EUR: Was edle Verarbeitung angeht, ist man bei der Kieler Manufaktur Elac stets gut aufgehoben. Das beweisen auch die aktiven Standlautsprecher Navis ARF-51. Allerdings wirkt der Discovery Connect für satte 449 EUR entschieden zu einfach gemacht für das viele Geld. Die ARF-51 hingegen empfinden wir nicht als zu teuer. Stückpreis ist hier 1.999 EUR. Pro Box stehen 300 Watt an Endstufenleistung bereit, auch das reicht, dass die Buchardt Audio A700 noch mehr Saft haben, beweisen sie aber bei enormen Pegeln im großen Hörraum. Leider setzt Elac bei den Navis nicht auf den legendären JET5 Hochtöner, sondern auf einen Kalotten-Tweeter. Trotzdem wird gut aufgelöst, da liegen sie mit den A700 gleichauf, die auch auf eine kleine 19 mm Kalotte setzen. Den Mehrpreis rechtfertigen die A700 mit einem noch kräftigeren Bass, der für das schmale Gehäuse mit einem exzellenten Tiefgang aufwarten kann. Das ist auch Verdienst der aufwändigen Treiber-Anordnung. Mit flexiblem Anschlüssen und Einmesssystem setzt sich der Buchardt Audio Hub vom Discovery Connect ab.

Und es geht noch deutlich günstiger - mit den schlanken Standsäulen Canton Smart A 25, nur direkt bei Canton online zum Setpreis von 2.399 EUR zu haben. 350 Watt pro Box steht an Endstufenleistung bereit. Dazu Decoder für Dolby Digital und DTS, das haben die anderen hier aufgezählten Komponenten nicht. Ein Hub wird bei Canton nicht gebraucht. Reicht einem die virtuelle räumliche Aufbereitung nicht, kann man zudem auch ein 5.1 Set inklusive Center und aktivem Wireless Subwoofer aufbauen. Passend zur Smart A-Serie gibt es derzeit aber keinen Center, da muss man auf den Smart GLE 5 (800 EUR) zurückgreifen. Wie alle Canton Smart Lautsprecher-Paare begeistern auch die Smart A 25 durch den kraftvollen, kultivierten und atmosphärisch dichten Klang. An Anschlüssen ist viel vorhanden, nur leider kein HDMI.

Fazit 

Die Buchardt Audio A700 Standlautsprecher sind zusammen mit dem passenden Hub nicht eben günstig: 6.250 EUR werden fällig. Ein durchaus stolzer Preis, aber auch die Leistung fürs investierte Geld stimmt ohne Abstriche. Ein extrem satter, zugleich klarer, stets kultivierter Klang passen so gar nicht zur äußerst schlanken, eleganten Optik.  Mit der Buchardt Audio A700 kann man also gleichzeitig die Ehefrau beeindrucken und die Nachbarschaft schocken, denn die Klangsäulen aus Dänemark können Pegel fahren, dass es einem Angst und Bange wird. Hinzu kommt der Hub, der für schmale 250 EUR zu den eigentlichen Boxen erworben werden  kann. Er ist zwar einfach verarbeitet, brilliert aber mit dem ausgeklügelten Einmesssystem der Dänen und ist zudem reichhaltig mit Anschlüssen bestückt. HDMI ist vorhanden, nur ein Ethernet-Terminal wird vermisst. So bleibt nur die drahtlose WLAN-basierte Einbindung ins Heimnetzwerk. Aber sonst gibt es wenig berechtige Kritik an den dänischen Premium-Lautsprechern auszusetzen. Durch die WiSa-Kompatibilität ist es zudem auch möglich, die Buchardt Audio im Verbund mit anderen WiSa-kompatiblen Boxen zu verwenden.

Dänisches Meisterwerk: Schlank, sauber verarbeitet, akustisch gigantisch und innovativ ausgestattet

Gesamtreferenz aktive Lautsprecher Oberklasse
Test 18. März 2021

 

Test: Philipp Kind, Carsten Rampacher
Fotos: Philipp Kind
Datum: 18. März 2021

 

 

 


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