TEST: Marantz PM6007 - preislich interessanter Stereo-Vollverstärker mit analogen und digitalen Eingängen
Für 579 EUR (UVP) kommt der mit analogen und digitalen Ausgängen ausgestattete Marantz PM6007 zum Kunden. Er liefert 60 Watt (RMS) pro Kanal an 4 Ohm (45 Watt an 8 Ohm) und ermöglicht so die effektive Beschallung kleinerer und mittelgroßer Hörräume. Marantz weist extra auf die sorgfältige akustische Abstimmung hin. Im Fokus stand eine umfassende Anschlussbestückung. Daher bietet der Marantz fünf analoge Cinch-Eingänge, einen Subwoofer-Ausgang zur Erstellung eines 2.1 Systems, einen koaxialer Digitaleingang und zwei optische Digitaleingänge.
Klangregler und Balance-Regler (unten), darüber Source Direct, Speaker A/B und die neuen schaltbaren Filter für die Digitaleingänge
In Verbindung mit den digitalen Eingängen gibt es zwei neue Filter-Modi in Verbindung mit dem hoch präzisen D/A-Wandler AK4490 (192 kHz/24-Bit). Der Filter Nummer 1 setzt auf ein langsames Roll-off für ein räumlich besonders tiefes Klangbild. Filter Nummer 2 verwendet ein steiles Roll-off für eine besonders exakte Stereo-Abbildung.
Insgesamt hat Marantz einiges an Aufwand betrieben - und das in einem Gerät zu diesem Kaufpreis. Wir stellen die Schlüsseltechnologien vor.
Marantz setzt beim PM6007 auf Verstärkertechnik mit Stromgegenkopplung. Dies stellt, so die Japaner, eine Klangwiedergabe mit großer Bandbreite und einer enormen Dynamik sicher. In Kombination mit einem hochstromfähigen Netzteil stehen praktisch jederzeit tadellose Energiereserven bereit. Das wiederum sorgt dafür, dass der PM6007 eine Vielzahl an Lautsprechern souverän mit Leistung versorgen kann.
Ringkern-Transformator
Das Netzteil ist dank schneller Hochstrom-Schottky-Dioden sowie Hochstrom-Speicherkondensatoren sehr leistungsfähig. Trotz der günstigen Preisklasse setzt Marantz für die Stromversorgung auf einen geschirmten Ringkern-Transformator. Ringkerntransformatoren bringen laut Marantz enorme Vorteile gegenüber normalen El-Kern-Trafos mit. Wegen des besseren Wirkungsgrades erzeugen sie mehr Leistung als El-Kern-Trafos identischer Größe. Aufgrund ihrer Form sind die elektromagnetische Abstrahlung sowie die mechanischen Schwingungen äußerst gering. Das ist einer ausgezeichneten Klangqualität zuträglich.
Dank hochentwickelter Wärmekompensation werden Memory-Distortion-Effekte verhindert und so in jeder Situation eine saubere Verstärkung garantiert. In unseren Testreihen merkt man dies später auch, der PM6007 erweist sich als äußerst pegelfest.
Elektrolyt-Kondensatoren
Ferner setzt Marantz auf die hauseigene HDAM-SA3-Schaltung. „HDAM“ ist die Abkürzung für „Hyper Dynamic Amplifier Module“. Diese Technik ist in der Ausgangsstufe beheimatet und der darstellbare Dynamikbereich wird vergrößert. Zugleich reduziert die Technologie störende Verzerrungen deutlich. Die von Marantz selbst entwickelten Schaltkreise werden anstatt konventioneller ICs verwendet. Merkmal sind die besonders kurzen und für den linken sowie rechten Kanal absolut identischen Signalwege. Bezüglich ihrer Funktionsweise sind die Marantz-Module den bekannten ICs gleich, allerdings gibt es spefizische Pluspunkte: Die besonders hohe Durchflussrate und das kaum vorhandene Rauschen. Der PM6007 ist überdies mit einem präzise arbeitenden 192 kHz/24-Bit D/A-Wandler AK4490 ausgestattet.
Verarbeitung
Spaltmaße gut, aber nicht absolut gleichmäßig
Lüftungsschlitze oben
Seitliche Perspektive
Kupferschrauben
Der Marantz PM6007 ist optisch im typischen Marantz-Design gehalten, das nach wie vor einen hohen Wiedererkennungswert aufweist. Während Quellwahl- und Lautstärkedrehregler (der erstaunlich sauber geführt ist) aus Metall gefertigt sind, bestehen die kleineren Regler für die Klangeinstellungen und der Power-Knopf aus Kunststoff. Auch bei der Front kommen zwei Materialien zum Einsatz.
Front rechts
Lautstärkedrehregler
Gut verarbeitete Drehregler
Mittig ist die Front (ebenso wie das Gehäuse) aus Metall, die seitlich montierten Teile sind aus mattschwarzem Kunststoff. Ein Display gibt es nicht, hier hält Marantz den PM6007 minimalistisch.
Die aktuell gewählte Quelle wird mittels blauer LED angezeigt. Gut gefallen uns die großen, hochwertigen Gerätestandfüße, auch, dass Marantz an der Unterseite sowie Rückseite Kupferschrauben verwendet, ist ein erfreuliches Merkmal. Überall notieren wir ein gleichmäßiges Spaltmaß und eine insgesamt sehr saubere Verarbeitungsqualität.
Innenleben. Die Digitalsektion ist geschirmt im eigenen Kästchen
Im detail
Innen zeigt sich der PM6007 als sehr gut aufgebaut für einen Stereo-Vollverstärker seiner Preisklasse. Ein geschirmter Ringkern-Transformator und ein großzügig dimensionierter Aluminium-Kühlkörper stechen hervor. Zudem gibt es speziell für hochwertige Audio-Anwendungen entwickelte Elkos.
Fernbedienung
Die Fernbedienung ist relativ groß, liegt aber trotzdem gut in der Hand. Sie weist eine Kunststoff-Oberfläche im gebürsteten Alu-Look auf und überzeugt durch den guten Tastendruckpunkt. Leider findet sich keine Beleuchtung. Dafür fungiert sie als Systemfernbedienung, das heißt: auch CD-Player und Netzwerk-Player können damit gesteuert werden.
Anschlüsse
Rückseite komplett
Auffällig sind die hochwertigen, vergoldeten Lautsprecher-Anschlüsse, die sich problemlos für große Kabelquerschnitte und Bananenstecker eignen. Lediglich eine Kapselung fehlt, das kann man aber mit der Preisklasse entschuldigen.
Lautsprecherkabel-Anschlussterminals
Die analogen Cinch-Schnittstellen und der digitale Coax-Eingang präsentieren sich ebenfalls vergoldet. Sie sind allesamt sauber und fest integriert. Was gibt es an Anschlüssen? Hier die Übersicht:
Alle Anschlüsse
- 4x Analog Stereo-Cinch + 1x Phono-Eingang
- 2x Digital optisch 1x Digital coax
- Subwoofer Pre-Out
Das reicht für zahlreiche Anwendungen problemlos aus, sehr löblich ist, dass es auch einen Subwoofer Pre-Out gibt. So kann man sich einfach ein 2.1 System aufbauen.
Klang
Marantz Vollverstärker sind oft für einen homogenen, gefälligen und zugleich gut detaillierten Klang bekannt. Aber funktioniert dieses Konzept bereits in der eher bürgerlichen Preisklasse des PM6007? Genau dieser Frage möchten wir nun in der Klangwertung nachgehen. Als Ergänzung gibt es den Marantz CD6007 für einen Listenpreis von 469 EUR.
Der passende CD-Player heißt CD6007
CD6007 von hinten
Diesen haben wir koaxial-digital und analog mit dem PM6007 verbunden, um gleich die Güte der im PM6007 verbauten Digital-Analog-Wandler mit zu überprüfen. Wir müssen ehrlich erklären, dass es sich nicht um gewichtige Differenzen handelt. Noch etwas mehr Esprit und Feingefühl konnten wir ausmachen, wenn der PM6007 die Wandlung übernommen hat. Für einen Stereo-Vollverstärker für unter 600 EUR auf jeden Fall ebenso beachtlich wie für den CD-Plaer CD6007, der auch nicht überirdisch teuer ist. Beide Komponenten belegen, dass man auch für relativ günstige Kaufpreise HiFi-Komponenten mit wirklich guten DACs bekommen kann.
Wir starten durch mit "Ain't No Sunshine" der legendären Eva Cassidy. Und hier schlägt sich der Marantz prima. Zu bemerken ist allerdings, dass etwas Harmonie einer höheren Antrittsgeschwindigkeit und einer als dominanter wahrgenommenen Gesamtdynamik geopfert wurde. Zur Erklärung: Als wir Ende der 90er Jahre mit unserer Testarbeit begonnen hatten, spielten Marantz Verstärker recht üppig und räumlich dicht, sehr homogen, aber nicht extrem dynamisch auf. Im Anschluss dann wollte es Marantz wissen und schob viel Dynamik nach, teils zuviel. Das sahen die Japaner anscheinend auch so, denn das Kommando "Marsch zurück" wurde ausgeführt, und viele Marantz-Devices, so ca. ab 2016, wurden wieder harmonisch-rund in der Auslegung. Nun, seit der Generation PM8006/PM6007, ist wieder etwas mehr Prägnanz vorhanden, etwas mehr bewusst wahrgenommene Dynamik.
Gerade bei der vokalen Präsentation unseres ersten Tracks wird dies offensichtlich: Evas Stimme löst wirklich gut auf, Differenzen in der Dynamik werden sehr stark verdeutlicht. Diese eher ruhigere, minimal zurückhaltende, sehr reichhaltige Marantz-Akustik finden wir beim PM6007 nicht mehr. Schon bei anderen Marantz-Devices ist uns dies aufgefallen. Merkwürdigerweise nicht bei allen. Während der kürzlich getestete PM8006, ein rein analoger Stereo-Vollverstärker mit hervorragender Phono-Vorstufe, dem PM6007 ähnlich ist, fanden wir bei unserem "Masterpiece" PM7000N eine etwas andere Auslegung vor. Der PM7000N klingt verbindlicher, trotzdem sehr detailreich, und bringt im Bassbereich eine der besten Mischungen aus Volumen, Tiefgang und Präzision, die wir in der Liga bis 2.000 EUR kennen. Gut, der PM6007 ist sehr deutlich preiswerter. Aber der PM8006 ist durchaus in den preislichen Gefilden des PM7000N zu finden. Hier würden wir den PM7000N, der zudem auch noch deutlich flexibler ist, dem PM8006 jederzeit vorziehen - außer den konservativen, analog-verliebten Vinyl-Fans wird das auch praktisch jeder tun, mutmaßen wir.
Wer mehr ausgeben, aber noch unter 1.000 EUR bleiben möchte, kann auch einen Blick zur Konkurrenz riskieren: Der NAD C 368 ohne das aufpreispflichtige BluOS-Modul bleibt unter der magischen 1.000 EUR-Grenze und spielt dafür sehr entschlossen und rund auf. Mit beispielhafter Pegelfestigkeit, für 999 EUR, könnten wir Lautstärke-Fans noch den Audiolab 6000 A Play ans Herz legen. Dieser hat sogar bereits ein Play-Fi-basiertes Streaming-Modul dabei. Beide vollverstärkenden Maschinen streifen mit 999 EUR UVP die 1.000 EUR knapp von unten. Der PM6007 liegt da mit 579 EUR UVP schon, das geben wir gern zu, ein gutes Stück weg, und analoge wie auch digitale Inputs sowie einen tadellosen Aufbau gibt es auch beim kleinen Marantz bereits.
"Wheel Of Fortune" von Hans Zimmer liegt dem PM6007. Hier baut er direkt ab Beginn ein lebendiges, kräftiges akustisches Szenario auf. Er wuchtert hier sozusagen mit seinen Pfunden, weil sein hörbarer Wunsch nach einer sehr prägnanten Präsentation hier auf fruchtbaren Boden fällt. Mit richtig Nachdruck macht er sich ans Werk, ohne es aber bei einer Einarbeitung lediglich der vorderen musikalischen Ebenen zu belassen. Nein, selbst bei enormer Gesamt-Dynamik holt der PM6007 auch immer aus den hinteren Klang-Ebenen zahlreiche Details ans Licht. Auch die Wechsel im Tempo werden mit ausgezeicheter Impulstreue umgesetzt.
Die klassische James Bond 007 Titelmelodie "The James Bond Theme", interpretiert vom Royal Philharmonic Orchestra, macht richtig Laune. Schwungvoll und mit Esprit rückt der PM6007 vor, wie ein echter Doppelnull-Agent. Empfindsamere Naturen werden der aktualisierten Auslegung zahlreicher Marantz-Komponenten vielleicht nicht mit voller Zustimmung gegenüber stehen, wir jedoch können die spontante Leistungsbereitschaft loben. Die Endstufen, obwohl nominell gar nicht sonderlich kräftig, wuchten ordentlich Leistung zu den Schallwandlern, und auch bei deutlich erhöhtem Pegel bleibt die Darstellung zwar durchaus prägnant, wird aber nicht unangenehm blechern oder schrill. Auch bei höherer Lautstärke gelingt es dem Marantz, nach wie vor noch gut zu differenzieren.
"Live And Let Die" aus dem gleichnamigen James Bond-Film, wird wiederum vom Royal Philharmonic Orchestra rein instrumental dargeboten. Wir suchten uns bewusst diesen Titel aus: Denn er weist sehr deutliche Dynamiksprünge auf, und bietet ein großes akustisches Facettenreichtum. Bei sehr hohem Pegel "entgleist" manche akustische Einlage minimal. Hier wird der PM6007 etwas zu scharf, sodass nicht nur die Gesamtharmonie, sondern auch die Detaillierung darunter zu leiden beginnt. Gegenmittel ist es hier, die Höhen durch die Drehrehgler auf der Frontblende zurückzunehmen. Was die gebotene Räumlichkeit angeht, lässt sich der PM6007 nichts vorwerfen, er baut selbst im rund 25 Quadratmeter messenden Hörraum noch eine dichte Klangkulisse auf.
Weiter geht es mit dem Trance-Klassiker "Why Don't You Dance With Me" von Future Breeze. Hier startet der Marantz von Beginn an erstaunlich vehement durch. Der harte, exakt den Punkt treffende Bass erfreut die Gemüter, und die elektronischen Effekte werden mit überragender räumlicher Weite in den Hörraum transportiert. Hier gefällt uns der PM6007 bisher am besten, er lässt seine Preisklasse gekonnt vergessen, seine Souveränität bei hoher Lautstärke beeindruckt uns. Sein kompromissloses Vorgehen möchten wir ein weiteres mal erleben und hören uns den 90er Jahre Eurodance-Track "Kick Da Disco Nation" von Disco Nation an. Auch hier schonen wir den Vollverstärker nicht und ermuntern ihn, auch noch die letzten Watt in den Stand eines Arbeitnehmers zu übernehmen. Mit Erfolg, kein Streik beim PM6007, sondern hochmotivierte Kräfte sind hier am Werk. Der Kickbass hat die richtige Härte, die akustischen Effekten haben das richtige Maß an hier durchaus gewollter Schärfe. Wechsel hinsichtlich der Dynamik werden impulstreu und mit überraschender Kraft umgesetzt.
Fazit
Zum fairen Kaufpreis bietet der Marantz PM6007 ein erstaunliches Leistungsvermögen. Seine klassisch-analogen Endstufen haben Kraft und entwickelt eine hervorragende Dynamik. Auch an der Pegelfestigkeit gibt es nichts auszusetzen, im Gegenteil. Die Auslegung des Stereo-Vollverstärkers fokussiert eine direkte Dynamik und eine prägnante Darstellung. Das muss man mögen, wir sind uns aber sicher, dass es für diese Art der akustischen Präsentation eine ordentlich große Fanbase gibt. Der Marantz PM6007 ist fürs investierte Geld sehr gut verarbeitet und tadellos aufgebaut. Hier kann man keine Kritik üben. Zudem sind analoge sowie digitale Anschlüsse vorhanden, was die Flexibilität erhöht. Die verwendeten D/A-Wandler erfreuen durch ihre präzise Arbeitsweise.
Dynamisch und kraftvoll agierender Stereovollverstärker mit digitalen und analogen Anschlüssen

Stereo-Verstärker bis 800 EUR
Test 13. April 2021
Test: Carsten Rampacher. Philipp Kind
Fotos: Philipp Kind
Datum: 13. April 2021
Tags: Marantz • Stereo-Verstärker