XXL-TEST: Sony BRAVIA XR X90J - LCD-TV mit Full Array Local Dimming und XR-Prozessor in 55"

Sonys kognitive Intelligenz findet sich auch im LCD TV-Portfolio des Herstellers. Der neue BRAVIA XR X90J mit Cognitive Processor XR ist erst seit kurzem verfügbar und in den Größen 50", 55", 65" und 75" erhältlich. Das prominenteste Feature, der neue Prozessor, soll ein Verarbeitungsverfahren bieten, dass über die Fähigkeiten konventioneller KI hinausgeht. Das Neuronen-Netzwerk orientiert sich in seiner Arbeitsweise an der des menschlichen Sehens. Wenn Menschen Gegenstände sehen, konzentrieren sie sich unbewusst auf bestimmte Punkte. Der Prozessor XR teilt den Bildschirm ebenfalls in verschiedene Zonen auf und erkennt, wo sich der Fokuspunkt innerhalb des gezeigten Bildes befindet. Wo liegt nun der Unterschied zu bereits bekannten Prozessoren, die mit Künstlicher Intelligenz arbeiten? Diese bereits seit mehreren Generationen verbauten Prozessoren erkennen und untersuchen Bildelemente wie Kontraste, Details, oder die Farben lediglich einzeln. Der neue kognitive Sony Bravia XR Prozessor hingegen ist in der Lage, eine große Anzahl von Elementen zur gleichen Zeit zu analysieren - also parallel und nicht zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Das soll dann den Vorteil haben, dass sämtliche Elemente einer Filmsequenz komplett angepasst werden können - das Ergebnis überzeugt durch ein besonders hohes Maß an Authentizität. Auch um akustische Aspekte kümmert sich der XR Prozessor. Zusätzlich zur besonders harmonischen Verbindung von Bild und Ton soll auch ein erstaunlich realistischer 3D Surround-Sound geboten werden. Einen Überblick über sämtliche Features und Funktionen gibt auch unser ausführliches Special zu den Sony Top-Baureihen 2021.

Unser Testgerät mit 139 cm Bilddiagonale (55") kostet UVP 1.399 Euro und ist neben dem neuartigen Prozessor mit Full Array LED-Hintergrundbeleuchtung ausgestattet. Fernseher mit Mini LED-Backlight sucht man im Sony-Sortiment noch vergeblich, durch die hochwertige Bildsignalverarbeitung inklusive XR Picture, XR Colour, XR Triluminos Pro und weiteren Optimierungsprozessen für Kontrast, Schärfe und Bewegungswiedergabe soll auch auf konventioneller Basis ein exzellentes visuelles Ergebnis realisiert werden. Der Sony XR X90J unterstützt wie alle Sony Fernseher HDR10, Dolby Vision und HLG, außerdem IMAX Enhanced - da der LCD-TV ebenso wie die Top-OLEDs A90J und A80J den BRAVIA CORE Streamingdienst integriert hat, kann man den IMAX Enhanced-Support auch tatsächlich nutzen. Als spezieller Bildmodus ist noch der Netflix Calibrated Mode integriert. HDMI 2.1 inklusive moderner, vorwiegend Gaming-relevanter Features, ist ebenfalls an Bord. Insgesamt also ein rundes Ausstattungspaket, das von Chromecast, der Kompatibilität mit AirPlay und HomeKit sowie Amazon Alexa und Google Assistant komplettiert wird.

Sony-Logo im unteren Bereich

Seitenansicht

Hochglanzschwarzer Rahmen

Ecke unten rechts - sichtbares, aber rundum gleichmäßiges Spaltmaß

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Standfuß aus Kunststoff - die Standfüße werden einfach unten in den TV eingesteckt

Der Sony BRAVIA XR X90J macht insgesamt einen recht eleganten Eindruck und präsentiert sich vorne mit hochglanzschwarzen Oberflächen. Besonders der sehr schmale Rahmen (ca. 0,6 mm) trägt zur attraktiven Erscheinung bei. Zwischen Panel und Rahmen ist vereinzelt ein leichter Spalt zu erkennen, was aber nur bei naher Betrachtung auffällt. Standfüße und Rahmen sind aus Kunststoff gefertigt, die Haptik ist solide. Praktisch ist, dass zwei Befestigungspositionen für die Standfüße vorhanden sind. Möchte man den TV auf ein schmales Rack stellen, ist das kein Problem, noch eleganter wirkt die Positionierung der Füße im äußeren Bereich. Die Montage ist absolut problemlos, die Standfüße werden lediglich eingesteckt und sorgen dann für stabilen Halt.

Rückseite

Übergang Rahmen zur Rückseite

Einer der beiden Acoustic Multi-Audio Hochtonlautsprecher

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Seitenansicht des XR X90J

Standfuß in "Position 1"

Design-Element

Anschlüsse

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Die zwei HDMI 2.1-Anschlüsse sind mit dem Zusatz (4K 120 Hz) gekennzeichnet

Der Full Array LED-Hintergrundbeleuchtung geschuldet, aber optisch nicht ganz so modern wirkend, ist die Bautiefe des Gerätes von knapp 7 cm. Die Rückseite besteht ebenfalls aus Kunststoff, ist allerdings in mattschwarz gehalten und verfügt über eine strukturierte Oberfläche. Das teilweise mit einem geschliffenen Alu-Look versehene BRAVIA-Designelement durchbricht den einheitlichen Rücken des Sony Fernsehers. Die Anschlüsse sind sehr sauber integriert. Von den vier HDMI-Schnittstellen sind zwei als HDMI 2.1 ausgeführt, eine verfügt über eARC-Funktion. Ein Verbergen der Anschlüsse, z.B. mit einer einfachen Kunststoff-Abdeckung, ist nicht vorgesehen.

Sony Einrichtungsassistent

Wer vollen Funktionsumfang genießen möchte, muss Google TV einrichten

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Am TV oder per Google Home App

Soll die Suche sämtliche Apps (Streamingdienste, YouTube, etc.) mit einbeziehen?

Google Assistant verwenden

Apps einrichten und mit Login-Daten anmelden, später kann die App dann einfach ohne erneutes Eingeben der Anmeldedaten geöffnet werden

Die Einrichtung von Google TV ist damit abgeschlossen

Es folgen noch einige BRAVIA TV-spezifische Einstellungen

Kindersicherung einrichten

TV-Empfangssignal wählen

Der BRAVIA LCD-TV ist mit dem Google TV Betriebssystem ausgestattet. Ein Einrichtungsassistent kümmert sich um die Aktivierung relevanter Dienste, die Netzwerkeinbindung sowie den Sendersuchlauf inklusive Festlegung der Antennenkonfiguration. Auch eine Kindersicherung lässt sich konfigurieren und der TV kann für die Nutzung mittels Sprachsteuerung vorbereitet werden. Die Einrichtung kann direkt mit der TV-Fernbedienung am Fernsehbildschirm vorgenommen werden, alternativ steht auch eine Konfiguration der Google TV-Features mit der Google Home App zur Verfügung. Der X90J reagiert bei der Erstinstallation flink auf sämtliche Befehle, die Netzwerkverbindung klappt problemlos und der Sendersuchlauf nimmt nur wenig Zeit in Anspruch.

Fernbedienung

Direktzugriffstasten für YouTube, Netflix, Disney+ und prime video

Die Fernbedienung des XR X90J scheint nahezu identisch zur Remote der großen Sony OLEDs zu sein. Sie ist recht ausladend, liegt aber durch ihre schmale Bauform gut in der Hand und weist einen leichten, aber taktil gut spürbaren Tastendruckpunkt auf. Kann man auf die Zifferntasten im oberen Bereich meist verzichten, kann man von den Direktzugriffstasten bis hinunter zu den Aufname-Buttons auch alles gut mit einer Hand bedienen. Die Fernbedienung besteht aus Kunststoff und ahmt für eine schicke Optik den Look einer geschliffene Aluminium-Oberfläche nach. Die Rückseite ist ebenfalls sehr griffig, für den Betrieb werden zwei AAA-Batterien verwendet.

Wie eingangs erwähnt werden Google Assistant und auch Amazon Alexa vom Sony TV unterstützt. Die Verwendung des Mikrofons in der Fernbedienung ist aber zwingend notwendig. Hier unterscheidet sich der XR X90J z.B. vom LCD-Topmodell X95J, der Fernfeld-Mikrofone direkt im TV-Geräte integriert hat und man somit bei der Verwendung des Sprachassistenten nicht auf die Remote angewiesen ist.

"Home"-Screen mit Apps sowie zahlreichen Vorschlägen

"Beliebte Filme und TV-Sendungen", zusammengestellt aus verschiedenen Streaming-Angeboten

Hier populäre TV-Sendungen

Empfehlungen anlässlich eines spezifischen Datums

Die Google TV-Oberfläche ist kein unbekannter Faktor mehr. Übersichtlich werden auf dem Home-Screen vorhandene Apps, vorwiegend Streaming-Dienste und Mediatheken, angezeigt. Außerdem zahlreiche Vorschläge unterschiedlicher Kategorien und Genres. Die Oberfläche ist auf allen mit Google TV ausgestatteten Fernsehern nahezu identisch, Unterschiede gibt es je nach Gerät z.B. bei den installierten Apps, die meisten Service-Anbieter werden aber Geräte-unabhängig unterstützt. Auf dem XR X90J hat man neben Netflix, prime video, Disney+ und YouTube auch Zugriff auf Magenta TV, Sky Ticket und Apple TV. Außerdem, und das gilt ausschließlich für BRAVIA XR Fernseher, kann man auf BRAVIA CORE zugreifen. Der Streaming-Service mit Purestream-Technologie und einer Datenübertragungsrate von bis zu 80 Mbit/s weist eine außerordentlich hohe Qualität auf und bietet auch IMAX Enhanced-Inhalte. Der Katalog ist allerdings insgesamt aktuell noch überschaubar und auch die Zahlungsmodalitäten sind noch nicht so ganz klar. Zunächst einmal muss man sich darüber aber nicht großartig Gedanken machen, da man beim Kauf des XR X90J 12 Monate unbegrenzten Streaming-Zugriff sowie 5 BRAVIA CORE-Punkte zum Einlösen dazu erhält.

Klassisches Einstellungsmenü

Bildeinstellungen

Dynamische Kontrastoptimierung 

Bildmodus auswählen

Bildschärfe-Einstellungen

Farbmanagement

Präzise Justierung möglich

Farbton-Einstellungen

 

Frame-Interpolation

Netzwerk-Konfiguration

Systemeinstellungen

Ausgewählte "Schnelleinstellungen"

Das eigentliche Setup-Menü des Sony Fernsehers ist in gängige und klar verständliche Kategorien unterteilt. Insbesondere der Video-EQ ist umfangreich und lässt weitreichende Einstellungen zur individuellen Bildanpassung zu, auch die Zwischenbildberechnung kann nach eigenem Gusto präzise eingestellt werden. Selbst wer mittels Kalibrierung das Optimum des visuellen Potentials herausholen möchte, wird hier fündig. Bezüglich des Handlings und Bedienkomforts kann sich der XR X90J auf die Rechenleistung des neuen Prozessors absolut verlassen. Er reagiert sofort auf Eingabebefehle und setzt diese kompromisslos um. Selbst wenn man schnell von Live-TV zu Google TV Home-Screen und im Anschluss in das Einstellungsmenü mit schnell aufeinanderfolgendem Drücken der Tasten wechselt, arbeitet der X90J dies zuverlässig ab und lässt kaum eine Verzögerung zu. Unter "Schnelleinstellungen" erhält man auf diverse Optionen (Bildmodus, Helligkeit, Toneinstellungen, etc.) direkten Zugriff und kann diese Parameter ändern, während der aktuell wiedergegebene Inhalt weiterhin im oberen Bereich des Bildschirms läuft. Das Setup-Menü hingegen ist prinzipiell bildfüllend. Greift man aber auf die Bildeinstellungen zu, werden die aktuell gezeigten Inhalte im linken Bereich angezeigt und füllen etwa 2/3 des LCD-Panels. Toneinstellungen sind natürlich ebenfalls möglich und der XR X90J bietet auch die Möglichkeit, das TV-Soundsystem mittels des Mikrofons in der TV-Fernbedienung einzumessen.

Bild TV-Tuner (helle Umgebung, Bildmodus Anwender, Motionflow Aus, Reality Creation Manuell 20)

Wir starten unsere subjektiven Bildeindrücke mit dem TV-Tuner (DVB-S2) bei Tageslicht. Direkter Lichteinfall durch seitliche Fenster vermeiden wir zwar, davon abgesehen aber muss sich der X90J bei sonnigem Wetter in einer typisch hellen Wohnzimmer-Umgebung behaupten. Das macht er bei Alltagssendungen wie Nachrichten und Talk-Shows, die kaum von dunklen Szenen geprägt sind, auch ausgezeichnet. Er arbeitet in den mittleren und hohen IRE-Bereichen sauber und arbeitet viele Details heraus. Bei recht hochwertigen Produktionen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen besticht er insbesondere durch eine überdurchschnittlich hohe Kantenschärfe, die aber nicht überzogen oder unnatürlich erscheint. Das Bild wirkt prägnant und Details präzise, ohne dass es zu ausgeprägt auffälliger Treppenstufenbildung kommt. Bildrauschen hält sich auch in Grenzen. Zweifellos arbeitet hier eine Rauschreduzierung. Die ist auch sichtbar für das versierte Auge, manifestiert sich aber hauptsächlich in einer leicht soften Darstellung von hintergründigen Ebenen und fällt beim alltäglichen TV-Genuss nicht weiter auf. Bewegungen erscheinen hier bei 50 Bildern pro Sekunde gleichmäßig und bereiten dem LCD-Panel keine großen Probleme. Schriften im Bild wirken ebenfalls meist klar und sauber. Die visuelle Aufbereitung des vergleichsweise niedrig auflösenden Materials von 720p auf die native 4K UHD-Auflösung kann der X90J zwar nicht völlig verbergen, man muss aber schon genau aufpassen, wenn man eines der vereinzelt immer mal auftauchenden Artefakte als störend empfinden möchte. Der Bildmodus "Anwender", ebenso auch "Kino", bietet die authentischste Farbgebung. Hier wirkt das Bild nicht zu kalt, Blautöne nicht zu intensiv und auch Hautfarben wirken natürlich.

Auf den Kontrast und Schwarzwert werden wir dann bei höherwertigem Material noch genau eingehen, hier in heller Umgebung und nicht allzu schwierigen Szenen macht der X90J, wie bereits erwähnt, eine gute Figur und lässt auch noch keine Beurteilung einer eventuell nicht 100% homogenen Helligkeitsverteilung zu. Stark ungleichmäßige Bereiche scheint es nicht zu geben und seine Maximalhelligkeit reicht für eine attraktive Darstellung problemlos aus. Das Display ist matt, aber nicht gänzlich frei von Spiegelungen. Ein Fenster direkt gegenüber des Bildschirms wird szenen-abhängig immer mal wieder klar sichtbar, schräg einfallende Reflektionen scheinen den BRAVIA XR TV aber kaum zu stören. Zur Veranschaulichung: bei einem verspiegelten OLED-Display hätten wir bei der Umgebungshelligkeit im Raum mit mehr Problemen zu kämpfen. Der Betrachtungswinkel gefällt uns insgesamt sehr gut. Hier soll das Flaggschiff X95J zwar noch mehr Spielraum bieten, wir sind aber auch mit der Performance des X90J schon zufrieden. Erst bei extremen Winkeln ist eine leichte Abnahme der Intensität der Farbgebung zu spüren und der Kontrast lässt etwas nach.

Bild BRAVIA CORE - Blade Runner 2049 (dunkle Umgebung, Bildmodus IMAX Enhanced, Motionflow an/aus)

Inwieweit der BRAVIA CORE Streaming-Service in Zukunft gepflegt wird und ob er sich als relevante Alternative zu den gängigen Größen etablieren kann, ist noch nicht so ganz klar. Fakt ist aber, dass Purestream zweifellos eine beeindruckende Technologie darstellt und mit einer exzellenten Wiedergabequalität aufwarten kann. Mit Streaming von bis zu 80 Mbit/s sind Datenraten möglich, die zumindest theoretisch jenseits einer physischen UHD Blu-ray liegen und mit Blade Runner 2049 gibt es bereits einen Titel, der mit der Disc mithalten kann und sie in einzelnen Fällen sogar nuanciert übertrifft. Eine entsprechende Internetverbindung sei natürlich vorausgesetzt. Wer sich nochmal genauer über BRAVIA CORE informieren möchte, findet in unserem Test des Top-OLEDS A90J von Sony im entsprechenden Abschnitt Infos dazu.

BRAVIA CORE

Filmauswahl

Wir wählen also den Titel innerhalb von BRAVIA CORE an und starten die Wiedergabe im abgedunkelten Raum. Als Bildmodus nutzen wir hier "IMAX Enhanced", der aber eine ähnlich authentische Farbtemperatur bietet wie z.B: "Anwender" bei konventionellem Material, die Zwischenbildberechnung lassen wir zunächst deaktiviert. Direkt bei Filmstart lassen sich zwei der LCD-TV Technologie inhärente Probleme sehr gut beobachten. Auf dem grundsätzlich schwarzen Bildschirm muss ein sehr helles Sony-Logo abgebildet werden. Pausiert man das Ganze, kommen noch die Wiedergabe-Elemente von BRAVIA CORE sowie der Filmtitel in weißer Schrift in der linken oberen Ecke zum Vorschein. Zunächst: für einen LCD-Fernseher macht der Schwarzwert einen sehr guten Eindruck. Die aktivierte Hintergrundbeleuchtung bleibt zwar immer sichtbar, im Vergleich mit anderen aktuellen konventionellen LCD-Testgeräten sitzt der Schwarzwert aber recht tief. Das gilt auch für die Homogenität des Bildes, die Helligkeitsverteilung ist, zumindest bei unserem Sample, ausgezeichnet und es erscheinen keine eklatanten Hot Spots. Minimal erhöht im rechten oberen Bildbereich, ansonsten aber eine durchweg gleichmäßige Lichtverteilung. Hier würden wir die Performance des X90J sogar als überdurchschnittlich gut bezeichnen. Nicht perfekt, und auch das ist keine Seltenheit, ist es um die Local Dimming-Präzision bestellt. Sogenannte Blooming-Effekte fallen in Situationen, wie wir sie hier gerade vorfinden, auf. Um z.B. den Filmtitel in der linken Ecke hell auszuleuchten, wird auch das schwarze Umfeld sichtbar heller. Identisch sieht es beim mittigen Sony Logo aus, wenngleich es da nicht so stark auffällt. Bei harten Kontrasten, wie hier die weiße Schrift auf schwarzem Untergrund, fallen diese Mali natürlich besonders stark auf. Im Filmbetrieb sind sie weniger deutlich erkennbar, schlagen sich aber auf den Detailreichtum in dunklen Szenen durchaus nieder. Mit Blooming kämpfen im Übrigen auch MiniLED TV-Geräte oder Neo QLED Fernseher, die in anderen Belangen wie Schwarzwert und Kontrast den LCD-TVs mit konventioneller LED-Hintergrundbeleuchtung klar überlegen sind.

Die einleitende Schrift bildet der Sony TV sehr sauber ab und gibt sich auch bei den farbigen Worten keine Blöße. Die Sättigung ist nicht ganz perfekt, insgesamt aber sehr gut. Gleich im Anschluss können wir die Bewegungswiedergabe des X90J unter die Lupe nehmen, als die riesigen Solaranlagen überflogen werden. Bei deaktivierter Zwischenbildberechnung wirkt die Wiedergabe sehr sauber und bietet auch ein wenig den typischen Film-Look, der allerdings aufgrund der IMAX Enhanced-Basis ohnehin schon etwas kastriert wurde. Die Wiedergabe ist recht gleichmäßig, etwas Judder fällt aber auf. Mit vertikalen Schwenks und Kamerafahrten scheint der Sony TV nahezu gar keine Probleme zu haben, horizontale Schwenks wirken ein wenig unruhiger, insgesamt aber definitiv im vertretbaren Rahmen. Beim Schnitt in den Innenraum werden wir mit einer enormen Kantenschärfe beglückt. Der X90J modelliert hier wirklich sehr präzise und arbeitet viele Details heraus, lediglich in den dunklen Elementen (zunächst am Armaturenbrett des Cockpits, dann an der Kleidung des Protagonisten) muss er etwas zurückstecken. Der typisch cleane Look, den wir bereits vom A90J und A80J kennen, kommt auch hier zum Tragen. Jede einzelne Haarsträhne ist sichtbar und, noch beeindruckender, die feine Hautstruktur, Härchen und einzelne Poren an der Hand von Ryan Gosling sind zu erkennen. Hier steht der X90J anderen Premium-Geräten in nichts nach. Nicht ganz reicht es, erwartungsgemäß, für die räumliche Wirkung und Objektplastizität eines OLED-Fernsehers. Das Bild ist nicht so greifbar und dreidimensional, hintere Ebenen von weitläufigen Panorama-Aufnahmen nicht in identischem Maße differenziert. Hier gibt sich der XR X90J mit anderen aktuellen LCD-Flachbildschirmen die Hand und liefert keinesfalls eine schwache Darbietung ab.

Wir starten den Film erneut und setzen den Motionflow, also die Frame Interpolation und Bewegungsoptimierung von Sony, auf "Automatisch". Aalglatt und geschmeidig wirkt nun der vorher beschriebene Überflug über die großen Solarkraftwerke. Hier zittert und ruckelt nichts mehr und Artefakte sind in dieser Einstellung auch nicht zu sehen. Ein leichtes Kantenzittern können wir am Spinner Car entdecken, man muss aber sehr genau hinsehen. Dadurch, dass der Film ohnehin schon ein etwas glattgebügeltes Bild zeigt, gibt es auch nur geringe Auswirkungen auf den eigentlichen Look seitens der Zwischenbildberechnung. Der Automatik-Modus scheint hier aber auch intelligent zu arbeiten. Ganz selten können wir noch etwas vom typischen Judder erkennen, es wird also nicht zu massiv eingegriffen, was natürlich Vorteile bzgl. der Artefaktebildung und authentischen Darstellung bietet. Selbst bei etwas flotteren Szenen können wir aber keine wirklich eklatant negativen Aspekte feststellen, wenngleich das ein oder andere Kantenzittern nicht völlig ausbleibt. Bei der Wiedergabe von Blu-ray Disc und 1080p-Material haben wir uns Motionflow nochmal genau angesehen, da wir bei anderen Sony TVs in der Einstellung "Automatisch" keine identisch guten Erfahrungen gemacht haben bzw. die Signalverarbeitung schlichtweg zu stark agierte - siehe nächster Abschnitt. Bis hierhin liefert die Zwischenbildberechnung jedenfalls ein sehr gutes Resultat.

Bild Skyfall Blu-ray Disc 1080p (dunkle Umgebung, Bildmodus Anwender, Motionflow an/aus)

Direkt ab Filmbeginn starten wir beim hochwertigen 1080p-Material von Blu-ray Disc des 23. Abenteuers des Doppelnull-Agenten James Bond und der X90J bestätigt direkt unseren ursprünglich guten Eindruck bezüglich der Helligkeitsverteilung und seines Schwarzwertes. Gleich beim MGM- und dem darauffolgenden Columbia Pictures-Logo präsentiert er nahezu völlig gleichmäßiges schwarzes Bild. Ganz minimal lässt sich eine Aufhellung des Randbereiches im rechten unteren Eck erkennen, der aber so gering ausgeprägt ist, dass es selbst empfindliche Anwender kaum stören dürfte. Auch der Schwarzwert an sich sagt uns wieder zu. Sicher, es ist und bleibt ein LCD mit LED-Hintergrundbeleuchtung und Local Dimming, dennoch wirken die Balken bei nahezu vollständig abgedunkelter Umgebung fast schwarz und man denkt nicht, wie bei manch anderem LCD-Fernseher, es lege sich ein grauer Schleier über das gesamte Bild. Dadurch gewinnt auch der dreidimensionale Eindruck des Geschehens und die gesamte Tiefendurchzeichnung des Bildes.

Der Kontrast und die Detaillierung machen ebenfalls einen guten Eindruck, als Bond den dunklen Korridor durchschreitet. Im rechten Bereich und auch links an der Vertäfelung kann man erkennen, dass nicht alle Details in den im Schatten liegenden Bereichen erfasst werden, insgesamt wirkt das Bild aber sehr natürlich und plastisch. Die Farben erscheinen hier passend und erscheinen, als 007 das warm beleuchtete Zimmer betritt, ebenfalls mit leicht warmer Tendenz. Das Upscaling gelingt ausgezeichnet und der Sony arbeitet das vorhandene Detailvermögen des 1080p-Transfers sehr gut heraus, Scalingrauschen ist äußerst gering ausgeprägt. Die Helligkeitsunterschiede im teilweise abgedunkelten Appartement sind prägnant und scharf abgebildet.

Bezüglich der Bewegungswiedergabe beweist sich der X90J zuerst bei nativer 24p-Darstellung und überzeugt hier mit einer recht geschmeidigen Wiedergabe und natürlichem Film-Look. Der typische Judder ist vorhanden, für das Erkennen des minimalen Ruckelns, z.B. bei schnellen Armbewegungen Bonds, als er seinen Kollegen verarztet, muss man schon Argusaugen mitbringen. Die flotte Verfolgungsjagd in heller Umgebung auf den Dächern gelingt mit sauberen und geschmeidigen horizontalen Kameraschwenks, hier gefällt auch wieder die gute Staffelung der verschiedenen Tiefenebenen des Bildes. Der Schnitt auf die Innenräume des MI:6-Gebäudes präsentiert eine enorm scharfe und detailreiche Abbildung der Gesichtszüge von Judi Dench sowie ihrem Assistenten, natürliche Hauttöne unterstreichen die sehr gute Farbdarstellung. Jetzt schalten wir erneut Sonys Zwischenbildberechnung Motionflow zu und verwenden wieder den Parameter "Automatisch". Wie bereits prognostiziert gefällt uns der automatische Motionflow-Modus hier deutlich weniger. Selbst in der ersten, relativ ruhigen Szene im schwach beleuchteten Appartement kann man bei den Bewegungen Bonds unruhige Kanten und Artefaktebildung erkennen. Erfreulich ist der recht gute Film-Look, der auch bei aktivierter Zwischenbildberechnung erhalten bleibt. Etwas zu clean und glatt wirkt das Bild schon und cinephile Anwender werden dies auch erkennen, der typische und künstliche "Seifenoper-Look" bleibt aber nahezu völlig aus. Bei der Verfolgungsjagd über den Dächern Istanbuls, eine wirklich schwierige Szene für jede Frame-Interpolationstechnologie, bleiben zitternde Geisterkanten und Artefakte ebenso sichtbar, insgesamt wirkt das Bild aber auch hier recht angenehm und überraschend authentisch. Zudem verlaufen die Bewegungen  geschmeidig. Es empfiehlt sich also, außer man ist ohnehin klarer Gegner der Zwischenbildberechnung, hier den Motionflow im Modus "Anwender" zu verwenden und einen für sich passenden Kompromiss zu finden.

Klang

Verschiedene Audio-Presets

Einstellungen zum Surround-Modus und EQ

Einmessen mit dem Mikrofon in der Fernbedienung

Der XR X90J macht klanglich einen erstaunlich guten Eindruck. Problemlos beschallt er unser großes Wohnzimmer und liefert eine sehr gute Räumlichkeit ab. Es empfiehlt sich in jedem Fall die akustische Kalibrierung, da damit auch bei hoher Lautstärke eine sehr gute Sprachwiedergabe ohne negative Aspekte gewährleistet wird. Der Sound ist insgesamt auch sehr angenehm und weist nur einen geringfügig metallischen Touch auf. Ein Fundament sucht man, wie üblich bei Flachbildschirmen, nahezu vergeblich, da kann auch die etwas ausgeprägtere Bautiefe des X90J nichts ändern. Identisch zu Acoustic Surface Audio+ ist die Ortung und Direktionalität der Wiedergabe zwar nicht, die kleine Version macht aber grundsätzlich einen guten Job. Der X90J bringt verschiedene Klangmodi sowie EQ-Einstellungen mit sich, um die Wiedergabe, zumindest in geringem Maße, individuell einstellen zu können. Auch die Surround-Wiedergabe lässt sich forcieren und in ihrer Intensität justieren. Erwähnenswert ist definitiv, dass der X90J im Gegensatz zu einigen Konkurrenten auch DTS-Tonspuren nativ unterstützt - ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei der Verwendung von (e)ARC.

Konkurrenzeinordnung

Wie schlägt sich der Sony LCD im Konkurrenzumfeld - was macht er gut, was nicht so gut? Nun, in 2021 müssen sich LCD-TVs mit konventioneller Hintergrundbeleuchtung nicht nur mit den hochwertigen OLED-Fernsehern verschiedener Hersteller messen, sondern auch mit anderen LCD-Panel basierten TVs, die aber auf Mini LEDs als Hintergrundbeleuchtung setzen. Bis zu 30.000 dieser Mini LEDs können hier in einem einzigen TV zum Einsatz kommen, dass übersteigt eine konventionelle LED-Hintergrundbeleuchtung um ein vielfaches. Hinzu kommt, dass durch die schiere Anzahl auch deutlich mehr individuell dimmbare Zonen existieren und so eine deutlich präzisere Anpassung der Bildschirmhelligkeit möglich ist. All das resultiert in einem deutlich besseren Schwarzwert sowie besserem Kontrastvermögen gegenüber einem konventionellen LED LCD-Gerät. Zwar sind auch die Mini LED-Komponenten nicht ohne Tadel, Blooming z.B. kann hier sogar stärker ausgeprägt sein als bei einer einfachen LED-Beleuchtung, dennoch überwiegen die Vorteile schon deutlich. Sony, und im Übrigen auch Panasonic, verzichten im eigenen Portfolio noch auf die Mini LEDs. Philips, LG und Samsung hingegen fahren hier bereits Geräte auf. Ein klarer Nachteil ist momentan noch der Preis, so kostet das günstigste Neo QLED-Modell von Samsung (mit Mini LED-Hintergrundbeleuchtung ausgestattet) in 55" knapp 1.800 Euro. Ist also, betrachtet man die jeweiligen UVPs, rund 400 Euro teurer als der Sony X90J. 

Im selben Atemzug möchten wir erwähnen, dass der in diesem Testbericht behandelte BRAVIA XR X90J für einen LCD-Fernseher mit konventioneller LED-Hintergrundbeleuchtung einen ausgezeichneten Schwarzwert und eine überdurchschnittlich homogene Helligkeitsverteilung bietet. Auch die Signalverarbeitung ist auf exzellentem Niveau. Die Zwischenbildberechnung behält im Vergleich, und das ist keinesfalls Standard, stets einen natürlich wirkenden Film-Look bei und kann sehr sauber arbeiten. Bei schnellen Szenen und 1080p-Material würden wir zwar nicht unbedingt auf den Automatik-Modus setzen, der "Anwender"-Modus ermöglicht aber präzise Einstellungen für einen gesunden Kompromiss aus gleichmäßigen Bewegungen und geringen Artefakten. Bei der Farbauthentizität gibt sich kaum einer der großen Hersteller die Blöße und auch der Sony arbeitet hier sehr präzise und akkurat. Bei HDR-Wiedergabe kann man zwar nicht mit 100% P3 arbeiten, hier geht es aber lediglich um Nuancen der Farbe Grün.

Akustisch schlägt er sich ebenfalls ausgezeichnet. Manch Konkurrent liefert etwas mehr an Fundament, der Sony aber schlägt mit ausgeprägter Räumlichkeit und einer sehr direkt wirkenden Wiedergabe mit durchweg hoher Sprachverständlichkeit zurück. Multimedial ist er mit nahezu allen Wassern gewaschen und hat vielen die HomeKit-Kompatibilität voraus. HDR10, HLG und Dolby Vision sind an Bord, HDR10+ (Adaptive) fehlt. Auch auf Dolby Vision IQ verzichtet Sony, bringt dafür aber IMAX Enhanced mit. Da sind wir auch schon bei einem Punkt angelangt, den der X90J zweifellos allen Konkurrenz-TVs voraus hat: der Zugriff auf den BRAVIA CORE Mit Purestream-Technologie wird hier eine hervorragende Qualität ermöglicht, außerdem sind hier IMAX Enhanced-Inhalte mit von der Partie. Man sollte nur nicht unerwähnt lassen, dass Sony bezüglich der Zukunft des erstaunlich leistungsfähigen Streamingdienstes (noch) keine klaren Ansagen macht.

Fazit

Sony BRAVIA XR X90J in 55 Zoll

Der erste Sony LCD-TV, der sich aus dem 2021er BRAVIA XR Portfolio bei uns in der Redaktion eingefunden, überzeugt mit einer ausgezeichneten visuellen Performance und sehr flinkem Handling. Der Sony XR X90J ist ein LCD-Fernseher mit konventioneller Hintergrundbeleuchtung. Wie bereits in der Konkurrenzeinordnung erläutert, gehen damit zweifellos Schwächen einher. Gleichzeitig können wir dem Sony X90J aber für einen LCD-TV mit einfacher LED-Hintergrundbeleuchtung einen sehr soliden Schwarzwert, insgesamt guten Kontrast und eine homogene Helligkeitsverteilung attestieren. Das Bild wirkt dadurch auch plastisch und sauber in der Tiefe gestaffelt. Nicht ganz perfekt arbeitet das Local Dimming, hier zeigt sich bei schwierigen Szenen schon der ein oder andere Blooming-Effekt in dunkler Umgebung, insgesamt bleibt aber alles im vertretbaren Rahmen. Stark ist er auch bei heller Umgebung. Reflektionen sind zwar sichtbar, wirken aber nur bei direkter Sonneneinstrahlung wirklich störend. Die Detail- und Kantenschärfe ist auf exzellentem Niveau und die Bewegungswiedergabe kann ebenfalls überzeugen. Sonys Motionflow-Technologie ist auch in Aktion von einem recht authentischen Film-Look gekennzeichnet und optimiert in bewährter Manier die Bewegungsschärfe. Schnelle Szenen und flotte Bewegungen einzelner Objekte führen zwar, verstärkt bei uns bei 1080p-Material, zu einigen Artefakten. Insgesamt arbeitet das System aber gut und dank der individuellen Einstellungen lässt sich ein Resultat erreichen, dass von einer weitgehend flüssigen Wiedergabe sowie gleichzeitig sauberer Darstellung zeugt.

Das Handling geht dank BRAVIA XR Prozessor sehr gut von der Hand und Befehle werden sehr schnell umgesetzt. Die Google TV-Oberfläche ist übersichtlich und hält, auf Wunsch, zahlreiche Vorschläge und Empfehlungen bereit. Dank des schmalen Rahmens sieht der Fernseher auch gut aus und die zwei Befestigungspositionen der Standfüße sind praktisch. Rahmen, Rückseite und Standfüße bestehen aus Kunststoff und der X90J ist nicht der schlankeste LCD-TV. Multimedial ist er ausgezeichnet aufgestellt und bietet Zugriff auf nahezu alle relevanten Apps. BRAVIA CORE gefällt uns als Konzept ausgezeichnet, allerdings muss Klarheit bezüglich der Preisgestaltung sowie des zukünftigen Kataloges geschaffen werden, damit sich der Dienst als echte Alternative etablieren kann.

Von 50" bis 75" erhältlicher, vielseitiger LCD-TV mit FALD, Google TV und BRAVIA XR Prozessor

18.06.2021

 

Test: Philipp Kind
Datum: 18.06.2021

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