XXL-TEST: LG Tone Free DT90Q - TWS-Hörer mit Dolby Head Tracking, Dolby Atmos-Wiedergabe und ANC

Klangtestreihen

Nun möchten wir endlich in Erfahrung bringen, aus welchem Holz das neue Topmodell der LG Tone Free Reihe akustisch geschnitzt ist und was die neuen 11 mm Treiber tatsächlich leisten können. Da die DT90Q über eine Freisprecheinrichtung verfügen, haben wir deren Qualität in einigen Telefonaten überprüft. Wir konnten den Anrufer tadellos verstehen, allerdings mit ganz leichtem Hall. Der Anrufer konnte unsere Stimme ebenfalls sehr natürlich wahrnehmen - ohne störende Zusatzgeräusche. 

Nun zum Thema aktives Noise Cancelling. Dieses hat uns während der gesamten Testreihen komplett überzeugt. Ohne den Klang zu verfälschen und ohne störendes Rauschen wurden Umgebungsgeräusche effektiv abgeschottet, auch durchaus lautere potentielle Störquellen wurden konsequent so weit abgeschwächt, dass man sich sehr gut auf das aktuell Gehörte konzentrieren konnte. Im Vergleich zu früheren Tone Free-Modellen konnten wir hier eine zwar nicht riesige, aber doch spür- und hörbare Steigerung feststellen. 

Weiter geht es mit dem Klangtest beim Gaming. Wie es der Name schon verrät, aktiveren wir in der Tone Free App den Spielemodus, bei dem die Audiolatenz verringert wird. Weiterhin möchten wir Immersive Sound und aktivieren dafür die Dolby Atmos Funktion inkl. Head Tracking. Wir starten auf unserem Smartdevice und beginnen mit einer spannenden Fussball-Partie. Auch beim Gaming leisten die DT90Q eine sehr gute Arbeit. Durch das Head-Tracking kommen wir uns vor, als stehen wir tatsächlich inmitten eines Fussballstadiosn. Auch die Durchsagen der Kommentaren erzeugen einen sehr räumlichen und klaren Klang. Insgesamt eine saubere Vorstellung, und wir sind überrascht, mit wieviel als authentisch empfundener Räumlichkeit die Tone Free aufwarten können. Dabei wirkt das Gebotene auch stets dynamisch und mitreißend.

Als Nächstes werden wir uns von der Qualität der Dolby Atmos Wiedergabe überzeugen und starten den Film Transformers: Ära des Untergangs. Wir skippen zur Szene, in der sich der Autobot auf dem Dampfer versteckt. Die Dialoge der Soldaten klingt authentisch und man fühlt sich ins Geschehen eingebunden. Auch als seitlich Drohnen ins Geschehen eingreifen, sind diese nur im rechten In-Ear Anfangs zu hören. Die darauffolgenden Explosionen und Kampfszenen könnten aber für unseren Geschmack, etwas voluminöser und mehr Punch dargeboten werden. Insgesamt trotzdem prima, und vor allem die gute Ortungsmöglichkeit aller Effekte hat uns positiv überrascht.

Bevor wir zur Musikwiedergabe kommen, möchten wir uns noch einen Film in Dolby Atmos weitergeben lassen. Wir haben uns für Mission Impossible: Rogue Nation entschieden und verwenden hier die Sequenz, die sich im Wiener Opernhaus zuträgt. Das Orchester und die Stimmen der Opernsängerinnen und Opernsänger erklingen überraschend natürlich und authentisch. Auch die Dialoge von Ethan und Benji wirken präzise platziert und sind klar verständlich. Weiter geht es mit der Montage des Gewehrs von Ilsa Faust und dem darauffolgenden Kampf von Ethan und dem Bösewicht hoch oben über der Opernbühne, was der DT90Q mit Nachdruck und Präzision abbilden kann. Im Vordergrund steht aber das Orchester und die Kampfszenen reihen sich in der zweiten Reihe ein, ohne dabei verwässert zu wirken. Dass so kleine Earbuds hier so überzeugen können, ist schon außergewöhnlich. 

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Jetzt beginnen wir die Musikwiedergabe und starten mit "Starlight", eingespielt von Slash, Gitarrist von Guns'N'Roses, und Myles Kennedy, Frontmann von Alter Bridge. Wir haben einige Hörversuche benötigt, um die richtige Equalizerkurve zu finden. Letztendlich haben wir uns für "Immersive" entschieden, da diese EQ- Kurve den Spagat zwischen kräftigem und klarem, räumlich dichten Klang am besten meistern konnte. Gut gefallen hat uns auch der Preset "Bass Boost", allerdings wird dadurch die Wiedergabe erwartungsgemäß etwas dumpfer. Der Titel startet mit einem E-Gitarrensolo von Slash, welches sehr harmonisch von den LG Earbuds abgebildet wird. Auch das feinfühlige Timbre in Myles Kennedys Stimme können die Tone Free mit erstaunlich guter Detaillierung abzeichnen. Als der Titel dann an Fahrt aufnimmt, bleiben alle Teile des Frequenzspektrums in Form von Mittel-, Tief-, Hochton sauber und präzise, obwohl der EQ-Modus eigentlich für enorme Weitläufigkeit steht. Oft leidet bei solchen DSP-Programmen dann die Präzision, der Tone Free ist hier die lobenswerte Ausnahme. 

Als zweiten Song haben wir uns für "I Will Remember" von Toto entschieden. Der Titel beginnt mit einem Schlagzeug-Solo, das kraftvoll und exakt von den TWS-Hörern dargestellt wird. Als dann der Chor mit einsteigt, sind wir von der gefühlvollen und luftigen Wiedergabe der In-Ears begeistert. Als erstklassig möchten wir die Wiedergabe der Stimme des Toto-Frontmanns bezeichnen. Selten hat uns diese Stimmfarbe bei einem TWS-In-Ear so abgeholt. Als der Titel etwas an Geschwindigkeit und Facettenreichtum zunimmt, bleiben die Tone Free Hörer absolut ihrer Linie treu und differenzieren sehr schön die unterschiedlichen musikalischen Ebenen. Natürlich, dies ist sehr wichtig, muss man immer im Fokus behalten, dass es sich um kleine TWS-Hörer handelt. Diese sind nicht in der Lage, einen so umfassenden Höreindruck sicherzustellen wie ein großer Over-Ear HiFi-Kopfhörer - das ist technisch schlichtweg nicht möglich. Daher sind unsere Aussagen stets in Relation zur Gerätekategorie zu betrachten, und hier schlägt sich LGs neues Topmodell wirklich rundherum überzeugend. 

Sehr gerne Verwendung findet derzeit auch "Frozen" vom kanadischen DJ/Producer Sickick, der Madonnas Hit in einen Chill-Trap-Remix verwandelt. Auch hier können die LG In-Ears mit einer sehr kraftvollen, aber nicht unpräzisen Basswiedergabe auf Punktefang gehen, selbst bei der EQ Einstellung Bass Boost haben wir unten herum mehr Schub, aber nichts wirkt überladen oder wird verfälscht. Auch die zahlreichen Stimmschnipsel von Madonna werden in einem breiten Spektrum dargestellt und erscheinen dadurch äußerst dynamisch.

Konkurrenzvergleich

  • Sony LinkBuds S: Die Sony Link Buds S sind für eine unverbindliche Preisempfehlung von 199 EUR erhältlich und spielen somit fast in der gleichen Preisklasse wie die LG Tone Free Hörer. Die Link Buds gibt es in drei unterschiedlichen Farben und verfügen neben einer aktiven Geräuschunterdrückung ebenfalls über einen Ambient Sound Modus. Beim Thema Akkulaufzeit (ohne aktives ANC) bieten die Sony Hörer maximal 20 Stunden Wiedergabezeit, was unserer Meinung nicht viel ist, liefern hier die LG Hörer bis zu 29 Stunden. Als erstklassig möchten wir bei beiden Kontrahenten aber das Noise Cancelling sowie die Freisprecheinrichtung bezeichnen. Beim Thema Klang konnten uns die LG Tone Free DT90Q aber mehr überzeugen, klangen diese doch klarer mit sehr guter Struktur und einem sehr harmonischen und kräftigen Bassbereich.

  • Beyerdynamic Free BYRD : Vom schwäbischen Kopfhörerspezialisten beyerdynamic kommt der nächste Kandidat im Konkurrenzvergleich. Mit dem Free BYRD liefern die Heilbronner ein Wiedergabegerät, das bis zu 30 Stunden Wiedergabezeit gewährt. Beide Kontrahenten liegen in diesem Punkt somit fast gleich auf. Als etwas klarer möchten wir die Freisprecheinrichtung beim Free BYRD bezeichnen, dies ist aber Geschmacksache und beide Kandidaten lieferten hier tadellos ab. Bei den Ohraufsätzen bietet beyerdynamic deutlich mehr Auswahl. Ingesamt 8 Paar Ohrenaufsätze befinden sich im Lieferumfang, drei Pärchen davon speziell für den Sporteinsatz. Klanglich konnten die Free BYRD durch eine sehr saubere, präzise und erstklassige Gesamtwiedergabe beeindrucken. Die LG Tone Free Hörer können, wenn auch nur knapp, an den Free BYRD vorbeiziehen, bieten diese etwas mehr an Ausstattung wie Dolby Head Tracking oder auch die Dolby Atmos Wiedergabe. Die beyerdynamic TWS werfen dafür die MIY-App in die Waagschale. 

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