XXL-TEST : LG Tone Free Fit DTF7Q - Sportkopfhörer mit ANC und MERIDIAN Klangtechnologie
Klangtestreihen
Wir starten unsere akustischen Eindrücke mit klassischen Klängen von Antonio Vivaldi. Wir haben uns den Frühling aus den Vier Jahreszeiten ausgesucht und hören zudem mit aktivierter Geräuschunterdrückung und dem Preset "Natural", dass eine ausgewogene und natürliche Darbietung realisiert. Davon abgesehen gibt es auch die Voreinstellungen "Immersive", "Bass Boost", "Treble Boost" und "3D Sound Stage", außerdem kann man zwei benutzerdefinierte EQ-Einstellungen vornehmen. Bei 64, 125, 250, 500, 1000, 2000, 4000 und 8000 Hz kann man den Pegel jeweils um 5 dB anheben oder absenken. Doch zurück zur Praxis: Der DTF7Q beginnt mit einem sehr klaren, aber stets angenehmen Sound der Streicher. Zweifellos geht hier etwas am Detalreichtum verloren, die Brillanz obenrum fehlt etwas, dennoch geht es transparent und durchhörbar zur Sache. Man setzt hier mehr auf einen warmen, den Ohren nahezu schmeichelnden Sound, so dass man auch laut und dauerhaft genießen kann, ohne dass das Gehör überstrapaziert wird. Das gilt im Übrigen selbst dann, wenn man den "Treble Boost" hinzuschaltet. Erstaunlicherweise wirkt der Klangeindruck etwas räumlicher, die Bühne etwas tiefer und natürlich gibt es in den oberen Frequenzregionen eine erkennbare Verstärkung, grundlegend ändert sich die entspannte tonale Auslegung aber nicht. Die Differenzierung und Struktur der Bühne gelingt dem LG Kopfhörer aber außerordentlich gut und so schafft er eine verbindliche glaubwürdige Abbildung der einzelnen Instrumente.
Wir wechseln das Genre und landen bei Jack White mit seinem Alternative Rock-Album Lazaretto. "Three Women" gelingt mit ebenso hoher Ausgewogenheit und harmonischer Balance wie das Klassik-Stück, der dynamischere Ansatz des Tracks liegt dem DTF7Q aber sehr gut und so nimmt er den Zuhörer direkt mit seiner räumlichen und schwungvollen Atmosphäre mit. Satt auch das Schlagzeug und die tiefen Punches. Man sollte hier den Bass Boost eher deaktiviert lassen, zumindest in diesem Fall, denn sonst wird es ein wenig zuviel und man muss mit leichtem Bassdröhnen leben. Ein Problem ist das nicht wirklich, denn auch im natürlichen Modus wird ein knackiger, satter Bass mit solidem Volumen geboten, der auch recht präzise erscheint. Mit Bravour meistert er die Stimme des Ausnahmetalents und auch die Gitarrenklänge erklingen mit passender, aber nicht überbordender Schärfe. Als die Mundharmonika einsetzt, widmet der DTF7Q auch diesem Instrument die notwendige Aufmerksamkeit und zeichnet die charakteristischen Eigenschaften sauber ab. Überhaupt gelingt die Instrumentaldifferenzierung sehr gut. Die akustische Kulisse wirkt strukturiert und kann authentisch nachvollzogen werden.
Dass er komplexes Musikgeschehen gut beherrscht, darf der LG Tone Free Fit DTF7Q direkt bei "Bullets from Another Dimension" von den Beatsteaks beweisen. Der Kopfhörer agiert hier flink und antrittsschnell und nimmt den Zuhörer direkt mit. Bei schnellen Sequenzen ist die räumliche Zuordnung der einzelnen Instrumente nicht ganz so einfach, insgesamt liefert er aber auch hier eine gute Differenzierung der einzelnen akustischen Elemente und rückt die Stimme des Frontmannes gekonnt in den Fokus. Da sich der Kopfhörer bei komplexem Geschehen und sehr "massiven" Klängen in dichter Atmosphäre etwas schwer zu tun scheint, legen wir hier natürlich nach. Kaum einer liefert solch drückende, drastische Klänge wie die "Truckfighters". Bei Desert Cruiser schlagen sich die LG DTF7Q aber erstaunlich gut und bringen das satte Volumen und die brutale Atmosphäre des Stoner-Rock-Titels exzellent an den Hörer. Die Differenzierung des Tieftonbereichs fällt hier nahezu jedem Kopfhörer schwer und auch die DTF7Q holen nicht jeden einzelnen Punch im Gesamtgeschehen heraus. Dennoch kommt die Vollheit des Sounds klar zum Tragen und die Bassschläge können wieder mit Präzision und Impulstreue überzeugen. Hier wird stets schnell und selbst bei komplexer Kulisse absolut zuverlässig agiert. Auch die verzerrten Gitarrenklänge und die raue Stimme gefallen. Auch was Leistungs- und Pegelfestigkeit betrifft, können wir dem LG Kopfhörer großes Lob aussprechen. Wir übertreiben es zwar nicht mit der Lautstärke, dennoch kann man auch bei überdurchschnittlich hohem Pegel völlig problemlos und mit allen genannten positiven Eigenschaften hören. Der Bassbereich bleibt solide differenziert, die Punches und Kicks kommen punktgenau und nachdrücklich und dank der bereits im ersten Abschnitt erkennbaren angenehmen Auslegung kommt aus auch nicht zu übertriebener Schärfe oder Spitzen in den oberen Frequenzregionen. Im Gegenteil, der DTF7Q bleibt hier nahezu unbelastet und liefert weiterhin sein entspanntes, leicht warmes Klangbild ab.
Wir bleiben bei Klassikern, allerdings wechseln wir in das elektronische Genre und spielen den DTF7Q "Dust in the Wind" vom US-Amerikanischen Produzentenduo Gabriel & Dresden zu. Der knapp neun Minuten lange Titel entfaltet schon in den ersten Sekunden einen äußerst harten und nachdrücklichen Kickbass, den die DTF7Q exzellent wiedergeben. Wohlgemerkt im EQ-Preset "Natural". Ein Versuch mit "Bass Boost" zeigt, dass dies für Anwender mit audiophilen Ansprüchen auch die richtige Wahl bleibt. Bass Boost können zwar Freunde eines vollen, wuchtigen Tieftonbereiches durchaus nutzen, objektiv gesehen ist die gesamte untere Frequenzregion aber damit etwas "drüber" und nimmt der Gesamtkulisse ein wenig zuviel Aufmerksamkeit. Es lohnt sich allerdings definitiv ein wenig mit dem Equalizer der LG TWS-Kopfhörer zu spielen, da "Natural" als Methode der authentischen Stereo-Abbildung dann fast ein wenig zu nüchtern klingt. Bass Boost, oder auch Immersive zieht die akustische Kulisse auf, erweitert sie und nimmt den Zuhörer bei diesem Musikgenre etwas mehr mit. Die elektronischen Effekte wirken dann dreidimensionaler verteilt und man fühlt sich eher inmitten einer Großhallendisco. Umso länger wir den Modus nutzen bzw. umso häufiger wir zwischen den einzelnen Presets hin- und herschalten müssen wir zugeben: authentischer, dem eigentlichen Sound des Titels insgesamt näher ist der natürliche Modus, aber, man traut es sich fast nicht zu sagen, mehr Spaß hat man mit "Bass Boost".
Weshalb der natürliche Modus oder auch ein individueller EQ dennoch meist die bessere Wahl ist, zeigt sich beim Wechsel auf "Unshaken" von D'Angelo. Dieser dem Rockstar Games-Titel "Red Dead Redemption 2" entsprungene Track wird mit "Bass Boost" zu tieftonlastig und wirkt schlicht überladen. Die Wiedergabe der Vokalstimme ist wirklich hervorragend. Die tiefe, volle Stimme des 48-jährigen wird überdurchschnittlich gut und rein transportiert und auch die überlagernden Effekte kommen sehr gut zur Geltung. Die Percussion-Elemente werden ebenfalls sehr gut berücksichtigt und können räumlich gut zugeordnet werden. Dennoch wird die Stimme klar fokussiert, wer jedes einzelne Instrument präzise ausfindig machen möchte, wird sich manchmal etwas schwer tun. Die Gesamtdarstellung aber überzeugt uns. Die angenehme, ausgewogene Tonalität mit leichter Wärme obenrum, ist schlicht konsequent. In dieser Kategorie und diesem Preisbereich sämtliche Feindetails herauszukitzeln, ist schlicht nicht möglich. Und so macht der DTF7Q einfach Spaß, überfordert nicht, selbst wenn man mal etwas lauter hören möchte und liefert trotzdem eine glaubwürdige Bühne mit solider Differenzierung und Struktur ab. Präzise, knackige und nachdrückliche Bässe und eine sehr gute Stimmwiedergabe runden das Paket ab.
Eine kurze Prüfung beim Hands-free Call darf natürlich nicht fehlen und hier hat uns der DTF7Q überzeugt. Der Anrufer klingt äußerst natürlich, weder Hall-Effekte noch ein Echo konnten wir nachvollziehen und die Stimmcharakteristik ist auf sehr hohem Niveau. Das Gegenüber konnte uns (mit DTF7Q im Ohr) ebenfalls problemlos verstehen. Aussetzer gab es keine und auch unsere Stimme, wenngleich nicht auf Festnetzniveau, wurde sauber transportiert. Ein leichter Hall ist nachvollziehbar, als würde man sich beim Telefonieren in einem großen Raum befinden, insgesamt aber eine gute Performance.
Konkurrenzvergleich
- Sony LinkBuds S: Die LinBuds S sind nachhaltig gefertigt und verpackt, und es gibt sie auf dem Markt ab rund 150 EUR. Mit umfangreichen App-Funktionen, die manchen weniger versierten Anwender überfordern könnten, sowie einem gelungenen, recht differenzierten Klang sowie einem tadellosen aktivwn Noise Cancelling punkten die LinkBuds S im Test. Die LG Testkandidaten überzeugen mit einer besseren Materialqualität und der UV-Reinigung im Case.
- JBL LivePro 2: UV-Reinigung im Case offeireren die LivePro 2 nicht, ansonsten gefallen sie mit sehr gutem Noise Cancelling, einem im Vergleich zum Vorgänger homogeneren Klang und einer tadellosen Verarbeitung.
- Yamaha TW-E5B: Die Yamaha TWS haben keine aktive Geräuschunterdrückung, dichten aber bereits passiv gut ab. Die ausgezeichnete Verarbeitung, die sehr guten Akkulaufzeiten, ausgezeichnete DSP-Modi und ein richtig guter, stimmiger, detailreicher und kräftiger Klang sorgen für Zufriedenheit. Der Preis fällt mit rund 160 EUR nicht eben niedrig aus, aufgrund der exzellenten Klang-Performance ist der Yamaha TWS das Geld aber wert.
Fazit
Der LG DT7Q ist ein moderner Sport-TWS-Kopfhörer mit kompletter Ausstattung, einfachem Handling, sehr guter App und ausgezeichnetem Klang. Er sitzt gut im Ohr, fest, aber ohne unangenehm zu drücken, und ist für seinen Bestimmungszweck, auch beim Sport eine tadellose Figur zu hinterlassen, definitiv absolut geeignet. Die Verarbeitung ist tadellos, dasselbe gilt auch für die möglichen Akkulaufzeiten. Auch eine Schnelladefunktion fehlt nicht, ebenso wenig unterschiedliche, teils sehr gelungene DSP-Modi.
Moderner Sport-TWS-Kopfhörer mit kompletter Ausstattung, tadelloser App und ausgezeichnetem Klang

TWS-Kopfhörer bis 200 EUR
Test 27. September 2022
Test: Sven Wunderlich, Philipp Kind
Bilder: Sven Wunderlich
Datum: 27. September 2022
Tags: LG • LG Tone Free • MERIDIAN • TWS