XXL-SPECIAL:Neue TV-Technik-Highlights von der IFA 2018

Seit vergangenem Mittwoch hat die IFA 2018 in Berlin Ihre Tore geschlossen. Was bleibt als Fazit von der diesjährigen Ausgabe der Messe aus Sicht der TV-Technologie? Wir haben im Nachgang genau für Sie untersucht, was es an TV-Neuheiten gab. LCD oder OLED? 8K oder 4K? Hier unsere Übersicht.

LCD-Technik: 8K und 4K

8K war ein großes Thema auf der IFA. Hier das Logo von Sharp

QLED 8K bei Samsung

Zunächst einmal hat die Branche versucht, mit der verstärkten Präsentation von 8K-TVs neue Begehrlichkeiten zu wecken. Allen voran Samsung. Die 8K-QLED-Baureihe Q900 kommt in 65, 75 und 85 Zoll bereits im Oktober auf den Markt.

Q900 in 85 Zoll

Die Preise beginnen bei 4.999 EUR für das 65-Zoll-Modell, gehen über 6.999 EUR (75 Zoll-Modell) und enden bei 14.999 EUR für den größten TV der Serie in 85 Zoll, der es auf satte 4.000 Nits Spitzenhelligkeit bringt. Preislich völlig ok, keinesfalls überteuert. Da stellt sich für denjenigen, der einen Oberklasse-Fernseher neu anschaffen möchte, die Frage: Warum nicht gleich einen 8K-TV mit 7.680 x 4.320 Pixeln Displayauflösung? Durchaus berechtigt. 65-Zoll-Ultra HD-OLEDs führender Hersteller wie Sony oder Panasonic liegen bei rund 3.500 bis 4.000 EUR. Dann noch 1.000 EUR für einen 8K TV mit Full Array LED-Backlight draufgelegt - schon verheißungsvoll.

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Q900 in 65 Zoll

Problem ist allerdings, dass sich 4K bzw. Ultra-HD mit 3.840 x 2.160 Pixeln in Deutschland noch nicht flächendeckend durchgesetzt hat, gerade beim Broadcasting nicht. Es gibt Ultra HD-Blu-rays und ein wachsendes Angebot an VoD-Content z.B. bei Netflix oder Amazon Prim Video. Auch Sky plant, sein 4K-Angebot auszubauen. Aber mitten im Ausbau von 4K schon auf 8K setzen? Zumal die 8K-TVs, die in Kürze auf den Markt kommen, wohl noch teilweise kein HDMI 2.1 an Bord haben. Die Modelle der Samsung Q900 Serie besitzen angeblich einen HDMI-Anschluss im Sortiment, der den Standard 2.1 unterstützt.

Also doch besser warten, bis es irgendeinen final verabschiedeten 8K-Standard inklusive Kopierschutz gibt? Entscheidet ausschließlich die Vernunft, sicherlich der richtige Weg. Wer aber sieht, wie exzellent die Samsung Q900 (entsprechende Demo lief auf der IFA) niedriger auflösendes Material auf die 8K Displayauflösung hochskalieren, der könnte schon schwach werden - zumal, wie schon erwähnt, der Kaufpreis nicht exorbitant hoch ist. Was man mit dem einen HDMI 2.1 Anschluss des Q900 (offiziell noch nicht final bestätigt) anfangen kann, wird sich zeigen.

X8 von TCL in 75 Zoll, mit 8K-Display

Auch andere TV-Hersteller brachten serienreife 8K-Modelle nach Berlin, so der chinesische Anbieter TCL. Hier ist aus der X8-Baureihe allerdings nur das mit 75 Zoll größte Modell mit einem 8K-Panel ausgestattet. 2019 soll, so die aktuelle Planung, der TV im zweiten Quartal eingeführt werden. Schickes Design, hohe visuelle Performance - so unsere ersten Eindrücke vom X8. Wie man in Berlin sehen konnte, bringen die X8 TVs (alle Modelle) von Onkyo getunte Lautsprechersysteme mit. Ein kleines Logo macht darauf aufmerksam. Das ist auch ein Trend: Immer mehr hochwertigere Lautsprecher-Systeme in TVs. Aber dazu später mehr.

Sharp 8K-Modell 8T-C80AX1

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Sharp hat Erfahrung beim Bau von 8K-Displays, auf der IFA stand schon die zweite Generation

Sharp zeigte schon die zweite Generation an 8K-TVs, Markteinführung und Preise derzeit noch unbekannt. Sehr individuell gibt sich Sharp bei den ins Auge gefassten Display-Dialgonalen: 60, 70 und 80 Zoll anstatt, wie sonst meist üblich, 65, 75 und 85 Zoll.

Sharp-Claim

Das Sharp-Motto "Be Original" findet sich eben überall. Auch beim authentischen, nicht künstlich überzogenen Bild der neuen Modelle. Sharp bietet eine spezielle Anschlussbestückung für 8K Signale an. 1 x HDMI olus 4 x HDMI.

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Hisense U9D

Bei Hisense gab es kein serienreifes 8K-Modell zu bewundern, dafür mit dem 75 Zoll UHD-TV U9D einen Fernseher mit Quantum Dot-Display und mehr als 5.000 Local Dimming-Zonen für besonders guten Schwarzwert und erstklassigen Detailkontrast. Auch ein interessanter Weg. Das sehr dynamische, lebensechte Bild des U9F konnte bei ersten kurzen Eindrücken gut gefallen. Immer wieder auf der IFA: Die Laser-TVs von Hisense, die aber bei Kontrast, Farbbrillanz, Schwarzwert und visueller Gesamtdynamik trotz sichtbarer Verbesserungen nach wie vor hinter LCD- und OLED-Tvs zurückfallen.

ZF9 in 65 Zoll

Sony sorgte für einen Preisbrecher: Lediglich 2.999 EUR kostet der extrem bildstarke, LCD-basierte 4K-TV ZF9 aus der "Master Series". Alternativ gibt es das Modell auch in 75 Zoll. Erstaunlich feiner Detailkontrast, ungemein angenehme Bildschärfe und eine hervorragende Farbtreue: Sony wird deutliche Erfolge mit den ZF9-Modellen haben, da sind wir uns sicher.

IFA-Headline: Rückschlag für OLED? Das leidige Thema mit wen Bilddiagonalen, zudem nur 8K Prototyp

Panasonic TX-77EZW1004 im Preis gesenkt

Schlagen LCD-basierte TVs jetzt zurück? Man könnte es auf den ersten Blick fast meinen, denn alle serienreifen 8K-TVs, z.B. von Samsung, Sharp, TCL und Toshiba, basieren auf LCD-Technologie. LG zeigte zwar einen 8K OLED Prototypen im frühen Stadium, aber nichts, was unmittelbar serienreif ist. Zudem herrscht auch bei den Display-Diagonalen weiterhin wenig Auswahl: 55, 65 und 77 Zoll. 2018er Modelle, z.B. die Panasonic-Serien FZW804 und FZW954 sowie die Sony Master Series AF9, sind nur in 65 und 55 Zoll lieferbar. Auch bei Philips gibt es keinen 77 Zoll-OLED. Möchte man ein 2018er Modell in 77 Zoll, bleibt hauptsächlich LG übrig. Was also macht die OLED-Fraktion, da es nichts wirklich Neues gibt? Die Preise werden gesenkt, und zwar gleich vom Hersteller.

Panasonics OLEDs sind günstiger geworden

Das zumindest hat Panasonic getan. Der noch aus 2017 stammende TX-77EZW1004 liegt nun noch bei 9.999 EUR. Bedenkt man, dass dieser große OLED-TV bei der Markteinführung 2017 noch satte 19.999 EUR gekostet hat, ist dies ein mutiger Schritt. Auch der TX-65FZW954 wurde günstiger und kostet jetzt 3.799 EUR. Der TX-55FZW954 liegt nun bei 2.499 EUR. Die FZW804er Serie ohne Technics-Soundbar kostet jetzt 3.299 EUR in 65 und 1.999 EUR in 55 Zoll. Mutig wäre es überdies, die Tvs zukünftig kompatibel zu Dolby Vision zu machen.

Sony AF9

Wie sieht es denn mit der Bildgüte hochwertiger OLED-UHD-TVs aus? Sony liefert hier mit der AF9 "Master Series" ein Paradebeispiel: Ungemein differenziert, plastisch, mit feinfühliger Farbwiedergabe. Im Gegensatz zu anderen Herstellern führte Sony die neuen Master Series, auch die ZF9 LCD-Baureihe (die in 65 und in 75 Zoll lieferbar ist), bei nur wenig externem Lichteinfall vor. So konnte man sich ein besseres Bild von Farbdynamik, Farbrealität und Schwarzwert machen. Nicht aber von der maximalen Helligkeit des OLED-Displays. Zudem fehlt auch bei Sony nach wie vor die Kompatibilität zu HDR10+.

OLED-Prototyp in 88 Zoll, mit 8K-Auflösung

2018er Modell LG OLEDC8 in 77 Zoll

LG brachte außer einem 88 Zoll 8K-OLED-Prototypen OLED-technisch nichts wirklich Neues auf die IFA. Pulver verschossen? Nicht ganz. Nach wie vor ist das Line-Up visuell, akustisch und vom Design sehr gut und zudem für faire Preise zu bekommen. Beispiel: Das 2018er Modell LG OLED C8 gibt es bereits für rund 6.000 EUR Marktpreis. LG sollte sich eher überlegen, den übertriebenen Preisverfall in den Griff zu bekommen. Und vielleicht, als Begründer des Multinorm HDR-Standards, noch die Kompatibilität zu HDR10 + nachliefern.

OLED803

OLED+ 903

Philips erfreute uns auf der IFA2018 mit gleich zwei neuen OLED-Serien, die wahlweise in 55 oder in 65 Zoll zu fairen Preisen in den Handel kommen. Die günstigere OLED803-Baureihe und die vom Panel und vom Bildprozessor (P5 Engine, 2. Generation) identische OLED+ 903-Serie, die aber mit einem hochklassigen B&W-Soundsystem ausgestattet ist. Philips bringt darüber hinaus bald Android Oreo und mit Oreo kommt die Vollversion von Google Assistant sowie ein Skill für Amazon Alexa. Mit einem sehr angenehmen, sauber abgestimmten Bild konnten uns die Philips-Neuheiten erfreuen.

Fernbedienungen

Ambilight

Mit der zweiseitigen Fernbedienung (komplette Tastatur auf der zweiten Seite), der 2018 neu eingeführten Stab-Fernbedienung und mit Ambilight sowie dem typischen, sehr edlen Design grenzt sich Philips unserer Meinung nach sehr erfolgreich von der Konkurrenz ab. Die neuen Modelle sind zudem HDR10+ kompatibel. Kritikpunkte: Dolby Vision wird nach wie vor nicht unterstützt, und es fehlt ein OLED in 77 Zoll.

MicroLED

The Wall

Und wie sah es aus bei MicroLED? Nur Prototypen, in Deutschland kein Serienmodell in Sicht. Neu: Auch LG zeigt MicroLED-Prototypen, andere Hersteller arbeiten angeblich daran. Der auf der CES 2018 präsentierte Samsung MicroLED-8K-Screen "The Wall" war auch auf der IFA 2018 zu sehen. Weitere Modelle? Fehlanzeige. Samsung konzentiert sich verständlicherweise jetzt voll auf die Markteinführung der Q900 8K QLED-TV-Serie.

CalMAN-ready

CalMAN-ready, AutoCal: Einfache, effektive Kalibrierung als Differenzierungsmerkmal für die A-Brands. Sony, Panasonic und auch Samsung heben sich durch die CalMAN-Kompatibilität von der Konkurrenz ab. LG hält mit spezieller Technicolor-Technologie (HDR + eigener Bildmodus) dagegen. Vieles davon ist nicht explizit neu auf der IFA 2018, aber als kleiner Trend für den anspruchsvollen Bildliebhaber durchaus erwähnenswert.

Viele großen und bekannten TV-Hersteller setzen auf extrem schnelle und präzise Prozessoren:
  • Bei LG ist es der "Alpha9" Bildprozessor
  • Bei Philips die zweite Generation der P5 Engine
  • Bei Sony der "X1 Ultimate"
  • Bei Samsung die "Q Engine"
  • Bei Panasonic der "Studio HCX" Bildprozessor in neuester Version

LG Alpha 9 Bildprozessor

Philips P5

Sony X1 Ultimate

Das präzise Upscaling niedriger auflösender Quellen, eine enorme Detailtreue, eine natürlich und zugleich hohe Bildschärfe sowie ein plastischer Bild-Gesamteindruck sind Vorzüge der hochklassigen Bildprozessing-Technologien. Hier haben die bekannten Brands unserer Meinung nach derzeit noch einen Vorsprung vor den chinesischen Marken, die aber aufholen. Hinzu kommt immer mehr künstliche Intelligenz, so z.B. bei Samsungs Q900 Baureihe, um stets die optimale Bildgüte, gleichgültig bei welchem Quellmaterial, zu garantieren.

Lautsprecher-Systeme in TVs werden immer hochwertiger

Beispiele:

  • Acoustic Surface-Technologie bei der OLED AF9 "Master Series" bei Sony. Schon der erste Sony OLED, der Bravia A1, hatte diese Technik an Bord, die mittlerweile weiter verfeinert wurde.
  • Technics-Soundbar schon seit 2017 bei Panasonics Top-OLED. 2017 war es die Serie EZW1004, dieses Jahr ist es die Serie FZW954.
  • Philips führt bei der OLED-Serie OLED+ 903 ein extrem klangstarkes Bowers & Wilkins Soundsystem ein. Beim Sammeln erster kurzer Klangeindrücke konnte das System extrem gut gefallen: Bass-Performance, Auflösungsvermögen, Stimmwiedergabe und Räumlichkeit setzen unserer Meinung nach Maßstäbe.
  • LG OLED W8 mit klangstarker, Dolby Atmos-fähiger Soundbar
  • TCL kommt mit Onkyo-Soundsystemen

TCL mit Onkyo-Soundsystemen

Philips OLED+ 903 mit B&W-Soundsystem

Hochwertige Komponenten beim B&W-Lautsprechersystem

Panasonic FZW954 mit Technics-Soundbar

Sony mit Acoustic Surface-Technologie

LG Premium-Sound mit Dolby Atmos-fähiger Soundbar

Wie wir auch aus unseren Testreihen wissen, so werden TVs, vor allem ab der Oberklasse, akustisch immer besser. Natürlich sind die TV-Lautsprechersysteme nach wie vor keine Alternative zu einer sehr hochwertigen externen Soundbar oder gar einem echten Mehrkanal-Lautsprechersystem. Aber die Zeiten, in denen man schon fast zwingend eine externe Soundbar dazu kaufen musste, sind vorbei.

Fazit

Im Gegensatz zur letzten IFA 2017 gab es 2018 deutliche neue Impulse beim TV-Business. 8K-Auflösung, deutliche OLED-Preissenkungen, nochmals leistungsfähigere Prozessoren, weiter entwickeltes Local Dimming, immer hellere Displays auch bei OLEDs, hochwertige Soundsysteme - die Liste ist lang. Leider gibt es auch nach wie vor Kritik: Ken TV-Hersteller unterstützt wirklich alle HDR-Normen, und bei den OLED-TVs ist die Auswahl an Bilddiagonalen nach wie vor sehr gering.

 

Special: Carsten Rampacher
Fotos:  Philipp Kind, Sven Wunderlich, Carsten Rampacher
Datum: 11. September 2018


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