TEST: Dali iO-6 - Bluetooth-Kopfhörer mit aktivem Noise Cancelling und typischer Dali Klang-Signatur?

Auf der IFA 2019 feierten die beiden Dali-Komponenten Weltpremiere, wir berichteten. Jetzt sind die kabellosen Kopfhörer im Fachhandel erhältlich und der große iO-6, der prinzipiell baugleich mit dem iO-4, aber mit aktiver Geräuschunterdrückung ausgestattet ist, schon bei uns in der Testredaktion eingetroffen. Auf der Messe in Berlin haben wir bei einer kurzen Hörprobe der Kopfhörer schon mal einen ersten positiven Eindruck der authentischen Klangwiedergabe gewonnen, diesmal nehmen wir das Over-Ear-Modell ganz genau unter die Lupe. Der Dali iO-6 ist in "Iron Black" und "Caramel White" verfügbar und kostet 399 Euro.

Dali iO-6 in "Caramel White"

Detailansicht der Hörerschale

iO-6 im Case

Wir dürfen uns mit der Farbvariante "Caramel White" vergnügen, bei der die silbernen Akzente unserer Meinung nach besonders elegant wirken. Grundsätzlich gefällt uns die Kombination des leicht "dreckigen" Weiß und dem schicken Beige des Synthetik-Leders, dass sowohl an den Ohrpolstern als auch am Kopfband Einsatz findet. Die Seitenteile auf den Hörerschalen sind ebenso wie Teile des Kopfbandes aus Metall gefertigt, aber auch der verwendete Kunststoff bietet eine ansprechende, angenehme Haptik. Die Wertigkeit kommt beim Anfassen des Produktes durchaus an und der aufgerufene Preis ist, wenn man auf direkte Konkurrenten schielt, absolut gerechtfertigt.

Ansicht von unten

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Power-Button, Status-LEDs und USB-C-Schnittstelle

Lauter/Leiser sowie die Wiedergabesteuerung erfolgt über die Außenseite der Hörerschale

Die komplette Steuerung des Dali iO-6 erfolgt über die rechte Ohrmuschel. Konventionelle Bedienelemente befinden sich an der Unterseite der rechten Hörerschale, hier sind der Power-Button sowie der Knopf zur Aktivierung/Modi-Wahl und Deaktivierung der Geräuschunterdrückung untergebracht. Der Power-Button kann auch komplett nach unten geschoben werden, um die Bluetooth-Kopplung zu aktivieren. Multi-Pairing hat der iO-6 übrigens nicht an Bord - laut Hersteller eine bewusste Entscheidung, da dieses prinzipiell praktische Feature auch Probleme bei der Verbindungsstabilität mitbringen kann. Außerdem befinden sich hier zwei Status-LEDs und die USB-C-Schnittstelle, die sowohl zum Laden des Kopfhörers als auch zur digitalen Musikwiedergabe (direkt von PC, Notebook oder Mac) verwendet werden kann.

Exzellente Werte fährt der iO-6 bezüglich des Tragekomforts ein. Wir haben den Hörer über mehrere Stunden getragen und konnten keine unangenehmen Druckstellen feststellen. Selbst im Bereich des Kopfbandes gab es hier nichts zu bemängeln und auch der häufiger auftretende Effekt der "heißen Ohren" bei Over-Ear-Kopfhörern, hat sich nicht eingestellt.

Komfortables, hochwertiges Kopfband

Bequeme Ohrpolster

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Das Laden geht flott, nur etwa 2 Stunden braucht der iO-6 am Netz für eine vollständige Ladung. Die angegebene Laufzeit von rund 30 Stunden hängt natürlich auch vom jeweiligen Nutzerprofil ab. Der iO-6 kann mit oder ohne aktiver Geräuschunterdrückung verwendet werden, akustisch macht dies, wie bei prinzipiell allen anderen ANC-Kopfhörern, einen geringfügigen Unterschied.

Die Bedienung der Musikwiedergabe erfolgt über die Seite der Hörerschale, auch hier gibt es taktiles Feedback dank gutem Druckpunkt der Tasten. Drückt man mittig auf die Abdeckung mit dem eingravierten Dali-Logo, ergeben sich folgende Steuerungsmöglichkeiten: 1x klicken startet bzw. pausiert die Wiedergabe oder nimmt ein Telefonat an, 2x klicken und es wird zum nächsten Titel gesprungen, 3x klicken und es geht einen Titel zurück.

Klinkenanschluss am iO-6

Wie man am Bild unschwer erkennen kann, kann der Dali-Kopfhörer auch analog mittels Klinkenkabel an einen externen Zuspieler angeschlossen werden und benötigt dann auch keinen Strom. Auch die digitale Signalübertragung mit USB war in Verbindung mit einem MacBook kein Problem, der Kopfhörer taucht direkt in den Ton-Einstellungen als USB-Gerät auf und kann zur Ausgabe verwendet werden. Man darf nur nicht vergessen, den Kopfhörer per Power-Button auch einzuschalten. Die drahtlose Verbindung erfolgt über Bluetooth 5.0. In Kombination mit einem geeigneten Zuspieler wird auch aptX HD und eine Signalübertragung mit bis zu 96 kHz/24-Bit unterstützt.

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Kabel im Lieferumfang

Flugzeugadapter

Wenden wir uns der Geräuschunterdrückung zu. Vorwerg: Der Dali iO-6 ist ist ein Over-Ear-Kopfhörer und bietet bereits eine sehr gute passive Abschottung vor Geräuschen. Die aktive Geräuschunterdrückung kann man an- oder abschalten oder den "Transparency"-Modus wählen. Im Transparency-Mode wird die Wiedergabe pausiert und Stimmen von außen werden verstärkt, um Durchsagen oder ähnliches besser wahrnehmen zu können. Dies funktioniert absolut unproblematisch und gut, nach erneutem Drücken der ANC-Taste wird die Wiedergabe automatisch fortgesetzt.

Schickes Case

Gesticktes Logo

Das aktive Noise Cancelling arbeitet dann nochmals deutlich effektiver und bringt, neben der sehr guten Abschottung gegenüber Umgebungsgeräuschen, insbesondere bei z.B. Motorengeräusche und Verkehrslärm, auch einen leicht kräftigeren Tieftonbereich mit. Basslastig wird der iO-6 aber keinesfalls, vielmehr wirkt die Klangkulisse dann sehr ausgewogen und harmonisch, untenrum gibt es aber etwas mehr Punch und Nachdruck. Aufmerksame Hörer erkennen ein leichtes Grundrauschen, wie es bei den meisten anderen ANC-Headphones ebenfalls der Fall ist. Nur wenige Konkurrenten, die bereits Jahrzehnte in die Entwicklungsarbeit gesteckt haben, bieten aktuell quasi gar kein Rauschen und arbeiten noch effektiver.

Hörerschale innen

Free-Edge-Treiber hinter der Abdeckung

Im Dali iO-6 sitzen patentierte Free-Edge-Driver mit Papiermembran in 50 mm Größe. Dali setzt auf einen sehr balancierten und authentischen Klanggenuss, den wir auch von den hochwertigen Lautsprechern der Dänen kennen.

Klang

Schon auf der IFA 2019 konnten wir exklusiv erste akustische Eindrücke vom Dali iO6 sammeln, die uns neugierig gemacht haben auf den Test. Nun haben wir den iO 6 auf dem Kopf und hören Diana Kralls Adaption von „Desperado“. Die aktive Geräuschunterdrückung haben wir zuvor bereits erwähnt, im abschottenden Modus verrichtet sie eine ordentliche Arbeit, zudem gibt es nur wenig Grundrauschen. Akustisch ist die Leistung des iO-6 exzellent. Vor allem bewundern wir, wie gut es die Dali Ingenieure geschafft haben, die Akustik der Dali Lautsprecher auf einen Kopfhörer zu adaptieren. Dieser spezielle, angenehme, aber zugleich detailreiche Dali Sound ist auch dem iO 6 eigen. Dianas Stimme wirkt greifbar, dreidimensional, mit echter Räumlichkeit versehen. Das ist bei einem Kopfhörer schwierig – selbst hervorragenden Modellen fehlt oft dieses realistische Maß an Luftigkeit und Transparenz. Ganz anders der iO-6, der auch das Piano fließend einarbeitet. Zugleich aber sind sogar Ansätze der Anschlagdynamik der Tasten herauszuhören.

Identische Feststellungen bei „California Dreamin“: Sensibel und mit Sinn fürs Subtile agiert der iO-6. Wieder beeindruckt uns, wie umfassend Dianas charismatische Stimme herauskommt. Die Tonalität ist sehr angenehm, das gesamte Klangbild untadelig homogen. Diese akustische Einheitlichkeit bewundern wir sehr. Damit ist zudem auch stundenlanges Hören möglich. Der sehr bequeme Sitz und das nicht zu hoch liegende Gewicht des iO-6 erleichtern ebenfalls den Einsatz bei langen Hörsessions.

„Shallow“ von Lady Gaga und Bradley Cooper ist eine Demonstration dessen, was sich der iO-6 unter einer eindrucksvollen Stimmwiedergabe vorstellt: Konturen, Dynamik und daraus resultierend die gesamte Ausdruckskraft sind exorbitant gut. Als Lady Gaga erstmals ihre Stimme erhebt, geht der iO-6 absolut impulstreu mit und schafft eine dichte, fesselnde Atmosphäre. Diese lebendige, realistisch Präsentation von Stimmen kennen wir bereits bestens von Dalis Lautsprechern. Kein Wunder demnach, dass auch bei „I Don’t Care“ von Ed Sheeran und Justin Bieber eine großartige Leistung folgt. Natürlich kommen die instrumentalen Elemente ebenfalls ausgezeichnet heraus, aber das Faible für vokale Parts fasziniert uns bei diesen beiden Songs besonders am iO-6.

Kommen wir nun zum nächsten Song, „A View To A Kill“ von Duran Duran. Der 007 Titelsong ist ein Evergreen, voller Dynamik und Ausdruckskraft. Hier beweist uns der iO-6, dass er nicht nur sensibel agieren, sondern bei Bedarf auch nachdrücklich zupacken kann. Obwohl die Güte des Quellmaterials nur befriedigend ist, macht der iO-6 das Hören zu einem echten Erlebnis. Die Bassschläge erfolgen zudem mit Tiefe und Substanz. Das gilt auch für den Bon Jovi-Klassiker „Living On A Prayer“. In den 80er Jahren gelang der Band mit diesem Titel unter anderem der große Durchbruch. Und noch heute wird die unbändige Energie spürbar, und auch die gewollte Aggressivität bei der E-Gitarre und bei den vokalen Elementen. Beides bringt der iO-6 untadelig zum Ausdruck.

Bei „Stars“ von Vize belegt der iO-6, dass auch 2019er Dance-/Club-Musik kein Problem darstellt. Souverän managt er den Tiefbassbereich, klar ertönt die weibliche Gesangsstimme. Das gilt auch für „All Day And Night“ von Jax Jones und Martin Solveig. Wieder ist es die Homogenität auf der einen und die hervorragende Dynamik auf der anderen Seite, die uns fesselt. Die harten Beats elektronischer Musik liegen dem iO-6 demnach auch. Das Gefühl echter Räumlichkeit fehlt auch bei diesen beiden Tracks nicht, zudem hört man sehr entspannt auch mit höheren Lautstärken.

Natürlich ist der iO-6 auch der richtige Partner, wenn es ums Anhören von Filmen geht. Verbunden mit unserem Sony Ultra HD Blu-ray-Player UBP-X800M2, kommt bei der Ultra HD Blu-ray von „Mord im Orientexpress“ die gesamte Dali Expertise hinsichtlich hochwertigen, vielschichtigen Klangs zum Tragen.

Der Music Score wird stets mit der richtigen Gewichtung präsentiert, hinzu kommt eine sehr gute Trennung unterschiedlicher akustischer Ereignisse – so gleich zu Filmbeginn an der Klagemauer in Jerusalem. Menschen schreien durcheinander, es herrscht großer Aufruhr: Den Dali-Kopfhörer lässt das kalt, Er trennt die unterschiedlichen Ebenen akkurat voneinander, stellt aber zugleich ein harmonisches Gesamterlebnis sicher. Später, im Orient-Express, ist er in der Lage, sofort und mit exzellenter Impulstreue dynamische Differenzen hervorzuheben.

Beispiel: Gespräche im Inneren des luxuriösen Zugs, dann geht es unvermittelt nach draußen in die eisige Nacht mit Gewitter und starkem Schnellfall. Die im Inneren gedämpft wahrnehmbaren Fahrgeräusche des Zugs werden urplötzlich laut. Das Rattern der Stahlräder auf den Schienen und das explosive Donnergrollen: Der iO 6 pariert diesen dynamischen Wechsel sofort, ohne die kleinste Verzögerung.

Konkurrenzvergleich

Over-Ear-Kopfhörer mit Noise Cancelling und kabelloser Signalübertragung gibt es einige, der Dali iO-6 muss sich also gegen harte Konkurrenten durchsetzen. Zum identischen Preis gibt es den PX von Bowers & Wilkins, der sich ebenfalls sehr solide verarbeitet gibt und zudem per App gesteuert werden kann. Zudem gibt es ein paar interessante Features, so pausiert der Kopfhörer automatisch die Wiedergabe, wenn man eine Ohrmuschel anhebt. Die Bedienelemente am Gerät finden wir beim Dali besser gelöst und auch akustisch kann uns der Däne, aufgrund des stark ausgeprägten Familien-Klangs absolut überzeugen. Beim Akku ist der Dali auch etwas besser aufgestellt, dafür bietet der PX mehr Anpassungsmöglichkeiten beim Noise Cancelling und der Pass-Through-Funktion (Transparency-Modus). Ebenfalls für 399 Euro gibt es den Lagoon ANC von beyerdynamic. Als besonderes Merkmal ist hier die MOSAYC Klang-Personalisierung zu nennen, die den individuellen Gehörsinn mittels App einmisst und Klang auf die eigenen Ansprüche optimiert, außerdem gibt es unterschiedliche ANC-Stufen. Bedient wird der Lagoon ANC per Touch-Elementen auf der Hörerschale. Flexibler ausgestattet ist die Komponente aus Heilbronn - Die hohe Verarbeitungsqualität und die sehr transparente akustische Performance des Dali iO-6 machen den preislichen Unterschied aus. Ebenfalls Konkurrenz macht der WH-1000XM3 aus dem Hause Sony, der mit einer Feature-bepackten App, sehr präzisen ANC-Einstellungen und ebenfalls sehr guten akustischen Eigenschaften daherkommt. Bezüglich Akkulaufzeit und Tragekomfort nehmen sich beide nicht viel, wenngleich der iO-6 bei längeren Sessions nochmals weniger stört. Akustisch bieten beide einen präzisen, gleichzeitig nachdrücklichen Tieftonbereich, die Mitten und Höhen wirken bei Dali ausgewogener und feiner auflösend.

Fazit

Dali iO-6

Vergleichsweise spät steigt Dali mit dem iO-6 in den Kopfhörermarkt ein. Das muss nicht unbedingt verwundern, denn der Hersteller aus Dänemark hält nichts von halbfertigen Produkten, die auf den Markt geworfen werden und bei denen der Kunde dann die Qualitätskontrolle übernehmen darf. Die lange Entwicklungszeit hat sich unserer Meinung nach aber gelohnt. Insbesondere akustisch spielt der neue Noise Cancelling-Kopfhörer ganz oben mit und begeistert mit einem sehr ausgewogenen Sound, der aber dank klaren Höhen und einem sehr präzisen Bassbereich, der durchaus auch nachdrücklich und kraftvoll auftreten kann, viele Emotionen weckt. Optik, Verarbeitung und Handling gefällt uns ebenfalls prima. Kritiker vermissen für den Preis von 399 Euro vermutlich ein paar technische Raffinessen. Hier bietet mancher Konkurrent eine App-Steuerung, automatisches Pausieren der Wiedergabe beim Absetzen oder gar eine Einmessung des persönlichen Gehörs. Dali konzentriert sich aber aufs Wesentliche und verfolgt die Philosophie, lieber ein Feature weniger, dafür aber hohe Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit zu bieten - mit klarem Erfolg!

Eleganter HiFi-Kopfhörer mit authentischer, sehr ausgewogener Klangwiedergabe und effektiver aktiver Geräuschunterdrückung

28.11.2019

Test: Philipp Kind, Carsten Rampacher
Bilder: Carsten Rampacher / Bearbeitung: Philipp Kind
Datum: 28.11.2019

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