TEST: 9.2 -Kanal-AV-Receiver Marantz SR7009 - Kraftpaket mit Dolby Atmos und Auro-3D
Mit dem SR7009 beliefert uns der japanische Hifi-Hersteller Marantz mit einem 9.2 AV-Receiver für 1599 EUR. Der wahlweise schwarze oder silber-goldene Verstärker ist neben einigen Multimediafunktionen wie DLNA-Streaming mit seinen neun Endstufen mit je 200 Watt Leistung, vier DSP-Prozessoren und der für Marantz typische HDAM-Technologie auch für Dolby Atmos gerüstet. Abgesehen davon gibt es seit Dezember 2014 auch ein für 149 EUR online zu erwerbendes und herunterzuladendes Upgrade, welches den Marantz für den neuen Atmos-Konkurrenten Auro 3D bereit macht.
Der Marantz mit offener Frontklappe
Die Bedienelemente und das Display hinter der Frontklappe
Das runde "Fischauge" vorne
Inputregler und diverse andere Bedienelemente links
Lautstärkeregler, Navigationsknöpfe und Composite-Anschluss vorne rechts
Schicke Optik und gute Verarbeitung an der Seite
Rein äußerlich zeigt sich der SR7009 in einem (in unserem Fall schwarzen) Alu-Gehäuse, welches vorne foliert ist und so gleich einen eleganten Eindruck in der Redaktion hinterlässt. Auch mit seinen leicht abgerundeten Kanten und dem etwas kurvigen Verlauf nach hinten sieht der Marantz gleich etwas dynamischer im Regal aus und kann so mit einer schicken Optik punkten. Und wir finden weitere Marantz-typische Details, denn vorne mittig schaut uns das runde Display entgegen, ähnlich einem Fischauge. Wem dies zu klein ist, der kann aber auch die Klappe darunter öffnen, wo sich ein klassisches Display befindet, das natürlich größer ist. Außerdem sind dort mehrere Bedienelemente wie ein Kopfhöreranschluss oder ein Navigationskreuz für das Menü untergebracht. Links und rechts über der Klappe sind wie üblich zwei gut handzuhabende Drehregler für die Inputwahl und die Lautstärke. Der Lautstärkeregler läuft ein wenig schwergängig, wir bevorzugen das aber im Vergleich zu einem leichtgängigen Regler, da es so einen Tick hochwertiger wirkt. Nichtsdestotrotz läuft er minimal unrund. Dies ist aber nichts, wofür man Minuspunkte bei der Verarbeitung anrechnen müsste. Außerdem befinden sich unten vier große Standfüße für die Stabilität. Das Innenleben sieht sehr ordentlich verkabelt aus und die einzelnen Platinen sind geordnet angebracht. Ganz allgemein wiegt der Marantz 13,8 kg und ist 44 cm breit, 18,5 cm hoch und 41,1 cm tief.
Gesamtaufnahme des Innenlebens
Geordnetes Platinenlayout
Solides Kabelmanagement
Trafo
An der Rückseite finden wir außerdem zwei Funkantennen für eine empfangsstarke WLAN-Verbindung. Bluetooth ist beim 7009 ebenfalls mit dabei. Der SR7009 unterstützt mehrere klassische und moderne Multimediafunktionen, verfügt über einen UKW-Tuner für die konservative Klientel und über Apple Airplay sowie Spotify Connect für modern ausgerichtete User.
Auswahl an Diensten
vTuner Internet Radio
Media Server
FLAC-Wiedergabe
Natürlich fehlt auch DLNA-Streaming nicht, die Format-Auswahl (die übrigens auch vom USB-Stick wiedergegeben werden können) ist zeitgemäß. MP3, WMA oder AAC-Streaming sind ohnehin Teil des Programms, der 7009 streamt aber auch 24-bit/192 kHz FLAC, WAV und AIFF sowie 24-bit/96 kHz ALAC, auch gapless. DSD-Streaming, also das Format, das auf SACDs enthalten ist, wird ebenfalls wiedergegeben. DSD etabliert sich mehr und mehr neben FLAC als Trägerformat für HiRes-Audio-Dateien. Auf vTuner basierendes Internetradio komplettiert die Ausstattung. Marantz bietet hier guten, klassenüblichen Standard, erfreulich ist der Support für Spotify Connect.
Rückseite mit Anschlüssen
Zwei Wi-Fi-Antennen hinten
Lautsprecherkabel-Anschlüsse und analoge Audioanschlüsse
Analoge Videoanschlüsse
Sieben HDMI-Eingänge und drei Ausgänge
Eingänge:
Front:
1 x Audyssey Einmessmikrofon
1 x USB
1 x HDMI
1 x Composite
Hinten:
7 x HDMI
1 x Ethernet
2 x Coaxial
1 x Remote Control In
3 x Composite Video In
6 x Composite Audio In (5 x zuweisbar)
3 x Component Video In
1 x 7.1 Cinch In
1 x IR In
Ausgänge:
Front:
Kopfhörer
Hinten:
2 x 12V DC Out
3 x HDMI Out (2 main + 1 zone)
2 x Composite Video Out
1 x Component Video Out
1 x Remote Control Out
2 x Cinch Out (Zone 2 + 3 Preout)
11.2 Kanalanschlüsse
13.2 Kanal-Preouts
Mit den Anschlüssen des Marantz sind wir sehr zufrieden. Hier wird eigentlich alles unterstützt, was man benötigt und 13.2 Kanalausgänge für die Vorstufenkonfiguration sieht man auch nicht alle Tage. Höchstens einen MHL-fähigen HDMI-Anschluss für die Bildübertragung von einem Handy vermissen wir, trotzdem finden wir im digitalen und analogen Bereich ausreichend Anschlüsse, um den SR7009 vielseitig benutzen zu können.
Solide verarbeitete Fernbedienung
Die mitgelieferte Fernbedienung ist ordentlich verarbeitet und liegt gut in der Hand. Zugegeben, sie ist zwar lang, aber verhältnismäßig schmal, so sind einige Tasten für manche Hände vielleicht ein wenig zu klein. Dafür aber werden die Tasten bei Bedarf beleuchtet und die Tasten sind bilanzierend gut angeordnet. In der Mitte die vier gut zu erreichenden Navigationstasten mit Enter in der Mitte und Optionstasten in der direkten Umgebung. Darüber die Lautstärkekontrolle und im oberen Bereich wiederum die Quellentasten. Vom Material her wirkt die Fernbedienung mit ihrer Alu-Beschichtung oben und dem Kunststoffgehäuse angemessen verarbeitet, wir sind insgesamt also zufrieden.
Menü
Einrichtungsassistent
Sprachauswahl
Mit Bebilderung einfach verständlich
Lautsprecher-Einstellungen, schon vorbereitet für Auro-3D
Jeder Schritt wird erklärt
Sehr gut - solche Erläuterungen sind wirklich hilfreich und gehen auch über das Übliche hinaus
Anschluss der Lautsprecher am AVR
LS-Bestückung
Überprüfung des korrekten Anschlusses
Tipps zur Verbindung mit dem aktiven Subwoofer
Erläuterungen zu Audyssey MultEQ-XT32
Netzwerkeinrichtung
Wird ein Ton ausgegeben, passt die Netzwerkverbindung
Steuerung über Netzwerk aktivieren
Einrichtung eines Eingangs
Auswahl der Eingänge
Auswahl des Videoeingangs
Hier findet sich der Einrichtungsassistent
Die Bedienung des Menüs geht recht leicht von der Hand. Marantz bietet ein übersichtlich designtes Menü mit genügend Optionen, um den Amp nach seinen Wünschen anzupassen. Nebenbei strahlt das Menü mit seiner weiß-goldenen Optik sogar auch einen Hauch von angenehmer Ästhetik aus. Beim ersten Start des SR7009 wird gleich der Einrichtungsassistent gestartet, der den Benutzer durch das Aufstellen der Lautsprecher und danach auch die Einmessung führt. Netzwerktest und Netzwerkverbindung, Steuerung über Netzwerk sind weitere Punkte, die der Einrichtungsassistent abhandelt. Die erläuternden Texte sind hilfreich und werden von übersichtlichen Grafiken unterstützt.
Audiomenü mit Dialog-Pegel-Anpassung und Subwoofer-Pegel-Anpassung sowie grafischem EQ
Videomenü. Hier kann man auch den Video-EQ mit verschiedenen Bildprogrammen und Progressive-Modi aufrufen
Video-/HDMI-Konfiguration
Eingangszuordnung
Eingangszuordnung in tabellarischer Form
Lautsprechereinmessung mittels Audyssey oder aber manuell
Manuelle Konfiguration
Endstufenzuweisung
Lautsprechergröße
Abstände
Netzwerk-Menü
Netzwerk-Info
DHCP "ein" ist meist die korrekte Einstellung
Der SR7009 unterstützt bis zu 3 Hörzonen
Firmware-Update über Netzwerk
Schauen wir uns nun ein paar grundlegende Menüpunkte an. Im Punkt „Video“ bspw. können wir, wie üblich, einen Bildmodus auswählen und finden die HDMI-Ausgangseinstellungen (PassThrough, Auto Lip Sync, etc.). Im Extrapunkt „Eingänge“ ordnen wir die verschiedenen Eingänge zu und können auch die Quellen gleich umbenennen oder den Eingangspegel einstellen. Außerdem verfügt der SR7009 ja über WiFi, wir können ihn also bei „Netzwerk“ kabellos mit unserem Heimnetzwerk verbinden, was sehr schnell von der Hand geht. Der Punkt „Allgemein“ bietet ganz grundlegende Einstellungen wie Sprache, Front-Display-Settings, Umbenennung der Zonen, oder Firmware-Updates. Hier können wir auch gleich das für 149 EUR erhältliche Auro 3D-Upgrade durchführen, indem wir „Firmware“ und „Features hinzufügen“ auswählen. Vorher müssen wir allerdings auf der Auro 3D-Upgrade-Webseite von Marantz unser Gerät mit der Produktnummer und Upgrade ID registrieren, woraufhin der SR7009 sofort für das Upgrade freigeschaltet wird und wir es herunterladen können. In unserem Fall dauerten der Download und die Installation insgesamt ca. 50 Minuten. Im Übrigen sind das Upgrade sowie auch ein Firmware-Update nicht über USB durchführbar, sondern müssen direkt vom Receiver über das Internet getätigt werden.
Steuerung per App
Für iOs und Android erhältlich ist außerdem die „Marantz Remote App“, mit der sich divere Marantz-Geräte steuern lassen, sollte man die Smartphone-Steuerung den manchmal kleinen Tasten von klassischen Fernbedienungen bevorzugen. Auch der SR7009 unterstützt diese App und die Steuerung gefällt auf den ersten Eindruck, zumal man die Buttons auf dem Hauptbildschirm selbst festlegen kann und alles recht einfach und durchschaubar designt ist. Es folgen einige Screenshots der App, um eine bessere Vorstellung der Bedienung zu bekommen.
Grundlegende App-Einstellungen
Geräteauswahl über WLAN
Hauptbildschirm der App mit dem ausgewählten Gerät
Tastenkonfiguration für den Hauptbildschirm
Verschiedene Einstellungsmöglichkeiten für den Marantz
Lautstärkeregelung für die einzelnen Zonen
Integrierte Player-Steuerung
Auswahl des Sound-Modus
Musikbibliothek im Netzwerk
DLNA-Streaming durch die App steuerbar, leider kann man nicht spulen
Audyssey MultEQ XT32 Einmesssystem
Gehen wir also zur Einmessung über und wählen im Setup den Punkt „Lautsprecher“ und anschließend „Audyssey-Einmessung“. Da wir den SR7009 zuerst mal mit Dolby Atmos in Betrieb nehmen wollen, benutzen wir heute ein 5.1.2-Setup, bestehend aus den zwei Säulenlautsprechern Definitive BP-8060ST, dem ProCenter 2000 und den SM45 als Surrounds. Die zwei Subwoofer der BP-8060ST haben wir deaktiviert und verwenden stattdessen den kleinen, aber kräftigen Dali P-10 DSS. Wichtig für die Konfiguration sind jetzt unsere „Front High“ Speaker, die bei uns in Form der Definitive A60 auftreten. Dies sind zwei „Dolby Enabled Elevation Modules“, die auf die BP-8060ST montiert werden und ihren Sound in Richtung Decke abgeben, welcher dann wieder von der Decke zum Zuhörer reflektiert wird. Dies ist wichtig für den Punkt „Endstufen-Zuweisung“ vor der Einmessung. Dort können wir die Anzahl der Lautsprecher festlegen und das Layout der Speaker dann noch modifizieren (Kombination mit Zone 2 oder 3, Bi-Amping usw.), unter anderem ist hier nach dem Upgrade auch Auro 3D auswählbar. Theoretisch könnte man hier auch direkt „Dolby Atmos“ wählen, allerdings würden unsere A60 dann automatisch als Top-Lautsprecher erkannt werden. Demzufolge benutzen wir die Standardkonfiguration „9.1 Kanal“ und legen die A60 dann als sogenannte „Front Dolby“ Speaker fest, also „Dolby Enabled“ Lautsprecher, die auf den Frontlautsprechern aufliegen und in Richtung Decke abstrahlen. Bei „Kanalauswahl“ deaktivieren wir noch die Surround Back und legen einen einzelnen Subwoofer fest, der vor der Einmessung noch auf seinen Pegel geprüft wird. Sollte er zu laut, oder zu niedrig sein, wird man gebeten, ihn auf ca. 75 dB einzustellen, danach startet der Marantz mit der Einmessung von bis zu acht Hörpositionen. Die Einmessung selbst und auch die Berechnung ging sehr schnell vonstatten, zumal die Ergebnisse akkurat sind und wir nichts Nennenswertes an Korrekturen vornehmen mussten.
Stichwort Nachbesserung: Im Punkt „Audio“ des Setups finden wir noch einige Klangverbesserungen, die je nach Bedarf aktiviert werden können. Dabei reicht das Angebot von der gewöhnlichen Pegel-Anpassung des Subwoofers über die Dialogpegel-Anpassung vom Center bis hin zur „M-DAX“-Technologie, bei der verlorengegangene Signalanteile wiederhergestellt werden können, wenn die Audioquelle bspw. nur schwache Höhen hat. Und natürlich haben wir die Audyssey-Klangverbesserungen, wie den Dynamic Equalizer zur Modifizierung der Frequenzen der Lautsprecher, je nach Lautstärke, wodurch sich fließendere Übergänge zwischen den Speakern ergeben sollen. Dynamic Volume regelt dagegen die Lautstärke von zu lauten oder leisen Signalen, damit z.B. kein plötzlich zu hoher Pegel bei bestimmten Sounds entsteht. Audyssey LFC erweist sich vor allem bei nahen Nachbarn als praktisch, da dieses die Bassausgabe so dämmt, dass keine Bässe durch Wände ausgebreitet werden, sprich durch Dröhnen o.Ä. wahrnehmbar sind. Insgesamt also keine zu komplizierten Features, man hat aber dennoch eine solide Auswahl an Justagemöglichkeiten.
Klang
Wir fangen jetzt mit dem Klangtest an. Als Equipment haben wir, wie bereits erwähnt, das Definitive Atmos Set mit den A60 Modulen als Atmos-Lautsprecher und dem Dali P-10 DSS. Wir spielen dem Marantz zuerst die Dolby Atmos-Tonspur vom neuesten „Transformers: Ära des Untergangs“ zu. Schon, als die Sterne des Paramount-Logos einfliegen und danach im Weltraum die Transformers in Richtung Erde schweben, fällt uns auf, wie kraftvoll die Endstufen des SR7009 anschieben. Natürlich - der Dali-Subwoofer, den wir wegen noch mehr Kraft und Präzision den in den Definitive eingebauten Subs vorziehen, ist von sich aus schon sehr mächtig - aber ein guter Sub braucht auch einen guten Zuspieler. Gerade bei den einfliegenden Sternen und beim Wasserfall in der ersten Aufnahme merken wir auch die umgebenden Geräusche, die recht fließend ineinander übergehen.
Noch deutlicher aber wird die Atmosphäre bei einigen Effekten im dritten Kapitel, als die Minidrohnen des SWAT-Teams aktiv werden. Der Übergang, wenn eine der Drohnen von vorne nach hinten fliegt, ist nahezu nahtlos, so als hätten wir an der ganzen Wand Lautsprecher angebracht. Toll auch, wie über dem Schiff die ankommenden Helikopter sowie die Explosionen ins Geschehen eingebunden werden. Insgesamt können wir jedenfalls festhalten: es kommt mehr Sound von oben. Zugegeben, wir können es nicht auf einzelne Soundeffekte festmachen, aber das Gesamtbild wirkt doch umhüllender, als man es vom gewöhnlichen TrueHD kennt. Dabei haben wir noch nicht mal „echte“ Height Speaker, sondern Dolby Enabled Modules und wir sind in Sachen „einhüllendes Klangerlebnis“ schon überraschend gut bedient - das also ist mit "Immersive Sound" gemeint.
Nun, diese Atmos-Eindrücke konnten wir auch schon mit anderen AV-Receivern sammeln, was zeichnet nun den SR7009 aus? Er agiert enorm dynamisch - das war früher so ganz und gar Marantz-Domäne. Angenehm, aber etwas träge, das war Marantz-Feeling. Von wegen. Der SR7009 legt ab, als hätte ein ehemaliger Pioneer-Entwickler die Fronten gewechselt. Die Kraft seiner hoch belastbaren Endstufen steht sogar zur Verfügung, nur, wenn es richtig laut wird, wird der SR7009 etwas scharf im Hochtonbereich. Hier sollte man Lautsprecher einsetzen, die das ohne Überbeanspruchung abkönnen
Gehen wir über zu Dolbys eigener Atmos Demonstration Disc. Das Zirpen der Grillen taucht wirklich überall auf, auch über uns ist es wahrnehmbar, und uns kommt es direkt so vor, als würde ein Vogel um uns herum flattern. Der eingeblendete "360 Grad" Schriftzug war also nicht zu viel versprochen. Das kräftige Donnern wird ebenfalls wieder mit passendem Nachdruck dargestellt, wobei der Regen atmosphärisch beispielhaft dicht klingt und in Kombination mit dem Donner uns ein enorm realistisches "Gewitter-Ambiente" präsentiert. Der SR7009 punktet wieder mit seinem gleichermaßen zügigen wie energiegeladenen Antritt und durch die gut ausbalancierte Gesamt-Räumlichkeit.
Beim "Leaf" Trailer folgen wir einem herunterfallenden Blatt bis auf den Boden. Die Windböen erklingen dabei wieder kräftig und wir bekommen ein sehr schönes Surround-Feeling, wenn das Blatt seine Kreise dreht, zumal wir hin und wieder (vor allem am Anfang) einige Blätter über uns rascheln hören. Beim Red Bull F1 Racing Trailer mit dem Vierfachweltmeister Sebastian Vettel merken wir auch wieder eine dichte räumliche Darstellung, vor allem, wenn er mit seinem Rennwagen durch die Stadt fährt und bspw. das Läuten der Bahn sich rechts hinten einfügt, oder am Anfang die Reifen bei diversen mechanischen Sounds befestigt werden.
Gut gefällt uns auch das umgebende Klatschen beim Musikvideo von Enrique Iglesias „Bailando“. Dadurch entsteht ein stimmungsvolles Klangerlebnis, was durch die starken Tiefen und den wohlklingenden Gesang noch unterstützt wird. Bisher also eine sehr gute Leistung des SR7009. Zugegeben, wir kennen es vor Allem bei der Atmos Demonstration Disc noch etwas umgebender, dies kann aber auch schlichtweg am 5.1.2. Setup mit Front Dolby-Modulen liegen. Trotzdem hatten wir ein schönes Surround-Feeling und können demzufolge beim Punkt Atmos einen Haken machen.
Jetzt geht es ans "Eingemachte", nun testen wir das neue Auro 3D. Da wir hierfür mindestens ein 9.1-Setup benötigen, stellen wir zunächst unser bewährtes Teufel System 10 auf. Für die besonders wichtigen Height Speakers, zwei Front und zwei Surround, kommen vier M 620 FCR, ebenfalls aus dem Hause Teufel, zum Einsatz. Möglich ist auch noch eine 10.1 Konfiguration mit einem Top Speaker als „Voice of God“, wir geben uns an der Stelle aber mit 9.1 zufrieden (für den Einsatz eines Voice Of God Speakers über dem Auditorium bräuchte man zudem eine externe Endstufe, da der SR7009 nur 9 Endstufen an Bord hat), messen erneut ein und starten mit der Auro 3D Demonstration Disc. Die Demo eignet sich hierbei als sehr gute Demonstration der Auro-Technologie, bei der aufgezeigt wird, wie und welche Klänge auf die verschiedenen Lautsprecherebenen verteilt werden. Eines der Beispiele ist dabei, wie in einem Waldgebiet ein Traktor an uns vorbeifährt. Dabei werden die Heights ab und an weggeschnitten, um den Vergleich besser wahrzunehmen. Und tatsächlich: die zwitschernden Vögel und v.a. der vorbeifahrende Traktor klingen deutlich lebensechter und präsenter, wenn die oberen vier Speaker zugeschaltet sind. Gerade im direkten Vergleich kommen die kräftigen Motorengeräusche um einiges räumlicher daher als noch im gewöhnlichen 5.1-Betrieb. Auch Bachs in Auro 3D aufgenommene Toccata, ein Orgelstück gespielt von Wolfgang Sieber wirkt wahnsinnig atmosphärisch und profitiert merklich von dem neuen Audioformat. Die Orgel klingt schon ein gutes Stück mächtiger und wir fühlen uns gut in das Geschehen eingehüllt, nicht mehr allzu weit weg von einem Orgelkonzert.
Machen wir weiter mit der Blu-ray zu Alain Kremskis „The Mountain of Great Purity“, einem Konzert mit diversen Glockeninstrumenten aus dem 18. Und 19. Jahrhundert. Hier wird zugegeben sehr viel über die Frontlautsprecher gearbeitet, während hinten eher weniger beansprucht wird. Positiv fällt aber trotzdem wieder die kräftige Inszenierung des tiefen Gongs auf, den Kremski ab und an schlägt. Gutes Bassmanagement seitens des Marantz also. Was die Auro 3D-Präsentation angeht, können wir bei einem kurzen Wechsel auf die Surround 5.1-Spur aber auch einen etwas volleren Klang verzeichnen. Kremski klopft immer wieder auf mehrere metallene Schüsseln, die durch die zwei oberen Front Speaker raumfüllender erklingen. Ansonsten merken wir, dass der Marantz recht höhenfokussiert ist. Bei hohen Lautstärken sind die Höhen sehr präsent, was weder Vor-, noch Nachteil ist, hierbei kommt es schlichtweg auf den Benutzer an, ob sie ihm ein wenig zu scharf werden, oder er ein höhenlastiges Klangbild bevorzugt, auch abhängig von den Lautsprechern, die man verwenden wird.
Als letztes Auro-Beispiel hätten wir noch die „Lichtmond 3: Days of Eternity“ Blu-ray und dem Track „Empire Of The Past“. Dieser beginnt mit einem Gewitter, wo der Blitz und Donner im Raum gleich mal für die richtige Atmosphäre sorgt. Im Übrigen wieder ein wahnsinnig kräftiger, aber gut verteilter Einsatz des Marantz im Tiefenbereich. An der Stelle wird aber einmal mehr deutlich, dass der SR7009 definitiv die Power hat, um ein 9.1-System zu versorgen, auch mit Auro 3D. Klasse Darstellung der einzelnen Instrumente, vor allem das Schlagzeug kommt im Raum sehr gut zur Geltung und in Kombination mit dem Klavier und den E-Gitarren fühlt man sich direkt mitten im Geschehen. Beim nächsten Track „Days of Eternity“ gefallen uns vor allem die Streicher am Anfang. Die ganz vorderen Geigen landen dabei auf den Frontlautsprechern, während wie in einem echten Orchester die hinteren Geigen eher mittig stehen, also mit den Heights kombiniert werden. Mit den vorne und hinten aufspielenden Pauken ergibt sich so ein schön gestaffeltes Klangbild, bei dem uns die Auro 3D-Abmischung wirklich ausgezeichnet gefällt.
Wollen wir hier Auro vs. Atmos vergleichen, so fällt uns aus akustischer Sicht vor allem auf, dass wir nicht direkt vergleichen können, der Fairness halber. Zwei Atmos-Modulen stehen vier Speaker für den obersten Auro-Layer gegenüber. Das wird sich allerdings bald ändern, dann können wir mit vier Atmos-Speakern richtige Vergleiche ziehen. Auch Deckenlautsprecher für Atmos finden alsbald für Vergleiche Einzug in den Testraum. Nun aber können wir noch nicht direkt vergleichen, nur folgendes feststellen: Gerade bei Kino-Filmtonspuren ist es fantastisch, was schon mit zwei Atmos-Modulen geht. Hierbei muss allerdings klar hinzugefügt werden, dass zur Demonstration der Atmos-Possibilities die Dolby-eigene Demo-Disc besser geeignet ist als Transformers 4. Hier sind wir ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht - dass deutlich mehr geht, auch mit nur 2 Modulen, zeigt die sehr gelungene Abmischung der Demo-Disc. Nehmen wir nun Auro-3D heran, so fällt hier auf, wie exzellent Auro-3D mehrkanalige Musik-Tonspuren zu einem dichten, nahtlosen, hochauflösenden Erlebnis werden lässt. Gerade die Lichtmond BD zeigt eindrucksvoll auf, was ein hochmodernes Tonformat wie Auro-3D, ein toller, atmosphärisch mitreißender Music-Content und ein hervorragender AV-Receiver in Verbindung mit einem sehr guten 9.1 Setup leisten können - man taucht tatsächlich ein in eine neue akustische Welt, denn derart eingeschlossen fühlte man sich nie zuvor. Und, Hand aufs Herz: Man merkt deutlich, wie überflüssig Surround Back Speaker sind. Surround Low und Surround Height zusammen bieten hingegen ungeheures Potential. Was man übrigens auch bei Atmos und bei Auro feststellt - ein ausgezeichneter Centerlautsprecher ist nach wie vor von großem Wert. Hier sollte man nicht sparen.
Zum Abschluss unseres Klangtests wollen wir noch kurz zu den klassischeren Formaten und geben ihm die "Farewell Tour" der Eagles mit DTS-HD Master-Tonspur und dem legendären „Hotel California“. Dabei nehmen uns nach dem Trompeten-Intro auch gleich die Gitarren stimmungsvoll mit, wobei auch das Jubeln der Zuschauer wieder für eine gute Konzertstimmung sorgt. Sehr löblich auch, wie schön detailliert die Gitarren neben dem Schlagzeug und Don Henleys angenehmem, aber möglicherweise leicht zurückgehaltenem Gesang, erhalten bleiben und an den richtigen Stellen in den Vordergrund geschoben werden. Das höhenlastige Klangbild zieht sich auch durch die Gesamtperformance durch, dabei vergisst der Marantz aber auch den Bass nicht und liefert unserem Teufel S10000 SW die Tiefen angemessen zu. Das wichtige ist aber, dass auch bei einer verstärkten Konzentration auf hohe Klänge und selten zischenden Höhen der Gesamtsound nicht darunter leidet, was hier auch nicht der Fall ist, man muss schlichtweg für sich selbst entscheiden, ob man es eher etwas „tiefer“ mag. Die Klangkohärenz leidet darunter aber keineswegs.
Der Marantz gibt übrigens auch bei anderen Tonformaten Auro 3D aus, sofern man es wünscht. Wir haben das bei „Hotel California“ gleich ausprobiert und man spürt definitiv einen Unterschied zum gewöhnlichen DTS-HD Master. Der Zuhörer nimmt mehr Sound von oben wahr und das Ganze wirkt ein Stück voluminöser und umgebender. Der Nachteil ist allerdings, dass der Gesang einen Tick leiser wird und die verschiedenen Klangebenen bilden keine ganz so dichte Atmosphäre mehr. Logisch, es wird schließlich eine 5.1 Tonspur auf vier Kanäle mehr verteilt.
Videosektion
Die Videosektion des SR7009 haben wir auch unter die Lupe genommen. Hier haben wir die "Skyfall" Blu-ray von Full-HD auf 4K hochskalieren lassen. Der SR7009 überzeugt mit hoher Bildschärfe und einer hohen Gesamt-Plastizität. Der Bildstand ist gut, aber nicht immer und in jeder Sequenz perfekt. Ab und zu zieht sich leichtes Zittern, z.B. bei langsamen Kameraschwenks, durchs Bild, das dem erfahrenen Anwender auffällt. Sehr gut ist die Bildauslegung, die der SR7009 im Movie-Bildmodus bietet. Nochmals eine Idee besser ist der "ISF Night" Bildmodus, der aber nur im komplett abgedunkelten Heimkinoraum zum Einsatz kommen sollte. Das Bild ist angenehm, augenfreundlich und sehr gut gelungen hinsichtlich Gesamt- und Detailkontrast. Farben werden frisch und authentisch wiedergegeben, und auch gut nuanciert. Direkt in der ersten Szene, als 007, dargestellt von Daniel Craig, in die Wohnung in Istanbul kommt, deren Zimmer im Halbdunkel liegen. Der SR7009 schafft es hier, viel Differenzierung ins Geschehen zu bekommen. Als Bond mit seiner Kollegin dann den flüchtigen Killer Patrice im Land Rover Defender Pickup verfolgt, wird selbst während der rasanten Fahrt das Kopfsteinpflaster scharf und klar dargestellt. Details wie Bonds Kravatte, als er auf dem Beifahrersitz der Kollegin ins Lenkrad greift, werden akkurat und sehr scharf - aber ohne Ringing - dargestellt. Der Caterpillar Großbagger, der in der Sequenz auf dem Zug von 007 in Bewegung gesetzt wird, kommt in nahezu allen Einzelheiten und rauscharm heraus. Die Gebrauchsspuren an der Baggerschaufel wirken authentisch. In allen Szenen gefällt im ISF Night Modus die sehr ausgewogene Farbgebung, nicht zu übersättigt, sondern neutral und nahe an dem, was man als "Kino-Feeling" bezeichnet.
Neben den erwähnten Bildmodi Movie und ISF Night gibt es noch ISF Day, Standard, Lebendig, Streaming und eine benutzerdefinierte Bildeinstellung. Hier regelt der Anwender Kontrast, Helligkeit, Farbsättigung, Rauschunterdrückung und Konturenschärfe selber. Setzt man Bildmodus auf "aus", führt der SR7009 keinerlei Maßnahmen zur Schärfe/Helligkeits-/Farb/Kontrast-Optimierung durch, sondern belässt diese Parameter in dem Zustand, in dem sie angeliefert werden.
Konkurrenzvergleich
Ungewöhnlicher Konkurrent - für 1.599 EUR, also exakt den gleichen Kaufpreis - erhält man den Yamaha AVENTAGE RX-A1040 und das KEF 5.1 Subwoofer-/Satellitensystem E305. Also nicht nur AVR. sondern auch Lautsprecher. Wir wissen nicht, ob es das Bundle noch gibt, fest steht, dass man eine Menge geboten bekommt: Tolle Ausstattung, sehr guten Klang, sehr gelungenes Matching von Boxen und AVR - es fehlt an nichts. Oder doch? Zwar kostet der SR7009 inklusive Atmos-Update fast 1.750 EUR und somit doch mehr, aber dafür bietet die Maschine aus dem D&M Konzern einfach alles - alles an Tonformaten, alles an Multimedia. dazu ein modernes GUI. Alles? Nicht ganz, denn die hervorragende DSP-Sektion des RX-A1040 fehlt.
Exakt 1.599 EUR kostet der erstklassige Pioneer 9.2 Mehrkanal-Netzwerk-Receiver SC-LX58 mit Dolby Atmos-Decoding. Und Pioneer beweist mit dem weltbesten Consumer-Einmesssystem, herausragender AV Navigator-App für die Ersteinrichtung, bärenstarken digitalen Endstufen und überbordender Dynamik eindrucksvoll, wie man AV-Receiver baut. Die Videosektion ist nochmals eine Idee besser als die SR7009. Doch der Marantz kontert: Seine Fernbedienung ist übersichtlicher, das Nutzen der gesamten Funktionsvielfalt einfacher, und es gibt zwar keine Setup-App, aber der Einrichtungsassistent ist top. Hinzu kommt die Option, auch wenn es 149 EUR kostet, Auro-3D nutzen zu können.
Fazit
Gratulation an Marantz - mehr. als man in den SR7009 gepackt hat, ist kaum noch vorstellbar. Gehen wir von einem Preis von 1.750 EUR inklusive Auro-3D Upgrade aus, dann ist schlichtweg alles an Bord und die Maschine liegt noch deutlich unter der für viele magische 2.000 EUR-Grenze. Der Marantz überzeugt aber nicht nur durch die opulente Ausstattung, sondern auch durch die edle Optik und die ordentliche Verarbeitung. Der kraftvolle, detailreiche und dynamische Klang der eingebauten Neunkanal-Endstufe sowie der hochwertigen Vorverstärkersektion überzeugt ebenfalls. Der SR7009 wird allerdings bei hohem Pegel minimal scharf im Hochtonbereich, daher braucht man Lautsprecher, die gut damit klarkommen. Die einfache Einrichtung, die gute Fernbedienung, die tadellose App und die sehr gute Multimedia-Vielfalt sind weitere Vorzüge, die den Schluss nahe legen, dass es sich beim SR7009 um einen rundherum erstklassigen AV-Receiver handelt.
Multitalent: Mit Dolby Atmos, Auro-3D, kraftvollem und mitreißendem Klang und einfachem Handling verwöhnt der Marantz SR7009

AV-Receiver bis 2.000 EUR
10. Februar 2015
+ Dolby Atmos und gegen Aufpreis auch Auro-3D an Bord
+ Sehr gute Multimedia-Ausstattung und Anschlussbestückung
+ Kraftvolle, dynamische Endstufen
+ Lebendiger und präziser Klang
+ Pegelfest
+ Gutes Bedienkonzept
- Wird bei sehr hohem Pegel im Hochtonbereich etwas scharf
Test: Carsten Rampacher, Michael Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 10. Februar 2015
Tags: Auro-3D • AV-Receiver • AVR • Dolby Atmos • HDMI • Marantz