TEST: Sony Xperia 1 II - Luxus-Flaggschiff für knapp 1.200 Euro

Auch in Japan durchbricht man die 1.000-Grenze souverän und bietet das neue Flaggschiff für 1.199 Euro UVP an. Auch wenn Sonys Smartphones schon lange keine Bestseller sind, hält die Geschäftsführung weiter an der Mobilfunksparte fest. Einen Kultstatus, wie es ihn innerhalb des Konzerns bei der PlayStation bereits gibt, wird das Xperia 1 II sicherlich nicht erreichen, doch die Macher haben viel Erfahrunng in das Konzept einfließen lassen, um wieder in der Referenzklasse ein Ausrufezeichen zu setzen.

Rückseite

Kein Fullfront-Display, aber dennoch kann das Xperia 1 II Eindruck schinden, denn der Japaner ist außerordentlich groß, der Rahmen aus Aluminium und die Glasrückseite lassen das Gerät zudem ungemein hochwertig erscheinen. Dank IP 65/68-Schutzart ist das Sony-Smartphone sogar wasserfest und Corning Gorilla Glas 6 auf Vorder- sowie Rückseite sorgen ebenso für ausreichend Schutz vor Kratzern.

Front

Der Star ist allerdings das 6,5-Zoll-Display im 21:9-Format, was mittlerweile fast Standard bei Sonys Smartphones ist. Die 4K-Auflösung mit 3.840 x 1.644 Pixel sorgt für eine grandiose Pixeldichte von 643 ppi – mehr bietet kein anderes Mobiltelefon. Dank OLED-Technologie ist zudem die Farbsättigung brillant. Dennoch muss auch gemeckert werden, denn die Ränder ober- und unterhalb des Displays sind in dieser Preisklasse einfach nicht mehr zeitgemäß. Während die Konkurrenz verstärkt auf eine erhöhte Bildwiederholrate setzt, bleibt es bei Sony zudem nur bei 60 Hertz.

Durch die Blur-Reduction-Technik soll zwar auch 90 Hertz simuliert werden, doch so richtig überzeugend wirkt das nicht. Weiterer kleiner Schwachpunkt: Bei Sonnenlicht leistet das Smartphone maximal rund 643 cd/m². Kein schlechter Wert, aber auch hier ist die Referenz-Konkurrenz bereits einen Schritt weiter. Das ist Kritik auf hohem Niveau, aber wenn Sony berechtigte Referenzansprüche anmelden möchte, sind diese Details wichtig.

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Kamera

Bei der Ausstattung richtet sich der Blick natürlich auf die Kamera-Specs, und die erinnern ein wenig an das iPhone 11 Pro: Fotos werden mit einer Ultra-Weitwinkel-Kamera und einer Telefoto-Linse mit jeweils einer Auflösung von 12 Megapixel archiviert. Für die nötige Tiefenschärfe sorgt zudem ein Time-of-Flight-Sensor. Wenn es aber um den Bereich Software geht, gibt es große Unterschiede, da Sony wieder aus ihrem großen Fundus schöpft. Die "Foto-Pro"- und die "Video-Pro"-App unterstützen den Fotografen mit einer fast schon unüberschaubaren Anzahl an Funktionen. Optionen wie Profi-Modus, Google-Lens, Panorama oder Porträt-Selfies sind da fast nur noch eine Randbemerkung wert. 

Aufnahme bei Tageslicht

Innenaufnahme bei gedämpftem Licht

Aufnahme im dunklen Keller

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Panorama

Alles schön und gut, aber wie ist es um die Qualität bestellt? Kurz und knapp: sehr gut! Tagesaufnahmen sind überaus detailreich, nicht übertrieben farbintensiv, scharf dank eines intelligentem Autofokus und sehr homogen ausgeleuchtet. Den Keller-Härtest im Dunklen meistert der Knipser zudem mit Bravour - eine insgesamt exzellente Vorstellung! Sinnvoll: Die automatische Bildbearbeitung der Kamera-Software ist in beiden Apps deaktiviert, sodass die Ergebnisse natürlicher wirken, bzw. der Nutzer selber entscheiden kann, wann er optimieren möchte. Praktisch: Es gibt einen separaten Knopf als Auslöser für die Kamera, mit dem sich auch der Autofokus einpendeln lässt -sehr durchdacht. On Top liefert die Kamera noch sehr gute Videos mit bis zu 4K bei 60 Bildern pro Sekunde und gute Selfie-Ergebnisse. 

Auch der Speicherplatz ist mit 256 GB angemessen, um auch größere Datenmengen zu managen, zumal es wieder microSD-Unterstützung gibt. Dann gibt es aber keine Dual-SIM-Funktionalität mehr, was in dieser Preisklasse eigentlich nicht mehr so sein sollte.

Ein Blick auf die Datenschnittstellen ist dafür ein absolutes Fest für Technik-Feinschmecker: Bluetooth 5.1, NFC, USB-C 3.1, WLAN-ac und WLAN-ax sowie als Highlight auch 5G – nur wenige Smartphones bieten aktuell vergleichbar viel. Als weiteres Bonbon hält Sony weiterhin am klassischen Kopfhöreranschluss fest.

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Sony UI

App Drawer

Trotz Sonys Benutzeroberfläche Sony UI bekommen die Nutzer das volle Android-10-Programm, denn es wurden kaum Veränderungen vorgenommen. Mit die einzige Ausnahme ist Side Sense“. Durch einen Doppeltipp am Rahmen soll sich ein Menü für eine gute Einhandbedienung öffnen. Die Betonung liegt aber auf „soll“, denn die Handhabung bleibt weiterhin sperrig. Etwas sperrig ist auch der Fingerprintsensor, der Sony-typisch im seitlichen Rahmen eingefasst ist. Das doppelte Problem: Wenn man ihn nicht richtig erwischt, ist er für 30 Sekunden deaktiviert, drückt man zu stark darauf, aktiviert man den Standby-Modus – richtig präzise ist er zudem nicht gerade. Bleibt zu hoffen, dass die Macher bald ein Einsehen haben, dass diese Lösung die schlechtere ist. Erschwerend kommt hinzu, dass es wieder keine Gesichtserkennung gibt. Das ist eine eher enttäuschende Vorstellung.

Seitenansicht

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Als kleine Entschädigung gibt es dafür die gute alte Benachrichtigungs-LED, die u.a. auf entgangene Anrufe aufmerksam macht. Durch das moderne Always-On-Display ist das allerdings beinahe schon eine Retro-Spielerei. Ansonsten folgt das Bedienkonzept allen bewährten Android-Pfaden, inkl. einem App-Drawer.

Erwartungsgemäß steckt der potente Achtkern-Prozessor Qualcomm Snapdragon 865 unter der Haube, der mit bis zu 2,84 Gigahertz getaktet ist. Unterfüttert wird er durch 8 Gigabyte Arbeitsspeicher. Es gibt zwar schon 12 Gigabyte, doch der Praxistest zeigt schnell, dass das absolut ausreichend ist. Egal, ob Downloads, Multitasking-Aufgaben oder aufwändige 3D-Games, das Xperia 1 II bringt nichts so schnell aus der Ruhe. Nutzer dürfen sich somit über ein recht zukunftssicheres Smartphone freuen.

Nicht ganz so souverän ist die Akkuperformance, denn in mehreren Testzyklen pendelt sich die Rufbereitschaft bei einer moderaten Nutzungsintensität bei drei bis vier Tagen ein. Der 4.000 mAh starke Akkublock agiert somit eher unter dem allgemeinen Durchschnitt. Zur Verteidigung muss man allerdings auch erwähnen, dass die Display/Multimedia-Last sehr groß ist. Im Nonstop-Test ist nach rund 9,5 Stunden Schluss – ebenfalls ein knapp unterdurchschnittlicher Wert. Auch das Aufladen klappt nicht optimal, denn rund 2 Stunden sind anno 2020 eindeutig zu lange für eine Vollladung. Immerhin ist dafür induktives Aufladen möglich.

Sony Xperia 1 II

Im Bereich Sound spielt Sony dafür wieder seine Stärken aus. Es gibt echten Stereoklang dank zwei Lautsprechern unter- und oberhalb des Displays und Musik wird auf Wunsch auch durch leichte Impulse des Vibrationsmotors haptisch unterstützt. Der Klang ist zwar nicht ganz auf Referenzniveau, da es bei hoher Lautstärke unsauber wird, doch das Klangbild ist rund, lebendig und das Bassfundament überzeugt. Netter Bonus: Es gibt sogar ein nerdiges Dolby-Atmos-Feature. Telefonieren macht zudem Laune, da die Stimmen in beide Senderichtungen sehr präsent sind und die Unterdrückung von Nebengeräuschen gut ausbalanciert wirkt.

Fazit

Sonys neuester Vorstoß in die Referenzklasse ist zweifellos gut, kann aber nicht auf ganzer Linie überzeugen, und das liegt vor allem an einigen Details. Das Positive aber vorweg: In den wichtigen Specs Performance, Display und Kamera kann die Komponente in den meisten Situationen absolut überzeugen. Im Bereich Akkukapazität reicht es hingegen nicht für den Thron. Unnötig und ärgerlich sind aber vor allem die Probleme bei der Handhabung. Sony verzichtet weiterhin auf eine Gesichtserkennung, der Fingerabdrucksensor ist unpraktisch platziert und arbeitet nicht sauber – warum wird an diesem Konzept festgehaltene? Dennoch: Gerade die hochwertige und vielseitige Kamera macht das Smartphone für Vielknipser interessant – der Preis dafür ist allerdings stattlich.

Hochwertiges Topmodell mit exzellenter Kamera-Performance und  nicht perfektem Handling

Smartphones Luxusklasse
Test 19.12.2020

Test: Ulf Schneider
Datum: 19.12.2020


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