TEST: Harman Kardon Citation Tower - Hightech-Aktivstandboxen mit drahtloser Verbindung und Google Chromecast

Die Harman Kardon Citation Tower sind für 2.499 EUR zu haben und arbeiten mit Google Home - einer mittlerweile weit verbreiteten App für Streaming und Multiroom. Die zwei sehr elegant auftretenden aktiven Boxen verbinden sich - übrigens sehr einfach und komfortabel - drahtlos miteinander, Signale mit bis zu 96 kHz/24-Bit Auflösung können übermittelt werden. So braucht man lediglich eine Steckdose pro Box, lästige Kabel entfallen ansonsten. Zusätzlich zum Netzwerk-Streaming steht natürlich noch Bluetooth in der Version 4.2 bereit, ohne aptX. 

Das in grau oder schwarz lieferbare Set kommt in exklusiver Optik mit schickem graumelierten Stoffbezug rund um die Säulen weist oben auf der Master-Box ein kleines, scharf darstellendes Farbdisplay auf. Gerade im oberen Bereich ist die Verarbeitung sehr gelungen, hohe Materialqualität, geringe Spaltmaße. Schaut man weiter nach unten, kann man nicht alles kommentarlos abnicken. Die billigen Kunststoffabdeckungen über den Anschlüssen (hier kommt das Netzkabel hinein) finden nicht unsere Zustimmung. Ganz unten, der kreisrunde Sockel, auf dem die Citation Tower stehen, sind wir wieder sehr zufrieden mit dem Finish und der Materialgüte.  Richtig Kritik gibt es bezülgich der Anschlüsse: Hier ist nichts (!) vorhanden. Nur als Streaming-Lautsprecher kann man die großen Citation-Tower verwenden. USB-DAC, optischer Digitalanschluss oder gar HDMI - nicht vorhanden! Das geht überhaupt nicht. 

Hier wird das Netzkabel eingesteckt. Über diesem Terminal befindet sich eine eher durchschnittlich verarbeitete Klappe

Detail hinten

Logo

Feiner Bezugsstoff, saubere Detailverarbeitung oben am Lautsprecher

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In der Master-Box ist ein Display (auf dem Bild ausgeschaltet) integriert

Display in eingeschaltetem Zustand

Das Stichwort "Google Home" fiel bereits, hinzu kommt auch eine Sprachsteuerung über Mikrofone, die sich in den Citation Tower befinden. Wer sich schon immer mit seinen aktiven Lautsprechern unterhalten wollte, kann sich also freuen, denn Google Assistant ist integriert. Die verbauten hochwertigen Mikrofone erlauben einen zuverlässigen Betrieb, selbst z.B. bei hohem Pegel kann man mit "Hey Google" starten, wird sofort wahrgenommen und kann sein Anliegen, zum Beispiel der Wunsch nach einer aktuellen Wettervorhersage, gleich loswerden. So komfortabel wie die Bedienung in der Praxis abläuft, egal ob per Sprachsteuerung oder per Google Home-App, so einfach ist auch die Einrichtung. Wer, wie wir, schon weitere Google Home-Lautsprecher gespeichert hat, kann neue "Kandidaten" innerhalb kürzester Zeit verwenden. Wir haben einige Screenshots von der Einrichtung erstellt:

Sofort nimmt die App Verbindung auf

Der Ton erklingt zuverlässig

Gerätestatistiken und Absturzberichte für Produkt-/Software-Optimierungen

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Zuweisung eines Standortes innerhalb der Wohnung oder des Hauses

Gibt es bereits ein anderes Gerät mit gleichem Namen, muss man nachbessern, damit das Device einwandfrei identifiziert werden kann

Jetzt wird das richtige WLAN-Netzwerk ausgewählt

Verbindung mit dem ausgesuchten WLAN

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Verbunden

Wer Google Assistant einmal komplett eingerichtet hat, muss hier nicht mehr viel tun

Voice Match kann hier nun einfach aktiviert werden

Erläuterungen

Voice Match wurde eingerichtet

Dienste hinzufügen. Insgesamt stehen laut Harman mehr als 300 Musikstreaming-Dienste, Internet-Radio-Plattformen und Podcasts bereit, die kompatibel sind

Mit Netfkix haben wir unser Google-Konto schon früher verknüpft

Neuigkeiten ja oder nein?

Es kann losgehen

Introduction zur Verwendung von Google Assistant

Weitere Anwendungsbeispiele

Rubrik "Entdecken"

Wettervorhersage

Spotify Connect

In der Praxis läuft die App ebenso zuverlässig wie die Lautsprecher selbst, es kam zu keinen Aussetzern oder anderen Störungen. Direkt auf dem Master-Lautsprecher, wir erwähnten es schon eingangs, befindet sich noch ein schön integriertes Farb-Display.

Einstellungen

Spotify-Wiedergabe

Lautsprecher-Setup

Bass-Pegelabgleich

Per Touch-Funktion kann man elementare Einstellungen auf dem Display vornehmen. Nun kommen wir zu einem sehr wichtigen Punkt: Wie klingen die Citation Tower?

Klang

Wir starten einigen Titeln von Spotify und beginnen hier mit "PLAKALA" von KAZKA (R3HAB Remix) und drehen direkt mal auf 75 - 80 Prozent der maximal möglichen Lautstärke. Keinerlei Anstrengung, absolut souverän und ansatzlos legen die beiden kegelförmigen Säulen los - vor allem die dichte räumliche Darstellung beeindruckt uns tief. Dynamisch Wechsel werden mit hoher Impulstreue umgesetzt, vokale Elemente trennen die Citation Tower auch bei hoher Lautstärke sehr gut vom akustischen Rest. Weiter geht es mit "When Music Matters" (Friends Of Mayday), und wiederum stellen die Citation Tower klar, dass sie sich bei der Wiedergabe elektronischer Musik nichts vormachen lassen

Zwei mal 200 Watt stehen bereit, und dass dies eine glaubwürdige Aussage ist, belegt der harte Basseinsatz, der zudem enorm präzise ist, beim gerade erwähnten Track sehr schnell. Bestückt mit einem 25mm Hochtöner,zwei 10,16 cm Mitteltönern und einem 20,32 cm messenden Basschassis, gehen auch die Chassis problemlos ein scharfes Tempo mit. Daher können wir uns kaum davon lösen, den jeweils 19 kg wiegenden aktiven Wireless-Lautsprechern auch mal "seriöse" Musik zukommen zu lassen.

Lieber geben wir weiter Vollgas, diesmal mit dem Tom Wax-Remix des Mayday-Klassikers "Sonic Empire": Wieder beeindrucken die Wucht des Antritts, aber mindestens genauso die Subtilität, mit der auch kleine akustische Elemente präzise im Hörraum platziert werden. Der Aufbau, mit plötzlichen Dynamik-Sprüngen gerade im Bassbereich, gelingt praktisch makellos, und auch bei 80 Prozent der maximal möglichen Lautstärke "weicht" der Bassbereich nicht auf. Bei "All Day & Night" von Jax Jones liefern die Citation Tower wieder ein dichtes, umhüllendes räumliches Gefühl und einen vielschichtigen Effektaufbau.

Auch, wenn Tidal nicht direkt in der Auswahl der Musikdienste vorkommt, natürlich kann man auch Tidal verwenden: "Stars" von Vize liefert wieder genau diese intensive, kraftvolle, aber zugleich exakte, homogene Wiedergabe, die wir mittlerweile schon als kennzeichnend für die Tower-Boxen herausgeschält haben.

Nun "beamen" wir uns in die 80er Jahre zurück und lauschen "I Wish It Would Rain Down" von Phil Collins. Das teils zu Scharfe, Aggressive dieses Titels, kommend vom nicht perfekten Mastering, hören wir bei den Harmonie spendenden Citation Tower nur in geringer Dosierung. Vielmehr schaffen es die Wireless-Lautsprecher, auch bei gehobener Lautstärke noch eine akkurate Differenzierung zwischen vokalen und instrumentalen Elementen zu ermöglichen. Zudem ertönt Phils Stimme charismatisch, lebendig, kräftig, und fügt sich exzellent in die Gesamt-Akustik ein.

Nun wieder vor in die 90er Jahre: "Time To say Goodbye" von Sarah Brightman und Andrea Bocelli präsentieren die Citation Tower sehr sauber, sehr exakt, mit einer ausgewogenen, in den Konturen präzisen Stimmwiedergabe, sowohl bei Sarah als auch bei Andrea. Die Instrumente des Orchesters kommen ebenfalls sehr differenziert heraus, das Volumen, das im Bassbereich bereitsteht, ist authentisch und solide. 

Hören wir nun in Tidal Master Quality, und starten mit "I Don't Care" von Justin Bieber und Ed Sheeran. Mit kräftigem Bass, einem stattlichen Volumen und einer hohen akustischen Homogenität macht sich das aktive Lautsprecherpaar ans Werk. Wer nun aber, wie es in einigen Berichten über die Citation Tower beschrieben wird, denkt, die beiden optisch charakteristischen Schallwandler würden nur Volumen, Kraft und Homogenität bereithalten, irrt unserer Meinung nach. Wir halten auch die Stimmwiedergabe der Stimmen von Justin und Ed für durchaus versiert. Sicher - es geht mehr, mehr Feingefühl und Kontur. Mit einem Setpreis von 2.499 EUR ist beim Harman-System aber auch preislich lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

Wir setzen unsere Tidal Master-Hörtestreihen mit "Shallow" von Lady Gaga und Bradley Cooper fort, und können dem Wireless-Standlautsprecher-Set auch hier konstatieren, dass die Qualität bei der Präsentation vokaler Elemente als gelungen zu bezeichnen ist. Auch die akustische Gitarre kommt tadellos heraus, und als Lady Gaga ihre Stimme erhebt, gehen die Citation Tower diesen Weg höherer Dynamik impulstreu mit. Auch die Beifallsbekundungen der Zuhörer werden passend ins akustische Gesamtgeschehen integriert.

"Paradise" von Bazzi liefert ebenfalls einen guten Überblick über das Ansprechverhalten, die Güte der Stimmwiedergabe und die Fähigkeit, nicht nur eine dichte, sondern auch eine gute Staffelung der Räumlichkeit wiederzugeben. Bei diesem Stück gefallen uns die beiden Tower-Boxen besonders gut, da sie auf der einen Seite einen präzisen, vollen Bassbereich bereitstellen, auf der anderen Seite aber auch der Stimme genug Entfaltungsspielraum einräumen. Der Hochtonbereich ist unserer Ansicht nach gelungen abgestimmt, da er klar auftritt und eine saubere Darstellung vieler Konturen ermöglicht. Auf der anderen Seite wird die Wiedergabe hoher Frequenzen auch bei gehobenem Pegel nicht zu harsch oder metallisch. Wechsel bei der Anzahl der akustischen Elemente, die aktuell vorhanden sind, werden mit zügiger Reaktion pariert. 

Klassik parieren die Harman Kardon Citation Tower gut, wie wir bei Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten - der Frühling" (Züricher Kammerorchester/Daniel Hope) vernehmen dürfen. Auch komplexe Instrumente wie das Cembalo oder die Violine werden gut herausgearbeitet. Dass, was manche behaupten, die die Citation Towers gehört haben, der Lautsprecher für Klassik nicht besonders gut geeignet sei, können wir nicht unterschreiben. Dass teurere Lautsprecher, ganz gleic, ob passiv mit einem passenden Verstärker, oder auch aktiv mit passender Vorstufe oder aktiv mit eingebauter Vorstufe, noch mehr Transparenz ins Geschehen bringen, dürfte klar sein. Für knapp 2.500 EUR wird aber eine ordentliche, recht lebendige und zugleich spritzige Darstellung erbracht, die unserer Meinung nach auch für den höheren Anspruch ausreicht. 

Auch die legendäre Arie aus Puccinis Turandot, "Nessun Dorma", gesungen von Jonas Kaufmann, ertönt durchaus feinfühlig, mit einem soliden, aber nicht übertrieben wirkenden Fundament. Die Streicher sind prima eingearbeitet, klar herauszuhören, gleichzeitig aber angenehm "smooth", so dass auch bei erhöhtem Pegel der Klang nicht zu spitz erscheint. Jonas' Stimme steht klar im Fokus, auch der Chorgesang wird tadellos zur Geltung gebracht. Wir halten die homogene, angenehme, zugleich aber durchaus mit sauberen Konturen versehene Wiedergabe der Citation Tower persönlich für sehr gut, manch Liebhaber einer klassischen HiFi-Auslegung mag das anders sehen: Solchen Anwendern, die den schlankeren, mehr ins Analytische gehenden Sound klassischer HiFi-Komponenten schätzen, werden hier zu viel Bass, zu viel Volumen und eine insgesamt zu üppige Wiedergabe bemängeln. Aber das sieht jeder anders, je nach dem, wie Musik genossen wird. Wir finden die entspannende, aber zugleich atmosphärisch dichte und durchaus dynamische Präsentation der beiden Harman-Säulen absolut passend. 

Wir setzen unsere Klassik-Hörtestreihen mit der chronologisch ersten Arie von Figaro und Susanna aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Figaros Hochzeit" fort. Ja, auch hier finden wir keine akustischen Belege, dass die Citation Tower für klassische Musik ungeeignet sind. Eine differenzierte, gut detaillierte Stimmwiedergabe der Parts von Susanna und von Figaro ist herauszuhören, und die klare Fokussierung der vokalen Elemente, ohne die orchestralen Figuren ins Bedeutungslose zurückzudrängen, halten wir für sauber ausbalanciert. Die Streicher fallen uns wieder auf, sie sind frisch, aber zugleich nicht zu harsch, sondern treffen eine ausgezeichnete Mischung aus Lebendigkeit und Homogenität.

Fazit

Nicht in jedem Test haben die Harman Kardon Citation Tower exzellent abgeschnitten. Vor allem die akustische Auslegung wurde den schicken, unverwechselbar auftretenden aktiven Wireless-Lautsprechern vorgeworfen: Homogen, gefällig, aber nicht geeignet für Liebhaber von detailreichem, natürlichen Klang und für Klassik-Freunde. Solchen Aussagen können wir nicht zustimmen. Für uns ist die Auslegung der Citation Tower hervorragend gelungen, das heißt: Es wird eine sehr gute Mischung aus Lebendigkeit und Fein- sowie Grobdynamik auf der einen und harmonischem, angenehmem Klang auf der anderen Seite geboten.

Der besonders früher übliche, von Experten nach wie vor hochgelobte, analytische, eher schlanke Sound ist absolut nicht für jeden Hörer geeignet. Und zu behaupten, dass nur derjenige, der den in den Höhen recht prägnanten, sehr strahlenden, unten herum straffen, aber schlanken klassischen HiFi-Klang schätzt, ein anspruchsvoller Hörer ist: das können wir nur als sehr vermessen bezeichnen. Moderne Hörer, die gleichermaßen intensiv wie homogen hören möchte, können das mit den Citation Tower auf hohem Level.

Dass es natürlich noch viel bessere, noch sorgfältiger abgestimmte Boxen gibt - daran kann kaum jemand zweifeln. Mit einem Set-Preis von 2.499 EUR ist schließlich auch preislich noch sehr viel Luft nach oben. Für ihren Kaufpreis jedoch erbringen die Citation Tower eine rundherum erstklassige Leistung - denn sie sind überdies pegelfest, sehr gut verarbeitet und funktionieren zuverlässig. Einen Kritikpunkt haben wir jedoch: Man kann die Citation Tower nur als kabellosen Streaming- und Bluetooth-Lautsprecher verwenden. Kein USB-DAC, kein optischer Digitalanschluss und kein HDMI. Hier wurde wohl leider nicht ganz zu Ende gedacht. 

Top-Gegenwert fürs Geld: Akustisch gekonnt abgestimmt, überzeugen die Citation Tower auch mit Eleganz und Betriebssicherheit

Wireless-Standlautsprecher Oberklasse
Test 10. Juli 2019

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Vincent Rampacher
Datum: 10. Juli 2019

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