PREVIEW: Yamaha AVENTAGE RX-A870 - Leistungsstarker 7.2-Kanal-MusicCast-AV-Receiver für 1.049 EUR?
Für 1.049 EUR steht Yamahas 2017er Aventage-AV-Receiver RX-A870 mit MusicCast bereit. Decoder für Dolby Atmos und dts:X, 100 Watt/Kanal (2 Kanäle ausgesteuert, 8 Ohm, 20 Hz bis 20 kHz, 0,06 % Klirrfaktor), sowie das ganze Spektrum an MusicCast- und Netzwerkfunktionen (AirPlay, Spotify, Pandora, Tidal, Deezer, Qobuz, Juke) sind ebenso Bestandteil der Ausstattung wie vielfältige Hi-Res-Audio-Nutzungsmöglichkeiten (DSD 2,8/5,6 MHz, Flac/WAV(AIFF bis 192 kHz/24-Bit, Apple Lossless (ALAC) bis 96 kHz/24-Bit).
Rückseite komplett
HDMI-Sektion
Anschlüsse unter der Frontklappe
Neu hinzu kommt im Modelljahr 2017 ein DAB/DAB+ Radiotuner. Acht HDMI-Eingänge und zwei HDMI-Ausgänge sind vorhanden, sie kommen mit voller 4K Ultra HD-Unterstützung (4K/60p, 4:4:4 Farbsignale, BT.2020, HDR10 und Dolby Vision-Support) und stellen ebenfalls die Zukunftssicherheit des Yamaha sicher.
YPAO-Einmessmikrofon
Wie üblich, ist das automatische Lautsprecher-Einmesssystem mit Room-EQ Y.P.A.O an Bord - inklusive R.S.C. (Reflected Sound Control) und Mehrpositionen-Einmessung (8 Hörpositionen). Yamaha verbaut ein laut eigenen Worten verbessertes Graphical User Interface (GUI) in 8 Sprachen. Wie üblich ist der RX-A870 wahlweise in schwarzer, wie bei uns im Test, oder in titanfarbener Variante lieferbar. 17 DSP-Programme verschiedener Sparten (z.B. Cinema und Music) sorgen für Abwechslung.
Lautstärkedrehregler
Quellwahlregler
Optisch gehen keine neuen Impulse vom RX-A870 aus, gewohnte Yamaha-Kost, wie schon seit Generationen. Da ein neuer Schriftzug, dort minimale Veränderungen - nichts, was man auf den ersten Blick erkennen würde. Der nicht gerasterte Lautstärkeregler, der zusätzlich leicht eiert, weiß nicht zu überzeugen. Der gerasterte Regler für die Wahl der Quelle gefällt da schon eher. Das Punktmatrix-Display ist einzeilig gehalten. Solide, große Standfüße und der Aventage-typische 5. Standfuß im Zentrum des Unterbodens bringen Punkte. Nichts Besonderes findet sich auf der Geräterückseite, die Anschlüsse weisen eine preisklassengemäße Qualität auf und sind gut eingepasst.
Display
Fernbedienung
Die im Lieferumfang enthaltene Fernbedienung ist ebenfalls bestens bekannt, sie ist voll befriedigend hinsichtlich der Materialqualität, ihre Praxistauglichkeit wird aber durch die stellenweise sehr kleinen Tasten beeinträchtigt.
Innerer Aufbau in der Übersicht
Der RX-A870 ist ordentlich aufgebaut. Leider kann man mittlerweile nirgendwo mehr Alu-Kühlkörper in der 1.000 EUR-Liga erwarten, so hat auch der Yamaha passive Kühlelemente aus Blech.
Trafo
Der Transformator im RX-A870 ist ein normales, preisklassenübliches Bauteil. Ein besonders leistungsfähiger - aber meist auch teurer - Ringkern-Trafo wird in der 1.000 EUR Liga nirgendwo verwendet.
Mehrstöckiger Aufbau, unten sitzen die Elkos
Platinenlayout und Verkabelung
Der schon oben angesprochene Blech-Kühlkörper
Wie sieht das On Screen Display des Yamaha RX-A870 aus? Wir sehen hinsichtlich der grafischen Anmutung keine großen Unterschiede, wenn wir mit der 2016er Version vergleichen. Generell bietet Yamaha keinen On-Board-Einrichtungsassistenten, sondern eine kostenlos herunterzuladende App fürs Tablet, die bei der Ersteinrichtung hilft. Das automatische Einmesssysteme Y.P.A.O. arbeitete bis auf eine, uns schon bekannte Problematik zuverlässig: Die Phase der Top Firing-Module wurde als "falsch" angezeigt, obwohl sie korrekt war. Y.PA.O. hat ansonsten auch akustisch einen sehr guten Reifegrad erreicht, der Klang mit aktiviertem Y.P.A.O ist ausgewogen und klar.
Lautsprechersetup
Zusammenfassung der bestehenden Daten vor der Messung
Vorprüfung rechter Frontlautsprecher
Vorprüfung linker Frontlautsprecher
Hauptprüfung
An bis zu 8 Positionen misst Y.P.A.O ein
Menü "Ton"
Menu "Netzwerk"
Menu "Funktion"
Das OSD steht in mehreren Sprachen bereit
Typisch für Yamaha sind die "Scene" Tasten, man kann hier Funktionsketten als oft verwendete Macros hinterlegen
Auch eine Yamaha-Spezialität: Die legendären DSP-Modi mit umfangreichen Nachbearbeitungsmöglichkeiten (variieren je nach Programm)
Natürlich ist Spotify an Bord
Hi-Res-Wiedergabe in Flac 48 kHz/24-Bit. Leider fehlt diese Information auf dem GUI-Screen
Der Yamaha RX-A870 ist üppig und modern ausgestattet. Die Optik ist nicht besonders aufregend, die Verarbeitung insgesamt sehr gut.
Klang
Wie üblich, haben wir unser Nubert nuLine Mehrkanal-Lautsprecherset verwendet. Und wir starten diesmal mit Hi-Res Stereo-Dateien im Flac-Format. Diana Kralls "Desperado" (48 kHz/24-Bit) klingt etwas anders als bei früheren Yamaha Aventage-Modellen. Der wärmere, rundere Klang zeichnete sich schon beim RX-A860 von 2016 ab. Und da die Nubert nuLine 284, die für vorne links und rechts Verwendung finden, neutral abgestimmt sind, kann die spezifische Charakteristik des RX-A870 gut herausgearbeitet werden. Besser geworden ist auch die Fähigkeit, die Stimme von den Lautsprecher-Chassis zu lösen. Man hört entspannt und doch in vielen Details, eine sehr gelungene Mischung. Das Piano wird ausgezeichnet eingearbeitet, man hört auch die Anschlagdynamik heraus. Hier hat sich gegenüber dem älteren Modell aber nichts geändert.
Dass noch etwas mehr Räumlichkeit insgesamt vorhanden ist, das ist aber sehr wohl im 2-Kanal-Modus zu verzeichnen. Yamaha bewegt sich mit dieser Auslegung auf einem unserer Meinung nach sehr sicheren Pfad. Dynamik ist noch genug vorhanden, das beweist auch "Don't Dream, It's Over", ebenfalls von Diana Kralls "Wallpaper" Album und in 48 kHz/24-Bit vorliegend. Die Harfe zu Beginn gefällt durch die gute Durchhörbarkeit, die homogene Gesamtauslegung wird auch bei diesem Stück sehr gut deutlich. Das erste Allegro aus Wolfgang Amadeus Mozarts Violinenkonzert in D-Dur, KV 218, ertönt mit lobenswerter räumlicher Staffelung, atmosphärisch dicht, aber zugleich mit einer gefälligen Leichtigkeit. Der RX-A870 bleibt auch hier seiner zuvor gezeigten akustischen Auslegung treu und taugt somit auch für mehrstündige Hör-Sessions, da selbst die ordentlich detaillierten Violinen-Solo-Parts nicht zu aggressiv oder fordernd in Erscheinung treten. Im Vergleich zur Konkurrenz von Onkyo, Pioneer oder Denon/Marantz hat sich Yamaha nun für eine akustische Auslegung entschieden, die sogar noch stärker als mancher der genannten Konkurrenten auf Harmonie und klangliche Ausgewogenheit setzt - ein mutiger, aber für uns aus akustischer Sicht sehr gelungener Schritt.
Da die DSP-Programme beim RX-A870 nicht bei Dolby Atmos/Dolby Surround und dts:X/dts Neural:X greifen (das funktioniert erst mit dem Cinema HD 3 Prozessor, der in 2017 in den Aventage AV-Receiver-Modellen RX-A1070, RX-A2070 und RX-A3070 verbaut ist), haben wir uns den Beginn von "James Bond 007 - Ein Quantum Trost) im "normalen" dts Neural:X Modus angehört. Der Yamaha, in dessen Inneren analoge Endstufen arbeiten, schwingt sich souverän in höhere Pegelregionen auf, schon der Vorgänger konnte dies sehr gut. Tadellos ist das Auflösungsvermögen, wenn z.B. Glassplitter und andere Teile im Verlauf der wilden Verfolgungsjagd am oberitalienischen Gardasee durch die Gegen fliegen. Der RX-A870 arbeitet die Top Firing-Module wirkungsvoll ein und weitet dadurch gerade die vordere Klangkulisse deutlich. Man fühlt sich bestens ins Geschehen integriert, der aktive Subwoofer wird bei korrekter Einpegelung sauber angesteuert.
Der Eindruck einer in sich schlüssigen, gleichzeitig klar definierten Front-Surroundkulisse ist allzeit präsent. Die Übergänge zu den beiden Surroundlautsprechern gestalten sich fließend, so dass die Räumlichkeit insgesamt erst da ihre Grenzen findet, wo ein Neunkanal-AV-Receiver, der den Betrieb mit einer 5.1.4-Konfiguration zulässt, durch die beiden zusätzlichen Top-Firing-Module hinten noch mehr Atmosphäre realisieren kann. Nach der 007-typisch turbulenten Eröffnungssequenz wird, auch das ist Bond-spefizisch, der Titelsong in voller Länge ausgespielt. Klar, differenziert und kraftvoll kommt dieser zur Geltung, mit straffem Bass und der schon vom Stereo-Betrieb her bekannten homogenen Gesamtauslegung. Dynamische Wechsel handhabt der RX-A870 gelassen und mit untadeliger Impulstreue. Als dann das nächste Kapitel startet und man sich oberirdisch inmitten des "Palio", einem berühmten historischen Pferderennen in Siena, befindet, kommen die Beifallsbekundungen der Zuschauer akustisch mit Schwung und Nachdruck heraus. Szenenwechsel - das Verhör von Bonds Geisel durch den MI6 wird mit akkurater Stimmwiedergabe, die den leichten Hall der Lokalität treffend berücksichtigt, ebenfalls tadellos präsentiert. Wo liegen die Vorzüge teurerer AV-Receiver? Noch mehr subtile räumliche Details, noch spontaneres Ansprechen der Endstufen, insgesamt noch mehr Auflösung.
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