TEST: Samsung Galaxy Tab S2 - Flaggschiff mit Top-Display und flinkem Prozessor

Die Koreaner bringen auch das Tablet-Flaggschiff technisch auf den neuesten Stand, wobei aber ein Feature dem Rotstift wohl endgültig zum Opfer fiel.

Apple ist zwar immer noch die Nummer 1 auf dem Tablet-Parkett, doch der Anteil der Kalifornier fiel  dieses Jahr erstmals auf unter 25%, während Samsung mit 17% Marktanteilen weiterhin souverän Platz 2 verteidigt. Bislang verzichten die Koreaner allerdings auf die üblichen Apple-Strategien, denn das Samsung Galaxy Tab S2 ist weder preisintensiv (Straßenpreis ca. 399 Euro) und dank microSD-Slot auch kein geschlossenes System.

Dass der Preis gegenüber einem iPad niedriger  ausfällt, liegt auch daran, dass am Material gespart wird, denn statt gebürstetem Aluminium besteht die Rückseite aus gummierten Plastik, was aber für eine gute Haptik sorgt. Auf besondere Designkapriolen verzichtet auch das Tab S2, wobei das Tablet dank geringer Bautiefe, Vollverglasung der Frontseite und dem Aluminiumrand elegant und sehr hochwertig aussieht – und auf jeden Fall robuster als der Großteil aller Flachmänner.

Rückseite das Galaxy Tab S2

Ungewöhnlich: Das Nachfolgermodell bietet gegenüber dem Vorgänger eine geringere Pixeldichte (von 359 auf 320 ppi). Das 8-Zoll-AMOLED-Display löst nämlich mit 2.048 x 1.536 Pixel auf. Und was hat das für die Qualität eine Bedeutung? Gar keine, denn auch das Tab S2  begeistert durch eine hohe Schärfe und bestechende Farbwiedergabe. Einziger typischer OLED-Schwachpunkt: Durch das Fehlen einer Hintergrundbeleuchtung ist die Helligkeit im direkten Vergleich zum iPad merklich dunkler (350 Candela pro Quadratmeter). Via manueller Einstellung lässt sich dieser kleine Malus aber gut kompensieren. Gut zudem: Dank Gorilla-Glas nimmt der Touchscreen auch größeren Druck nicht so schnell optisch krumm.

Auch bei den Tablet-Digitalkameras tut sich qualitativ etwas. Der 8-Megapixel-Knipser bietet eine gute Lichtempfindlichkeit und arbeitet schnell. Da auch dieses Tablet über keinen LED-Blitz verfügt sind das wichtige Voraussetzungen, damit vernünftige Schnappschüsse gelingen. Im Praxistest liefert das Tab S2 aber nicht so hochwertige Fotos wie bei aktuellen Smartphones. Die Schnappschüsse sind recht blass, dafür aber in der Regel bis zum Bildrand vernünftig ausgeleuchtet und ausreichend scharf. Für einfache Dokumentationen bei Tageslicht reicht die Qualität somit aus – und die Kamera gehört mit Sicherheit ohnehin nicht zu den Key Features eines Tablets. Die Frontkamera löst hingegen nur mit 2 Megapixel aus und das reicht bestenfalls für Selfies bei Tageslicht.

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Samsung Galaxy Tab S2 Foto

Aufnahme mit dem Tab

Das restliche Ausstattungspaket ist insgesamt sehr rund aufgestellt: Die Datenbahnen W-LAN nach ac-Standard und LTE arbeiten zeitgemäß schnell und dank Telefonfunktion ist der Koreaner auch ein guter Kommunikator. Zwei Datenschnittstellen fehlen aber: NFC und die klassische Infrarotschnittstelle. Letztere war für den Einsatz als Multimedia-Fernbedienung eigentlich ganz praktisch, doch Samsung überlässt die Steuerung nun wohl vollends App-Lösungen.

Außergewöhnlich bei einem Tablet ist sicherlich der Fingerprintsensor, der leider nicht immer auf Anhieb abliest, um so unter anderem das Tablet vor ungebetenen Zugriff sicher zu schützen.

Im Bereich Speicherplatz wird das Samsung Galaxy Tab S2 mit 32 GB ausgeliefert, von dem rund 23 GB zur freien Verfügung stehen. Da dieses Archiv nicht für die Ewigkeit ausgelegt ist, sorgt ein microSD Speicherkarten-Slot für mehr Flexibilität.

Im Zusammenspiel mit gleich zwei App-Stores ist der Fernöstler im Bereich Komfort somit gut aufgestellt, zumal dem Nutzer auch exklusive Samsung Premium-Apps, wie drei Monate lang kostenloses Deezer, angeboten werden.

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Samsung Galaxy Tab S2 Screenshot

Android 5.0.2

Als Betriebssystem kommt „nur“ Android 5.0.2 Lollipop zum Einsatz und wie es mit Updates ausschaut, darüber lässt Unternehmen die User noch im Unklaren. Darüber gestülpt sorgt das hauseigene User Interface TouchWiz wieder für zahlreiche Personalisierungsmöglichkeiten – alles soweit bekannt und Samsung hat sich auch nicht die Mühe gemacht großartig vom bewährten Schema abzuweichen. Samsung erfahrene Nutzer fühlen sich somit bei diesem Tablet sehr schnell heimisch.

Was aber auffällt: Der Home-Button wandert gegenüber dem Vorgängermodell von der langen auf die kurzen Seite, sodass man beim der Nutzung im Querformat ein wenig aufpassen muss, diesen Knopf nicht aus Versehen zu drücken. Durch die ungünstige Platzierung der Stereo-Lautsprecher wird der Nutzer somit förmlich animiert das Galaxy Tab S im Hochkant zu nutzen – nun ja…

Ansonsten ist das Arbeitstempo aber angenehm flott und alle wichtigen Bedienungselemente vorhanden.

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Klar, beim Flaggschiff lässt sich Samsung natürlich nicht lumpen und packt einen potenten Prozessor unter die Plastikhaube: Samsungs eigener Exynos 5443 Octacore-SoC kommt zum Einsatz mit einer 1,3 + 1,9 GHz Taktung und 3 GByte RAM – damit lässt sich arbeiten. In der Tat bringt dem Flachmann im Alltag nicht so schnell etwas aus dem Tritt. Der anspruchsvolle 3D Racer Asphalt 8 läuft ungemein schnell und geschmeidig und Multitasking-Aufgaben sind für den Koreaner ebenfalls kein Problem – Schulnote 1.

Beim Stehvermögen ist das Bild hingegen zwiespältig. Bei einer moderaten Nutzungsintensität bleibt das Samsung Galaxy Tab S2 8.0 zwar tagelang locker auf Empfang, aber sobald der Anteil an weißen Flächen auf dem Display hoch ausfällt (z. B. beim Surfen) ist bereits nach rund sechs Stunden Schluss. Grund: Das AMOLED-Display entpuppt sich als gierige Stromfresser, wenn es um die Ausleuchtung von hellen Bildpartien geht. Im reinen Video-Modus sind hingegen gleich mehrere Blockbuster am Stück kein Problem.

Seitliche Ansicht

Fast schon ein leidiges Thema bei Samsung ist die Soundkulisse. Zwar verfügt das  Tab S2 über Stereo-Lautsprecher, doch die sind beide am Geräteende platziert. Im Hochformat ist die Stereobasis somit sehr klein und im Querformat gar nicht vorhanden. Schlimmer noch: Dadurch klingt der Sound leicht verwaschen und man gerät mit den Fingern schnell auf einen der beiden Lautsprecher. Mit anderen Worten: wieder einmal eine völlige Fehlplanung. Liebe Samsung-Designer, platziert die Lautsprecher bitte endlich sinvoll!

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Fazit

Starke Prozessorleistung, gehobenes Ausstattungspaket und ein Top-Display - Samsung kann auch Tablets! Allerdings fehlen dem neuen Flaggschiff klare Alleinstellungsmerkmale, um einen größere Kundenbindung zu erzielen. Dadurch konkurriert Samsung auch weiterhin stark mit preisaggressiven Modellen aus China. Mir persönlich gefällt zudem nicht, wie mutlos bzw. ungeschickt Samsung das Thema Sound behandelt, denn die einseitig platzierten Lautsprecher sind schlichtweg Nonsens. Wie man es viel besser macht, zeigt beispielsweise das durchweg empfehlenswerte Sony Xperia Z4 Tablet. Angesicht stagnierender, respektive leicht rückläufiger Marktanteile darf man gespannt sein, ob Samsung auch bei den Tablets bald eine Strategieänderung vornimmt.

Vom Preis/Leistungsverhältnis her eine sehr gute Vorstellung
sehrgut
15.12.2015

+ Exzellente Performance
+ Knackiges OLED-Display
+ Leicht & flach

- Ungünstig platzierte Stereo-Lautsprecher
- Keine Infrarot/NFC-Schnittstelle
- Keine optimale Dauerbelastung

 

Test: Ulf Schneider
Datum: 15.12.2015

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