XXL-TEST: NAD 9.2 Kanal Hightech-AV-Receiver T 778 mit BluOS-Modul und kraftvollen Endstufen

Müssen sich die "Großen" Yamaha, Denon, Marantz, Onkyo und Pioneer auf einen neuen "Platzhirsch" einstellen? NAD bringt ein hinsichtlich seiner Spezifikationen äußerst interessantes neues AV-Verstärker-Flaggschiff für rund 3.000 EUR auf den Markt: Der optisch edle und technisch innovative T 778 sorgt bereits im Moment, in dem er angeschaltet wird, für Aufsehen, und zwar durch das riesige Display, das als sehr gut reagierender Touchscreen ausgelegt ist und mit sehr gutem Kontrast und tadelloser Ablesbarkeit überzeugen kann. 

Verarbeitung, Anschlüsse und technische Merkmale

Optisch geht NAD seinen eigenen Weg, das dokumentiert auch der T 778. Er sieht schlicht und harmonisch aus, mit sehr aufgeräumter, solide verarbeiteter Frontblende, deren beherrschendes Element das eingangs bereits erwähnte Display ist. Der Drehregler für die Einstellung der Lautstärke könnte etwas größer und edler ausfallen. 

Lautstärkedrehregler, der etwas klein geraten ist - aber alles Geschmacksache 

Aufgeräumtes Design, hier vorne rechts

Vorne links 

Logo und Standby-Knopf vorne 

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Geringe Spaltmaße

Anschlüsse vorne

Aus seitlicher Perspektive 

Die Standfüße im Detail. NAD setzt hier auf eine andere Formgebung als viele Konkurrenten

Unterseite

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Rückseite

HDMI-Bestückung geht in Ordnung. Etwas einfach gehalten sind die Lautsprecherkabel-Anschlussterminals

An Anschlüssen bötet der NAD hinten fünf HDMI-Eingänge und zwei HDMI-Ausgänge, allesamt 4K-tauglich. Das ist keine übermäßig umfangreiche, aber eine ausreichende Bestückung. Hinzu kommt USB und Ethernet (hinten). Auf der Frontseite ist eine weitere USB-Buchse plus 1 x HDMI untergebracht. Hinzu kommt der Anschluss für 6,25 mm Kopfhörer. 

Weitere Anschlüsse

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Des Weiteren finden sich zwei koaxiale und zwei optische Digitaleingänge, bei den analogen Cincheingängen ist auch ein dedizierter Phonoeingang vorhanden. Ein 12 V Trigger In Anschluss und drei 12 V Trigger Out Terminals sind ebenfalls verbaut. Das gilt auch für eine RS232 Schnittstelle und Pre-Outs für Front, Surround, Surround Back, 2 x Subwoofer, Center, Height 1 und Height 2. Ein 2-Kanal-Cinch-Pre-Out für Zone 2 ist ebenfalls vorhanden. 

Die Lautsprecherkabel-Anschlussterminals könnten hochwertiger ausfallen. 

Der T 778 verfügt über die neueste Evolutionsstufe des NAD-eigenen Hybrid-Digitalendstufen. Die Dauerleistung (alle neun Kanäle über die volle Bandbreite angesteuert) beträgt 85 Watt pro Kanal - wohlgemerkt, hier ist der T 778 voll in Action, also nicht die oft gängige Maßeinheit "1 kHz, 1 Kanal ausgesteuert, 6 Ohm" oder Ähnliches. 

Innenleben komplett

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Sorgfältiger Aufbau im Detail

Endstufen-Layout

Akkurates Platinenlayout

Weiterer Blick von oben

Elektrolyt-Kondensatoren

Alles sorgfältig geschirmt und akkurat verschraubt

Nein, der ehrliche NAD powert bei vollem Einsatz mit 85 Watt pro Kanal, und das hebt ihn in eine Liga z.B. mit Kraftpaketen von Arcam. Wobei die neuen Arcam AVR10, AVR20 und AVR30 lediglich sieben Endstufen mitbringen und nicht wie der T 778 über neun Endstufen verfügt. Somit kann man DTS:X (auch, wenn auf der Website nur DTS-HD Master Audio steht) und Dolby Atmos Software auch in 5.1.4 ausgeben. Die Vorstufe schafft sogar 7.1.4, dann aber braucht man noch eine externe Stereoendstufen. Das Innenleben des T 778 ist sorgfältig eingerichtet, gerade de Aufbau der Endstufensektion wirkt sauber. Die Verkabelung ist vorbildlich, nirgendwo findet man schlaff herumhängende Kabel. 

Auro-3D, wie bei Arcam, Marantz oder Denon an Bord, bringt der NAD nicht mit. Dafür aber ist der T 778 mit dem Dirac Live Lautsprecher-Einmess- und Raumkorrektur-System ausgestattet. 

bluOS-Modul

Ebenfalls zum Lieferumfang gehört ein bluOS-Modul. Dieses bietet von allen Streaming-Plattformen, die es derzeit gibt, mit die beste Kompatibilität: Zahlreiche Musik-Streaming-Dieste stehen zur Verfügung, und auch, was die Dateiformate angeht, die wiedergegeben werden können, ist bluOS weit vorn. So kann z.B. MQA wiedergegeben werden, "Master Quality Authenticated", ein Hi-Res-Übertragungsformat, fas aber nicht mehr Bandbreite benötigt als die Übertragung in CD-Qualität. Tidal Master Quality nutzt zum Beispiel MQA als Trägerformat. 

Großer Touchscreen mit guter Auflösung

Hier die erstklassige, beleuchtete Systemfernbedienung in der Dunkelheit

Und bei Tag

Kompakte Zweitfernbedienung 

Mitgeliefert ist eine edle, beleuchtete Systemfernbedienung mit IR-Lernfunktion. Diese ist zwar recht groß und schwer, liegt aber trotzdem sehr gut in der Hand und bietet eine sehr angenehme Haptik der übersichtlich angeordnet Tasten. Des Weiteren liegt noch eine Zweitfernbedienung bei, die sehr kompakt ist und keinerlei Rätsel hinsichtlich der Bedienbarkeit aufwirft. 

Menüs und Einrichtung

Wenden wir uns nun der Einrichtung und den Menüs zu. Hier möchten wir Screenshots zu den Geräte-OSDs des T 778 ebenso präsentieren wie Screenshots der BluOS-App.

Schlicht, aber attraktiv gehaltenes Hauptmenü. Das NAD-Logo prangt stolz in der Mitte

Hier die DSP-Optionen

Tone Control-Menü

Die üblichen Bass- und Höhenregler, dazu eine Einstellmöglichkeit für die Center-Dialoglautstärke

Der NAD T 778 kann auch eine zweite Hörzone bedienen. Wenn man möchte, kann man zwei der 9 Endstufen für die Befeuerung verwenden

Umfangreich tritt das Setup-Menü auf

Control Setup

Setup für die Quellen

Setup für die Lautsprecher

Manuelles Speaker-Setup. Dirac ist in der obersten Zeile auf "Off" gesetzt

Hörmodi

Die Menüs sind übersichtlich und zeitlos gestaltet. Was uns fehlt, sind Hilfetexte und Grafiken, die zu verdeutlichen helfen, wie man z.B. den Abstand der Lautsprecher zum Hörplatz richtig eingibt.

BluOS-Modul

BluOS-Update

Wie ergeht es dem Anwender beim Einrichten des Bluesound-Moduls? Hier ist zu bedenken, dass man stets die aktuellste Firmware verwenden und beim Erscheinen einer neuen Version updaten sollte.

Der T 778 wurde erkannt

Suche nach verfügbaren Updates

Unbenennung möglich

Nun kann das BluOS Modul verwendet werden

Hauptmenü

Große Auswahl an Musik-Streaming-Diensten

Weitere Einstellungen

Einfach kann man weitere Player ergänzen

Der NAD T 778 beeindruckt mit sehr guter Ausstattung inklusive Dirac und BluOS-Modul. Dieses liegt als externes Dongle bei und wird hinten eingesteckt. BluOS ist derzeit eine der besten Streaming-Plattformen, unserer Meinung nach, und bietet eine reichhaltige Auswahl z.B. an Musik-Streamingdiensten. Mit kraftvollen neuen Endstufen, einem großen Touchscreen auf der Gerätefront und einer edlen Fernbedienung sammelt der NAD weitere Punkte.

Dirac Live

Wenden wir uns der akustischen Einmessung und Raumkorrektur mittels Dirac Live zu. Im Gegensatz zu klassischen Systemen, wie z.B. Audyssey, steckt die Software nicht komplett in der AV-Receiver-Komponente, sondern man benötigt für die Messung und den daraus resultierenden Korrekturparametern einen PC bzw. ein Notebook. Bevor man beginnt, sollte man darauf achten, dass das aktuelle Firmware-Update auf dem AVR aufgespielt ist. Für die Verwendung von Dirac Live ist mindestens die Version 2.10.09 erforderlich. Hat man bereits BluOS eingerichtet, sollte man ohnehin auf dem aktuellsten Software-Stand sein.

Nun lädt man sich unter "live.dirac.com" die aktuelle Version der Raumkorrektur-Software herunter und installiert diese, es stehen Versionen für Windows und für macOS zur Verfügung. Nach Festlegung des Installationspfades wird die Software installiert. Wir haben uns in diesem Fall für die mit dem T 778 kostenlos verfügbare Software-Suite entschieden. Wer möchte, kann aber problemlos auf die Pro-Variante upgraden. Nach dem Öffnen kann man sich mit einem Account einloggen, die Software scanned aber auch nach vorhandenen bzw. unterstützten HiFi-Produkten im Netzwerk und nach Auffinden des NAD T 778 V3 können die Features der Basic-Version genutzt werden. Nach einer Kalibrierung der Lautstärke und Empfindlichkeit des Messmikrofons beginnen die eigentlichen Messungen des Systems.

Insgesamt neun (bzw. 17 bei "Sofa") Messpositionen lassen sich mit Dirac Live einmessen, dabei werden zahlreiche Parameter berücksichtigt, die auch von anderen Einmesssystemen bekannt sind. Auch die Sitzposition wird natürlich mit einbezogen. Hier unterscheidet man bei Dirac Live grundsätzlich zwischen Stuhl bzw. Sessel und Sofa. Während "Stuhl" für eine einzelne Hörposition im perfekten Sweet Spot gedacht ist, verwendet man "Sofa", wenn häufig mehrere Personen den Mehrkanal-Sound genießen. Die Messungen können angezeigt und geprüft werden, zudem ist die Zielkurve an unbegrenzten Punkten editierbar.

Zweifellos ist Dirac Live ein mächtiges Werkzeug, allerdings hinkt es bzgl. der Nutzerfreundlichkeit anderen, integrierten Systemen hinterher. Nicht jeder möchte eigens eine Software für die Messung installieren und gegebenenfalls mit Problemen und folglich zeitaufwändigem Troubleshooting konfrontiert werden. Dies  wurde nun auch seitens der Entwickler erkannt und es gibt inzwischen die Möglichkeit, die Messung auch mittels Smartphone durchzuführen. Prinzipiell ist die Methode der PC-Anwendung sehr ähnlich. Zunächst wird die App installiert und, sofern das Smarthone sich im gleichen Netzwerk wie der AVR befindet, sucht die App nach der kompatiblen HiFi-Komponente und es kann mit den Messungen losgehen. Auch am Smartphone lässt sich die Ergebniskurve korrigieren und nach eigenen Wünschen anpassen, zudem gibt es die praktische "Snapshot"-Funktion, mit der man die aktuelle Kurve "abfotografieren" bzw. speichern kann und nach Veränderungen wieder in diesen Ursprungszustand zurücksetzen kann. Die entsprechende Kurve kann dann benannt und an den AV-Receiver exportiert werden.

Erste Bilanz

Der NAD T 778 gefällt mit seiner aufgeräumten Optik und der soliden Verarbeitung auch innen. Kleine Kritikpunkte: Der qualitativ nicht allzu begeisternde Lautstärke-Drehregler und die Lautsprecherkabel-Anschlussterminals. Auro-3D als drittes objektbasiertes Audioformat bietet der NAD im Gegensatz zu Marantz, Denon oder Arcam nicht. Dafür aber, wie wir es auch z.B. von Arcam kennen, aufwändig aufgebaute und leistungsfähige Endstufen. Im Gegensatz zur britischen Konkurrenz von Arcam sogar mit 9 und nicht nur mit 7 Einheiten. Die HDMI-Anschlussbestückung ist ausreichend, wenn auch nicht enorm üppig. Den Menüs, grafisch schlicht, aber ansprechend gestaltet, fehlen Hilfetexte. Ein praktischer Assistent für die erste Einrichtung ist nicht vorhanden. Dirac als Lautsprechereinmesssystem bietet mannigfaltige Möglichkeiten, aber nicht die Betriebssicherheit, die man von Audyssey oder YPAO kennt. Auch das Handling ist zwar oberflächlich einfach, wer aber aktiv einmisst, wird sehen, dass das Procedere zeitaufwändiger ausfällt als bei Audyssey oder YPAO. Sehr gut finden wir, dass das BluOS-Streaming-Módul in Form eines Dongles mitgeliefert wird. Sollten sich neue Streaming-Standards etablieren, ist es somit prinzipiell sehr einfach, den T 778 auf den neuesten Stand zu bringen - dazu muss nur ein neues externes Dongle her. 

Klang Mission Impossible, Rogue Nation, Blu-ray, Dolby Atmos

Im vierten Kapitel von "Mission Impossible - Rogue Nation", der "Wien-Sequenz", trumpft der NAD T 778 direkt zu Beginn des Kapitels auf. Mit Wucht, dichter Räumlichkeit und enormer Präzision stellt er die klassische Musik dar, die die Bilder des nächtlichen Wiens untermalt. Dann folgt sogleich ein kompletter Wechsel der Geräuschkulisse. Wir befinden uns in einer U-Bahn-Station unweit des Wiener Opernhauses. Benjamin Dunn kommt gerade mit einem U-Bahn-Zug an und erhält Instruktionen von Ethan Hunt. Die Stimme Benjis, aber auch die Geräusche in der U-Bahn-Station (Gemurmel der Menschenmenge, der herausfahrende Zug) kommen sauber und vor allem enorm differenziert heraus. Auch der erste Scan mit der  neuen Brille, die Benjamin aufsetzt, wirkt sehr exakt hinsichtlich der Wiedergabe. Der NAD faszinierend in diesen ersten Minuten mit einer Mischung aus enormer Sensibilität und einem Respekt einflößenden Nachdruck. 

Nun geht es aus der Bahnstation hinaus, direkt vor die Oper. Hier kommt gerade der Österreichische Bundeskanzler nebst Ehefrau in seinem Dienst-Maybach an. Das Blitzlicht-Gewitter der Pressefotografen wirkt authentisch, der Music Score, der im Hintergrund Spannung aufbaut, wird vom NAD exzellent übertragen. Die hochwertigen Endstufen schieben an ohne Kompromisse, ohne aber darüber Einzelheiten auch bei hohem Pegel, wie einen Ruf im Hintergrund, das Öffnen einer Tür, das Drücken des Auslösers eines Fotoapparates, zu vergessen. Aufmerksam sammelt der T 778 alle Details ein und fügt sie zu einem 360 Grad Klangbild zusammen, das die Atmos-Kanäle fließend mit einbindet, wohl gemerkt schon bei rein manueller Einmessung ohne Dirac Live. ist Dirac Live angewendet worden und aktiv, so gefällt der T 778 durch harmonische Übergänge zwischen Front und Surround, alles wirkt noch deutlicher wie aus einem Guss im Vergleich zur manuellen schlichten Basis-Justage des Lautsprecher-Setups. Dirac Live sorgt für viel Harmonie auch im Hochtonbereich, ohne aber die Boxen unpassend zu "beschneiden".

Nun hören wir uns den Beginn der Aufführung von Giacomo Puccinis "Turandot" im Inneren des Opernhauses an. Ganz glatt läuft nichts, denn Ethan wird in eine wilde Schlägerei verwickelt. Benni checkt in der Zeit das Publikum, ob er einen Verdächtigen findet. Die Wechsel zwischen dem Beifall des Publikums, den Dialogen zwischen Ethan und Benni und dem lebhaften Auftakt der Oper gelingt dem NAD mit Bravour. Dynamische Unterschiede oder auch dynamische Sprünge schält er mit einer Souveränität heraus, die man klar einem echten AV-Boliden der Luxusklasse zuordnen kann. Dafür ist der T 778 definitiv sehr zurückhaltend kalkuliert, was die knapp 3.000 EUR Kaufpreis angeht.

Auch seine Finesse, die er bei der absolut überragenden Wiedergabe der Stimmen der Opernsänger*innen an den Tag legt, begeistert. Fein, aber mit Nachdruck, mit einer hervorragenden Trennung der Stimmen und der Instrumente, holt der NAD hier zum Schlag gegen das Establishment aus. Im Orchester fällt die ausgezeichnete Darstellung der Pauke auf, mit dem richtigen Timing und dem nötigen Nachdruck, aber auch die Streicher überzeugen: Einerseits schön sanft, andererseits auch mit der Transparenz und Brillanz, die sich der Klassikliebhaber wünscht. Und immer wirkt das gesamte akustische Geschehen schon dreidimensional, auch Effekte wie das  Zusammensetzen oder das Laden einer Waffe vor dem Anschlag auf den Bundeskanzler werden plastisch eingearbeitet. Die Auflösung, die der T 778 bereitstellt, ist gerade im Hochtonbereich bestechend. Das hört man z.B., als Einzelteile zusammengeschraubt werden. Obwohl die Oper mit hoher akustischer Gewichtung läuft, vergisst es der NAD nicht, andere Details komplett zu integrieren. 

Durch seine intensive Wiedergabe schafft es der T 778, den Zuhörer komplett ins Geschehen zu integrieren, so bei den harten Faustschlägen in der Keilerei zwischen Ethan und seinem Widersacher hoch über der Bühne. Parallel geben die Opernsänger*innen alles, legen Verve und Ausdruckskraft par exzellence in ihre Stimmen, das Publikum  spendet frenetisch Beifall, und unbeeindruckt davon prügeln sich Ethan und der Ganove munter weiter. Den NAD lässt dies kalt, er differenziert alle Handlungsstränge akustisch akkurat auseinander und holt so auch denjenigen Heimkinofan ab, für den es schon das besondere Maß an Klarheit, Dreidimensionalität und Dynamik braucht, damit er aufmerksam wird. Wir haben in über 20 Jahren bereits viele AV-Receiver und AV-Versdtärker getestet, und es waren viele Top-Kandidaten dabei. Der NAD T 778 schickt sich, so scheint es bislang zu sein, an, hier kräftig mitzumischen - gerade auch hinsichtlich der erstklassigen Pegelfestigkeit. 

Klang: Independence Day, Teil 1, Ultra HD Blu-ray, DTS:X

Der NAD T 778 zeigt sich hier jeder Situation souverän gewachsen. Im Sci-Fi-Blockbuster gibt es viele Stellen, an denen die extrem starken Endstufen ihre Fähigkeiten erneut beweisen können: So natürlich in der monumentalen finalen Schlacht, nachdem David und Steve den Virus an Bord des Alien-Mutterschiffs platziert haben. Die herumfliegenden Kampfjets und Jagdflieger der Außerirdischen sind alle präzise zu orten, der NAD verliert auch im vielschichtigen Kampfgeschehen nie die Übersicht.

Beeindruckend ist, wie exzellent er selbst noch Geschehnisse in den hinteren akustischen Reihen einarbeitet, gleichermaßen gründlich wie schnell. Stimmen sind ebenfalls eine große Domäne des T 778. So bei der Ansprache des US-Präsidenten Whitmore vor der finalen Schlacht am Independence Day. Die Stimme hat Ausdruckskraft, wird vorzüglich ins akustische Gesamtgefüge integriert. Hinzu kommt, dass die nicht allzu üppige Kulisse (liegt an der Tonspur) oberhalb der Zuhörerschaft bei Wiedergabe über den T 778 erstaunlich gut berücksichtigt wird. Es herrscht tatsächlich "Leben" in den Height-Channels, die sich nahtlos integrieren.

Der Music Score zum SciFi-Blockbuster ist ebenfalls eine klanglich wichtige Komponente, was dem NAD nicht entgangen ist. Gleich zu Beginn, als die Aliens den Mond überfliegen, zeigt er, wie dynamisch und ausdrucksstark er den Music Score einarbeitet. Dank der grandiosen Leistungsfähigkeit der Endstufen kann man den T 778 sogar ohne einen aktiven Subwoofer an hochwertigen, großen Standlautsprechern mit entsprechenden Fähigkeiten im Tiefbassbereich betreiben. Wir haben alles ausprobiert: T 778 nur zusammen mit zwei Canton Reference 5 K, oder aber im Zusammenspiel mit dem exzellenten Saxx DS 150 DSP.

Schon nur mit den beiden großen Canton Boxen betrieben, ist die Bassgewalt enorm. Natürlich, mehr ist immer besser, daher: Mit dem DS 150 DSP hat man dann echtes Heimkino-Flair, da dem NAD Arbeit im leistungsintensiven Bassbereich abgenommen wird. Zwingend auf einen aktiven Subwoofer angewiesen ist der NAD aber keinesfalls. Er erweist sich bei ID4 ein weiteres Mal als außerordentlich pegelfest und souverän. Den ganzen Film bei 75 bis 80 Prozent des maximal möglichen Pegels anzuhören, stellt für den eleganten T 778 überhaupt kein Problem dar.

Klang: Lichtmond, The Journey Blu-ray, Dolby Atmos

Setzen wir fort mit "Lichtmond - The Journey" und den Tracks "The Journey 1 + 2" sowie "Flowing Like A River". Hier öffnet der NAD den Raum extrem weit und liefert im Bassbereich soviel Power, dass man auch großvolumige Standlautsprecher mit entsprechendem Tiefgang ohne die zusätzliche Verwendung eines aktiven Subwoofers verwenden kann. Gut, das kann man von einem AV-Verstärker dieser Liga auch erwarten - aber der NAD spielt sich auch ohne Subwoofer, nur mit großen Standboxen so schnell in Pegelregionen, die selbst exzellente Konkurrenten nicht ohne Weiteres erreichen. 

Alternierende Effekte, die sich durch alle Kanäle in rascher Abfolge bewegen, bereiten dem NAD keinerlei Probleme, er stellt sich allen vermeintlichen Hürden mit Gelassenheit und beeindruckt auch in den ruhigen Sequenzen einmal mehr mit seinem Auflösungsvermögen. Dieses ist besonders im Hochtonbereich zu bemerken, aber auch im Bassbereich oder in den Mitten schafft es der Verstärker, stets auch feine akustische Einzelheiten impulstreu zu erfassen.

Alle Effekte und Instrumente ordnet er mit der richtigen Priorität an. Wechsel im Rhythmus erkennt er enorm schnell und bietet in jeder Sekunde durch die enorme Weitläufigkeit ein hohes Faszinationspotential. Auch bei dieser Blu-ray fällt wieder auf, wie gut der NAD die Atmos-Kanäle einbaut. Schon mit zwei, natürlich noch besser mit vier Atmos-Lautsprechern liefert der T 778 ein nahtloses, differenziertes Klangbild ab, das in allen akustischen Dimensionen exakt und präzise den Raum definiert. Die Vocals bei "Flowing Like a River" präsentiert der NAD gehaltvoll und mit prägnanter, charismatischer Ausprägung, ohne je schrill oder metallisch zu werden. 

Stereo, Hi-Res-Wiedergabe

NAD-Devices sind schon allein aus Tradition auch im Stereobetrieb hervorragend. Der T 778 macht da keine Ausnahme. Dank der MQA-Kompatibilität des BluOS-Moduls können wir unser Tidal Master Quality Abonnement auch ausnutzen. Bei "I Don't Care" von Ed Sheeran und Justin Bieber überzeugt uns der T778 mit einer ausgesprochen differenzierten, feinfühligen Stimmwiedergabe, sehr lebhaft, gleichzeitig enorm kultiviert. "Shallow" von Lady Gaga und Bradley Cooper kommt ebenfalls fein heraus, extrem gut gefällt uns hier die Passage, als Lady Gaga erstmals ihre Stimme richtig erhebt. Dieses Mehr an Dynamik präsentiert uns der NAD absolut realistisch. Mit dem satten Bass von Bazzis "Paradise" hat der NAD ebenfalls keinerlei Berührungsängste. Stets trennt er die tiefen Frequenzen akkurat vom instrumentalen Rest und von den vokalen Elementen, der Bass hat eine ausgezeichnete Struktur, und die Räumlichkeit ist frappierend. 

Die Konkurrenzsituation

AVR20

Rund 3.000 EUR kostet der T 778. Dafür gibt es einen grandiosen Klang, neun Endstufen und ein tolles Touch-Display. Ein ebenfalls sehr klangstarker Arcam AVR20 liegt mit 3.599 EUR deutlich über dem Preis des NAD. Zudem bringt der Arcam nur sieben und keine neun Endstufen mit. Akustisch können wir nur einen vagen Vergleich durchführen, mutmaßen aber, dass der kraftvoll und dynamisch aufspielende NAD locker mithalten kann. Der Arcam, der ebenfalls auf das Dirac Live Einmessystem setzt, ist noch eine Idee verbindlicher ausgelegt, dafür spielt der T 778 noch eine Idee frischer auf. Beides Top-Akustikkonzepte. Die fehlenden zwei Endstufen gleicht der Arcam durch Auro-3D aus. Was Multimedia/Streaming angeht, hat der AVR20 Google Chromecast an Bord. Das Modul ist gleich im Gerät und nicht in Form eines Dongles vorhanden. NAD und Arcam sind optisch sehr individuell und besitzen beide einen hohen Wiedererkennungswert.

AVC-X6700H

Brandneu von Denon läuft ein unangenehmer Kontrahent auf. Es handelt sich um den AVC-X6700H, einen Elfkanal-AV-Netzwerk-Verstärker mit voller 8K-Kompatibilität sowie Decodern für Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D. Der aufwändige monolithische Aufbau der Endstufen gefällt, ebenso das ganze hochwertige Layout. Akustisch können wir zum Denon, der sogar Upscaling bis auf 8K beherrscht und zahlreiche Sonderfunktionen für Gamer besitzt, noch keine Angaben machen. Sehr wohl aber zum Preis, und der ist heiß: 2.499 EUR.

TX-RZ3400

Der Onkyo TX-RZ3400 kommt auf 2.799 EUR und wurde auf der IFA 2019 erstmals präsentiert. Die Liefersituation ist ungünstig, der 3400 ist nicht zu bekommen. Das ist schade, denn das AV-Monster mit 11 eingebauten extrem starken Endstufen wäre bestimmt ein veritabler Gegner. Die Ausstattung ist umfangreich, allerdings gibt es kein Auro-3D. Multimedial trumpft der größte Onkyo mit Google Chromecast und DTS Play-Fi-Kompatibilität sowie mit AirPlay 2 auf. 

Fazit

Der NAD T 778 erweist sich als enorm hochwertige verarbeitete, klanglich hochleistungsfähige AV-Kommandozentrale mit einer ebenfalls äußerst hochwertigen und praktischen Fernbedienung im Lieferumfang, die man in dieser Qualität bei keinem anderen Konkurrenten findet. Die Endstufen liefern Leistung satt, die akustische Auslegung vereint enorme Kraft, überragende Dynamik, erstklassige Pegelfestigkeit mit einem sensationellen Auflösungsvermögen. Wir sind uns sicher, dass man sich den Namen "T 778" merken sollte - denn für knapp 3.000 EUR präsentiert sich der neue Mehrkanal-Verstärker in Bestform. Da verzeiht man ihm auch kleinere Ausstattungs- und Handlingmängel. Zu nennen wären hier: Kein Auro-3D an Bord, sehr einfache Lautsprecherkabel-Anschlussterminals und das etwas gewöhnungsbedürftige Dirac Live Einmesssystem. Akustisch aber dürften sich viele Kontrahenten die Zähne am bärenstark aufspielenden T 778 ausbeißen. 

Klanglich überwältigender, optisch edler Neunkanal-AV-Receiver mit hochwertiger Verarbeitung

AV-Receiver Oberklasse
Test 17. Juni 2020

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Philipp Kind
Datum: 17. Juni 2020

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