XXL-TEST: Marantz 11.2-Kanal-AV-Netzwerk-Receiver SR8012 - stimmiges Gesamtkunstwerk mit hochwertigem Aufbau?

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2.999 EUR kostet das aktuelle AV-Receiver-Topmodell aus dem Hause Marantz: Der seit kurzem erhältliche SR8012 möchte mit besonders hochwertigem Aufbau innen, elf jeweils 205 Watt starken Endstufen und mit üppiger Ausstattung auf sich aufmerksam machen. Wahlweise ist der SR8012 in schwarzer Version oder im Marantz-typischen, etwas barock, aber dadurch auch irgendwie passend-edel wirkenden Silbergold. 

Laut Herstellerangaben ist der SR8012 der leistungsstärkste AV-Receiver in der Geschichte des japanischen Anbieters. Der Netzwerk-AV-Receiver made in Japan bietet eine Menge an derzeit aktuellen Audio- und Video-Ausstattungsmerkmalen. Dazu zählen u.a. die 3D-Audioformate Dolby Atmos, dts:X und Auro 3D, das firmeneigene HEOS Multiroom-System sowie eine HDMI-Sektion für 4K/Ultra-HD, HDR, Dolby Vision und HLG. Integriert in das AV-Receiver-Spitzenmodell von Marantz ist auch ein HEOS-Modul. Später erfolgt hier die Amazon Alexa Integration über geplantes HEOS Firmware-Update für das Bedienen des Receivers direkt per Sprachbefehl.

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"Bullauge"

Marantz-SR8012-Bedienelemente-Frontklappe

Die Hochwertigkeit der Bedienelemente unter der Klappe ist in Ordnung

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Sieht schön aus, ist aber nicht so hochwertig wie erwartet: Lautstärke-Drehregler

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Regler für die Quellwahl

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Optisch gibt sich der SR8012 als typisches Marantz-Gerät zu erkennen. Das "Bullauge", zentriert auf der Frontblende untergebracht, fungiert als "Basis-Display". Wird die große Klappe geöffnet, sieht man ein weiteres, zweizeiliges Display, das sehr gut ablesbar ist. Ebenfalls befinden sich weitere Bedienelemente und Anschlüsse, z.B. 1 x HDMI und die Buchse für das Audyssey-Messmikrophon.

Nicht optimal: Wie bei den günstigeren Marantz AV-Receivern bestehen der linke und der rechte Teil der gebogenen Frontblende aus Kunststoff. das dürfte bei einem Modell für satte 3.000 EUR nicht passieren, auch nicht der von der Lagerung her billig wirkende Lautstärke-Drehregler. Eine präzise Rasterung und eine exakte Lagerung wären eigentlich selbstverständlich. Wir müssen klar sagen: Was die Hochwertigkeit der Gerätefrontblende angeht, sind wir enttäuscht. Gut gefällt uns die komplett beleuchtete, im Lieferumfang enthaltene, klassische Systemfernbedienung. 

Marantz-SR8012-Fernbedienung

Systemfernbedienung, per Taste aktiviert sich die Beleuchtung

Marantz-SR8012-Mikro

Audyssey-Einmessmikrofon

Die Rückseite gibt weniger Anlass zu tadelnden Worten, weder hinsichtlich der Verarbeitung noch hinsichtlich des Umfangs. Es finden sich, wie heute schon in deutlich kleineren Preisklassen bei Marantz und Denon üblich, acht HDMI-Eingänge und drei HDMI-Ausgänge - alle entsprechen natürlich neuesten Spezifikationen und sind auch für HDR10, HLG und Dolby Vision geeignet. Über ein zukünftiges Update der Firmware kommt auch eARC in den SR8012. Dies ermöglicht objektbasiertes Audio (Dolby Atmos/DTS:X) über eine HDMI-Verbindung zum Fernseher/zu TV-Apps.  Des Weiteren stattet Marantz den SR8012 mit einer kompletten Videosektion aus. Herkömmliche SD- und HD-Bildsignale können bis auf 4K hochkonvertiert werden. Analoge Videosignale können auch zu digitalen Videosignalen gewandelt werden. ISF-Programme (Day & Night) fehlen auch nicht. 

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Für hohe Stabilität im Falle der drahtlosen Netzwerkeinbindung sorgt das integrierte Dualband-WiFi (2,4 und 5 GHz). Bluetooth sowie AirPlay ergänzen den Ausstattungsumfang. Was die Wiedergabe von Hi-Res-Audio-Formaten angeht, offeriert der SR8012 all das, was üblich ist. DSD (2,8 und 5,6 MHz, kein 11,2 MHz), FLAC, ALAC und WAV werden entgegen genommen. Die Gapless-Wiedergabe ist ein weiteres Feature, das der SR8012 mit anderen AV-Receivern von Marantz und Denon teilt. Apropos hochwertige Audio-Merkmale: Der SR8012 hat einen speziellen "Moving Magnet" Phono-Eingang. 

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Äußerst hochwertig verarbeitete Geräterückseite

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Tadellose Lautsprecherkabel-Anschlüsse

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Hinten gibt es sieben HDMI-Eingänge und drei HDMI-Ausgänge. Der achte HDMI-Eingang ist vorn untergebracht

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Unter anderem gibt es zwei koaxiale und zwei optische klassische Digitaleingänge, einen kompletten Mehrkanal-Pre-Out und einen Phonoeingang

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Klassische analoge Videoeingänge und passende Videoausgänge liefert Marantz ebenfalls mit

Außen gibt es trotz der sauber aufgebauten Rückseite einige Kritikpunkte, wie sieht es Innen aus? Hier zeigt sich der SR8012 als aufwändig aufgebaut, was schon ein Blick auf das gesamte Innenleben verdeutlicht. Ein massiver Ringkerntransformator garantiert allzeit hohe Stromlieferfähigkeit, sollte bei ohnehin hohem Grundpegel nochmals, z.B. während einer Explosion, noch mehr Energie notwendig sein, verfügt der SR8012 über großzügig bemessene Elektrolyt-Kondensatoren. Das Platinenlayout ist recht sauber, nur teilweise wirken die Chips im hinteren Bereich wie zufällig verteilt. Alle Endstufen haben identische Arbeitsbedingungen, sechs sind auf einer Seite des Ringkerntrafos, die anderen fünf auf der anderen Seite des Ringkerntrafos angeordnet. Pro Endstufen-Block gibt es einen Aluminium-Kühlkörper für eine effektive Wärmeabfuhr. Die aufwändige Signalverarbeitung erfolgt eigens über vier dedizierte SHARC-DSPs. Um eine Premium-Signalverarbeitung zu garantieren, dürfen auch entsprechende 192 kHz/32-Bit D/A-Wandler mit "Clock Jitter Remover" für eine präzise Wandlung des digitalen in ein analoges Signal nicht fehlen.

Marantz-SR8012-Innenleben-Gesamt

Der Blick von oben beweist: Es wurde an nichts gespart

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Ringkerntransformator im Inneren des SR8012 

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Sechs Endstufeneinheiten auf der einen, die fünf weiteren auf der anderen Seite des Ringkern-Transformators

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Platinenlayout, rechts im Bild die vier SHARC-DSP-Prozessoren

Streng selektierte Bauteile, die bisher nur in den Premium-Stereokomponenten von Marantz Verwendung fanden, werden im SR8012 eingesetzt. Das verkupferte Chassis des Receivers unterstützt die präzise Signalverarbeitung. Gut zu sehen ist von unten die Kupferschicht. Auch extrem hochwertige Gerätestandfüße sind zu erkennen. Somit werden potentielle Vibrationen effektiv unterbunden. Natürlich fehlen auch die Current Feedback HDAM Vorverstärker nicht, um eine erstklassige Klangreinheit sicherzustellen. 

Wenden wir uns nun der Inbetriebnahme des SR8012 zu. Typisch für ein Marantz (oder Denon) Gerät gibt es einen GUI-basierten Assistenten, der mit Hilfetexten und gut gemachten Grafiken bei der ersten Inbetriebnahme hilft.

Marantz SR8012 Screenshot 1

Es geht los. Man definiert zunächst die Sprache, in der die Einrichtung erfolgen soll

Marantz SR8012 Screenshot 2

Sinn des Ersteinrichtungs-Assistenten kurt erläutert

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Der Abgleich: Ist alles, was benötigt wird, vorhanden?

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Lautsprecher-Einstellungen

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Erklärung mit Bild, wie man richtig anschließt

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Im Bild ein 9.1 Auro 3D-Setup (kann auch für DTS:X verwendet werden)

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Im Bild ein 5.0.4 Dolby Atmos-/DTS:X-Setup

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Hier nun ein Dolby Atmos/DTS:X 5.1.4 Setup mit aktivem Subwoofer

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Prüfung, ob alle Lautsprecher richtig angeschlossen sind

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Audyssey-Einmessung

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Bestimmung der Lautsprechergrößen

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Bestimmung der Distanzen

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Netzwerkeinrichtung, wahlweise kabelbasiert oder per WLAN

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Ist der Ton zu hören? Dann kann es weitergehen

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Automatische Update-Funktionalität

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Wahl der Zeitzone

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TV-Audio-Verbindung

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Einrichten der Eingänge

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Mobile Apps

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Wie man es heute kennt: Update der Firmware ist meist notwendig

Insgesamt ist der SR8012 rasch eingerichtet, man sollte aber in den meisten Fällen noch rund 15 Minuten für ein Update der Firmware mit einkalkulieren.

Wie sehen die Menüs während des normalen Betriebes aus, wenn man Einstellungen verändern oder z.B. Internet Radio hören möchte? Hier unsere Screenshots.

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Einrichtungsmenü

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Audio-Menü

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Audyssey-Menü. Man kann bei MultEQ XT32 verschiedene EQ-Kurven wählen 

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Video-Menü

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4K Signal-Format

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Manuelle Lautsprecher-Konfiguration

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Aufpassen sollte man bei der Zuweisung der Endstufen, dass sie zum Lautsprecher-Setup passt

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Netzwerk-Verbindung kabelgebunden oder drahtlos

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Menü "Allgemein"

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Tune In-Wiedergabe

Übrigens: Schon während des Setups wird man auf die mobile AVR-App und auf die HEOS-App, die Hand in Hand miteinander arbeiten, hingewiesen. Wir haben noch einige Screenshots der problemlos und komfortabel laufenden Smartphone-Apps erstellt:

Marantz SR8012_AVR_App_Menu

Grundmenü der AVR-App

Marantz SR8012_AVR_App_Mainzone

Aktueller Eingang bei der AVR-App

Marantz SR8012_Heos_Dienste

Musikdienste sowie Zugriff auf Musik auf dem Smartphone und auf Servern/PCs/NAS-Systemen

Marantz SR8012_Heos_Album_Liste

Inhalt eines Albums vom NAS-System

Marantz SR8012_Heos_Wiedergabe

Titelwiedergabe

Was bleibt jetzt noch zu erwähnen? Als Lautsprechereinmesssystem mit Room EQ-Funktion kommt Audyssey MultEQ XT32 zum Einsatz. Inkludiert in der derzeit größten und besten Audyssey-Suite sind auch Dynamic Volume und Dynamic EQ. Der SR8012 ist zudem kompatibel zur optional erhältlichen Audyssey MultEQ Editor-App. welche präziseres Anpassen, Speichern und Bearbeiten von LS-Einstellungen ermöglicht. 

Die Ausstattung wird durch den intelligenten Eco-Modus mit drei Einstellungen, ein, aus oder Automatik, vervollständigt. 

Der SR8012 ist darüber hinaus mit einer Reihe von Funktionen ausgestattet, die verbesserte Smart Home-Steuerungsmöglichkeiten und Kompatibilität mit Integrationslösungen von Drittanbietern ermöglichen. Mithilfe der IP-Steuerungs-Funktionen kann der AV-Receiver über LAN oder WLAN gesteuert werden. Um Kompatibilität mit den Fernbedienungen anderer Komponenten des eigenen Heimkinosystems zu ermöglichen, hat der SR8012 einen Infraroteingang vorn und einen Infrarotausgang auf der Rückseite. Darüber hinaus gibt es zwei 12V-Schaltausgänge. Das Topmodell verfügt über eine serielle RS-232C-Schnittstelle zum direkten Anschließen externer Automatisierungstechnik und besitzt eine Crestron Connected-Zertifizierung für schnelle und einfache Integration mit Creston-Heimautomatisierungstechnik.

Bilanzierend beeindruckt der SR8012 mit einer kompletten Ausstattung, die den Hang zur Perfektion im Detail, nicht aber den Hang zur Innovation als besonderen Reiz mitbringt. Decoder für Arudo-3D, Dolby Atmos und DTS:X oder eine vollständige Videosektion findet man auch bei günstigeren Marantz- und Denon-Modellen. Was macht den SR8012 dann besonders? Hier wären Merkmale klassischen AVR-Baus wie ein großer Ringkerntrafo oder der durchdachte Endstufenaufbau zu erwähnen, ebenso die extrem leistungsstarke DSP-Sektion oder das unten verkupferte Chassis mit wertiger Anschlusssektion. Abzüge gibt es für den Material-Mix der Frontblende und den wenig edlen Lautstärkedrehregler. Punkte aufs Konto holt sich der SR8102 durch die einfache Installation und die zuverlässigen Apps.  

Klang

Mission Impossible „Rogue Nation“, Dolby Atmos, Kapitel 1:

Der Marantz SR8012 entwickelt eine enorme Dynamik beim Start des Militärflugzeugs und verschafft den dröhnenden Triebwerken eine räumlich nachdrückliche Wirkung. Stimmen arbeitet der SR8012 hervorragend ein und gibt sie in allen Situationen charismatisch wieder. Der Spannungsbogen, durch Stimmengewirr, Music Score und Effekte getragen, wird vom großen Marantz sehr glaubwürdig vermittelt. Der Titel-Music Score, der sich der Eröffnungssequenz anschließt, wird dicht, kraftvoll und im Hochtonbereich klar wiedergegeben. Selbst bei enormer Lautstärke bleibt der SR8012 souverän und neigt nicht zur schrillen Wiedergabe. Die ruhigere Sequenz im Plattenladen in London beweist ein weiteres Mal, wie ausgewogen der Marantz Stimmen präsentiert und wie gut auch kleinere Effekte, die sonst gerne einmal „unter den Tisch fallen“, einarbeitet. Die große Sorgfalt und die sehr feinfühlige Abstimmung zeichnen den großen AV-Receiver ganz besonders aus.

Wir wenden uns der Wien-Sequenz zu. Kurz wird gleich zu Beginn des Kapitels die österreichische Hauptstadt bei Nacht gezeigt, dazu ertönt klassische Musik. Mit Dynamik und exakter räumlicher Verteilung kann sich der SR8012 hier bestens in Szene setzen. Nun ist man inmitten einer belebten U-Bahn-Station, gegenüber des Wiener Opernhauses. Benjamin Dunn steigt aus dem U-Bahn-Zug, und er bekommt einen Umschlag mit für die Operation wichtigen Utensilien ausgehändigt. Die Spezialbrille scannt Benjis Gesicht, dieses Geräusch kommt klar heraus. Ebenso die weiteren Geräusche, wie die sich bewegenden Menschenmassen und der weiterfahrende U-Bahn-Zug.

Nun begibt sich Benjamin zum Opernhaus, vor dem gerade der österreichische Bundeskanzler mit seiner Ehefrau in seinem Dienst-Maybach vorfährt. Das Blitzlichtgewitter, welches nun folgt, stellt der Marantz, wie wir es nun schon kennen, mit sehr guter Tiefenwirkung und hoher Präzision dar. Wenige Minuten später startet die Oper „Turandot“ von Puccini, und den Beginn präsentiert uns der SR8012 sehr dynamisch, mit sehr viel Struktur, die Präzision nimmt auch bei großer Lautstärke nicht ab. Die Stimmen der Opernsängerinnen und Opernsänger beweisen, was wir schon fast zu wissen glaubten: Sehr gut strukturiert, mit feiner Ausprägung vokaler Details. So macht Hören Freude, auch wenn man äußerst anspruchsvoll ist und nicht nur einfach ein nachdrückliches Effektgewitter, sondern auch ein kultiviertes, exaktes Klangerlebnis serviert bekommt. Die Schlägerei zwischen Hunt und seinem Widersacher hoch oben über der Bühne stellt ebenfalls die besonders ausgeprägten Talente des SR8012 klar: Präzise, mit Härte und Substanz, kommen die Faustschläge zur Geltung.

James Bond 007, "Ein Quantum Trost", Englische Tonspur, DTS-HD Master Audio:

Hören wir uns nun das erste Kapitel aus dem James Bond 007 Film "Ein Quantum Trost" an. Die englische Tonspur liegt in DTS-HD Master Audio vor, wir polieren sie auf und checken: Besonders homogen klappt das mit Auro-Matic, besonders kraftvoll mit Dolby-Surround und mit einer besonders ausgeprägten Dynamik in der Überkopf-Ebene bei DTS Neural:X. So hat jeder der drei Audio-Upscaler Vorteile und welcher eingesetzt wird, sollte man dem individuellen Geschmack überlassen. Die Auto-Crashs werden mit Wucht wiedergegeben, als einer der Alfa Romeo der schießwütigen Killer mit einem LKW zusammenstößt. Die Salven aus den Automatikwaffen der Killer wirken bei Dolby Surround als Upscaler sehr intensiv, als der Alfa von 007 bei der wilden Jagd im Steinbruch abgeschossen wird, ist sein Flug mit Aufprall besonders dynamisch bei DTS Neural:X. Und insgesamt am glaubwürdigsten wirkt die Einbindung der Überkopf-Ebene bei Auro-Matic, weil hier der Übergang völlig nahtlos ist und die Präzision am wenigsten leidet. 

Musik Mehrkanal

Auro-3D Demo-Disc 2014, Trondheim Solistene, Ved en Unf Kunstners Baara (Carl Nielsen), Auro-3D 9.1:

Klar, ungemein dicht, facettenreich, mit fein dosierter Strahlkraft der Streicher, so bringt der SR8012 das Musikstück zur Geltung. Auf höchstem Niveau ist die Ausarbeitung der Dynamiksprünge, die Endstufen stehen sofort bereit. Einen aktiven Subwoofer benötigt der bärenstarke Marantz keinesfalls zwingend, mit großen Standlautsprechern vorn, die einen entsprechenden Tiefgang realisieren können, ist man bestens bedient. Beim hier vorliegenden Titel ist es faszinierend, wie stark das Gefühl beim Hörer ist, inmitten des Geschehens zu sein. Das ist wirklich 360 Grad-Surround ohne Lücken, ohne spürbare Übergänge. Auch eingefleischte Stereohörer oder Liebhaber „reiner“ 5-Kanal-Aufnahmen werden überrascht sein: Es gibt keine Präzisionsverluste, keine störenden Verschiebungen, keinen Hall-Anteile. Man sitzt sozusagen inmitten der Musik. Dass diese enorme Räumlichkeit manche Sinne überfordern dürfte, steht auf einem anderen Blatt, aber dafür kann weder der SR8012 noch das exzellent abgemischte Quellmaterial etwas.

Auro-3D Demo-Disc 2014, Flint Juventino Beppe, Flötenkonzert Nr. 2, Mrala, Auro-3D 9.1:

Wie machtvoll und kräftig der SR8102 operiert, verdeutlicht er auch beim zweiten Stück, ebenfalls in Auro-3D 9.1 Man kann über den extravaganten Musikstil geteilter Meinung sein, die Leistungsstärke des Marantz steht außer Frage. Mit ungemein akkurat dargebrachter Dynamik und einer auch bei 80 % maximaler Lautstärke noch souveräner, nie aggressiver Tonalität strebt der 3.000 EUR-AVR voran. Kleinste dynamische Unterschiede schält er beeindruckt deutlich heraus, seine analogen Endstufen erwärmen sich zwar spürbar, aber selbst dann, wenn der SR8012 nach oben nur wenige Zentimeter in einem Rack z.B. zur Verfügung hat, wird er nicht über Gebühr heiß. Auch bei hohem Pegel werden die Blechbläser noch eindrucksvoll fundiert mit Schmiss präsentiert – eine Leistung, wie man sie nur selten zu hören bekommt.

Lichtmond, The Journey, Dolby Atmos, Tracks: The Journey Part 1, The Journey Part 2:

Was der SR8012 alles kann, verdeutlicht er bei den beiden Lichtmond-Tracks sehr eindrucksvoll. Er hat so kraftvolle Endstufen, dass man in Verbindung mit großvolumigen, hochwertigen und belastbaren Frontlautsprechern keinen separaten aktiven Subwoofer braucht. Raumfüllend, exakt und mit enormem Nachdruck, so ertönen die beiden Stücke. Dabei wirkt das gesamte Klangbild wie aus einem Guss, die Übergänge Front-Surround beziehungsweise von unten in die Über-Kopf-Ebene gelingen fließend. Man fühlt sich, was natürlich bei den Lichtmond-Stücken bewusst intensiv gehalten ist, überall von Klang umgeben und sich im Zentrum aller akustischen Ereignisse. Dass auch in den Einzelheiten Begeisterung herrscht, rundet das akustische Bild ab: Fein werden kleine Details herausmodelliert, das zieht sich nun schon durch den ganzen Test. 

Tiesto, „Elements Of Life – Copenhagen“, Disc 2, Track 3, "Back In Your Head, in DTS-HD Master Audio

Bei „Back In Your Head“ beweist uns der Marantz, wie dynamisch und kraftvoll er zupacken kann. Dass er den harten Kickbass sehr gut reproduzieren kann, war uns klar, auch, dass man natürlich einen zusätzlichen aktiven Bass anschließen kann, diesen aber keinesfalls zwingend benötigt. Was uns überrascht, ist die enorme räumliche Wirkung. Gerade, wenn man noch DTS Neural:X als Audio-Upscaler aktiviert, ist es frappierend, wie stark das Live-Gefühl des DJ-Sets beim Zuhörer ankommt. Kaum Präzisionsverluste, aber ein immenser Gewinn authentischer Räumlichkeit: Die Verteilung der Effekte im nun stärker dreidimensionalen Raum ist intensiv, nachdrücklich und exakt. Besser geht es kaum noch, denn auch bei hohem Pegel schiebt der Marantz souverän weiter an und wird nicht schrill. 

Paul Kalkbrenner, „2010“, Track „Altes Karmuffel“, DTS-HD Master Audio:

Überrascht uns irgendwie nicht mehr: Die alternierenden elektronischen Effekte und die teils abgrundtiefen, satten Bässe bringen den SR8012 nicht aus der Ruhe. Gelassen, wie geschoben von einer unsichtbaren, großen Faust, lässt er die Effekte durch den Hörraum donnern. Hörraumgrößen von 35 Quadratmeter sind kein Problem für den Marantz. Er zeigt sich bei den schnellen Kanalwechseln der Effekte als sehr impulstreu, stets bleibt er auch bei hoher Lautstärke "Herr der Lage". 

Musik Stereo

Geben wir FLAC-Hi-Res-Dateien in Stereo wieder, so zeigt sich, dass, typisch für Marantz, auch der SR8012 sehr sorgfältig abgestimmt wurde. Jonas Kaufmann singt "Nessun Dorma" aus Puccinis "Turandot", die Auflösung beträgt 96 kHz/24-Bit. Der SR8102 beeindruckt durch die feine Staffelung der Stimme des Tenors und überdies arbeitet er auch den Chor und die Instrumente mit viel Gefühl und enormer Präzision ein. Dieses Sensible, gleichzeitig Umfassende: Genau diese Kombination dürfte dem anspruchsvollen Stereoliebhaber ansprechen. 

Bei Mark Knopflers "Basil" in 192 kHz/24-Bit beeindruckt uns der SR8012 ein weiteres Mal mit einer äußerst charismatischen, feinfühligen Stimmwiedergabe. Man muss dem Marantz einfach hochwertige Standlautsprecher als passende Partner gönnen: Denn nur dann kann man das Potential des großen AV-Receivers tatsächlich ausschöpfen. Die akustische Gitarre mit dem Anzupfen der Saiten arbeitet der SR8012 brillant heraus, er formt ein plastisches, intensives Klangbild, das auch bei der Einarbeitung kleiner Details begeistern kann.

Diana Kralls Adaption von "Desperado" (48 kHz/24-Bit) bestätigt, was wir aus den beiden anderen Beispielen schon wissen: Exakte Balance, feine Stimmwiedergabe und ein überragendes Auflösungsvermögen, das sich über den gesamten Frequenzbereich erstreckt. Nie aggressiv, nie zu dominant, der SR8012 schafft einen nahezu perfekten Kompromiss. Die Übergänge zwischen den einzelnen Teilen des Frequenzspektrum verlaufen harmonisch, nämlich komplett nahtlos. 

Video

Mission Impossible, Rogue Nation: Im Modus “ISF Night” liefert der SR8012 ein lebendiges Bild mit hoher Detaillierung, wie gleich in der ersten Szene man an den Grashalmen und an Luthers Lederjacke beispielsweise sehen kann. Auch kurze Zeit später, als der Militär-Airbus auf der Landebahn sichtbar wird, modelliert der AVR die Asphalt-Oberfläche sauber heraus, das gleiche gilt für die Außenhaut des Flugzeugs. Als Ethan am Airbus hängt, arbeitet der Marantz sogar die Stoffoberfläche seines Anzugs korrekt heraus, es kommt kaum zu Flimmern oder anderen Störungen.

Das Scalingrauschen ist erkennbar, fällt aber erst, wenn man nur 30 bis 45 cm vom TV entfernt sitzt, wirklich auf. Was der Marantz kann, sieht man deutlich, als die Giftgas-Behälter herangezoomt werden. Also der Piccadilly Circus in London bei Nacht aus der Vogelperspektive zu erkennen ist, modelliert der SR8012 die Details der fahrenden Autos und der Reklametafeln sehr gut heraus, die Bildschärfe überzeugt auch bei kleinen Einzelheiten absolut. Wir wissen nicht, was Marantz im Vergleich zu den kleineren Modellen an der Videosignalverarbeitung verändert hat – ob überhaupt etwas wissentlich optimiert wurde -, aber wir haben den Eindruck, dass der SR8012 noch eine Idee plastischer, schärfer und lebendiger darstellt.

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Wie gewohnt, erfüllen die ISF-Modi hohe visuelle Ansprüche und verlangen nach einem passenden Display. Moderne OLED-UHD-TVs wie unser Philips 55POS9002 eignen sich exzellent für eine stimmige Zusammenarbeit mit dem SR8012. Im Plattenladen in London arbeitet der Marantz die Cover in vielen Details sehr gut heraus, er vermittelt darüber hinaus einen ausgezeichneten Eindruck von der tatsächlichen Tiefe des Geschäftsraumes. Nicht ganz überzeugt der SR8012, als die nächtliche Kulisse Wiens einige Zeit später erkennbar ist, während der kurzen Kamerafahrt ist leichtes Ruckeln zu erkennen.

Schwamm drüber, im Anschluss punktet der SR8012 wieder. Benjamins Fungerkuppen, als der sein Smartphone hält, die Rolltreppe in der U-Bahn-Station von oben oder aber das prächtige Treppenhaus der Winer Oper: Der Marantz holt viele Details aus der Quelle heraus, skaliert sauber hoch und bietet eine feine Kontraststaffelung.

Konkurrenzvergleich

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Denon AVR-X6400H: Der deutlich günstigere Denon ist für Liebhaber eines besonders guten Preis-/Leistungsverhältnisses die erste Wahl. Das gesparte Geld kann man in einen richtig guten Ultra HD-Blu-ray-Player stecken, es reicht sogar für ein Modell von Oppo oder Cambridge Audio. Die Leistungsendstufen des 6400H sind aktuell kaum weniger performant, nur bei langer hoch liegender Dauerbeanspruchung setzt sich der SR8012 durch. Im Stereobetrieb detailliert der SR8012 noch feiner und übermittelt präzisere Rauminformationen. Die Videosektion realisiert noch etwas mehr Detailtreue und noch etwas mehr Plastizität bei der Upconversion. Somit ist der Marantz seinen Mehrpreis definitiv wert, aber nur der sehr erfahrene Heimkino-Liebhaber wird das zweifellos vorhandene Plus an Leistungsstärke auch einsetzen können. 

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Onkyo TX-RZ3100: Die analogen Endstufen des SR8012 sind beinahe so pegelfest wie die digitalen Endstufen des Onkyo. Nur bei extremen Sequenzen wie massiven Explosionen kann der Onkyo noch mehr ab. Mit seiner sehr geschliffenen Gesamtauslegung möchte der TX-RZ3100 einen ähnlichen Käuferkreis ansprechen wie der SR8012 - könnte man meinen. Optisch gehen die beiden Boliden völlig andere Wege. Der klassische Marantz trifft auf den progressiven Onkyo, da muss der persönliche Geschmack entscheiden. Interessant ist, dass sich der SR8102 im Stereobetrieb nicht am stark auftrumpfenden Onkyo vorbeidrängen kann. Dafür gelingt ihm das, und zwar deutlich, bei der Videosektion. Die ist beim TX-RZ3100 sehr spärlich ausgestattet und zudem bei der einzigen Funktion, dem Upscaling von Full-HD auf 4K, nicht ganz so fein detaillierend. Dafür ist die Frontblende des Onkyo besser verarbeitet, und er ist multimedial besonders flexibel und nicht an einen Hersteller gebunden. Gefällt uns sehr gut. Mit der deutlich besseren Fernbedienung schlägt der SR8012 aber direkt zurück. So könnte das Ganze, wenn man optisch nicht festgelegt ist, auch auf eine Preis-Entscheidung hinauslaufen. Denn auch, wenn der SR8012 noch Auro-3D an Bord hat, so ist er deutlich teurer als der ehemals ebenfalls 3.000 EUR kostende TX-RZ3100, der aber mittlerweile im Preis gesunken und für rund 2.000 EUR zu haben ist. Ein stattlicher Betrag, der hier übrig bleibt. 

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Yamaha RX-A3070: Nur neun Endstufen und trotzdem (Marktpreis) noch rund 2.300 EUR teuer - ist der Yamaha auf der Verlierstraße? Keinesfalls. Er beeindruckt mit sinnvoller Ausstattung inklusive toller DSP-Programme, Hightech YPAO-Einmesssystem mit 64-Bit Präzision, Video-EQ mit sechs (!) Speicherplätzen und auch einem DAB/DSB+ Tuner. Toll verarbeitet, optisch eher antiquiert, aber doch irgendwie schön, weil typisch: Wir mögen den RX-A3070, zumal auch seine sorgsame akustische Auslegung beeindruckt. Videoseitig muss er sich dem SR8012 knapp geschlagen geben, was die Güte der Upconversion angeht. Dafür ist YPAO dem Audyssey MultEQ XT32 bei der Einmess-Präzision überlegen. Die Fernbedienung des Yamaha taugt, bei allem Respekt, nichts und passt nicht zu einem so teuren AVR. Die Yamaha AVR-App ist dafür immer noch die beste, gerade auf dem Tablet ist es faszinierend, mit wie schöner Grafik und so guter Funktionalität man die DSP-Modi feintunen kann. Das MusicCast-Modul funktioniert genauso problemlos wie die HEOS-Schnittstelle des SR8012. 

Fazit

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Es wird ein längeres Fazit diesmal, denn in wenigen Sätzen ist der SR8012 resümierend nicht zu beschreiben. Beginnen wir mit seiner klassischen, massiven Erscheinung. Hier folgt der SR8012 dem Ideal des AV-Boliden, wie wir ihn von früher her kennen. Das gefällt uns sehr gut. Auch, dass an hochwertigen Baugruppen innen nicht gespart wurde, sondern man konsequent auf überragende Qualität setzt, können wir lobend festhalten. 

Nicht ganz verständlich ist aus unser Sicht, dass wir bei manchen Dingen etwas die Liebe zum Detail vermissen. Damit meinen wir keinesfalls die sehr sorgfältige akustische Abstimmung, sondern die beiden Plastik-Seitenteile der Frontblende und den haptisch nicht über dem Niveau günstigerer Marantz AV-Receiver liegenden Lautstärke-Drehregler. Das mögen Kleinigkeiten sein, aber bei einem AV-Receiver für annähernd 3.000 EUR sollten auch diese stimmen. Hier sind wir gespannt, ob der Denon AVC-X8500H, der auch gerade bei uns eingetroffen ist, mit seinem neuen Referenz-Design hier mehr überzeugen kann. Es ist keinesfalls so, dass wir hinsichtlich der Gestaltung außen nur Schatten sehen, die hochwertigen Geratestandfüße, die Unterseite und das Anschlusspanel genügen, ebenso wie die komplett beleuchtete, hervorragende Fernbedienung dem Level der Preisklasse souverän. 

Akustisch lässt sich der SR8012 gar nichts vormachen. Er schiebt mühelos bis in höchste Pegelregionen. Er beweist, dass die guten alten analogen Endstufen sich bei der Pegelfestigkeit mit digitalen Hightech-Derivaten messen können. Er wird nicht zu heiß, sondern zeigt sich auch nach mehrstündigem Einsatz min 80 Prozent der maximal möglichen Lautstärke noch topfit. Hier werden Leistungsregionen erzielt, die man sonst nur von getrennten, noch teureren Vor-/Endstufenkombinationen her kennt. Die homogene, kultivierte, gleichzeitig aber dynamisch-kraftvolle Akustik trifft genau ins Schwarze. Zu diesen Impressionen passt die ebenfalls exzellente Videosektion, die mit einem sehr stabilen, scharfen und rauscharmen Upscaling brillieren kann.

Neue Innovationen findet man an Bord des SR8012 nicht. Dass neben DTS:X und Dolby Atmos mit Auro-3D ein weiteres objektbasiertes Audioformat an Bord ist, kennen wir auch von anderen Marantz- und Denon-AV-Receivern. Das Audyssey  MultEQ XT32 Lautsprechereinmess- und Room EQ-System ist mittlerweile schon alt, so dass man sich hier die Frage stellen kann, ob es nicht sinnvoll wäre, hier etwas Neues einzusetzen. Keine wirkliche Kritik, aber bei der schnellen Entwicklung heutzutage wäre vielleicht ein noch präziseres System durchaus eine Erwägung wert.

Der bewährte Assistent für die Ersteinrichtung ist so leicht verständlich und behandelt umfassend alle Stationen der Installation, dass man hier nicht nachbessern muss. Das ganze Bedienkonzept mit den Hand in Hand arbeitenden Apps für HEOS und die AVR-Funktionen ist hervorragend und ermöglicht es auch weniger versierten Anwendern, den Funktionsumfang des SR8012 nutzen zu können. Und wer keine App einsetzen möchte, freut sich an der schon erwähnten beleuchteten Fernbedienung.

Akustisch exzellenter, mit erstklassigen Baugruppen ausgerüsteter und opulent ausgestatteter AV-Receiver
referenz
Gesamt-Referenz AV-Receiver Luxusklasse
Test 12. Februar 2018

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 12. Februar 2018

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