TEST: Sony "Truly Wireless" Noise Cancelling Stereo-Headset WF-1000X

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Für eine unverbindliche Preisempfehlung von 219 Euro bietet Sony sogenannte "Truly Wireless" Bluetooth-Kopfhörer an. Bei den Earbuds fehlen somit jegliche Kabel völlig, beide Komponenten sind mit einem Akku versehen und drahtlos via Bluetooth verbunden. Besonderheit der Sony-Kopfhörer ist zweifellos die intelligente Geräuschminimierung mit unterschiedlichen Betriebsmodi, z.B. können Nebengeräusche ausgeblendet werden, während Info-Durchsagen und Stimmen weiterhin hörbar bleiben. Zudem soll sich die adaptive Geräuschsteuerung automatisch an aktuelle Aktivitäten (Laufen, Reisen, Warten) anpassen und akustisch optimierend eingreifen. Zusammen mit der "Headphones Connect App" von Sony soll Konfiguration und Handling leicht von der Hand gehen.

Die Devise "Ganz ohne Kabel" scheint Sony insgesamt sehr ernst zu nehmen. Im Lieferumfang befindet sich ein kompaktes Transportcase, das auch als Akkupack dient und die WF-1000X nicht nur sicher und schick verpackt, sondern auch mit Strom versorgt. Darüber hinaus setzt man auf eine hohe akustische Leistungsfähigkeit und ein schlichtes, aber elegantes Design.

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Lade-Etui mit integriertem Akku

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Die Sony Headphones passen perfekt in das Case

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Sicher mit einem "Klick"

Die Sony In-Ear Kopfhörer sind sehr sauber verarbeitet und sind sehr leicht. Das müssen sie, trotz Integration eines Akkus und Bluetooth auch sein, schließlich sollen sie sicher und zuverlässig im Ohr bleiben und dazu einen angenehmen Tragekomfort bieten. Den können wir auch direkt bestätigen: Sony legt den WF-1000X vier unterschiedliche Größen an Aufsätzen bei, von "Groß" über "Medium" bis hin zu kleinen und extrakleinen Größen. Darüber hinaus befinden sich auch MemoryFoam-Aufsätze in drei Größen im Lieferumfang, die sich optimal an die charakteristischen Eigenheiten des Ohres anpassen. Wählt man die MemoryFoam-Aufsätze, muss man noch die kleinen Aufsätze mit der Lasche wechseln - beides geht aber wirklich problemlos binnen weniger Minuten.

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Der kleine Power-Button ist an der Unterseite angebracht

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Linker Kopfhörer mit Mikrofon

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Drei zusätzliche Größen

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Sehr angenehm: MemoryFoam-Aufsätze

Wählt man den bezüglich seiner Größe passenden Aufsatz, bemerkt man schon beim Einsetzen der Kopfhörer, dass die Geräusche bereits passiv solide gedämpft werden. Den besten Sitz und Halt der Earbuds erreicht man, wenn man die Kopfhörer wie in der Bedienungsanleitung beschrieben, nach dem Schlüssel-Prinzip, einsetzt. Die Bedienungsanleitung ist im Übrigen gut bebildert und leicht durchschaubar, ein wenig mehr erklärender Text könnte aber nicht schaden.

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Die vorderen Enden der Kopfhörer sind transparent gehalten und mit Status-LEDs ausgestattet. Ein rotes Blinken zeigt z.B. einen schwachen Akku an, im Lade-Etui leuchtet die LED bis zur vollständigen Ladung durchgehend rot. Die Sony WF-1000X bieten, wenn der Akku vollständig geladen ist, Musikwiedergabe von bis zu drei Stunden. Das ist nicht gerade üppig, aber verständlich, schließlich lässt sich im kompakten Gehäuse kein riesiger Akku verbauen. Mit dem Lade-Etui können die Earbuds dann 2x geladen werden, so dass man insgesamt etwa 9 Stunden Musikwiedergabe erreichen kann, bevor man in irgendeiner Form ans Stromnetz muss. Für eine vollständige Ladung benötigt das Etui etwa eine Stunde und dreißig Minuten, allerdings soll man nach einer Ladedauer von nur 15 Minuten bereits wieder 75 Minuten Musik hören können.

Das Sony Lade-Etui wirkt edel und besteht vorwiegend aus Metall. Es passt problemlos in jede Westentasche und weist ebenfalls kein allzu hohes Gewicht auf. Die Earbuds darin wirken sauber aufgeräumt und können sehr einfach wieder herausgenommen werden. Wer ein Android-Smartphone sein Eigen nennt, kann dank des NFC-Bereichs am Etui die Kopplung mit den Sony Kopfhörern sehr einfach gestalten.

Eine konventionelle Bluetooth-Verbindung baut man wie folgt auf: Am linken Earbud, an dem sich auch das Mikrofon für die Freisprecheinrichtung befindet, hält man die Power-Taste sieben Sekunden lang gedrückt, bis die Status-LED abwechselnd blau und rot blinkt. Ist dies der Fall, befindet sich der Kopfhörer im sichtbaren Modus und wird am Smartphone bzw. kompatiblen Bluetooth-Gerät erkannt. Entfernt man nun auch den rechten Earbud aus dem Lade-Etui, verbinden sich die beiden und der Vorgang ist abgeschlossen.

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Übersicht der Sony Headphone Connect App

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Ein Software-Update ist verfügbar

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Das Update dauert 20-30 Minuten

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EQ-Presets

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Noise-Cancelling

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Die adaptive Geräuschreduzierung benötigt GPS

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Klangqualität-Modus

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Sony Music Center

Jetzt starten wir die kostenlose Sony Headphone Connect App auf unserem iOS Device. Der WF-1000X wird gleich erkannt und die Software meldet, dass ein Firmware-Update verfügbar ist. Mit der App kann das Update heruntergeladen und auf die Kopfhörer übertragen werden. Bei den ersten beiden Versuchen sind wir hier leider gescheitert, da die vorher bestehende Kommunikation zwischen Smartphone und Sony Kopfhörer nicht mehr funktionierte. Nach Deaktivierung und erneuter Aktivierung von Bluetooth am Handy funkionierte es dann aber problemlos. Beim Update sollte man insgesamt schon eine halbe Stunde Zeit einplanen.

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Beiliegendes USB-Kabel (Typ A auf Micro-USB)

Wir hören schon einmal in die WF-1000X hinein und können eine sehr schwungvolle und dynamische Präsentation bei D-A-Ds "Sleeping My Day Away" attestieren. Die Sony Headphones arbeiten die charakteristischen Eigenschaften der Vokalstimme ausgezeichnet heraus und betten diese sehr gut verständlich in die gut strukturierte Bühne ein. Die Differenzierung der einzelnen Instrumente gelingt sehr gut, bei der lokalen Zuordnung könnte die Bühne etwas breiter erscheinen, insgesamt aber eine sehr gute Darbietung. Ohne geänderte EQ-Einstellungen liefern die Earbuds ein sehr ausgewogenes und harmonisches Klangbild. Die Bässe sind trocken und präzise, bieten aber im Bedarfsfall auch satten Punch und gutes Volumen. Trotz komplexem Klanggeschehen kann man einzelne akustische Details, wie z.B. Percussion-Elemente, gut nachvollziehen.

Die Bedienung erfolgt ganz einfach per Smartphone oder Tablet, kann aber auch am kleinen Button des rechten Earbuds erfolgen. Während der Button am linken Hörer für das Durchschalten der Noise Cancelling-Modi reserviert ist, kann man mit dem rechten Button das Lied pausieren, einen Titel vor bzw. zurück springen sowie einen Anruf entgegen nehmen und beenden. Drückt man den Knopf lange, startet sich Siri bzw. Google Assistant.

Die Pegelfestigkeit ist nicht im Ansatz zu beanstanden, die WF-1000X bleiben bis zum Anschlag souverän. Im Maximalbereich wirken die Stimmen etwas heller, wirklich unangenehm wird es aber nur bei scharf abgemischten Titeln. Die erreichte Lautstärke ist sehr solide. Ein wenig Spielraum nach oben könnte man noch geben, aber für die meisten sollte es mehr als ausreichend sein, zumal man seine Ohren auch nicht bis ans Maximum beanspruchen sollte. "Grow or Pay", ebenfalls von D-A-D zeigt sich ebenso spielfreudig und lebendig wie der erste Titel und überzeugt mit sehr klarem und detailliertem Sound.  Nicht ganz verheimlichen kann der Sony Kopfhörer ein gewisses Grundrauschen. Das wird natürlich während der Wiedergabe, selbst bei sehr geringem Pegel, überdeckt und ist nicht wahrnehmbar. Zwischen Liedern oder wenn z.B. aktuell keine Musik läuft, dafür aber ein Nachrichten-Sound (Facebook, WhatsApp, etc.) wiedergegeben wird, ist das Rauschen präsent. Das Rauschen konnten wir auch bei aktivierter "Rauschunterdrückung" in der Sony Headphones Connect App in identischem Umfang nachvollziehen. Im Gegenteil, das Rauschen ist dann durchgehend auch ohne Musikwiedergabe zu hören. Das liegt natürlich daran, dass es sich hier nicht um eine Rauschunterdrückung handelt, sondern lediglich "Geräuschunterdrückung" in der App nicht optimal übersetzt wurde.

Wo wir gerade schon bei Kritikpunkten sind: Leider mussten wir während des Testbetriebes auch einige Ton- bzw. Verbindungsaussetzer feststellen. Dabei brach allerdings nur die Verbindung zwischen den beiden Earbuds bzw. die Verbindung zum rechten Hörer ab, links blieb alles stabil. Bei den Verbindungsabbrüchen handelt es sich um kurze Aussetzer von etwa einer halben bis einer Sekunde, dann fängt sich das Gerät automatisch wieder. Häufig trat es nicht auf, aber schon einige Male im Zeitraum von mehreren Stunden, hier muss noch nachgebessert werden. Zwar kann man in der App die Priorität auf "stabile Verbindung" statt "Klangqualität" setzen, das würden wir aber nur sehr ungern tun.

Wenn sie denn laufen, müssen wir hingegen aus akustischer Sicht kaum etwas kritisieren. "A Laugh 'N' a 1/2" profitiert von der hervorragenden Stimmwiedergabe, aber auch die Stahlsaiten der Gitarre werden hier sehr präzise heraus gearbeitet. Untenrum zurückhaltend greift das Schlagzeug nur dezent ein. Die EQ-Einstellungen in der Sony App nehmen durchaus bestimmend Einfluß auf das Gebotene. "Hell" nimmt den Bass beinahe vollkommen aus dem Spiel. Insgesamt wirkt das Geschehen auch weniger räumlich und immersiv. "Begeistert" wirkt hier schon besser, allerdings wird auch hier recht stark auf die (ohne EQ) recht natürliche Wiedergabe genommen. Die einzelnen EQ-Felder sind individuellen Vorlieben angepasst. Das ist an sich nichts schlechtes, allerdings scheinen die Kopfhörer auch leicht an Maximalpegel einzubüßen. Eine Möglichkeit, einzelne Frequenzbänder individuell anzupassen, sehen wir nicht.

Wie sieht es im elektronischen Genre bei extrem basslastiger Musik aus? Unser Paradebeispiel ist hier aktuell Paul Kalkbrenners Interpretation von Leonard Cohens "You Want it Darker". Die Stimme begeistert hier wieder recht schnell mit Facettenreichtum und charakteristischen Eigenschaften. Auch untenrum knallen die Sonys ganz schön auf, die Bassdrum wirkt voluminös und satt. Hier entsteht durchaus der Eindruck eines massiven Fundaments, auf das die übrigen akustischen Elemente aufbauen. Allerdings, und das ist bei In-Ear Headphones ja bekannt, muss man wirklich auf einen guten Sitz der Hörer achten. Sitzen die Earbuds nicht tief genung im Gehörgang, wirkt der Bass zu schwach. Bei richtigem Sitz kommt aber auch das tiefe Grollen zur Geltung, nicht nur der harte Kickbass. Der Piano-Sound und die leicht verzerrten elektronischen Akzente kommen klar zur Geltung und sind auch sehr harmonisch in die Kulisse integriert. Insgesamt wirken die höheren Frequenzbereiche klar und transparent.

Vor dem Wechsel auf das nächste Lied erreicht uns ein Anruf. Mit einem Klich auf den rechten Earbud können wir den Anruf entgegen nehmen und nach Abschluss des Gesprächs wieder beenden. Das Mikrofon ist allerdings im linken Earbud untergebracht und auch nur über diesen erfolgt beim Telefonieren die Audio-Wiedergabe. Bis auf einen leicht gedämpften Hochtonbereich können wir bei der Sprachwiedergabe auch keine negativen Aspekte feststellen. Unser Gesprächspartner war stets klar zu verstehen, es gab keine Abbrüche, kein Rauschen oder sonstige Störungen. Auch unser Gegenüber bestätigte eine sehr unproblematische Verständigung. Ein wenig leiser als sonst üblich, davon abgesehen aber kein erhöhtes Rauschen oder ähnliches. Aufpassen muss man lediglich nach der Beendigung des Telefonats, da dann die Musik direkt wieder mit dem vorher eingestellten Pegel loslegt, das Gespräch wird automatisch normalisiert.

Massiv und mit rücksichtsloser Verzerrung treten die Truckfighters mit "Desert Cruiser" auf. Die Sony Headphones haben keine Mühe, die dichte Atmosphäre und die extrabreiten Bassklänge authentisch zu reproduzieren. Selbst die rauhe Stimme des Sängers ist solide im Geschehen eingebettet und bleibt sauber. Die unterschiedlichen Modi bei der Geräuschunterdrückung funktionieren, wir empfinden aber das Durchleiten von Info-Durchsagen über Lautsprecher oder eben konventionell geführte Dialoge mit Mitmenschen sind auch bei der normalen Geräuschunterdrückung zu hören bzw. möglich. Der spezielle Sprachmodus hat, zumindest in unserem Fall, keine eklatanten Vorteile erbracht. Wenn man sich aber sicher sein will, nichts zu verpassen, ist es natürlich empfehlenswert, diesen Modus zu aktivieren.

Etwas ruhiger wird es mit Mines "Essig auf Zucker" vom Album "Das Ziel ist im Weg". Der wütende Track der gebürtigen Baden-Württembergerin begeistert mit exzellenter Stimmwiedergabe mit viell Brillanz und sehr guter Detaillierung. Gleichzeitig gefällt der Hintergrund, einer Kombination aus grollendem Fundament und einzelnen akustischen Elementen, die sorgfältig im räumlichen Klangbild platziert sind. Auch das komplexere "Katzen" gelingt mitreißend und schwungvoll. Hier ist die Stimme mit leichten Hall-Elementen belegt und wir haben keinerlei Mühe, diesen Umstand bereits in den ersten Sekunden des Tracks nachzuvollziehen. Auch das hier in Erscheinung tretende Akkordeon gefällt mit authentischer Wiedergabe. Das gesamte Stück wird nach zwei Minuten sehr komplex und ist mit vielen einzelnen Details versehen, dem Sony gelingt eine gute Trennschärfe der verschiedenen Elemente und differenziert diese in einer recht breiten und tiefen Bühne.

Fazit

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Sony WF-1000X

Eine Bewertung der Sony WF-1000X In-Ears ist keine allzu leichte Aufgabe. An sich bietet der Kopfhörer eine ausgezeichnete akustische Performance mit klaren Höhen, einer überdurchschnittlich guten Stimmwiedergabe und satte, voluminöse Bässe. Ein guter Sitz der Earbuds ist natürlich vorausgesetzt, allerdings macht es Sony dem Anwender hier leicht und liefert vier verschiedene Größen und sogar MemoryFoam-Aufsätze in nochmal drei unterschiedlichen Größen mit. Kritikpunkte sind klar die Tonaussetzer und kurzen Verbindungsabbrüche des rechten Hörers sowie das Grundrauschen - dieses aber, und das muss man fairerweise sagen, haben auch andere renommierte Hersteller im Noise-Cancelling-Bereich noch nicht im Griff. Die Batterielaufzeit ist mit drei Stunden nicht enorm hoch, das praktische Trage-Etui mit Ladefunktion für insgesamt 9 Stunden Musikwiedergabe ist aber ein cleverer Schachzug, sieht zudem noch schick aus und schützt die Earbuds beim Transport. Sehr gut funktioniert die Freisprecheinrichtung und auch die Geräuschunterdrückung gefällt. Die "Truly Wireless" Headphones wirken noch nicht 100% ausgereift, geben aber schon mal eine sehr gute Richtung vor und haben sich akustisch kaum etwas vorzuwerfen.

Klangvolle "Truly Wireless" Bluetooth-Headphones mit praktischem Lade-Etui
sehrgut
Wireless-Headphones Oberklasse
05.01.2017

Test: Philipp Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 05.01.2017


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