TEST: Magnat Humidor - Kompakte Regallautsprecher in noblem Gewand

Magnat-Humidor-Gruppenbild1

Nein, Magnat ist nicht unter die Hersteller von hochwertigem Zubehör für Zigarren-Liebhaber gegangen und fertigt auch keine exklusiven Behälter zur Lagerung der gerollten Genussmittel. Wie wir bereits in einem früheren Special geklärt haben handelt es sich hierbei um neue Regal-Lautsprecher, die man zwar ruhig mit Genuss und Exklusivität in einem Satz erwähnen kann, die aber mit der kontinuierlichen Stabilisation der Luftfeuchtigkeit nichts im Geringsten zu tun haben.

Natürlich haben die Regallautsprecher mit einem typischen Humidor durchaus etwas gemein: Allem voran eine sehr elegante Optik und der überwiegende Materialeinsatz von edlem Holz. Und natürlich die generelle Wertigkeit, denn laut Magnat kommen hier hochqualitative Komponenten, eine ausgewogene akustische Abstimmung und ein besonderes Design im kompakten Format zusammen. Dafür schlägt das Pärchen mit 799 Euro zu Buche. Also: Zigarre ausbrennen lassen, Whisky-Glas zur Seite stellen und zusammen mit uns das notwendige Zubehör für die passende musikalische Untermalung begutachten.

Magnat-Humidor-Front-Seitlich2

Einzelansicht

Magnat-Humidor-Hochtoener

Hochtöner

Magnat-Humidor-Tieftoener

Die Chassis sind mit einem Zierring aus Metall versehen

Magnat hat mit schicken Regalboxen durchaus bereits Erfahrung gesammelt und mit der Quantum Edelstein ein in Ansätzen ähnliches Konzept schon 2013 vorgestellt. Im Gegensatz zur tief sitzenden Hochglanz-Lackierung sowie schicken Sockeln aus Metall und Acrylglas findet man hier, entsprechend einem schicken Humidor eben, vorwiegend Holz. Optisch passen die Humidor-Lautsprecher auch problemlos in jede Raucherlounge eines luxuriösen Hotels: Das MDF-Gehäuse ist mit zweifarbigem Echtholzfurnier versehen, welches hervorragend mit den Zierringen der Treiber auf der Schallwand sowie dem obenauf sitzenden Magnat-Logo harmoniert.

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Magnat-Humidor-Anschluesse

Anschluss-Terminal

Die Verarbeitungsqualität ist absolut solide, wenn man hier auch erkennt, dass es sich nicht um Lautsprecherkomponenten im überdurchschnittlich hochpreisigen Bereich handelt, sondern um faire 350 Euro pro Box. Die Chassis sind ohne sichtbare Verschraubungen integriert, die Zierringe schließen aber nicht überall absolut plan mit der Schallwand. Auch an den Gehäuse-Kanten, die nicht gerundet sind, erkennt man die Nähte des Furniers. Man muss aber schon genau hinsehen, um Schwachstellen zu entdecken. Gut gefällt uns auch das magnetisch befestigte Lautsprechergitter, die dem Ganzen einen Hauch von Retro-Stil verleiht.

Die 2-Wege Lautsprecher sind mit Abmessungen von 140 x 245 x 258 mm absolut kompakt und wirken sehr schlank. Bei den Tönern handelt es sich um einen Tiefmitteltöner mit Keramik-Aluminium-Sandwich-Membran mit 110 mm Durchmesser. Die 25mm Hochtonkalotte aus Seide ist mit einer breiten Sicke versehen, um das Abstrahlverhalten über 20 kHz zu verbessern. Bis auf 50 kHz hinauf sollen die Humidor spielen und somit das volle Potential des oberen Frequenzbereiches von Hi-Res-Audio-Dateien ausschöpfen. Die Belastbarkeit ist mit 75 Watt angegeben, der Wirkungsgrad beträgt 90 dB.

 Magnat-Humidor-Rueckseite

Rückseite

Magnat-Humidor-Bassreflexrohr

Bassreflexöffnung

Aufgrund der schlanken Bauweise wirken die Magnat Humidor Komponenten recht tief. Dennoch sollte man für die Aufstellung einen gewissen Abstand zur Wand einplanen, denn auf der Rückseite befindet sich das einzige Merkmal, dass mit dem grundsätzlichen Konzept ein wenig bricht: die Bassreflexöffnung aus Kunststoff. Wir finden aber, dass man das verzeihen kann, schließlich handelt es sich um die C-Seite des Lautsprechers, die man ja nicht dauernd begutachten muss. Darunter allerdings setzt man wieder voll auf "Humidor". Die Anschluss-Sektion ist im Farbton der übrigen Metall-Elemente gehalten und beherbergt gekapselte und vergoldete Schraub-Terminals, die auch für Bananenstecker und größere Kabelquerschnitte geeignet sind. Wenn wir schon Kritik auf hohem Niveau üben: die Passungen bzw. der Materialübergang zum Holzfurnier ist nicht ganz perfekt. Die Unterseite der Box ist mit vier grauen Gummifüßen versehen, die dem Lautsprecher einen soliden Stand verleihen.

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Magnat-Humidor-Front-Seitlich1

Magnat Humidor

Dass die Magnat Humidor optisch und bezüglich ihrer Verarbeitungsqualität einen sehr guten Eindruck hinterlassen, konnten wir bereits bestätigen. Kommen wir aber zu ihrer eigentlichen Aufgabe, der hochwertigen Musikreproduktion. Dennoch wollen wir eine dem Umfeld passende Auswahl treffen und finden, dass sich zu einem Glas Whiskey und einer Cubano die Dire Straits hervorragend eignen. Voll und voluminös, wie wir es den Humidor kaum zugetraut hätten, treten uns die ersten Sekunden der "Sultans of Swing" entgegen. Schwungvoll löst sich der Klang exzellent von den kompakten Regallautsprechern, eine weitläufige Bühne mit guter Instrumentenstaffelung ist die Folge. "Ausgewogen" beschreibt Magnat den Lautsprecher, und hier stimmen wir absolut zu: Sehr angenehm und geschmeidig, aber mit charakteristischem Sound der Stahlsaiten der Gitarre, gefällt das Ensemble. Der gesamte Frequenzbereich wirkt gut austariert. Selbst untenrum beweisen die Magnat-Komponenten, dass sie präzise und sauber agieren. Hier wird nicht versucht das geringe Gehäusevolume zu kaschieren. Das Resultat ist ein trockener, aber durchaus kraftvoller Bass mit solidem Tiefgang. Die Stimme profitiert von der guten Auflösung und steht zentral vor der Bühne. Magnat ist ein exzellenter Balance-Akt gelungen. Mitreißend und lebendig spielt die kleine Box auf, wirkt aber nie über ihre Maßen strapaziert, sondern absolut souverän. Mit hohem Pegel haben die Lautsprecher keinerlei Probleme und beschallen unsere 35qm große Wohnküche ohne Abstriche. Natürlich ist bei dieser Größe irgendwann der Punkt erreicht, wenn der Hochtonbereich etwas kippt und, gerade bei hellhörigen Räumen, anstrengend werden kann. Die Humidor sind hier aber sehr gutmütig und bleiben selbst bei hoher Lautstärke weitgehend unbeeindruckt.

Auch Leonard Cohen eignet sich unserer Meinung nach hervorragend zu einem guten Tropfen, allerdings wollen wir den Humidor-Lautsprechern etwas mehr Basslastigkeit zumuten und bedienen uns am "You Want it Darker"-Mix von Paul Kalkbrenner. Die ersten Sekunden sind allerdings von Synthesizer-Elementen in den oberen Frequenzbereichen geprägt, die von den Lautsprechern sehr gut in eine atmosphärisch dichte, dreidimensionale Klangkulisse integriert werden. Als der Kickbass einsetzt, beweisen die Humidor einen sehr satten und nachdrücklichen Sound, der im Ansatz definitiv in der Magengrube zu spüren ist. Wer das Lied kennt, weiß natürlich, dass hier bezüglich des Volumens und dem subjektiven Eindruck, geplättet zu werden, mehr geht. Wer sich aber die kompakten Abmessungen der Humidor vor Augen hält, kann beim Gebotenen nur staunen. Dabei bleibt die übrige Klangkulisse unbeeinflusst, selbst die Stimme gelingt weiterhin charakteristisch und sauber. Auch beim elektronischen Genre wirkt das Gesamtgeschehen stets harmonisch und ausgewogen, wird auch bei extremen Pegeln nicht zu spitz und schafft einen überdurchschnittlich räumlichen Sound, der auch bei anspruchsvollen Hörern kaum Anlass zu Kritk bietet.

Den speziellen Sound von Mine wird man vermutlich weniger hören, wenn man zusammen mit Freunden kubanische Tabakblätter genießt. Zu nachdenklich stimmen die Lieder, könnten aber somit durchaus bei einer stillen Runde alleine aus den Humidor erschallen. Sollte dies der Fall sein, wird der Connoisseur nicht enttäuscht sein. Die sauber gestaffelte Bühne kommt auch hier stark heraus, die einzelnen akustischen Elemente können im Raum klar nachvollzogen werden und hervorragend klar und gut aufgelöst wirkt die Stimmwiedergabe der erfolgreichen Baden-Württembergerin. Ab dem zweiten Drittel von "Der Mond lacht" kennen wir das Lied zwar noch einen Tick vollmundiger und mächtiger, irgendwo muss sich das geringe Gehäusevolumen der Humidor-Lautsprecher aber ja auch bemerkbar machen. Denn bei der Gestaltung der Stimme und der Streichinstrumente bei "Mein Freund" tut es das nicht. Gerade was die Auflösung im Bereich der Mitten und Höhen betrifft, haben sich die kompakten Magnat-Komponenten nichts vorzuwerfen. In Kombination mit dem kraftvollen Tieftonbereich realisieren die Humidor eine balancierte Gesamtperformance, die mitreißend und schwungvoll ist, gleichzeitig aber sehr natürlich daher kommt.

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Komplex und satt wird es noch einmal mit "Gone Forever" vom Album Transitions von Johnossi. Trotz des mannigfaltigen Geschehens beeindruckt uns wieder die hervorragende Stimmwiedergabe. Auch der Bühnenaufbau gefällt wieder mit einer sehr sauberen Staffelung und ausgezeichneten Differenzierungsmöglichkeit der einzelnen Instrumente. Untenrum gefällt das Schlagzeug mit nachdrücklicher Bassdrum, aber auch die sonstigen Percussion-Elemente kommen stets klar am Hörer an und werden nicht überlagert. Auch der Bass zeigt sich strukturiert und sauber aufgelöst. Wie versprochen: eine balancierte, ausgewogene Performance, die in einem authentischen Gesamtgefüge resultiert und trotzdem eine tolle Spritzigkeit und Emotionalität mit sich bringt.

Blues und Jazz eignen sich ebenfalls exzellent für die Humidor, sei es bei einem schottischen Islay-Whisky oder völlig ohne Laster. Natürlich geben wir uns nicht mit konventionellem zufrieden, sondern lassen uns von "All Them Witches" in die ruralen Landschaften von Tennessee entführen. "Elk.Blood.Heart" begeistert den Zuhörer mit typischen Gitarrenklängen des Westens, der von einem sehr mächtigen und voluminösen Gesamtpaket aus Bässen, Gitarren und Stimme begleitet wird. Trotz der extrem verzerrten Klänge bleiben die Humidor unbeeindruckt und überzeugen mit einem dichten Soundgebilde, dass auch bezüglich seiner Auflösung und der Dynamik sehr gut gefällt.

335 Euro pro Stück kostet ein harter Konkurrent der Humidor-Komponenten: die nuLine 34 aus Schwäbisch Gmünd. Unsere langjährige Meßlatte ist den Magnat-Lautsprechern akustisch eine Nasenlänge voraus, allerdings ist sie auch keinesfalls so kompakt. Optisch unauffälliger bietet sie eine exzellente Verarbeitungsqualität mit sauber aufgetragenem, matten Mehrschichtlack. Die Humidor sprechen natürlich ein spezielles Klientel an und wer den Lounge-Look möchte, kommt nicht um sie herum. Ebenfalls in diesem Preisbereich ist die Monitor Audio Silver 1 zuhause. Die Box tritt in Hochglanzlackierung ebenfalls hochwertig auf, muss bei der Anschluss-Sektion aber zurückstecken. Akustisch spielt sie stark mit satter Basskraft und hoher Präzision, die Humidor bietet aber eine bessere Loslösung des Klangs und eine etwas ausgeprägtere Räumlichkeit bei besserem Wirkungsgrad.

Magnat-Humidor-Gruppenbild2

Die Humidor mit magnetisch befestigtem Abdeckgitter

Die Magnat Humidor eignen sich alleine schon aufgrund ihrer charakteristischen Optik hervorragend zur Komplettierung des heimischen Rückzugsortes, an dem die eine oder andere Zigarre oder die exklusive Spirituose genossen wird. Doch die kompakten Lautsprecher-Komponenten können mehr, als nur schick aussehen. Trotz ihrer Größe liefern sie ein überraschend großzügiges und sehr räumliches Bühnenbild mit guter Auflösung und ausgezeichneter Balance. Pegelfest werden die Komponenten nie unangenehm, sondern bleiben auch bei der Beschallung größerer Räume zumeist souverän. Die Verarbeitung weist, wenn man genau hinsieht, im Detail noch leichtes Potential auf, das schließt die Integration im passenden Ambiente aber keinesfalls aus. Nach der Quantum Edelstein ist Magnat ein weiterer kompakter Lautsprecher gelungen, der mit seinem speziellen Design nicht jeden anspricht, akustisch aber auch außerhalb seiner Nische souverän überzeugen kann.

 Kompakt-Lautsprecher mit edler Wirkung und ausgezeichneten akustischen Eigenschaften
ueberragend
30.01.2018

 

Test: Philipp Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 30.01.2018

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