TEST: Heco Zweiwege-Regallautsprecher Tresor - Musterbeispiel für 100 Prozent Hochwertigkeit?

Der Tresor, mit dem man hören kann: Kurzumschreibung für ein neues Heco-Familienmitglied. Geld, Wertpapiere, Schmuck oder Goldbarren kann man zwar keine hineinlegen, dafür aber eint die bewusst auch durch Details massive, unerschütterliche Stabilität die Heco Tresor mit einem gepanzerten Schrank für Wertgegenstände aller Art. 999 EUR werden fürs Paar fällig, wollen wir doch sehen, ob es sich um eine vernünftige akustische Wertanlage handelt. 

Äußerst hochwertiges und robustes Finish

Heco selbst spricht von einem "stabilen und resonanzarmen Gehäuse". Das nehmen wir den Boxen sofort ab, die dicken Seitenteile, bewusst sichtbar mit großen silbernen Schrauben verschraubt, strahlen eine enorme Solidität und Hochwertigkeit aus. Auch vorn auf der Schallwand ist ein halbes Schraubenlager untergebracht:

30 mm Hochtöner

130 mm Tiefmitteltöner

Rund um Hoch- und Tieftöner, in geringem Abstand voneinander - zehn Schrauben beim Hochtöner, gleich zwölf beim Tiefmitteltöner. Selbst ein begnadeter Panzerknacker kann die Chassis daher kaum aus der Schallwand reißen. Heco sagt dazu: "Das Gehäuse stellt nicht nur ein Luftvolumen für den Tiefton bereit, es hält im Idealfall die Lautsprecherchassis unverrücktbar fest". Glauben wir gern. Dagobert Duck hätte seine Freude an den Pulheimer Schallwandlern, da auch das schicke Grau der Seitenwände sehr gut zur Optik eines Geldschranks passt. Das, was man vorn, oben und auf der Rückseite vom Korpus sieht, ist qualitativ hochwertig hochglanzschwarz lackiert. 8,2 kg wiegt ein "Tresor" - ganz schön mächtig und Zeichen dafür, dass der massive Auftritt nicht nur Maskerade, sondern absolut ernst gemeint ist. Das Aluminium-Profil der Seitenteile verstärkt das Gehäuse nachhaltig, der eigentliche Korpus besteht aus MDF. Die Verspannung zwischen Gehäuse und Seitenteilen erfolgt über einen feinporigen Spezialschaum. 

Anzeige

Mit Abdeckgitter

Hält magentisch

Der Hochtöner besitzt eine edle Aluminium-Frontplatte mit der modernen "Fluktus" Geometrie, die das Abstrahlverhalten der großen 30 mm Silk-Compound-Kalotte optimiert. Damit der 130 mm messende Tiefmitteltöner immer im wahrsten Wortsinne die Ruhe selbst bleibt, spendiertem ihm die Heco-Entwickler einen soliden Korb aus Aluminium-Druckguss. Auf der Rückseite der Membran besitzt der Tiefmitteltöner verschiedene Entlüftungsöffnungen, um Kompression und Strömungsverluste zu vermeiden. Die Membran selbst besteht, Heco-typisch, aus Kraftpapier.

Rückseite komplett

Bassreflexrohr

Terminals

Anzeige


Im Inneren arbeitet eine amplituden- und phasenoptimierte Frequenzweiche mit hochwertigen Bauteilen, sie sitzt hinter dem Anschlussterminal aus Aluminium. Natürlich finden sich Schraubklemmen für den Anschluss des Lautsprecherkabels oder der Bananenstecker, allerdings fehlt eine Bi-Wiring-Option, was im Falle der Tresor aber auch nicht unbedingt Sinn machen würde. Die Tresor, konzipiert für Impedanzen von 4 bis 8 Ohm,  ist mit 80 Watt maximal und mit 140 Watt kurzzeitig belastbar, sehr gute Werte für eine so kompakte Box: Nur 202 mm breit, 298 mm hoch und 282 mm tief inklusive Füßen und Terminal. Der Wirkungsgrad ist mit 90 dB ebenfalls erfreulich hoch (2,83V/1m).  Laut Heco sollten pro Kanal mindestens 30 Watt an Verstärkerleistung zur Verfügung stehen.

Klang

Und wie klingen die "Geldschränke"? Dieser Frage gehen wir mit verschiedenem Quellmaterial jetzt nach. 

Material von Spotify (320 kbit/s)

Bei Alan Walkers "Lost Control" modellieren die beiden Tresor-Regalboxen das Piano und die weibliche Stimme sehr gelungen heraus. Das Auflösungsvermögen können wir hier nicht komplett beurteilen, da nur Material von Spotify, aber das Ergebnis hört sich gut dosiert und lebendig an. Der Aufbau des Tracks wird nachvollziehbar von den beiden Hecos vollzogen. Der schwierige Bass wird recht gut gemeistert, das hätten wir den beiden kleinen Schallwandlern nicht zugetraut. Klar fehlt es unten an Tiefgang, aber für so wenig Gehäusevolumen ist das Resultat wirklich prima. 

Anzeige

Wie sieht es bei "Infinity 2018" von Sean Finn aus? Wir traktieren die kleine Box weiterhin mit fiesen Stücken, bei denen man eigentlich Gehäusevolumen satt braucht. Trotzdem bekommt die Tresor einen guten Aufbau hin und beim Bass überrascht sie uns absolut: Kräftig, aber vor allem die Präzision ist ausgezeichnet. Nein, die Heco braucht nicht zwingend einen aktiven Subwoofer zur Unterstützung. Natürlich kann man ein 2.1-Setup aufbauen - schaden tut es keinesfalls. Aber andere Boxen mit kleinem Volumen, die ohne einen zusätzlichen Basslautsprecher einfach unvollständig klingen, können sich an der Tresor - oder an dem Tresor - ein Beispiel nehmen, dass man auch aus wenig Gehäusevolumen durch die richtige Abstimmung im Bassbereich viel herausholen kann. Die Impulstreue, die gute Räumlichkeit und die tonal sehr gelungene Abstimmung bringen weitere Pluspunkte: Die Tresor ist nicht zu analytisch, aber auch nicht zu warm. Lange hörten wir nichts mehr von Heco mit so einer wirklich hervorragenden Abstimmung. 

Ja, diese Art von Musik macht Spaß mit den Hecos - dachten wir nicht, nun aber lassen wir ihr freien Lauf: "Fire in My Soul" von Oliver Heldens im Remix von Gil Sanders bringt den kleinen Lautsprecher bei höherem Pegel doch an seine Grenzen - aber erst bei Pegeln, die andere schon gar nicht mehr aus den Membranen pressen. Demnach also erneut eine Top-Leistung des kleinen Schallwandlers, der zudem die vokalen Anteile prima herausarbeitet. 

Gehen wir ein gutes Stück zurück in der Musikgeschichte und lauschen "I'm Still Standing" von Elton John. Hier haben wir schon Boxen erlebt, die mehr aus dem Quellmaterial gemacht haben. Die Tresor macht nichts falsch, aber sie hält sich insgesamt etwas bedeckt. Was aber definitiv besser ist, als den dröhnenden, überspitzenden Mitteltonbereich freizusetzen, was wir auch schon häufiger heraushören mussten. 

Und nehmen wir neueres Material alter Songs - das 2015er Mix des Erasure-Klassikers "Sometimes" - dann ist die Tresor sofort wieder in ihrem Element: Frisch, klar und lebendig macht sie sich ans Werk und liefert bei der vokalen Präsenz und im Bassbereich eine richtig gute Vorstellung ab. 

Bei der 2018er Variante des U96-Klassikers "Das Boot" (U96 featuring DJ T.H. & Nadi Sunrise, DJ Quicksilver Remix) schlagen sich die kleinen edlen Regallautsprecher erstaunlich souverän. Sie erweisen sich als pegelfest und schrecken daher auch vor der Beschallung größerer Hörräume nicht zurück. Die gebotene Dynamik ist sehr gut, und auch die Räumlichkeit kann durchaus überzeugen. Der Hochtonbereich spielt frei und weitläufig auf, auch Verdienst der recht großen Kalotte. Und wie schaut es bei der Basswiedergabe aus? Hier können wir nur den Hut vor der Tresor ziehen, denn ärmlich ist hier nichts. Im Gegenteil, die Heco-Box entwickelt einen ordentlichen Punch, präzise und sich sauber ausbalanciert im Raum verbreitend. 

Material von TIDAL (CD-Qualität)

Hier starten wir mit der 2015er Remaster-Version des Phil Collins-80er Jahre Hits "I Wish It Would Rain Down". Lebendig, mit einer tadellosen Auflösung, kann man hier sehr zufrieden mit der Performance der Tresor sein. Phils Stimme könnte im Detail noch etwas prägnanter erscheinen, sich noch eine Idee besser von den Instrumenten trennen - aber das ist Meckern auf hohem Level. Der Rhythmus wird auf jeden Fall impulstreu wiedergegeben, und auch im Bassbereich gibt es Aktivitäten zu verzeichnen.

"Time To say Goodbye" von Andrea Bocelli und Sarah Brightman gefällt von Anfang an durch die harmonisch und rund, gleichzeitig aber detailliert dargestellten Instrumente. Sarahs Stimme hat recht feine Konturen, und im Gegensatz zum obigen Beispiel trennt sie sich passend von den Instrumenten. Der Bassbereich ist prima, nur minimal merkt man, dass es am Tiefgang doch aufgrund der Abmessungen etwas hapert. Aber die Brillanz und der Schwung, mit der die Box den legendären Titel präsentiert, sind wirklich überzeugend, und auch Andreas Stimme ertönt aufgeräumt und charismatisch, selbst bei gehobener Lautstärke. 

Von a-ha hören wir nun die Unplugged-Version des großen Hits "The Sun Always Shine On TV". Hier singt Ingrid Helene Havik im Duett mit a-ha-Frontmann Morten Harket, und das Ergebnis, auch wegen der überraschend hochwertigen Einarbeitung der Streicher, begeistert uns: Lebendig, authentisch, mit einer wieder sehr ordentlichen Detaillierung, erfüllen die beiden Heco-Boxen hier auch gehobene Ansprüche. Das Klavier wird ebenfalls tadellos eingearbeitet, so dass der Raum für größere Kritik am Auftritt der Hecos eng begrenzt ist. 

Nun geht es nochmal Club-mäßig zur Sache - mit dem Steve Aoki "Midnight Hour" Remix des Michael Jackson-Klassikers "Thriller". Und wieder gibt sich die Tresor impulstreu und dynamisch. Der sehr wuchtige Bass kann hier natürlich nicht zur Gänze wiedergegeben werden, hier lohnt ein separater aktiver Subwoofer wirklich als Unterstützer, gerade in größeren Räumen. Wer den Song aber nicht kennt und ihn das erste Mal auf der Tresor hört, wird gar nicht so viel vermissen. Respekt verdienen sich die edlen kleinen Lautsprecher demnach auch bei diesem Titel. 

Hi-Res Audio, Flac, vom Server

Bei "Nessun Dorma" aus Puccinis "Turandot" (96/24) gesungen von Jonas Kaufmann, macht sich die Tresor ziemlich gut - vielleicht sind die Instrumente minimal zu weit im Hintergrund, während Kaufmann singt, dafür aber wird die Stimme des Startenors überragend erfasst. So souverän, erwachsen und komplett, das hätten wir nicht gedacht. Und für sich betrachtet ist auch die instrumentale Präsentation prima, die Streicher sind sehr gut durchhörbar, aber gleichzeitig nicht zu spitz. So klingt alles rund und homogen, auch der Chorgesang ist tadellos integriert, und trotzdem vielschichtig und natürlich. Eine tolle Kombination. 

"Basil" (192/24) von Mark Knopfler liegt der sensibel ansprechenden Heco-Box ebenfalls. Das Melancholische, Tiefgründige des Songs arbeiten die kleinen Schallwandler gut heraus und fokussieren gekonnt Marks charismatische Stimme. Die akustische Gitarre wird auch ansprechend herausgearbeitet, das Anzupfen der Saiten hört man genau. Bei diesem Titel läuft alles absolut rund für die Tresor, Bassbereich, Präsenztonbereich und Hochtonbereich wirken lebendig, fein auflösend und zugleich harmonisch. Hier gefällt uns der Lautsprecher besonders gut.

"Diamante" von Sandra und Tony Alessi (96/24) wird oft zu schrill und überspitzt wiedergegeben, mit zu dominanten Höhen und oberen Mitten. Schafft es die Tresor, sich hier positiv abzugrenzen? Bei mittleren Pegeln definitiv, hier bleibt sie gelassen und klar. Aber selbst, wenn man weiter am Pegelregler dreht, ist die Tresor kaum aus der Reserve zu locken. Klar, etwas spitzer werden die Höhen, aber vom Unangenehm-Schrillen sind sie ein gutes Stück entfernt. Beeindruckend ist, was die kleinen Gehäuse für ein räumliches Volumen abliefern. Hier hat man bei geschlossenen Augen keinesfalls den Eindruck, dass irgendetwas fehlt.

Till Brönners "The Good Life" (96/24) kommt relaxed, aber gleichzeitig mit akkurater Detaillierung zum Hörer - also genau so, wie es sich gehört. Die Tresor kann man nicht auf dem "falschen Fuß" erwischen, unser kompakter Universalist hat bei keinem Musikstil Berührungsängste. Immer souverän, stets "Herr der Lage", und mit untadeliger Impulstreue schwingt sich Hecos Edel-Schallwandler auch hier zu einer erstaunlichen Leistung auf.

Eine Musikrichtung fehlt noch: Punkrock. "Crisis Time" (88,2/24) von Bad Religion lässt es entsprechend vehement krachen. Nein, auch hier versagt die Tresor nicht, sondern bringt auch bei gehobenem Pegel Ordnung und Klasse in den schnellen, hektischen Rhythmus. Die Stimme arbeitet der Lautsprecher gut heraus, und trotz der schwierigen Bedingungen ist die Trennung der vokalen von den instrumentalen Anteilen immer sauber und ohne Schwächen, gerade wenn wir die Preisklasse mit ins Kalkül ziehen. 

Konkurrenzvergleich

B&W 606

Bowers & Wilkins 606: Optisch ist die 606 geradezu unauffällig im Vergleich zur Tresor. Gut verarbeitet, aber nicht so opulent, dafür sind die britischen, sehr homogen und ausgeglichen klingenden Schallwandler mit 350 EUR pro Stück auch merklich günstiger. 

Dali Opticon 2

Die Dali Opticon 2 kommt auf 898 Euro Paarpreis, mit dem 165 mm Tief-/Mitteltöner und dem größeren Gehäuse bietet sie mehr Tiefgang als die Tresor. Optisch ist die Opticon 2 schlicht gestaltet, die Verarbeitung ist tadellos. Wer schlichtweg eine sehr klangstarke Box sucht, liegt hier genau richtig. Die kleinere Tresor sieht edler aus, löst ebenso gut auf und empfiehlt sich für den Anwender, der das Besondere möchte. 

KEF R 300

Die KEF R-Serie ist mittlerweile in neuer Auflage erschienen. Die R300, die wir getestet haben, gehört noch der älteren Generation an. Optisch sehr schick, mit feinem Finish, liefert die R300 eine gediegene akustische Leistung mit perfekten Gruppenlaufzeiten dank des Uni-Q-Chassis für Mittel- und Hochtonbereiches ab. Die kleinere Heco Tresor ist interessanterweise aber pegelfester und agiert mit mehr Dynamik. 

Fazit

Die Heco Tresor ist ein optisch eigenständiger, sehr kompakter und leistungsfähiger Regallautsprecher. Er zeigt sich praktisch jedem Musikstil gewachsen, somit kann er als echter "Universalist" bezeichnet werden. Mit einem Paarpreis von 999 EUR ist Hecos "Tresor" auch alles andere als zu teuer bezahlt. Für vergleichsweise wenig Geld gibt es elitäre Verarbeitung und einen richtig guten Klang.

Volltreffer von Heco: Optisch sehr hochwertig und inidivuell, klanglich sehr ausgewogen und lebendig

Regallautsprecher bis 1.000 EUR/Paar
Test 28. Januar 2019

Test: Carsten Rampacher
Bilder: Sven Wunderlich
Datum: 28. Januar 2019


Tags:

Anzeige

Alle aktuellen Tests auf AREA DVD
  ZURÜCK