TEST: Canton Townus 90 - hervorragender Standlautsprecher zum fairen Kaufpreis?

Die Canton Townus 90 ist eine äußerst hochwertige Standbox, die zu einem erstaunlich fairen Kaufpreis erhältlich ist. 1.299 EUR pro Stück kostet der Lautsprecher pro Stück, und drei Gehäusevarianten sind im Angebot: Weiß seidenmatt, Schwarz hochglanz oder, wie in unserem Falle, Nussbaum (Echtfurnier, 100 EUR Aufpreis pro Townus 90). Canton selbst spielt beim Namen mit seiner Herkunft (Weilrod im Taunus) und dem Wort "Town" - um so zu verdeutlichen, dass hier urbaner Chic, handwerkliche Tradition und neueste Technik zusammen finden.

Elegantes Echtholz-Furnier

Gerundete Kanten

Sockel

Von "zeitlosem Design" und "hochwertiger Anmutung" spricht Canton - das unterschreiben wir sofort. Der Lautsprecher ruht auf einem soliden Sockel, und die ohne Schrauben in die Schallwand des Unibody-Gehäuses eingelassenen Chassis werden durch einen attraktiven Aluminium-Zierring (Seamless-Diamond-Cur)veredelt. Das Gehäuse überzeugt durch sauber ausgeformte, leicht gerundete Ecken. Das gesamte Echtholz-Furnier ist akkurat aufgebracht und dokumentiert ebenso wie die rückwärtigen, langzeitstabilen Bi-Wiring-Terminals den hohen Verarbeitungsstandard.  

Wenden wir uns weiteren Details zu. Der speziell konstruierte Holzsockel mit den vier Metallfüßen sieht nicht nur gut aus, sondern sorgt auch für perfekte Rahmenbedingungen für die im Gehäuseboden eingelassene große Bassreflex-Öffnung. Diese ist mit verantwortlich für einen exzellenten Tiefgang und produziert kaum störende Strömungsgeräusche. Bedingt durch diese Downfire-Anordnung der Bassreflexöffnung wird der Raum akustisch gleichmäßig angeregt - die Bässe überzeugen durch Klarheit und Präzision, störendes Dröhnen wird gekonnt vermieden, versprechen die Hessen. 

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Hochtöner

Mitteltöner

Tieftöner

Die Gehäuse sind im Inneren mehrfach versteift, um größtmögliche Solidität zu garantieren - schließlich soll die Musik klingen und nicht das Gehäuse des Schallwandlers. Überdies setzt Canton auf eine hochwertige, verlustarme Innenverkabelung und strategisch optimal untergebrachtes Dämmaterial. Die Frequenzweiche wurde mit streng selektierten Bauteilen bestückt, was eine perfkete Zusammenarbeit mit den Chassis sicherstellen soll. Vier Treiber sind auf der Schallwand untergebracht. Zwei 174 mm Tieftöner mit Titanium-Membran, ein 174 mm Mitteltöner, ebenfalls mit Titanium-Membran, und eine 25mm Hochtonkalotte aus Aluminiumoxydkeramik stellen die Bestückung dar. Canton verweist darauf, dass die Basstreiber dank der steifen sowie klirrarmen Double-Cone-Membranen sowie der Wave-Sicken-Technologie enorme Belastbarkeit bei gleichzeitig untadeliger Präzision garantieren. 

Chic in Schale

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"Cleane" Rückseite. Die Bassreflexöffnung befindet sich unten

Die Townus 90 arbeitet nach dem Dreiwege-Bassreflex-Prinzip und weist eine Nennbelastbarkeit von 150 sowie eine Musikbelastbarkeit von 300 Watt auf. Der Übertragungsbereich geht von 20 Hz bis hoch auf 40 kHz - durch den erweiterten Frequenzgang ist die Townus 90 auch für die Wiedergabe von Hi-Res-Audiodateien geeignet. Die Impedanz beträgt 4 bis 8 Ohm.

Magnetisch haftendes Lautsprecher-Schutzgitter

Stoff-Abdeckgitter im Detail

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Bi-Wiring-Terminals

Eine Townus 90 wiegt 24 kg und ist 105 cm hoch, 25 cm breit und 36 cm tief. Ovale Stoffabdeckungen, die gut verarbeitet sind und magnetisch haften, sind im Lieferumfang enthalten. Canton gewährt auf den schicken Standlautsprecher 5 Jahre Garantie. 

Klang

MQA, Tidal Master Quality

Wir starten "klassisch", im wahrsten Sinne des Wortes, mit Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Nummer 20 in D-Dur, Köchelverzeichnis 466, erstes Allegro. Es spielen die Münchner Philharmoniker, am Klavier der unvergessene Friedrich Gulda. Die beiden Townus 90 erzielen für die Preisklasse exzellente Ergebnisse hinsichtlich Struktur und Klarheit bei diesem diffizilen Stück - die Wechsel im Tempo werden impulstreu übertragen. Mit dem NAD M33, der schon seit einiger Zeit in der Redaktion ist und in den bisherigen Testreihen an verschiedenen Lautsprechern brillieren konnte, steht natürlich auch ein hervorragender Zuspieler bereit, Preview und Test werden hier in Kürze veröffentlicht. Die Klaviereinlagen, auch die Soli, modellieren die Townus 90 mit der gebotenen Raffinesse heraus. Obwohl sie in einer stark umkämpften Preisliga antreten, greifen die hessischen Standboxen gleich die Klassenbesten unverhohlen an. Diese Mischung aus Homogenität, Feindynamik, dichter, ehrlich vorgetragener Räumlichkeit und dem souveränen Handling hoher Pegel ist einfach vortrefflich gelungen, das muss man anerkennen. Im Hochtonbereich schafft die 25 mm Kalotte sozusagen "klare" Verhältnisse, arbeitet feinfühlig und effektiv, der Übergang zu den Mitten ist nahtlos, unmerklich, sodass der Eindruck einer komplett in sich geschlossenen Klangkulisse entsteht. Auch der Grenzbereich zwischen den unteren Mitten und dem Bassbereich strahlt Gelassenheit und Hamronie aus, man taucht direkt in den Klang ein, fühlt sich umgeben von einem präzisen akustischen Teppich - und das in dieser Preisklasse, wie wir bereits erwähnten. Höchst beachtlich, doch kommen wir zum nächsten Stück.  

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Hi-Res, Flac, 96 kHz/24-Bit

Und wir bleiben im Großen und Ganzen beim Genre und lauschen nun der legendären Arie "Nessun Dorma" aus Puccinis "Turandot". Es singt Star-Tenor Jonas Kaufmann, und die Townus 90 schafft es auch diesmal wieder, ohne jeglichen Anlauf viel Atmosphäre zu verbreiten. Die Stimme von Jonas steht exakt dort, wo man sie vernehmen möchte: Im Zentrum einer klar definierten virtuellen Bühne. Die Instrumente gruppieren sich präzise um die vokale Präsenz, und der Aufbau des Orchesters ist bis ins Detail zutreffend und lebendig gehalten. Gerade die Streicher erfreuen durch Harmonie, gleichzeitig aber fehlt es auch nicht an der nötigen Transparenz. Klar - es gibt deutlich teurere Lautsprecher, von ganz verschiedenen Marken, die bei der Gesamtdynamik, bei kleinen Zwischentönen oder auch bei den vokalen Gesamtkonturen noch mehr auf den Punkt kommen - aber hier muss man dann auch mit Paarpreisen ab 4.000 bis 5.000 EUR rechnen. 

Hi-Res, Flac, 48 kHz/24-Bit

"Desperado" in Diana Kralls Cover-Version ist ein weiterer Titel, der sich perfekt eignet, das Wesen der Townus 90 herauszustellen: Ruhig und auf den Punkt wird dieser Titel zum Zuhörer transportiert. Dianas Stimme erscheint sehr direkt, sehr unmittelbar, die Instrumente ergänzen mit ihrer aufgeräumten, exakt richtig dosierten Wiedergabe den Gesamteindruck. So entsteht ein lebendiges, zugleich aber wohltuend gut sortiertes Klangbild, das so souverän und gefällig wirkt, dass sich automatisch ein Gefühl der Zufriedenheit beim Auditorium einstellt. Bei "Alone Again (Naturally)" stellt sich erneut eine über alle Maßen kultivierte, nachvollziehbar strukturierte Wiedergabe ein, die mit ihrer ausgezeichneten Räumlichkeit und der von den Konturen her feinen, präzisen Stimmwiedergabe überzeugt. Auch die Temperatur des Klaviers wird sehr gut getroffen. 

Hi-Res, Flac, 192 kHz/24-Bit

"Basil" von Mark Knopfler beeindruckt durch das ruhig, aber doch emotional intensiv vorgetragene kurze Intro und die treffsichere Präsentation von Marks charakteristischer Stimme. Die Gitarre gruppiert sich sorgfältig ums vokale Zentrum, das sorgt für eine fundierte, detaillierte Wiedergabe, mit der die Townus 90 wieder die typischen Qualitäten unter Beweis stellt: dass man es hier mit einem Universaltalent zu tun hat, das mit jedem Musikstil sehr gut klarkommt und das Wesen des jeweiligen Titels exakt herausstellt, damit man auxch kleine Details aus der "zweiten Reihe" in realistischer Art und Weise erleben kann. Dass die räumlichen Strukturen nicht nur atmosphärisch dicht, sondern zugleich auch mit klar nachvollziehbarer Ausprägung der Konturen zum Besten gegeben werden, vervollständigt die Eindrücke. 

Tracks von Spotify: 

Hier legen wir nun ab und checken, ob die Townus 90 auch bei der Wiedergabe bassintensiver Club-Music für Begeisterung sorgen kann. Mit "Life Goes On" (Oliver Tree, Clean Bandit) hat die Box keinerlei Berühungsängste und marschiert auch bei hohem Pegel unbeirrbar weiter, ohne erkennbare Anstrengung. Da muss schon ein Pegel-Genie wie eine Nubert nuLine 334 her, um der Townus 90, die kompaktere Abmessungen aufweist, die Grenzen aufzuzeigen. In ihrer "Größenklasse" brilliert die Townus 90 auf jeden Fall, der Bass ist solide, kraftvoll und breitet sich räumlich gleichmäßig aus. Der "Party Rock Anthem" (LMFAO) liegt dem Dreiwege-Standlautsprecher ebenfalls. Der Bass wirkt bei diesem Track äußerst energiegeladen, wummert aber nicht dumpf vor sich hin, sondern trifft exakt den richtigen Punkt. Dynamische Differenzen innerhalb des Songs kommen impulstreu und glaubwürdig heraus.

Nun zu einem echten Klassiker im aktualisierten Gewand: "Insomnia" (Rework, Mike Candys, Jack Holiday) hat nichts von der Faszination eingebüßt, gerade wenn sich die Townus 90 mit der Wiedergabe beschäftigt: Dynamisch, nachdrücklich, dabei aber immer rund, homogen, mit hervorragender Räumlichkeit. Der ganze Bassbereich, auch mit allen kurzen Impulsen, steht hier im Raum, gleichmäßig, angemessen wuchtig und mit dem nötigen Punch. "Where Did You Go" (Jax Jones, MNEK) mit dem beschwingten Intro, das an Ferien im sonnigen Süden erinnert, ist dem hessischen Schallwandler wie auf den Leib geschneidert. Der Bass gewohnt straff und wohl organisiert, die vokalen Elemente exakt angeordnet, die räumliche Ausbreitung homogen. Erneut Top-Zensuren, ohne Kompromisse und Einschränkungen.

Konkurrenzvergleich

Dali Rubicon 6 Black Edition: Leider war dieser überragende Schallwandler mit besonders hochwertigen Bauteilen in der Frequenzweiche und "All Black" Optik nur streng limitiert erhältlich. Mit einem Stückpreis von knapp 2.000 und einem Paarpreis von knapp 4.000 EUR ist die Rubicon 6 Black Edition auch einiges teurer als die Townus 90 - was sie in noch etwas mehr Frische und Kontur im Hochtonbereich und einen nochmals minimal besseren Auflösungsvermögen über den gesamten Frequenzbereich rechtfertigt. Aber - wie nahe die günstigere Townus 90 der Rubicon 6 Black Edition kommt, ist bewundernswert. Geht es um einen homogenen, harmonischen Klang, ist die Townus 90 sogar noch eine Idee verbindlicher. Auch das Finish des hessischen Standlautsprechers begeistert und ist sogar noch eine Idee nobler als bei der Rubicon 6 Black Edition.

Fishhead Audio Resolution 2.6 FS: Mit einem Paarpreis (!) von nicht einmal 1.500 EUR zeigt der Lautsprecher des Kleinserienherstellers aus Berlin, wie ein erfolgreicher Einstieg (im Jahr 2017) in den deutschen Lautsprechermarkt aussehen kann. Überragende Auflösung über den gesamten Frequenzbereich (der Name "Resolution" kommt nicht von ungefähr), ein brillanter & transparenter Hochtonbereich und ein straffer Bass verdichten sich zu einem hochklassigen Gesamteindruck, zu dem auch die tadellose Verarbeitung beiträgt. Klar - Tiefgang, Basskraft und Pegelfestigkeit sind bei der Townus 90 schon auf einem anderen Niveau, aber die Resolution FS 2.6 schlägt sich richtig gut und muss sich auch heute noch vor keinem Konkurrenten verstecken. 

Nubert nuLine 334: Jawohl - die nuLine 334 kann's. Was genau? Einfach alles. Daher kristallisiert sich der Lautsprecher aus Schwaben als äußerst unangenehmer Konkurrent für die Townus 90 heraus. Mit 1.375 EUR pro Stück ist die imposant große Box nicht einmal viel teurer als die Townus 90, macht mit gleich drei Tieftönern, dem verhältnismäßig kleinen Hightech-Mitteltöner und dem asymmetrischen Hochtöner aber auch viel her. Akustisch setzt sich der Siegeszug der nuLine 334 fort. Bei Gesamtdynamik und Pegelfestigkeit scheitert auch die hessische Schönheit am Musterbeispiel von der Ostalb. Unbeirrt von allen Rahmenbedingungen, knallt die nuLine 334 schon beängstigende Pegel heraus. All das wirkt nie gequält, sondern absolut souverän. Doch mit der Townus 90 gibt es einen durchaus ebenbürtigen Gegner: Mit etwas mehr "rundem", angenehmem Klang sucht sich die Townus 90 ihre eigene Lücke gegen die schwäbische Macht, die etwas analytischer klingt und nicht so verbindlich auftritt wie die Townus 90. 

Fazit

Die Canton Townus 90 brilliert ohne Kompromiss: Sie ist ein einer harten Preisklasse unterwegs, in der Top-Offerten z.B. von Nubert, Dali oder Elac am Start sind. Eigentlich keine guten Voraussetzungen, sich auch noch an der eng umkämpften Spitze zu platzieren. Doch die Townus 90 geht schon optisch ihren eigenen Weg: Hier wird ganz klar Oberklasse-Flair in der Preisliga um 1.300 EUR/Stück geboten. Auch klanglich setzt der hessische Schallwandler eigene Akzente, durch eine vorbildliche Verbindlichkeit, eine Ausgewogenheit auf Top-Level. Ideal geeignet auch für lange Hörsessions und für praktisch jeden Musikstil, empfiehlt sich die Townus 90 als optimale Lösung "für alle Fälle", die für großen Hörspaß für viele Jahre bestens gewappnet ist , auch dank der hervorragenden Verarbeitung und den aufwändigen Baugruppen sowie Chassis. 

Meister der Ausgewogenheit: Der Townus 90 Standlautsprecher begeistert durch Homogenität und akustische Raffinesse

Standlautsprecher bis 3.000 EUR/Paarpreis
Test 22. April 2022

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 22. April 2022

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