TEST: AperionAudio Regallautsprecher Verus III Grand Bookshelf

Seit einiger Zeit vertreibt Hifipilot auch die US-amerikanische Lautsprechermarke AperionAudio. Aus der besonders hochwertigen Verus-Baureihe hat nun der Verus III Bookshelf Lautsprecher den Weg in unsere Redaktion gefunden. Wahlweise ist der Lautsprecher für 799,00 EUR in schwarzer Hochglanzvariante oder in der sehr klassischen Kirsche Furnier-Version zu haben, die uns persönlich sehr gut gefällt, die aber nicht jeden optisch überzeugen wird. 

Übergang Schallwand - Korpus

Elegante Formensprache

Das meinen wir aber lediglich bezogen auf den Geschmack, objektiv ist das Finish in keiner Weise zu beanstanden. Für kanpp 800 EUR Paarpreis liefern die US-Amerikaner hier wirklich eine richtig gute Verarbeitung ab. Die in schwarz gehaltene Schallwand kann zwar nicht ganz mit der Noblesse des Boxenkorpus mithalten, aber die magnetisch haftenden und sauber mit Stoff bespannten Schutzgitter sind für die Preisliga ebenfalls tadellos.

Hochtonbereich kann um -3dB abgesenkt werden

Unter dem Kompaktlautsprecher finden sich vier kleine Gummifüße für den entsprechenden Halt auf praktisch jedem Untergrund. Die Lautsprecherkabel-Anschlussterminals passen zum Eindruck von Hochwertigkeit, hier kann man mittels einer versetzbaren Brücke auch noch die Charakteristik des Hochtonbereiches anpassen. 

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25 mm Hochtöner

Was kann man kurz zu AperionAudio schreiben? Die gesamte Entwicklung aller Produkte im AperionAudio Portfolio findet in eigenen Labors in Portland statt. Von dort stammen auch technische Innovationen wie die patentierten ASR-Hochtöner (Axially Stabilized Radiator™).  Der besondere Vorteil des ASR-Kalottenhochtöners liegt in der Abstrahlung der mittleren und hohen Frequenzen im selben Winkel wie der Bass-Gegenpart, so kann der Tweeter deutlich tiefere Frequenzen als vergleichbare Hochtöner verarbeiten. Die mittige Stabilisierung sorgt zudem dafür, dass Verzerrungen unterdrückt werden.

135 mm Tiefmitteltöner

Das Kevlar-Material der Mittel- und Tieftöner ist sehr steif, hoch belastbar und zugleich sehr leicht. Die Töner sind ohne sichtbare Schrauben in die Schallwand integriert. Der Zweiwege-Bassreflex-Kompaktlautsprecher stellt Frequenzen zwischen 55 Hz und 33 khz dar (bei +/- 3dB) und ist für 4 bis 8 Ohm-Impedanzbetrieb ausgelegt. Die Trennfrequenz liegt bei 2.800 Hz. Den Wirkungagrad gibt AperionAudio mit 88 dB (2,83V/1m) an. Der 6,4 kg wiegende Regallautsprecher bringt satte 10 Jahre Herstellergarantie mit und ist 190 mm breit, 280 mm hoch und 225 mm tief - ohne zu übertreiben, kann man den Verus III Grand Bookshelf als sehr kompakt bezeichnen. In Hörräumen zwischen gut 12 und knapp 25 Quadratmetern wird er, so prognostizieren wir, zu ansprechender Form auflaufen. Als Tipp zum Schluss: AperionAudio sieht eine Einspielzeit von 50 bis 100 Stunden vor. 

Klang

Und wie klingt der AperionAudio Verus III Grand Bookshelf in der Praxis, wenn er entsprechend eingespielt ist? Wir lassen es zum Beginn eher ruhig angehen und hören die Diana Krall-Version (Flac 48kHz/24-Bit) von "Desperado". Hier gefallen die Regallautsprecher mit einer ausgezeichneten Plastizität. Die Stimme Dianas, die zudem mit akkurater Betonung stimmtypischer Charakteristika präsentiert wird, löst sich sehr gut von den Chassis. Das Klavier klingt ebenfalls sehr gut, wie sanft und zugleich exakt die einzelnen Tastenanschläge verarbeitet werden, ist wirklich erstaunlich. Tonal erweist sich die Verus III Grand Bookshelf als ausgewogen, sie spielt rund und gefällig auf. Extreme Brillanz wird nicht aufgeboten, eher eine leicht sanfte Hochton-Charakteristik, die aber noch tadellos hinsichtlich des Auflösungsvermögens agiert. Wir hören als zweites Stück aus Dianas "Wallflower" Album noch "I'm Not In Love" - auch hier überzeugen uns wieder besonders Räumlichkeit und Homogenität der Wiedergabe. Die Basswiedergabe ist gut, enormen Tiefgang darf man wegen des Gehäusevolumens, dokumentiert durch die kompakten Abmessungen, naturgemäß nicht erwarten. Dass sich Dianas Stimme auch bei diesem Beispiel wieder frei im Raum verteilt, fällt erneut auf.

Und wie sieht es bei Till Brönners "Good Life" aus? Hier handhaben die beiden US-Boxen die Trompete mit Sorgfalt, die Trennung einzelner instrumentaler Strukturen gelingt sehr ansprechend. Die Räumlichkeit ist für einen kompakten Regallautsprecher sehr gut, die Auflösung über das gesamte dargestellte Frequenzspektrum ist nicht zu beanstanden. Wir schieben noch "Her Smile" von Till Brönner nach, ebenfalls in Flac 96 kHz/24-Bit. Hier haben wir auch vokale Elemente, die sehr gut ins tonale Gesamtgeschehen eingearbeitet werden. Die Darstellung des Klaviers überzeugt ein weiteres Mal, der schwungvolle Rhythmus wird impulstreu erfasst. Die AperionAudio Verus III Grand Bookshelf liefert auch bei den Brönner-Tracks eine grundsolide Wiedergabeleistung ab. Wir vermissen etwas wirklich hervorstechende Merkmale. Die Verus III macht nichts falsch, nein, im Gegenteil. Aber sie erscheint etwas unauffällig. Es gibt, da sind wir uns sicher, zahlreiche Anwender, die genau so etwas suchen, aber das unaufgeregte Wesen der Box macht es uns etwas schwer, spezielle Besonderheiten herauszuarbeiten. 

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Bei Klassik können die Regallautsprecher gefallen. Wir hören von Wolfgang Amadeus Mozart (Flac 96kHz/24-Bit) das "Allegro Aperto" vom Violinenkonzert in A-Dur, Köchelverzeichnis 219. Es spielen Marianne Thorsen und die Trondheim Solistene. Hier ist die leichte Zurückhaltung sehr gut, denn die Violinensoli erfreuen mit ausgezeichneter Detaillierung, nerven aber nicht durch störende Schärfe. Ehrlich gesagt gefällt uns der Lautsprecher hier bislang am besten, auch wenn man an der Auflösung im Hochtonbereich schon merkt, dass man hier keine viel teurere, aber auch extrem gute Buchardt Audio S400, eine der besten uns zurzeit bekannten hochwertigen Kompaktlautsprecher der Liga bis 2.500 EUR, stehen hat. Aber für ihren Preis macht die Verus III ihren Job richtig gut, auch die Unterteilung der musikalischen Ebenen gelingt glaubwürdig. 

Wechseln wir den Musikstil komplett, und hören uns "All day And Night" von Jax Jones und Martin Solveig an. Hier liefert der kompakte Lautsprecher eine dynamische, zugleich tonal ausgewogene Darbietung ab. Der Bassbereich umfasst natürlich nicht alles, was im Material enthalten ist, aber das, was wiedergegeben wird, präsentiert sich präzise und durchaus mit Härte versehen. Die weibliche Gesangsstimme trennt sich gut vom Rest der Akustik, und Wechsel im Rhythmus werden impulstreu umgesetzt. Beim Dream Dance Alliance Mix von "God Is A DJ" setzen sich die Verus III Grand Bookshelf prima in Szene, erweisen sich als pegelfest und punkten mit einer soliden, dynamischen Wiedergabe. Somit kann man, gerade in kleineren Räumen, auch durchaus House&Electro-Musik mit Schwung und Nachdruck wiedergeben, ohne dass man Wesentliches vermisst.

Konkurrenzvergleich

Bowers & Wilkins 606: Mit ihrer neutralen, frischen Spielweise überzeugen die B&W Kompaktlautsprecher (Paarpreis rund 700 EUR) besonders Fans einer klassischen HiFi-Wiedergabe. Die Verus III Grand Bookshelf ist im direkten Vergleich etwas wärmer abgestimmt und agiert minimal zurückhaltender in den Höhen. Das Finish der US-Box wirkt aufwändiger als bei den britischen Pendants. 

Elac BS 243.3: Die Elac mit rund 1200 EUR Paarpreis spielen in einer höheren Preisliga und verdeutlichen dies durch das exzellente Auflösungsvermögen des Jet 5 Bändchenhochtöners. Was die sonstige Wiedergabecharakteristik angeht, liegen die Verus III Grand Bookshelf aber erstaunlich nahe an den Elacs, auch das Finish der US-Lautsprecher kann im direkten Vergleich souverän bestehen. 

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Heco Tresor: Wer das Besondere sucht, kann sich für einen Paarpreis (UVP) von rund 1.000 EUR die Heco Zweiwege-Box Tresor kaufen. Sehr kompakte Abmessungen sorgen für einfache Unterbringung auch bei sehr beschränkten Platzverhältnissen - doch die zwei äußerst opulent verarbeiteten Lautsprecher fallen trotzdem sofort auf: Sie haben tatsächlich optisch Ähnlichkeit mit einem sehr soliden Tresor. Sie spielen lebendig, angenehm und durchaus kräftig, somit kann man sie für denjenigen, der etwas Schickes, Ausgefallenes sucht, ohne Bedenken empfehlen. 

Fazit

Die AperionAudio Verus III Grand Bookshelf erfreut das Auge mit nobler Optik und toller Verarbeitung. Akustisch agiert sie praktisch fehlerlos, besitzt aber ein etwas zurückhaltendes Wesen. Sie löst für die Preisklasse über den gesamten Frequenzbereich tadellos auf, bietet eine prima Pegelfestigkeit, klingt räumlich authentisch und bietet eine solide Dynamik. Mit dieser Auslegung eignet sich der US-Lautsprecher für praktisch jedes Quellmaterial problemlos.

Erstklassige Verarbeitung trifft auf harmonische akustische Auslegung

Regallautsprecher bis 1.000 EUR (Paarpreis)
Test 31. Januar 2020

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 31. Januar 2020 

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