TEST: Klipsch High-End BT/DLNA/AirPlay-Lautsprecher Stadium
Klipsch sprengt in jeder Hinsicht den üblichen Rahmen: Mit knapp 2.000 EUR ist der Hightech DLNA/AirPlay/Bluetooth-Lautsprecher deutlich teurer als andere nobleExemplare wie z.B. die Consolette von Marantz, die lediglich die Hälfte kostet und schon als ausgesprochen exklusiv gilt.
Im Detail
Extravagante Form trifft auf leistungsfähige Technik
Klipsch verkauft das auch optisch ungewöhnliche und extravagante Device als "Home Music System). Laut Klipsch-Website wurde das Gerät von der engen Partnerschaft von Klipsch zu "Live Nation Entertainment", einem der weltweit führenden Firmen für Live-Entertainment, in Form und Funktion inspiriert.
Bedienelemente
Fernbedienung....
...mit Halterung fürs iPhone
Das Stadium ist als 2.1 System ausgeführt und in wesentlichen Teilen aus massivemAluminium gefertigt. Klipsch verwendet für sehr hohen Wirkungsgrad und viel akustische Präsenz die Tractrix-Horn-Technologie, aus Stand- und Regallautsprechern des Hauses bekannt, auch für das Stadium. Die "Linear Travel Suspension" (LTS) Technik stammt aus der edlen Klipsch Top-Lautsprecherserie Palladium und ziert auch das Stadium-Musiksystem. Insgesamt sollen die sehr geringen Verzerrungen großer Vorteil der Stadium-Anlage sein. Die Treiber für den Mitteltonbereich sind aus konstruktiver Sicht ebenfalls von den entsprechenden Treibern aus der Palladium-Baureihe beeinflusst. Spezielle faraday'sche Ringe reduzieren störende Klangbeeinflussungen ebenfalls. Der "Tractirx Port" soll eine fulminante Bassqualität gewährleisten, die auch für verwöhnte Musikliebhaber mehr als ausreicht.
Bestückung
Rückseite
Anschlüsse hinten
Rückseite - Gesamtansicht
Der Frequenzgang reicht von 26 Hz bis 24 kHz bei +/- 3 dB, der maximale Schalldruck liegt bei satten 112 dB (allerdings im 0,5 Meter Nahfeld gemessen). Zwei 2,5 cm Hochtöner mit titanbeschichteter Membran und zwei 9= Grad x 90 Grad Tractrix-Hornvorsätze sind für die Hochtonwiedergabe zuständig. Zwei 8,9 cm Alu-Mitteltöner mit Faraday-Ringen sorgen für eine attraktive Abbildung des Präsenztonbereiches, und zwei 13,3 cm Subwoofer kümmern sich um die tiefen Frequenzen. Damit die Treiber auch selbst bei hohem Pegel immer angemessen Energie zugeführt bekommen, ist ein Digitalverstärker mit massiven 400 Watt Spitzenleistung mit an Bord. 12,9 kg (!) wiegt das Stadium-Musiksystem, Verdienst des hohen Metallanteils. So edel das Alu auch wirkt, im Detail lässt sich Verbesserungspotential bei der Verarbeitung erkennen. So sind immer noch einige Teile des Highend-Systems aus Kunststoff gefertigt, und etwas störend sind die nicht 100 % gerade eingepassten Tasten vorn am Gerät. Das gebürstete Alu, der Standfuß und die Anmutung des gesamten Systems erfüllt sonst aber ohne Probleme hohe Ansprüche. 21 cm hoch, 53,3 cm breit und 21 cm tief ist das Home Music System.
Im Lieferumfang enthalten ist auch eine Fernbedienung, die zwar schick aussieht und durch Auseinanderziehen sogar einem iPhone Platz bietet, aber qualitativ bezüglich Anmutung, Haptik und Gewicht hinter das Hauptgerät zurückfällt. Die Bedienelemente sind immerhin gummiert und recht groß, so läuft man nicht in Gefahr, dass man bei der Bedienung vom Button abrutscht. Nicht der Preisklasse würdig ist auch die freistehende IR-Diode auf der Kopfseite der Fernbedienung.
Apple iTunes auf dem PC - AirPlay-Wiedergabe
Gleich wird das Stadium als akustisches Ausgabegerät vom Windows Media Player erkannt
Wiedergabe von Titeln aus dem Windows Media Player
Natürlich ist Airplay mit an Bord, wie unsere Testreihen bewiesen, funktioniert alles wie erwartet anstandslos - ganz gleich, ob man ein mobiles Apple Device wie ein iPhone oder iTunes auf dem PC verwendet. Auch die DLNA-Zusammenarbeit zwischen Stadium und dem Windows Media Player auf dem PC funktioniert ohne Schwierigkeiten. Stadium wird sofort vom Windows Media Player als potentielles Tonausgabegerät erkannt. Das Umschalten zwischen iTunes und Windows Media Player-Wiedergabe funktioniert ebenfalls.
Klipsch-App im Apple-Store
Die App hilft beim Setup
Genaue Beschreibung aller notwendigen Schritte
Gleich ist es vollbracht und Stadium ist im Netzwerk
Letzte Erklärungen
Auch, wie AirPlay funktioniert, wird erläutert
KlipschCast - hier kann man sich eigene Wiedergabelisten bauen
Praktisch - in der App kann man auch nachlesen, für welche Apple Devices sich die AirPlay-Funktion des Stadium eignet
Klipsch Facebook-Neuheiten mit direktem Zugriff von der App aus
Voraussetzung ist, dass man das Stadium zunächst drahtlos mit dem Heimnetzwerk verbindet. In der kostenlos für Apple iOS Devices herunterzuladenden App wird, allerdings nur in englischer Sprache, beschrieben, wie man das Setup in wenigen Minuten erledigt. Danach ist Stadium stabil im Netzwerk und verursacht hinsichtlich der Betriebssicherheit keine Probleme. Bis auf diese Setup-Hilfe bietet die App allerdings keinen großen Nutzwert. Dass man innerhalb der App Wiedergabelisten erstellen kann, ist kein großer Bonus, Wiedergabelisten hat man ohnehin schon in der iTunes App auf iPhone oder iPad bzw. auf dem Android-Mobilgerät, wenn man Musikliebhaber ist.
Problemlos auch die Bluetooth-Signalverarbeitung
Verbindet man sein Smartphone oder Tablet mittels Bluetooth (natürlich mit apt-X-Support) mit dem Klipsch Stadium, dann ist dies ebenfalls kein Hexenwerk. Wie auch beim WiFi-Setup ist der entsprechende Knopf, den man für die BT-Kopplung benötigt, auf der Rückseite vom Klipsch Musiksystem zu finden.
Wer Kabelverbindungen bevorzugt, kann den optischen Digitaleingang, den USB-Port oder aber den Cinch-Analogeingang verwenden.
Wie sieht es mit der akustischen Performance aus? Wir haben uns entspannt zurückgelehnt und sind mit "Everybody" von Mike Candys und anschließend mit dem Song gleichen Namens von Rocco durchgestartet, um festzustellen, ob Klipsch akustisch den immensen Kaufpreis rechtfertigen kann. Und eines steht fest: Das Stadium gibt Gas ohne Ende, um es salopp auf den Punkt zu bringen. Der Bass donnert selbst durch Hörräume um die 25 Quadratmeter, dass man beginnt, sich verwundert nach einem aktiven Subwoofer, der irgendwo im Verborgenen werkelt, umschaut. Doch es gibt ihn nicht, somit ist der Subwoofer imaginär und man muss damit klarkommen, dass diese Bassgewalt alleinig vom Stadium ausgeht. Pegel lassen sich fahren, die praktisch jede uns bekannte Mini - und Micro-HiFi/Stereo-Anlage vor Neid erblassen lassen. Natürlich sind solche Systeme auch preisgünstiger - aber Klipschs "Stealth Fighter" (wegen der extravaganten Optik) lässt auch gnadenlos seine Muskeln spielen. Anstregung, was ist das? Ohne Probleme wird auch der harte Kickbass bei Roccos "Everybody" durch den Hörraum geschleudert. Mit druckvoller Bass- und Effektwiedergabe sowie enormer Räumlichkeit macht sich Stadium daran, auch bei "Fell It/My Passion" vom Pulsemaster DJ Team für Furore zu sorgen. Ohne Übertreibung kann man das Klipsch-System als "PA-Anlage im Kompaktformat" bezeichnen - hier werden Pegel erreicht, da muss mancher AVR aufgeben. Was ist außer enormer Dynamik, höchsten Pegeln und toller Räumlichkeit möglich? Zunächst noch ein Wort zur Pegelfestigkeit. Diese ist sehr hoch, aber der "Grenzbereich" ist etwas schmal, d.h. die Basschassis schlagen dann ohne große Vorwarnung durch. Hier wäre eine wirksame Soft Clipping Schaltung wünschenswert.
Aber kommen wir nun zu weiteren Faktoren. Wenden wir uns den allseits beliebten 80er Jahren zu, um hier weitere Beweise zu finden, wie gekonnt das Klipsch-System mit Musik umgeht. Laura Brannigans "Self Control" jedenfalls klingt souverän und lässig - genauso, wie gewünscht. Die Stimme der inzwischen leider seit einigen Jahren verstorbenen Sängerin kommt mit stimmiger Charakteristik heraus, der Bass ist kräftig, überdeckt aber keine anderen akustischen Anteile durch Überpräsenz. Das Kunststück, einen kraftvollen, gleichzeitig aber sorgsam integrierten Bassbereich zu verwirklichen, ist den Klipsch-Ingenieuren auf jeden Fall gelungen. Auch das One Hit Wonder "Living In A Box" von der gleichnamigen Band hat Ausdruckskraft und Nachdruck zu bieten, wenn das Stadium-System für die Wiedergabe verantwortlich ist. Für sensible Naturen ist das heftig zupackende Stadium vielleicht nicht perfekt - wobei man erkennen muss, dass es auch feindynamisch alles andere als schlecht ist.
Das wäre bei fast 2.000 EUR Kaufpreis allerdings auch eine mindestens mittlere Katastrophe. Also haben wir uns nun Musik angehört, die feindynamisch anspruchsvoll ist. "Music Of The Night" in der Adaption von Paul Potts macht den Anfang. Hier fällt umgehend auf, wie sensibel und genau ausbalanciert das Klipsch system mit der faszinierenden Stimme des britischen Tenors umgeht. Aber auch die Instrumente werden sehr talentiert eingearbeitet, gerade die Streicher. Im gegensatz zu mancher Klipsch HiFi-Box aus der Vergangenheit klingt Stadium verbindlicher, ausgewogener und detailreicher - hier ist es tatsächlich gelungen, ein System zu bauen, das grobdynamisch massiv zupackt, gleichzeitig aber auch mit differenzierter Musik sehr gut umgehen kann. Umsonst ist Stadium anscheinend doch nicht so kostspielig. "L'Attesa" hat die "italienische Tenor-Konkurrenz" in Form von Andrea Bocelli akustisch beizusteuern. Wiederum wird die Stimme charismatisch herausgearbeitet, ebenso klingen die Instrumente detailreich. Die Impulstreue liegt hoch, auch beim Einsatz des kompletten Orchesters. Wenden wir uns weiteren Musikstücken zu - aus dem 007-Film "Live and Let Die" erfreut das Titellied von Paul McCartney das Ohr - und auch hier gibt Stadium wieder alles: Impulstreu, lebendig, energiegeladen.
Fazit
Insgesamt stellt sich nun natürlich die Frage - wer kauft ein Produkt wie das Stadium Home Music System? Es gibt keinen Konkurrenten aus unserem bisherigen Test-Portfolio, der in diese Preisliga vordringt. Und es gibt bestimmt auch nur wenige Hersteller, die sich trauen, einen solchen Preispunkt zu setzen bzw. in solche Sphären vorzudringen. Daher erst einmal unsere Gratulation an Klipsch für den Mut, so etwas wie Stadium zu bauen. Und nun kommt das eigentlich Überraschende: Aus akustischer Sicht werden die enormen Erwartungen tatsächlich erfüllt - das hätten wir nicht gedacht. Eine solche Power und eine so hochklassige Klangqualität aus einem Gerät mit doch recht kompakten Abmessungen - nicht für die Gerätegattung, aber doch im Vergleich mit ausgewachsenen LS-Systemen- ist wirklich bewundernswert. Pegelfestigkeit, Grobdynamik, Feindynamik, Räumlichkeit - all diese Parameter zeigen, dass das Klipsch Stadium weit überdurchschnittlich gut agiert. Somit wäre das Klipsch Musiksystem wirklich unantastbar - hätte man einige Details bedacht. So sollte die Verarbeitung im Detail besser werden, ebenfalls wäre eine Internet Radio App sowie ein direkter Zugriff per App auf Server und PCs aus dem Heimnetzwerk wünschenswert. Das sind Empfehlungen, die wir geben, damit Stadium eine glorreiche Zukunft hat - als Lichterscheinung in Punkto Klangqualität kann man es jetzt schon ansehen, ebenso spricht das extravagante und doch schicke, stylische Design für sich.
Akustische Ausnahme-Qualitäten treffen auf optische Extravaganz

Wireless-Lautsprecher Luxusklasse
Test 13. Dezember 2013
+ Exklusive Optik
+ Extrem aufwändiger Aufbau
+ Massives Alu-Finish
+ Enorme Pegelfestigkeit
+ Grob- und Feindynamik setzen Maßstäbe
+ Herausragende Räumlichkeit
+ Immense Basskraft
- Verarbeitung im Detail nicht perfekt
- Internet Radio App und Server/PC-Zugriff per App fehlen
Test: Carsten Rampacher, Barbara Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 13. Dezember 2013
Tags: Klipsch • Lautsprecher • Wireless-Lautsprecher