XXL-TEST: Marantz AV7706 - hochklassig ausgestatteter 11.2 Kanal-AV-Prozessor
Genau das richtige Produkt für den versierten Heimkinofreund, der aber nicht bereit ist, ein Vermögen zu investieren: Der Marantz AV-Prozessor AV7706 ist mit symmetrischen und asymmetrischen 11.2-Kanal-Vorverstärkerausgängen bestückt und hat sich darüber hinaus zur Mission erkoren, mit exklusiver 8K/4K120Hz-HDMI-Konnektivität sowie natürlich der typisch hochwertigen Marantz-Klangsignatur eifrig zu punkten. Selbstverständlich unterstützt der Marantz AV7706 sämtliche 3D-Audioformate, darunter neben Dolby Atmos, DTS:X sowie Dolby Atmos Height Virtualization Technology, DTS Virtual:X und IMAX Enhanced auch MPEG-H und Auro-3D. Hervorragend ist der AV7706 für die Kombination mit externen Leistungsverstärkern, wie z.B. dem Marantz MM8077 mit sieben Kanälen geeignet.
Mit der Marantz-eigenen Hyper Dynamic Amplifier Module (HDAM)-Technologie, exzellenter Kanaltrennung und einem verbesserten Signal-Rausch-Verhältnis für eine überragende Auflösung und Stereo-Abbildung möchte Marantz mit dem AV7706 auch Leute ansprechen, die einen tadellosen analog aufgebauten Vorverstärker suchen. Die analoge Vorverstärkersektion ist mit einem eigenen Netzteil versehen, was die Störumgsarmut maximiert. Auch Vinylliebhaber werden sich nicht vernachlässigt fühlen: Die Phono-Vorstufe im AV7706 verfügt ebenfalls über die proprietären Marantz HDAMs, auf diese Weise wird auch im Zusammenspiel mit MM-Systemen eine richtig gute Wiedergabequalität erreicht.
Zweites Display unter der Frontblende
Ansicht schräg von oben
Sollen digitale in analoge Signale gewandelt werden, ist der AV7706 Prozessor ebenfalls bestens ausgerüstet. Sämtliche Kanäle des AV7706 setzen auf 32-Bit D/A-Wandler von AKM, die das digitale Signal der beiden äußerst kraftvolken Sharc Griffin Lite DSPs in ein analoges Signal wandeln. Hochwertige ELNA-Kondensatoren mit hoher Langzeitstabilität finden ferner Verwendung.
Dass man bezüglich der Wahl möglicher Quellen flexibel ist, dürfte heute eine Selbstverständlichkeit sein. Konventionelle Zuspielung ist möglich, aber auch flexibles Musik-Streaming von Internetradio, Spotify Connect, Amazon Music HD, TIDAL, Deezer, etc. via HEOS. AirPlay 2 und Bluetooth sind für komfortable drahtlose Signalzuspielung an Bord. Es werden sowohl FLAC-Dateien bis 192 kHz/24-Bit als auch DSD 5.6 unterstützt und wiedergegeben. Leider fehlt der Support für DSD 11,2 MHz.
Im Inneren beherbergt der AV7706 neben exzellenten Audio-Bauteilen auch eine moderne Video-Sektion. Insgesamt acht HDMI-Eingänge und drei Ausgänge sind integriert. Dazu gibt es einen dedizierten Eingang für 8K, der 8K/60Hz-Passthrough sowie die Weiterleitung von 4K UltraHD-Signalen mit der hohen Bildfrequenz von 120 Hz unterstützt, zudem gibt es Support für 4:4:4 Pure Color Subsampling, Dolby Vision, HLG, HDR10, HDR10+, Dynamic HDR, 3D sowie BT.2020-Passthrough und HDCP 2.3. Überdies ist eARC ist an Bord, sodass 3D-Audioforrmate wie Dolby Atmos und DTS:X direkt von der TV-Quelle an die Marantz-Vorstufe übertragen werden können.
Zahlreiche Schnittstellen
Die aktuellen HDMI-Spezifikationen VRR (Variable Refresh Rate), ALLM (Auto Low Latency Mode), QMS (Quick Media Switching) und QFT (Quick Frame Transport) sind vorhanden, wie die aktuellen Denon/Marantz AV-Verstärker kann der Videoprozessor überdies eingehende Signale mit niedrigerer Auflösung auf 8K hochrechnen.
Für die akustische Einmessung und Anpassung an den Raum kommt das bewährte Audyssey MultEQ XT32 zum Einsatz, natürlich inklusive Dynamic Volume, Dynamic EQ, Low Frequency Containment und Sub EQ HT. Kompatibilität zur Editor App ist natürlich ebenfalls gegeben. Es können zwei Lautsprecherkonfigurationen gespeichert werden.
Verarbeitung & Design
Bereich Front links
Lautstärke-Drehregler
Verarbeitung im Detail
Standfuß
Wie wir es von Marantz kennen, wirkt auch der AV7706 rundum solide und punktet mit einem gleichmäßigen Spaltmaß zum Beispiel die Passungen der Frontblende betreffend. Das Gehäuse besteht aus aus Metall. Auch das ist typisch Marantz: Die Frontblende zweigeteilt. Mittig bis hin zur Hälfte der Lautstärke- und Quellenwahlregler besteht die Blende aus Metall im geschliffenen Alu-Look, die beiden äußeren Seiten links und rechts sind aus mattschwarzem Kunststoff gefertigt. Bestens bekannt ist das Marantz-Design mit "Bullaugen-Display", unter der Frontblende verbirgt sich zusätzlich das auch von Denon & Marantz AV-Receivern bekannte zweizeilige Punktmatrix-Display. Das Display und auch die blaue LED um das Bullauge kann für den Heimkino-Betrieb gedimmt sowie komplett deaktiviert werden. Das Display kann direkt im Menü deaktiviert werden, die blaue Status-LED um das Marantz-Auge wird ausgeschaltet, in dem man die "Dimmer"-Taste direkt am Gerät für einige Sekunden gedrückt hält.
Bereich vorne rechts mit geöffneter Blende
Bedienelemente und Anschlüsse unter der Klappe
Massive Blende
Ansicht von oben
Materialübergang
Seitliche Ansicht
Die Bedienelemente unter der Frontblende sind sauber integriert und verfügen über durchschhnittlich gutes taktiles Feedback. Die Tasten "Pure Direct", "M-DAX" sowie Dynamic EQ/Volume bieten einen ausgezeichneten Druckpunkt, deutlich schlechter fällt es besonders beim Bedienkreuz aus, hier kann man das Feedback nur erahnen. Zu loben sind die soliden Standfüße, überdies großzügig dimensioniert und mit einer Chrom-Umrandung versehen. Das Metallgehäuse ist an der Rückseite mit hochwertigen Kupferschrauben befestigt.
Innenleben
Panasonic ICs bei den HDMI-Anschlüssen
Transformator
Die im Lieferumfang enthaltene Marantz-Fernbedienung ist recht ausladend, liegt aber sehr gut in der Hand und bietet wiederum einen sehr guten Tastendruckpunkt bei allen Bedienelementen. Diese fallen sehr zahlreich aus, Zone 2/3 können gesteuert werden und auch dedizierte Tasten für die TV-Bedienung sind integriert, so dass manchmal ein kurzer Blick gar nicht ausreicht, um sich den vollen Überblick zu verschaffen. Alle Tasten sind darüber hinaus beleuchtet, das Licht wird über eine seitliche Taste neben der Lautstärkeeinstellung aktiviert
Fernbedienung
Audyssey Einmess-Mikrofon
Anschlüsse
Rückseite
Die Rückseite ziert ein üppig bestücktes Anschlussfeld mit nahezu vollständig vergoldeten analogen Anschlüssen. Auch anachronistische Schnittstellen, wie z.B. Komponentenvideo sind an Bord. Hier hat man es mit insgesamt drei Eingängen und einem Ausgang sogar sehr gut gemeint. An digitalen Audio-Eingängen stehen zwei optische sowie zwei koaxiale zur Verfügung. Drei HDMI-Ausgänge und sieben Eingänge sind an der Rückseite integriert, ein weiterer befindet sich vorne. Einer der Anschlüsse kann für die Zuspielung eines 8K-Signals verwendet werden und eignet sich somit auch für 4K/120 Hz-Signale, die im Gaming-Bereich relevant werden. Im unteren Bereich befinden sich die XLR-Ausgänge, aber auch asymmetrisch kann das Signal via Cinch an die Endstufen geführt werden. FBAS In/Out, 2 x 12V DC Trigger Out sowie 1x IR Flasher In und Remote In/Out komplettieren das Anschlussangebot. Eine Ethernet-Schnittstelle ermöglicht die Einbindung ins Heimnetzwerk, aber auch WiFi und Bluetooth sind an Bord und werden durch zwei Antennen im seitlichen hinteren Bereich der Marantz AV7706 unterstützt.
Bedienung
Einrichtungsassistent Start
Simple Ersteinrichtung
Was wird alles benötigt?
Lautsprecher-Setup
Per Cinch oder XLR?
Die Auswahl kann bei jedem Lautsprecher anders aussehen
Height-Lautsprecher
Auswahl der Anzahl der Height-/Decken-Lautsprecher
Wie sind die Height-Lautsprecher angeordnet?
Subwoofer-Anzahl festlegen
Audyssey-Einmessung
Nach dem LS-Setup werden die anderen Konfigurationsschritte erledigt
Netzwerk
Automatisches Firmware-Update
Verbindungstest
Verbindung mit dem TV
Verfügbare Apps
Einrichtungsassistent abgeschlossen
Mittlerweile ist der Einrichtungsassistent ein echter Marantz & Denon-Klassiker und erwrist sich als ständig auf aktuellen Stand gebracht. Zudem ist er extrem ausführlich und beinhaltet viele Bilder. Somit ist auch für absolute Anfänger die Installation problemlos möglich. Versierte Heimkino-Besitzer überspringen die zahlreichen Bilder schlichtweg, die u.a. auch das Verbinden eines Lautsprecher-Kabels mit dem Terminal an der Vorstufe oder das Aufstellen der Schallwandler im Raum illustrieren.
Setup - Menü
Sub-Menü Audio
EQ
Eingänge
Eingangszuordnung
Lautsprecher-Einstellungen
Endstufen-Zuweisung
Konfiguration
Abstand justieren
Pegel einstellen
Einstellung für die Stereo-Wiedergabe
Es können zwei Lautsprecher-Konfigurationen gespeichert werden
Allgemein
Allgemein 2
Smart-Select Namen ändern
Bluetooth-Ausgabe aktivieren
Wir notieren das gut bekannte, grafisch aber im Detail immer wieder optimierte Menü-Design mit bewährter Struktur. Sämtliche Einstellungsmöglichkeiten werden komfortabel erreicht, für Zufriedenheit sorgt zudem die flinke Reaktion auf Eingabebefehle. Es sind zwei Lautsprecher-Konfigurationen möglich, zwischen denen man nahtlos hin- und herwechseln kann; auch Audyssey EQ-Einstellungen lassen sich für das jeweilige Lautsprecher-Setup abspeichern. Weiter finden sich vier Smart Select-Speicherplätze mit Speichermöglichkeit für Eingangsquelle, Pegel, Klangmodus, Audyssey-Einstellung, Kanalpegel, etc. Die Handhabung des Heos Streaming-Moduls ist mittels der Heos-App besonders einfach und gibt auch weniger erfahrenen Anwendern keine Rätsel auf.
Klang
Sharc DSPs in der AV7706
Äußerlich hat sich gegenüber dem Vorgänger der AV7706 nicht allzu viel getan. Intern hingegen gewaltig viel. Akustisch spürbar ist hier vor allem der Griffin DSP-Chipsatz, der auf dem Analog Devices ADSP-21573 basiert. Die Marantz AV-Vorstufe gewinnt damit deutlich, insbesondere im Bereich der Transparenz und Präzision im Hochtonbereich. Deutlich geringer fallen die negativen Einbußen des Einmessssystems Audyssey aus, so dass man dies nun viel bedenkenloser einsetzen kann. Aber auch insgesamt ist der Zuwachs an Rechenleistung erkennbar und resultiert in besserer Durchzeichnung in Struktur. In den tiefen Regionen agiert Marantz inzwischen reaktionsschnell und mit tadelloser Struktur, wie sich in den folgenden Praxisbeispielen auch deutlich zeigen wird.
Den Anfang macht unser bewährter Dolby Atmos-Track der Mission Impossible: Rogue Nation Blu-ray-Disc. Zum Einsatz kommt auch unser Canton Vento Lautsprecher-Ensemble, dass wir hier zusammen mit dem Canton 1500R als 5.1.2-System mit zwei Höhenkanälen konfiguriert haben. Die Einmessung erfolgt in Kombination mit Audyssey MultEQ XT32 nahezu voll automatisch. Zahlreiche Hilfetexte und Bilder unterstützen bei der Installation, so dass man hier wirklich nichts falsch machen kann. Auch wird hier gleich festgelegt, ob die XLR- oder Cinch-Eingänge für den Anschluss an die Endstufe verwendet werden sollen. Die AV7706 erkennt zuverlässig unser Lautsprecher-System und fragt auch die Dolby Atmos-Lautsprecher ab. So kann man diese als Height-, Decken-, oder auch als Upfiring-Lautsprecher - platziert auf den Front- bzw. Surround-Lautsprechern in 5.1.4-Konfigurationen, festlegen. Die Einmessung erfolgt an insgesamt acht Positionen, im Anschluss können die Ergebnisse inklusive EQ-Kurve aller Positionen eingesehen werden. Natürlich kann man auch Audyssey Dynamic EQ und Dynamic Volume hinzuschalten. Als Endstufe verwenden wir, optisch perfekt passend, die Marantz MM8077 7-Kanal-Endstufe. Wir setzen bei der Verbindung auf die symmetrischen XLR-Schnittstellen. Wer keine enormen Kabellängen überwinden muss, kann im HiFi-Rack allerdings getrost auf die Verbindung mit robusten Cinch-Kabeln setzen. Akustisch hat dies bei einem funktionierenden, typischen Setup keine (spürbaren) Auswirkungen.
Mit einer satten und sehr atmosphärischen Darbietung kündigt die AV7706 das folgende Action-Spektakel in den ersten Sekunden des Tom Cruise Action-Thrillers an und versieht die Blechblässer mit passender, aber nicht überzogener Schärfe. Auch der Subwoofer kommt direkt nachdrücklich und präzise zum Zug, bevor er in den nächsten Kamera-Einstellungen seine volle Stärke unter Beweis stellen darf. Enorm einhüllend und immersiv wirkt das Geschehen dank der dichten Klangkulisse, noch bevor sich das Bild öffnet und man Benji im dichten Grün in Weißrussland sucht. Der über die Gräser streichende Wind gefällt mit hoher Authentizität und auch das seichte Rascheln kommt klar beim Zuhörer an. Als der im Ghillie-Suit steckende IMF-Mitarbeiter den Kopf erhebt, können wir auch direkt eine hervorragende Sprachverständlichkeit attestieren. Diese geht einher mit klaren, charakteristischen Eigenschaften, nicht nur von Simon Pegg, sondern auch Jeremy Renner und Ving Rhames werden authentisch erfasst und die unterschiedliche Darstellung von Stimmen über Funk oder direkt im Raum wirkt sehr glaubwürdig. Wer sich bis hierhin noch nicht in das Filmgeschehen hineinversetzen kann, wird spätestens beim Start der Flugzeugmotoren mitgenommen. Die Kulisse ist dicht bepackt und hüllt den Zuschauer mit hoher Immersion ein. Der Canton 1500R wird exzellent gemanaged und kann seine brutale Bassgewalt kontrolliert entfalten. Das Motorengeräusch geht bis ins Mark und bildet ein gewaltiges Fundament, so dass man meint, man hinge selbst wie Ethan Hunt an der verschlossenen Flugzeugtür. Einzelne Effekte, wie die Klickgeräusche der Schalter oder auch das Schlagen der Bänder an der Ladung werden trotz der komplexen Kulisse äußerst präzise integriert und sind im Raum klar zuzuordnen.
Auch, wenn wie in Kapitel 4 zunächst die Surround-Bühne weniger actiongeladen erscheint und typische Umgebungsgeräusche sowie Dialoge die Kulisse bestimmen, liefert die AV7706 eine hohe Immersion und lässt den Zuhörer nicht los. Wieder ausgezeichnet gefallen die Stimmen der beiden Protagonisten und als sich Benji auf den Weg zur Oper macht, tragen das Stimmenwirrwarr der Zivilisten sowie die hintergründigen Verkehrsgeräusche zur glaubwürdigen Gesamtabbildung bei. Machtvoll agiert stets der Subwoofer im Hintergrund. Flink und sehr präzise geht die AV7706 zu Werke und lässt keinen Spielraum für ein Hinterherhinken des Bassbereiches zu. Auch beim folgenden Opernkonzert gibt man sich keine Blöße: nicht nur die exakt auf den Punkt kommenden Paukenschläge, auch die leichte Schärfe der Blechblasinstrumente gelingt exzellent. Im Gegensatz dazu samtweiche, melodiöse Streicher, die aber auch kaum Feinauflösung vermissen lassen. Ungewünschte Auswirkungen von sehr hohem Pegel können wir nicht feststellen, die Komponenten behalten ihre natürliche, angenehme, aber trotzdem detaillierte Auslegung ohne Unterlass. Natürlich haben wir mit der MM8077 eine sehr leistungsfähige Endstufe parat, die hier zweifellos ihre Muskeln zeigen muss - dies aber auch kompromisslos tut und gerade einmal handwarm wird.
Wir wechseln auf eine "konventionelle" 5.1 DTS-HD Master Audio-Tonspur in der Gestalt des 2014 erschienenen ersten Parts von John Wick. Wir lassen den "lone wolf" im dritten Kapitel zunächst ein paar Runden auf dem Flughafen drehen. Satt kommen die Motorengeräusche, die die Satelliten mit klar zuortbaren und präzisen Effekten untermauern. Eine geschlossene Front wird abgebildet und auch die Front- Surround-Balance gelingt dem Signalprozessor exzellent. Schließt man die Augen, kann man die gewählte Route von Keanu Reeves inklusiver einiger Ausreißer und der letzten Vollbremsung ganz klar nachvollziehen. Der Motor wird nachdrücklich und kraftvoll präsentiert und ist durchaus auch körperlich spürbar, bleibt insgesamt aber absolut im Rahmen und wirkt nicht unnatürlich.
Noch spannender wird es im neunten Kapitel, als John Wick seinen Feldzug im düsteren Trend-Club startet. Natürlich nicht, bevor er Francis, der Tür-Security, erlaubt, heute Abend eine Auszeit zu nehmen. In der ersten Sequenz gelingt die hintergründige Musikdarstellung ausgezeichnet, auch die vereinzelten Wassergeräusche des Pools sind wahrnehmbar und verleihen der Kulisse mehr Realismus. Ausgezeichnet gefällt uns, wie genau man die Präzision einzelner Effekte im Raum nachvollziehen kann, auch direktional wird hier dank der geschlossenen, atmosphärisch dichten Kulisse sehr viel geboten. Zerberstendes Glas wird durch den gesamten Raum verteilt und man mag beinahe in Deckung gehen, um nicht von Splittern getroffen zu werden. Die Pistolenschüsse, in der Tonspur etwas großkalibriger abgemischt als man vielleicht von der Größe der Geschosse erahnen man, kommen satt und kraftvoll - und wieder sehr präzise auf den Punkt. Blitzschnell wird der Sub angesteuert, ist ebenso impulstreu da und zieht sich flink wieder zurück. Die unterschiedlichen Tieftonebenen werden klar herausgearbeitet, auch der Kickbass geht im Fundament zu keinem Zeitpunkt unter.
Wir schalten zur DTS-HD MA-Tonspur DTS Neural:X dazu und fügen damit eine virtuelle Höhenebene hinzu. An diesem Beispiel gewinnt man ein wenig an einhüllender Wirkung hinzu, dafür muss man aber auch ein wenig Kompromisse eingehen. Die Präzision ist weiterhin auf hohem Niveau, einzelne Effekte können direktional aber nicht mehr ganz so genau nachverfolgt werden. Wir sind generell keine großen Fans des Aufpolierens nativer Tonspuren, ausreichend Rechenleistung stellt die AV7706 aber zweifellos dafür bereit und wem daran gelegen ist, sämtliche aufgestellten Lautsprecher auch zu verwenden, der kann hier sowohl mit DTS Neural:X, Dolby Surround als auch Auro-Matic hervorragend spielen.
Bei der Musikwiedergabe schlägt sich die Marantz-Vorstufe exzellent. Erfreulicherweise hat man inzwischen ja auch eine solide Auswahl an qualitativ hochwertigen Mehrkanal-Aufnahmen. Eine davon ist die recht aktuelle pure audio Blu-ray Disc des Mensch Albums von Herbert Grönemeyer. Sofort nimmt uns die AV7706 auf die Reise und präsentiert die Atmos-Tonspur mit hoher Immersion und einer ausgezeichneten Durchhörbarkeit. Klar im Anschlag gleich zu Beginn des Liedes die E-Gitarre und natürlich prominent und zentral: Die Stimme des deutschen Musikers, dessen Alben-Veröffentlichungen den Platz 1 der Charts stets gebucht zu haben scheinen. Einzelne Effekte erscheinen uns ein wenig zu diffus und stärker auf den Surround-Kanälen platziert, als es bei einer authentischen Aufnahme der Fall wäre. Daher ist die Zuordnung der einzelnen Instrumente im Raum nicht zu jedem Zeitpunkt voll gegeben, hier trifft die AV7706 aber keine Schuld - man darf schlicht keine typische Stereo-Wiedergabe erwarten, wenn man Musik in Dolby Atmos genießen möchte. Differenzieren lassen sich die einzelnen Instrumente aber exzellent und trotz der komplexen, einvernehmenden Kulisse sind die verschiedenen Ebenen eindeutig strukturiert und trennbar. Das Piano gefällt mit tollem Anschlag und auch die Klangfarbe mit leicht warmem Touch gelingt sehr gut.
Final wollen wir kurz in die Stereo-Performance der Marantz AV-Vorstufe hineinhören, entfernen uns mit Hans Zimmer - Wheel of Fortune nicht allzu sehr von der eigentlichen Heimat der AV7706. Der Titel wird den meisten aus dem ersten Teil des Disney-Titels "Fluch der Karibik" bekannt sein, ein tolles Orchesterstück mit satter Substanz, aber ebenso präzisen Percussion-Einlagen und mitreißender Atmosphäre. Die AV7706 wartet hier mit einer weitläufigen Bühne auf, die sich vor dem Zuhörer aufbaut und eine klare Zuordnung der zahlreichen Klangerzeuger ermöglicht. Die feinen Percussion-Elemente kommen trotz der hohen Komplexität eindeutig heraus und auch die hohe Geschwindigkeit bereitet der Vorstufe keine Probleme. Satt und kraftvoll agieren die Standlautsprecher und wirken ebenso schnell. Tolle Räumlichkeit, gute Präzision und eine impulstreue, fein strukturierte Abbildung. Auch für die ein oder andere Stereo-Einlage eignet sich die Marantz AV-Vorstufe sehr gut.
Video
Menü - Video
Scaling aktivieren
Auflösung festlegen
Hinweis zur Verwendung eines Ultra High Speed 48 Gbps HDMI-Kabels
Wie die aktuellen AV-Receiver von Denon und Marantz ist auch die AV7706 in der Lage, eingehende Videosignale auf eine höhere Auflösung zu skalieren. 4K-Scaling ist mit jedem kompatiblen Display möglich, es besteht aber auch die Möglichkeit in Verwendung mit einem entsprechenden TV das Bildmaterial auf die Auflösung von 8K zu skalieren. Dazu ist neben dem Bildwiedergabegerät, das in der Lage sein muss diese Auflösung entgegenzunehmen und darzustellen, auch ein modernes HDMI-Kabel vonnöten, dass eine Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 48 Gbps ermöglicht.
Das Scaling von HDMI-Eingangssignalen ist standardmäßig deaktiviert und kann im Menü "Video" unter "Ausgabe-Einstellungen" eingeschaltet werden. Schaltet man "I/P & Scaler" ein, kann man zunächst die Signalausgabe in 4K Ultra HD aktivieren. Erst wenn man in den Video-Einstellungen unter "4K/8K Signalformat" den Parameter auf "8K Erweitert" setzt, kann man hier auch 8K als Ausgabeformat wählen. Zunächst aber lassen wir die AV7706 die 1080p Blu-ray "Skyfall" praxisgerecht auf 4K skalieren. Die Vorstufe macht hier einen exzellenten Job und liefert ein kontraststarkes, farbauthentisches Bild ab, dass auch bezüglich Bewegungswiedergabe und 24p-Playback absolut überzeugen kann. Selbst zu hochwertigen Upscalern, die zweifellos in TV-Geräten des Premium-Segments sitzen, kann die Marantz-Komponente mithalten.
Selbst bei der actiongeladenen Verfolgungsjagd, gleich im ersten Kapitel des Bond-Thrillers, gibt sich die AV7706 keine Blöße und bietet ein flüssiges und sehr stabiles Bild. Der 24p-Judder ist natürlich sichtbar, aber auch nicht stärker ausgeprägt als z.B. bei unserem angeschlossenen Samsung Q950T 8K-Modell. So verhält es sich auch bei der Skalierung auf 8K. Ein wirklicher, in der Praxis im Alltag nachvollziehbarer Benefit vom Scaling von der 1080p Blu-ray gegenüber der Hochrechnung auf 4K lässt sich zwar nur bedingt nachvollziehen, aber so stellt es sich auch dar, wenn wir unser ehemaliges Samsung-Flaggschiff die Skalierung übernehmen lassen. Im Endeffekt bestätigen sich unser Eindrücke, die wir auch beim Test des 4K/8K-Scalings der Denon AV-Receiver AVC-A110 und AVC-X4700H gewonnen haben. Die untersuchten hochwertigen TV- und AV-Komponenten nehmen sich hier nicht viel und liefern allesamt ein detailreiches, dynamisches und insgesamt überzeugendes Ergebnis.
Konkurrenzvergleich
Yamaha CX-A5200: Mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommen ist die Yamaha 11.2 Kanal Vorstufe CX-A5200 für 2.499 EUR. Sie ist immer noch sehr gut ausgestattet, unter anderem mit Surround:AI und mit einem äußerst leistungsfähigen DSP-Chip (Cinema DSP HD3). Die DSP-Programme, gerade für Film-Material, sind immer noch top und können zudem individuell angepasst werden. Die hochwertige Verarbeitung und der saubere innere Aufbau sprechen ebenfalls für die CX-A5200, die wohl als letzte AV-Vorstufe noch im klassischen Aventage-Design auftritt. Akustisch gibt sich der AV7706 Prozessor von Marantz etwas wärmer und noch homogener, während die in der Basis-Auslegung (ohne aktivierte DSPs) neutrale und dynamische CX-A5200 Vorstufe auch ihre Reize hat. Für uns ist die Marantz Vorstufe noch einfacher in der Handhabung, das dürfte aber Geschmackssache sein. Dass das Marantz-Modell Auro 3D decodiert und die modernere HDMI-Sektion hat, sind handfeste Vorteile des AV7706 Prozessors.
Arcam AVR30: Für 5.555 EUR kann man den Arcam AVR30 einkaufen - der hat dann ebenso sieben Endstufen wie die Marantz-Verstärkereinheit MM8077, die auf 2.000 EUR kommt und ideal mit dem AV7706 kombiniert werden kann. Also kosten MM8077 und AV7706 zusammen deutlich weniger als der AVR30, nämlich 4.400 EUR. Dafür gibt es einen fesselnden Sound, der im Heimkinobetrieb mindestens ebenbürtig ist. Aber bei Musik schlägt die große Stunde des AVR30 - ganz besonders im Zweikanal-Betrieb: So rund und facettenreich wie der Arcam klingt kaum eine andere eigentlich für den Mehrkanal-Betrieb ausgelegte Komponente. Mit 9.1.6 Signalverarbeitung, Auro 3D-Decodern, Dirac Live Einmesssystem, Apple AirPlay 2 und Google Chromecast ist der Arcam AV-Receiver richtig gut ausgestattet, auch ein DAB+ Tuner fehlt nicht. Der Marantz AV-Prozessor ist einfacher in der Handhabung, hat die modernere HDMI-Sektion und wirkt von der Gehäuseverarbeitung her hochwertiger.
Fazit
Marantz AV7706
Mit 2.399 EUR ist die Marantz AV7706 nicht zu teuer für eine voll ausgestattete AV-Vorstufe mit 11.2 Kanal-Signalverarbeitung. Sie klingt zusammen mit der Siebenkanal-Endstufe MM8077 exzellent, dynamisch, homogen und vielschichtig. Die sehr einfache Inbetriebnahme, das komfortable Handling im Betrieb und die leistungsfähige Videosektion inklusive sehr gutem Upscaling sind weitere Pluspunkte. Zudem sieht die Vorstufe sehr attraktiv aus, auch wenn das Design nicht neu ist, sondern uns die klassische Marantz-Optik weiter bewahrt. Das bewährte Audyssey MultEQ XT32 Lautsprecher-Einmesssystem arbeitet nach wie vor gut - im Vergleich zu Dirac-bewehrten Kontrahenten ist vor allem die hohe Zuverlässigkeit und die einfache Handhabung zu loben. Größtes Problem für die AV7706 dürfte der für rund 1.800 EUR erhältliche Marantz Neunkanal-AV-Verstärker SR7015 sein, der über die nahezu identische Vorstufen-Ausstattung verfügt und neun starke Endstufen mitbringt. Klar, die AV7706 Vorstufe und die MM8077 Endstufen realisieren natürlich einen noch geschliffeneren, klareren Klang, aber der Aufpreis dafür ist auch recht hoch. Letzten Endes ist es eine Frage der Philisophie: Klanglich bis ins Detail optimieren oder einen schon sehr beeindruckenden Klang zum besonders fairen Kaufpreis.
Exzellent ausgestatteter 11.2 Kanal AV-Prozessor mit erstklassiger akustischer Leistungsstärke

AV-Prozessor Oberklasse
Test 06. April 2021
Test: Philipp Kind, Carsten Rampacher
Fotos: Philipp Kind
Datum: 06. April 2021
Tags: AV-Vorstufe • Marantz • Vorstufe