TEST: Wharfedale Evo 4.2 - edler Regallautsprecher mit AMT-Hochtöner zum erstaunlich günstigen Preis

Zu einem Paarpreis von derzeit exakt 730,12 Euro stellt der Regallautsprecher Wharfedale Evo 4.2 schon direkt auf den ersten Blick eine hervorragende Wahl dar. So edel, wie die Box optisch daherkommt, so aufwändig ist auch die verbaute Technik: Ein Dreiwege-System mit Bändchen (AMT) Hochtöner (55x80mm) und aufwändigen Chassis für Mittel- und Tieftonbereich. Der Mittelton-Treiber misst 50, der Basstreiber 150 mm.

AMT-Hochtöner

Mitteltöner

Praktisch ist, dass die Bassreflexöffnung im Sockel untergebracht ist. Dadurch ergibt sich mehr Flexibilität bei der Aufstellung. Der Wirkungsgrad liegt bei 9 0dB, die vom Hersteller empfohlene Verstärkerleistung (pro Kanal) wird mit 25 - 120 Watt angegeben. Der 4 Ohm-Lautsprecher bedient einen Frequenzbereich von 48Hz-24kHz. Dass der Evo 4.2 durchaus etwas größer geraten ist, verraten uns die Abmessungen: (HxBxT) 455 x 250 x (340+10) mm, das Gewicht pro Lautsprecher wird mit recht üppigen 13,4 kg angegeben, was auch ein Hinweis auf ein hochwertiges Gehäuse und große Magneten an den Treibern ist. 

Verarbeitung und Merkmale

Mit Abdeckungen, die magnetisch haften

Ohne Abdeckungen

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Auffällig  ist das sehr schöne Walnuss-Furnier. Es ist exzellent aufgebracht, lediglich an den Kanten sieht man, wenn man sehr genau hinsieht, den Übergang der einzelnen Oberflächen. Gerade bezogen auf die Preisklasse notieren wir eine exzellente Verarbeitungsqualität, hinzu kommen hochwertige Bi-Wiring Lautsprecher-Terminals. Recht massive Brücken sind im Lieferumfang enthalten.

Seitliche Ansicht

Einpassung der Chassis

Auch im Detail überzeugt die Verarbeitung 

Zum Anspruch passt das magnetisch befestigte Abdeckgitter, welches selbst mit solider Holzkonstruktion realisiert wurde. Dadurch ergibt sich eine cleane Schallwand ohne sichtbare Verschraubungen, dank des Unibody-Gehäuses wirkt die Evo enorm aufgeräumt und angenehm zeit- und schnörkellos. 

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Die Wharfedale wirken auch ohne Abdeckungen extrem schick. Ein edler Zierring aus Metall ist um alle drei Chassis gespannt, und die Chassis selbst sind präzise und sauber integriert.

Gerundete Kanten

Sockel

Nochmals hervorheben möchten wir, dass eine Dreiwege-Konstruktion mit Bändchenhochtöner und dieser Verarbeitungsgüte sehr selten für so wenig Geld zu finden ist. 

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Die solide Sockel-Konstruktion sollte auch noch Erwähnung finden: Die Bassreflexöffnung ist, wie bereits erwähnt, nach unten gerichtet.  Auf der Unterseite befinden sich zusätzliche kleine, gummierte Standfüßchen.

Terminal von innen aus gesehen

Die Evos verraten insgesamt kaum ihre vergleichsweise günstige Preisklasse, nur im Detail (Übergang an den Kanten, Integration der Anschluss-Sektion in die Lautsprecherrückseite) sind für anspruchsvolle Anwender bei genauem Hinsehen kleine Unsauberkeiten sichtbar, die aber nicht von echter Relevanz sind. Wie schon die Abmessungen zeigen, sind die Boxen für Regallautsprecher nicht gerade klein, aber optisch, dank schicker Formensprache mit sich nach hinten verjüngenden, geschwungenen Korpus, integrieren sie sich problemlos auch ins hochwertige Wohnambiente.

Insgesamt überzeugen uns die Wharfedale-Schallwandler mit aufwändiger Technik, nobler Optik und sehr guter Verarbeitung zum günstigen Kaufpreis. Wenn der Lautsprecher nun auch akustisch Akzente setzen kann, verdient er sich eine große Kaufempfehlung. 

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Klang

Ein klassischer Beginn: Wir genießen Antonio Vivaldis "Der Frühling" bei Hochsommer-Temperaturen und muten den Wharfedale Evo 4.2 zunächst einen eher gemäßigten Pegel zu. Unser Aufbau erlaubt zunächst eine freie Entfaltung der Regallautsprechern auf Ständern im freien Raum im typischen Stereo-Dreieck mit ähnlichem Abstand zwischen den Lautsprechern und dem Hörer. Wharfedale empfiehlt zudem, die Evo Komponenten zum Hörplatz hin anzuwinkeln und wir folgen dieser Empfehlung. Schon während der ersten Takte können wir eine sehr gute Loslösung des Klanggeschehens von den Schallwandlern als auch eine ausgeprägte Räumlichkeit erkennen.

Die Streicher präsentieren sich auch direkt und fein aufgelöst, gerade die hohen Töne in den ersten 75 Sekunden gefallen mit gleichzeitiger Brillanz und Ausgewogenheit, so dass wir den späteren Pegel-Eskapaden erwartungsvoll entgegenblicken. Ein kurzer Ausflug des Pegelreglers in höhere Regionen verrät auch hier, dass die Wharfedale-Komponenten insgesamt recht souverän bleiben, die klare Auslegung beibehalten, aber nicht unangenehm werden. Insgesamt wirkt das Geschehen sehr harmonisch und angenehm und strahlt auch eine gewisse Lebendigkeit aus. Die flinken Triolen stellen die Evo 4.2 vor keine Probleme. Unbeeindruckt bleibt das akustische Geschehen trotz der höheren Geschwindigkeit sauber differenziert und die Bühne klar gestaffelt. Die Violinklänge lassen sich einzelnen Instrumenten zuordnen, das ist in dieser Preisklasse nicht immer gegeben.

Die generell klare Definition und exzellente räumliche Zuordnung führen wir durchaus auf das A.M.T.-Bändchen zurück, in Kombination mit der freien Aufstellung, idealerweise in einem akustisch optimierten Raum, reduzieren sich die Reflektionen auf ein Minimum. Bei wandnaher Aufstellung kann man natürlich immer ein wenig mehr im Tieftonbereich herausholen, in Ansätzen zeigt sich aber auch hier, dass die Evo 4.2 kräftig und vor allem impulstreu zupacken kann. Auf Volumen und Tiefgang werden wir auch später noch verstärkt eingehen, aufgrund des nicht allzu knapp bemessenen Gehäusevolumens erwarten wir aber auch hier eine hohe Performance.

Vornehmlich um die Stimmwiedergabe geht es bei Eva Cassidys' "Ain't no sunshine" und Tom Jones' "Did Trouble Me". Zunächst empfangen uns beim ersten Titel jedoch authentische, wenig verzerrte Gitarrensaitenklänge, die sich erneut in einer weitläufigen, räumlichen Kulisse präsentieren. Als sich die Stimme dazu gesellt, stellt sich keinesfalls Ernüchterung ein, zentral steht die ausdrucksstarke Stimme der US-Amerikanerin und begeistert mit typisch leichter Schärfe. Auch hier merkt man sofort, dass den Evo 4.2 etwas mehr Gehäuse-Volumen zur Verfügung steht als typischen "Kompaktlautsprechern", die gesamte Kulisse zeigt sich atmosphärisch dicht und auch die vereinzelten Bass-Sounds wirken satt und voluminös.

Das Piano vollendet den positiven Eindruck und gefällt mit einer leicht warmen Klangfarbe, zeigt den Saitenanschlag des Hammers aber klar und direkt. Die breite Bühne und die klare Struktur lassen den Hörer regelrecht eintauchen, einvernehmlich wirkt die authentische, weiblche Vokalstimme, überlagert aber die übrigen Klänge nicht. Auch bei der kurzen A Capella-Einlage geben sich die Wharfedale-Lautsprecher keine Blöße, zeichnen das leichte Hauchen und das Klopfen auf den Gitarrenkörper fein auf. Sicher gibt es leichte Abstriche bezüglich der Auflösung der Mitten, insgesamt verraten die Evo 4.2 aber, ähnlich wie bei der Verarbeitungsqualität, ihre Preisklasse nicht.

Auch die männliche, starke Stimme von Tom Jones wird facettenreich wiedergegeben. Wieder gefällt die Ausgewogenheit und Balance, die sich die Evo 4.2 vorbehalten: Kulisse und Stimme werden klar und direkt wiedergegeben, strapazieren den Hörer aber nicht über Gebühr. Auch die Percussion-Elemente gelingen fein differenziert und, im Bedarfsfall, kräftig und nachdrücklich. Mit toller Auflösung und Räumlichkeit präsentiert sich zum erneuten Male die strukturierte Bühne mit eindeutiger örtlicher Zuordnung der einzelnen Klangelemente.

Rockig, schnell und mit einer gehörigen Portion Punk wird es mit dem Billy Talent-Klassiker "Fallen Leaves" aus 2006. Den Beginn machen direkt die verzerrten Gitarrenklänge und die rauhe Stimme des Sängers, die direkt sehr räumlich präsentiert werden. Die lebendige Kulisse wirkt dicht und authentisch, eindeutig lassen sich auch bei der hohen Komplexität und Geschwindigkeit die einzelnen Instrumente differenzieren, stets zentral steht die Stimme. Die exzellente Loslösung des Geschehens von den Komponenten wollen wir erneut betonen, bei geschlossenen Augen lässt sich nach wenigen Sekunden keine eindeutige Signalquelle mehr ausmachen, der Hörer taucht ins mitreißende Geschehen ein und versinkt in der weitläufigen Bühne.

Exzellent auch die Kombination mit Bass und Schlagzeug. Nicht überbetont, aber nachdrücklich und satt gelingen Percussion-Elemente und Kickbass. Nur "Red Flag" übertrifft die Popularität des ersten Titels und ist ebenfalls auf dem gleichen Album aus 2006 zu finden. Die Performance der Wharfedale-Lautsprecher bleibt gleichermaßen souverän, wenngleich wir hier dem Pegel etwas mehr Freilauf geben. Auch bei sehr hoher Lautstärke, die Evo 4.2 wirken hier unbeeindruckt und zeigen sich stark belastbar, bleibt die komplexe Klangkulisse strukturiert und die einzelnen Instrumente gut differenzierbar. Auch die rauhe Stimme bleibt direkt und wirkt - typisch für den Sänger - leicht aggressiv. Hervorragend auch die schnellen, verzerrten E-Gitarrensounds, die treibend und lebendig den Zuhörer in ihren Bann ziehen.

Auch die Beibehaltung der angenehmen Auslegung müssen wir den Evo 4.2 zugestehen. Trotz unseres großen, beinahe etwas überdimensionierten Hörraums bleiben die Wharfedale Regallautsprecher souverän. Feine Auflösung, klar und direkt angezeigt, aber zu keinem Zeitpunkt anstrengend oder unangenehm. Gleiches gilt auch für "Rose Tattoo" von den Dropkick Murphys. Ein Titel, der gerade in diesem Bereich manchem Lautsprecher Probleme bereitet. Wenn wir etwas Kritik anbringen möchten, dann dass es an einzelnen Stellen im Tieftonbereich ein wenig an Nachdruck fehlt, dieses Verhalten ist bei sehr hohem Pegel etwas ausgeprägter und besonders im Vergleich mit Standlautsprechern zu erkennen, die noch etwas mehr Gehäusevolumen bereithalten. Insgesamt liefern die Wharfedale Evo 4.2 hier ein lebendiges, dynamisch mitreißendes und authentisches Klangerlebnis.

Die Tieftonperformance dürfen die Evo 4.2 auch bei NWYR - Mind Control nochmals ausführlich unter Beweis stellen. Den Beginn machen hier allerdings die sehr klaren, räumlich exzellent verteilten Synthesizer-Elemente. Die hohe Geschwindigkeit quittieren die Boxen mit exzellenter Impulstreue. Die Kulisse insgesamt wirkt weitläufig und liefert exakt die Stimmung, die mit einem solchen Großhallendisco-Hit erzielt werden möchte. Als nach knapp einer Minute der ultraharte Kickbass einsetzt, liefern die Evo 4.2 kompromisslos ab und schieben unbarmherzig nach vorne. Insgesamt steckt noch etwas mehr Tiefgang im Track, aber die ultimative Trockenheit und hohe Präzision, die die Wharfedale-Lautsprecher an den Tag legen, empfinden wir als besonders beeindruckend. Und an Kraft mangelt es ebenfalls nicht, die präzisen Hammerschläge prasseln nachdrücklich auf uns ein.

"Wizard of the Beats" von W&W hat bedingt von der Abmischung etwas rundere Kickbässe, und auch diese setzen die Evo 4.2 authentisch um. Hier, und z.B. auch bei Paul van Dyks "Duality" versetzt es auch satte Punches in die Magengrube, die es in sich haben - und das bei freier Aufstellung. Aufgedickte Bässe darf man aber nicht mögen, hier sind die Briten rigoros und ziehen sich blitzschnell wieder zurück. Trocken, hart und für ihre Größe mit enorm kräftigem Nachdruck, liefern die Wharfedale Evo 4.2 ab. Darüber hinaus sind sie hoch belastbar, zu keinem Zeitpunkt fürchten wir um die Lautsprecher, selbst als wir sie an unseren Yamaha AS-2200 hängen und in Richtung 70% des Pegelreglers schielen. Bevor es im Extrembereich ein wenig zu verzerren beginnt, sind unsere Ohren selbst im großen Hörraum bereits überstrapaziert.

Konkurrenzvergleich 

B&W 606: Mit einem Paarpreis von rund 680 EUR treten die optisch zeitlos gestalteten B&W-Regallautsprecher in den Ring. Die Verarbeitung ist gut, doch weniger opulent im Vergleich zu den nur maßvoll teureren Wharfedales. Akustisch klingen die 606 neutral und kommen dem klassischen HiFi-Ideal recht nahe. Die Evo 4.2 setzt mehr Emotionen frei und bietet eine bessere Räumlichkeit, auch die Pegelfestigkeit begeistert. 

Saxx clubSOUND CLX 3: Mit einem Paarpreis von 1.168 EUR befindet sich die Saxx clubSOUND CLX3 schon in der nächsthöheren Preisklasse. Der elegante Regallautsprecher aus Niedersachen ist, wie die Evo 4.2, mit einem AMT-Hochtöner ausgerüstet. Die Verarbeitung (bis auf die Lautsprecher-Schutzgitter) begeistert hier ebenfalls. Klang geben sich die clubSOUND sehr erwachsen, dynamisch und kultiviert - eine sehr gute Wahl. Fairerweise müssen wir aber anmerken, dass die Wharfedales kaum schlechter, aber spürbar preiswerter sind. 

Elac BS 243.3: Mit Marktpreisen von unter 900 ERUR/Paar kann sich die BS 243.4 durchaus sehen lassen. Dank des hoch entwickelten JET-Bändchenhochtöners wird ein grandioses Auflösungsvermögen bei hohen Frequenzen geboten. Ansonsten gibt sich die BS 243.3 kultiviert und leistet sich keine Schwäche - ohne allerdings die akustischen Emotionen der günstigeren Wharfedale Evo 4.3 freizusetzen. 

Fazit

Die Wharfedale Evo 4.2 bietet zum kleinen Kaufpreis begeisternde Leistungen. Die Freude über die Box beginnt bereits nach dem Auspacken. Die fürs investierte Geld überragende Verarbeitung und die edle Optik sorgt im positiven Sinne für Aufsehen. Zusätzlich bestätigt  durch die eher größeren Abmessungen und das Gewicht, bekommt man noch stärker den Eindruck, einen besonders guten Gegenwert eingekauft zu haben. Die aufwändige Technik - Dreiwege-Schallwandler mit Bändchenhochtöner - unterfüttert unsere Impressionen weiter. Natürlich würde das alles nicht für einen sehr guten Test ausreichen, wenn die Akustik nicht mitzieht. Doch genau beim Klang trumpfen die Wharfedale weiter auf: Kraftvoll, aber nie übertrieben, präzise und mit exzellentem Auflösungsvermögen, spielen sich die Boxen ins Herz der Tester. 

Top-Verarbeitung, elegante Optik und exzellenter Klang verdichten sich zum preislich fairen Spitzen-Gesamtpaket 

Gesamtreferenz Regallautsprecher Mittelklasse
Test 26. August 2020

Test: Philipp Kind, Carsten Rampacher
Fotos: Philipp Kind
Datum: 26. August 2020

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