TEST: Ultrasone Edition eleven - dynamischer, offener Over-Ear-Kopfhörer der Spitzenklasse
Für 999 EUR bietet Ultrasone den dynamischen, offenen Over-Ear-Kopfhörer Edition eleven in feinster Verarbeitungsgüte und mit 32 Ohm Impedanz an. Selbstverständlich fehlt auch das hauseigene S-Logic Plus-System nicht, das auf natürliche Art und Weise ein Raumklang-Gefühl generiert. Der Editionn eleven stammt aus deutscher Manufaktur-Fertigung im idyllischen Oberbayern - genauer gesagt wird er auf Gut Raucherberg unweit des Starnberger Sees mit Liebe und Sorgfalt zusammengesetzt. Ultrasone gibt auf den formschönen Kopfhörer fünf Jahre Herstellergarantie.
Offene Bauweise
Mit S-Logic Plus
Hochwertiges Finish bis ins Detail
Ultrasone verspricht aufgrund des offenen Layouts einen luftigen und detailverliebten Sound. Als Treiber setzen die Bayern ein 40 mm Baureil mit TruTex Bio-Zellfaser-Verbundmembran ein. Als Magneten dienen Neodym-Eisen-Bor-Exemplare. Der Frequenzgang des Schmuckstücks reicht von 6 Hz bis 42 kHz und reicht somit auch für Hi-Res-Audio problemlos aus. Den maximal möglichen Schalldruckpegel gibt der Hersteller mit 94 dB an.
Für authentisch-räumlichen Klang ist die patentierte S-Logic® Plus Technologie verantwortlich - ganz ohne künstliche DSP-Technik. Durch eine dezentrale Anordnung der Schallwandler wird das Außenohr in den Hörvorgang einbezogen. Dadurch entsteht ein glaubwürdiger, räumlich dichter, zugleich angenehm weitläufiger Klangeindruck. Weiterer nicht zu unterschätzender Vorzug der ausgeklügelten Technologie: Mit S-Logic® Plus deutlich weniger Schalldruck nötig, um das gleiche Lautstärkeempfinden wie bei einem konventionell arbeitenden Kopfhörer zu erreichen. Das beugt Gehörschäden vor und verhindert auch bei langer Nutzung lästige Ermüdungserscheinungen. Die ULTRASONE ULE (Ultra Low Emission) Technologie und die damit verbundene MU-Metall-Abschirmung senken überdies die magnetische Strahlung im Vergleich zu handelsüblichen Kopfhörern um bis zu 98% - alles handfeste Gründe, die für den edlen Over-Ear-Kopfhörer sprechen.
Nussbaum-Massivholz
Präziser Verstellmechanismus
Ohrmuscheln mit angenehmer Polsterung aus Mikrovelours
Man sieht es durchschimmern - die dezentral angeordneten 40 mm Treiber
Polsterung des Kopfbandes
Sicht von oben
Die Ohrmuscheln bestehen aus Nussbaum-Massivholz, jeder Kopfhörer ist durch die unterschiedliche Holzmaserung somit ein Einzelstück. Die Ohrmuscheln sind mit hautsympathischen Mikrovelours bezogen, auch das Kopfband, das zudem einen solidem Verstellmechanismus besitzt, ist angenehm gepolstert. Geringe Spaltmaße und hohe Materialqualität zeichnen den Edition eleven in jeder Einzelheit aus. Zudem sitzt der immerhin 318 Gramm wiegende Kopfhörer extrem bequem,. Verbunden mit der offenen Bauweise ergibt sich ein beispielhafter Tragekomfort, den nur wenige andere Headphones erreichen.
Was hat die offene Bauweise mit dem Tragekomfort zu tun? Nun, einiges, da sich der Hörer nie, wie bei geschlossenen Systemen, bei längeren Sessions "eingeengt" fühlt, sondern immer authentisch und mit einer harmonischen Luftigkeit der Musik lauschen kann. Natürlich wollen wir nicht verschweigen, dass ein offener Kopfhörer am besten in ohnehin eher ruhigen Umgebungen eingesetzt werden kann. So gut abgeschirmt gegen akustische Einflüsse von außen ist er systembedingt nicht, und wer sich im gleichen Zimmer wie der Hörende befindet, kann auch einiges von der Musik mitbekommen - so wenig wie aus einem geschlossenen System dringt nicht heraus.
Große Teile des Lieferumfangs, nur das Reinigungstuch fehlt auf dem Bild
3 Meter langes, sehr hochwertiges Kabel
Im Detail
6,25 mm Adapter
Beidseitige Kabelführung
Neben dem Kopfhörer sind ein (recht billig wirkender) Aufbewahrungsbeutel, ein Kopfhörer-Ständer (verpackt, kann zusammengebaut werden), ein Reinigungstuch aus Mikrofaser und ein besonders hochwertiges 4-adriges Anschlusskabel (wird an beiden Seiten, links und rechts, am Kopfhörer angeschlossen) mit einer Länge von 3 Metern. Es findet sich auch ein 6,25 mm Adapter im Lieferumfang, natürlich hartvergoldet.
Klang
Enteilt der Kopfhörer der Konkurrenz aus klanglicher Sicht?
Und welche Klanggüte realisert der Edition eleven?
Wir starten durch mit der Diana Krall-Adaption von "I'm Not in Love" (Flac, 48 kHz/24-Bit) und sind sofort sehr angenehm von der luftigen, räumlich weitläufigen und trotzdem präzisen Darstellung. Der Edition eleven schafft eine sehr realistische, den Hörer völlig einnehmende Bühne. Klar definiert sind Stimme und Instrumente zu jeder Zeit, auch die Trennung der vokalen von den instrumentalen Anteilen funktioniert auch bei gehobenem Pegel mit vorbildlicher Sauberkeit. Im Vergleich zu anderen Editionen von Ultrasone ist der Edition eleven mit knapp 1.000 EUR sogar als günstig zu bezeichnen - und die Klanggüte bietet genau das, was man von der oberbayerischen Luxusklasse im Kopfhörerbau erwartet: Durchhörbarkeit, Brillanz, Substanz und Finesse. Das Piano zeigt genau das Maß an Anschlagdynamik, das der Hörer mit Anspruch erwartet, und die Tiefe des musikalischen Geschehens ist allzeit enorm.
"Nessun Dorma" aus Puccins "Turandot", gesungen von Jonas Kaufmann (Flac, 96 kHz/24-Bit) beweist besonders eindrucksvoll die Fähigkeit des Edition eleven, Stimmen nicht nur wiederzugeben, sondern die Gewalt des vokalen Elements auch fühl- und erlebbar zu machen. Fein, aber gleichzeitig gewaltig, über alle Maßen präzise und räumlich stets am richtigen Platz: Kaum ein anderer Titel aus unserem Test-Portfolio verdeutlicht die enorme Güte des oberbayerischen Kopfhörers so gut wie dieser. Die Streicher sind präzise, gleichzeitig angenehm weich und nicht zu harsch, der Einsatz erfolgt stets mit absoluter Impulstreue. Auch der Chorgesang wird mit großer Sorgfalt eingearbeitet, so dass der Klassik-Fan von dieser Darbietung ohne Einschränkung begeistert sein wird.
Offener Kopfhörer mit Ohrmuscheln, die außen aus Holz sind - Garanten für tollen Klang
Wolfgang Amadeus Mozarts Violinenkonzert in A-Dur, Köchelverzeichnis 219, Allegro aperto (Flac 96/24), manifestiert unsere Eindrücke, dass der Edition eleven für klassische Stücke besonders gut geeignet ist. Wie feinfühlig er die Violine in den Soli herausarbeitet, wie kräftig er aber gleichzeitig den Einsatz des gesamten Orchesters in den virtuellen Raum stellt - das ist Weltklasse. Klingt vielleicht komisch, aber für diese Klanggüte ist der Kaufpreis mehr als angemessen und man verzeiht gern den Ultrasone-untypisch billige Aufbewahrungsbeutel - der Kopfhörer an sich besticht mit erlesener Materialgüte und ebensolchem Klang, und wir sind uns sicher, dass das edle Holz, aus dem die Außenseiten der Ohrmuscheln bestehen, einigen Anteil am gediegenen, sensiblen Klang hat.
Till Brönners "The Good Life" (Flac 96/24) hat genau den entspannten, gleichzeitig aber frischen, natürlichen Stil, den wir uns erhofft haben. Tief und satt der Bassbereich, der trotzdem keine Facette der Trompete verdeckt, dieses Beschwingte, Mitreißende im Rhythmus arbeitet der Edition eleven vorzüglich heraus. Die Souveränität des offenen Kopfhörers im Umgang mit praktisch jedem Quellmaterial macht ihn wertvoll, wobei das auch andere Alternativen sehr gut beherrschen. Vielleicht ist es doch das ausgeprägte Maß an weitläufiger Räumlichkeit, die den Oberbayern so besonders macht - diese Weitläufigkeit ist nur selten zu hören.
Voller Energie - so gibt der Edition eleven den Phil Collins-Klassiker "I Wish It Would Rain Down" (CD-Qualität) wieder. Der Rhythmus kommt enorm präzise, exakt auf den Punkt gebracht heraus. Der Edition eleven schafft es erneut, den Hörer zu fesseln, mit seiner umfassenden, kultivierten, doch zugleich sehr dynamischen Spielweise. Phils Stimme wird gekonnt fokussiert, die Instrumente sind aber stets präsent und werden nicht zu weit in den Hintergrund geschoben.
Schon der Auftakt zu "Time To say Goodbye"(Andrea Bocelli und Sarah Brightman, CD-Qualität) verläuft verheißungsvoll, es ist die Mischung aus Räumlichkeit und enormer Präzision, die dafür sorgt, dass wir den Edition eleven auch nach den Testreihen so schnell nicht vergessen. Das geniale S-Logic Plus, die neueste Ausbaustufe des hauseigenen, natürlichen Systems mit dezentral angeordnetem Schallwandler für natürliche Surround-Erzeugung (indem der menschliche Gehörgang für das Entstehen von Räumlichkeit verwendet wird), funktioniert bei diesem dynamischen, offenen Kopfhörer extrem überzeugend. Ohne, dass die Exaktheit leidet, wird hier eine Bühne geboten, die ihresgleichen sucht. Sowohl Andreas Stimme als auch die von Sarah haben eine mitreißende Wirkung - erst, wenn man es mit dem Pegel übertreibt, was man schon im Interesse der Gesundheit des eigenen Gehörs nicht tun sollte - leidet das Differenzierungsvermögen minimal.
Wie hört sich der a-ha-Klassiker "The Sun Always Shine On TV" in der MTV Unplugged Version an? Hier singt a-ha-Frontmann Morten Harket im Duett mit Ingrid Helene Harvik, und die ausdrucksstarken Stimmen der beiden präsentiert der Edition eleven in vollem Umfang. Klar, prägnant, aber nie überzogen - die Mischung stimmt bis ins Detail und beweist, mit welcher Liebe auf Gut Raucherberg gearbeitet und abgestimmt wird. Jede Komponente integriert sich perfekt. und die hochwertige Akustik wird passend ergänzt vom vorbildlichen Tragekomfort. So kann man jedes musikalische Detail, das die 40 mm Hightech-Wandler aus dem Material herausholen, auch noch nach Stunden genießen. Der Aufbau des Songs, mit dem bewussten Spannungsbogen, arbeitet der Edition eleven hervorragend heraus, jedem Instrument, dem Piano und den Streichern, räumt er genau das richtige Maß an Präsenz ein.
Nun lassen wir es "krachen": In CD-Qualität hören wir das "Midnight Remix" von Steve Aoki - und zwar von Michael Jacksons Klassiker "Thriller". Der Edition eleven spielt seine Vorzüge als offener Kopfhörer wieder voll aus. Klar, die Abschirmung von außen und nach außen ist natürlich nicht in dem Umfang gegeben wie bei einem geschlossenen Kopfhörer, dafür aber ist das Klangbild auch hier wieder von einer luftigen Dynamik geprägt, die schlichtweg sensationell ist. So mühelos, so lebendig gibt der Edition eleven Bässe wieder, schiebt erbarmungslos an, vergisst aber auch währenddessen nicht die Einarbeitung kleiner Einzelheiten.
Konkurrenzvergleich
Mit knapp 540 EUR ist der beyerdynamic Amiron Home ebenfalls als offener Over-Ear-Kopfhörer konzipiert. Und man muss sagen - für den Preis ist die Performance des in Heilbronn handgefertigten Produkts erstklassig. Sehr präzise, sehr angenehm, zudem mit einer starken Bühnenpräsenz und einer differenzierten Stimmwiedergabe - hier stimmt für das Geld alles, auch das exzellente Finish. Der Tragekomfort liegt hoch, und so kann man das Geld kaum besser anlegen. Wer in noch höhere akustische Sphären vordringen möchte, erhält mit dem Ultrasone Edition eleven noch mehr Finesse im Detail, besonders bei der räumlichen Staffelung, und noch etwas mehr Souveränität auch bei gehobenem Pegel. Auch die Materialqualität ist der deutlich höheren Preisklasse absolut angemesse. Beide Kopfhörer sind daher als sehr reizvoll zu bezeichnen, je nach dem, wie viel man investieren möchte. Besser als fast der ganze "Rest" ist man bereits mit dem Amiron Home akustisch unterwegs, der Klang-Gourmet macht dann noch die restlichen 360 EUR locker und kauft den Ultrasone.
Pioneer Master 1: Für rund 2.000 EUR zu bekommen (UVP 2015: 2.499 EUR) zeigt uns der Pioneer, dass mit den 999 EUR des Edition eleven noch lange nicht das Ende der finanziellen Fahnenstange erreicht ist. Aber merkt man denn auch den gewaltigen Mehrpreis aus akustischer Perspektive? Schon, wenn man die Muße hat, sehr genau hinzuhören und auf die Platzierung jeder noch so feinen Einzelheit zu achten. Wer schlichtweg alles hören möchte, auf einen etwas zurückhaltenderen Bass und eine faszinierend genaue Stimmwiedergabe Wert legt, kann die Investition tätigen. Aber - schon für knapp 1.000 EUR ist der Ultrasone Edition eleven so gut, dass auch der Klassik-Fan sich sehr angesprochen fühlen dürfte. Die spezielle, sehr angenehme und kultivierte Klangcharakteristik, hervorgerufen durch die Holz-Ohrmuscheln, sprechen auch für den oberbayerischen Kopfhörer.
Ultrasone Edition 15: Auch auf Gut Raucherberg kann ich deutlich mehr Geld als für den Edition eleven versenken, nämlich mit dem Edition 15, der auf 2.499 EUR kommt. Hier gilt Ähnliches wie beim Pioneer: Klar, noch feinere Detaillierung, noch klarere Konturen, wer sehr präzise hinhört und auch über ein erfahrenes Gehör verfügt, wird vielleicht noch glücklicher. Aber, Hand aufs Herz: Der Edition eleven ist so klangstark,, kultiviert und harmonisch, dass man schon hier einen Großteil der potentiell möglichen Glückshormone ausschüttet. Mehr muss eigentlich wirklich nicht sein.
Fazit
Er kann's schlichtweg - der Ultrasone Edition eleven verwöhnt mit wunderbar luftigem, gleichzeitig fundiertem und mitreißendem Klang sowie einem edlen, langzeitstabilen Finish. Und das Ganze für knapp 1.000 EUR - nie zuvor gab es bei Ultrasone so viel Kopfhörer fürs Geld. Bedingt durch die hölzernen Außenteile der Ohrmuscheln ist der Klang äußerst homogen und angenehm, auch bei gehobenem Pegel. Zum erstklassigen Gesamteindruck passt auch der hohe Tragekomfort.
Akustisch brillanter, handwerklich meisterhaft verarbeiteter offener Over-Ear-Kopfhörer zum sehr fairen Kaufpreis

Kopfhörer Luxusklasse
Test 23. Januar 2019
Test und Fotos: Carsten Rampacher
Datum: 23. Januar 2019
Tags: Kopfhörer • Ultrasone