TEST: Dali Oberon 3 - klanglich begabter 2-Wege-Regallautsprecher

Die Dali Oberon 3 ist ein optisch sehr gefälliger Zweiwege-Bassreflex-Regallautsprecher, der pro Stück 279 EUR kostet und in zahlreichen schönen Gehäusefarben lieferbar ist. Die helleren Gehäuseausführungen Weiß und Eiche hell werden mit grau melierten Frontabdeckungen geliefert, die Boxen mit den dunkleren Gehäusefarben schwarz und Nussbaum liegen schwarze Abdeckungen bei. Mit Dalis sehr beliebter Oberon-Serie haben wir uns schon häufiger beschäftigt:

Tests bei uns zur Dali Oberon-Serie:

Das Gehäuse der Oberon 3 besteht aus CNC-gefrästen MDF-Platten, die Folierung wird mittels hochwertiger Vinylfolien bewerkstelligt. Die Chassis sind präzise eingepasst, die Folierung erscheint auch an den kritischen Kanten akkurat. Hochwertige, acrylummantelnde Lautsprecherkabel-Anschlussterminals sind ebenfalls zu loben.

Mit und ohne Gitter

Detailverarbeitung vorne

Kantenverarbeitung hinten

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Rückansicht komplett

Bezugsstoff des Lautsprechergitters

Gitter im Detail innere Seite

Die Oberon 3 besitzt kein Unibody-Gehäuse, sondern eine separate Schallwand, was hier auch zum optischen Konzept gehört. Denn die Schallwand ist bei unserem Test-Exemplar in weiß, der eigentliche Korpus im Farbton Eiche foliert. Auf der Rückseite ist die Bassreflex-Öffnung untergebracht, schlicht gehalten mit einer mattschwarzen Kunststoffumrandung. Durch die Maßnahme, die Bassreflexöffnung hinten zu platzieren, sollte man bei der Aufstellung der Oberon 3 in Wandnähe einen Abstand von 20 bis 30 cm zur Wand einhalten. 

Detailverarbeitung rund um den Tiefmitteltöner. Dali steht für "Danish Audiophile Loudspeaker Industries"

Die Oberon 3 weist folgende Basis-Daten auf: Frequenzen zwischen 47 Hz bis 26 kHz können wiedergegeben werden, die Empfindlichkeit liegt bei 87 dB, die Impedanz bei 6 Ohm. 108 dB maximaler Schalldruck sind maximal erreichbar. Die empfohlene Verstärkerleistung liegt laut Hersteller zwischen 25 bis 150 Watt. Wenden wir uns nun den technischen Merkmalen der Oberon 3 zu. Hier haben wir als erstes eine Übersicht erstellt. 

  • Die Oberon-Serie greift, obwohl preislich in der unteren Mittelklasse zu finden, bereits auf Dalis SMC-Technologie zurück. Das Polstück der in den OBERON Tiefmitteltönern eingesetzten Magnetsystemen besteht aus einer Kombination von Eisen und dem patentierten Magnetmaterial SMC.
  • Dank der hierdurch deutlich reduzierten Verzerrungen dritter Ordnung ermöglichen die Lautsprecher der OBERON Serie ein längeres entspanntes Hörerlebnis mit unaufdringlichen Mitten und einem in dieser Klasse erstaunlichen Detailreichtum.
  • Die Membranen der Tiefmitteltöner bestehen, wie wir es von Dali kennen, aus einer Mixtur aus einem durch die Beigabe von Holzfasern verstärkten feinkörnigen Papierbrei, was eine steife, leichtgewichtige Struktur mit exzellenten akustischen Eigenschaften ergibt. In Kombination mit besonders verlustarmen Sicken und Zentrierspinnen geben die Konusmembranen auch akustische Einzelheiten sehr überzeugend wieder, vor allem, wenn man die günstige Preisklasse bedenkt.
  • Bei der Konstruktion der Chassis und Frequenzweichen sowie den zum Einsatz kommenden Materialien wurde Wert darauf gelegt, dass ein besonders breites Abstrahlverhalten gewährleistet ist. So lässt sich ohne ein Anwinkeln der Lautsprecher zum Hörplatz auch außerhalb des klassischen Stereo-Dreiecks ein überaus plastisches, gut in den Raum integriertes Klangbild realisieren. Das haben wir mit anderen Oberon-Modellen im Test schon nachvollziehen können. Gerade auch der mit 29 mm relativ große Kalottenhochtöner überzeugt durch weite Räumlichkeit bei zugleich sehr guter Präzision.

Gehen wir auf einige Punkte detailliert ein.

Wir sind bereits die patentierte SMC-Technologie eingegangen, nun gibt es weitere Informationen. Das Polstück des in den Oberon Tiefmitteltönern eingesetzten Magnetsystems ist aus einer Kombination aus Eisen und dem patentierten SMC-Magnetmaterial gefertigt. Wegen der durch diese konstruktive Maßnahme und diese Materialwahl reduzierten Verzerrungen der dritten Ordnung sind die Oberon-Lautsprecher bei mehrstündigem Hören für ein besonders entspanntes, sauberes akustisches Erlebnis mit nahtlos integrierten, nicht überspitzten Mitten und einem für die Preisliga hervorragenden Detailreichtum prädestiniert.

Einfach zu platzieren und flexibel, was die Wahl des Zuspielers angeht. Sehr gut arbeiten die Oberon 3 mit dem Bluesound Powernode 2i zusammen

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Auch die einfache Platzierung ist ein nicht zu unterschätzender Vorzug der Oberon-Baureihe. Bei der Konstruktion der Frequenzweichen und der Chassis und auch bei der Auswahl aller verwendeten Materialien stand ein extrem breites Abstrahlverhalten im Fokus der Bemühungen - also keine oftmals Praxis-untaugliche Nahfeld-Monitor-Charakteristik. Diese ist genau die richtige Wahl, wenn man z.B. kompakte Monitore links und rechts neben dem PC-Monitor aufstellt. Aber für die Beschallung eines Wohnraums braucht man einen entsprechend breiten Abstrahlwinkel. Daher gilt bei der Oberon: Auch außerhalb des klassischen Stereo-Dreiecks, das auch ein Anwinkeln der Lautsprecher beinhaltet, steht so ein räumlich dichtes und vor allem präzises, tonal unverfälschtes Klangbild zur Verfügung.

Dali-typisch ist die Holzfasermembran

Gehen wir  nochmals auf die Holzfasermembran ein. Die Membranen der Tiefmitteltöner fertigt Dali aus einer Mischung aus einem feinkörnigen Papierbrei und Holzfasern, die diesem Brei beigemischt werden. Dadurch ergibt sich eine besonders steife und leichtgewichtige Struktur. Die Dänen kombinieren dieses spezielle Membranmaterial mit außerordentlich verlustarmen Sicken und Zentrierspinnen. Diese ganzen konstruktiven Maßnahmen führen zu einem präzisen und homogenen Klangbild.

Hochtöner im Detail

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Zum Hochtöner möchten wir noch hinzufügen, dass er dank der verhältnismäßig großen Membran einen höheren Schalldruck bei kleinerer Ausrenkung realisiert, was einer exakten, impulstreuen Wiedergabe auch bei hohem Pegel zuträglich ist. Die Membran selbst ist aus einem besonders leichten Gewebe gefertigt, das im Vergleich zu den meisten anderen Kalottenhochtönern, die der Markt bereit hält, mit nur 0,060 mg pro mm2 weniger als die Hälfte wiegt - auch das ist sehr gut für eine exzellente Impulstreue. Einer hohen Belastbarkeit kommt die Kühlung des Hochtöners mit Ferrofluid zugute. Der Hochtöner wird von Dali selbst gefertigt und ist überdies für eine größere Bandbreite in unteren Arbeitsbereich optimiert. Das hat einen praktisch nicht spürbaren und somit nahtlosen Übergang zum Tiefmitteltöner als Folge - ein kultiviertes und homogenes Klangbild ist, wie wir aus anderen Oberon-Tests wissen, ein großer Vorteil dieses technischen Kniffs. 

Klang

Akustisch bietet auch die Dali Oberon 3, wie bereits erwartet, sehr gute Eigenschaften. Das hat zahlreiche Gründe. Schon beim ersten Titel, den wir hören - Diana Kralls Version von "Desperado" - fällt die dichte Räumlichkeit im Hochtonbereich auf. Klar ertönt die Stimme Dianas, sie steht vor dem Zuhörer im virtuellen Raum. Die Loslösung der vokalen Elemente von den Chassis gelingt der Oberon 3 definitiv gut.

Oberon 7

Verglichen mit der Standbox Oberon 7, die den identischen Hochtöner einsetzt, aber gleich zwei der 180 mm Tiefmitteltöner - ist klar, dass der Standlautsprecher noch mehr Tiefgang und Basskraft bietet. Das liegt auch am deutlich größeren Gehäusevolumen. Gerade in Räumen ab gut 20 Quadratmeter lohnt der Griff zum Standlautsprecher. Alternative: Man addiert zu den beiden Oberon 3 noch den sehr leistungsstarken, sauber spielenden SUB E-12F dazu. Dieser kommt auf 679 EUR pro Stück. 

Zurück zur Oberon 3. Hier kann man sagen, dass akustische Harmonie, Klarheit und auch die Detaillierung für die Preisliga ausgezeichnet sind. Auch bei "Nessun Dorma", gesungen von Jonas Kaufmann, überzeugen die recht preiswerten Regalboxen. Jonas' Stimme löst sich gut von den Chassis und verteilt sich frei im Raum. Die Trennung von vokalen und instrumentalen Anteilen gelingt tadellos. Auch der schwierig wiederzugebende Chorgesang enttäuscht nicht. Hier ist besonders hervorzuheben, dass es die Oberon 3 schafft, die Konturen prägnant hervorzuheben. 

Wechseln wir zu "A Thousand Kisses Deep" von Till Brönner. Hier kann man von einer Box für unter 300 EUR pro Stück nicht erwarten, dass alle Strukturen bei Trompete und Bass mit feinster Detaillierung präsentiert werden. Das sollte von vornherein klar sein. Aber was die Oberon 3 hier leistet, ist überragend. Dynamische Differenzen in Brönners facettenreichem Spiel kommen prima heraus. Interessant ist der Vergleich mit der Dali Opticon 1, also der kleinsten Regalbox der in der Hierarchie höher angesiedelten Baureihe. Knapp 360 EUR kostet eine Opticon 1. Die Opticon 1 spielt noch eine Idee feiner und kultivierter, die größere Oberon 3 kann dafür entschlossener zupacken und ist im oberen Pegelbereich souveräner. Demnach eine Frage der Prioritäten und auch des Budgets. Denn pro Lautsprecher spart man 80 EUR, nicht unerheblich für viele potentiellen Käufer, wenn man zur Oberon 3 greift. Klar, die Verarbeitung wirkt bei der Opticon noch Eoin bisschen nobler. Aber mit den schönen Farb-Kombinationen, in denen die Oberon 3 lieferbar ist, stellt sie auch unter optischen Beweggründen eine tolle Option dar.

Dass die Oberon 3 zupacken kann, beweist sie sofort bei "All Night And Day"  von Jax Jones und Martin Solveig. Klare, prägnante Bassstrukturen, eine sehr hohe räumliche Ausbreitung bei den elektronischen Effekten gehen einher mit einer tadellosen Pegelfestigkeit. Man kann daher durchaus einen kräftigen Verstärker verwenden, um die Oberon anzusteuern. Mit ihrer kultivierten, zugleich aber lebendigen Auslegung wurde ein sehr guter Kompromiss getroffen. Die Oberon 3 kommt mit differenzierte Musik ebenso gut klar wie mit Club-Tracks - oder mit altem, klassischem 90er Jahre-Rave wie "Feeling So Real" (Moby) mit Mayday-Mix von Westbam. Schnelle Beats, alternierende Effektsalven - all dies stellt für die Dali-Konstruktion keine wirkliche Herausforderung dar. Sie arbeitet impulstreu und bleibt tonal immer auf der sicheren Seite, auch bei deutlich erhöhtem Pegel.

Fazit 

Die Dali Oberon 3 ist ein kultivierter, sehr ausgewogener Regallautsprecher, der sich ideal für Hörräume von gut 10 bis gut 20 Quadratmeter eignet. Er erfreut das Auge, gerade in der zum Test angetretenen Variante, mit seiner frischen Farbgebung und der fürs Geld hochwertigen Verarbeitung. Dali hat sich richtig Mühe bei der Entwicklung der 2018 präsentierten Oberon-Baureihe gegeben. Das beweist auch die Oberon 3 wieder. Der große Hochtöner sorgt für viel Räumlichkeit und eine optimale Anbindung an den Mitteltonbereich. Die Holzfasermembran für den Tief-/Mitteltonbereich stellt einen erstaunlich souveränen, klaren Klang auch bei beträchtlicher Lautstärke sicher. 

Optisch attraktiver, akustisch gleichermaßen kultivierter wie dynamischer Regallautsprecher zum fairen Kaufpreis

Regallautsprecher bis 300 EUR/Stückpreis
Test 31. März 2020

Test: Philipp Kind, Carsten Rampacher
Redaktion und Fotos: Carsten Rampacher
Datum: 31. März 2020


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