TEST: Canton Vento 886.2 DC - attraktiver Standlautsprecher mit herausragender Akustik

Mit einem Preis von 1.449 Euro pro Stück (Weiß oder Schwarz Hochglanz) beziehungsweise 1.549 EUR (Kirsche Hochglanz) ist die Canton Vento 886.2 DC in einem hart umkämpften Preissegment beheimatet. Der Dreiwege-Standlautsprecher sieht sehr elegant aus und überzeugt durch tadellose Leistungsdaten: 250 Watt Musikbelastbarkeit und 140 Watt Nennbelastbarkeit sind ausgezeichnete Werte. Damit kann man auch guten Gewissens einen durchaus kraftvollen Verstärker anschließen. Dank des Übertragungsbereiches von 23 Hz bis hoch auf 40kHz sind auch Hi-Res-Audio-Dateien keine Hürde. Die Übergangsfrequenzen gibt der Hersteller mit 300 beziehungsweise 3.000 Hz an. 

174 mm Mitteltöner

25 mm Hochtöner

174 mm Basstreiber (2 x vorhanden)

Wie sieht die Bestückung aus? Hier greift Canton auf einen 25 mm Keramik-Hochtöner zurück, der brillant und zugleich angenehm aufspielt. Überdies, wie schon kurz erwähnt, spielt er bis hoch auf 40 kHz. Die Keramik-Membran ist besonders leicht und daher in der Lage, auch kleine Impulse ohne Verzögerung wiederzugeben. 

Anschlussterminals

Anzeige

Aufwändige Sockelkonstruktion

Für den Mitteltonbereich ist ein 174 mm Chassis mit Titanium-Membran plus Wave-Sicke vorgesehen. Für die Präsentationn tiefer Frequenzen setzen die Hessen auf eine Doppelbass-Bestückung: Zwei 174 mm Titanium-Tieftöner mit Wave-Sicke und Double Cone-Aufbau finden sich bei der Vento 886.2 DC. Die Wave-Sicke ist im übrigen dreifach gefaltet, was ein stets kontrolliertes Ein- und Ausschwingverhalten zur Folge hat - auch bei hoher Belastung. Die Canton Vento 886.2 DC hat in der Sockel-Konstruktion auch ein nach unten gerichtetes Bassreflexrohr. 

Lautsprecher mit magnetisch haftender Frontabdeckung

Die Standbox eignet sich für Impedanzen von 4 bis 8 Ohm und wiegt satte 18 kg pro Stück. Sie ist mit Sockel und Gerätefüßen 102,5 cm hoch, 22 cm breit (mit Sockel 25 cm) und 30 cm tief (33 cm mit Sockel). Die Bi-Wiring-Terminals sind, wie man es von Canton kennt, tadellos ausgeführt. Im Lieferumfang zusätzlich enthalten sind Gerätefüße aus Gummi (selbstklebend), Spikes als weitere Option sowie eine sehr gut verarbeitete Stoffabdeckung, die magnetisch hält. 

Hochtöner im Detail. Rund um die Chassis sind "Diamond Cut" Zierringe angebracht

Anzeige

Tieftöner im Detail

Wie sieht es mit der Verarbeitungsgüte beim Betrachten der Vento 886.2 DC aus? Hier sind wir von Canton einen sehr hohen Standard gewohnt und dementsprechend fällt unsere Erwartung aus. Gleich beim ersten Kontakt fällt die elegante, sich nach hinten verjüngende, geschwungene Gehäuseform auf.

Charakteristische Gehäuseform

Sockel im Detail

Anzeige

Terminals 

Dieses Merkmal ist seit ihres Bestehens Kennzeichen der Vento-Serie. Akustisch ergibt sich aus dieser Formgebung der Vorteil, dass sich im Inneren des Gehäuses keine stehenden Wellen bilden. Diese können entstehen, wenn es parallele Gehäusewände gibt. Die Lackierung in tiefschwarzem Pianolack ist hervorragend gelungen und weist auch bei genauer Betrachtung keine Schwächen auf. 

Rückseite komplett

Zu bemerken ist zudem die solide Einpassung der Treiber, der Übergang zum Diamond Cut-Aluminium-Zierring ist nicht an jeder Stelle absolut plan mit dem Gehäuse. Aus einiger Entfernung ist dieser kleine Makel aber kaum sichtbar. Überzeugt haben uns die hochwertig wirkende Sockel-Konstruktion (identisch zur 896.2) und die hochwertigen Bi-Wiring-Terminals, 24 Karat vergoldet und Acryl-gekapselt.

Anzeige

Klang

Klassik und "handgemachte" Musik folgt später! Heute starten wir unsere Klangtestreihen mit einer aktuellen Variante des Electro-/Techno-Evergreens "Das Boot". Die Noisecontrollers versuchen sich an einem Remix des vielleicht bislang unerreichten Klassikers von U96 aus dem Jahre 1992. Die ersten dreißig Sekunden verlaufen harmlos. Atmosphärische Klänge mit nur wenigen einzelnen Elementen werden von den Vento 886.2 kompromisslos wiedergegeben und erscheinen sehr räumlich. Es zeigt sich auch direkt, dass sich das Klanggeschehen exzellent von den Treibern löst und der Zuhörer sitzt schon in den ersten Sekunden vor einer dichten akustischen Wand, die sich auf der Bühne aufbaut. Zimperlich geht das Keramik-Hochtonsystem nicht mit uns um, wirkt aber auch bei extremen Pegel-Eskapaden zu keinem Zeitpunkt unangenehm und stets sauber.

Das typische Leitmotiv des Tracks tragen die 886.2 der aktuellen Vento-Generation breit in den Raum und versprühen echte Club-Atmosphäre, die schon in den nächsten Sekunden von einer brutal harten und satten Tieftonperformance begleitet wird. Wir kennen die Basskraft der großen Vento 896.2 DC (Stückpreis 1.749 EUR, 200 EUR/Stück mehr) und dürfen verkünden: der kleinere der Standlautsprecher muss sich hier nicht im Ansatz verstecken. Etwas weniger Nachdruck in den tiefsten Regionen, davon abgesehen werden hier aber knochentrocken, kraftvoll und voluminös massive Luftströme bewegt, die sich auch in der Magengrube bemerkbar machen.

Die Verschnaufpause am Ende mit verzerrter Vokalstimme ist ebenfalls nicht zu beanstanden. Präzise, dynamisch, authentisch, aber mit der entsprechenden Portion Spaß an der Sache, so wirken die Vento 886.2 DC nach dem ersten Klangbeispiel auf uns. Besonders der schnell agierende, kraftvolle Bassbereich hinterlässt hier einen ausgezeichneten Eindruck, aber auch Hinweise auf eine ausgezeichnete Auflösung der Höhen und Mitten lassen sich hier finden.

Wir setzen einen harten Cut und mit "Unshaken" von D'Angelo einen starken Kontrast zum vorherigen Techno-Anthem. Der mit 80 BPM eher langsame Track wirkt mit den Canton-Lautsprechern nicht weniger eindrucksvoll. Zumal auch hier Tieftonpower satt gefordert wird. Zwar verzichtet der Interpret hier auf schnelle, harte Kickbässe, dennoch wird tief hinunter und sehr nachdrücklich aufgespielt. Das bereitet den 886.2 DC kaum Probleme und auch bei moderater Lautstärke wirken die unteren Frequenzen satt und erscheinen mit Nachdruck.

Wirklich beeindruckend ist die freie, breite Bühne mit klarer Differenzierung der einzelnen Elemente. Hier wird von der hervorragenden Auflösung des gesamten Frequenzverlaufs profitiert. Die Stimme steht zentral vor dem Hörer und weist feinste Nuancen und Details auf, die dem Track hohe Lebendigkeit und Authentizität verleihen. Dabei wirkt das akustische Gesamtgeschehen zu jedem Zeitpunkt sehr harmonisch und ausgewogen. Auch die eindeutig lokal ortbaren Percussion-Elemente tragen zur Natürlichkeit bei. Clou ist hierbei, dass die Vento zu keinem Zeitpunkt langweilig wirken, sondern ein dynamisches, spielfreudiges Spektakel liefern, ohne dabei zu übertreiben.

Blitzschnelle Reaktion ist bei den US-amerikanischen Punkrockern der Dropkick Murphys gefragt. Die Vento beginnen mit einer sauberen, akkurat scharfen Darstellung der Rhythmus-Gitarre und zeigen auch die rauhe Stimme des Frontmannes in vollem Umfang. Wieder beeindruckt die breite Bühne und die tadellose Loslösung des Klanges von den Schallwandlern. Hohe Geschwindigkeit und komplexes Geschehen werden ohne Einschränkungen umgesetzt. Und das gilt auch für hohe Lautstärke. Pegelfest und souverän bleiben die 886.2 DC hier zu jedem Zeitpunkt, auch die hohen Zupfklänge gelingen ausgezeichnet. Der Bassbereich steht hier nicht im Fokus, die Bassdrum des begleitenden Schlagzeug gelingt aber durch den ganzen Titel kraftvoll und nachdrücklich.

Auch der Marsch-ähnliche Part zu Beginn des letzten Drittels mit zusätzlichen Percussion-Elementen gelingt mit tadelloser Differenzierung der einzelnen Elemente. Auch bei hohem Pegel sind die einzelnen Klänge problemlos unterscheidbar. Auch bei Billy Talents "Fallen Leaves", dass in der Schärfe des Sounds ein wenig anzieht, schlagen sich die Vento 886.2 sehr gut und setzen das schnelle Geschehen, ohne mit der Wimper zu zucken, um. Der Bassbereich ist hier noch etwas voller und voluminöser, was auch bei hohem Pegel kein Problem darstellt. Auch hier liefern die Canton-Lautsprecher ein mitreißendes, fein auflösendes und in jeder Situation souveränes Klangbild.

Zum Abschluss begeben wir uns dann doch noch in klassische Gefilde: Die Canton Vento Standlautsprecher dürfen sich trotz des Wintereinbruchs an Antonio Vivaldis "Der Frühling" versuchen. Aufgrund der bisherigen Performance, insbesondere was Auflösung und Detaillierung angeht, haben wir nichts anderes als eine sehr gute Darbietung erwartet und die 886.2 DC liefern hier zweifellos ab. Fein, mit ausgezeichneter Balance und einer klaren, eindeutig zuweisbaren Bühnenabbildung fühlt man sich als Zuhörer als Konzertbesucher in der ersten Reihe.

Wird einmal Kraft untenrum gefordert, sind die Vento sofort zur Stelle, liefern nachdrücklich, kraftvoll ab und ziehen sich dann mit identisch hoher Geschwindigkeit wieder zurück. Feindynamische Unterschiede werden hörbar herausgearbeitet und auch bei der Differenzierung der einzelnen Instrumente machen die Vento wieder eine ausgezeichnete Figur. Die präzise Herausarbeitung feiner Details zeichnen die Canto-Lautsprecher ebenso aus wie das ausgewogene, harmonische Gesamtbild und die authentische Bühne.

Konkurrenzvergleich

Canton Vento 896.2 DC: Lohnen sich die 300 EUR Aufpreis zum passiven Standlautsprecher-Spitzenmodell der Vento-Serie? Ehrlich gesagt, schlägt sich die 886.2 DC so gut, dass die Performance für sehr viele Anwender locker ausreicht. Minimal mehr Tiefgang und eine geringfügig höhere Souveränität in Hörräumen oberhalb der 25 Quadratmeter sprechen für die 896.2 DC. Wer demnach auch im relativ großen Hörraum oft hohe Pegel hört, ist mit der größten Vento-Standbox besser bedient. Für alle anderen reicht die 886.2 DC problemlos aus. 

Canton A 45: Wir geben keine Ruhe und holen einen weiteren "In-House"-Konkurrenten hinzu. Denn die Canton A 45, ausschließlich online direkt bei Canton im Shop erhältlich, kommt auf 1.500 EUR pro Stück und schlug sich in unserem Test superb. Sie spielt noch eine Idee bulliger, nachdrücklicher auf, dafür finden wir, dass die Vento 886.2 DC etwas filigraner, luftiger spielt. Das spiegelt sich auch in der Optik wieder. Die A 45 wirkt massiver, während die 886.2 DC schlanker, zurückhaltender auftritt. 

AperionAudio Verus III Grand Tower: Eine Preisklasse unter der Canton Vento 886.2 DC ist die AperionAudio-Standbox beheimatet. Mit einem Paarpreis von 2.498 im Vergleich zu 2.898 beziehungsweise (in Hochglanz Kirsche) 3.098 EUR ist sie demnach günstiger. Akustisch tritt sie extrem stark auf und ist jeden Cent Wert. Das gilt aber auch für die Vento 886.2 DC, die im Hochtonbereich noch etwas sensibler wirkt und mit einem besonders harmonischen Übergang vom Hoch- in den Mitteltonbereich überzeugen kann. 

Quadral Aurum Orkan 9: Schauen wir uns auch in einer höheren Preisklasse um, wo wir auf die Quadral Aurum Orkan 9 in klassischer Optik und vorzüglicher Verarbeitung treffen. Mit 4.000 EUR Paarpreis liegt die Box noch in dem Rahmen, in dem anspruchsvolle Musikliebhaber investieren, die nicht gleich ihr ganzes Vermögen in die Stereo-Lautsprecher ihrer Wahl stecken möchten. Die Vento 886.2 DC bleibt erstaunlich locker an der Orkan 9 dran. Wenn man aber einige Zeit und sehr genau hört, fällt auf, dass die Orkan 9 noch mehr Finesse im Hochtonbereich und eine Idee mehr Kontur in den Mitten offeriert. Zugleich reicht der Bass etwas tiefer nach unten. Ohne Frage, die Orkan 9 ist ein wohlfeiles Angebot, das gilt im gleichen Umfang für die Vento 886.2 DC.

Fazit

Die Canton Vento 886.2 DC trumpft mit einem besonders guten Preis-/Leistungsverhältnis auf. Daher würden wir sie für die meisten praktischen Anwendungen sogar der größeren, pro Stück 300 EUR teureren Veto 896.2 DC vorziehen. Mit überragender Verarbeitung und einem brillantenn, homogenen und impulstreuen Klang kann sich die Vento 886.2 DC erstklassig im Testbetrieb behaupten. 

Exzellent abgestimmte Box mit hervorragender Verarbeitung zum besonders fairen Kaufpreis

Standlautsprecher bis 4.000 EUR Paarpreis
Test 19. Januar 2021

 

Test: Philipp Kind
Redaktion: Carsten Rampacher
Fotos: Philipp Kind
Datum: 19. Januar 2021

 

 

Anzeige
Kef Lsx 2 Lt 300x250

Tags:

Anzeige

Alle aktuellen Tests auf AREA DVD
Privacy Manager aufrufen
  ZURÜCK