SPECIAL: Interview mit Christoph Winklmeier, Inhaber von Fishhead Audio

Fishhead Audio ist ein kleiner, aber innovativer Lautsprecherhersteller, der seine Produkte, aktuell die Resolution FS 2.6 und die Resolution BS 1.6, mit Sorgfalt konzipiert. Grund genug für uns, mit dem Eigentümer Christoph Winklmeier ein ausführliches Interview zu führen.

AREA DVD: Sie kommen aus der Audio-Branche und waren bereits führend in der Entwicklung bei Lautsprecherherstellern tätig. Was hat Sie dazu bewegt, mit Fishhead Audio ihre eigenen Wege zu beschreiten? 

CW: Fishhead Audio entwickelt Produkte, die ganz bewusst und gewollt einer klaren akustischen Philosophie folgen. Vereinfacht kann man sagen: Fishhead Audio steht für Lautsprecher mit ausgeprägten Stärken! Leider gibt es im Markt bis zu einem Paarpreis von etwa 3000,- EUR kaum Individualisten.

Viele Standlautsprecher sehen sich sogar ausgesprochen ähnlich – nicht nur farblich, auch die Tönerbestückung ist oft gleich. 25 mm Kalotte, 16 cm Tiefmitteltöner und zwei 16 cm Tieftöner. Darum sind die klanglichen Unterschiede auch recht gering. Das ist aber nicht für jeden Nutzer und jeden Anwendungsfall optimal – ganz im Gegenteil. Ich bin davon überzeugt, dass der Kunde deutlich bessere Lautsprecher bekommt, wenn diese auch seinen Hörvorlieben entsprechen.

Eine derartige Philosophie lässt sich als angestellter Entwickler einer etablierten Marke natürlich nicht so einfach in die Praxis umsetzen. Das bestehende Image einer eingeführten Marke umzukrempeln, kostet viel Zeit und ist mit schwächelnden Umsätzen verbunden. Mit einer neuen Marke wie Fishhead Audio lässt sich das aber recht reibungslos und erfolgsversprechend umsetzen. 

AREA DVD: Welche Grundkomponenten machen einen guten Lautsprecher aus? 

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CW: Die wichtigsten Komponenten kann man nicht anfassen. Im Grunde ist das Konzept selber die alles entscheidende Grundkomponente, also: Was soll der Lautsprecher eigentlich genau können? Dem ordnen sich dann alle anderen Lösungen oder Komponenten unter.

Will ich sehr laut spielen, dann werden vermutlich Kompressionstreiber benötigt. Will ich sehr lauten und tiefen Bass erzeugen, dann muss das Gehäuse diese Belastung aushalten. Will ich viel Leistung umsetzen, dann muss die Weiche entsprechend dimensioniert sein. Es gibt also kein Rezept, mit dem man im Laden steht und die nötigen Teile aussucht. Jeder Töner, jedes Gehäuse und jede Weiche ist speziell und nur für den einen Lautsprecher bzw. Anwendungsfall sinnvoll. 

AREA DVD: Warum stand bei den beiden ersten Projekten das Thema „Auflösung“ im Fokus? 

Hoch- und Mitteltöner

CW: "Resolution" ist quasi die erste Produktlinie von Fishhead Audio – vollständig ist sie aber noch nicht. In der Gründungsphase von Fishhead Audio habe ich vorerst vier Konzepte entwickelt, die Lautsprecher mit ausgeprägten Stärken hervorbringen sollen.

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Das existierende Resolution-Konzept war für mich immer ein sehr vielversprechender Ansatz, dem rückblickend betrachtet auch viele Musikfreunde folgen können. Wenn die Nachfrage nach der Resolution-Regalbox nicht so groß gewesen wäre, dann hätte ich stattdessen sicher die erste Standbox einer neuen Linie auf den Markt gebracht. Diese hätte dann eben nicht die Auflösung in den Fokus stellt, sondern eine andere Stärke. 

AREA DVD: Was spricht für einen AMT-Hochtöner? Manche sagen, dass der Übergang in den Mitteltonbereich schwierig zu handhaben ist. 

Hochtöner mit Rahmen

CW: Ein AMT, je nach Größe und Auslegung, ist den allermeisten Kalotten deutlich überlegen, wenn es um feine Details und Agilität geht. Das Klirrverhalten ist weniger nervig im Ohr und er kann bei einer gleich großen schallabstrahlenden Fläche genauso laut spielen, wie sehr gute Kalottenhochtöner. Da es bei der Resolution nicht um Extremlautstärken nahe der Schmerzgrenze geht, ist ein AMT meine erste Wahl.

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Der Übergang zum Mitteltöner ist kein Problem, wenn dieser eine ausreichend hohe Übergangsfrequenz ermöglicht. Ein kleiner AMT, wie in der Resolution, kann nicht sinnvoll an einen 16 cm Mittel- oder Tiefmitteltöner angekoppelt werden. In diesem Fall würde der Hochtöner sehr früh klirren oder der Mitteltonbereich des Lautsprechers würde stark gebündelt abgestrahlt werden, was wiederum schlecht für die Räumlichkeit ist. Da der AMT keine Schwingspule hat, hat er auch eine nahezu völlig glatte Impedanzkurve. Der AMT filtert sich also ganz easy! 

AREA DVD: Wieso wird als Membranmaterial für den Mittel- und Tieftonbereich Kevlar verwendet? Welche Vorzüge hat das Material konkret? 

Tieftöner

CW: Das Auge hört ja mit! Aber zum Design kommen wir ja gleich noch. Damit der Lautsprecher auch ohne Frontabdeckung ein einheitliches Bild abgibt, muss man sich bei den Tief- und Mitteltönern für ein einheitliches Material entscheiden. Zudem sollte dieses Material gutmütig im Aufbruchsverhalten für den Mitteltöner sein.

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Für Tieftöner geht fast jedes Material, das ist nicht kritisch. Kohlefaser- und Glasfasergewebe haben den Vorteil, dass sie beliebig gewoben und beschichtet werden können und dabei fast identisch aussehen. Ich hätte auch gerne Papiermembranen genutzt, aber die sehen für meinen Geschmack sehr schnell langweilig aus.

In jedem Fall würden sie aber recht unterschiedlich aussehen. Gewebemembranen sind zudem viel robuster und unempfindlicher als beispielsweise Aluminiummembranen. Bei der Materialstärke, die bei einer Aluminium-Variante für den Mitteltöner nötig gewesen wäre, drückt man schnell eine Delle oder Falte ins Material, wenn man den Treiber zu grob anfasst. 

AREA DVD: Würden Sie gerne einen vollaktiven Lautsprecher bauen? Wo sehen Sie dort die Schwerpunkte? 

CW: Als Ingenieur frage ich mich, warum es überhaupt noch passive Lautsprecher gibt! Aber als Gründer bin ich sehr froh, dass es sie noch gibt. Aktiv macht alles besser – aber eben auch viel teurer in der Entwicklung, in der Fertigung und natürlich im Verkauf. Für einen Gründer ist das ein rotes Tuch! Die Vorteile sind aber offensichtlich. Ein gutes Beispiel für die Vorteile vollaktiver Lautsprecher ist sicher die Vielzahl hervorragend klingender Bluetooth-Lautsprecher.

Eines kann ein aktiver Lautsprecher aber nicht: Spaß vermitteln am Experimentieren und Ausprobieren mit verschiedenen Verstärkern, anderen Audio-Komponenten oder gar Kabeln. Der passive Lautsprecher ist systembedingt die HiFi-Komponente mit den meisten Fehlern und ist darum auch die Komponente, über die am meisten geredet wird. Ohne sie wäre das Hobby nur halb so schön, höchstens! 

AREA DVD: Wie sehen Sie den Markt für hochauflösende Audio-Files? 

CW: Sehr positiv ☺ 

AREA DVD: Welche Art der Zuspielung (Röhre, Transistor, welche klangliche Auslegung) sehen Sie als ideal geeignet für die Resolution-Lautsprecher an? 

CW: Ich habe kaum Erfahrung mit Röhrenverstärkern. Allerdings hören einige meiner Kunden mit einem Röhrenverstärker und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Resolution ist nicht optimal für Röhren geeignet, das benötigt ein gesondertes akustisches Konzept mit mehr Wirkungsgrad und einer linearisierten Impedanz.

Top-Verstärker wie der Marantz PM-7000N sind sehr gut geeignet

Der Quad Vena Play 2 wäre gerade für die Resolution BS 1.6 ein toller Partner 

Für die Fishhead-Boxen BS 1.6 gibt es viele passende Verstärker

In der Entwicklung habe ich die Lautsprecher immer wieder mit sehr unterschiedlichen Verstärkern gehört. Von einem 35 Jahre alten Yamaha Stereo Receiver bis zum Accuphase E460 war vieles dabei. Die Resolution-Lautsprecher haben aber nie ihren Charakter verloren – Auflösung, Details und Bühne waren immer präsent. Schlimm wird es allerdings, wenn man an die Leistungsgrenze des Verstärkers stößt: Dies hört man sehr deutlich aus Mittel- und Hochtöner.

Wenn man tendenziell lauter hören möchte, sollte der Verstärker auf jeden Fall mehr Leistung mitbringen. Mit 20-30 Watt Ausgangsleistung kann man die Resolution schon gut betreiben. Für dynamische Klassik und Jazz oder Live-Aufnahmen mit Schlagzeug würde ich aber 100-150 Watt empfehlen. Denn: Gerät der Verstärker erst ins Klipping, ist der Hochtöner schnell verbrannt. Zudem sollte der Verstärker nicht so „harsch“ klingen – man nennt das wohl analytisch. Der Mittel-Hochton- Bereich kann in diesem Fall sehr anstrengend werden und der Spaß an der Musik ist schnell weg.

Aus meiner Sicht liegt das an mangelndem Auflösungsvermögen des Vorverstärkers, das ist mir schon oft bei AV-Receivern aufgefallen. Ich würde deshalb zu klassischen Verstärkerdesigns raten, mit klassischen Netzteilen und Trafos. Meine Kunden hören aber mit allem: Denon, Rotel, Yamaha, Pass, Musical Fidelity, Bluesound, Sony, Vincent, und trotzdem sind sie anscheinend alle glücklich. 

Aufstellungs-Tipps für die Fishhead-Boxen gibt es auch vom Chef

AREA DVD: Wie bewerten Sie die Aufstellung der Resolution-Boxen im Hörraum? Was gilt es, zu beachten? 

CW: Die Probleme machen die Räume, nicht die Lautsprecher. Diese Tatsache gilt für alle Lautsprecher, nicht nur für die Resolution. Wenn der Hörraum wirklich vier akustisch begrenzende Wände hat, die seitlichen Wände zudem weder Fenster noch Türen besitzen und man die Lautsprecher symmetrisch aufstellt, dann ist die Aufstellung von Lautsprechern generell kein Problem. Aus meiner Erfahrung kann ich aber sagen, dass diese räumliche Situation in der Praxis nur sehr selten vorkommt. 

Die Resolution-Standbox muss man etwas aus den Ecken heraus platzieren und die Regalbox hingegen nahe an die Rückwand setzen, dann steigt der Spaßfaktor locker auf über 80 %. Der Rest ist oft nicht zu ändern! Fehlt die seitliche Begrenzung durch eine Wand, ist die Bühne im Eimer. Hat man zu viele oder zu wenige Möbel im Raum, so hat man schnell zu viele oder zu wenige Reflektionen in den Mitten und Höhen. Harte Böden sind schlecht für die Sprachverständlichkeit. Und: 

Hat der Raum kein Seitenverhältnis von 2:3:5, kommt es schon mal zum Dröhnen. Ebenso ist es, wenn der Raum eigentlich zu klein für die recht tiefe Basswiedergabe des Standlautsprechers ist. Sitzt man mit dem Kopf an der Wand, empfindet man den Bass oft zu fett oder zu schwammig. Es gibt keinen Lautsprecher, der diese Probleme alle lösen kann. 

AREA DVD: Welchen Stellenwert nimmt das Thema „Design“ ein? 

Ein attraktives Design ist auch wichtig

CW: Das sieht man doch! Es mag nicht für jeden eingängig sein, aber das Design der Resolution- Lautsprecher wurde von einem Profi entwickelt. Es entstammt der Feder einer jungen Designerin aus Hannover. Die optische Produktgestaltung folgt der Marken-DNA und verkörpert bzw. transportiert die Unternehmenswerte – es bekam sogar einen Preis. Bei Fishhead Audio wird es jedenfalls keine Fake-Aluminium Dekoration vor den Tönern geben. Kunststoff gibt es nur zur Isolation der Anschlüsse und Kabel. 

AREA DVD: Welche Projekte möchten Sie in Zukunft verwirklichen? Ein kleiner Ausblick wäre schön. 

Eine weitere Fishhead Audio-Standbox kommt

CW: Andere Gründer werden es verstehen, in den ersten Jahren kann man keine großen Sprünge machen. Wenn es der Markt so will, wird es natürlich mehr Produkte geben. Als nächstes wird das wohl die erste Standbox einer neuen Linie. Es ist natürlich immer ein Mix aus Eigenschaften, aber die ausgeprägte Stärke der nächsten Linie geht in Richtung mehr Pegel und mehr Wirkungsgrad – sie wird knackiger, straffer, mit Lidschlussreflex. Und ich werde recht oft nach einem Center-Lautsprecher zur Resolution gefragt, den wird es natürlich auch geben. 

AREA DVD: Herzlichen Dank fürs Interview, Herr Winklmeier!

Datum: 13. Juni 2020 

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