XXL-TEST: Samsung 4K-OLED-TV GQ65S90C

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London Has Fallen, Blu-ray, 1.080p, S90C skaliert auf 4K hoch, Modus "Film kalibriert", Kapitel 3

Der S90C generiert ein enorm dynamisches, sehr detailreiches Bild mit realistischer Farbwiedergabe im "Film kalibriert"-Modus. Die Farben wirken nicht zu grell, aber auch nicht zu verwaschen oder blass. Die Balance ist exzellent. Zudem fällt auf, wie akkurat der S90C Hauttöne wiedergibt - mit exakten Nuancen. Hervorragend arbeitet die Frame Interpolation, die nahezu alles störende Ruckeln oder Zittern unterbindet. Sämtliche Bewegungen erscheinen stabil, zugleich kommt es zu praktisch keinerlei Bewegungsunschärfen. Details wie der Asphaltbelag der Straße, die kanadische Flagge an der Präsidenten-Limousine werden scharf und klar herausgearbeitet.

Die Bauwerke Londons, vor allem die historischen, werden mit enormer Liebe zum Detail präsentiert. Das Schiff, das übers Wasser fährt, ist präzise in den Konturen, die Wellenbewegung des Wassers und die Farbgebung beweisen, wie nahe der S90C hier an einem visuellen Optimum ist. Schon bei diesem SDR-Inhalt erzeugt der S90C eine von der Kontrastdarstellung her ungemein lebhafte Präsentation. Teile der zerstörten hoistorischen Bauwerke werden in einer kurzen Kamerafahrt gezeigt: Unglaublich, wie scharf und klar der Samsung OLED hier arbeitet. Selbst der, der weiß, wie natives 4K-Material aussieht, könnte hier meinen, es handele sich nicht um hochskaliertes Material, sondern um echte 4K-Inhalte. Scalingrauschen oder auch Panelrauschen - beinahe völlige Fehlanzeige, eine Leistung auf oberstem möglichen Level. 

Man bedenke: Der S90C ist technisch und preislich gesehen die "kleine" OLED-Baureihe 2023. Darüber liegt noch der S95C, der mit noch aufwändigerer Technik auf Kundenfang geht. Aber hier brilliert bereits die "Einstiegsserie", auch z.B. bei der Darstellung der Einschusslöcher in der Windschutzscheibe und bei der Darstellung des Tachos im Land Rover Discovery. Die wilde Jagd/Flucht durch London erscheint insgesamt äußerst dynamisch, aber nie visuell unnatürlich. Da wir diese Sequenz bewusst bei komplett abgedunkeltem Raum betrachten, um nachvollziehen zu können, wie gut sich der S90C für den echten Filmliebhaber eignet, können wir hier noch nicht so viel zur maximalen Helligkeit des Panels sagen. Das holen wir aber mit anderem Material nach. 

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Nun wird es schwierig für den S90C. Wir bleiben beim "Film kalibriert"-Modus, der uns hinsichtlich der Auslegung sehr gut gefällt, und lassen auch die Frame Interpolation aktiv. Aber: Nun schauen wir eine HDR10 Ultra HD-Blu-ray, und zwar "Mord Im Orientexpress", ab Filmbeginn bei Tageslicht - schafft dies der Samsung OLED in guter Qualität? Schon beim 20th Century Fox-Logo zeigt uns der S90C einen enormen visuellen Dynamikumfang. Dann startet der eigentliche Film, und wir sehen die Skyline von Jerusalem und kurz darauf die Klagemauer. Hier begeistert der S90C mit einer präzisen Darstellung des sandigen Bodens und einer scharfen Herausarbeitung der einzelnen Mauersteine.

Die Zubereitung der Frühstückseier für den anspruchsvollen Meisterdetektiv wird in hoher visueller Qualität übertragen - auch Einfaches kann viel Spaß machen, wie der Samsung beweist. Das Gesicht von Hercule mit seinem charakteristischen Schnauzbart kommt fein durchzeichnet heraus und kleine Einzelheiten wie die Oberfläche seiner Manschettenknöpfe stellt der S90C herausragend dar. Durch die enorme Helligkeit des Panels ist es kein Problem, bei (regnerisches Wetter draußen) HDR-Inhalte auch am Tag ohne Rollos oder ähnliche Hilfsmittel zu betrachten. Scheint hell die Sonne, gibt es natürlich Einschränkungen, zaubern kann auch Samsung nicht. Zudem finden sich schon Reflexionen auf dem Panel, sodass es der Filmfan vorziehen dürfte, trotzdem im abgedunkelten Raum seine Lieblingsfilme zu betrachten. Trotzdem - die Helligkeit ist überragend, und der S90C schafft es stets, viel Struktur und Schärfe ins gesamte Bild zu bringen.

Uns erscheint das Bild, nach erfolgter Kalibrierung, muss man hinzufügen, nie unschön überschärft. Ringing oder Doppelkonturen, Zittern bzw. andere Artefakte treten praktisch nie auf. Sehr gut managt der Samsung auch Bildsequenzen, in denen der Vordergrund scharf ist (z.B. das Gesicht von Hercule vor dem Wasser im Hintergrund), der Bildhintergrund aber eine bewusste Unschärfe zeigt. Diesen visuellen Aufbau modelliert der OLED-Fernseher mit enormer Vielschichtigkeit und stellt auch hier seine Klasse unter Beweis. Die Frisur der Lady, mit der sich der Detektiv auf einer hölzernen Bank unterhält, erscheint äußerst realistisch, jede einzelne Locke ist zu sehen. Was ebenfalls auffällt: Wie souverän der S90C mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen zurechtkommt. Helles Sonnenlicht, Sonnenuntergang, die Dunkelheit in Poirots Herberge: Nie gibt sich der TV eine Blöße, sondern arbeitet alles mit einer sauber ausbalancierten Dynamik heraus. 

Tuner

Die exzellenten visuellen Eigenschaften aus dem Filmbetrieb setzen sich beim Live-TV in identischer Manier fort. Der Samsung S90C liefert ein sehr ruhiges, angenehmes Bild mit hoher Stabilität. Das hervorragende Upscaling sorgt dafür, dass man absolut entspannt die niedriger auflösenden Broadcast-Inhalte verfolgen kann. Die Farben wirken natürlich und auch hier gefällt die sehr gute Abbildung von Hauttönen. Schnelle Bewegungen stellen den Samsung S90C zwar auf die Probe, bringen ihn aber zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe. Als bei einem Judo-Wettkampf Arme und Beine der beiden Judokas blitzschnell durch das Bild wirbeln, bleiben die Konturen sauber. Ganz leichtes Bildrauschen kann man bei genauem Hinsehen erkennen, dennoch wirkt das Bild sehr clean und detailliert. Bei der Draufsicht von oben auf einen Rasen mit vielen einzelnen Gräsern, lassen sich dann doch ein paar Treppenstufen an den Kanten erkennen.

Stark negativ beeinflusst wird das Bild aber in keinem Fall. Zumal auch die Grüntöne nicht zu intensiv und übersättigt wirken, sondern eine authentische Abbildung der Wiese ermöglichen. Insgesamt ist die Bildschärfe auf einem sehr hohen Niveau. Zwar scharf, aber nicht überzogen. Nur wer das Härchen in der Suppe finden möchte, sieht sich z.B. die Kanten der Logos der Sendeanstalten an oder schaut bei Schriften und Zahlen im Bild (wie z.B. einer Wetterkarte während den Nachrichten) an. Farbflächen, wie der schon eben angesprochene Rasen, können bei der aktivierten Bewegungsoptimierung zu leichten negativen Auswirkungen führen. Hier sieht man ab und zu leichtes Ghosting, ebenso an langen Kanten, die sich über das gesamte Bild hinweg ziehen. Davon abgesehen bietet die Frame-Interpolation aber selbst in der "Auto"-Einstellung eine ausgezeichnete Performance. Das Tuner-Bild kann sich aber auch ohne Zwischenbildberechnung absolut sehen lassen, wirkt ruhig und stabil und weist eine flüssig wirkende Bewegungswiedergabe auf.

Der "intelligente Modus" ist keinesfalls verkehrt und weist mit "Eye Comfort" ein augenfreundliches Bildfeld auf. Dennoch sollte man ihn eher hier bei Live-TV verwenden als bei der Filmwiedergabe. Zumindest, wenn man es auf eine authentische und originalgetreue Wiedergabe abgesehen hat. Der intelligente Modus zieht die Schärfe an. Bei geringer auflösendem Material ist dies nicht dramatisch, die ein oder andere Treppenstufe bildet sich hier ohnehin aus. Bei 4K-Material von Streaming-Anbietern oder von Ultra HD Blu-ray oder auch hochwertig produzierte 1080p Blu-ray Discs profitieren aber nicht von erhöhter Schärfe, sondern wirken dann eher unnatürlich. Darüber hinaus ist auch die Farbwiedergabe zwar etwas intensiver und dynamischer, aber nicht mehr völlig ausgewogen.

Ton

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Ton-Einstellungen

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Ton-Experteneinstellungen: Balance, EQ, HDMI eARC-Modus, Format und Verzögerung des Signals, Dolby Atmos, automatische Lautstärke

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Weitere Parameter

London Has Fallen, Blu-ray, Kapitel 3: Klanglich bietet der S90C eine solide Leistung. Mit 40 Watt Gesamtleistung lassen sich natürlich keine enormen Sprünge machen. Aber trotzdem schafft es das 2.1-System, nicht akustisch ärmlich zu wirken. Was uns positiv auffällt: Die gute Differenzierung zwischen verschiedenen klanglichen Ebenen und die tadellose Detaillierung, wie man z.B. an den Dialogen oder an den läutenden Kirchenglocken hört. Gelungen ist auch die Einbindung des Music Score. Die gebotene Räumlichkeit überzeugt, z.B. auch in dem Moment, als die Sirenen des Polizeifahrzeugs ertönen. Klar, die druckvollen Explosionen und die MP-Salven haben nicht die Durchschlagskraft, die ein Film-Fan erwartet. Aber für die Filmsession nach Feierabend reicht das Gebotene, und wer mehr möchte: Hier führt Samsung zahlreiche hochwertige Soundbar-Lösungen im Programm. Nutzt man eine solche, kann man auch auf die Q Symphony-Funktion zurückgreifen, welche die klanglichen Fähigkeiten des TV-Lautsprechersystems und der Soundbar vereint. Das führt zu einem räumlich dichten, kräftigen Gesamterlebnis, gerade wenn das Soundbar-System noch über einen nachdrücklich aufspielenden aktiven Subwoofer verfügt. 

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Mord Im Orientexpress, Filmbeginn: Hier liefert der S90C eine gute Stimmwiedergabe und eine ordentliche Räumlichkeit. Der Music Score wird ordentlich eingearbeitet. Gerade hier, zu Beginn des Films, tut sich hinsichtlich großer Effekte nicht allzu viel, hier kann der Samsung-TV beweisen, dass er auch im ruhigeren akustischen Fahrwasser tadellos unterwegs ist. Lebhafter wird es ab der Flucht, hier entwickelt der Samsung dann durchaus Dynamik und die Rufe aus der Menge kommen glaubwürdig heraus.  Insgesamt wirken die Resultate gerade bei moderatem Pegel erfreulich. Man darf natürlich nicht erwarten, dass das technisch doch eher einfache Lautsprechersystem eine gute Soundbar ersetzt, das ist definitiv nicht der Fall. Aber, wie wir auch schon zuvor schrieben, für den Filmgenuss am Abend reicht es, das Dumpfe, Monotone, Verzerrte, das viele Audiosysteme in Fernsehgeräten früher mitbrachten, fehlt hier beinahe gänzlich. 

Konkurrenzvergleich

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LG OLED55C37LA

Der C3 von LG spielt in 65 Zoll in einer ähnlichen Preisliga wie der kleinere der beiden Samsung OLED-Modelle. Die UVP liegt mit 3.199 Euro zwar deutlich darüber, am Markt tun sich beide TVs aber nicht viel. Visuell treten beide Fernseher überragend auf und begeistern mit ausgezeichneter Farbdarstellung, hoher Detaillierung und Schärfe, tadellosem Kontrast und natürlich dem exzellenten Schwarzwert. Der Samsung S90C erscheint uns einen Hauch heller und er profitiert, insbesondere in weniger optimierten Umgebungen, von der besonders einfachen, dafür aber effektiven Smart Calibration. Bezüglich der Ausstattung bieten beide ein pralles Paket mit schnell reagierendem Betriebssystem, zahlreichem App-Support und hervorragenden Gaming-Eigenschaften. Der LG wartet mit Dolby Vision-Unterstützung auf. Das Fehlen des dynamischen HDR-Formates werfen wir jedem Samsung-Fernseher erneut vor. Dem LG kann man hingegen ankreiden, dass er kein HDR10+ unterstützt. Wer beide Formate möchte, muss sich zwangsläufig bei Wettbewerbern wie Panasonic oder Philips umsehen. Akustisch zeigen beide eine solide Performance mit leichten Vorteilen beim Samsung-Fernseher. Für den Alltag eignen sich beide Geräte sehr gut. Sobald man häufiger Filme oder aufwändig produzierte Serien genießen möchte, kommt man um zusätzliche Komponenten nicht umhin. Samsung bietet in Kombination mit Samsung-Soundbars schon seit einigen Modellgenerationen Q Symphony an. Dabei spielen die Lautsprecher des TVs und der Soundbar zusammen und erzeugen ein besonders immersives Klangbild. LG hat nun mit einer praktisch identischen Funktion (WOW Orchestra) nachgezogen.

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Samsung GQ55QN90C

Aus Sicht der UVP betrachtet ist auch der QN90C in der Bildgröße 65 Zoll oberhalb des Samsung 65S90C platziert. Bezüglich der Verarbeitungsqualität und auch der Ausstattung liegen beide auf identischem Level und natürlich warten beide mit dem aktuellen Samsung Smart Hub auf und lassen sich intuitiv bedienen. Der Neural Quantum Processor 4K sorgt für schnelle Reaktionszeiten beim Handling und garantiert eine hochwertige Signalverarbeitung in beiden Modellen. Der QN90C hat natürlich seine Vorteile in hellen Umgebungen. Zwar ist auch der S90C außergewöhnlich hell, der Samsung Neo QLED TV mit Quantum Dot-Technologie legt in diesem Bereich aber noch eine Schippe drauf und liefert bei HDR-Inhalten bei Tageslicht kräftigere Highlights und eine bessere Durchzeichnung in den höchsten Helligkeitsbereichen. Darüber hinaus ist die Oberfläche noch weniger reflektiertend als beim OLED-Modell. Der hingegen ist das Film-Ass in dunkler Umgebung und bietet einen Schwarzwert, mit dem der QN90C - der für einen LCD-TV einen erstaunlich guten Wert bietet - nicht mithalten kann. Außerdem weist er durch die selbstleuchtenden OLED-Pixel keinerlei Blooming auf. Dunkle Bereiche, die direkt an helle Bereiche im Bild angrenzen, bleiben davon absolut unberührt. Die Neo QLED-Fernseher, zu denen der QN90C zählt, sind zwar in diesem Punkt über die letzten Generationen hinweg immer besser geworden, vollständig ausmerzen kann man diese Problematik aber nicht. Aus akustischer Sicht fährt man auch mit dem S90C OLED von Samsung sehr gut, dennoch kann der QN90C hier mit einem noch etwas fundierteren Auftritt begeistern. Dass kein Dolby Vision an Bord ist, ist ein Nachteil beider Geräte.

Fazit

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Der Samsung S90C ist ein sehr attraktives Gesamtpaket und sammelt bereits mit seiner absolut sauberen Verarbeitung, der kleinen, innovativen Fernbedienung und dem übersichtlichen Samsung Smart Hub viele Punkte. Der Preisklasse gemäß präsentiert sich die Anschlussbestückung, die weder schmal noch üppig ausfällt. Der S90C offeriert insgesamt praxisgerechte Einstellmöglichkeiten, die dank teils individualisierbarer Oberfläche auch intuitiv bedienbar sind. Neben den Schnelleinstellungen gibt es noch das eigentliche Konfigurationsmenü, dass in diesem Design bereits seit Jahren zum Einsatz kommt. Es wirkt aber durch die freundliche Farbgestaltung weder altbacken, noch ist es kompliziert. Im Gegenteil, mit klarer Struktur und kurz gehaltenen, aber informativen Hilfetexten findet der Nutzer schnell zum Ziel.

Sehr praktisch und schnell erledigt ist die "Smart Calibration", die trotz der Einfachheit ein erstaunlich solides Ergebnis abliefert. Hier benötigt man lediglich sein Smartphone und ein paar Minuten Zeit. Einziger Knackpunkt ist, dass man ein Samsung Galaxy-Modell oder ein iPhone benötigt. Wer darüber verfügt oder sich eines ausleihen kann, sollte sich definitiv selbst an der Kalibrierung versuchen. Visuell erzielt die "kleine" 2023er OLED-Serie von Samsung kompromisslose Bestwerte. Klar, sehr hell, enorm dynamisch bereits bei SDR-Inhalten, mit exzellenter Bildruhe, überragender Frame Interpolation und enormer Farbtreue, wird klar, dass der S90C zu den TV-Geräten mit der besten Bildqualität gehört, die derzeit erhältlich sind. Das 2.1-Lautsprechersystem erzeugt eine insgesamt erfreuliche Akustik, sodass sich der S90C bis auf die fehlende Kompatibilität zu Dolby Vision keinen einzigen Ausrutscher leistet.

Visuell erstklassiger Samsung OLED-Fernseher mit intuitiver Bedienbarkeit, smarten Funktionen und elegantem Erscheinungsbild
Preisklassenreferenz neu
4K OLED-TVs Obere Mittelklasse
Test: 14.07.2023

 

Test: Carsten Rampacher, Philipp Kind
Fotos: Philipp Kind
Datum:14. Juli 2023

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