XXL-SPECIAL: Wilson Audio TuneTot Kompaktlautsprecher und Dan D'Agostino Progression Integrated High End-Vollverstärker

Bei Audio Reference in Hamburg haben wir im Rahmen unseres Besuchs auch die Gelegenheit gehabt, den am kompaktesten bauenden Lautsprecher aus dem Hause Wilson Audio ausgiebig Probe zu hören, standesgemäß an einem Vollverstärker des  Luxus-HiFi-Herstellers Dan D'Agostino. 

Kompakter TuneTot mit optionalem Gitter

Der Kompaktlautsprecher Wilson Audio TuneTot beweist, dass nicht nur große, modular aufgebaute Standlautsprecher im preislich sechsstelligen Bereich zum Portfolio gehören. Der optisch elegant und zeitlos auftretende Bookshelf-Speaker liegt (ohne Standfüße) bei einem Paarpreis von 12.000 EUR.

Frontansicht

Hochtöner

Bestückt ist er mit einem 14,61 cm messenden Tiefmitteltöner mit speziell behandelter Zellstoff-Membran und einem 2,54 mm Hochtöner mit Seidenkalotte und der für Wilson Audio-Lautsprecher typischen, ausgestanzten Filzumrandung ausgestattet (damit Gehäusereflexionen wirkam unterdrückt werden). Er weist eine Empfindlichkeit von 86 dB (1W/1m) auf und eine Nominalimpedanz von 8 Ohm (Minimalimpedanz 6,61 Ohm bei 172 Hz).

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Rückseite mit Aluminium-Abdeckung

Terminals im Detail

Als kleinstmögliche Verstärkerleistung pro Kanal rät Wilson Audio zu 25 Watt. Der Frequenzgang reicht von 65 Hz bis 23 kHz (+/- 3dB). Wird der Lautsprecher in direkter Wandnähe positioniert, kann man den Port über den Terminals verschließen. Weiteres interessantes Detail: Auf der Rückseite der TuneTot ist eine massive Alu-Abdeckung angebracht. Nimmt man diese ab, kann man zur Pegelanpassung im Hochtonbereich die serienmäßig installierten Widerstände gegen andere aus dem Wilson Audio Zubehör-Programm austauschen, um die Charakteristik im Hochtonbereich zu verändern. Somit ist gewährleistet, dass die Hochtonwiedergabe an unterschiedliche Hörumgebungen angepasst werden kann und stets angenehm und detailreich ist. 

Metallic-Lack

Hier mit Gitter

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Die TuneTot Regalbox ist 37,67 cm hoch, 21,87 cm breit und 25,88 cm tief. Jeder Lautsprecher wiegt 13,15 kg. Das Gehäuse des Lautsprechers wird aus zwei Wilson-eigenen Verbundwerkstoffen hergestellt, und zwar aus der bewährten Kombination aus Wilson X- und S-Material. Das sorgt dafür, dass man nur die Musik hört und keine störenden Gehäusegeräusche des Lautsprecher-Gehäuses. Die TuneTot wird mit anwinkelbaren Spikes (jeweils zwei kurze und zwei längere Spikes) für die perfekte Ausrichtung auf den Hörer versehen, um die klangliche Güte zu optimieren. In Galaxy Grey, GT Silver, Quartz oder Carbon (Wilson Gloss Standard Colors) sind die sehr nobel auftretenden Lautsprecher zu bekommen. Hinzu kommen 12 weitere Farbvarianten (Wilson Gloss Upgrade Colors), die gegen Aufpreis möglich sind. Nochmals 5 optionale Farbversionen sind unter "Wilson Premium Pearl" zusammengefasst. Wilson Audio liefert ferner die "Tram Rings" auf Wunsch mit (1 Paar = 650 EUR), die sich als hochwertige Metallringe entpuppen, die mittels Magneten vor den Tief-/Mitteltöner gesetzt werden können, um die Optik zu verschönern. Auch zum Zubehör gehören maßgefertigte Stoff-Abdeckungen, die in insgesamt sechs Farben zu haben sind. 

Standfüße kosten pro Paar ab 3.750 EUR. Stellt man die TuneTot auf einer Oberfläche auf, die Resonanzen erzeugen könnte, gibt es für rund 2.000 EUR extra die sogenannte "IsoBase".

Dan D'Agostino Progression Integrated

Beeindruckender audiophiler Luxus

Der Dan D'Agostino Progression Integrated kommt auf 29.900 EUR (inklusive Phono Pre-Amp und Streaming-Sektion) und baut auf einer modularen Plattform auf. Der analoge Teil offeriert zwei Single-Ended-Eingänge und drei symmetrische Eingänge einschließlich eines Pass-Throughs für Heimkino-Anwendungen. Symmetrische Vorverstärkerausgänge stellen sicher, dass auch aktive Subwoofer komfortabel eingebunden werden können. Die per Bluetooth funktionierende Fernbedienung ist grundsätzlich mit im Paket enthalten. Durch die BT-Verbindung muss der Vollverstärker nicht im direkten Sichtfeld liegen. 

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Leistungsanzeigen

Bluetooth-Fernbedienung

Kernstück des optisch monumental und edel auftretenden Progression Integrated sind essentielle Technologien von Dan D'Agostino Master Audio Systems. Dazu gehören auch diskrete, symmetrische, direkt gekoppelte Schaltungen in Verbindung mit einer High Technische-Ausgangsstufe. Sie liefrrt 200 Watt an 8 Ohm und 400 Watt an 4 Ohm. Der Progression Integrated basiert auf einem klassischen Line Stage-Vollverstärker-Konzept, das für alle analogen Quellen außer  für Plattenspieler ausgelegt ist. Vinyl-Liebhaber setzen daher auf eine optionale Phono-Vorstufe für MC-Tonabnehmersysteme. Dieses Modul kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt auch nachgerüstet werden, sollte der Wunsch nach einem Plattenspieler sich erst später ergeben. 

Mit Digitalboard und Phono-Modul

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Verkabelung im Detail

Natürlich XLR-beschaltet

Für Liebhaber moderner digitaler Technologie gibt es ebenfalls Möglichkeiten. Hier ist optional ein Digital-Modul erhältlich, das zahlreiche Funktionen offeriert. Koaxiale, optische und USB-Digitaleingänge sind vorhanden, zudem ein Ethernet-Terminal und ein WiFi-Modul. Es können Dateien mit bis zu DSD256 und 192 kHz/24-Bit (PCM) entgegen genommen werden. Als Musik-Streaming-Dienste kompatibel sind Tidal, Qobuz, Deezer sowie Spotify. Überdies ist das Modul für die Wiedergabe von MQA-Dateien geeignet. Mittels entsprechender App für iOS-Devices kann die Steuerung erfolgen.

Massiver Gehäusedeckel

Detail an der Seite

Wichtige Bestandteile des Luxus-Sortiments von Dan D'Agostino

Als Programm für die Musikverwaltung kann im Übrigen auch Roon zum Einsatz kommen. Der Progression Integrated wird von Hand in Cave Creek, Arizona, zusammengebaut. Ihn gibt es in silber eloxiertem oder schwarzem Aluminium. 

Hörtestreihen

Wir fangen an mit "Liberty" von Anette Askvik. Hier sind wir ersteinmal "baff" - denn dass diese doch eher kompakten Lautsprecher eine so breite Bühne präsentieren können, das haben wir nicht erwartet. Natürlich geht uns das Preisschild nicht aus dem Kopf: 12.000 EUR pro Paar, und mit etwas Zubehör wie den Zierringen, der IsoBase oder den Standfüßen lässt sich der investierte Betrag noch deutlich steigern. Für das Geld bekommt man schon veritable Standlautsprecher in qualitativ exzellenter Ausführung. Aber wer das Besondere sucht, und wer sein Auditorium überraschen möchte, liegt hier absolut richtig. Wie sauber, wie fein gestaffelt Anettes Stimme sich im Hörraum ausbreitet, ist die nächste Überraschung. Gut, aufs Preisschild des Dan D'Agostino-Vollverstärkerns schauen wir erst gar nicht - aber dass dieser ultra-stabile, ultra-exakte und ultra-feinfühlig aufspielende Klangmeister alle Nuancen aus der Wilson Audio TuneTot herausholt, das dürfte klar sein. Natürlich kann man diesen hervorragenden Regallautsprecher auch mit einem deutlich günstigeren Vollverstärker ausgezeichnet betreiben. Wichtig ist stets, dass man sich die Mühe macht, den Schallwandler optimal auszurichten, damit er sich voll entfalten kann. Das geschieht, wie oben schon erwähnt, mit den Spikes, die sich gut justieren lassen. Dann passt auch das Timing des Saxophons perfekt, und wenn man sich zurücklehnt und lauscht, könnten beinahe schon kleine Standlautsprecher vorn spielen. 

Die Cover-Version des Klassikers "Time After Time" von Caroline No ist unser nächster Titel. Feinfühlig gibt unsere Kombination die feinen instrumentalen Klänge wieder, gleichzeitig steht die Stimme klar im Fokus und beeindruckt durch die charismatische Ausstrahlung. Klar, was echten Tiefbass angeht, können kompakte Regalboxen natürlich nicht voll durchstarten - an den Limitationen eines recht geringen Innenvolumens kann man nichts ändern. Aber - für die Größenverhältnisse ist die Darbietung auch bei tieferen Frequenzen ausgesprochen gelungen, und ein weiteres Mal gefällt die akzenturierte, sensible, auf den Punkt gebrachte Darstellung. Kleine Impulse werden sorgfältig aufgesammelt und umgehend umgesetzt. Der Dan D'Agostino Progression Integrated weiß mit seinen authentisch und zugleich kraftvoll aufspielenden Endstufen zu begeistern.

Weiter geht es mit "Too Much Rote" von Roger Waters. Hier startet der Song mit einigen ungewöhnlichen Einlagen, es baut sich schon ein beinahe bedrohliches Szenario auf. Impulstreu und dynamisch ist unsere Kette zur Stelle, bis sich dann weitere Effekte und melodiöse Elemente dazugestellen. Alle Effekte, wie zum Beispiel das Wiehern der Pferde, werden mit enormer Präzision dargestellt. Das gilt auch beim dritten Beispiel wieder für die vokalen Elemente. Hier kommt ein wahrhaftig intensiver Bühnen-Eindruck auf, auch als im Duett gesungen wird. Es ist ein Genuss hier zuzuhören, weil schlichtweg jedes akustische Element genau dort sitzt, wo es hingehört. Der schlichte Slogan "Musik wie live erleben" wird hier tatsächlich mit Inhalt gefüllt. Bei all diesen Aussagen darf man nie vergessen, was vor einem steht: Ein im Vergleich zu anderen Wilson Audio-Boxen unauffälliger, kleiner unschuldiger Schallwandler, der sich aber als "Wolf im Schafspelz" entpuppt. 

Leonard Cohen meldet sich jetzt mit "It Seemed The Better Way" eindrucksvoll zu Wort. Die Violine am Anfang, dann seine charakteristische Stimme: Das zaubert jedem Audio-Begeisterten eine Gänsehaut auf die Unterarme. Und wie umfassend, in Weite und Tiefe, die Bühne aufgebaut ist, würde man nie für möglich halten, wenn man die beiden Kompaktlautsprecher in Augenschein nimmt. Das ist erneut akustischer Genuss der höchsten Stufe - und immer wieder hören wir mit Begeisterung, wie genau auch kleine Strukturen dargestellt werden. Tonal neutral, mit Hang zur absoluten Authentizität - so unser Eindruck. Ein Ausnahmetalent, das extrem teuer ist, aber diesen Kaufpreis auch Wert ist - zumindest unserer Meinung nach. Gerade bei solchen Produkten gehen natürlich die Meinungen auseinander, darum kann hier niemand absolute Obkektivität für Höreindrücke beanspruchen. 

Wir enden mit "Man In The Long Black Coat" von Bob Dylan. Schon direkt am Anfang hören wir wieder mit größtem Interesse, weil jede Einzelheit ausgesprochen sauber herausgearbeitet wird. Die Instrumente verdichten sich zu einem allumfassenden Klangeindruck, in dem die Mundharmonika ebenso wie natürlich Bobs Stimme mit fein gezogenen Konturen aufwarten kann. Die TuneTot schafft wieder eine freie, weitläufige Atmosphäre zum Hören, sodass ein weiteres Mal der Eindruck aufkommt, es würden zwei durchaus voluminösere Lautsprecher aufspielen. Die Plastizität ist beeindruckend, die akustischen Elemente lösen sich in einer Art und Weise von den Boxen, die man nur selten vernehmen darf. 

Unser Fazit 

Natürlich sind auch Regallautsprecher für 12.000 EUR Paarpreis nicht unbedingt das, was man als alltäglich und normal bezeichnen kann, das gilt erst recht dann, wenn man einen Vollverstärker für knapp 30.000 EUR daran betreibt. Aber für den investierten Betrag gibt es auch puren akustischen Luxus. Ein ungemein feiner, differenzierter, präziser und doch kraftvoller Klang breitet sich exakt ausbalanciert im Hörraum aus. Dass regallautsprecher so umfassend, so kultiviert und so facettenreich aufspielen, ist eine Seltenheit. Und wir sind uns sicher - auch zusammen mit einem günstigeren Vollverstärker beeindrucken die Wilson Audio TuneTot. Die flexiblen Konfigurationsmöglichkeiten und die hervorragende Verarbeitung sind für die enorme Preisklasse Selbstverständlichkeiten - daqs gilt auch für den superben Dan D'Agostino Vollverstärker Progression Integrated, der im absoluten Luxus-HiFGi-Segment gar zum Einstieg gehört, aber schon eine Performance mitbringt, die weit entrückt ist von dem, was selbst erfahrene HiFi-Hörer kennen. 

Special: Carsten Rampacher
Fotos: Oksana Fritz
Datum: 30. Juni 2022

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