TEST: OnePlus N10 5G - Kampfansage für unter 350 Euro?
Einstieg in die Turbo-Klasse für nur 350 Euro: Die Chinesen bringen das günstigste 5G-Smartphone in den Handel. Warum das N für „Nord“ steht, darüber lässt sich diskutieren. Für die Asiaten bedeutet der Norden auf jeden Fall der Weg nach oben. Bei OnePlus ist die N-Kategorie auf alle Fälle die preisliche Mittelklasse unterhalb der T- und Pro-Klasse, und mit dem Modell N100 gibt es sogar schon einen Funker für 200 Euro, aber ohne 5G-Unterstützung
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Das OnePlus N10 5G bietet keinerlei Design-Kapriolen: schwarz & schlicht. Die einzige leichte Auffälligkeit ist das opulente Kamera-Objektiv mit gleich fünffacher Linsen/Blitz-Unterstützung, doch dazu erst später mehr. Dem Preis entsprechend gibt es beim Gehäuse ein paar Abstriche, denn es besteht komplett aus Hartplastik und es gibt auch keinerlei IP-Zertifizierungen. Dafür überzeugt dennoch die Verarbeitungsqualität und das Display ist auch gegen stärkeren Druck gut gewappnet. Das Gehäuse sollte hingegen gut gegen Erschütterungen geschützt werden, denn ist anfällig.
Apropos Display: Es gibt zwar keine OLED-Technologie, doch dafür streckt sich das FHD+-LC-Display auf 6,49 Zoll und die Auflösung liegt bei scharfen 2400 x 1080 Pixeln. Weiteres dickes Plus: Die Bildwiederholrate liegt bei erhöhten 90 Hertz, wodurch das Scrolling flüssiger ist. Insgesamt also eine starke Vorstellung, zumal die Helligkeit ebenfalls in einem guten Bereich liegt – das Preis/Display-Verhältnis stimmt.
Integrierte Kameras
Der Blick auf das rückseitige Kameramodul macht klar, dass der Knipser äußerst vielseitig ausgestattet ist. Die Quad-Cam besteht aus einer 64 Megapixel Hauptkamera, die unterstützt wird von einem 8 Megapixel Ultraweitwinkel sowie eine Makro- und eine Monochrom-Linse (jeweils 2 Megapixel). Im Praxistest schlägt sich das Quartett sehr ordentlich, bei Tageslicht sogar sehr gut. Man kann aber leider wieder zusehen, wie die Qualität schlechter wird, sobald schwächere Lichtverhältnisse herrschen. Aber auch hier gelingen mit einer ruhigen Hand sehenswerte Schnappschüsse. Der LED-Blitz leuchtet zudem sehr stark aus (siehe Kellerfoto). Da auch die Ausstattung alles Relevante abdeckt, ist die Hauptkamera für diese Preisklasse gut gelungen.
Aufgenommen mit dem N10 5G
Bei schlechten Lichtverhältnissen
Panorama
Der Camcorder erreicht eine Auflösung von maximal 3.840 x 2.160 Pixel bei 30 fps und benötigt ebenfalls eine ausreichende Helligkeit, um zu überzeugen – Schulnote 2. Dafür ermöglicht die Selfie-Kamera mit max. 16 Megapixel wieder starke Ergebnisse.
Ein großer Pluspunkt des des N10 5G ist das breite Angebot an Datenschnittstellen. Neben 5G-Unterstützung bietet das N10 noch WLAN a/b/g/n/ac, LTE (800, 1.800, 2.600 MHz), Bluetooth 5.1 und NFC. Als kleines Extra lassen sich zudem Kopfhörer via 3,5-mm-Klinken anschließen. Für das Datenmanagement sind 128 GB integriert. Eine Erweiterung via microSD um bis zu 512 GB ist zwar möglich, doch dann ohne 5G-Funkbetrieb.
Android 10 und OxygenOS 10.5
Einstellungsmöglichkeiten "Gesten"
Das Grundgerüst setzt sich aus dem aktuellen Android 10 sowie der Nutzeroberfläche OxygenOS 10.5 zusammen. Das Gespann bietet besonders viele Anpassungsoptionen. So lassen sich sogar die Icon-Form oder die Fingerabdruckanimationen variieren.
Viel wichtiger als das optische Erscheinungsbild sind ohnehin die Entsperrungsmöglichkeiten. Das Smartphone lässt sich sowohl mit dem rückseitigen und gut erreichbaren Fingerprintscanner als auch mit der Gesichtserkennung aus dem Standby-Schlaf mühelos und schnell wecken. Da auch das Einrichten beider Sensoren unproblematisch ist, gebührt dem Gerät in dieser Disziplin die volle Punktzahl. Ansonsten verfolgt das OnePlus N10 5G alle gängigen Android-Pfade, inklusive App Drawer, Google-Startseite und Pulldown-Menü und einigen Gesten-Steuerungen – insgesamt also ein rundes Paket.
Beim Prozessor musste etwas gespart werden, um den Preis zu drücken. Es ist daher „nur“ der Qualcomm Snapdragon 690 mit 2 GHz Taktung, der aber immerhin von 6 Gigabyte RAM unterstützt wird. Diese Architektur reicht aus, um alle Alltagsroutinen flott zu managen, sobald es aber um anspruchsvollere Aufgaben geht, stößt der Funker an seine Grenzen. Eine PDF zu öffnen, dauert dann eine Weile.
Rückseite
In jeglicher Hinsicht positiv ist dafür die Akku-Performance. Mit 4.300 Milliamperestunden ist der Akkublock sehr gut aufgestellt und erreichte in mehreren Zyklen eine Rufbereitschaft von vier bis fünf Tagen. Noch besser ist der Wert sogar beim Dauerstresstext, hier sind sogar bis zu 14 Stunden möglich. Einzige Einschränkung: Im 5G-Betrieb geht der Akkulevel deutlich schneller runter. Ebenfalls stark: Dank Warp Charge 30T Technologie lässt sich der Stromspender mit 30 Watt binnen einer Stunden fast vollständig aufladen – exzellent!
Eine echte Überraschung ist die Soundkulisse, denn bei den Speakern wurde diesmal nicht gespart. Es gibt sogar zwei ober- und unterhalb des Displays, die ordentlich Alarm machen. Klare Höhen, sanfte Bässe, insgesamt angenehm lebendig und selbst bei hoher Lautstärke noch sauber – für diese Preisklasse eine starke Leistung. Telefonate versinken hingegen im breiten Dickicht der Durchschnittlichkeit: kein Festnetz-Niveau, dafür aber saubere Verbindungen.
OnePlus N10 5G
Fazit
Das ist eine klare Kampfansage von OnePlus! Günstiger bietet derzeit kein anderes Unternehmen 5G-Technologie an. Und das Beste: Der Käufer muss in anderen Bereichen keine großen Abstriche machen. Im Gegenteil: Das Display ist groß und gut, die Rufbereitschaft überdurchschnittlich und mit der Kamera lassen sich in den meisten Situationen ordentliche Schnappschüsse einfangen – selbst der Stereo-Klang ist bemerkenswert. Einziger Haken: Anspruchsvolle Gamer könnten mit der begrenzten Performance Probleme bekommen. Wer die Möglichkeit hat: vorher eine Proberunden spielen und erst dann zuschlagen.
Sehr solides, leistungsstarkes 5G-Schnäppchen

02.01.2021
Test: Ulf Schneider
Datum: 02.01.2021
Tags: OnePlus • Smartphone