TEST: Elac 2,5-Wege-Standlautsprecher Vela FS 407 - Klangwunder für 4.000 EUR Paarpreis?

Edel und enorm elegant: So präsentiert sich die Elac Vela FS 407, die zu einem Paarpreis von 4.000 EUR zu haben ist und sich an den Klang-Enthusiasten richtet, der aber auch höchsten Wert auf Design- und Materialqualität legt. Die charakteristische Formensprache der Vela-Serie setzt sich auch beim FS 407 Standlautsprecher fort, der Wiedererkennungswert liegt hoch. 

Typisches Merkmal: Der hochwertige Sockel

Unter dem Schallwandler ist ein formschöner Sockel verbaut, Spikes und Unterlegtellerchen sind im Lieferumfang enthalten. Unüblich: Magnetisch haltende Lautsprecher-Schutzgitter, die akkurat mit hochwertigem Akustikstoff bezogen sind, gibt es nur als optionales Accessoire.

Jet 5 Bändchen

Die sehr attraktive und feinst verarbeitete 2,5 Wege-Standbox ist mit dem schon legendären JET 5 Bändchenhochtöner, der bis auf 50 kHz hochspielt, ausgestattet und bringt des Weiteren für den Mittel- und Tieftönbereich zwei 150 mm messende, schnell antretende Chassis mit Hightech-AS-XL-Konus-Membranen mit Oberfläche in Diamant-Optik mit. Diese realisieren 30 Hz als untere Grenzfrequenz. Den Wirkungsgrad gibt Elac mit 88dB (2,83V/1m) an, die Nominal-Impedanz mit 4, die Minimalimpedanz mit 3,5 Ohm (@200Hz). Das Einzige, was wir nicht verstehen: Die FS 407 ist wirklich sehr nobel, aber warum sind die Schrauben rund um die Chassis sichtbar? Hier wäre eine schnörkellosere Integration ein weiterer Schritt zur qualitativen Perfektion.

AS-XR-Konus

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Bassreflex-Öffnung

Sockel und Anschlüsse

Die spezielle Formensprache wird aus seitlicher Sicht gut deutlich

Kurz zu den AS-XR-Konussen: Deren spezielle Oberflächenstruktur, bekannt aus den besonders hochwertigen Elac-Boxenserien, ist aber keinesfalls nur Garant für eine unverwechselbare optische Erscheinung, das ist eher als Nebeneffekt zu sehen. Hauptsächlich akustische Vorzüge führt Elac an. Wahlweise gibt es die Vela 407 in Weiß, Schwarz und Nussbaum Hochglanz. Hinzu kommt als weitere Variante Nussbaum geölt.

Klang

Wunderschön, aber auch akustisch begabt?

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Was kann die Schönheit denn akustisch? Vom brandneuen "Classical 90s Dance Volume 2" Album, das Techno-Legende Alex Christensen zusammen mit dem Berlin Orchestra aufgenommen hat, haben wir "Another Night" (featuring Anastacia) angehört. Und hier verdeutlicht die Vela FS 407 direkt, wohin die klangliche Reise geht: Klar definierte vokale Konturen, die keinen Zweifel an der Zugehörigkeit zur Preisklasse aufkommen lassen, sehr saubere Herausarbeitung der klassischen Instrumente - und gleichzeitig ein Bass, der kaum noch Wünsche offenlässt: Hart, präsent, exakt den richtigen Punkt treffend. Wie hervorragend transparent die Streicher noch zu hören sind, während parallel der Bass mit Wucht anschiebt, das ist grandios und verdeutlicht, dass die Vela FS 407 akustisch noch spürbar "größer" auftritt, als es die Abmessungen vermuten lassen. Mit dem Culture Beat-Evergreen "Mr. Vain" geht es weiter, hier singen bzw. rappen SKI und Anastacia. Der Bass ist sogar nochmals besser als beim ersten Beispiel, diese unnachgiebige Härte haben wir von einer doch recht schmal bauenden Box kaum für möglich gehalten. Die Übergänge zwischen Hoch- und Mitteltonbereich sowie zwischen Mittel- und Tieftonbereich verlaufen praktisch unmerklich, so dass das gesamte Klangbild wie aus einem Guss erscheint. 

Nun lassen wir es mit einem dritten Track von diesem Album langsamer angehen und lauschen "Because I Love You", ursprünglich von Stevie B., nun in der Orchester-Version, gesungen von Pietro Lombardi. Und wieder brillieren die Elac - nach den kürzlich getesteten, mit 1.500 EUR/Stück preiswerteren Canton A45 ein weiterer Lautsprecher, der für Begeisterung sorgt. Während die A45 optisch klassischer daherkommt - aber ebenfalls grandios verarbeitet ist - wirkt die Elac für den Mehrpreis noch eleganter, filigraner, ihr gelingt trotzdem im Bassbereich der ganz große Auftritt. Das lassen sich die nordeutschen Boxen-Experten aber auch bezahlen, so dass die Suche nach dem Preis-/Leistungs-Favoriten vermutlich in Hessen und die Suche nach extremer Noblesse vermutlich in Kiel enden wird. So kultiviert und gleichzeitig enorm pegelfest und dynamisch wie die Vela FS 407 machen sich selbst deutlich teurere Lautsprecher nicht ans Werk, schon gar keine, die so bescheidene Abmessungen wie die FS 407 aufweisen. Was Elac aus dem doch relativ geringen Gehäusevolumen an Bassgewalt und Volumen herausholt, kann man schon beinahe als genial bezeichnen. 

"Sandstorm",90er Jahre Techno-Hit von Darude, kommt nun im neuen orchestralen Intro-Gewand daher. Hier brilliert der Jet5 Hochtöner mit sensationellem Durchzeichnungsvermögen schon bei Material, das lediglich in CD-Qualität (44,1 kHz/16-Bit) vorliegt. Die Streicher haben genau das richtige Maß an Transparenz und Filigranität, daher wirken sie plastisch und greifbar. Als dann der Song Fahrt aufnimmt, profiliert sich die Vela FS 407 mit dem extrem kräftigen und zugleich außergewöhnlich präzisen Bass ein weiteres Mal. Die Übergänge zwischen den einzelnen Frequenzbereichen sind ausgefeilt, homogen, nahtlos. Mit der Vela FS 407, das wird schnell klar, betritt ein großer Könner die bereits gut bestückte Bühne klangstarker Standboxen im interessanten Segment zwischen der Oberen Mittelklasse und der Oberklasse. "Angehende Oberklasse" - dieses Attribut stehen wir der Vela FS 407 auf jeden Fall zu.

Nun lassen wir es richtig "krachen" und loten mit Gary Moores "Friday On My Mind" mal die Grenzen bei der Pegelfestigkeit aus. Und die Elac legt los, als gäbe es kein Morgen mehr: Obwohl das Quellmaterial nicht von besonders berauschender Güte und leicht harsch und zu prägnant in den oberen Mitten abgestimmt ist, schafft es der Kieler Künstler, selbst bei enormer Lautstärke noch eine exakte Stimm- und Instrumentaltrennung zu bewerkstelligen- Nie, auch auf keiner teureren Box, haben wir den Titel bislang so gut wahrgenommen wie auf der Vela FS 407. Und wir schieben gleich "Land Of Confusion" von Disturbed nach. Aufgepasst, verehrte Konkurrenz: Hier kommt der Pegelmeister im Gentleman-Gewand. Die Elac macht so ziemlich alles fertig, nur die A45 von Canton und natürlich eine Nubert nuVero 140, die mit 2.235 EUR allerdings noch teurer und viel größer ist, ziehen hier mit. Und das mit angeblich (laut Datenblatt) "nur" 130 Watt langfristiger und 170 Watt kurzzeitiger maximaler Belastbarkeit und kompakten Abmessungen: 1038 mm hoch, 260 mm breit und 314 mm tief. Das Gewicht von satten 24 kg pro Box beweist aber, dass hoher Materialaufwand betrieben wurde.

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Geht es nach einem gigantischen Unterschied zwischen optischer Statur und akustischem Auftritt: Hier kann der Vela 407 kein uns bekannter Lautsprecher derzeit das Wasser reichen. Unfassbar, was hier souverän und kultiviert bei extremem Pegel in den Hörrraum donnert: Glückwunsch schon jetzt nach Kiel. Kein Wunder, dass wir Lust bekommen haben, noch den Schimanski-Song "Faust Auf Faust" von Klaus Lage zu hören. Extrem dynamisch, mit einer sensationell klaren, sich hervorragend von den Lautsprecher lösenden Stimmwiedergabe setzt sich die Vela FS 407 in Szene. Mit Punch, Nachdruck und einer erneut hervorragenden Wiedergabe der vokalen Elemente erfreut uns die FS 407 auch beim Bee Gees-Hit "You Win Again" und bei Whitney Houstons unvergessenem "One Moment In Time" - dieses Lied, dachten wir, passt perfekt zur Vela, da diese die Chance hat, wirklich in die Lautsprecher-Geschichte einzugehen: So souverän, so komplett, wie die Wiedergabe selbst bei lediglich durchschnittlichem Quellmaterial vonstatten geht, ist die Vela FS 407 sehr zu empfehlen.

Bei Diana Kralls Adaption von "Desperado" (Flac, 48 kHz/24-Bit) beeindruckt die sehr facettenreiche Herausmodellierung der Stimme: Sie löst sich hervorragend von den beiden schlanken Boxen, das charakteristische Rauchige in Dianas Organ arbeiten die zwei Elac-Schallwandler tadellos heraus. Das enorme Auflösungsvermögen des Jet5 Bändchens zahlt sich hier ebenso aus wie die grandiose Impulstreue. Diese liegt darin begründet, dass das ultraleiche Bändchen auch bei kleinsten Impulsen mit untadeliger Schnelligkeit sofort anspricht. Mit der äußerst angenehmen klanglichen Gesamtauslegung beeindruckt die FS 407 ebenfalls. Man kann mit extrem hohem Pegel sehr gelassen auch über längere Zeit hören, die wird die FS 407 unnötig harsch oder aggressiv.

Klassik liegt dem Kieler Talent natürlich auch" Die Arie "Nessun Dorma" (Flac, 96 kHz) aus Puccinis Oper "Turandot", gesungen von Jonas Kaufmann, beweist, dass die FS 407 mit ihrer erstklassigen Auflösung über den gesamten Frequenzbereich eine glänzende Wahl für Klassik-Liebhaber ist. Jonas' Stimme verteilt sich charismatisch und gleichmäßig auch im größeren Hörraum, richtig gut gelingt der FS 407 auch die Integration des Chorgesangs. Die instrumentalen Anteile modelliert der Lautsprecher aus Norddeutschland ebenfalls vielschichtig heraus - kein Instrument klingt zu scharf, keines hält sich zu sehr bedeckt und/oder im Hintergrund. So entsteht ein über alle Maßen kultiviertes Gesamt-Klangbild, das aber zugleich räumlich dicht und sehr dynamisch aufgebaut ist. 

Antonio Vivaldis "Der Frühling" aus den "Vier Jahreszeiten" (SACD) stellt hohe Ansprüche an die verwendeten Schallwandler. Die Harmonie, aber gleichzeitig auch die fein- und grobdynamischen Strukturen müssen entsprechend wiedergegeben werden. Hier liefern die Vela FS 407 eine untadelig hochwertige Leistung ab und präsentieren uns die Streicher auf Oberklasse-Niveau: Fein durchzeichnet, sehr gut eingearbeitet und zugleich auch mit einer authentischen Räumlichkeit, das geht für einen Boxen-Stückpreis von 2.000 EUR kaum noch besser. Alle Passagen des "Frühlings" lassen den Zuhörer emotional komplett an Vivaldis weltberühmter Komposition teilnehmen. Dynamische Differenzen präsentiert uns die Vela FS 407 stets impulstreu und glaubwürdig. 

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Konkurrenzvergleich

Deutlich preiswerter - laut Liste 1.299 EUR pro Stück - und mit feinster Auflösung brillierend, hat uns die Magnat Signature 1105 Standbox, die nach dem 3,5 Wege-Prinzip arbeitet, im Test überzeugt. Mit hochwertigem Metall-Traversenfuß und sehr guter Materialqualität sichert sich die fein und transparent, aber im Hochtonbereich etwas dominant klingende Signature sehr gute Noten. Die Elac gibt sich klanglich verbindlicher, ist noch pegelfester, löst einfach absolut grandios auf und begeistert durch ihre individuelles optisches Konzept. 

Eine schlichtweg "riesige" Box ist die Klipsch RF7 MK3. Sie kann Pegel wie kaum eine zweite Konstruktion, unabhängig von der Preisklasse. Sie hat einen herausragenden Wirkungsgrad und präsentiert sich als typische "Männerbox" in robustemm Finish. Aber: waren Klipsch-Lautsprecher früher eher Boxen fürs Grobe, so scheitert die RF7 MK3 für 2.200 EUR/Stück auch bei Klassik oder Jazz nicht. Sie spielt überraschend feinfühlig auf und präsentiert sich als echter akustischer Unversalist. 

Härtester Konkurrent, bezieht man den Preisunterschied mit ein (3.000 EUR kostet die A 45 als Paar), ist die Canton A 45. Sie ist natürlich größer und benötigt daher mehr Stellfläche. Aber sie ist auch 1.000 EUR günstiger und dank erstklassiger Treiberbestückung akustisch praktisch gleichwertig: Feine Höhen, differenzierte Mitten und zupackende, präzise Bässe zeichnen die ebenfalls enorm edel verarbeitete hessische Konstruktion aus, die nur online direkt beim Hersteller zu erwerben ist. 

Fazit

Was sich im Preview ankündigte, findet im finalen Test die volle Bestätigung: Die Elac Vela FS 407 ist zwar ein kostspieliges, aber auch extrem Freude spendendes Vergnügen. Schon die edle Optik und die schöne Formgebung begeistern, aber akustisch setzt sich die Kieler Box von der Konkurrenz ab: Extrem Kultiviert, extrem kraftvoll, äußerst pegelfest und dabei gleichzeitig so "harmlos" aussehend. Der "Hochleistungssportler im Nadelstreifen-Maßanzug". Das ist einfach grandios, und wir belohnen diese in jeder Hinsicht weit überdurchschnittliche Performance mit der höchstmöglichen Testauszeichnung. 

Besser geht's nicht: Die Elac Vela FS 407 setzt sich einsam an die Spitze in der Liga bis 4.000 EUR Paarpreis

Standlautsprecher
Test 16. Januar 2019

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 16. Januar 2019

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