XXL-TEST: Denon 7.2-Kanal AV-Netzwerk-Receiver AVR-X2800H - Universaltalent mit praxisgerechter Ausstattung
Klang
Ultra HD Blu-ray, ab Filmbeginn, Mission Impossible – Fallout, Dolby Atmos
Wir sind gespannt, wie sich der brandneue Denon AV-Receiver schlägt. Der Denon sorgt schon direkt, als Ethan träumt und sich an seine Hochzeit erinnert, viel Atmosphäre. Als er erwacht und es an seine Tür klopft, hört sich dieses Klopfen sehr realistisch an, und auch der niederprasselnde Regen vor der Tür entwickelt eine hohe atmosphärische Dichte über alle Kanäle, inklusive der Height-Channels. Als Ethan die ihm zugestellte Botschaft wiedergeben lässt, agiert der Music Score im Hintergrund und baut so Spannung auf. Dies gibt der 2800er sauber wieder. Insgesamt fällt bereits nach kurzer Zeit auf, dass er feine räumliche Details besser herausstellt als frühere Generationen.
Er schafft es besser, verschiedene akustische Ebenen voneinander zu differenzieren. Als Ethan nun in den Katakomben mit seinem Team zum Einsatz bereit ist, fällt auf, dass der Denon, wie wir es von den AV-Receivern des Hauses kennen, Stimmen sehr gut wiedergibt. Die Ansteuerung des aktiven Subwoofers (Nubert nuSub XW-1200) erfolgt präzise sowie vehement. Als Ethan den Widersachern gegenübersteht, baut der Music Score ein weiteres Mal subtil Spannung auf. Der Denon AVR-X2800H trifft dies akkurat und uns erstaunt einmal mehr, wie gut er feine Einzelheiten herausarbeitet. So z.B. der Scan auf radioaktives Plutonium. Plötzlich fallen Schüsse, und diese Dynamik überträgt sich auch auf den Music Score.
Mit präziser Ortungsmöglichkeit und tadelloser Durchschlagskraft managt der Denon dieses Arrangement. Nun muss sich der Denon noch mehr anstrengen, denn wir nehmen den aktiven Subwoofer (Nubert nuSub XW-1200) aus der Kette (Canton Townus 90, Townus Center, Townus 30 plus Townus Atmos-Module) und so muss der Siebenkanal-AV-Receiver sich selbst um die leistungsintensive Arbeit im tieffrequenten Bereich kümmern. Er macht das ausgesprochen überzeugend und sendet ein präzises sowie kraftvolles Basssignal an unsere Canton Townus 90 Frontlautsprecher.
Nun befinden wir uns im vierten Kapitel, und eine wilde Party mit Techno-Musik ist im vollen Gange. Ethan und sein Team sind gerade eingetroffen, die Kamera fährt über die feiernde Menge und der Denon AVR-X2800H schafft es wieder, eine dichte, zugleich klare Atmosphäre zu verwirklichen. Schon ohne aktiven Subwoofer ist hier im Bassbereich einiges geboten. Leistungsprobleme scheint die klassisch-analoge Endstufe nicht zu kennen, auch bei hohem Pegel (75 Prozent der maximalen Lautstärke) kommt es nicht zu unschönen Verzerrungen. Wir haben zudem den Eindruck, dass sich der 2800H spürbar weniger erwärmt als die Vorgänger. Nun folgt die Szene in der Herrentoilette, die in eine üble Schlägerei gipfelt.
Die Härte der Auseinandersetzung wird vom Denon sehr treffend herausgearbeitet. Der Beat von der Party, der entfernt weiter wummert, wird vom AV-Receiver ebenfalls nicht vergessen. Das Stimmengewirr vor der Toilettentür präsentiert der Denon tadellos, ebenso den Gesang der Franzosen. Dann geht es gleich vehement weiter mit der Keilerei, kräftige Schläge, zersplitterndes Glas, zerstörte Keramik im Hygieneraum – hier bleibt kaum eine Facette akustisch unterbewertet. Unser Testkandidat schafft überdies eine ausgezeichnet aufgebaute Räumlichkeit, mit realistischer Weite und exzellenter Tiefe. Wie exakt Effekte (z.B. Schuss aus der Pistole) zu orten sind und welche Durchschlagskraft dem Rear-Lautsprecher überlassen wird, ist richtig gut – der AVR-X2800H tritt nochmals erwachsener auf als seine bereits auf hohem Level agierenden Vorgänger.
Wir wenden uns nun dem Kapitel mit dem Gefangenentransport des Terroristen in Paris zu. Und, wie wir es auch aus den anderen Sequenzen kennen, wieder trägt der Music Score zur enormen Spannung bei – der 2800H gibt mit Erfolg sein Bestes, auch, als das musikalische Motiv der gesamten Mission Impossible-Serie läuft. Und, wir betonen: Das Ganze OHNE aktiven Subwoofer. Wie gut die Canton Townus 90 im Bassbereich sind, hat unser damaliger Test klar zutage gefördert, und zusammen mit den kraftvollen Endstufen des Denon wird eine hervorragende, nachdrückliche Performance erzielt. Der Konvoi mit den Motorrädern, Panzerfahrzeugen und dem Gefangenentransporter fährt nun auf der vorgegebenen Route, dass hier gleich etwas Schwerwiegendes passiert, macht der Music Score überdeutlich. Man fiebert mit, weil der Denon diese enorme akustische Präsenz nahtlos, beinahe ungefiltert in den Hörraum überträgt – das macht der AVR schlichtweg grandios.
Klar, viele sind erst einmal schockiert, da der Preisaufschlag für den 2800H, verglichen mit den Vorgängern, schon enorm ist. Das muss klar erwähnt werden, und dass auch wir zweimal hinschauen mussten, dass es das neue Modell ab 969 (!) EUR gibt. Aber ein Blick auf die Preisstruktur des Vorgängers AVR-X2700H relativiert einiges: In Folge zahlreicher Verteuerungen, Bauteile, Lieferkosten etc., kostete dieser auch satte 899 EUR zum Schluss. Hier, das muss man klar sagen, hat sich einfach eine Menge Negatives getan bei den Preisen aller AV-Receiver und -Verstärker sämtlicher Marken. Die Weltwirtschaftssituation hat für zahlreiche Preiserhöhungen gesorgt, sodass es definitiv keine AV-Receiver-/Verstärker zum Schnäppchenpreis mehr gibt. Diese Zeiten sind vorbei.
Was wir aber eigentlich sagen möchten: Auch für 969 EUR (Version des 2800H ohne DAB-Tuner, mit DAB-Tuner: 999 EUR) ist die Leistung exzellent. Denon hat es wirklich geschafft, das neue Modell noch dynamischer, aber zugleich noch mehr auf Präzision getrimmt abzustimmen. Ein reife Leistung, Respekt. Machen wir weiter in der Fallout-Sequenz in Paris. Hier wird nun durch einen gezielt herbeigeführten Crash der vorläufige Peak der Spannung erreicht. Der 2800H wächst ein weiteres Mal über sich hinaus, weil er wieder Kraftreserven freisetzt, die man bei allen Vorgängern in dieser Intensität nicht erleben konnte. Einfach nachdrücklicher, mit mehr Geschick beim Treffen des absolut richtigen Punkts – so könnte man es in aller Kürze formulieren. Die Fähigkeit, in allen Hörebenen viel Lebendigkeit und Räumlichkeit zu vermitteln, gelingt ihm schon als 7-Kanal-Receiver sehr gut, obwohl hinten keine Height-Speaker im Einsatz sind.
Blu-ray „London Has Fallen”,, Sequenz in London mit Terroranschlag, DTS-HD plus Dolby Surround:
Wir haben hier bewusst Dolby Surround als Audio-Upscaler verwendet, weil die Dolby-Version ein dichteres räumliches Gefühl in der dritten Hörebene und insgesamt mehr Glaubwürdigkeit ausstrahlt als DTS Neural:X. In London haben sich fast alle wichtigen Präsidenten weltweit versammelt, da der britische Premierminister verstorben ist. Noch ahnt niemand den schrecklichen Anschlag, der gleich erfolgen wird. Kirchenglocken läuten, leise Gespräche, dahinrollende Fahrzeug-Konvois, Polizei-Sirenen – und der Music Score, der schon vermittelt, dass es gleich zu einem großen Ereignis kommen wird. Der Denon meistert alles souverän, mit Fingerspitzengefühl, und überzeugt wieder mit seiner Stimmwiedergabe. Diese war aber bereits bei den Vorgängermodellen hervorragend.
Dann, urplötzlich, bricht der Terror los: Explosionen, Schusswechsel, Schreie. Der AVR-X2800H behält den akustischen Überblick und liefert eine hervorragende Umsetzung der großen Explosionen und Schusswechsel ab. Mit fieser Präzision schlagen die Salven aus den automatischen Waffen ein, mit großer Wucht stürzen Bauwerke in sich zusammen. Die Sprengung der Brücke, die sogleich in sich zusammenfällt, hat enorme Durchschlagskraft. Wir haben den 2800H bis jetzt wieder ohne aktiven Subwoofer laufen lassen. Nun schalten wir ihn zu – und da es sich beim nuSub XW-1200 um einen besonders potenten, talentierten aktiven Bassisten handelt, ist natürlich nochmals deutlich mehr los im unteren Teil des Frequenzspektrums. Nun haben wir eine Vehmenz, die auch sehr anspruchsvolle Mehrkanal-Liebhaber glücklich macht.
Aber – wer zunächst ohne aktiven Subwoofer auskommen möchte, für den reicht das, was eine sehr gute Standbox zusammen mit dem 2800H auf die Reihe bekommt, auf jeden Fall aus. Und besser so eine Kombination, als ein kompakter, überforderter aktiver Subwoofer der Einsteigerklasse. Dynamische Wechsel managt der Denon sehr gelassen, mit einer untadeligen Impulstreue und viel Gefühl für die Wiedergabe auch hinterer akustischer Ebenen. Das Chaos nach den verheerenden Anschlägen mit wilden Verfolgungsjagden und weiteren Schusswechseln erledigt der Denon wiederum souverän. Auch, wenn sich parallel große Effekte abspielen, managt er die Stimmwiedergabe tadellos, Stimmen haben Kontur und sind zugleich ausgezeichnet eingearbeitet.
Blu-ray Lichtmond – The Journey, Dolby Atmos. Tracks: The Journey 1, The Journey 2,Flowing Like A River, Nothing But Change
Wir agieren zunächst mit dem aktiven Subwoofer im Setup und gerade bei dieser Blu-ray herrscht eine ungeheuer satte Bassfülle. Selbst, wenn der Bassist zurückhaltend eingepegelt ist: Hier braucht es zwingend eine Rumeinmessung im Bassbereich und einen akustisch nicht zu lebendigen Raum, denn sind beide Faktoren nicht berücksichtigt, schaukelt sich der Bass auf und das Klangbild ist dahin. Aber auch wenn der aktive Subwoofer nur reinen Bass erzeugt – manch einem dürfte es zuviel sein – selbst dann, wenn der aktive Subwoofer, wie schon erwähnt, durchaus mit Zurückhaltung eingepegelt ist. Hier hat das Setup ohne aktiven Subwoofer durchaus auch etwas für sich, weil sich der Bass harmonischer eingliedert, immer noch genug Energie hat, aber nicht mehr so dominant auftritt.
Der saubere Tiefgang der Townus 90 und die tadellose Leistungsstärke der Denon-Endstufen gibt eine sehr gefällige Kombination ab, die insgesamt ein dynamisches sowie homogenes Hörerlebnis bereitstellt. Klare Konturen, weite Räumlichkeit, eine sehr gute Effektverteilung mit lebendigem Auftritt des Rear- und Height-Bereichs – das macht richtig Spaß. Hinzu kommt, dass der 2800H wirklich gut im Hochtonbereich auflöst und die weiblichen Vocals charismatisch und mit feiner Struktur übermittelt werden. Veränderungen an der dynamischen Ausprägung des jeweiligen Tracks werden umgehend pariert – auch hier überzeugt unser Testkandidat wieder mit überragender Impulstreue, die im Vergleich zu den früheren Modellen nochmals verbessert wurde.
Auch der von einer männlichen Stimme gesprochene Text wird mit exzellenter Wirkung und exakter Ausprägung in den Hörraum getragen – bilanzierend eine makellose Leistung. Besonders gut gefällt zweifellos, wie komplett bereits alles ohne zusätzlichen aktiven Subwoofer klingt. Wer en Bassbereich einmisst und zudem gewisse akustische Vorkehrungen getroffen hat, wird durch einen aktiven Subwoofer noch mehr Nachdruck und räumliche Dichte vermittelt bekommen. Das sollte dann aber auch ein aktiver Subwoofer ab der Liga um 500 bis 800 EUR sein und kein preiswertes Einsteigermodell.
Blu-ray Eagles, Farwell-Tour. Live From Melbourne, “Desperado”, DTS-HD Master Audio + Dolby Surround:
Hier lassen wir den aktiven Subwoofer wieder „außen vor“ und wenden uns an den 2800H mit dem Appell, den bisherigen hervorragenden Eindruck weiter zu festigen. Und wir werden erhört, denn der brandneue AV-Receiver liefert schon hinsichtlich der Konturen des Pianos und der männlichen Stimme eine sehr gute Leistung ab. Was uns besonders erfreut: Auch, als der Gesang lebendiger und dynamischer wird, stört uns der Denon nicht mit einer zu spitzen, metallischen Auslegung. Er agiert klar, schafft aber die genau passende Balance, um die Gesamtharmonie auch bei höherer Lautstärke nicht negativ zu beeinflussen. Die Streicher gibt der 2800H sehr gelungen wieder, mit feiner, klarer Struktur und einer nahtlosen Einarbeitung. Die Beifallsbekundungen des Publikums kommen mit akkurat dosierter Räumlichkeit zum Ausdruck.
Blu-ray, Andrea Bocelli, Vivere – Live in Tuscany, Titel “A Te” sowie “Vivo Per Lei”, Stereo im Direct-Modus
Das Saxophon-Solo von Kenny G am Anfang von „A Te“ belegt erneut eindrucksvoll, warum wir von den Qualitäten des 2800H so angetan sind. Auch bei der Stereowiedergabe enttäuscht er uns nicht, sondern liefert kompromisslos ab. Klar darf man nicht die Finesse eines Stereoverstärkers der 800 bis 1.000 EUR-Liga erwarten, das wäre vermessen.
Aber er macht seine Sache prima, was auch die Darstellung von Andreas Stimme zeigt. Das solide Fundament, welches der Denon zusammen mit den Canton Townus 90 bereitstellt, ist ebenso lobenswert wie die sehr gute Loslösung der Akustik von den beiden Frontlautsprechern. Ein kultiviertes, sowie komplettes Hörerlebnis ist die Folge. Wir setzen mit dem zweiten Stück aus unserer oben aufgeführten Liste fort und sind wieder sehr angetan, wie gut das Klavier herauskommt – aber auch Andreas Stimme sowie die Stmme von Heather Headley kommen auf den Punkt genau heraus.
Das Duett funktioniert demnach hervorragend – und wir attestieren dem AVR-X2800H eine nicht nur solide, sondern richtig gute Stereo-Performance, die den Ruf des AV-Receivers als der eines untadeligen Universalisten weiter festigt. Hier stimmt praktisch alles, das Zeitgefüge, die räumlichen Eckdaten, das Auflösungsvermögen. Nichts wird wirklich vermisst, und das erstaunt uns doch. Diese Klarheit und diese Intensität beim gesamten Klangeindruck hätten wir nicht erwartet.
Fazit
Zunächst mussten wir schlucken: 969 EUR für den AVR-X2800H sind schon eine heftige Ansage. Die aktuelle Situation mit extrem teuren Bauteilen und immer weiter wachsenden Transportkosten weltweit lassen Denon aber keine andere Wahl. Für 969 EUR ist dann die Erwartungshaltung naturgemäß trotzdem sehr hoch. Und hier schlägt die große Stunde des AVR-X2800H, denn er leistet sich keinen Schnitzer, dafür setzt er zahlreiche Glanzpunkte. So mit seiner detailreichen, zugleich kraftvollen und homogenen Gesamtakustik.
Er bleibt der gekonnten Auslegung im Mehrkanal-Betrieb und auch im überraschend leistungsstarken Stereo-Einsatz treu. Hier spielt der 2800H definitiv eine Liga höher als seine Vorgänger – das hätten wir nicht erwartet. Hinzu kommt die sehr hohe Pegelfestigkeit der Endstufen, die sich weniger stark erwärmen als die des Vorläufers. Die hohe Ausgewogenheit, verbunden mit hoher Impulstreue, machen dann auch den Reiz des 2800H aus.
Das HEOS-Modul ist einfach zu handhaben, leider fehlt nach wie vor die Unterstützung von MQA. Das neue hochauflösende Menü mit Hilfetexten gefällt uns sehr gut und ist zudem sehr einfach bezüglich des Handlings. Die mitgelieferte Fernbedienung macht ebenfalls einen sehr guten Job, auch wenn sie durch ihr geringes Gewicht nicht besonders hochwertig wirkt.
Die Anschlussauswahl passt ebenfalls – und wer mehr Decoder möchte (IMAX Enhanced, Auro-3D) sowie mehr Endstufen, der greift zum AVC-X3800H. Insgesamt aber ist der AVR-X2800H für viele, auch gehobene Ansprüche, bestens geeignet und verdient sich daher eine große Empfehlung.
Der Denon AVR-X2800H zieht mit Erfolg alle Register und brilliert als flexibler Universalist, der fast alles richtig macht

AV-Receiver bis 1.000 EUR
Test 10. Oktober 2022
Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 10. Oktober 2022
Tags: AV-Receiver • AVR • Denon