TEST: Magnat MA 900 - Stereo-Hybrid-Vollverstärker der Extraklasse?

Derzeit sehr begehrt und endlich bei uns zum Test: Der Stereo-Hybrid-Verstärker MA 900 aus dem Hause Magnat hat Einzug unsere Redaktion gehalten.

Das optisch hochwertig wirkende Gerät ist eine Symbiose aus Röhrenverstärker und Transistorverstärker, deswegen die Bezeichnung Hybrid-Verstärker. Die Vorteile der Röhren-Technik sind eine warmer sowie angenehmer und ausgewogener Klang. Transistorverstärker hingegen überzeugen durch ihre enorme Leistungsfähigkeit und dadurch, dass man sie auch mit höchst anspruchsvollen Lautsprechern mit geringem Wirkungsgrad flexibel kombinieren kann. Daher setzt der MA900 auf einen röhrenbasierten Vorverstärker und auf transistorgestützte Endstufen. Somit sollte ein ausgewogener Klang mit genug Leistungsreserven bereitstehen, wir sind gespannt. Die vorselektierten und eingebrannten Röhren vom Typ ECC 81 kümmern sich um die Verstärkung der Eingangssignale und die Leistungstransistoren sorgen für eine solide Dauerleistung von 200 Watt Sinus je Kanal. Die Impulsleistung liegt sogar bei 320 Watt. 

Erhältlich ist der MA 900 für derzeit 1.199 EUR und der Käufer muss sich zwischen einer schwarzen und einer silberfarbenen Variante entscheiden. Die neu hinzugekommene silberne Variante ist seit kurzem im Handel verfügbar. Für unseren Test haben wir allerdings ein schwarzes Device angeliefert bekommen. Der MA 900 bringt knappe 12 kg auf die Waage und besitzt zudem ein solides Gehäuse aus Metall, das auf schwingungsdämpfenden Füßen ruht. An der Front sitzt eine Platte aus gebürstetem schwarzen Aluminium.

Mehrzeiliges LCD-Display an der Front

Auf der linken Seite des MA 900 informiert ein mehrzeiliges Display über die derzeitige Wiedergabe sowie Lautstärke und Co.. Darunter befindet sich der Ein-/Aus Taster, ein 6,3 mm Stereo-Klinkenausgang für Kopfhörer sowie ein 3,5 mm Stereo-Klinkeneingang für externe MP3-Player oder Ähnliches.

Power-Taster, Kopfhörer- und Line In Anschluß in der Übersicht

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Der Lautstärkeregler befindet sich mittig am MA 900

Zentral in der Mitte angebracht, thront der Drehregler für die Lautstärkeregelung. Dieser ist aus Aluminium gefertigt und lässt sich sehr gut dosieren, besitzt aber keine Rasterung. Mittel des DIM-Bedienelements kann die Helligkeit des Display verändert und auf die Gegebenheiten im Hörraums angepasst werden.

Auf der rechten Seite der Frontplatte befinden sich Drehregler für die Klangregelung. So lassen sich direkt an der Gerätefront der Hochton-, der Mittelton- sowie die Bass-Wiedergabe relativ feinfühlig justieren. Mittels der Balance-Reglers kann der Stereomittelpunkt zwischen den Lautsprechern nach rechts oder links verschieben. Gut zu sehen in unserem Bild ist der Direct-Taster. Hiermit wird der MA 900 in den linearen Modus geschaltet - die Drehregler für die Klangveränderung sind hier deaktiviert, für einen möglichst kurzen Signalweg.

Klangregelung für Bass, Mittelton- sowie Hochtonbereich

Drehregler für die Eingangswahl sowie der Drücker für den Monobetrieb

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Als weitere Bedienelemente sitzen in der unteren Reihe noch der Drehregler für die Eingangswahl sowie ein Taster für die Mono-Schaltung. Diese schaltet den MA 900 vom Stereo-Betrieb in den Mono-Betrieb. Ein längeres Betätigen öffnet das "Source Gain" und "Source Rename" Menü. 

Fernbedienung im Detail

Um den Magnat MA 900 auch aus der Ferne navigieren zu können, liefern die Pulheimer Audio-Spezialisten eine Fernbedienung mit. Diese besteht, wie meist üblich, aus schwarzem Kunststoff. Optisch ist die Oberseite in einem gebürsteten Finish gestaltet. Die Fernbedienung liegt vernünftig in der Hand und de Taster haben einen knackigen Druckpunkt, wirkt allerdings eher billig hinsichtlich der gesamten Anmutung. 

Rückseite des Magnat MA 900

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Nachdem wir uns die Frontansicht des Hybrid-Verstärkers angesehen haben, möchten wir nun wissen, was der MA 900 an Anschlüssen zu bieten hat. So besitzt der Verstärker vergoldetete Lautsprecherkabel-Schraubanschlüsse, die mit Acryl ummantelt sind. Auch an analogen Cinch-Anschlüssen zeigten sich die Ingenieure sehr großzügig. So verfügt der MA über Cinch-Eingänge für Tape, AUX, Tuner, Streamer sowie CD. 

Vergoldete Schraubterminals für den Anschluss der Lautsprecher

Die analogen Cinch-Anschlüsse in der Detailaufnahme

Äußerst hochwertige Cinch-Phono-Eingänge für Moving Magnet (MC) und Moving Coil (MC) Systeme sowie der Phono-Masseanschluß

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Wer im Besitzt eines Schallplattenspielers ist, der kann selbstverständlich auch diesen am MA 900 anschließen. Dafür verfügt der Hybrid-Verstärker über Phono MM-Eingang, der für Schallplattenspieler mit Moving-Magnet-System (MM) oder Moving Coil (MC) Systeme geeignet ist.

Weiterhin verfügt der Verstärker aus dem Hause Magnat über zwei optische sowie zwei koaxiale Digitaleingänge für den Anschluss von Computer, CD-Player oder Spielekonsole. Rechts neben den Anschlüssen ist die Antenne für eine stabile Bluetooth-Verbindung angebracht. Damit der MA 900 immer Up-to-Date bleibt, lassen sich Software-Updates mittels USB-Stick aufspielen. Der USB-Anschluss ist aber rein für das Aufspielen von Updates vorgesehen. Schade, dass man daran keine Smart Devices aufladen kann.

Digitale Eingänge sowie das Bluetooth-Dongle 

Das Innenleben in der Übersicht

Nun entfernen wir den Gehäusedeckel und geben einen Blick aufs Innenleben frei.  Der MA 900 präsentiert sich im Inneren von seiner aufgeräumten Seite und ist insgesamt sehr gut verarbeitet. Links im Bild zu sehen ist der massive Ringkerntrafo für allzeit optimale Stromlieferfähigkeit. 

Massiver Ringkerntrafo des MA 900

Großzügig dimensionierte Sieb-Elkos im Detail

Die Röhren im Einsatz

Verstrebungen für mehr Steifigkeit, akkurater Platinenaufbau

Insgesamt gute Kabelführung, kein unübersichtliches Wirrwarr

Auch massive Kühlkörper finden beim MA 900 Verwendung

Auch im Detail präsentiert sich der MA 900 tadellos aufgebaut

Gut verarbeitet, mit 1.199 EUR nicht zu teuer kalkuliert und technisch recht aufwändig - nun lassen wir uns davon überraschen, was der MA900 in der Klangwertung an Leistung zeigt. 

Klang

Wir starten durch mit "Jerusalem" (Master KG) und wundern uns direkt: Der füllige, kraftvolle Bass ist bereits dann kennzeichnendes Merkmal des MA 900, wenn der Bassregler brav in der Mitte steht. Wer es gern nachdrücklich und voluminös mag, wird umgehend sehr glücklich. Eher zurückhaltende Naturen drehen den Bassbereich etwas zurück, noch mehr Bass werden sich nur die wenigsten Anwender gönnen, prognostizieren wir. Die Räumlichkeit ist ausgezeichnet, und typisch für einen Vollverstärker mit Röhrenvorstufe ist der Klang äußerst angenehm. Erst, wenn man sich dem Maximalpegel nähert, nimmt die Souveränität ab, und in den oberen Mitten gesellt sich etwas zuviel Prägnanz hinzu. Die Impulstreue sowie die Trennung von Stimmen und Instrumenten lassen uns den Daumen klar nach oben richten. Insgesamt eine überzeugende Vorstellung, zumal auch die Auflösung über den gesamten Frequenzbereich erfreulich hoch liegt.

Weiter geht es mit "Natural" (Imagine Dragons). Schon jetzt ein Klassiker, stellt der Song auch hochwertige Komponenten durchaus vor Herausforderungen. Der MA 900 scheint aber fest entschlossen, die Hürden zu meistern und setzt mit dem Punch im Bassbereich Maßstäbe. Die Detaillierung der Stimme ist an sich sehr gut, bei ca. 80 Prozent des maximal möglichen Pegels aber nimmt die Schärfe der Konturen ab, und die Schärfe in den oberen Mitten zu. Insgesamt setzt der MA 900 durch eine erneut dichte Räumlichkeit und durch ein sauberes Management der dynamischen Differenzen im Testbetrieb Akzente.

Hier schießt der MA 900 den Vogel ab: Bei "My Live Is Going On" von Burak Yeter & Cecilia Krull beeindruckt er durch die bislang mit Abstand beste Leistung in den Testreihen, und nicht nur das: Mit dem fordernden, extrem nachdrücklichen und zugleich präzisen Klang liefert er nicht nur für seine Preisklasse eine grandiose Performance ab, sondern dürfte auch teureren Kontrahenten das Leben schwer machen. Während so manch anderer Vollverstärker bereits die "weiße Fahne" hisst, schiebt der Magnat MA900 unbekümmert weiter an und setzt auch den knapp 30 Quadratmeter messenden Hörraum unter massiven Druck. Dass auch die Vocals klar und deutlich herauskommen und die Auflösung über den gesamten Frequenzbereich wirklich gelungen ist, sind weitere positive Aspekte. 

Weiter geht es mit einem schönen Remake des 80er Jahre-Klassikers "Fade To Grey" von Alex Christensen, The Berlin Orchestra featuring Mandy Capristo. Hier beweist uns der MA900, dass er diese Mischung aus orchestraler Instrumentierung und Synthesizer-Einlagen plus den Vocals sauber im Griff hat und nie ernsthafte Zweifel an seinem Differenzierungsvermögen aufkommen lässt. Er agiert impulstreu bei Wechseln in der dynamischen Ausprägung der Akustik und verpackt das gesamte Spektakel akkurat in einen atmosphärisch dichten Raum - das Hören macht wirklich Spaß, daran hat auch der kräftige sowie straffe Bass seinen Anteil. 

Und gleich geht es mit dem nächsten Remake weiter, diesmal geht es um einen Klassiker der Eurodance-Ära: "What Is Love", ursprünglich von Haddaway, wurde hier von ONEIL &DJ Quba neu aufgelegt. Hier erscheint der Bass etwas weniger füllig, was vermutlich an der Quelle liegt, jedoch sehr präzise hinsichtlich der Konturen und der Struktur. Wiederum arbeitet der MA900 dynamische Differenzen prima heraus, auch bei hoher Lautstärke wird bei diesem Titel noch ein sehr kultiviertes sowie klares Gesamt-Klangbild offeriert. 

Im Remix von R3HAB spielen wir dem MA 900 nun "Plakala" von Kazka zu. Hier sollte sich der MA900 wieder klar zu seiner enormen Bassstärke bekennen - und höre da: Mit Wucht und dem Talent, genau den richtigen tieffrequenten Punkt zu treffen, setzt sich der Magnat nahezu optimal in Szene. Er gefällt aber auch durch seine homogene Gesamtwiedergabe, die es bei diesem Track leicht macht, mit hohem Pegel zu hören. Wie unerbittlich der MA 900 auch bei enormer Lautstärke die Kontrolle über den vehementen Bass behält, ist klar Extraklasse. Aber auch Kazkas Stimme enttäuscht nicht, sondern wird lebhaft und mit klarer Kontur abgebildet.

Wir setzen mit einem Klassiker aus den 80er Jahren fort: "Living On A Prayer" von Bon Jovi. Die nicht zufriedenstellende Qualität des Quellmaterials, ganz gleich, ob remastered oder auch nicht, ist hier ein Problem, das nicht wegdiskutiert werden kann. Aber natürlich wollen Bon Jovi-Fans nicht ohne den legendären Titel durch eine Tribute-Night an die Band starten. Was der Magnat Vollverstärker aus der Quelle holt, verdient auf jeden Fall Respekt und ist deutlich besser als vieles, was wir uns bislang anhören mussten. Vor allem der gleichermaßen straffe wie kräftige Bassbereich hat uns gefallen. Aber auch die spritzig agierende E-Gitarre und die gute Ausarbeitung der Stimme füllt das Punktekonto des MA 900 an. Hier, bei diesem Track, hätten wir definitiv keine so überzeugende Präsentation erwartet, großes Kompliment an den Magnat Integrated Amplifier. 

Konkurrenzvergleich

NAD C368: Der Maßstab in der Klasse, nach wie vor. Unerbittlich pegelfest und souverän, mit tollem großen Display und einem differenzierten Klang mit hervorragender Auflösung. Der Vollverstärker bleibt ohne das aufpreispflichtige BluOS-Modul unter der 1.000 EUR-Marke, was mehr als fair ist. Der MA 900 ist aber keinesfalls chancenlos. So ist er opulenter verarbeitet, bringt noch eine Idee mehr Homogenität ins Spiel und schafft im Bassbereich ein unglaubliches Volumen. 

Marantz PM8006: Für die Oldschool-Analogfans ist der rund 1.150 EUR kostende 8006 ein herausragendes Gerät. Erstklassiger Phono-Preamp, schön abgestimmte analoge Endstufen, klassische Marantz-Optik, ein tolles Innenleben und ein attraktiver Kaufpreis. Der Magnat MA 900 präsentiert sich mit Digitalsektion und Bluetooth moderner, aber Käufer des Marantz möchten bewusst auf diese Kennzeichen der digitalen Ära verzichten. Allerdings ist auch der Magnat mit einem sehr hochwertigen Phono MM/MC Vorverstärker und erstklassigen Cinch-Phono-Inputs ausgestattet. Klanglich aber ist der Magnat ein sehr unangenehmer Konkurrent, denn dieses Homogen-Kräftige, zugleich sehr gut Auflösende des Pulheimer Sound-Spezialisten ist in der Praxis äußerst vorteilhaft. 

Advance Paris MyConnect 150: Sehr deutlich teurer (2.199 EUR), aber auch bestechend multifunktional, so präsentiert sich der ebenfalls bezüglich der Verstärkersektion hybrid aufgebaute Alleskönner aus Frankreich. Röhrenvorstufe, kräftige Transistor-Endstufen, CD-Player integriert, Streaming-Sektion und DAB Digitalradiotuner verdichten sich zu einem sehr guten Gesamtpaket. Geht es um die reinen akustischen Eigenschaften, rückt der Magnat MA900 dem teuren Franzosen aber gefährlich nahe, und teilweise überholt er ihn sogar: Noch kontrollierter, feiner dosiert, und im Bassbereich wuchtiger, zeigt der MA900, dass er für seinen Kaufpreis eine tolle Wahl ist. Auch, was die Verarbeitung und Materialgüte angeht, muss sich der Magnat nicht verstecken. 

Fazit

Der Magnat MA 900 bietet für knapp 1.200 EUR ein stattliches Erscheinungsbild und eine hervorragende Verarbeitungs- und Materialqualität, die auch vor dem aufgeräumten und hochwertigen Innenleben nicht Halt macht. Die Optik gefällt, und bedingt durch die gelungene Kombination aus Röhren- und Transistortechnik punktet der MA 900 mit einem homogenen, kräftigen und räumlich dichten Klang. Der Moderne aufgeschlossen zeigt sich der MA 900 durch die digitale Anschlusssektion und durch ein Bluetooth-Mdiul. Noch besser wäre es, wenn noch ein USB-DAC hinzu käme, dann wären wir wunschlos glücklich hinsichtlich der Anschlusssektion. Steuern lässt sich der Vollverstärker bequem mit der mitgelieferten Fernbedienung, der ein Schuss mehr Hochwertigkeit gut täte. Insgesamt über hat uns der Magnat-Hybridverstärker sehr gut gefallen. Vor allem sieht er deutlich teurer aus, als er ist, und durch den exzellenten Klang rechtfertigt er seinen Kaufpreis nicht nur, sondern ist für diese Performance sogar als günstig zu bezeichnen. 

Edler, hochwertiger Hybrid-Vollverstärker mit homogenem, kultivierten und kräftigen Klang

Stereo-Vollverstärker bis 1.500 EUR
Test 03. September 2021

 

Test: Sven Wunderlich, Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 03. September 2021


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