TEST: Jamo Dreiwege-Bassreflexlautsprecher C 97 II - Formal attraktiv und akustisch talentierter Schallwandler zum Stückpreis von 499 EUR

Für einen Stückpreis von 499 EUR stellt die Jamo C 97 II - also in zweiter Generation - ein sehr verlockendes Angebot dar. Der optisch attraktive Dreiwege-Standlautsprecher gibt Frequenzen zwischen 32 Hz und 24 kHz wieder, der Wirkungsgrad liegt bei 89 dB 82,83V/1m). Bestückt ist die schick gestaltete Box mit einem 25 mm Seidenkalotten-Hochtöner, einem 152,4 mm messenden Mitteltöner mit 6 HCCC-Konus und zwei Basschassis (jeweils 152,4 mm), ebenfalls mit 6 HCCC-Konus. Lieferbar sind die Boxen ausschließlich mit schwarzer Folierung, die sich bei genauem Hinsehen aber als durchaus elegantes Dunkelgrau entpuppt. Der Name "Black Ash" dieser Farbgebung passt demnach. Der 6-Ohm-Lautsprecher ist dauerhaft mit 180 Watt und kurzzeitig mit 360 Watt belastbar. Das sind tadellose Werte für die Preisklasse. 25,8 kg wiegt eine Box, und die Abmessungen sind durchaus noch wohnraumkompatibel: 1.072 mm hoch, 215 mm breit und 342 mm tief. Die schicken Schutzgitter halten magnetisch und sind für die Preisklasse von sehr guter Qualität. 

Charakteristische Form, auch von oben

Kein Unibody-Gehäuse, sondern ein separate Schallwand, die eng anliegt

Die Preisklasse zeigt sich an der recht einfachen Verarbeitung der Kanten hinten

Hochwertiger Fuss - die Box kostet gerade einmal 499 EUR/Stück

Zwei 152,4 mm Tieftöner, darüber ein 152,4 mm Mitteltöner

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Mitteltöner im Detail

Hochtöner

C 97 II von hinten

Sehr elegantes Schutzgitter

Sehr gute Verarbeitung des schicken Gitters

Die Schutzgitter halten magnetisch 

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Terminals in guter Qualität, aber nichts Besonderes

Fuss von hinten

Die Jamo C 97 II macht für 499 EUR/Stück einen attraktiven Eindruck. Die Box ist sehr ordentlich zusammengesetzt, nur die spitzen hinteren Gehäusekanten lassen die Preisklasse erkennen. Unter dem Lautsprecher sitzt ein formal sehr schön integrierte Standfuß. Natürlich finden sich auf der Rückseite des Schallwanders Bi-Wiring-Terminals. Darüber befindet sich die Bassreflex-Öffnung. Die C 97 II besitzt kein Unibody-Gehäuse, sondern eine Schallwand, die sich eng an den eigentlichen Korpus schmiegt. 

Klang

Wir haben zahlreiche Stücke von Tidal zugespielt. Wir starten mit Diana Kralls Adaption von "California Dreamin", und schon direkt zu Beginn überzeugen uns die Jamo-Boxen mit einer recht freien Stimmwiedergabe und einer detailreichen Wiedergabe der Instrumente - die räumliche Wirkung im Hochtonbereich ist hervorragend, das hätten wir nie gedacht. Zwar könnte unserer Meinung nach die C 97 II durchaus noch eine leichte Wärme im Hochtonbereich generieren - bei hohem Pegel ist das Ergebnis etwas harsch - aber die Durchhörbarkeit ist sehr gut, hier muss die Box keine Konkurrenz fürchten. Der satt, aber nicht zu massiv einsetzende Bassbereich ist ein weiterer Vorzug des 3-Wege-Schallwandlers. Dianas Stimme wird charismatisch erfasst und mit einer akkuraten Struktur präsentiert.

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"Desperado", ebenfalls von Dianas "Wallflower" Album, liegt den C 97 II ebenfalls. Sehr direkt, sehr klar, und wieder mit einer richtig guten Detaillierung managen sie das Stück. Die vokale Präsenz von Diana kommt allzeit gekonnt heraus, die Streicher sind ausgezeichnet integriert. Der emotional tief gehende Song wird von den Jamo-Boxen glaubwürdig aufbereitet, für die Preisklasse ist die Akustik überraschend reif und erwachsen. Die Trennung der Stimme von den Instrumenten gelingt zu jedem Zeitpunkt tadellos. Das Piano wird präzise wiedergegeben, die Wärme in der Tonalität wird wider Erwarten recht gut erfasst, wenngleich hier, ebenso wie bei der Präsentation der Anschlagdynamik, erwartungsgemäß noch Potenzial nach oben ist. 

Richtig Freude bereitet uns die Jamo C 97 II bei Till Brönners "Good Life". Frisch,  mit sattem Bass und einer echten Räumlichkeit, zeigt sich auch hier, dass der Schallwandler eine preiswerte, ernstzunehmende Option für den anspruchsvollen Musikhörer darstellt. Kein "Party-Kracher", der einen einigermaßen gefälligen Klang mit enormer Pegelfestigkeit kombiniert - das können andere auch -, sondern ein erstaunlich kultivierter, vollwertig aufspielender Lautsprecher mit einem Detaillierungsvermögen, das uns sehr positiv überrascht hat. Der Tiefgang im Bassbereich ist sehr ausgeprägt, auf der anderen Seite spielt der C 97 II Lautsprecher auch im Hochtonbereich frei und luftig auf. Eine sehr gelungene Auslegung, die sich vom Rest des Marktes abhebt. 

Synthie-Pop von Depeche Mode und die Jamo C 97 II - das passt zusammen. Bei "Enjoy The Silence" von 1990 liefern die beiden 3-Wege-Lautsprecher ein sehr stimmiges, dynamisches und fundiertes Klangbild ab. Die Stimme von Dave Gahan erfassen die beiden Schallwandler glänzend - hier wird nur der sehr erfahrene Hörer das letzte Bisschen an fehlender Struktur erkennen, alle anderen sind erstaunt, wie präzise die beiden Lautsprecher mit vokalen Elementen zurechtkommen. Der Bass ist straff, die Synthesizer-Klänge beeindrucken uns mit der sauberen Auflösung. Ein kompletter Schallwandler, der zudem durch seine lebendige Spielweise sehr viel Freude macht - das ist die C 97 II. 

Die C 97 II können auch richtig fest zupacken, das beweisen sie uns beim Global Deejays Mix des Technotronic-Klassikers "Get Up (Before The Night Is Over)". Mit straffem Bass, der zugleich Struktur, Kraft und Tiefgang mitbringt, einer sauber gestaffelten, weiträumigen Wiedergabe der elektronischen Effekte und einer überragenden Impulstreue lassen die Boxen bei diesem Track nichts anbrennen. Die Pegelfestigkeit ist ebenfalls hervorragend, und im Vergleich zur ersten Generation der Jamo C-Serie hat man den Lautsprechern viel der unnötigen Schärfe im Hochtonbereich genommen. 

Piccos Club-Hit "Cubano" überfordert die C 97 II keinesfalls, im Gegenteil: Der harte, bis in die Magengrube gehende Bass wird so gut getroffen, dass wir feststellen: Manche Standbox, die das Doppelte kostet, tritt hier nicht so gelassen und zielsicher auf wie die C 97 II, die es überdies schafft, kleinere dynamische Differenzen lebendig und impulstreu herauszuarbeiten. Der Rhythmus wirkt zu jedem Zeitpunkt mitreißend und sorgt für eine emotional-frische Gesamtpräsentation. 

 

Konkurrenzvergleich

Teufel Theater 500: Etwas preiswerter (derzeit, Stand 23. April 2019, 800 EUR/Paar), sind die Berliner Standboxen ein stark aufspielender Konkurrent. Prima verarbeitet, mit erstaunlich aufwändiger Technik, und einer sehr kraftvollen, homogenen Akustik, sind sie nicht umsonst sehr gefragt. Die Jamo geben sich aber keinesfalls geschlagen, sondern stellen sich mit ihrem feinen, sehr detailreichen, kultivierten und direkten Klang entschlossen dagegen. Und: Zupacken können die Jamo-Boxen auch sehr entschlossen. Ein zu 100 Prozent würdiger Gegner, der mit seiner individuellen Optik zu gefallen weiß. 

Saxx coolSOUND CX-70: Die Saxx-Box kommt im trendeigen Unibody-Gehäuse und ist richtig gut verarbeitet. Für Feingefühl im Hochtonbereich sorgt der Bändchenhochtöner. Insgesamt also eine schön nachdrücklich aufspielende, mit 499 EUR Stückpreis identisch teure Box, die insgesamt homogen erscheint, sich bei Natürlichkeit und Feindynamik der Jamo aber geschlagen geben muss - das hätten wir nicht erwartet. 

Elac BS 243.3: Wer weniger Platz hat oder keine so große Box wünscht, kann sich auch Regallautsprecher anstatt Standboxen aufstellen. Die hier gelisteten Elac-Boxen klingen dank Jet 5 Hochtöner sehr präzise und detaillieren hervorragend. Überraaschend ist aber, wie nahe die Janos den Kieler Schallwandlern hier kommen. Die edlen Elac sind mit rund 600 EUR/Stück alles andere als preiswert, überzeugen dafür aber mit noblem Finish und sehr authentischem Sound. Natürlich sind die preiswerteren Jamo-Lautsprecher, dank mehr Gehäusevolumen und mehr Treibern, kräftiger im Bassbereich und bieten mehr Tiefgang. 

Fazit

Die Jamo C 97 II zeigt sich von ihrer besten Seite. Sie kommt mit ihrer natürlich-lebendigen Spielweise mit praktisch jedem Musikstil zurecht und bietet einen straffen, kräftigen Bass sowie eine ausgezeichnete Räumlichkeit. Stimmen und Instrumente trennt sie allzeit akkurat, und die Staffelung auch komplexerer Musikstücke gelingt hervorragend, zieht man die moderate Preisgestaltung mit ins Kalkül. Die Verarbeitung ist ordentlich, nur die spitzen Ecken hinten empfinden wir als nicht ganz passend. Da kann man auch in diesen Preisklassen etwas mehr Opulenz erwarten. Insgesamt aber sind die Jamo C 97 II sehr kultivierte, zugleich dynamische Boxen, die einen erstklassigen Gegenwert fürs investierte Geld bieten. 

Sehr dynamisch, sehr detailreich, dazu räumlich dicht aufspielend: Die Jamo C 97 II liefert hervorragende Ergebnisse zum kleinen Kaufpreis

Standlautsprecher bis 500 EUR/Stück
Test 29. April 2019

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Oksana Fritz
Datum: 29. April 2019

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