TEST: Fidelice by Rupert Neve Designs "Precision Digital-To-Analog-Converter" - Vorverstärker, Highend-DAC und Kopfhörerverstärker

Rupert Neve Designs kommt aus dem Studiobereich und ist dort für exzellenten Aufbau der Geräte und, daraus resultierend, für erstklassige, reine Klangqualität bekannt. Bei uns im Test ist der Fidelice Precision Digital-To-Analog-Converter, der bereits optisch auffällt: Das Design vereint in sich verschiedene zeitliche Epochen, von Retro-Anleihen bis zu futuristischen Elementen ist alles enthalten. Eher klassisch wirkt das Dreieck aus Mahagoni auf der Oberseite, während die Frontblende mit Bedienelementen und LEDs den nüchternen Charme einer sehr soliden, professionellen Komponente aufweist. 

Edles, sauber verarbeitetes Mahagoni-Holz

Der massive Alu-Rahmen schließt den Fidelice DAC ein

5.794 EUR kostet der Spaß, und es stellt sich sofort die Frage? Was kann der Fidelice? Ist er wirklich nur ein D/A-Konverter, oder besitzt er noch weitere Funktionalitäten? Hier können wir gleich vorausschicken, dass das edle Teil ein echtes Multitalent ist. Neben der reinen DAC-Funktion kann man den Fidelice auch noch als erstklassige Stereovorstufe verwenden, und als Highend-Headphone-Amp erfüllt das Gerät auch höchste Erwartungen - so hoffen wir zumindest. Nicht ganz so gut gefällt uns der recht einfache Lautstärkedrehregler, für so viel Geld hätten wir  hier mehr liebe zum Detail erwartet, wie z.B. beim Cambridge Audio Edge A. Wir denken, an solchen Details merkt man doch, dass diese Komponente (plus weiteren 2 Komponenten: Reiner Headphone Amp und ein Phono-Vorverstärker) die erste Linie von Rupert Neve ist, die für Consumer HiFi gedacht ist. Man kommt aus dem Profibereich, und da sind Solidität und eine lange Verwendbarkeit Trumpf und keine detailverliebte Spielerei. 

"Weiß auf Schwarz": Unterstützt werden bis zu 384 kHz/32-Bit (PCM) und bis zu 22,4 MHz (DSD)

Im Inneren arbeitet ein AKM-D/A-Wandler, der im PCM-Betrieb bis zu 384 kHz/32-Bit unterstützt. Schließt man ein Notebook über USB-B an, so - nun heißt es, festhalten - wird DSD mit bis zu 22,4 (!!!) MHz unterstützt. Natürlich auch DSD 2,8/5,6/11,2 MHz. Was kann man alles anschließen und ausgeben? Hier die Übersicht:

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Übersicht über die Quellen: RCA (Cinch), Balanced (Analog, XLR), Coex, Optical, USB - wir haben fast alles ausprobiert

Rückseite in der Übersicht

Inputs: XLR-Eingang, koaxialer und optischer Digitaleingang, USB-B, Filter-Umschalter für verschiedene analoge Filter, Mini USB für Firmware-Updates

Ausgänge: XLR, Cinch, Cinch. Rechts noch der Cinch-Eingang, der auf dem Bild zuvor fehlt

Was geht vorn ab? Hier findet praktisch jeder Kopfhörer Platz. TRS Unbalanced, XLR-Balanced, Pentaconn Balanced

Das Angebot an Anschlüssen ist sehr üppig: XLR/Cinch Ein- und Ausgänge, drei verschiedene Headphone-Outs vorn, hinzu kommen verschiedene digitale Spielarten (optisch, koaxial, USB-B). Wer jedes Anschluss-Detail wissen möchte: Hier geht es zur Website des Herstellers

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Klang

Interessant: Wir haben bewusst zuerst eine preislich bodenständige Kette aufgebaut, um zu überprüfen, ob man auch hier schon einen Benefit erkennen kann, wenn der Precision DAC als Vorstufe und D/A-Konverter aktiv ist. Denn wenn dann schon eine erkennbare Steigerung möglich ist, kann man sich vorstellen, wie wirksam der Fidelice agiert. Später haben wir auch noch eine Obere Mittelklasse/Oberklasse- Endstufe und einen sehr guten Kopfhörer mit dem Fidelice verbunden. 

CXN V2

Audiolab 6000 A Play

Zunächst wurde der Cambridge Netzwerkplayer CXN V2 per koaxialem Digitalkabel an den Fidelice angeschlossen. Und bezüglich der Endstufen haben wir folgendes gemacht: Der sehr preiswerte, aber überragende Audiolab 6000 A Play kann auch als reine Endstufe verwendet werden. Hierzu gibt es den "Power" Cinch-Eingang, hier schließt man ein Cinchkabel (Stereo R/L) an, und an dieses wiederum an der Seite der Vorstufe den Fidelice. 

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Nun zu den Eindrücken. Bereits bei qualitativ schlechtem Material, das wir von Spotify zuspielen, sind - was erstaunlich ist und manch einer bestimmt nicht glauben möchte - Klangsteigerungen möglich. Bei "L'Amour Toujours" von Gigi D'Agostino ist der Bassbereich deutlich klarer umrissen, der Klang wirkt geordneter, dynamischer, direkter. Auch bei "I'm Still Standing" von Elton John der identische Eindruck: Mehr Lebendigkeit, mehr Charisma, mehr Details. Und "Natural" von den Imagine Dragons hat plötzlich mehr Kraft, mehr Substanz und eine hörbar genauere Stimmwiedergabe. 

Des Weiteren haben wir unsere MacBook Pro über USB-B mit dem Fidelice verbunden. Bei Tidal HiFi-Material in CD-Qualität haben wir ebenfalls einen sogar deutlichen Sprung wahrgenommen: Bei "Caruso", gesungen von Jonas Kaufmann, waren plötzlich Konturen in einer Klarheit zu vernehmen, die wir bislang nicht kannten. Sehr lebendig ertönen vor allem die Streicher, enorm filigran - dass sich der Fidelice in diesem "Team" so gut schlägt, hätten wir nie gedacht.  Bei "Land Of Confusion" in der Cover-Version von Disturbed gibt es die nächste Überraschung. Mal was ganz anderes, mit mehr Wucht, Nachdruck - auch hier überzeugt der Fidelice. Er bringt schlichtweg deutlich mehr Übersicht ins musikalische Geschehen, sortiert mit extremer Impulstreue alle musikalischen Ebenen und bietet mit seinem neutralen, nie zu spitzen Sound ein Hörerlebnis, wie man es nur selten erleben darf.

MM8077

Hochwertiger Aufbau

Nun ersetzen wir den Audiolab durch die Fünfkanal-Endstufe Marantz MM8077, die auch im Stereoeinsatz hervorragend agiert. Sehr kräftig, sehr angenehm, räumlich sehr dicht (UVP 1.999 EUR). Bei "Caruso" und "Land Of Confusion" macht sich der Wechsel zur Marantz-Endstufe durch mehr Gelassenheit, Luftigkeit und eine erhöhte akustische Sensibilität direkt bemerkbar. Aber - dass sich der gerade 1.000 EUR kostende Audiolab als Endstufe so gut macht, ist sehr beachtlich. Wir bleiben trotzdem bei der MM8077 und hören weiter in zahlreiche Titel hinein. 

Welche Lautsprecher durften ihre Qualitäten unter Beweis stellen?

Canton Vento 896.2

AperionAudio Verus III Grand Tower

Zum einen die Canton Vento 896.2 (1.704 EUR/Stück) und zum anderen eine der großen Überraschungen im Testjahr, die Aperion Audio Verus III Grand Tower. Hier kostet das Paar lediglich gut 2.400 EUR. Generell ist der Gewinn an Klarheit, Detailreichtum, Souveränität und Gesamtpräzision schon bei den Grand Tower gut heraushörbar. Besonders in Kombination mit der Marantz MM8077. Mehr Finesse und eine noch höhere Plastizität ist dann vorhanden, wenn man die Canton mit dem MM8077 zusammen arbeiten lässt. Canton plus Audiolab ergibt auch ein Benefit, gerade bei höherem Pegel aber ist die MM8077 die noch bessere Option.

Von unserem Tidal-Interface kommt jetzt Schwungvolles: "All Day And Night" von Jax Jones & Martin Solveig. Der Club-Kracher, der sich wegen des Corona-Frühlings 2020 gar nicht so im eigentlichen Revier entfalten konnte, wird extrem klar, mit präzisen Konturen und einer praktisch frei im Raum stehenden Stimme, präsentiert. Auch bei "Stars" von VIZE der identische Eindruck: Authentisch, direkt, im Bassbereich ungemein exakt, ohne aber zu schmal und analytisch aufzutreten: Die Abstimmung des Fidelice ist richtig gut gelungen. 

Ganz anders geartet ist der folgende Titel: "The Look Of Love" von Diana Krall in Tidal HiFi-Qualität. Mit sauberen Konturen, und dem typischen Rauchigen" in Dianas Stimme überzeugt die Wiedergabe ein weiteres Mal ohne Einschränkung. Vor allem diese detailreiche, stets zugleich sehr homogene Auslegung des Fidelice legt nahe, dass hier erfahrene Könner in der Entwicklung am Werk waren. 

Auch Hi-Res-Material vom Notebook in Flac 192 kHz/24-Bit klingt grandios, so z.B. "Basil" von Mark Knopfler (auf dem Notebook als Software-Player installiert: Audirvana): Die akustische Gitarre wirkt ungemein plastisch, wie greifbar - absolut verblüffend aber ist der Effekt, als Mark die Stimme erhebt: Was hier plötzlich an Charisma und Kontur aufblüht, das ist nur schwer vorstellbar, hat man es nicht selbst erlebt. Der gesamte Aufbau des Tracks wirkt so fein, so exakt dosiert, und auch kleine Impulse werden sofort dargestellt. Bei "Flowers Of Sendai" (Jan Lundgren Trio, Flac 96/24) taucht man tief in die Piano-Klänge direkt ab Beginn ein. Die Anschlagdynamik der Tasten, die kleinen dyamnischen Differenzen, die Tonfarbe: Alles wird vom Precision DAC exzellent aufbereitet. So ist man in der Lage, das virtuose Spiel voll auf sich wirken zu lassen. 

Byerdynamic Tesla T5 (3. Generation)

Natürlich ist der Fidelice auch Kopfhörerverstärker. Wir haben den Beyerdynamic T5 in der dritten Generation (1.000 EUR) verwendet. Und hörten "Basil" ein weiteres Mal diesmal über Kopfhörer: Wie fein, wie räumlich dicht und wie lebendig die Wiedergabe erfolgte, war sensationell. Bei "Nessun Dorma" (Flac 96 kHz/24-Bit), gesungen von Jonas Kaufmann, entlockt der Fidelice Precision DAC dem Beyerdynamic absolute Spitzenleistungen. Ganz gleich, ob es um die vokalen Konturen geht, oder aber um den Gesang des Chors: Überall brillieren Transparenz, Konturenschärfe, Homogenität und Dynamikumfang. Schnelle Tracks gehen auch leicht von der Hand: "How Far Can We Go" spielen wir übers Spotity-Interface vom Notebook zu. Der Bass ist straff und kräftig, die Räumlichkeit famos. Der Beyerdynamic spielt in dieser Kette seine Qualitäten ebenfalls überragend aus, sein lebendiges, zugleich harmonisches Wesen genauso wie die Fähigkeit, Dynamiksprünge aller Art in der Manier eines echten Champions zu managen.

Fazit

Mit hoher Verarbeitungsqualität, erstklassigem technischem Aufbau und flexiblen Verwendungsmöglichkeiten setzt der Rupert Neve Designs Fidelice DAC/Vorverstärker/Kopfhörerverstärker Akzente. Die Optik mag nicht jedem gefallen, besitzt aber einen enorm hohen Wiedererkennungswert. Die verbaute Technik ist exquisit, das merkt man akustisch: Der Fidelice agiert mit feinster Detaillierung, enormer Klarheit und einer unerschütterlichen Souveränität. Selbst dann, wenn man günstigere Komponenten in der Kette verwendet, die unter dem Preislevel des Fidelice sind, veredelt die Rupert Neve-Komponente nachhaltig die Akustik. Allerdings ist der Spaß extrem teuer.

Extrem hochwertiges Multitalent: Der akustisch brillante Rupert Neve Fidelice Precision DAC ist flexibel und akustisch brillant

DAC/Vorverstärker/Kopfhörerverstärker Luxusklasse
Test 22. Dezember 2020

 

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Philipp Kind
Datum: 22. Dezember 2020

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