TEST: Cambridge Audio Stereo-Vollverstärker CXA61

Für 899 EUR zu haben ist der Cambridge Audio CXA61. Den größeren CXA81 hatten wir bereits im Test und waren sehr erfreut vom hohen Leistungspotential des schicken Briten. Optisch sehen sich die beiden Verstärker zum Verwechseln ähnlich, und wir möchten in diesem Test der Frage nachgehen, ob es auch das kleinere Modell tut oder ob es mehr Sinn macht, gleich zum CXA81 zu greifen. Mit 1.199 EUR ist der "große Bruder" 300 EUR teurer, viel Geld für manchen Stereo-Liebhaber, das man auch anders investieren könnte, zum Beispiel in einen Streamer oder CD-Player. 

Ausgestattet ist auch der CXA61 ansprechend. Er realisiert mit seinem analogen Class AV-Verstärker 60 Watt pro Kanal und ist, so verspricht der Hersteller, mit einem besonders hochwertigen D/A-Konverter ausgestattet. Integriert ist zudem ein Bluetooth-Empfangsmodul mit aptX HD. Es finden sich vier Cinch-Eingänge, zwei optische Digitaleingänge, ein koaxialer Digitaleingang und auch ein USB-B-Terminal, das bis zu 32-Bit/384 kHz/PCM beziehungsweise bis zu DSD256 verarbeiten kann. Somit ist es möglich, PC, Mac, Notebook etc. direkt mittels USB zu verbinden und den CXA61 sozusagen als externe Soundkarte zu verwenden. Praktischerweise ist der Cambridge Audio Vollverstärker auch mit einem Pre-Out zum Anschluss eines aktiven Subwoofers ausgestattet, sodass man z.B. in Verbindung mit kompakteren Regallautsprechern ein 2.1 Setup mit vergleichsweise geringem Platzbedarf aufbauen kann.

Front-Ansicht

Es gibt ergänzend sehr kompakte, zugleich aber ungewöhnlich leistungsfähige aktive Subwoofer. Weiter bietet der CXA61 hinten eine RS232 Schnittstelle, Trigger In/Out und eine Pre-Out, wenn man nur die Vorverstärker-Abteilung in Verbindung mit einer externen Endstufe verwenden möchte. Kritik gibt es für die Abwesenheit eines dedizierten Phonoeingangs. Plattenfreunde müssen hier einen Phono-Vorverstärker verwenden, und siehe da, ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt: Cambridge Audio hat hier ein passendes Portfolio: Den Duo als MM/MC-Vorverstärker für 299 EUR und den Solo als reinen MM Phono-Vorverstärker für 199 EUR. Das größere Modell dient gleichzeitig noch als Kopfhörer-Verstärker. An den CXA61 kann man natürlich auf der Front auch einen Kopfhörer anschließen, und zwar an einen kleinen 3,5 mm Miniklinkeneingang. Dieses Anschlussformat steht auf der Vorderseite noch ein zweites Mal zur Verfügung, um ältere mobile Musicplayer mit dem CXA61 zu verbinden. 

Bereich links vorne in "Lunar Grey"

Bedienelemente

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Lautstärke-Drehregler

Kommen wir zur Verarbeitung des CXA61, der im schicken "Lunar Grey" gehalten ist. Hier treffen sich überwiegend Licht und auch etwas Schatten. Das gesamte Gehäuse wirkt ungemein vertrauenserweckend und solide. Die Gerätefront ist sehr gut eingepasst, die Spaltmaße fallen äußerst gering und zudem gleichbleibend aus. Vom Material her besteht sie leider aus Kunststoff, der sich zugegebenermaßen aber durchaus hochwertig anfühlt und auch so aussieht. Der Lautstärkeregler ist zwar nicht gerastert, aber insgesamt tadellos geführt, obwohl er kompakter ist als manches Bauteil der Konkurrenz, liegt er prima in der Hand und erweist sich als haptisch angenehm.

Sehr saubere Materialübergänge

Hochwertiges Finish und ein schicker optischer Chrom-Akzent am Lautstärkeregler

Ansicht von oben

Seitliche Ansicht

Optisch attraktiver und bedientechnisch sinnvoller hätten wir ein echtes Display gefunden, so zeigen verschiedene leuchtende LEDs z.B. den gewählten Eingang und das aktive Lautsprecher-Paar (LS-Anschlüsse A und B vorhanden) an. Aber gut, Mängel sind das keine. Auch im Inneren gibt sich der attraktive CXA61 keine Blöße, mit einem großen Ringkerntransformator und einem sorgsamen Aufbau bietet er ein Maximum für seine Preisklasse. Dass er auf einen edlen ESS DAC setzt (ESS Sabre ES9010K2M), legt die Vermutung nahe, dass er in hervorragende Qualität digitale in analoge Signale wandelt. Nach viel Licht nun zum Schatten. Die sehr einfachen Lautsprecherkabel-Schraubanschlüsse finden nicht unsere Zustimmung. Hinzu kommen die sehr schlichten Standfüße des CXA61. Einen soliden, optisch klassischen Eindruck hinterlässt die Fernbedienung. Die einzelnen Tasten sind gummiert, und auch das gar nicht einmal so niedrige Gewicht dokumentiert, dass man an dieser Stelle sehr zufrieden kann. Bedenkt man, was manchmal für billige IR-Controller beiliegen, muss man hier keine Kritik üben - wenngleich eine Beleuchtung zumindest für die wichtigsten Tasten schon attraktiv wäre. Um noch zum Schluss noch etwas auf Minimal-Level zu "motzen": der Motor für die Lautstärkeregelung ist relativ laut. 

Rückseite

Analoge und digitale Anschlüsse

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Lautsprecher-Terminals und Trigger/Control Ein-/Ausgänge

Lautsprecheranschlüsse im Detail

Das Handling des CXA61 gibt keine Rätsel auf. Mittels der schon erwähnten Systemfernbedienung kann man auch andere Komponenten aus der CX-Serie steuern, so CXN Netzwerkplayer und CXC CD-Spieler - Cambridge Audio baut hier eine Remote und legt sie allen CX-Komponenten bei Die Fernbedienung ist klar in verschiedene Bereiche, die eindeutig gekennzeichnet sind, gegliedert - für jedes Device. Der CXn Netzwerkplayer hat ebenso seine "Abteilung" wie der CXC CD-Spieler. So stellt sie ein fast perfektes Tool zur Steuerung dar, viel einfacher geht es nicht mehr. Dadurch, dass sie auch noch eine nahezu optimale Größe hat, kann man mit dem Bedienkomfort sehr zufrieden sein. Die direkte Wahl des gewünschten Eingangs ist natürlich ebenfalls möglich.  Mit einem "A" sind folgerichtig die analogen, mit einem "D" die digitalen Eingänge gekennzeichnet. Wer im Übrigen Klangregler sucht: Die gibt es bei diesem recht puristischen Konzept nicht. 

Unterseite mit sichtbarer Trafo-Verschraubung

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Innenleben

Ringkerntransformator

Große Kühlkörper und 4.700 µF-Elkos

Lautstärkeregelung

Wenden wir uns nun dem Abschnitt zu: Was bekomme ich beim CXA81 für 300 EUR mehr?

  • XLR-Buchsen (Eingänge)
  • 80 anstatt 60 Watt an 8 Ohm
  • Anderer DAC: ESS Sabre ES9016K2M anstatt ES9010K2M

Das sind die wichtigsten Punkte, bessere Lautsprecherkabel-Anschlüsse oder einen dedizierten Phonoeingang hat auch der CXA81 nicht. 

Klang

Der legendäre 007-Titelsong "Goldfinger" (in einer instrumentalen Version von der SACD "James Bond Themes - The Royal Philharmonic Orchestra) wird mit viel Gefühl wiedergegeben. Der CXA61 bringt hier die praktisch identische Auslegung zum CXA81 mit, der allerdings im Hörraum über 25 Quadratmeter bei hohem Pegel gelassener und souveräner auftritt. Ansonsten liefert auch das kleinere Modell eine prima Leistung ab: Die Blechbläser und auch die Streicher gehen eine harmonischer Verbindung ein, ohne es aber an Dynamik fehlen zu lassen. Unten herum ist durchaus ein solides Fundament vorhanden - wer hier noch deutlich mehr möchte, muss auch tiefer ins Portemonnaie greifen. Dynamische Unterschiede arbeitet der CXA61 tadellos heraus, z.B. gegen Ende des Titels.

Hören wir uns noch "You Only Live Twice" an. Der recht ruhige, gefühlvolle Track bereitet dem britischen Vollverstärker ebenfalls keine Schwierigkeiten. Er schafft es, mit einem guten Detailreichtum zu glänzen, und überzeugt ein weiteres Mal mit der homogenen, klaren Darstellung, mit präzisen Konturen und einem angenehmen, aber zugleich nicht bedeckten Hochtontobereich. So kann man auch über mehrere Stunden entspannt hören, hat aber zugleich die Chance, sich auch Einzelheiten innerhalb des Stücks zu widmen. 

Bei Eva Cassidys "Ain't No Sunshine" gefällt uns der CXA61 gleich von Anfang an erneut mit seiner Fähigkeit, sauber zu detaillieren - die Gitarre ertönt daher facettenreich und realistisch. Als Eva ihre Stimme erhebt, sticht heraus, wie gut der Cambridge Audio Verstärker in der Lage ist, die vokalen von den instrumentalen Anteilen zu trennen. Auch die Feindynamik innerhalb der vokalen Darbietung fällt überzeugend aus. Der CXA61 scheint gerade solche differenzierte Musik zu schätzen, denn er geht schon fast virtuos damit um. Auch das Piano wirkt authentisch, die Anschlagdynamik kommt sogar ansatzweise heraus. 

Hans Zimmers "Wheel Of Fortune" geht vom Stil her in eine ganz andere Richtung, aber auch hier wirft der Brite all seine Talente in die Waagschale. Hier gelingt ihm die Gestaltung des Spannungsbogens innerhalb des Stücks sehr überzeugend, man taucht tief in den Titel ein, die Räumlichkeit, gerade auch im Hinblick auf die räumliche Tiefe, ist hervorragend. Der CXA61 schafft es, die verschiedenen musikalischen Ebenen mit einer klar erkennbaren Struktur zu präsentieren - und er verliert auch bei gehobenem Pegel nicht den Überblick. Wie schon zuvor herausgehört, gibt der Verstärker jedem Instrument die passende Kontur und arbeitet dynamische Unterschiede impulstreu heraus. 

Wir setzen mit "The Howling" von Within Temptation unsere Testreihen fort. Wie schlägt sich der CXA61 bei diesem kraftvollen Track? Erst der kurze, sanfte Anfang, dann der große, gewaltige Dynamiksprung, die bewusst aggressiven vokalen Einsätze von Sharon den Adel - die durchaus explosive Mischung liegt dem Cambridge Audio-Vollverstärker, denn er unterstützt alles mit einem kraftvollen, aber immer klar aufgebauten Fundament. Man merkt, dass er eine unglaublich weite dynamische Range aufweist - und dass diese mit einer ausgezeichneten Impulstreue verbunden wird. Tonal immer angenehm, ohne dass die klare Ausrichtung des Titels unterschlagen wird: Was die Auslegung angeht, haben die Ingenieure von der Insel alles richtig gemacht. 

Der Klassiker "Insomnia" in der Originalversion aus den 90er Jahren: Wieder eine Kombination, die richtig gut zum Cambridge Audio CXA61 passt. Er modelliert den Anfang klar heraus, und der gesamte Aufbau setzt Akzente durch Struktur und räumliche Tiefe. Der Bass hat Punch und ist recht präzise. Wieder schafft es der Verstärker, durch die Mischung aus Homogenität und Lebendigkeit eine Brücke zu bauen, die für einen umfassenden, kontrollierten Klang sorgt. Die vokalen Parts sind überragend eingearbeitet, mit einer sehr guten Verständlichkeit der Stimme. Die räumliche Reichweite der Synthesizer-Effekte verdient Lob, zumal sich der Klang auch gut vom Lautsprecher (zur Verwendung kamen die Canton Vento 886 DC) löst. 

Konkurrenzvergleich

Cambridge Audio CXA81: Der 300 EUR teurere große Bruder wirkt noch gelassener und souveräner. Die Leistungsentfaltung erscheint freier, etwas weitläufiger. Der CXA61 ist aber gerade im kleineren bis mittelgroßen Hörraum kaum schlechter und daher eine gute Alternative.

NAD C368: Ohne das aufpreispflichtige BluOS-Modul kostet der extrem leistungsfähige NAD knapp 950 EUR und erweist sich ausgezeichnet ausgestattete, pegelfeste Stereo-Kommandozentrale. Das große Display auf der Front punktet mit tadelloser Auflösung. Neben dem optionalen BluOS-Modul gibt es auch ein ebenfalls optional erhältliches HDMI-Modul. Eine sehr gute Idee von NAD, dem User diese Möglichkeiten zur erweiterten Ausstattung an die Hand zu geben. 

Denon DRA-800: Der Stereo-Receiver mit Heos-Modul, DAB/DAB+ Tuner und HDMI-Anschlusssektion erweist sich als wahres Universaltalent mit Top-Ausstattung zum kleinen Preis. Aktuell liegt der gut verarbeitete und ordentlich aufgebaute DRS-800 laut Marktanalyse bei knapp 600 EUR. Akustisch gefällt uns der CXA61 besser, er klingt verbindlicher und löst zugleich noch besser auf. Dafür gibt es beim Denon besonders viel Ausstattung und Gebrauchswert fürs Geld. 

Fazit

Cambridge Audio CXA61

Mit dem CXA61 bringt Cambridge Audio einen sehr angenehm und trotzdem lebendig ausgelegten Stereovollverstärker zum Kunden, der mit einer soliden Verarbeitung und einem ordentlichen Aufbau innen Punkte sammeln kann. Top auch der USB-DAC und das Bluetooth-Modul. Weniger begeistert sind wir von der fehlenden Klangregelung und den sehr einfachen Lautsprecherkabel-Anschlussterminals.

Solider, akustisch harmonischer, zugleich aber lebendig antretender Stereoverstärker in schicker Optik

Stereo-Vollverstärker bis 1.000 EUR
Test 22. März 2021

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Philipp Kind
Datum: 22. März 2021


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