TEST: AperionAudio Novus T5 Tower - schlank, elegant und aufwändig konstruiert. Erfolgsaussichten für den Newcomer auf dem deutschen Markt?

Für 1.398 EUR Paarpreis gibt es bei HiFi Pilot nun den AperionAudio Novus T5 Tower. Die sehr schlanken Zweiwege-Standboxen besitzen einen 25 mm Kalottenhochtöner mit Membran aus deutscher Naturseide, zwei 135 mm Aramid-Gewebe-Tieftöner mit großem Hub sowie eine sehr saubere, edle Optik. Fünf Jahre Herstellergarantie sprechen für das Vertrauen von AperionAudio in seinen Produkte. Zunächst einmal einige Worte zu AperionAudio.

Als erster Lautsprecher-Direktvertrieb in den USA begann AperionAudio schon vor 20 Jahren, nämlich 1999, mit der Fertigung hochwertiger Hifi-Produkte. Von Beginn an folgte die Philiosophie einem einfachen Grundsatz : Hohes Investment in Forschung und Entwicklung sowie in die Produktkomponenten. Das organisatorisch schlanke Direktvertriebskonzept ermöglicht es, wie man es z.B. auch von Teufel oder Nubert kennt, Lautsprecher mit einem besonders Preis-Leistungsverhältnis anzubieten.

Doch auch technologisch möchte man einiges bieten. AperionAudio zeigt sich hier immer wieder als Innovator und nicht als Anbieter von Me Too-Produkten. Als Beispiel dient der patentierte ASR-Hochtöner (Axially Stabilized Radiator), welcher in der dritten Generation der Verus Serie, zum Beispiel in der Verus III Grand Tower, zum Einsatz kommt. Auch der Super-Tweeter, welcher laut AperionAudio einen enormen Gewinn an Bühnenbreite- und tiefe ermöglicht, entstammt den Labors in Portland (Oregon).

Im Laufe der Firmengeschichte hat AperionAudio zahlreiche hochwertig konstruierte Lautsprecher und Subwoofer auf den Markt gebracht. So erwarb man sich in den USA bereits früh den Ruf, erstklassige Produkte mit Top-Technik und besonders Preis-Leistungsverhältnis anzubieten. Nun steht mit der Expansion nach Europa ein weiterer wichtiger Schritt in der Firmengeschichte an. Hier geht es zur Übersicht von AperionAudio bei HiFi-Pilot

Anlässlich der Markteinführung von AperionAudio in Deutschland gibt es überdies eine einmalige Sonderaktion. Für einen Zeitraum von 20 Tagen gibt es 20% auf sämtliche Produkte von AperionAudio im Online-Shop von HifiPilot. Die Aktion geht noch bis zum 25. September 2019

"Cleane" Rückseite, die schlitzförmige Bassreflex-Öffnung befindet sich vorn

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Der T5 Tower ist das Flaggschiff der Novus-Serie.  Des Weiteren gibt es noch den AperionAudio Novus C5 Center für 499 EUR/Stück und die AperionAudio Novus B5 Bookshelfs

Kalottenhochtöner

Einer der beiden Tiefmitteltöner

Alle Lautsprecher der Novus-Serie gibt es wahlweise in weißer oder schwarzer, jeweils seidenmatter Ausführung. Unsere Testkandidaten sind in der weißen Ausführung in der Redaktion eingetroffen und wirken ziemlich edel. Die beiden 135 mm messenden Tiefmitteltöner umfassen den Hochtöner, demnach eine D'Apollito-Anordnung. Alle Chassis sind ohne sichtbare Schrauben in die Front des akkurat lackierten Unibody-Gehäuses eingelassen.

Kantenverarbeitung

Schlitzförmige Bassreflex-Öffnung

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Auffällig ist die schlitzförmige Bassreflex-Öffnung, die man durchaus auch als stilistisches und nicht nur als rein technisches Merkmal betrachten kann. Die Ecken des Gehäuses sind gerundet und bieten nicht einmal im Ansatz Verletzungsgefahr beim Aufstellen. Die ordentlich mit Akustikstoff bezogenen magnetisch haftenden Lautsprecherschutzgitter passen zu unserem bisherigen Eindruck. Die Gitter sind allerdings immer schwarz, auch, wenn man die weiße Gehäuseausführung bestellt. Unter den Boxen ist ein schicker Standfuß, der für einen recht sicheren Stand sorgt. "Recht sicher" deshalb, weil der Standfuß nicht besonders breit ist und kaum über das eigentliche Gehäuse herausragt. 

Standfuß von vorn

Und von hinten

Der Novus-Tower kann Frequenzen zwischen 36 Hz und 30 kHz wiedergeben und besitzt einen Wirkungsgrad von 88 dB (2,83V/1m). Die Tower wiegen pro Stück 12,3 kg und sind 200 mm breit, 950 mm hoch und 270 mm tief (inklusive Standfüßen). 

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Anpassbarer Hochtonbereich: Mit Brücke neutral (0 dB), nimmt man die Brücke heraus, kann man in akustisch zu lebendigen Räumen auf - 3dB gehen

Es gibt nur Single-Wiring-Terminals, dafür kann man den Hochtonbereich entweder in neutraler Stellung oder mit einer Absenkung um - 3dB betreiben. 

Klang

Der Trance-Klassiker "The Power Of American Natives" zeigt gleich, wohin die Reise geht: Die Novum-Tower schieben enorm an und bieten im Bassbereich eine Performance, die man den schlanken, zierlich wirkenden Boxen nicht zugetraut hätte. Selbst dann, wenn ein großer Denon AVC-X8500H (imm Stereomodus) als Kraftquelle dient, fühlen sich die beiden US-Lautsprecher nicht überfordert, im Gegenteil: Mit schlappen Stereo-Verstärkern der Einsteigerklasse wird hier nicht viel laufen, die AperionAudio-Tower brauchen Leistung, um ihr Können zu entfalten. Dann aber läuft es: Der Kickbass ist unbarmherzig hart, die Trennung aller akustischen Elemente funktioniert auch bei hohem Pegel noch ohne Kompromisse. Die gebotene Dynamik ist exzellent, selbst bei diesem von Spotify zugespielten Material. 

Und wir bleiben in den 90ern - diesmal schießt der "Anthem Nr. 2" von Floorfilla aus Frankreich durch den Hörraum (DJ Cerla Floorfiller Radio Mix). Und wie! Man kann den Denon locker weit aufdrehen, die beiden schlanken US-Schallwandler parieren die Kraftausbrüche des unerbittlichen Denon souverän und schieben Bass-Salven durch den Hörraum, dass man sich nur erstaunt die Augen reiben kann. Das, was an Grobdynamik und Basskraft geboten wird, das ist weit mehr als ein Achtungserfolg - die AperionAudio Novus T5 Tower setzen sich hier klar ganz oben in der Klassenspitze fest. 

Weil es so schön ist, schieben wir noch einen dritten 90er Jahre Dance-Hit nach - und sofort, schon nach den ersten Sekunden von "Da Beat Goes" (Red 5) wird klar: Die Basskraft dieser kleinen Tower ist unfassbar. Hier müssen sich selbst kleine Klipsch-Standboxen anstrengen, um einen ähnlich harten, unnachgiebigen Bass anbieten zu können. Und erst diese Dynamik! Grandios, welche Lebendigkeit entfaltet wird, auch hier setzen die Tower in Relation zu Preis und Abmessungen Maßstäbe. Und das Ganze artet nie in ein lautes, undifferenziertes Gehämmer aus, sondern bleibt auch bei hohem Pegel klar und souverän. Wer die Boxen in einem akustisch lebendigen raum aufgestellt hat, der kann den Pegel im Hochtonbereich um 3 dB absenken, in normalen Hörräumen gefällt aber die spitzige, frische Auslegung in neutraler Stellung.

Nun hören wir einige Tidal Master-Stücke und starten hier mit "Shallow" von Bradley Cooper und Lady Gaga. Auch hier wieder eine exzellente Vorstellung: Beide Stimmen ertönen mit sauberen Konturen und mit einer charismatischen Ausprägung, die man nur lobend erwähnen kann. Ohne Zweifel überragend ist der Tiefgang, aber auch die Gruppenlaufzeiten bieten keinen Anlass zur Kritik - die Bässe treffen synchron zum akustischen Rest ein, das Klangbild wirkt dadurch auch kultiviert sowie homogen.

"No More" von Disturbed stellt durchaus beträchtliche Anforderungen an die Lautsprecher - sehr schnell, gewollt aggressiv, und mit hartem Bass. Die Novus T5 Tower managen die Wiedergabe gelassen, beeindrucken auch hier wieder mit der hohen Dynamik. Trotz der spritzigen, natürlichen Auslegung vermeiden es die Tower geschickt, zu harsch aufzutreten. Sehr weitläufig ist zudem das räumliche Gefühl, so dass der Live-Charakter des Stücks sich gut entfalten kann. 

Direkt aus Woodstick schwebt "Proud Mary" von Creedance Clearwater Revival bei uns ein. Trotz Tidal Master-Qualität ist die Aufnahme nicht eben auf akustischem Referenzniveau, sondern wirkt gerade im Hochtonbereich etwas fade. Die schmucken US-Boxen lassen das beinahe vergessen - sie spielen dynamisch auf, würzen alles mit einem treffsicheren und standfesten Bass, der erneut mit einem beachtlichen Volumen zu gefallen weiß, und durch die homogene Wiedergabe erscheint die gesamte Akustik als sehr angenehm.

"Lover" von Tailor Swift beweist ein weiteres Mal das Können der Novus T5. Der Bass, der sich homogen und mit Nachdruck im Hörraum ausbreitet, trennt sich akkurat von Taylors Stimme, die wiederum mit klaren, feinen Konturen präsentiert wird. Nur bei hohem Pegel leidet die Trennung der Stimme von den anderen akustischen Anteilen etwas. Die Tempo-Wechsel im Stück bereiten den impulstreu agierenden Schallwandlern keinerlei Schwierigkeiten.  Fast noch besser gefällt uns "The Man", aus dem selben Album (Lover) von Taylor Swift. Kraftvoll, aber zugleich enorm präzise, ertönt der Bass, die Bassschläge schwingen nicht störend nach, sondern werden dank der steifen, exakt auslenkenden Membrane genau auf den Punkt dargestellt. 

Das erste Allegro aus Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Köchelverzeichnis 466, in D Moll, soll nun zeigen, ob die AperionAudio-Lautsprecher bei klassischen Stücken vielleicht erstmals Schwächen offenbaren - doch weit gefehlt: Das Differenzierungsvermögen ist, bedingt durch die ausgezeichnete Auflösung über den gesamten Frequenzbereich, sehr ausgeprägt. Klar, teurere Boxen leisten hier hörbar mehr, ebenso, was die gebotene räumliche Tiefe angeht. Aber für knapp 1400 EUR Paarpreis, da kann man schon begeistert sein. Mit der feinen Wiedergabe von Klavier und den Streichern verdeutlichen die beiden schlanken Lautsprecher, dass auch der preis-/leistungsbewusste Klassik-Freund hier zuschlagen kann. 

Insgesamt beeindrucken uns die AperionAudio Novus T5 Tower durch folgende Eigenschaften:

  • Enorme Pegelfestigkeit und dadurch auch enorme Souveränität, auch bei Stücken, die hohe Anforderungen stellen (z.B. massiver Bass oder überdurchschnittlich viele musikalische Ebenen)
  • Exzellente Grobdynamik. Hier lassen sich die Tower kaum etwas vormachen. So lebendig und dynamisch, wie sie agieren, muss man schlichtweg zuhören - solche Worte findet man bei so preiswerten Boxen selten.
  • Sehr gute Feindynamik. Für die Preisklassen werden kleine dynamische Differenzen prima herausgearbeitet. Natürlich geht noch deutlich mehr, aber nur schwer in dieser Preisliga.
  • Authentische Räumlichkeit. Die gebotene Räumlichkeit passt genau - weder unnatürlich übertrieben, noch so schlank wie die beiden Tower-Boxen.

Man sollte die AperionAudio-Lautsprecher aber mit einem kräftigen Verstärker betreiben, sie können Leistung durchaus vertragen, und nur dann, wenn richtig Power anliegt, können die beiden Schallwandler ihr Können voll entfalten. Dank der Tatsache, dass die schlitzförmige Bassreflex-Öffnung (die übrigens praktisch keine Strömungsgeräusche erzeugt) auf der Front untergebracht ist, kann man die Boxen auch wandnah aufstellen. 

Konkurrenzvergleich

Quadral Chromium Style 6: Optisch ebenfalls schick, mit Bändchenhochtöner und viel akustischem Talent gerade für klassische Musik: Die Chromium Style 6 ist immer noch eine Empfehlung Wert, gibt sich aber etwas zurückhaltender als die AperionAudio, die besonders dynamisch auftritt. 

Wer anstatt Standlautsprechern lieber größere Regallautsprecher aufstellt, für den hat Saxx eine tolle Alternative: Die erstklassig verarbeiteten clubSOUND CLX-3 für 599 EUR/Stück. Im Gegensatz zu den AperionAudio-Towers sind die clubSOUND-Boxen in hochglänzender Ausführung lieferbar. Hochwertige Chassis inklusive Bändchenhochtöner sorgen für einen präzisen, zugleich aber fesselnden Klang. Pegelfest und räumlich dicht aufspielend, gehören sie zum Besten, was man fürs Geld kaufen kann. 

Groß und günstig präsentieren uns die Klipsch R-820F. Sie spielt enorm kräftig auf und überzeugt durch den hohen Wirkungsgrad. Auch die dichte Räumlichkeit gefällt uns gut. Selbst, was die Detaillierung angeht, enttäuscht die R-820F nicht. Die AperionAudio wirkt modischer und edler, aber auf solche Attribute wird bei den klassischen "Holzboxen" von Klipsch weniger Wert gelegt. Da erstaunt es, dass die schlanke Novus T5 bei Pegelfestigkeit und Basskraft sogar in die Nähe der deutlich größeren R-820F kommt und darüber hinaus mit ihrem direkten, kultivierten Klang begeistert. 

Fazit

Volltreffer aus den USA: Für einen schmalen Kaufpreis von knapp 1.400 EUR fürs Paar brillieren die AperionAudio Novus T5 Tower nicht nur mit schmucker Optik und feiner Verarbeitung, sondern vor allem durch eine akustische Gewalt, die man den zierlichen Säulen kaum zugetraut hätte. Toller Tiefgang für das recht bescheidende Gehäusevolumen, viel Struktur und auf den Punkt gebrachte Härte im Bassbereich, gepaart mit einer erstklassigen Gesamtdynamik und einer sauberen Stimmwiedergabe: Dass AperionAudio hierzulande niemand kennt, lag bislang daran, dass es keinen Vertrieb gab. Da sich das aber nun geändert hat, werden Boxenkäufer, die ihr Glück mit dem Erwerb des Novus T5 Tower probieren, für ihren Mut belohnt - denn auf Anhieb kann die US-Box an der Klassenspitze mitspielen.

Da stimmt alles: Preis, Verarbeitung und erst recht der exzellente Klang

Standlautsprecher Mittelklasse
Test 09. September 2019

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 09. September 2019

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