TEST: Nubert nuPro A-700 - Maßstab der DSP-Aktivlautsprecher?
Direkt nach der Einführung der erfolgreichen nuPro-Modelle A-100, A-200 und A-300 wurden bereits erste Rufe nach größeren Modellen im Standlautsprecherformat laut. Ob im nuForum, auf Messen wie der High-End in München oder der Kundenhotline des schwäbischen Traditionsherstellers - Es war eindeutig: Größere Modelle müssen her!
Im Grunde genommen hat man bei Nubert diesen Kundenwunsch schon antizipiert: Bereits bei der Entwicklung der voll digitalen Plattform war geplant, zusätzliche Kanäle und stärkere Endstufen einzubinden. Lediglich die Umsetzung dauerte aber dann doch länger als bei den kompakteren Modellen.
Resultat sind nun die Modelle nuPro A-500 und nuPro A-700, von denen das größere Modell bereits Ihren Platz in unserer Redaktion gefunden hat. Der Preis der A-700 liegt bei 1.265 EUR pro Stück.
Großer Standlautsprecher nuPro A-700
Die neuen Standlautsprecher nuPro A-500 und nuPro A-700 von Nubert sollen herausragende akustische Eigenschaften professioneller Studiomonitore zum Bruchteil des Preises und damit ein exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis bieten. Außerdem natürlich an die bisherigen nuPro-Modelle anknüpfen und die Serie nach oben hin abrunden.
Gute Bauteile für passive Frequenzweichen werden immer teurer, im Gegensatz dazu kann DSP-Technik und Leistungselektronik ökonomischer und dabei eleganter hergestellt werden. Früher oder später wird, laut Nubert, die Aktivtechnik das bessere Preis-/Leistungsverhältnis bieten.
Ebenfalls von Vorteil: Aktivboxen können relativ problemlos mit Adaptern drahtlos angesteuert werden. Nubert selbst bietet hier Adapter für AirPlay, Bluetooth, etc. an.
Hochtöner der nuPro A-700
Mitteltöner mit Polypropylen-Membran
Einer der beiden 180mm Tieftöner
Die nuPro A-700 ist als Drei-Wege Lautsprecher konzipiert. Besonders bei hohen Leistungen über 200 Watt ist damit eine sehr saubere und natürliche Wiedergabe gegeben, da die stark beanspruchten Tieftonchassis nicht auch noch den Mitteltonbereich übernehmen müssen. Selbst bei enormem Pegel schafft die A-700 souverän und bleibt dabei differenziert. Der Wechsel von 2-Wege auf 3-Wege hat Nubert nach eigenen Angaben von Anfang an geplant. Die Mitteltontreiber verfügen über ihre eigenen Innengehäuse und einen eigenen Verstärkerkanal.
Die A-700 bietet unter allen nuPro Modellen das größte Gehäusevolumen und die kräftigsten Verstärkermodule. In Breite und Tiefe entspricht sie der A-300 und ist auch mit den sehr präzisen Treibern ebendieses Lautsprechers ausgestattet. Allerdings bieten die Subwoofer-Chassis eine größere Auslenkung und werden von satten 380 Watt befeuert.
Aufwändige DSP-Elektronik und kraftvolle Leistungsendstufen
Im Detail
Anschlüsse, der Subwoofer Out ist auch an den großen A-700 integriert
Service-Eingang und USB
Hochwertige und technisch versierte DSP-Elektronik sowie kräftige Endstufen sind wir bereits von den kleineren nuPro-Modellen gewohnt. Wer sich über die genauere technische Funktionsweise informieren möchte, klickt sich ebenfalls nochmal durch unseren Test der nuPro A-100/A-200/A-300 und dem Subwoofer AW-350. Die Technologie der neuen Standlautsprecher-Modelle basieren selbstverständlich vom Grundsatz her auf den kompakteren Produkten der Serie. Die Endstufe wird direkt aus dem digitalen Signalprozessor angesteuert. Insgesamt stehen vier Digitalverstärkerkanäle zur Verfügung.
Während bei der A-500 die beiden Tieftonkanäle gebrückt und auf die drei 120mm Bass-Chassis wirken, gibt es bei der A-700 für die beiden Basstreiber jeweils einen eigenen Verstärkerkanal, der natürlich vom gleichen Signal gespeist wird. Dank den zusätzlichen und deutlich kräftigeren Leistungsverstärkern für die Basslautsprecher, steht für die Mitteltöner ebenfalls deutlich mehr Leistung zur Verfügung.
Die Fernbedienung ist eine der kleinen Detailverbesserungen im nuPro-Portfolio
Die neue Fernbedienung ist haptisch deutlich angenehmer als die Remote der kompakten nuPros und wirkt insgesamt hochwertiger. Praktisch auch: Die neue Fernbedienung ist mit dem Vorgängermodell technisch kompatibel, kann also auch zur Steuerung von nuPro A-100, nuPro A-200 und nuPro A-300 verwendet werden.
Zudem gibt es Optimierungen bei der Anpassung der unteren Grenzfrequenz und der Analogeingang verfügt neben der automatischen Erkennung unterschiedlicher Pegel jetzt auch einen einschaltbaren, festen Bezugspegel. Seitens der Hardware liefert der USB-Versorgungsausgang nun ausreichend Leistung, um einen Funkempfänger ohne zusätzliches Netzteil zu speisen. Dazu gibt es weitere kleinere Verbesserungen, die möglicherweise auch bei den kompakten Modellen umgesetzt werden. Wann und in welchem Umfang, steht aber noch nicht fest.
Den Modellen nuPro A-500 und nuPro A-700 liegen zudem längere Anschluss- und Verbindungskabel bei, da die Standlautsprecher meist weiter voneinander entfernt stehen.
Solide Verarbeitung der Kanten
Display
Rückseite
Die nuPro A-700 präsentiert sich mit hervorragender Verarbeitungsqualität. Optisch fügt sich der Lautsprecher exzellent in die nuPro-Modellreihe ein und zeigt auch, wie seine kompakteren Geschwister, gerundete Kanten am gesamten Gehäuse. Die Chassis sind, bis auf das vereinzelt auftretende etwas größere Spaltmaß, präzise in die Schallwand integriert und schließen plan mit der Oberfläche ab.
Die Rückseite ist wieder aus Aluminium gefertigt und beherbergt fest sitzende, solide Anschlüsse. Das Lautsprechergitter ist aus einer Kunststoffkonstruktion mit Stoffbespannung gefertigt, dass via Magnet an der Schallwand befestigt ist.
Das Display inklusive der Bedienelemente, die ebenfalls identisch zu den kleineren nuPro-Modellen sind, ist ebenfalls sauber integriert. Allerdings ist die Oberfläche nicht mehr geschliffen. Sicher eine Kleinigkeit, dennoch hat uns die "alte Variante" optisch etwas mehr zugesagt.
Die Menüführung ist identisch bei allen nuPro-Lautsprechern. Im Setup stellt man zunächst ein, ob "Pair", eine Master-Slave Konfiguration der beiden Lautsprecher, gewünscht ist oder ob im Modus "Single" jeder Lautsprecher individuelle Klang- und Lautstärkeregelung bieten soll. Auch eine Verkettung mehrerer Lautsprecher ist möglich. Bei der Nutzung des Subwoofers kann man natürlich die Übergangsfrequenz festlegen sowie einen Hochpass für die Lautsprecher setzen. Das Display kann so eingestellt werden, dass immer das Nubert-Logo oder die Lautstärke angezeigt wird. Ein Ausschalten des Displays ist natürlich auch möglich. Dazu gibt es in der Menüstruktur eine Eingangswahl, Klangregelung und Balance-Möglichkeit.
Standfuss der A-700
Im Gegensatz zu den kompakten Modellen verfügen die nuPro A-500 und A-700 über Standfüße mit Bodenplatte. Auch fällt dem geschulten Auge auf, dass an der Rückseite keine Bassreflexöffnung mehr zu finden ist. Die neuen nuPros sind aber keinesfalls geschlossene Konstruktion, die Öffnung ist lediglich an der Unterseite des Gehäuses integriert.
Doch warum haben die neuen Lautsprecher eine Bodenplatte? Laut Nubert gelten für Aktivboxen andere CE-Richtlinien, bei denen die Standsicherheit höher bewertet wird. Der Abstand zwischen Bodenplatte und der Unterseite dient der Reduzierung von Strömungsgeräuschen. Probleme des Downfire-Prinzips sollten nicht auftreten, da die erste Boden-Decken-Resonanz in normalen Wohnräumen bei ca. 70 Hz liegt, bei den Bassreflexöffnungen oberhalb von 30 Hz eigentlich nichts mehr austritt - erst bei hohen Räumen ab 5m könnte die Dröhnneigung steigen.
Technische Daten
- Bestückung: 1 x 25mm Hochtöner mit Seidengewebekalotte; 1x 180mm Mitteltöner PP-Membran, 2 x 180mm Langhub-Tieftöner mit PP-Membran
- Frequenzgang (+/- 3dB): 25 - 22.000 Hz
- Absicherung: Softclipping-Funktion
- Nennleistung: 2 x 90 Watt; 1 x 300 Watt
- Musikleistung: 2 x 110 Watt; 1 x 380 Watt
- Maße: 114,5 x 34 x 39 cm
- Gewicht: 27,5 kg
Klang
nuPro A-700 per USB mit dem PC verbunden
Die Installation und Inbetriebnahme der A-700 erfolgt ebenso flink und problemlos wie bei den uns bereits bekannten nuPro-Modellen. Mit dem beiliegenden USB-Kabel - und wenn nötig auch mit einer zusätzlichen Verlängerung - wird der "Master"-Lautsprecher mit unserem Windows PC verbunden. Binnen wenigen Sekunden wird der benötigte Treiber automatisch installiert und die nuPro A-700 erscheint als USB Audio DAC in den Wiedergabegeräten und können als Standardgerät ausgewählt werden.
Die zweite "Slave"-Box wird dann per koaxialem Digitalanschluss mit dem "Link"-Slot des Master-Lautsprechers verbunden und als Eingang SPDIF gewählt. Beim am PC angeschlossenen Schallwandler muss selbstverständlich der Eingang USB aktiv geschaltet sein. Der Master übernimmt dann Pegel- und Klangeinstellungen, während am Slave lediglich das Nubert-Logo angezeigt oder das Display komplett ausgeschaltet wird.
Wir beginnen mit der Zuspielung von qualitativ hochwertigen FLAC-Dateien und lassen es direkt flink und rockig zugehen. Bad Religions "True North" erklingt erstaunlich feinfühlig und differenziert. Gerade die komplexen Rockpassagen stellen einige Lautsprecher vor Probleme. Die A-700 bietet ein sehr detailreiches und fein strukturiertes Klangbild, dass von Souveränität und Lebendigkeit geprägt ist. Exzellent agiert der Nubert Aktivlautsprecher auch untenrum: sehr trocken und präzise, aber gleichzeitig kraftvoll und voluminös. Der folgende Titel "Past is Dead" wirkt nicht weniger eindrucksvoll. Die verzerrten Gitarrenklänge kommen sehr charakteristisch daher und auch die Stimmwiedergabe gelingt authentisch. Begeistert sind wir auch von der Loslösung des Klanggeschehens vom Lautsprecher und der gebotenen Räumlichkeit. Bereits die kompakteren nuPro-Modelle bieten eine hervorragende Bühnendarstellung, die A-700 aber zudem eine bemerkenswerte Weitläufigkeit und präzise Ortung einzelner akustischer Elemente. Absolut souverän bleibt das Lautsprecherpaar bei hohem Pegel, beinahe ans Maximum können wir uns heranwagen und behalten eine sehr differenzierte, harmonisch angenehme Kulisse - und hier werden locker Party-Pegel erreicht. Dabei bleibt der Tiefbass sehr präzise und trocken, schindet aber mächtig Eindruck in der Magengrube. Das komplexe Geschehen bleibt davon unbeeindruckt, die Souveränität und Kontrolle ist erstaunlich.
Etwas ruhiger empfängt uns Mark Knopfler mit seinem "Tracker" Album - das Fingerpicking des Meisters ist unverkennbar. Die prägnante Stimme steht zentral und im Fokus, bietet viel Charakter, hier bieten die A-700 enorme Feindynamik und Authentizität. Ähnlich bei Joe Bonamassa's Acoustic Evening im Wiener Opernhaus. Die einzelnen Instrumente sind hervorragend differenziert, ihre spezifischen Details hervorragend herausgearbeitet und perfekt auf der Bühne gestaffelt. Besonders beeindruckend zeigt sich die Bassdrum bei "Jockey Full of Bourbon". Hier wird einem der trockene Bass ordentlich "um die Ohren gehauen". Wer bei dieser Kraft und Volumen noch den Subwoofer benötigt? Kaum einer, meinen wir! Lediglich für tiefste einzelne akustische Elemente mag er noch sinnvoll erscheinen. Tiefen, Mitten und Höhen sind sehr ausgewogen und balanciert und kulminieren in einer exquisiten Gesamtperformance, die durch ihr hohes Detailvermögen aber auch dank der mitreißenden Lebendigkeit sofort zum Mit"swingen" einlädt.
Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen und geben den A-700 auch die Möglichkeit, sich bei elektronischer Musik zu beweisen. Simon Viklund's Soundtrack des Videospiels "Payday 2" ist dafür geradezu prädestiniert. Der absolut trockene Bassschlag erknallt förmlich aus den zwei Tiefton-Chassis der nuPros. Was hier an kraft im unteren Bereich geboten wird, ist sensationell. Enorm tief, überdurchschnittlich kraftvoll und gleichzeitig von einer Präzision geprägt, die seinesgleichen sucht, sind treffende Beschreibungen der gebotenen Performance. Als der Bass dann etwas ausgewogener und runder wird - bedingt durch den Track - können wir die neue Struktur durch die A-700 sofort nachvollziehen. Gleichzeitig wird ein räumliches Volumen geboten, das den Zuhörer komplett einhüllt. Die übrigen akustischen Elemente sind hervorragend in die Gesamtkulisse eingebettet und perfekt integriert. Selbst bei enorm hohen Pegel gibt es keine Einbrüche - Souveränität und Kontrolle pur! Die Beschallung größerer Räume ist für die großen nuPros eine Kleinigkeit, das grenzt an PA-Performance. Dennoch strahlt der Schallwandler vollkommene Ruhe aus und wirkt nicht angestrengt.
Wir lassen es klassisch ausklingen und geben mit den nuPro Lautsprechern das 2L-The Nordic Sound Album mit Mozarts Violinkonzert wieder. Auch hier geben sich die Schallwandler keinesfalls Blöße und begeistern mit einer angenehm warmen und fein ziselierten Darstellung der Streicher. Die Staffelung des Orchesters und die Differenzierung der einzelnen Instrumente ist hier natürlich besonders wichtig, stellt die A-700 aber vor keinerlei Probleme. Der Klang löst sich erneut exzellent vom Lautsprecher und präsentiert dem Zuhörer in erster Reihe eine sehr authentische und natürliche Bühnendarstellung. Das Klanggeschehen wirkt direkt und ohne erkenntliche tonale Betonung, bleibt aber spielfreudig und bietet eine solide Lebendigkeit. Insgesamt auch im klassischen Bereich eine hervorragende Performance mit klaren Stärken und kaum feststellbarer Schwäche. Zugegeben,besonders obenrum sind die A-700 den kompakteren nuPro-Modellen nur geringfügig voraus, liefern allerdings in den unteren Bereichen mehr Punch, mehr Struktur und Kraft sowie insgesamt eine absolut überdurchschnittliche Souveränität.
Fazit
Zweifellos können sich die nuPro A-700 zu den aktuell besten DSP-Aktivstandlautsprechern zählen. Sensationell ist dabei, zu welchem Preispunkt die Flaggschiffe von Nuberts nuPro-Reihe erhältlich sind. Für gerade einmal 2530 EUR erhält man ein Lautsprecher-Duo, das eine überragende akustische Performance an den Tag legt, die in identischer Preisregion seinesgleichen sucht. Zu den Stärken zählt enorme Souveränität und Kontrolle bei gleichzeitig tadelloser Pegelfestigkeit, brachiale Kraft und ein ausgeprägtes Volumen sowie maximale Präzision im Tieftonbereich. Ebenfalls erwähnen sollte man die hervorragende Lösung des Klanggeschens vom Lautsprecher sowie die ausgezeichnete Detaillierung und Feindynamik. Sicherlich kann man kritisieren, dass die nuPro-Modelle keine Datenraten über 48 kHz via USB entgegen nehmen, darüber möchten wir aber aufgrund der enormen Klangperformance und dem gleichzeitig mehr als fairen Preis hinwegsehen. Für mehr Flexibilität müssen Adapter erworben werden.
DSP-Aktivstandlautsprecher mit überdurchschnittlichem Preis-/Leistungsverhältnis dank enormer akustischer Performance

Aktiv-Standlautsprecher Oberklasse
Test 23. Dezember 2015
+ Sehr gute Verarbeitung
+ Überarbeitung der Fernbedienung
+ Einfache Installation und Inbetriebnahme
+ Zeitlose Optik, passend zu anderen Nubert nuPro-Komponenten
+ Absolut souverän und pegelfest
+ Kontrollierter, trockener und enorm kraftvoller Tieftonbereich
+ Hervorragende Loslösung des Klanggeschehens vom Lautsprecher
+ Sehr gute Detaillierung und Feindynamik
Test: Carsten Rampacher, Philipp Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 23. Dezember 2015
Tags: Lautsprecher • nubert