TEST: Q Acoustics 3010i - Erschwingliche Kompaktlautsprecher mit detailreichem, klaren Sound
HiFi-Sound zum kleinen Preis? Na klar, antworten die Briten von Q Acoustics auf diese Frage. Vor einigen Jahren hatten wir schon die 3000er-Serie bei uns im Büro stehen, bei der auch die kleinen 3010 mit im Paket waren. Diese wurden jetzt in einer überarbeiteten Version unter dem Namen 3010i auf den Markt gebracht und sind zu einer aktuellen UVP von 249 Euro in vier verschiedenen Farben erhältlich: graphitgrau, Englisch-Walnuss, Karbonschwarz oder Arktisch-weiß.
Update: Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen noch eine Information vorweg: der Hersteller kann leider aufgrund der aktuellen Situation diesen sehr günstigen Preis nicht halten. Ab dem 01.06. werden die hier getesteten 3010i mit einer UVP von 299 Euro angeboten.
Die Neufassung ist im Vergleich zu den alten Speakern etwas höher und nach hinten um ca. 25% tiefer. Die Abmessungen betragen dabei 150 x 253 x 252 mm (BxHxT). Das dazugewonnene Volumen soll eine stärkere Tiefenwiedergabe erzeugen und außerdem eventuelle Störgeräusche, die vom Tieftöner und der Gehäuserückwand ausgehen, verhindern bzw. reduzieren. Ansonsten aber setzen die 3010i nach wie vor bei den Regallautsprechern auf ein bewährtes Zwei-Wege-System aus einem Hochtöner und einem Tiefmitteltöner. Wie sich die erschwinglichen Speaker im Test schlagen, werden wir bald herausfinden, zunächst aber wollen wir sie erst einmal aus der Verpackung nehmen und die Verarbeitung prüfen.
Verarbeitung
Die 3010i wurden uns in der graphitgrauen Variante zur Verfügung gestellt und was uns beim Auspacken gleich positiv auffällt, ist das Gewicht. Die 4,1kg pro Lautsprecher vermitteln den Eindruck einer hochwertigen, robusten Bauweise und dennoch sind sie aber nicht zu schwer, um sie mal eben in die Hand zu nehmen und zu relokalisieren. Sie haben in diesem Fall sozusagen die goldene Mitte gefunden.
Der 3010i von schräg vorne
Foliertes Holzgehäuse mit teils gerundeten, teil spitz zulaufenden Kanten nach vorne und hinten
Rückseite
Bassreflexöffnung hinten
Extra flaches Anschlussfeld
Aber auch insgesamt überzeugen die Verarbeitungsqualität und die Optik der 3010i. Das Gehäuse besteht zum größten Teil aus einer folierten MDF-Holzfaserplatte. Hier sollte man tunlichst aufpassen, nicht direkt mit der Kante an Wände zu stoßen, da sich bei stärkerer Belastung das Material lösen kann. Hinten finden wir dann die kleine, aber für den Lautsprecher angemessene Bassreflexöffnung. Für jeden Speaker wird ein Schaumstoff-Stöpsel mitgeliefert, falls man, z.B. bei naher Wandaufstellung, die Bassreflexöffnung lieber verschließen möchte.
Unten an der Rückseite sind die beiden Lautsprecheranschlüsse, die zwar nicht vergoldet, aber sauber eingepasst und robust sind und dementsprechend der Verarbeitungsqualität auch keinen Abbruch tun. Da die Anschlüsse sehr klein sind und nicht weit weg vom Lautsprecher abstehen, lassen sich die Klemmschrauben nicht weit abschrauben, bevor man sie lose in den Händen hat, was langfristig betrachtet natürlich kein Problem darstellt. Auch mit 4mm Bananensteckern ist das Anschlussfeld kompatibel.
Der 3010i ohne Abdeckung - die Chromringe gefallen besonders
Hochtöner im Detail
100mm-Tiefmitteltöner
Magnetisch haftendes Frontgitter
Firmenlogo unter dem Tiefmitteltöner
Jetzt aber ans Eingemachte, denn an der Vorderseite befinden sich die beiden Töner der 3010i. Da wären einmal der 22mm-Hochtöner und der für die Größe des Lautsprechers beachtliche 100mm-Tiefmitteltöner. Optisch stark wirkt dabei die Umrahmung der beiden Töner mit glänzenden Chromringen, die dem Look der Speaker von vorne betrachtet eine tolle Ästhetik geben, insbesondere weil die Materialien nahtlos ineinander übergehen und wirklich sehr sauber zusammengefügt wurden. Als stilistische Abrundung ist vorne unten noch das charakteristische „Q“ des Herstellers angebracht, welches auch sichtbar bleibt, wenn die Frontgitter im Einsatz sind. Diese sind übrigens magnetisch haftend, was in dieser Preisklasse auch nicht selbstverständlich ist. Wenn wir aber ehrlich sind: Die Töner und die Chromringe zusammen gefallen uns optisch so gut, dass wir sehr versucht sind, die Gitter einfach beiseite zu legen.
Gummierte Füße und Befestigungslöcher für Wandhalterung und Standfüße
Zur Stabilisierung und Schonung der Standfläche finden wir an der Unterseite vier kleine gummierte Standfüße und außerdem Löcher für die Befestigung an Wandhalterungen oder Standfüßen, die optional erwerblich sind.
Preislich erschwinglich heißt nicht gleich billig! Die Verarbeitungsqualität und auch die Optik lassen kaum Wünsche offen. Klar, die Gehäusekanten sind relativ empfindlich, aber alles in allem hat Q Acoustics hier wirklich gute Arbeit geleistet.
Klang
Wir betreiben die 3010i mit unserem Audiolab 6000 A Play und hören zunächst über SACD in „Mensch“ von Herbert Grönemeyer hinein. Hier startet gleich ein Trend, den wir auch in den späteren Nummern zu hören bekommen, nämlich die natürliche Stimmendarstellung. Grönemeyers' Stimme wird sofort nach dem Einsatz schön plastisch dargestellt. Es wäre wahrscheinlich übertrieben, wenn wir behaupten würden, dass es sich so anhört, als stünde der Jahrzehnte lang erfolgreiche deutsche Musiker direkt vor uns. Aber wir müssen dennoch loben, wo sich Lob verdient gemacht wird. Die Stimme löst sich unglaublich gut von den Lautsprechern und klingt dementsprechend „fassbar“. Unterstützend wirkt dabei auch die begleitende Gitarre im Hintergrund, die ein angenehm weiches Klangbett bildet, in den Grönemeyers Sprechgesang sich organisch einfügen kann. Allgemein schaffen es die 3010i zumindest in diesem Stück gut, auch die anderen Klangelemente stimmig und originalgetreu zu präsentieren, wie beispielsweise das Klavier gegen Ende. Wir werden nachher feststellen, wie sie sich bei schnelleren Stücken schlagen, aber wir sind schwer beeindruckt von dem Detailreichtum, den man hier für etwas über 200 Euro erhält. Einzig die Streicher verschwinden gelegentlich leicht. Diese bemerken wir übrigens auch bei „Der Weg“, wo die Vokaldarstellung wieder authentisch wirkt und eine starke Emotionalität in Grönemeyers Stimme vermittelt.
Machen wir weiter mit etwas Orchestralem, und zwar mit „Wheel of Fortune“ von Hans Zimmer aus dem Fluch der Karibik 2-Soundtrack, und auch hier kommen wir nicht drum herum: Trotz der Kompaktheit klingen die 3010i einfach detailliert und vielseitig. Eigentlich das ganze Stück durch werden die verschiedenen Elemente des Orchesters (Kontrabässe, Geigen, Pauken etc.) sehr gut aufgelöst. Besonders gefallen uns die Höhen und Mitten, sprich die Streicher und die Fanfaren, die in ihrer Inszenierung schlichtweg Laune machen. Vor allem bei den schnellen Geigen in der zweiten Hälfte fällt uns auf, mit welcher Leichtigkeit diese von den 3010i wiedergegeben werden. Kein Takt wird vernachlässigt und mit den Pauken zusammen ergibt sich so eine, insbesondere für ihre Größe, eindrucksvolle Klangkulisse. In der Mitte des Stücks fällt uns allerdings eine kleine Schwäche auf, die aber wirklich der Preisklasse geschuldet ist: Eine tolle Tiefenperformance hängt für uns auch davon ab, wie mitreißend die Bässe dargeboten werden. Starke Tiefen sind nicht nur „wie weit nach unten kann der Woofer gehen“, sondern auch, wie gut diese Frequenzen die gesamte Klangatmosphäre unterstützen. Gerade in der Mitte des Stücks, wenn die Kontrabässe spielen, könnten wir etwas mehr einhüllenden und mitreißenden Sound vertragen, der eben durch einen noch kraftvolleren Bass hervorgerufen werden könnte. Wir müssen aber betonen, dass die tiefen Töne dennoch präzise und recht nachdrücklich zur Geltung kommen. Es geht schlichtweg um die durch die dargestellten Klangelemente erzeugte Atmosphäre, und da verlangt eine Orchesteraufnahme dieser Größe den Geräten einfach viel ab. Trotzdem sind wir mit der Darbietung wirklich sehr zufrieden. Alle tieferen Klangebenen klingen detailliert und authentisch und überfordern die 3010i auch keineswegs, insbesondere die Pauken sorgen für einen stimmungsvollen Sound. Dass sie mit der Brillanz mithalten können, die Lautsprecher anderer Preisklassen bei diesem Stück aufzeigen, das wäre wirklich zu viel verlangt.
Bleiben wir doch beim Orchester, begeben uns aber in etwas exotischere Gefilde mit „Possessed by Disease“ aus dem Nier: Automata OST. Auch hier ist eine atmosphärische Darstellung gefragt, bei der aber im Detail differenziert aufgespielt werden muss. Und das tun die 3010i, denn unsere Eindrücke aus den vorigen Beispielen setzen sich fort. Insbesondere die Mitten und Höhen werden sehr deutlich und angenehm aufbereitet. Die Gitarre und die Streicher am Anfang spielen harmonisch zusammen und kommen durch die gute Lösung von den Lautsprechern wieder sehr anmutig und authentisch zur Geltung. Als dann nach etwa einer Minute der Chor mit seinen schnellen Gesangseinlagen einsetzt, können die 3010i ihre Dynamik zeigen, denn auch da fallen sie dem Tempo des Stücks keineswegs hinterher, sondern können durch Präzision in der Wiedergabe des Stimmenensembles punkten. Gut gefällt uns, dass auch bei höheren Lautstärken die Streicher nicht unangenehm werden, aber trotzdem prominent präsent sind. Ähnlich wie bei „Wheel of Fortune“ bemerken wir zwar, dass die Klangatmosphäre nicht in ihrer ganzen mächtigen Fülle vorhanden ist, aber wie oben bereits erwähnt: Das kann man nicht zu diesem Preis erwarten. Dafür überzeugen die 3010i mit einer insgesamt differenzierten Performance, bei der auch bei höheren Lautstärken und komplexeren Stücken nur wenig verloren geht.
Verweilen wir noch kurz bei Nier: Automata und gehen in die elektronische Richtung mit „End of the Unknown“, wo die 3010i dann nochmal bestätigen können, dass die Tiefendarstellung sehr wohl tauglich für einen mitreißenden Sound ist. Der Kickbass wird druckvoll und treibend in Szene gesetzt, lässt dabei aber genug Raum für die vielfältigen Synthesizer-Klänge, die allesamt sauber präsentiert werden. Auch die „Vocals“ im weiteren Verlauf werden gekonnt ins Klangbild eingefügt und sind immer deutlich hörbar. Dadurch beweisen die 3010i noch einmal, dass sie selbst bei komplexeren und schnellen Stücken, die einen gehörigen Grad an Klangdynamik verlangen, durch ihre Klangdifferenzierung und ihr damit einhergehendes Detail mit links bestehen können.
Konkurrenzvergleich
Erst kürzlich fanden sich die Mission LX-1 MKII bei uns in der Redaktion ein. Diese liegen mit ihren 229 Euro Paarpreis auch ziemlich genau in derselben Preisklasse wie die Q Acoustics 3010i und konnten uns ebenfalls mit überragender Klangperformance überzeugen. Wie bei den 3010i ist auch das Abdeckgitter magnethaftend, wobei die Missions auch ohne Abdeckung optisch ansprechend aussehen. Die 3010i hingegen punkten durch die stilistischen Chromringe und der etwas progressiveren Optik, während die LX-1 MKII eher klassisch daherkommen. Akustisch trifft man mit beiden Komponenten keinesfalls eine falsche Entscheidung. Während die 3010i etwas kräftiger erscheinen, sind die LX-1 MKII eine Spur räumlicher, bei der Verarbeitung haben letztere insgesamt die Nase vorne.
Schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber immer noch solide Speaker sind die Debut 2.0 B5.2 von Elac. Auch diese sind klassische Zwei-Wege-Lautsprecher in kompakter Form für das Regal, die insbesondere für ihren Kaufpreis sehr saubere Verarbeitung und präzisen Sound geliefert haben. Gerade beim Tiefgang sind die Q Acoustics noch eine Spur stärker, bei den Höhen und Mitten aber sind auch die Elac hoch im Kurs und das qualitativ hochwertige Unibody-Gehäuse ist ebenfalls nicht zu verachten. Aktuell erhält man die Debut 2.0 B5.2 noch für etwa 124 Euro pro Stück.
Fazit
Kleiner Preis, kleine Lautsprecher – aber gewiss kein kleiner Klang. Mit dem etwas vergrößertem Volumen liefern die immer noch kompakten 3010i auf Anhieb satten Sound. Insbesondere beeindruckt waren wir von dem Detailreichtum, den uns die Regalspeaker präsentiert haben. Auf keiner Klangebene gibt es eindeutige Schwächen – von dem Wunsch nach etwas mächtigerer Atmosphäre mal abgesehen. Wir müssen uns natürlich bewusst sein, in welchem preislichen Gefilde wir uns aufhalten. Insgesamt können wir also sagen: Schicke Optik, solide Verarbeitung und tolles Preis-/Leistungsverhältnis. Wer nicht ganz so tief in den Geldbeutel greifen und trotzdem nicht auf stimmungsvollen Sound verzichten will, ist mit den 3010i von Q Acoustics sehr gut beraten.
Großer Klang, kleiner Preis und schick noch dazu - die Q Acoustics 3010i

Regallautsprecher bis 200 EUR/Stück
Test: 12.05.2021
Test: Michael Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 12.05.2021
Tags: IDC Klaassen • Kompaktlautsprecher • Lautsprecher • Q Acoustics • Regallautsprecher