TEST: AperionAudio Super Tweeter Aluminium MK II - Erstklassiges Doping für den Hochtonbereich
Etwas Besonderes kam von HiFi Pilot: Nämlich die externen Super Tweeter Aluminium MK II von Aperion Audio. Hier muss man zunächst zwei Produkte unterscheiden. Die von uns getesteten Super Tweeter Aluminium MK II besitzen ein besonders hochwertiges Aluminium-Bändchen. Wer nicht so viel ausgeben möchte, kann auch zum Super Tweeter MK II greifen, der auf ein einfacheres Bändchen-System zurückgreift. Rund 340 EUR sind hier aktuell fällig. Die Super Tweeter MK II sind, wie auch die Super Tweeter MK II, wahlweise in Schwarz Seidenmatt (wie unsere Testsamples), in Weiß Seidenmatt oder in Schwarz Hochglanz erhältlich.
Bändchen im Detail
Exzellente Verarbeitung, leicht gerundete Ecken, kleine Gummi-Standfüße
Verschraubung - robust und präzise. Geringe, gleichmäßige Spaltmaße beim Aufeinandertreffen von Bändchenmodul und Gehäuse
Seitliche Ansicht
Ansicht schräg von Oben
Wenden wir uns nun unseren Testexemplaren zu. Sie geben Frequenzen zwischen 8 und 40 kHz wieder. Die Impedanz liegt bei 6 Ohm, der Wirkungsgrad (2,83V/1m) beträgt 95 dB. Die vergoldeten Anschlüsse sind mit einer Acrylglasummantelung versehen und angenehm leichtgängig. Pro Stück wiegt einer der hochwertig verarbeiteten On Top-Tweeter immerhin 1,7 kg. 112 mm breit, 151 mm hoch und 166 mm tief, kann man sie ohne Schwierigkeiten auf die meisten Boxen daraufstellen. Die Mehrschicht-Lackierung ist von hervorragender Qualität, das Bändchen-Modul ist solide mit dem Gehäuse verschraubt. 5 Jahre Garantie gibt AperionAudio bis die Super Tweeter ihre volle akustische Wirkung entfalten, sollten 50 bis 100 Stunden Einsspielzeit vergehen.
Hochwertige Lautsprecherkabel-Anschlussterminals
Sehr solide Drehregler für die Übernahmefrequenz und den Pegel
Rückseite komplett
Die Rückseite zeigt neben den bereits erwähnten Anschlussterminals zwei tadellos verarbeitete Drehregler. Einer für die Übernahmefrequenz (8/10/12/14/16 kHz) und einer für das Absenken des Pegels (0/-1/-2/-3/-4/-5 dB).
Anschluss:
- Bei Bi-Wiring-Lautsprechern bleibt die Brücke drin, man geht mit einem Kabel vom zweiten Anschluss direkt in die Super Tweeter
- Bei Lautsprechern ohne Bi-Wiring-Terminals muss man 2 Kabel in einem Anschluss unterbringen. Das ist auch der Fall, wenn man bereits zuvor Bi-Wiring aktiv nutzt.
Klang
Es gibt, dies vorweg, eine empfohlene Standardeinstellung: ab 12 kHz greifen die Super Tweeter ein. So empfiehlt es AperionAudio. Natürlich gibt es auch Einsatzzwecke, in denen die 8/10/14/16 kHz Einstellung besser ist - wobei wir die letztere (16 kHz) weniger empfehlen. Zudem kann man den Pegel von 0 bis - 5 dB in 1 dB-Schritten herunterregeln. Wem also der Einsatz der Super Tweeter zu dominant ist, der kann, z.B. im akustisch lebendigen Raum, das Ausmaß der Wirkung einschränken. Als "Hauptlautsprecher" dient uns der Canton Vento 896.2. Wir haben uns, ehrlich gesagt, eher wenig vom Zusatz-Tweeter versprochen. Bei der Vento würde man ihn auch eher wenig in der Praxis einsetzen, denn deren Keramik-Hochtöner spielt locker hoch bis auf anspruchsvolles Hi-Res-Audio-Niveau. Aber, wer ältere und sonst nicht exzellente Schallwandler besitzt, die aber bei 20 kHz den kompletten "Cut" machen, sind die Super Tweeter aus den USA eine tolle Ergänzung. Manche Leser werden sich fragen: Wozu braucht man diese Teile überhaupt? Ein erwachsener Mensch hört im Durchschnitt nicht weiter als bis hoch auf 16 kHz. Also, wer braucht Hochtöner, die noch mehr können? Die Antwort liegt im sogenannten Oberwellenbereich. Anteile des Oberwellenbereichs spielen sich über dem ab, was das Frequenzvermögen des Ohrs leisten kann. Vielmehr spielen sich im Oberwellenbereich bestimmte Charakteristika ab, die unser Hören beeinflussen: Billig-Klavier oder Steinway-Piano? Durchschnitts-Violine oder Stradivari? Die Art, wie man z.B. ein hochwertiges Instrument wahrnimmt, definiert sich zu einem gewissen Teil über den Oberwellenbereich. Nachdem dieses Argument vielleicht nicht allen einleuchtet, so fügen wir direkt ein weiteres hinzu. Denn der Super Tweeter kann bereits ab 8 kHz in Aktion treten. Hat man z.B. eine ältere Box mit einem nicht ganz so impulstreuen und schnellen Kalottenhochtöner, kann man für maßgebliche Teile des Hochtonbereichs den Super Tweeter verwenden.
Nun zu den einzelnen Tracks. Wir haben bewusst Titel ausgewählt, bei denen eine erstklassige Einarbeitung des Hochtonbereichs besonders wichtig ist.
- Shallow (Bradley Cooper & Lady Gaga): Hier hört man auch am Anzupfen der Gitarre eine enorme Transparenz. Zugleich leidet die Güte der Einarbeitung nicht, das heißt: Die Höhen wirken nicht zu dominant. Bei uns mussten wir höchstens auf - 2 dB herunterregeln, bei diesem Stück z.B. war selbst die 0 dB-Einstellung sehr empfehlenswert und nicht zu überzogen. Als Lady Gaga die Stimme erhebt, merkt man auch deutlich, dass ein ausgezeichneter Schwung und eine sehr gute Detaillierung im Hochtonbereich vorhanden ist. Vergleichen wir mit dem Wirken der Canton ohne die Super Tweeter, so stellen wir sogar fest, dass die Super Tweeter noch etwas frischer und brillanter agieren. Wenn man eine im Hochtonbereich eher weniger talentierte Box verwendet, kann man sich ausmalen, wie deutlich der Gewinn durch die Super Tweeter ist.
- Pianokonzert Nummer 20, D-Dur, KV 466, Wolfgang Amadeus Mozart (Münchner Philharmoniker, am Klavier Friedrich Gulda): Schwierige Aufgabe - denn diese bereits etwas ältere Aufnahme besitzt zwar einen guten, aber keinesfalls exzellenten Hochtonbereich. Trotzdem zeigt sich das Wirken der Super Tweeter: Sehr gut ist die Impulstreue, man merkt, dass ein extrem leichtes Bändchen schlichtweg ideal ist, um auch kürzeste Hochton-Impulse passgenau umzusetzen.
- Desperado, Diana Krall: Dieses Quellmaterial liegt in erstklassiger Qualität vor, und hier spürt und hört man eine richtig gute Feindynamik der vokalen und der instrumentalen Komponenten. Der Super Tweeter besitzt ein sehr ausgewogenes Verhältnis von akustischer Harmonie und einer feinen Transparenz. Nie wird er zu dominant oder zu spitz - ohne aber es an Klarheit und Frische fehlen zu lassen.
- Time To Say Goodbye, Sarah Brightman und Andrea Bocelli: Hier achten wir besonders auf die Streicher und auf Sarahs Stimme. Beides wird ungemein filigran, mit einer räumlichen Dichte, die hervorragend ist, vorgetragen. Natürlich merkt man hier die Stärke der Canton Vento 896.2. Aber dass die Super Tweeter sich so hervorragend einfügen, den Hochtonbereich zu einem lebendigen, brillanten und in sich geschlossenen Erlebnis machen, ist schon sehr lobenswert. Dass man offenbar auch teure Schallwandler sogar noch ein wenig aufwerten kann, hat uns positiv überrascht.
- Caruso, gesungen von Jonas Kaufmann: Auch hier wieder ein Stück mit verschiedenen detailreichen Elementen, und erneut weiß der Super Tweeter sich in Szene zu setzen. Hier macht er es äußerst subtil - bei anderen Stücken war das Wirken offensichtlicher. Man merkt trotzdem die Differenz, wenn man den Titel ohne die Super Tweeter hört: Alles wirkt etwas zurückhaltender, und es gibt weniger filigrane Brillanz.
Fazit
Die AperionAudio Super Tweeter sind alles andere als eine Mogelpackung. Viele werden auf Anhieb den Nutzen nicht erkennen und sich fragen, was hier die Kaufmotivation darstellen soll. Aber wenn man in die Super Tweeter Aluminium angehört hat, ist man von der Wirkungsweise rasch überzeugt. Wobei wir der Fairness halber sagen müssen, dass es natürlich auch vom gehörten Musikstil abhängt, wie groß der Benefit ist. Hört man viel Klassik und Jazz, lohnt sich die Investition in vielen Fällen. Hat man ältere Boxen, die eigentlich sehr hochwertig sind und an denen man hängt, kann man den Hochtonbereich mit den Super Tweetern aufwerten. Aber auch moderne und für sich betrachtet richtig gute Schallwandler können das US-amerikanische Transparenz-Doping gebrauchen. Knapp 600 EUR sind nicht wenig, aber in Anbetracht der hochwertigen Verarbeitung und den tadellosen Resultaten auch nicht zu viel.
Das Doping für den Hochtonbereich: Mehr Brillanz, mehr Transparenz - und gleichzeitig tadellose Homogenität
Lautsprecher-Zubehör Oberklasse
Test 23. November 2020
Tags: AperionAudio • Lautsprecher