TEST: Sony WF-1000XM4 - Hervorragend verarbeitete TWS In-Ear-Kopfhörer mit erstklassigem aktivem Noise Cancelling

Sommer, Sonne, super Sound? Pünktlich zum Sommerbeginn bringt Sony ein neues Paar kabelloser In-Ear-Kopfhörer auf den Markt, nämlich die True Wireless WF-1000XM4, Nachfolger der vor zwei Jahren erschienenen WF-1000XM3. Die neuen In-Ears der Japaner sind in schwarz und silber erhältlich und kosten 279 Euro in der UVP. Über den neuen Prozessor V1, der auf dem QN1e-Chip basiert, will Sony „branchenführendes“ Noise Cancelling erreichen, außerdem ist eine neue 6mm-Treibereinheit für mehr akustische Leistung verbaut. Diese akustische Leistung soll weiterhin über die Unterstützung von hochauflösender Wiedergabe über LDAC-Kodierung verstärkt werden. Damit sind jetzt auch über Bluetooth 32-bit/96 kHz Signale mit 990 kbit/s Bitrate im Repertoire. Abgedeckt werden Frequenzen von 20 bis 40000Hz. Über das Klangoptimierungsverfahren DSEE Extreme werden außerdem komprimierte Audiosignale verbessert wiedergegeben.

Auch an der Feature-Front sind die 1000XM4, zumindest auf dem Papier, ausgezeichnet ausgestattet und somit vielseitig einsetzbar. Funktionen wie Speak-to-Chat, Adaptive Geräuschsteuerung und Reality Audio sind u.a. mit an Bord und werden in unserem Test natürlich näher beleuchtet. Auch Berührungs- oder Sprachsteuerung sowie Konfiguration über die „Sony Headphones Connect“-App sind möglich.

Verarbeitung und Features

Die aus nachhaltigen Materialien hergestellte Verpackung

Case im „Koffer“

Firmenlogo oben

Sehr kompaktes Etui

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Etui von vorne mit Akkustand anzeigender LED

USB-C-Anschluss an der Rückseite

Sorgfältig verarbeitet

Wir wollen zunächst die WF-1000XM4 aus ihrer Verpackung befreien und ihre Verarbeitung näher unter die Lupe nehmen. Als erstes sei lobend erwähnt, dass Sony auf nachhaltige Materialien setzt. Abgesehen von den Aufklebern sind 99% der Papierverpackung aus recycelten Materialien produziert, auf Plastik wurde komplett verzichtet. Als wir den Deckel des kleinen „Koffers“ abnehmen, präsentiert sich uns das darin liegende Kopfhörer-Etui, das kaum größer als eine handelsübliche AAA-Batterie ist. Das etwa 41g leicht Etui hat eine sehr angenehm sanfte Oberfläche, lässt sich vorne ganz einfach aufklappen und zeigt direkt über eine LED an, wie es um den Ladestand bestellt ist. Apropos Ladestand: Die Kopfhörer haben eine Akkulaufzeit von 8 Stunden vorzuweisen, während das Etui selbst noch einmal 16 Stunden darauf legen kann. Die Gesamtdauer liegt dann also bei satten 24 Stunden, was auch im Vergleich zur Konkurrenz nicht zu verachten ist. Geladen werden können die Kopfhörer über die Qi-Technologie dann auch kabellos, indem sie ganz einfach ihren Platz im Etui einnehmen. An der Rückseite befindet sich zum Aufladen dann noch ein USB-C-Anschluss, ein Kabel hierfür befindet sich natürlich auch mit im Paket.

Das mitgelieferte USB-C-Ladekabel

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Case offen

Case offen ohne Kopfhörer mit Ladekontakten

Wenn wir das Case aufmachen, können wir die recht kleinen und vor allem leichten (einer der beiden wiegt gerade einmal 7g) WF-1000XM4 in die Hand nehmen. Auch diese fassen sich schön angenehm an. Die geräuschisolierenden Aufsätze sind aus Memory Foam, passen sich demzufolge gut an das Ohrinnere an und sitzen sofort bequem. Auch die passive Abschottung der Ohrstöpsel leistet schon ordentliche Arbeit. Gelegentlich sorgen die Kopfhörer für ein leichtes Jucken und wir müssen die Position etwas anpassen, insgesamt aber ist der Tragekomfort sehr zufriedenstellend. Wie bequem In-Ears bei welcher Ohrform sind, kann schließlich auch sehr subjektiv sein. Außerdem werden insgesamt drei verschieden große Versionen der Memory Foam-Polster mitgeliefert, welche sich unten in der Verpackung befinden. Die WF-1000XM4 sind nach IPX4-Zertifikat geprüft und somit wasserbeständig.

Ohrstöpsel in Größen S und L zusätzlich zur sich bereits auf den Kopfhörern befindlichen Größe M

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Auch gut sichtbar sind pro Kopfhörer die zwei Geräuschsensormikrofone, von denen eines nach vorne und eines nach hinten platziert ist. Die Mikrofone sollen für eine rundherum bessere Erkennung von Umgebungsgeräuschen sorgen, wodurch das Noise Cancelling und die sogenannte „Adaptive Geräuschsteuerung“ verbessert werden. Sinn und Zweck der adaptiven Geräuschsteuerung ist die automatische Anpassung der Umgebungsgeräuschunterdrückung, je nachdem, wo der Hörer sich gerade befindet. Neben aktivem Noise Cancelling ist ebenfalls ein „Ambient Sound Mode“ inklusive, bei dem die Umgebungsgeräusche in den Stufen 1 bis 20 unterschiedlich stark ausgeblendet werden. Zu diesem Modus kann sowohl manuell, als auch im Rahmen der adaptiven Geräuschsteuerung automatisch gewechselt werden. In der Sony Headphones Connect App sind für die Geräuschunterdrückung mehrere Profile festgelegt, z.B. „Verweilt“, „Spaziert“, „Wird befördert“, etc. Diese Profile sind Voreinstellungen für verschiedene Stufen der Umgebungsgeräuschunterdrückung und werden bei aktivierter adaptiver Geräuschsteuerung je nach Umgebung und Bewegung des Nutzers automatisch ausgewählt.

Linker und rechter Earbud mit Memory-Foam-Polstern

Innenseite im Detail

Außenseite

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Weiterhin hat Sony den QN1e-Chip überarbeitet und einen neuen Prozessor namens V1 in die WF-1000XM4 integriert. Dadurch soll nicht nur das Noise Cancelling verbessert werden, der V1 bringt auch eine stabilere Bluetooth-Verbindung mit sich, bei der das Signal gleichzeitig an den linken und den rechten Kopfhörer übertragen wird. Zum Thema Noise Cancelling lässt sich insbesondere sagen, dass nicht nur die Umgebungsgeräusche sehr effektiv ausgeblendet werden, sondern das Bemerkenswerte ist die gänzliche Abwesenheit des Eigenrauschens. Bei vielen ANC-Kopfhörern hört man noch ein leichtes Rauschen, wenn gerade keine Musik läuft. Die WF-1000XM4 jedoch kommen gänzlich ohne jegliches Eigengeräusch davon. Großes Lob an Sony dafür.

Bei den Mikrofonen kommen außerdem sogenannte Beamforming-Mikrofone zum Einsatz, die die eigene Stimme besser einfangen sollen, sodass beim Freisprech-Telefonat die Sprachqualität unabhängig von der Umgebung hochwertig bleibt. Diese These können wir auch bestätigen: Der Gesprächspartner versteht unsere Stimme klar und deutlich ohne jegliche Nebengeräusche, Knacken, Pfeifen oder sonstiges. Auch auf unserer Seite wird die Stimme des Telefonpartners höchstverständlich wiedergegeben, locker besser als am klassischen Handylautsprecher. Eine tadellose Mikrofonverarbeitung an dieser Stelle.

Auch abseits von Telefongesprächen lassen sich über die sogenannte „Speak-to-Chat“-Funktion flexibel Gespräche mit den WF-1000XM4 im Ohr führen. Die durch einen Knochenschallsensor, der Stimmvibrationen erkennt, gestützte „Voice Pickup“-Technologie pausiert die Musik, sobald man beginnt, zu sprechen und die Umgebungsgeräuschunterdrückung wird so reguliert, sodass der Ambient Sound-Modus aktiv wird. Bei unseren Testgesprächen hat dies auch immer sehr zuverlässig funktioniert. Sagt man 15 Sekunden lang nichts, beginnt die Musik wieder, zu spielen.

Der letzte nennenswerte Bestandteil ist eine neue 6mm-Treibereinheit, die den In-Ears mehr Kraft verleihen soll. Dabei geht es vor allem um mehr Leistungsfähigkeit bei der Lautstärke und in den niedrigeren Frequenzbereichen, es wird also ein stärkerer Bass angestrebt.

App

Im Folgenden wollen wir die WF-1000XM4 in Betrieb nehmen und die Sony Headphones Connect App vorstellen. So können wir dann auch auf die restlichen Features der Kopfhörer eingehen.

Erfolgreiche Registration

Wenn wir die Kopfhörer aus dem Etui entnehmen und in unserem Ohr platzieren, wird uns zunächst über eine sanfte weibliche Stimme der Akkustand beider Kopfhörer mitgeteilt. Über die Google-Fast-Pair-Funktion finden wir auf unserem Android-Handy sofort über Bluetooth die sichtbaren Sony-Kopfhörer und können die beiden Geräte miteinander koppeln. Am Handy wird uns auch gleich angeboten, die Headphones Connect App herunterzuladen, um die Kopfhörer besser konfigurieren und steuern zu können. Nach dem Herunterladen der App werden die WF-1000XM4 direkt aufgeführt, sogar mit Ladestand des Etuis. Wir können auch das 360 Reality Audio und die adaptive Geräuschsteuerung einstellen, worauf wir in diesem Moment aber verzichten.

Hauptscreen der Sony Headphones Connect App

Konfiguration der Adaptiven Geräuschssteuerung

Verschiedene Profile für unterschiedliche Situationen

Rauschunterdrückung bzw. Durchlässigkeit der Umgebungsgeräusche in 20 Stufen regelbar

Anschließend befinden wir uns im Hauptscreen, wo uns die Ladestände des Etuis und der beiden Kopfhörer angezeigt werden. Unten im Status-Tab sehen wir die aktuell abgespielte Musik und können außerdem die adaptive Geräuschsteuerung aktivieren. Wenn wir diese auswählen, werden wir auf ihre Einstellungen weitergeleitet und können z.B. das Erlernen von Orten, die wir häufig besuchen, aktivieren und diese Orte registrieren. Die Kopfhörer passen dann ihre Umgebungsgeräuschunterdrückung daran an, an welchem Ort wir uns befinden. Alternativ lässt sich hier das automatische Umschalten basierend auf Aktionen auswählen. Die Kopfhörer regulieren ihre Umgebungsgeräuschunterdrückung dann nicht mehr nach dem Ort, sondern daran, ob wir gerade z.B. sitzen, oder uns bewegen. Wenn wir hier auf das Zahnrad gehen, werden uns die verschiedenen Profile für die Geräuschunterdrückung angezeigt. Bei „Verweilt“ ist automatisch das aktive Noise Cancelling aktiv, bei „Spaziert“ werden wiederum Umgebungsgeräusche mit einer Durchlässigkeitsstufe 12 von 20 in unseren Ohren hörbar. Die „Fokus auf Stimme“-Funktion regelt zusätzlich, ob Stimmen erfasst werden, während andere Geräusche unterdrückt werden.

Speak-to-Chat-Funktion und Equalizer im „Sound“-Tab

Spezielle Speak-to-Chat-Einstellungen

Gehen wir zurück zum Hauptscreen und wechseln zum „Sound“-Tab. Dort können wir ganz oben die Umgebungsgeräuschunterdrückung noch manuell regeln, also Noise Cancelling und die Wiedergabe von Umgebungsgeräuschen, oder aber gänzlich deaktivieren. Darunter wird die „Speak to Chat“-Funktion aktiviert, bei deren Zahnrädchen neben „Automatisch“ auch zwei unterschiedliche Empfindlichkeitsstufen für die Stimmerkennung aufgeführt sind. Außerdem kann die Zeit, in der man nicht sprechen darf, bis die Funktion sich wieder automatisch abschaltet, eingestellt werden. Sollte man einmal manuell die Umgebung wahrnehmen wollen, gibt es übrigens noch das „Quick Attention“-Feature, wo man einfach den Finger auf den linken Kopfhörer legen und halten muss. Solange der Finger aufliegt, werden die Umgebungsgeräusche durchgelassen. Nimmt man den Finger wieder weg, wird der „Quick Attention“-Modus im Nu wieder deaktiviert.

Equalizer mit zahlreichen Voreinstellungen

Zwei verschiedene Bluetooth-Verbindungsqualitätseinstellungen

360 Reality Audio und DSEE Extreme werden unterstützt

Unter der „Speak to Chat“-Funktion sind dann ein Equalizer mit mehreren Voreinstellungen und die Einstellung der Bluetooth-Verbindungsqualität angesiedelt. Hier kann man, sofern man sich nicht besonders weit vom verbundenen Gerät wegbewegt, die Priorität ruhig auf „Klangqualität“ setzen, da es bei unserer Verbindung wirklich keinerlei Grund zur Beanstandung gab. Die neue Bluetooth-Version 5.2 leistet ganze Arbeit. Darunter dann lassen sich über Bilder unsere Ohrform analysieren, um das „360 Reality Audio“ verwenden zu können. Für diese Funktionalität sind unterstützte Apps notwendig, wie TIDAL, Artist oder nugs.net. Ganz unten ist die „DSEE Extreme“-Einstellung, ein Signalverarbeitungsverfahren, bei dem komprimierte Audiosignale hochskaliert werden und so an Qualität gewinnen sollen.

Amazon Alexa und Google Assistant sind zur Sprachsteuerung am Start

Einstellungsmöglichkeiten der Berührungssteuerung

Umgebungsgeräuschsteuerung am linken Earbud

Wiedergabe-Steuerung am rechten Earbud - jeweils konfigurierbar

Unter „System“ finden wir dann noch einige Steuerungs- und Wiedergabe-Features. Wir können hier die Sprachsteuerung per Alexa oder Google Assistant konfigurieren. Die Variante über Google Assistant hat bei uns sehr gut funktioniert, Apps öffnen, Lieder ansteuern, aber auch andere sonstige Sprachbefehle wurden anstandslos erkannt. Hat man keine Lust auf Sprachsteuerung oder die direkte Steuerung am Handy, können die WF-1000XM4 auch über einen Touchsensor direkt gesteuert werden. Standardmäßig wechselt man am linken Kopfhörer zwischen „Ambient Sound“ und aktivem Noise Cancelling und am rechten Kopfhörer wird die Wiedergabe gesteuert. Tippt man den rechten Kopfhörer an, lässt sich die Musik pausieren, tippt man doppelt, so wird zum nächsten Titel gesprungen usw. Diese Einstellungen können aber frei nach Wunsch angepasst werden, auch Lautstärkeregelung über die Kopfhörer ist möglich.

Pausieren der Musik bei Abnahme eines Kopfhörer und sonstige Systemeinstellungen

Nettes Gimmick: Die App testet die Luftundurchlässigkeit und somit den Rauschunterdrückungseffekt

Unter „Bestimmung der optimalen Ohrhörer“ testet die App anhand der Luftundurchlässigkeit, ob die Kopfhörer richtig sitzen, oder ob man für den besten Klang andere Aufsätze benutzen sollte. Außerdem lässt sich neben dem automatischen Ausschalten, wenn die 1000XM4 eine Weile nicht getragen werden, die automatische Pause bei Abnahme aktivieren. Dabei wird die Musik pausiert, wenn man einen der beiden Kopfhörer aus den Ohren nimmt. In den meisten Fällen funktioniert dies auch zuverlässig, gelegentlich jedoch taten sich die Sonys schwer, zu erkennen, dass einer von ihnen aus dem Ohr entnommen wurde und die Musik lief einfach weiter. Solch ein Missgeschick war zugegeben eher die Ausnahme, soll aber natürlich nicht unerwähnt bleiben. Als letztes können wir die Benachrichtigungen, die wir in unseren Ohren hören (also z.B. wenn wir von Noise Cancelling auf Umgebungsgeräusche wechseln) in verschiedene Sprachen ändern. Hierfür muss dann jeweils ein Sprachpaket heruntergeladen und aufgespielt werden, was in unserem Fall ca. eine Viertelstunde dauerte.

Klang

Jetzt geht es endlich ans Eingemachte. Wir beginnen zunächst mit „Involuntary Prophet“ von Shanghai Restoration Project auf Spotify. Die WF-1000XM4 sollen durch die neue 6mm-Treibereinheit ja etwas mehr Power insbesondere in den tieferen Frequenzen vorzuweisen haben und wir können erfreut feststellen, dass es sich dabei nicht nur um Gerede handelt. „Involuntary Prophet“ startet mit sehr dominanten und atmosphärischen Bässen, die außerdem zusammen mit den restlichen Synthesizer-Klängen den Sonys viel Dynamik abverlangen. Die In-Ears zeigen aber schon von Anfang an, wie sehr sie mit diesen Tiefen umgehen können. Insbesondere der trockene und sehr klare Kickbass verdient ein hohes Maß an Anerkennung, gerade weil er sehr gut im Einklang mit den stimmungsvollen Tiefen des Tracks steht. Die Synthesizer-Klänge nach etwa 90 Sekunden fügen sich ganz lässig ein und im weiteren Verlauf kommt noch das sehr klar auftretende Keyboard hinzu. Auch die Mitten beherrschen die Sonys also. Und noch einmal: Wir sind sehr beeindruckt von der trockenen Gelassenheit, mit der die kontinuierlich durch das Lied laufenden Bässe dargestellt werden und so für gute Dance-Stimmung sorgen. Alles in Allem liefern die WF-1000XM4 bis zu diesem Punkt ein tolles Gesamtklangbild und alle Frequenzen werden zuverlässig abgedeckt. Am Ende kommt noch einmal sehr prominent, aber präzise das Keyboard dazu. Hier wird es den Sonys in den Höhen und Mitten dann doch etwas zu viel, die Differenzierung zwischen den verschiedenen Klangelementen gelingt nicht mehr so bravourös und hintergründige Sounds verschwimmen leicht. Nichtsdestotrotz dürfen wir nicht vergessen, dass es sich hier um kleine In-Ears handelt und dafür ist diese Leistung schon sehr beeindruckend. Gerade die Tiefenatmosphäre lässt keine Wünsche offen.

Wir bleiben noch kurz auf Spotify und gönnen uns „Salt“ von der färöischen Künstlerin Eivør. Auch hier zeigen die WF-1000XM4 schon am Anfang ihre Bassstärke und bilden mit ihren Tiefen eine schöne, einhüllende Klangatmosphäre. Eivørs Gesang wird nach ihrem Einsatz ebenfalls angenehm weich, aber mächtig und allumfassend dargestellt und wirkt insbesondere mit dem Echo zusammen sehr stark und emotional. Als wir dann die Lautstärke ordentlich in die Höhe treiben, stellen sich die Sonys wirklich als sehr pegelfest heraus, denn zu keiner Sekunde ertönen irgendwelche Klänge verzerrt oder unangenehm spitz, die Klangpräsentation wird eher noch mitreißender, vor allem in der Mitte des Liedes. Eivørs Gesang fängt im späteren Verlauf etwas an, die hintergründigen Klangelemente zu übertönen und bringt das Gesamtbild so leicht zum Verschwimmen, ähnlich zum ersten Klangbeispiel. Trotzdem sind wir begeistert von der Emotionalität der Wiedergabe. Auch bei „Trøllabundin“ kommen noch einmal die starken Bässe kräftig, aber gleichzeitig sehr sauber zur Geltung. Wir erwähnen das hier noch einmal extra, weil uns bei diesem Beispiel am meisten auffällt, wie angenehm, aber mächtig der Klangteppich ist, den die Sonys mit ihren tieferen Frequenzen kreieren. Häufig passiert es bei bassstarken Kopfhörern, dass zu viel Fokus auf den unteren Frequenzen liegt und dann andere Klänge tendenziell verschwinden. Wir würden die Differenzierung der verschiedenen Klangebenen auch bei diesem Stück nicht in allen Belangen als lupenrein bezeichnen, allerdings liegt das hier nie an der Unausgewogenheit der verschiedenen Frequenzen, sondern eher an der Komplexität des Klangbeispiels. Bei „Trøllabundin“ jedenfalls herrschen wirklich harmonische, aber druckvolle Bässe vor, die eine sehr atmosphärische Klangkulisse bilden.

Wir begeben uns in verlustfreie Gefilde, die WF-1000XM4 sind über den neuen Bluetooth-Standard schließlich in der Lage, Audiosignale bis zu 990kbit/s wiederzugeben. Wir gönnen uns also „Dirty Old Town“ von The Pogues in FLAC-Fassung. Am besten gefällt uns hier die rhythmisch gleichmäßige Schlagzeug-Begleitung, welche auch stark untermalt wird von der Darstellung der Bass Drum. Dazu passend ertönt auch die Zither im Hintergrund noch sehr präzise und deutlich, zumindest solange nicht zu viele Instrumente auf einmal präsentiert werden müssen. Hier leidet dann die Auflösung wieder etwas, wobei wir aber wirklich die sehr gelassene Country-Stimmung loben müssen, die durch die weitgehend klare Wiedergabe generiert wird. Auch Shane MacGowans Stimme wirkt authentisch, die Mundharmonika und die Zither zusammen machen Laune. Andere Kopfhörer würden bei den höheren Frequenzen zwar auf eine direktere Wiedergabe setzen, gerade für In-Ears eignet sich aber sehr die etwas mehr zurückgehaltene Darstellung, da solche Frequenzen gerade bei höheren Lautstärken unangenehm werden können.

Als letztes gibt es noch etwas treibendes, nämlich „Vanity“ von Bad Religion in 24-bit FLAC-Format. Die schnelle, dynamische Wiedergabe, die bei Bad Religion von Nöten ist, bereitet den Sonys auch keinerlei Probleme. Wie schon bei „Dirty Old Town“ wird sofort das Schlagzeug und insbesondere die Bass Drum prächtig und lebensecht ins Spiel gebracht. Die E-Gitarre wird daraufhin sehr elegant eingefügt und die Harmonien werden locker und präzise dargestellt. Mit dem Gesang zusammen ergibt sich dann eine mitreißende, treibende Rock-Nummer. In der Mitte gerät die E-Gitarre wieder etwas zu sehr in den Hintergrund, was allerdings auch an der Abmischung liegen könnte. Lobenswert ist trotzdem die Schnelligkeit, mit der die WF-1000XM4 die Nummer lässig präsentieren. Die Instrumentalauflösung gefällt uns dafür umso besser bei „Changing Tide“, ebenfalls von Bad Religion. Gerade die E-Gitarre zusammen mit dem kratzigen Gesang von Frontmann Greg Graffin bereiten uns die Sonys sehr organisch und authentisch auf. Das Schlagzeug passt wieder rhythmisch gleichmäßig sehr gut dazu. Sehr mitreißend kommen im Refrain auch die Background-Gesänge zur Geltung. Wir hatten ja in mehreren Klangbeispielen die Differenzierung der verschiedenen Klangelemente bemängelt, zumindest bei komplexerem Geschehen. Und auch wenn wir nicht von der besten Räumlichkeit sprechen können: Für In-Ears meistern die Sonys „Changing Tide“ wirklich mit Bravour und liefern ein sehr sauberes und insgesamt stimmiges Klangerlebnis.

Auch wenn bei vielschichtiger Musik Teile der Soundkulisse etwas verschwimmen und es so im hochgradigen Detail fehlt, sind wir wirklich hochzufrieden mit der Klangperformance der WF-1000XM4. Gerade die Tiefenwiedergabe hat es uns angetan, deren Endprodukt ein zwar kräftiger, aber beherrschter und atmosphärischer Bass ist. Aber auch bei den anderen Frequenzen müssen sich die Sonys ob ihrer präzisen Wiedergabe nicht verstecken, das Klangbild ist insgesamt harmonisch und stimmungsvoll.

Konkurrenzvergleich

Für 199 Euro sind die TONE Free FN7 von LG erhältlich. Die Meridian Klangtechnologie sorgt für stimmigen und harmonischen Klang, der in der Praxis auch sehr immersiv klingt. Bei der Bassstärke haben die Sonys aber die Nase vorn. Das aktive Noise Cancelling funktionierte bei den LGs ebenfalls hervorragend, allerdings mit einem ganz leichten Grundrauschen. Auch die Akkulaufzeit ist bei den Sonys eine Spur stärker mit 8 + 16 Stunden inkl. Case, bei den LGs sind es 5 + 15 Stunden. Verarbeitungstechnisch schenken sich die beiden Sets nichts, unsereins gefällt allerdings die Optik der FN7 etwas mehr.

Die JBL Live Pro+ sind ob ihres 100 Euro günstigeren Kaufpreises von 179 Euro und ihrer Featurevielfalt ebenfalls nicht zu verachten. Adaptive Geräuschunterdrückung und eine vielseitige, einfach zu bedienende App sind auch hier mit im Paket, genau wie Ohrstöpsel in fünf Größen. Die Akkulaufzeiten belaufen sich dabei auf 7 Stunden plus 21 Stunden mit Case. Leicht besser sind die Sonys in ihrer Verarbeitungsqualität und ihrer Pegelfestigkeit.

Klanglich begeistert im TWS-Bereich haben uns die Bose Quiet Comfort TWS für etwas über 200 Euro. Vor allem der präzise Bass und die Räumlichkeit konnten uns überzeugen. Nachteil bei den Bose ist allerdings die Akkulaufzeit, die mit nur 6 Stunden + 12 Stunden im Case eher durchschnittlich ausfällt. Auch die Materialverarbeitung ist bei den Sonys hochwertiger, dafür können die Bose aber wiederum durch einen tollen Tragekomfort punkten.

Fazit

Rundes Gesamtpaket – so würden wir die WF-1000XM4 von Sony beschreiben. Der Kaufpreis von 279 Euro ist für In-Ears zwar nicht der günstigste, trotzdem enttäuscht die Leistung der Japaner keineswegs. Hervorragende Verarbeitungsqualität, sehr solide Akkulaufzeit und Handhabung durch die geringe Case-Größe und das geringe Gewicht der Kopfhörer, und eine beachtliche Menge an Features. Einige andere Hersteller bieten zwar mehr Größenvarianten in den Ohrstöpseln, dafür lässt sich mit der Headphones Connect App messen, welche Ohrstöpsel zu den Ohren am besten passen. Das tolle Noise Cancelling ohne Eigenrauschen und die Mikrofonqualität sind auch ein großes Lob wert. Abgerundet wird das Ganze durch die insgesamt sehr stimmige und tiefenstarke Klangperformance.

Klangstark und einfach zu handhaben – die Sony WF-1000XM4 sind rundherum solide Allrounder für die Hosentasche

True Wireless In-Ear Kopfhörer bis 300 Euro
Test 06. Juli 2021

 

Test und Fotos: Michael Kind
Datum: 06. Juli 2021


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