XXL-TEST: 9.2-Kanal-Netzwerk-Receiver Pioneer SC-LX704

Pioneer offeriert für 1.799 EUR den eleganten Neunkanal-Netzwerk-Receiver SC-LX704, der mit extrem reichhaltiger Ausstattung sowie hochwertiger Technik Käufer für sich gewinnen möchte. Für exzellente Dynamik und eine hohe Pegelfestigkeit sorgt die neueste Version der Direct Energy HD-Verstärkereinheit. Aufwändiges Feintuning und selektierte Bauteile, so verspricht Pioneer, ermöglichen eine enorme klangliche Leistungsfähigkeit. Für eine akkurate Lautsprecher-Einmessung inklusive Room Equalizing sorgt MCACC Pro. Das System analysiert beispielsweise die Phasen/Gruppenlaufzeiteigenschaften, damit Phasenunterschiede zwischen den einzelnen Lautsprechern präzise korrigiert werden können. Decoder für Dolby Atmos, DTS:X und das auf DTS:X basierende IMAX Enhanced gehören selbstverständlich zur Ausstattung. Während Denon und Marantz sowie zukünftig auch Arcam auf Auro-3D als drittes objektbasiertes 3D-Audioformat setzen, verzichtet Pioneer, ebenso wie Onkyo und Yamaha, aktuell auf die Auro 3D-Integration.

Lautstärke-Drehregler

Regler für die Quellwahl

Display

Rückseite

Fernbedienung

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MCACC Pro-Mikrofon

Wenden wir uns dem SC-LX704 im Detail zu und starten mit der Verarbeitung. Optisch sieht der SC-LX704 zeitlos-elegant aus und punktet mit seiner sauber verarbeiteten Metallfrontblende, die aus seitlicher Perspektive tadellos eingepasst ist. Unter dem Mehrkanal-Receiver befinden sich große, silberfarbene Standfüße, die für einen soliden Stand sorgen und das eigentliche Gehäuse im Sinne geringstmöglicher Vibrationen abkoppeln. Die Front wird dominiert von zwei großen, gut verarbeiteten Drehreglern für Eingangswahl und Lautstärke. Während der Quellwahlregler angenehm gerastert ist, fehlt dies beim Lautstärkeregler, den wir überdies für etwas schwergängig halten. Das Punktmatrix-Display löst durchschnittlich auf und ist einzeilig. Die Klappe, unter der sich weitere Bedienelemente und Anschlüsse befinden, ist mit Metall ummantelt, besteht im Kern aber aus Kunststoff. Sie ist sehr hochwertig gedämpft und lässt sich praktisch lautlos öffnen und schließen. Die Rückseite des SC-LX704 ist gut verarbeitet und weist keine Besonderheiten in besonders positiver oder negativer Hinsicht auf. Die mitgelieferte Fernbedienung ist als durchaus gelungen zu bezeichnen: Sehr übersichtlich, mit guten Kontrasten, und beinahe kompletter Beleuchtung. Kleiner Kritikpunkt: Das Navigationskreuz ist schwarz wie das Gehäuse der Remote und nicht beleuchtet. Dafür aber ist die Oberfläche angenehm gummiert und sehr griffgünstig ausgeführt. Das Gehäusematerial wirkt leider etwas billig, sonst wäre die Fernbedienung nahezu optimal. Wie sieht es im Inneren des SC-LX704 aus?

Innenleben gesamt

Im Inneren geht es aufgeräumt zu, die Verkabelung ist übersichtlich. Wer große Kühlkörper vermisst, dem sei erklärt, dass die digitalen Endstufen anders arbeiten als ihre analogen Pendants und kaum Abwärme im Verlauf des Verstärkungsprozesses erzeugen. Daher sind auch großformatige passive Kühlelemente nicht zwingend notwendig.  

Elkos von oben

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Elkos im Detail

Transformator

Platinenlayout

Das Chassis ist für einen AV-Receiver für knapp 1.800 EUR sehr schlicht gehalten. Keine zusätzlichen Verstrebungen für mehr Steifigkeit, keine Unterteilung des Geräteinneren in mehrere Kammern. Da hätten wir mehr erwartet, insbesondere von Pioneer - früher legte man größten Wert auf einen aufwändigen Aufbau innen. Insgesamt wirkt das Geräteinnere daher nicht überdurchschnittlich hochwertig, da bietet die Konkurrenz teilweise mehr.

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Anschlüsse/Spezifikationen

Anschlüsse vorn unter der Klappe

Wie sieht es mit der Anschlussbestückung aus? Beginnen wir vorne, unter der Klappe. Hier befinden sich ein HDMI-Slot, ein USB-Terminal, einmal der Anschluss fürs MCACC Pro-Messmikrofon sowie ein 6,25 mm Kopfhöreranschluss. 

Rückseite komplett

Hinten ist die Anschlussbestückung angemessen umfangreich. 

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  • 6x HDMI Eingänge (4 zuweisbar)
  • 3x HDMI Ausgänge (1 für MAIN, 1 für SUB,
    1x für ZONE 2)
  • HDMI mit eARC
  • 1x Ethernet Eingang
  • 1x USB Eingang für USB-Laufwerk
  • 2x AV (Komponente) Eingänge (zuweisbar)
  • 2x AV (Composite) Eingänge (zuweisbar)
  • 6x Audio Eingänge (zuweisbar)
  • 1x Phono (MM) Eingang
  • 2x Digital Coaxial Eingänge (zuweisbar)
  • 3x Digital Optisch Eingänge (zuweisbar)
  • 2x Subwoofer Vorverstärkerausgänge
  • ZONE B Line Out für drahtlose Kopfhörer
  • ZONE2/ZONE 3 Vor-/Leitungsausgang
  • Lautsprecher 11-Kanal-Ausgang (FRONT, CENTER,
    SURROUND, SURROUND BACK, HEIGHT 1, HEIGHT 2)
  • 2x IR Ein/Ausgang
  • 2x 12V Trigger Ausgänge
  • RS-232C
  • UKW/AM Antenne
  • Bluetooth 4.2
  • Dualband-WLAN (2,4/5 GHz) 802.11ac-kompatibel
  • SPEZIFIKATIONEN: Leistungsbedarf: Wechselstrom 220-230 V,
    50/60 Hz, Stromverbrauch/Standby: 310 W/0,2 W, Abmessungen (B x H x T): 435 x 185 x 440 mm Gewicht: 15,5 kg

Pioneer verbaut insgesamt sieben HDMI-Eingänge (einer davon vorne), die alle zu HDR10, HLG und Dolby Vision kompatibel sind. Drei HDMI-Ausgänge erweitern das Angebot. Damit liegt der Pioneer, was die Anschlussauswahl angeht, im guten Mittelfeld. 

Ausstattung und Technik

Starten wir mit dem verbauten Decodern und den damit verbundenen Funktionen nochmals durch. IMAX Enhanced, Dolby Atmos®, Dolby Surround Upmixer, DTS:X®, DTS Neural:X® Upmixer, der Reflex Optimizer (Pioneer-Technolologie sorgt für eine perfekte Einbindung von Top Firing-Modulen),  der Dolby Atmos Height Virtualizer, Dolby® TrueHD, Dolby Digital Plus, DTS-HD Master Audio, DTS-HD Hochauflösendes Audio, DTS 96/24, DTS-ES sowie DTS Express sind vorhanden. Auch mit Direct Stream Digital (DSD) kommt der SC-LX704 zurecht: Zum einen als direkte DSD-Wiedergabe über Netzwerk/USB (11.2, 5.6, 2.8 MHz/2 ch), zum anderen als DSD Disc (SACD) Wiedergabe über HDMI (2,8 MHz/2 Kanäle, 5,1 Kanäle). Die Endstufe stemmt 9 x 205 Watt (1 Kanal ausgesteuert, 1 % Gesamtklirrfaktor, 6 Ohm, IEC-Norm).  Das ist üppig und weckt Neugierde im Hinblick auf die später folgenden Testreihen.

Für Präzision und eine üppige Rechenleistung findet sich ein digitaler Quad-Core 32-Bit-DSP (Cirrus Logic) + Aureus™ Gleitkomma-DSP (TI).  384 kHz/32-Bit D/A-Wandlung mit sehr hochwertigen und exakt arbeitenden ES9026PRO x 2 sorgt für Präzision bei der Transformation digitaler in analoge Signale. Die MCACC Pro Auto-Raumoptimierung besitzt eine vollständige Phasenregelung, eine hoch präzise Messung des Abstands der einzelnen Lautsprecher vom Hörplatz, und einen eigenen Subwoofer EQ.

Der Pioneer Sound Retriever optimiert akustisch stark datenreduziertes Material. Zahlreiche DSP-Modi befinden sich ebenfalls im Ausstattungsumfang: Classical, Unplugged, Entertainment Show, Drama, Advanced Game, Action, Rock/Pop, Sports, Extended Stereo, Extended Mono, sowie Front Stage Surround Advance. Des Weiteren findet sich ein analoger Radiotuner (AM/FM) mit 40 Presets. Ein Sleep Timer besitzt der SC-LX704 ebenfalls. 

Der Pioneer bietet auch die Möglichkeit, Videomaterial von 1.080p auf 4K hochzuskalieren. 576i/p- und 720p/1.080i-Quellen können nicht hochskaliert werden. 

Multimedia

Die Multimedia-Ausstattung des SC-LX704 ist bemerkenswert und setzt aktuell definitiv Maßstäbe - bei diesem Umfang kann kaum jemand mithalten. Hier alle Features zunächst in der Übersicht:

  • FlareConnect™ für Multi-Room-Audio, Pioneer/Onkyo-eigener Standard (hieß früher "Fire Connect")
  • Amazon Alexa-kompatibel, Alexa-Lautsprecher erforderlich
  • Chromecast built-in und Google Assistant Kompatibilität (in Verbindung z.B. mit einem Google Home Lautsprecher
  • DTS Play-Fi mit Pioneer Music Control App - funktioniert sehr gut
  • Apple AirPlay 2
  • Roon Tested
  • Funktioniert mit SONOS
  • Unterstützt unter anderem Amazon Music, Spotify, TIDAL und Deezer Hi-Fi Music-Streaming
  • Internet-Radio mit TuneIn
  • Hochauflösende Wiedergabe von Audiodateien über USB/Netzwerk.  Bis zu 192 kHz/24-Bit ALAC, AIFF, FLAC, WAV (RIFF) und 11,2 MHz DSD.

Man kann den SC-LX704 zum Beispiel über die von Pioneer modifiziert DTS Play-Fi-App steuern (Pioneer/Play-Fi MusicControl). Das funktioniert auch in der Praxis ohne Schwierigkeiten. Von diesen beiden Apps haben wir auch ein paar Screenshots erstellt:

In der Google Home-App wird der SC-LX704 sofort gefunden

Den Ton haben wir vernommen

Statistiken/Absturzbereichte teilen ja/nein

Entweder "vorgefertigte" Raumnamen oder die Eingabe eines personalisierten Raumnamens

Eingabe eines benutzerdefinierten Raumnamens

Der SC-LX704 ist verbunden

Fast fertig. Man kann seine Einrichtung nochmal überprüfen

In der Übersicht taucht der SC-LX704 bei "Office One" (unser Raumname) direkt auf

Tidal-Wiedergabe über Chromecast

Spotify-Wiedergabe über Chromecast

Die Verwendung der Google Home-App in Verbindung mit dem Pioneer SC-LX704 ist denkbar einfach. Wenn man schon ein Google Home-basiertes Multiroom-Netzwerk verwendet, ist die Einbindung in kürzester Zeit geschehen.

Pioneer/DTS Play-Fi-App

Auch über Play-Fi wird der SC-LX704 umgehend gefunden

Play-Fi-Einstellungen

Play-Fi-Wiedergabe eines Tracks aus der Musik-Bibliothek des iPhones

Auch über Play-Fi wird der SC-LX704 sofort erkannt und man kann auf die Funktionen der App zurückgreifen. 

Auch mittels Fernbedienung und On Screen Display sind multimediale Anwendungen verfügbar. Hier einige Screenshots:

Internet Radio-Wiedergabe über Tune-In

Übersicht der multimedialen Möglichkeiten

Auswahl an Servern/PCs/NAS-Systemen

Hi-Res-Audiowiedergabe vom NAS-System

Insgesamt bietet der SC-LX704 zahlreiche multimediale Möglichkeiten, unter anderem die Einbindung in Multiroom-Netzwerke, die unter DTS Play-Fi, Google Chromecast/Google Home oder Flare Connect laufen. Zudem ist Apple AirPlay 2 an Bord. Auch ist der SC-LX704 zu allen gängigen Hi-Res-Audio-Formaten kompatibel und ebenso zu den wichtigen Sprachassistenten Google Assistant und Amazon Alexa. 

Einrichtung und OSD-Menüs

Hier haben wir natürlich wieder zahlreiche Screenshots zur Einrichtung und Menüstruktur parat:

Sprachwahl

Einleitende Worte

Teil 2 der Einleitung

Übersicht über die Schritte der Inbetriebnahme

Nun starten wir mit dem Lautsprecher-Setup

Hier gibt man an, welche Lautsprecher zu welchem Zweck angeschlossen sind

Überblick

Überprüfung der Lautsprecherverbindung

Auswahl des Lautsprechers für den jeweiligen Testton

Schritt-für-Schritt-Erklärung

Vollautomatische MCACC-Einmessung

Anweisungen vor der Einmessung

Der Messvorgang beginnt

Bis zu 9 Einmesspositionen möglich

Nach der Einmessung kommt die Verbindung Mehrkanal-Receiver-TV an die Reihe

Wahlweise drahtlose oder kabelgebundene Netzwerkeinrichtung

Hier erfolgt die Auswahl

Netzwerkverbindung hergestellt

Nachdem die erste Inbetriebnahme erfolgreich beendet ist, stellen wir noch weitere Menü-Screenshots vor. 

Hauptmenü

MCACC-Menü

Ein so starker Mehrkanal-Receiver wie der SC-LX704 muss auch in Verbindung mit großen Standboxen vorn und ohne Subwoofer erstklassig funktionieren

Entfernungen der Boxen vom Hörplatz

MCACC eliminiert auch stehende Wellen. Für versierte Anwender ein ideales Betätigungsfeld

Analyse und Kalibrierungsmöglichkeit der Gruppenlaufzeiten

Zu MCACC: Insgesamt bietet MCACC zusätzlich zur vollautomatischen, komfortablen Einmessung noch die Option, selbst einzugreifen und zu optimieren. Hierzu finden sich Unmengen an Justagemöglichkeiten, die aber nur derjenige einsetzen sollte der sich mit raumakustischen Einflüssen auskennt. Drei Speicherplätze für individuelle Justagen bietet der SC-LX704, somit kann man sich zum Beispiel für Musik und Filmton unterschiedliche MCACC-Settings anfertigen. Wir haben den SC-LX704 vollautomatisch mit MCACC eingemessen und waren mit den akustischen Ergebnissen sehr zufrieden. Eine stimmige Front-Surround-Balance, ein klarer sowie detailreicher Hochtonbereich, zugleich aber ein ausgewogener Gesamt-Klang sind die Vorzüge in der Praxis. Ein Nachteil eint MCACC mit zahlreichen anderen Einmessystemen: Lautsprecher, insbesondere der aktive Subwoofer (falls vorhanden), werden zu leise eingemessen. Wir haben ein Setup ohne Subwoofer und eines mit eingemessen. 

Menü "Grundeinstellungen"

Menü "Ein-/Ausgangszuordnung"

Menü "TV-Ausgang/OSD"

Klangeinstellungen

IMAX Enhanced-Settings (man braucht zur Verwendung von IMAX Enhanced entsprechende gekennzeichnete IMAX Enhanced-Software)

Menüpunkt "Hardware"

HDMI-Menü

SONOS-Komponenten lassen sich mit dem Pioneer kombinieren, hier das passende Menü beim SC-LX704

Menü "Diverses"

Wichtig: Immer auf eine aktuelle Firmware-Version achten

Der SC-LX704 bietet eine ungeheure Vielzahl von Einstellmöglichkeiten, ganz besonders, was den Funktionsumfang von MCACC betrifft. Die Menüs sind grafisch schlicht und sehr "clean" gehalten, mit Ausnahme der MCACC-Menüs, die auch grafisch passend untermalt sind. Die Menüs liegen übrigens in 720p vor und können auf Ultra HD-Fernsehern oder gar 8K TVs ein wenig verpixelt wirken. Insgesamt ist die Schärfe aber in Ordnung und für die einfachen Bedienvorgänge stellt dies sicher kein Problem dar. Zumal der AV-Receiver flink auf sämtliche Eingabebefehle reagiert und diese prompt umsetzt.

Adjust-Taste auf der Fernbedienung

Zunächst möchten wir noch zahlreiche Eingriffsmöglichkeiten vorstellen, die sich dem Anwender eröffnen, wenn er die "Adjust"-Taste auf der Fernbedienung drückt. Dann finden sich folgende Parameter:

  • HDMI: Audio Exklusive On/Off, HDMI Out (Wahl des HDMI-Ausgangs), Delay, ARC
  • Audio: Midnight On/Off, Stereo-Zuordnung, Zone 2, Hi-Bit 32, Upsampling, Digitalfilter (Sharp/Shor/Slow), Reflex Optimizer, Phase Control + (einstellbar in MS), Dialog Lifted Up, Audio Scaler (Manual, Auto), Sound Retriever (zur Aufbesserung von komprimiertem Audio-Material)
  • MCACC: MCACC EQ, Phase Control, MCACC-Speicher, Theater-Filter
  • Level (Pegeleinstellung)

Wichtig: Je nach Betriebsart sind nicht alle Parameter verfügbar. 

Klang

Wir legen die 2019er DTS:X Demo-Ultra HD-Blu-ray ein und möchten wissen: Ist auch der SC-LX704 noch ein echter Pioneer Mehrkanal-Receiver? Mit enormer Dynamik und kraftvollem Nachdruck? Die Sequenz aus "Jurassic Park - The Fallen Kingdom" gibt rasch Auskunft. Verwendet man große, klangstarke Standlautsprecher vorn (Beispiel: Canton Reference 5 K), dann braucht man keinesfalls zwingend einen aktiven Subwoofer. Der SC-LX704 bringt genug Kraft mit, um die Lautsprecher entschlossen und dynamisch auch bei deutlich gehobenem Pegel anzusteuern. Der Music Score wird ausgezeichnet eingearbeitet, der durch die Musik aufgebaute Spannungsbogen kommt überzeugend heraus. Dynamische Sprünge setzt der Pioneer umgehend um, und der enorm lebendige und zugleich dynamische Bassbereich verdeutlicht, dass auch der SC-LX704 wieder ein typischer Pioneer Mehrkanal-Receiver ist, allerdings mit dem Bonus, dass die Auflösung klar und fein ist, der Hochtonbereich aber kaum störende Aggressivität entwickelt. Zumindest bei diesem Beispiel nicht. Der kurze Clip aus "The Incredible Hulk" mit lauten Stimmen, scharfen Schüssen und einem gigantischen Durcheinander stellt den SC-LX704 vor keinerlei Probleme. Besonders beeindruckt, wie kraftvoll und zugleich gut auflösend die Schüsse durch alle Kanäle donnern. Der Pioneer entwickelt viel Atmosphäre in der Überkopf-Ebene, die nahtlos eingearbeitet ist und schon mit lediglich zwei Top Firing-Modulen eine echte Bereicherung darstellt. Hulks dumpfes Grunzen, das darauf folgende Durchladen einer Waffe, der actiongeladene Music Score: Wie wir es bei Pioneer schon immer geschätzt haben, entwickelt der SC-LX704 eine intensive, dichte Atmosphäre, auch bei hohem Grundpegel können zusätzliche große Effekte ohne Verzerrungen oder Dynamikeinbrüche umgesetzt werden. 

Weiter geht es mit der Lichtmond-Blu-ray "The Journey" in Dolby Atmos. Wir hören "The Journey 1+2", "Flowing Like A River" und "Nothing But Change". Dieses Material ist wie für den SC-LX704 gemacht, denn hier kann er seine dynamischen Talente voll entfalten. Klar, kraftvoll, nachdrücklich: Es macht Spaß, hier schwungvoll am Lautstärkeregler zu drehen. Dynamische Differenzen setzt der Pioneer mit enormer Impulstreue um. Alternierende Effekte präsentiert er mit sehr guter Räumlichkeit und einer unglaublichen Schnelligkeit. Die digitalen Endstufen sind nicht nur pegelfest, sondern auch extrem schnell im Antritt. Vergleichen wir den SC-LX704 mit früheren Generationen, so agiert er deutlich homogener, runder, gefälliger - ohne aber dass er es an direkter Dynamik missen lässt. Wie gut er auch verschiedene akustische Ebenen herausmodellieren kann, das beweist er bei dieser Blu-ray ganz besonders. In allen klanglichen Dimensionen erlebt man tiefe, aber zugleich glaubwürdige Räumlichkeit. Auch subtile Effekte behandelt der SC-LX704 dabei sorgsam. Wenn sich ein akustischen Szenario langsam aufbaut, sich Effekt zu Effekt gesellt, vermittelt der Neunkanal-Receiver ein sehr unmittelbares, beinahe schon plastisch zu fassendes Klangerlebnis. Man taucht tief ins Geschehen ein und nimmt dadurch verstärkt wahr, wie gut der kraftvolle Pioneer auch mit Details umgeht. Die vokalen Anteile arbeitet er charismatisch heraus, die Stimme wird zum einen gelungen fokussiert, zum anderen aber auch nahtlos ins tonale Gesamtgefüge eingebaut. Diese Mischung sitzt - der Pioneer trifft genau den Punkt, der dem anspruchsvollen Hörer wichtig ist.

Die objektbasierten Tonformate hätten wir damit abgehakt, aber natürlich gibt es noch eine Vielzahl bzw. sogar Mehrzahl klassischer Tonspuren wie DTS-HD Master Audio und Dolby TrueHD, inbesondere wenn man bestehende Filmbibliotheken berücksichtigt, die über Jahre hinweg gewachsen sind. Hier darf erneut "Der Hobbit - Smaugs Einöde" und zunächst die 5.1-Tonspur in DTS-HD MA in nativer Form ran. Wir starten hier bei Szene 43, als der Drache die Hochöfen der Zwerge wieder entzündet und lassen den Film bis zum Abspann durchlaufen. Schon in den ersten Sekunden der ersten Szene stellt der SC-LX704 seine Endstufenleistung eindrucksvoll unter Beweis und realisiert einen beachtlichen Tiefgang und ein sattes Fundament. Einhüllend gelingt die Darstellung der Feuersbrunst und auch das Gebrüll des Drachen wird entsprechend mit subsonischen Elementen unterfüttert. Übertrieben wird dabei aber nicht, schnell zieht sich der Mehrkanal-Receiver wieder zurück und bleibt hochpräzise. Die Stimmverständlichkeit ist durchgängig auf einem sehr hohen Niveau, der SC-LX704 kann sehr klar und sauber differenzieren. Begeisternd ist auch die einhüllende Räumlichkeit, die schon in der nativen 5.1-Abbildung erstaunlich stark ausgeprägt ist. Spielen wir mit dem Lautstärkeregler, zeigt sich die Komponente absolut souverän und scheint auch in den höchsten Bereichen mühelos abzuliefern und anzuschieben.

Die Immersion lässt sich mit der Zuschaltung von DTS Neural:X tatsächlich nochmals deutlich steigern, dies gilt insbesondere für die schnellen und actionreichen Szenen, als die Zwerge mit allen Mitteln versuchen, den Drachen zu stoppen. Die Kulisse profitiert hier stark von der errechneten Überkopfebene, da zahlreiche umherfliegende und von oben herabfallende akustische Elemente verarbeitet werden, die der Pioneer alle zu berücksichtigen vermag. Auch während ruhigerer Szenen erweitert sich das Klangbild nach oben und fühlt sich etwas einvernehmender an, ohne unnatürlich zu wirken. Der aus flüssigem Gold bestehende Zwergenkönig ergießt sich nicht nur über den Drachen, sondern akustisch auch über den Zuhörer. Erfreulich ist, dass der Klang nicht diffuser wirkt, sondern die Präzision weitgehend erhalten bleibt, so kann man von einem tatsächlichen Benefit ohne erhebliche Einschränkungen sprechen.

Den Film schließt Ed Sheeran mit "I See Fire" und auch hier macht der LX-704 eine gute Figur, besonders durch die authentische Stimmwiedergabe. Hier gefällt uns dann die native Wiedergabe der 5.1-Tonspur aber doch wieder besser, da die Bühne nicht künstlich aufgebläht wird. Das ist aber die einzige grobe Beeinflussung durch DTS Neural:X, sowohl die Vokalstimme als auch die sauberen Gitarrenklänge wirken identisch. Klar und brillant, mit exzellenter Feinauflösung, liefert der Pioneer die mittleren und oberen Frequenzbereiche, von Schärfe aber keine Spur. Da darf sich der Mehrkanal-Receiver direkt an der Stereo-Wiedergabe versuchen:

Und zwar zunächst in Form von Spotify und der Aktivierung des Sound Retrievers, der die Klangqualität bei komprimierter Musik steigern soll: Beim Klaas Mix des Techno-Klassikers "Wonderfull Days" agiert der Sound Retriever sehr gelungen: Er macht den Bass präziser und trockener, hebt hörbar die Brillanz und sorgt für mehr als authentisch empfundene Räumlichkeit. "Always On My Mind" (DJ Quicksilver - CJ Stone Remix) wirkt auch deutlich offener, klarer und fundierter, wenn man den Sound Retriever einsetzt. Wichtig: Es findet auch ein klarer Boost im Bass- und im Hochtonbereich statt. Dieser kommt bei Techno- oder House-Musik sehr gelegen, kann aber bei differenzierter Musik wie Klassik oder Jazz dem ein oder anderen zuviel sein. Prima finden wir den Sound Retriever wiederum beim Club-Track "Love To Hate You" (Erasure - Robbie Rivera's Juice Mix). Hier wirkt alles plötzlich nachdrücklich und kraftvoll, nachdem der Sound Retriever seine Arbeit aufgenommen hat. Man fühlt sich deutlich direkter mit der Musik verbunden. Die Trennung von Stimmen und Instrumenten in diesem Track gelingt tadellos.

Der SC-LX704 darf sich im Stereo-Betrieb auch bei qualitativ hochwertiger CD-Zuspielung beweisen. Wir liefern dem Mehrkanal-Receiver die Hans Zimmer-Komposition "Wheel of Fortune" an, die Filmkenner aus Fluch der Karibik bekannt sein wird. Der Pioneer agiert, wie auch in den vorherigen Testreihen, sehr direkt. Zwar erkennen wir keine aggressive Schärfe, auch bei hohem Pegel nicht, einen warmen, samtigen Sound darf man aber nicht erwarten. Die digitalen Endstufen gehen hier schon prägnant zur Sache, dafür manifestiert sich eine detaillierte Feinauflösung und sämtliche akustischen Effekte können klar lokalisiert werden. Auch die Bühnenstruktur und der Aufbau der klassischen Instrumente kommt klar zur Geltung, eine saubere Differenzierung geht damit einher. Spritzig und dynamisch präsentiert sich der SC-LX704 auch hier wieder und geht sehr schwungvoll an die Sache rein, lässt aber die Musikalität nicht außen vor und hüllt den Hörer in eine angenehm räumliche Kulisse ein. An Kraft mangelt es keinesfalls, auch im Stereo-Betrieb wird ein beachtlicher Tieftonbereich abgebildet, der ebenso voluminös wie präzise ist. Absolut pegelfest bleibt er bis in hohe Lautstärkebereiche souverän und verzerrt nicht. Seine charismatische Stimmwiedergabe stellt er bei Eva Cassidy - "Ain't no Sunshine" und Tom Jones - "Did Trouble Me" unter Beweis. Auch die Platzierung der Stimme zentral und frei im Raum kann überzeugen. Hier lässt sich auch der integrierte Audio-Exklusivmodus nutzen, bei dem der Receiver das Netzwerkmodul sowie die Netzwerkspannung deaktivieren kann, um Beeinflussungen zu vermeiden. Hier muss man aber schon über ein feines Gehör und eine hochwertige Anlage verfügen, um spürbare Unterschiede zu erkennen. In unserem akustisch optimierten Hörraum war uns das durchaus möglich, im Wohnzimmer-Betrieb aber kaum.

Hier wollen wir direkt einen kleinen Exkurs zu konkurrierenden Komponenten machen. Hier stehen dem Pioneer Mehrkanal-Receiver einige bärenstarke Gegner gegenüber, allen voran der Denon AVC-X6500H. Gleich vorab: beim Denon handelt es sich um einen Verstärker, der Tuner fehlt hier also. Darüber hinaus muss man etwa 200 Euro mehr für den Amp hinlegen, der dafür aber 11 Kanäle statt 9 befeuert. Dies tut er zudem, ebenso wie der Pioneer, enorm dynamisch und kraftvoll. Der Pioneer löst extrem fein auf, agiert blitzschnell und wirkt direkt, der Denon hingegen ist etwas weicher, geschmeidiger, trumpft aber mit ebenbürtiger Detaillierung und Feinzeichnung auf. Beide Geräte sind vielseitig, netzwerktechnisch überragt der Pioneer den Denon und bringt sogar Support für Sonos-Komponenten mit, allerdings spricht für den Denon die Integration aller 3D Audioformate, auch Auro-3D und Auro-Matic ist hier dabei. Die internen Komponenten überzeugen bei beiden, allerdings ist der Denon was die Verarbeitungsqualität und Güte, was das Innenleben betrifft, überlegen.  Auch der Yamaha RX-A2080 zählt zu den Gegnern eines SC-LX704. Der Yamaha ist länger am Markt und kann zu günstigeren Marktpreisen ergattert werden. Wie der Pioneer Mehrkanal-Receiver bringt er neun Endstufen mit. Akustisch geben sie sich die Hand, unterscheiden sich zwar grundlegend in der Auslegung, bieten aber beide eine exzellente Performance. Mächtig ist natürlich die DSP-Sektion des RX-A2080, dafür glänzt der Pioneer SC-LX704 mit noch mehr Flexibilität im Netzwerk-Bereich sowie IMAX Enhanced-Zukunftssicherheit.

Video

Hier kann man 4K-Upscaling aktivieren

Der Pioneer Mehrkanal-Receiver ist in der Lage, Inhalte in 1080p-Auflösung auf 4K Ultra HD hochzuskalieren. Dafür muss in den Grundeinstellungen unter "Ein-/Ausgangszuordnung" und weiter unter "TV-Ausgang/OSD" der Punkt "1080p -> 4K-Aufwärtsskalierung" auf Auto gesetzt werden. Nachdem wir unseren Blu-ray Player auf 1080p gestellt haben, setzt der Pioneer die Anweisung auch direkt um und skaliert das eingehende FullHD-Signal auf 4K. Niedriger auflösende Inhalte werden übrigens nicht skaliert. Mit dem GZW2004 von Panasonic haben wir einen starken Partner an der Hand, um die visuelle Performance des SC-LX704 zu beurteilen. Natürlich deaktivieren wir sämtliche Optimierer am TV-Gerät. Der Receiver scheint wirklich nur skalierend einzugreifen und ändert an der Wirkung des Bildes nichts. Auch was die Farbgebung und Kontrastwerte anbelangt, sehen wir kaum einen Unterschied, wenn wir den Player oder den Fernseher die Scalingarbeit verrichten lassen. Detailscharf und mit hoher Bildstabilität werden auch Szenen mit schnellen Bewegungen wiedergegeben. Eingreifen kann man im Pioneer noch mit dem Feature "Super-Auflösung", dass sich unterhalb der Skalierungseinstellungen befindet. Hier zieht der AV-Receiver die Schärfe etwas an, ein typisches Hilfsmittel bei niedriger auflösenden Inhalten. Allerdings sollte man damit vorsichtig umgehen und die Verwendung von der Qualität des Quellmaterials abhängig machen. Die gute "Skyfall" Blu-ray ist bereits hochwertiges Ausgangsmaterial und sollte völlig ohne Super-Auflösung oder maximal in der ersten Stufe wiedergegeben werden, da das Bild sonst überschärft wirkt, schwächere Masters können aber durchaus von dem Feature profitieren.

Fazit

Mit edler Optik, einer sehr guten äußeren Verarbeitungs- und Materialqualität und besonders der sehr flexiblen und vielseitigen Ausstattung kann uns der Pioneer SC-LX704 von sich überzeugen. Multimedial macht ihm keiner etwas vor, selbst mit Sonos-Komponenten arbeitet er nativ zusammen und kommt dazu mit Kompatibilität zu Google Home, Amazon Alexa sowie DTS Play-Fi, AirPlay 2 und Flare Connect daher. MCACC Pro ist besonders für Anwender, die selbst noch Hand anlegen, attraktiv und bietet viel Spielraum bei der Nachjustierung mit zahlreichen Parametern. Die automatische Einmessung ist, sofern alles richtig erkannt wird, ebenfalls sehr gut, allerdings kommt es manchmal zu Phasenfehlern oder eine Box wird etwas zu niedrig eingepegelt. Vom Innenleben waren wir bereits im Preview nicht überzeugt, erfreulicherweise kann der Mehrkanal-Receiver dennoch mit einer exzellenten akustischen Performance aufwarten und überzeugt mit hoher atmosphärischer Dichte, Pegelfestigkeit und Souveränität. Auch das spritzige Dynamikverhalten mit exzellenter Feinauflösung begeistert, auch die integrierten Virtualizer und Optimierer bieten klare Vorteile.

Leistungsstarker Dynamik-Experte mit beachtlicher Feinauflösung und enormer multimedialer Flexibilität

21.02.2020

Test: Carsten Rampacher, Philipp Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 21.02.2020


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