TEST: Oppo Find X2 Neo - Vier Linsen für ein Halleluja?

Oppo wurde 2004 gegründet, hat aber eine interessante Vorgeschichte, denn der Markenname wurde bereits 2001 registriert. Der Name entstand dabei nicht aus irgendeiner Laune heraus, sondern ist eine Agenturarbeit, da das Unternehmen nach einem einfachen und einprägsamen Namen gesucht hat, den jeder aussprechen kann. Wer einmal versucht hat, Huawei korrekt auszusprechen, weiß warum. Oppo gilt (noch) als stiller Gigant, denn das Unternehmen mit Sitz in Shenzhen hat bereits über 43.000 globale Patente und allein jährliche Forschungsausgaben in Höhe von 1,3 Milliarden Euro – und nun haben sie Deutschland im Visier.

Kamera

Die Optik besticht durch eine schlanke Eleganz. Das abgerundete Glasgehäuse wird nur (leider massiv) durch die Kamera mit vier Linsen unterbrochen und schimmert je nach Lichteinfall anders. Das Display hat einen kleinen, umlaufenden Rahmen und sowohl der Fingerprintscanner als auch die Frontkamera sind integriert. Es gibt zwar keine IP-Zertifizierung, dennoch macht das Gehäuse einen sehr stabilen Eindruck und das Display steckt auch stärkeren Druck gut weg.

Apropos Display: Dieses präsentiert sich sehr hochwertig mit OLED-Technologie & einer Full-HD-Plus-Auflösung (2.400 x 1.080 Pixel) und misst dieser Preisklasse angemessene 6,5 Zoll. Ebenfalls top sind die 90Hz Bildwiederholfrequenz, was Bewegungsabläufe sehr geschmeidig erscheinen lässt. Diese Zutaten sorgen im Zusammenspiel mit einer hohen Pixeldichte von rund 400 ppi für eine sehr ansehnliche Bildqualität mit hoher Helligkeit und starker Farbsättigung. Unter dem Strich eine klare Referenzleistung für einen vergleichsweise geringen Preis.

Aufnahme bei Tageslicht

Die Hauptkamera überrascht mit einem vier Linsen-System: eine 48-Megapixel-Weitwinkelkamera, eine Telefotolinse mit zweifach optischen Zoom, ein 13-Megapixel-Sensor sowie die Ultraweitwinkel-Linse mit 8-Megapixel-Sensor, die für Tiefenschärfe-Informationen im Portrait-Modus sorgt – ein rundes Paket somit.
Im Praxistest präsentiert sich der Knipser als guter Allrounder, denn mit einer entsprechend ruhigen Hand lassen sich auch bei Dämmerlicht und bei weit entfernten Motiven ordentliche Ergebnisse einfangen. Tageslicht-Aufnahmen sind sogar absolut Top. Unter dem Strich sicherlich nicht das aktuelle Optimum, aber selbst bei gehobenen Ansprüchen kommt man mit der Kamera gut klar. Das gleiche gilt für die Frontkamera, die opulente 32 Megapixel bietet. Neben dem Bokeh-Effekt und Hautglättung lassen sich sogar einzelne Gesichtsbereiche (z.B. schmalere Nase) bearbeiten. Videos sind mit maximal 4K-Auflösung nur bei 30 Bildern pro Sekunde möglich. 60 Bildern pro Sekunde lassen sich aber bei einer Full-HD-Auflösung erzielen. Im Bereich Ausstattung werden alle Standards geboten.

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Panorama

Aufnahme bei schwächerem Licht

Bei den Datenschnittstellen ist leider nicht der aktuelle technische Stand an Bord, denn WLAN-ax bleibt außen vor, QI für drahtloses Laden wird unterstützt und der USB-C-Port arbeitet in der veralteten Version 2. Dafür kann der Nutzer aber Bluetooth 5.1, NFC, eine LTE-Geschwindigkeit von bis zu 1.200 Mbit/s sowie die 5G-Technologie nutzen. Schade aber, dass dabei die Dual-SIM-Funktionalität nicht gewährleistet wird und ein klassischer Kopfhöreranschluss fehlt ebenfalls. Dafür gehört aber eine Schutzhülle und ein flottes 30-Watt-Netzteil zum Lieferumfang. Einen microSD-Slot gibt es für das mit 256 GB Speicher ausgestattete Smartphone leider nicht. Dies gilt genauso für die Variante mit 128 GB, die ebenfalls erhältlich ist.

Unterer Bereich Rückseite

Das Einrichten des Oppo Find X2 Neo klappt nicht ganz so rund, wie man es als langjähriger Tester gewohnt ist. Ein Grund dafür ist die Oppo-eigene Software-Oberfläche ColorOS in der Version 7, die sich manchmal „dazwischen drängelt“. So muss noch extra die Kontakte freischalten lassen, um Zugriff auf sie zu haben.
Regelrecht nervig ist die Einrichtung des Fingerprintscanners, der im Display integriert ist, denn es dauert ziemlich lange, bis die volle Kuppe erfasst wird. Bei zu vielen Fehlversuchen muss man stets von vorne anfangen – das muss Oppo besser hinkriegen. Der optische Fingerabdrucksensor funktioniert dafür aber genauso gut wie der Gesichtsscanner.

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Weitere Besonderheit: Es gibt zwar einen App Drawer, dennoch werden alle Apps auf den Startseiten verteilt – quasi doppelt gemoppelt. Ansonsten dürfte sich der Nutzer aber über eine schnelle Handhabung, alle gängigen Short Cuts und dem aktuellen Android 10 mit Aussicht auf 11 freuen.

Seitliche Ansicht

Kein High-End-Prozessor, dafür aber einige Extras. Oppo verwendet zwar keinen Snapdragon-Prozessor aus der 800er-Reihe, bohrt dafür aber den Snapdragon 765G auf. Die CPU mit 6 Kernen bietet eine gehobene Taktrate von bis zu 2,4 Gigahertz, hat eine verbesserte Grafikleistung und wird von satten 12 Gigabyte RAM unterstützt. Im Alltag überzeugt das Smartphone daher auch durch seine flotte Gangart. Man muss das Gerät schon ordentlich stressen, damit es ins Schwitzen gerät.

Screenshot

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Auch die Akkuleistung ist beeindruckend, denn der Stromspender ist mit 4.025 mAh klar überdurchschnittlich gut aufgestellt – und das wirkt sich auch auf die Rufbereitschaft aus. In mehreren Testzyklen erreichte das Oppo Find X2 Neo eine Bereitschaft von fünf bis knapp sieben Tagen. Der Fernöstler reagiert somit recht stark auf die Nutzungsintensität. Im Dauertest ist zehn Stunden ebenfalls ein guter Wert. Richtig stark präsentiert sich das Mobilgerät aber vor allem beim Laden, denn von 0 auf 100% dauert gerade einmal eine ganze Stunde – rekordverdächtig!

Im Audio-Bereich werden dem Nutzer zwei Speaker angeboten, die sich ober- und unterhalb des Displays befinden. Der Klang erreicht aber keine Spitzenqualität. Insgesamt wirkt die Soundkulisse leicht blechern, bassarm und wenig gestaffelt. Dafür gibt es aber selbst bei hoher Lautstärke keine nennenswerten Verzerrungen. Telefonieren macht außerdem Laune, denn nicht selten spricht man mit den Gesprächspartner auf Festnetzniveau.

Fazit

Da wäre noch mehr drin gewesen. Das insgesamt sehr gut aufgestellte Oppo Find X2 Neo bringen einige negative, noch dazu vermeidbare, Kleinigkeiten in Bredouille. Das Einrichten gestaltet sich eher umständlich und auch die Ausstattung ist für diese Preisklasse nicht tadellos. Schade, denn das Smartphone zeigt durchaus Potential. Vielleicht fehlen den Machern zum europäischen Markt noch ein paar Erfahrungswerte. Dass Oppo eine Rolle in Deutschland spielen kann, haben sie ja schon mit dem Luxus-Funker Oppo Find X2 Pro eindrucksvoll bewiesen. Man darf daher sehr gespannt auf die weitere Entwicklung des Konzerns sein.

Solidess Smartphone mit wenigen, unnötigen Schwächen

30.08.2020

 

Test: Ulf Schneider
Datum: 30.08.2020

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