TEST: Huawei P10 - Neues Flaggschiff mit Top-Qualitäten?

Muss Samsung nervös werden? Berechtigte Gründe gibt es: Zunächst der Note 7 Gau sowie der Bestechungsskandal auf höchster Ebene und der Druck für den Weltmarktführer im Smartphone-Bereich ist spürbar. Jetzt tritt mit Huawei auch noch ein ernstzunehmender Konkurrent mit einem neuesten Flaggschiff aufs Parkett. Bereits weltweit gefeiert konnte es bereits gegen einige Modelle des Marktführers überzeugen, auch wenn das Galaxy 8 bisher exzellent ankommt und sich weltweit enorm gut verkauft - es bleibt also spannend auf dem umkämpften Smartphone-Markt.

Doch zurück zum P10. Okay, ein Design-Oscar gebührt dem P10 sicherlich nicht, aber der Premium-Funker ist angenehm schlank und überraschend leicht. Sehr gut: Die Kameralinsen schließen auf der Rückseite eben ab, was auch anno 2017 immer noch kein Standard ist.

Seitliche Ansicht

Das geringe Gewicht ist eine besondere Leistung, da das Unibody-Gehäuse zu großem Teil aus Aluminium besteht und zudem eine robuste Vollverglasung bietet. Ein klarer Kandidat für einen sorglosen Strandausflug also? Leider nicht, denn auch diesmal verzichteten die Macher auf eine IP68-Zertifizierung. Um mit der Konkurrenz Schritt zu halten wäre das aber ein logischer Zug gewesen.

Ansonsten ist das P10 aber ein ziemlich robuster Bursche, denn selbst das Display ist sehr wirksam gegen Druckstellen geschützt. Apropos Display: Der Touchscreen misst moderate 5,1 Zoll und lässt sich auffallend hell einstellen. Es wird zwar nur Full HD geboten, doch das ist bei diesem Format mehr als ausreichend. Im direkten Vergleich zu einem OLED-Vertreter ist zwar die Farbdarstellung nicht ganz so plastisch, doch dafür überzeugt das Display durch eine knackige Schärfe.

Dass die Kamera qualitativ hochwertig ausgelegt ist, zeigen die Dual-Linsen sowie das Leica-Logo. Der Kniff: Eine Linse der Hauptkamera archiviert Fotos mit 20 Megapixel in Schwarz-Weiß, während die zweite Linse Farbfotos mit zwölf Megapixel aufnimmt. Dadurch sollen noch lebendigere Bilder und ein höherer Detailreichtum bei Schnappschüssen möglich sein. Der Praxistest fiel jedoch gemischt aus. Beeindruckend sind die Möglichkeiten der variablen Fokussierung bei Motiven sowie die gute Lichtempfindlichkeit. Es fällt jedoch auch auf, dass selbst bei guten Lichtverhältnissen Unschärfen auftreten – so richtig knackig Scharf sind nur die wenigsten Schnappschüsse.

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Rückseite

Dafür gibt es aber allerlei Extras, wie die Portrait-Funktion mit vielen „Photoshop-Optionen“ (auch bei der Frontkamera möglich) sowie der opulente Profi-Modus, der klar Leicas anspruchsvolle Handschrift trägt. Wer sich Zeit nimmt und viel ausprobiert, kitzelt aus der Kamera beeindruckende Ergebnisse.

Das Huawei wird mit 64 GB Speicherplatz ausgeliefert, der sich auch per microSD erweitern lässt, was äußerst vorbildlich ist. Genauso vorbildlich sind die Zahlreichen Apps & Werkzeuge sowie die zukunftssichere LTE-Unterstützung. Das P10 unterstützt nämlich bereits das Cat12-Netz, das derzeit aber noch ausgebaut wird.

Logo: Beim aktuellen Flaggschiff gibt es Software neuesten Stands. Das Tandem aus Android Version 7.0 Nougat und Huaweis Benutzeroberfläche EMUI 5.1 sorgen für das komplette Management. Ungewohnt, aber durchaus praktisch: Der Nutzer wird nicht Step-by-Step durch ein Tutorial und Einstellungsoptionen geführt bevor es losgeht, sondern gleich zu sinnvoll gefüllten Startbildschirmen. Danach einfach bei Google anmelden und die eigenen Personalisierungsmöglichkeiten wählen und schon ist man fertig.

Huawei P10 Screenshot

Screenshot

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Es gibt zudem noch weitere Eigenheiten beim Huawei P10: Kein übersichtlicher App Drawer, ein linker Startbildschirm, der für personalisierte News oder Google-Dienste reserviert ist sowie das Fehlen des Pull-Up-Menüs, mit der man schnell die Google-Suche aktiviert.

Was bei der Handhabung aber sofort positiv auffällt, ist der Homebutton unterhalb des Displays, der gleichzeitig der Fingerprintscanner ist. Nach mehreren schlechten Erfahrungen bei günstigen Smartphones überzeugt dieser durch Schnelligkeit und Präzision.

Ansonsten sind so ziemlich alle Handhabungskniffe, wie Einhand-Bedienung oder Sprachsteuerung mit an Bord.

Wer oben an der Spitze mitspielen möchte, braucht eine entsprechende Prozessor-Leistung. Huawei setzt dabei auf Technik aus eigenem Hause und vertraut dem Octa-Core-Prozessor HiSilicon Kirin 960 diese wichtige Aufgabe. Die CPU arbeitet mit vier Kernen á 2,4 GHz und vier Kernen, die mit 1,8 GHz getaktet sind. Unterstützt wird der Prozessor zudem von satten 4 GByte Arbeitsspeicher. Dieses Leistungspaket zeichnet sich im Praxistest durch eine ungemeine Arbeitsgeschwindigkeit aus, wobei auch anspruchsvolles Multitasking den Fernöstler nicht aus der Ruhe bringt – eine 1A-Leistung!

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Aufnahme mit dem Huawei P10

Weniger schön ist es leider um die Akku Kapazität bestellt. 3.200 mAh klingen zwar recht vielversprechend, doch in mehreren Testzyklen lag die durchschnittliche Rufbereitschaft bei gerade einmal 2,5 Tagen. Sorry Huawei, aber das ist in diesem Segment nicht mehr konkurrenzfähig. Immerhin zeigt das P10 im Dauerstresstext aber durchaus seine Muskeln, denn rund 9 bis 10 Stunden Dauereinsatz sind ein ordentlicher Wert. Dank Super-Charge“-Funktion und Schnellladekabel USB Typ-C lädt sich der fest verbaute Akku zudem binnen zwei Stunden wieder voll auf.

Die Soundvorstellung ist wieder besser. Zwar gibt es nur einen Mono-Lautsprecher am Geräteende im Rahmen, doch der agiert recht leistungsstark: sehr laut ohne größere Verzerrungen, breit gestaffelt, luftig und mit einem kleinen Bassfundament. Ein Leistungspaket, von dem auch der Freisprecher profitiert.

Und wie telefoniert es sich mit dem P10? Gut, denn im Testzeitraum gab es keinerlei negative Auffälligkeiten, was Stimmübertragung in beide Senderichtungen angeht.

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Fazit

Das Huawei P10 wurde hoch gelobt, und das auch größtenteils zurecht. Es ist leicht & hochwertig, verfügt über große Kraftreserven, einen guten Sound und lässt sich prima bedienen. Aber der Funker weist auch klare Schwächen auf, allen voran die Akkuleistung, die bestenfalls die Schulnote 4 verdient hat. Anno 2017 darf es einfach nicht passieren, dass man bereits am dritten Tag wieder zum Netzteil greifen muss. Auch die Kamera ist ambivalent. Sie kann zwar großes leisten, zeigt aber gerade beim schnellen Schnappschuss durchaus kleine Schwächen, und gerade dafür werden doch Smartphones-Kameras genutzt. Insofern bleibt dem P10 auch die Höchstbewertung verwehrt – aber das ist ganz klar meckern auf höchstem Niveau.

Exzellenter Allrounder mit etwas schwacher Akkuleistung
ausgezeichnet
Datum: 01.06.2017

+ Hochwertige & vielseitige Kamera
+ Super Performance
+ Sehr gutes Display

- Mäßige Rufbereitschaft
- Keine IP68-Zertifizierung
- Kamera nur im Profi-Modus voll überzeugend

 

Test: Ulf Schneider
Datum: 01.06.2017

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