TEST: Gigaset GS290 - Typisches Mittelklasse-Smartphone mit exzellenter Akkulaufzeit

Nach dem bitteren Siemens-Aus in der Smartphone-Branche durch die nicht ideal gelaufene BenQ-Übernahme hält zumindest der Festnetz-Spezialist "Gigaset" die Deutschlandfahne hoch – und das seit Mai 2018. Wir haben uns das Mittelklasse-Smartphone, dass mit einem starken Akku daherkommt, genauer angesehen.

Das Gehäuse mutet etwas wuchtig und schwer an, wenn man es das erste Mal in die Hand nimmt – aber auch sehr robust. Das Gewicht von 190 Gramm ist allerdings keinem hohen Metalleinsatz geschuldet, da nahezu nur Hartplastik zum Einsatz kommt. Größte Auffälligkeit ist der schneeweiße Rücken, der von einem Fingerprintscanner und einer Dual-Kamera unterbrochen wird. Beide schließen nahezu 100% plan mit dem Gehäuserücken ab. Das Display ist von einem V-Notch gekennzeichnet, der nur eine kleine Aussparung erzeugt – viel Displayfläche also fürs Geld. Eine IP-Zertifizierung gegen Wasser und Staub hat der Teutone allerdings nicht.

Rückseite

Der Touchscreen bietet 6,3 Zoll im 19,5:9-Format und eine stattliche Auflösung von 2.340 x 1.080 Pixeln (410ppi). Ordentliche Werte also für die Preisklasse, doch die reale Qualität ist im direkten Vergleich mit Konkurrenten, die ebenfalls in diesem Preisbereich aktiv sind, nicht die allerbeste. In den wichtigsten Disziplinen Kontrast, Schärfe, Helligkeit und Farbsättigung wird aber solide Performance geboten.

Günstiges Smartphone = mäßige Kamera? Dieses Zusammenspiel ist in der unteren Preisklasse kaum zu umgehen. Die Dualkamera bringt aber immerhin 16 Megapixel mit - und die können zumindest bei Tageslicht durchaus überzeugen. Hier gefällt vor allem die natürliche Farbwiedergabe. Sobald aber die Lichtverhältnisse schwieriger werden, verrauschen die Schnappschüsse und die Fokussierung bei Motiven aus größerer Distanz ist dann schlichtweg nicht mehr möglich.

Kamera und Fingerprintscanner

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Aufgenommen bei mäßigem Umgebungslicht

Eine HD-Qualität mit nur 30 Bildern pro Sekunde sind bei einem Camcorder ebenfalls nicht mehr ganz zeitgemäß. Dafür kann man aber Selfies mit ebenfalls 16 Megapixel archivieren. Gerade hier profitieren die Aufnahmen vom „Verschönerungsmodus“, zumal dieser diverse Optionen, wie z.B. eine Augenvergrößerung, bietet. Bei der Ausstattung werden viele Standard-Optionen, wie HDR, Panorama, Profi oder ein Nachtmodus geboten. Zeitlupe sucht man hingegen vergebens.

Das restliche Ausstattungspaket ist überraschend vielfältig, denn das Gigaset bietet einen Klinkenanschluss, einen flotten USB-C-Port und Dual SIM. Der interne Speicherplatz ist zwar auf 64 GB begrenzt, kann aber via microSD auf weitere 256 GB erweitert werden. Alle relevanten Datenschnittstellen sind zudem ebenfalls vorhanden (inklusive NFC). Gemäß der Preisklasse werden nicht immer die schnellsten Bandbreiten unterstützt.

Home-Screen

Android 9 ist an Bord

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Organisiert wird das Gigaset durch ein recht puristisches Android 9, sodass der Nutzer Zugriff auf viele bewährten Android-Optionen hat und sich schnell orientieren kann. Zu den alten Bekannten gehört ein Google-Startbildschirm, ein App Drawer sowie nützlich Pull Up & Down Menüs – und alles läuft in einem vernünftigen Tempo ab. 

Zur Entsperrung kann sowohl das Gesicht als auch die Fingerkuppe verwendet werden. Der Fingerprintsensor liegt dabei ergonomisch sinnvoll platziert auf der Rückseite. Nettes Extra: Der Sensor unterstützt eine Scrollfunktion, um beispielsweise eingehende Anrufe anzunehmen. Da er zudem schneller agiert als die Gesichtserkennung und zuverlässig arbeitet, kommt er häufiger zum Einsatz. Aber auch die Entsperrung via Gesicht klappt recht reibungslos, im Alltag sollten hier bei beiden Möglichkeiten kaum Probleme auftreten.

Seitliche Ansicht

Was allerdings auffällt: Beim Testmodell funktioniert der Schrittzähler, kurz MEMS- oder Gyro-Sensor, nicht ordnungsgemäß, sodass regelmäßige Nutzer vor dem Kauf ruhig eine Proberunde drehen sollten. Ansonsten liefert die Nutzeroberfläche einen runde Vorstellung ab.

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Das GS290 ist zwar nicht mit Qualcomm, aber mit dem recht potenten Mediatek MT6763V Helio P23 mit acht Kernen, 4 GB Arbeitsspeicher und einer 2,0 GHz Taktung als Prozessor ausgestattet. Damit erreicht der Funker zwar nicht die Klasse von Referenzgeräten, doch im normalen Alltag werden alle Routinen schnell abgespult. Wer allerdings anspruchsvollere 3D-Games zockt oder schnell über W-LAN downloaden möchte, sollte tiefer in die Tasche greifen.

Wer nach einem Smartphone mit einer blendenden Akkuleistung sucht, sollte zugreifen, denn das Gigaset GS290 hat einen neuen AreaDVD-Rekord bei der Rufbereitschaft aufgestellt. Bei einer „gemütlichen“ Nutzungsintensität blieb der Funker durch den 4.700 mAh starken Akkublock sensationelle bis zu zehn Tage auf Empfang – beeindruckend! 10,5 Stunden im Dauerstresstest sind ebenfalls eine gute Leistung. Schade allerdings, dass es trotz dem beigelegten Schnellade-Netzteil gute drei Stunden dauert, bis wieder 100% erreicht sind. Dafür ist induktives Laden bei immerhin bis zu 15 Watt möglich – in dieser Preisklasse durchaus eine Besonderheit.

Kleinere Brötchen werden bei auditiven Leistungen gebacken. Der Mono-Lautsprecher unterhalb des Displays agiert zwar bei moderater Lautstärke noch ordentlich, doch sobald es lauter und die Soundkulisse komplexer wird, verliert der Speaker die Kontrolle und es fängt an zu klirren. Auch bei Telefonaten liegt die Sprachklangqualität unter dem Durchschnitt, was nicht gerade zu längeren Gesprächen einlädt.

Gigaset GS290

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Fazit

Das Gigaset GS290 fühlt sich in der mittleren Preisklasse wohl und bietet auch in den meisten Disziplinen eine Performance, die diesem Preissegment entspricht. Ausnahme ist die grandiose Rufbereitschaft, die klar aus dem Durchschnitt hervorsticht und voraussichtlich ihre Fans finden wird, denn gerade für Intensivnutzer ist dieses Feature ein klares Kaufargument. Abseits des Akkublocks gibt es allerdings auch einiges, was unterdurchschnittlich ausfällt, allem voran die Kameraqualität. Gerade hier muss das Gigaset noch technisch aufstocken, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Der Preis ist aber auf alle Fälle konkurrenzfähig. 

Mittelklasse-Modell mit durchschnittlicher Ausstattung, aber brachial starkem Akku

01.02.2020

Test: Ulf Schneider
Datum: 01.02.2020


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